Die Deportation der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion

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Erinnerungen an die Deportation Die Deportationswellen im Spiegel der Geschichtsarchive

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ie Erinnerung an die Deportation der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion wurde vorwiegend in deren Gemeinschaft festgehalten. Nach 1990 haben die Lokal-Foren der Rumäniendeutschen, jedoch auch die Vereine aus Deutschland, einige Bücher mit den Erinnerungen der Deportierten herausgegeben1. Weniger in der rumänischen Geschichtsschreibung behandelt, kann das Thema heute neu bewertet werden mittels der in mehreren Archiven bewahrten Dokumente2. In den Jahren 1944-1945 haben die sowjetischen Entscheidungsträger als eine Form der Kriegsschäden-Reparation die Deutschen aus der Sowjetunion, aus Rumänien, der Tschechoslowakei, Jugoslawien, Bulgarien, Ungarn in den Donbas und den Ural deportiert. Trotz der Proteste der Radescu-Regierung wurde die Maßnahme in den Monaten Januar-Februar 1945 auch in Rumänien durchgeführt. Etwa 70.000 Sachsen aus Siebenbürgen und Schwaben aus dem Banat zwang man unter unmenschlichen Bedingungen, ohne ärztliche Fürsorge, schlecht ernährt und geklei1 Doru Radosav „Donbas. O istorie deportata“, Ravensburg, Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben, 1994; Hermann Rehner „Wir waren Sklaven. Tagebuch eines nach Russland Verschleppten“, Sibiu, Eigenverlag, 1993; „Russland-Deportierte erinnern sich. Schicksale Volksdeutscher aus Rumänien (1945-1956), Bucuresti, Editura „Neuer Weg“, 1992; George Weber „Die Deportation von Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion 1945-1949, Köln, Böhlau, 1995 2 Arhivele Nationale Istorice Centrale (ANIC): CC al PCR- Sectia Organizatorica, Directia Generala a Politiei, MAI – Directia Administratiei de Stat; Arhiva Consiliului National pentru Studierea Arhivelor Securitatii (ACNSAS), Fond Dokumentar

det, in Kohlengruben, Steinbrüchen, Kolchosen und auf dem Bau zu arbeiten. Die Deutschen in der Sowjetunion die ersten Deportierten Der Leidensweg der Deutschen aus Zentralund Osteuropa wurde angekündigt durch die in der Sowjetunion zeitgleich mit der Eröffnung der Ostfront im II. Weltkrieg durchgeführten Maßnahmen. Am 28. August 1941 haben die Sowjets – als vorbeugende und unkriegerische Maßnahme, wie man behauptete – ein Dekret erlassen, wonach die deutsche Bevölkerung der Sowjetunion, etwa 1,2 Millionen Menschen, nach Sibirien und Kasachstan umgesiedelt wurde. Laut Dekret durften die Deportierten Güter von maximum 200 kg mitnehmen, bzw. 1 Tonne je Familie. In jedem Zug sollte ein Wagen für das medizinische Personal – bestehend aus einem Arzt und zwei Schwestern – vorhanden sein. In der Realität wurden diese Vorgaben nicht respektiert3. Die Deutschen hatten höchstens zwei Stunden zur Verfügung, um Kleidung und Nahrungsmittel von absoluter Dringlichkeit zusammenzupacken. Den Meisten wurde verweigert, Proviant für einen Monat mitzunehmen. Aus der Verbannung, zu der sie der Sowjetstaat zwang, kehrten sie bis zum 13. Dezember 1955 in mehreren Wellen zurück. Gegen Ende des II. Weltkrieges erfolgte die zweite Deportations-Welle der Deutschen aus der Sowjetunion. Leidtragende waren die von den Behörden des III. Reiches in den Westen verfrachteten Deutschen. Sie wurden gegen ihren Willen „repatriiert“ und 3 Irina Mukhina, „The Forgotten History. Ethnic German Women in Soviet Exile,1941-1955, in „Europe-Asia Studies“, Vol.57 Nr.5 (Jul.2005, S. 731-732


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