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„Es macht mich stolz, wenn das Brautpaar glücklich ist!“
Die alte Tradition des Hochzeitladers lebt auf. Doch welche Aufgaben hat er eigentlich? Der Alex, wie er genannt wird, achtet bei den Hochzeitsfeierlichkeiten genau drauf, dass Abläufe eingehalten werden, die Tradition nicht zu kurz kommt und vor allem, dass das Brautpaar geehrt wird und dies wirklich der sprichwörtlich schönste Tag in ihrem Leben wird. „Im Gegensatz zu früher ist die Aufgabenstellung heute geteilt“, so Lindenbauer. Der Hochzeitslader von einst musste alles zu Fuß machen. Dementsprechend waren es vielleicht durchschnittlich 30-40 Personen, die auf eine Hochzeit geladen wurden. Ein Hochzeitslader war oftmals ein Viehhändler. Weil sie viel herumkamen, wussten diese genau, wer welches »Sacherl« hatte, und wessen Söhne und Töchter demnach füreinander gemacht waren. Entsprechend haben sie die Paare dann zusammengebracht und die Einladung zur Hochzeit an die Familien und Nachbarn weitergetragen. Heutzutage ist das gar nicht mehr möglich. Die Gäste wohnen meist zu weit auseinander, teilweise sogar im Ausland. Aufgaben wie Hilfestellung beim Brautkleid, Einladen der Gäste oder Auswahl der Musik und die Reservierung und Ausschmückung des Festsaales übernehmen sogenannte »Wedding Planer«.
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Lange war die Tradition des Hochzeitladens in Vergessenheit geraten. Doch seit einiger Zeit haben Hochzeitslader Hochkonjunktur. Gerade Hochzeiten, die Wert auf Tradition legen, engagieren einen »Schmuser« oder »Progoder«, wie er auch genannt wird, der sie durch den Tag begleitet. Kurzfristig sind Hochzeitslader so gut wie gar nicht buchbar. Einer von ihnen ist der 46-jährige Alexander Lindenbauer aus Rottach-Egern. Seit 18 Jahren ist er in ganz Bayern unterwegs und dementsprechend auch gefragt. „Bis Ende 2015 sind nur noch wenige Termine frei. Um in der Zwischenzeit noch einen Termin zu bekommen, müsste schon jemand seine Hochzeit absagen. Das kommt aber sehr selten vor“, erklärt Lindenbauer. „Natürlich kann es schon mal sein, dass mich jemand anruft und fragt, ob ich kommende Woche Zeit hab“, aber selbst wenn der Termin frei wäre, muss ich absagen“, bekennt er. Denn ein Hochzeitslader, der seine Sache ernst nimmt, investiert viel Zeit in seine Vorbereitungen. „Schnell mal vorbeikommen, ein paar Sprüche aufsagen und Leute animieren, geht bei mir gar nicht. Ich bin weder ein Hofnarr noch ein Pausenclown.“