Golden Ride 01/14

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Anita Fuchs

Montag den 28. Oktober 2013 werden Big Wave Surferin Maya Gabeira und ihr Tow-in Partner Carlos Burle wohl nie vergessen. Doch während ich noch immer Gänsehaut von den Aufnahmen des Monsterswells, der Ende Oktober die europäischen Küsten erreichte, bekomme, lachen die Protagonisten schon über diesen Tag und Carlos „würde alles genauso nochmal machen“. Das klingt für viele verrückt angesichts der Tatsache, dass seine Freundin Maya an diesem Tag fast ertrunken wäre. Orkan „Christian“ bescherte der Atlantikküste den ersten großen Winterswell, der Big Wave Surfer aus der ganzen Welt nach Europa lockte. Der kleine portugiesische Fischerort Nazaré wurde schon durch den Weltrekord von Garrett McNamera, der dort letztes Jahr die, mit 30 Metern, größte Welle aller Zeiten surfte, bekannt. Die Vorhersagen versprachen auch für diesen Swell mindestens genauso große Wellen. Maya und Carlos waren bereits einige Tage früher angereist, um sich mit der Umgebung und dem Spot vertraut zu machen, denn für beide war es das erste Mal in Nazaré. Beide Brasilianer sind erfahrene Big Wave Surfer. Carlos ist ein alter Hase, wenn es um die großen Wellen geht und Maya gewann 2012 ihren fünften Billabong XXL Titel und hatte erst diesen Sommer ein beeindruckendes Comeback, als sie nach ihrem heftigen Wipeout in Teahupoo 2011, wieder zurück zum Ort des Geschehens kam. Damals starb sie fast am „Skull breaker reef“, als sie ein Set, Welle für Welle, auf das seichte, scharfe Riff schleuderte. Doch von solchen Vorfällen lässt sich Maya nicht unterkriegen und surfte die legendäre Welle vor Tahiti wieder. Nach ihrem heftigen Wipeout in Nazarè, findet sie die Nahtoderfahrung von Teahupoo aber nicht mehr so schlimm... Maya und Carlos machen sich früh am Morgen auf den Weg ins Line-up, da gegen 9 Uhr der Wind zunehmen sollte und die Wellen unsurfbar machen würde. Noch ist aber wenig Wind und die Wellen sind riesig. Maya ist als erste an der Reihe. Carlos zieht sie in die Welle und sie lässt die Leine los: „Die Welle war ungefähr doppelt so groß, wie die größte Welle, die ich je gesurft bin. Sie war sehr, sehr bumpy, und extrem schnell – ich bin noch nie so schnell gesurft. Bei dem dritten oder vierten Hügel ist mein Knöchel gebrochen. Dann bin ich kopfüber ins Wasser gefallen und wurde von der Welle

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verschluckt... und dann ging das Ganze los.“ So beschreibt sie den Ritt auf dem Monster. „Als alles um mich herum schwarz wurde, kam ich zurück an die Oberfläche. Damit hätte ich nicht gerechnet, denn als ich im Schwarzen war, dachte ich das sei es mit mir gewesen. Aber zurück an der Oberfläche hatte ich eine zweite Chance. Ich konnte irgendwie atmen, aber ich hab nichts gesehen, gar nichts, da alles um mich herum weiß war. Ich wusste, dass ich in großer Gefahr war und mich auf meine Instinkte verlassen musste.“ Carlos verlor sich nach der zweiten Welle aus den Augen doch schaffte es nach zwei Versuchen die fast schon bewusstlose Maya aus dem riesigen Shorebreak an den Strand zu bringen. Dort angekommen war sie bereits bewusst los und konnte nur durch Wiederbelebungsmaßnahmen gerettet werden. Sie wurde so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht, wo sie erst nach einer Zeit realisierte, dass sie sich den Knöchel gebrochen hatte. „Mein ganzer Körper schmerzte, vor allem meine Lungen. Es war hart und schmerzvoll wieder zurück zu kommen, aber ich war zugleich sehr, sehr glücklich und dankbar für jeden, der bei mir war. Ohne sie wäre ich jetzt nicht mehr hier.“ Als Maya sicher im Krankenhaus war, ist Carlos noch mal raus vor Nazaré und stellte mit seiner riesigen Welle einen neuen, wenn auch umstrittenen, Weltrekord auf. Während alle Augen nach Portugal gerichtet waren, spielten sich auch an anderen Big Wave Spots Europas wie zum Beispiel im französischen Belharra ähnlich spektakuläre Szenen ab. Die Französin Justine Dupont, die ein echtes Surf-Allroundtalent ist – sie surfte die Shortboard ASP World Tour mit, wurde bei den ASP Longboard World Championships dieses Jahr dritte und charged auch gern auf Big Waves. Als der erste große Winterswell auf die französische Atlantikküste traf, war sie bestens vorbereitet und war hungrig darauf ein paar dieser Brecher zu surfen. Wir haben sie kurz nach der Session interviewt:


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