Bei sehr großem Bedarf wurden auch leerstehende Kasernen, Kontumazhäuser, Fabriksgebäude und ähnliche Unterkünfte im ganzen Banat herangezogen . Selbstverständlich waren die Altkolonisten über diese "Eindringlinge" in ihre ohnehin nicht großen Häuser nicht sehr begeistert. Die Einquartierten hatten infolgedessen von den alteingesessenen Einwohnern "äußerste Ungemach" zu erdulden . Besonders dann , wenn sie nach erledigter Feldarbeit im Herbst und Winter keine Hilfe, sondern nur mehr eine Last waren. Da die Familien groß waren, mußten einige im Stall oder auf dem Boden schlafen . In der Enge der Häuser und bei den ungesunden Unterbringungsverhältnissen konnten sich die Krankheiten rasch verbreiten und stürzten die Altsiedler und Einquartierten in Elend und Schulden . Die Neuankömmlinge waren meist viel zu arm , um sich auf eigene Kosten verpflegen zu können. Wohl war durch die Errichtung der Wirtshäuser die Möglichkeit gegeben , sich mit Fleisch und Getränken zu versorgen , aber die Ernährung der Massen der Einwanderer, die sofort nach dem Anlegen der Schiffe in Temeswar einzusetzen hatte, war nur dann möglich , wenn rechtzeitig genügend Mehl verfügbar war. Wie schlecht es aber mit der Mehlversorgung in Billiet nach der Ansiedlung geklappt hat, werden wir auf den nächsten Seiten dieses Buches erfahren. Um den Kolonisten Gelegenheit zu geben , sich vor der eigenen Ernte möglichst weitgehend selbst die Nahrung zu verdienen , wurden sie gegen Entlohnung zur Mitarbeit bei der Heuernte auf den Prädien und bei der Ernte in den Altkolonistendörfern herangezogen. Solche, die bei der Feldarbeit nicht gut gebraucht werden konnten oder vor Wintereinbruch noch nicht in ihren eigenen Häusern untergebracht waren, wurden teilweise beim Festungsbau und den Pflasterungsarbeiten in Temeswar und Arad , Frauen auch in der Spinnerei , beschäftigt. [1. H . I.] Alle diese Maßnahmen , die dazu dienen sollten , die allgemeinen Verpflegungskosten möglichst herabzudrücken , konnten aber keineswegs die Tatsache aus der Welt schaffen , daß Tausende Ankömmlinge in fremden Dörfern fern von den ihnen zugedachten Feldern tatenlos herumsaßen . Durch Mißernten und Krankheiten der Kolonisten wunß es oft notwendig, ganze Gemeinden durch zwei und mehr Jahre immer wieder zu verpflegen. Die allgemeinen monatlichen Verpflegungskosten waren im Banat sehr verschieden hoch . Laut einem Auszug aus dem Jahre 1772 betrug der Durchschnitt für die gesamte Verpflegung im Banat innerhalb eines Monats 6.000 fl. Für große Familien rechnete man mit 11 bis 13 fl . monatlichen Verpflegungskosten . So standen am Ende des " Großen Schwabenzuges" im Sommer 1771 sechstausendfünfhundertfünfzehn Personen , im Herbst dreitausendsechshundert und im Februar 1772 dreitausendzweihundertneununddreißig Personen bei den Verwaltungsämtern im Banat in Verpflegung. Damit sind wir am Ende der langen Reise angelangt. Wir hatten Gelegenheit, unsere Ansiedlerahnen, skizzenhaft und in ganz groben Zügen auf ihrem schweren Weg aus der Heimat in die neue Heimat, in das Banat, im Geiste zu begleiten . Wir taten einen kleinen Einblick in den tatsächlichen Ablauf der größten Völkerwanderung des 18. Jh .s in das Banat, die im Jahre 1772 ihren Abschluß fand und als der " Große Schwabenzug" in die Geschichte eingegangen ist.
Ansiedlung Die Ortsgründung des deutschen Dorfes Billiet ( 1765) Bei der Ankunft unserer Ansiedlerahnen in Temeswar diente das Prädio Billiet nach wie vor als Viehweide und zur Heumachung, es wurde nur extensiv genutzt . Dieser Umstand verdient schon deshalb festgehalten zu werden , da zum Unterschied einiger neu angesiedelter Dörfer des " Ersten Schwabenzuges" wie: Neu-Petsch , Neu-Beschenowa, Neu-Arad, Neu-Moldowa aber auch Deutsch-Sankt-Peter, Deutsch-Tschanad , Deutsch-Sankt-Nikolaus, Deutsch- Rekasch usw. die aus bereits bestandenen nationalistischen Ortschaften hervorgegangen sind und zugebaut wurden, ist Billiet neu, auf unbebautem, siedlungsleeren Weideland aufgebaut worden. Um den nötigen Ansiedlungs-Grund und Boden zu sichern , wurden schon im Jahre 1764 die Prädienpächter auf der Heide angewiesen, sich nach anderen Weideflächen umzusehen . Auch
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