Gesund Leben Magazin 2301

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GESUND LEBEN

+ Schwerpunkt: Menschen helfen –Karriere machen

Wege in die Pflege: Wo gehöre ich hin?

S. 18

01 /23

Krisenmanager: Psychiatrische Fachpflege

S. 48

Orthopädietechnik: Menschen Mobilität schenken

S. 56

Therapeuten: Was sie tun und was sie bewegt

S. 58

Klinikum Bayreuth GmbH + GeBo Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken + reha team Nordbayern + MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel + Bayerisches Rotes Kreuz Kreisverband Bayreuth + OFRA Pharm oHG Apotheken + Gesundheitsregionplus/Gesundheitsregion Bayreuth + Caritasverband Bayreuth für Stadt und den Landkreis Bayreuth e.V. + Praxis am Main, Beate Zunner

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Phytoextrakte aus Ingwer, Weihrauch und Indischem Wassernabel

Kraftvolles Vitamin C für die Kollagenbildung2

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Für eine gesunde Verdauung

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Fördert die Verdauung3, auch für Schwangere

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Hilft, Übelkeit auf Reisen zu vermeiden4

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Unterstützt die natürlichen Abwehrkräfte5

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Entspannt durch den Tag

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Hilft, ruhig und entspannt zu bleiben6

Phytosleep®

Für einen gesunden Schlaf

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Fördert einen gesunden Schlaf7

alchemlifedeutschland

1 Mangan trägt zur Erhaltung normaler Knochen und zu einer normalen Bindegewebsbildung bei. Weihrauch hilft, die Gesundheit der Gelenke zu erhalten und unterstützt die Gelenkbeweglichkeit.

2 Vitamin C trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Knorpel und Knochen bei. Weihrauch kann die Gesundheit der Knochen und Gelenke unterstützen. Indischer Wassernabel hilft, den venösen Kreislauf aufrechtzuerhalten und unterstützt die periphere Durchblutung. 3 Kurkuma unterstützt die Verdauung, fördert die Bildung von Verdauungssäften und trägt zu einer komfortablen Verdauung bei. Ingwer trägt zu einer normalen Darmtätigkeit bei, fördert die Verdauung und sorgt für körperliches Wohlbefinden. 4 Ingwer hilft dabei, Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang einer Auto- , See- oder Flugreise zu vermeiden. Pfefferminze fördert das Wohlbefinden der Verdauung und lindert Bauchkrämpfe. 5 Kurkuma hilft, die Wirksamkeit des Immunsystems aufrechtzuerhalten. Ingwer unterstützt die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers. 6 Safran hilft, entspannt und positiv gestimmt zu bleiben. Passionsblume hilft, ruhig und entspannt zu bleiben. Rosenwurz wirkt wohltuend bei stressbedingter Müdigkeit. Melisse trägt zu optimaler Entspannung und geistigem sowie körperlichem Wohlbefinden bei. 7 Baldrian trägt dazu bei, natürlichen Schlaf zu fördern und zu erhalten. Passionsblume fördert Entspannung und einen normalen Schlaf. Melisse fördert innere Ruhe und hilft beim Einschlafen, trägt zu einer wohltuenden Erholung bei. Kamille trägt zur Entspannung und einem normalen und gesunden Schlaf bei.

www.alchemlife.de

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ein Wort, das man zurzeit immer wieder und immer häufiger hört, ist der Fachkräftemangel. Auch in der Gesundheitsbranche stehen wir vor dieser großen Herausforderung: Die Kolleginnen und Kollegen der Babyboomer-Generation gehen nach und nach in Rente und geburtenschwache Jahrgänge rücken in die Arbeitswelt nach. Heute stehen nicht mehr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor den Unternehmen Schlange, sondern die Unternehmen buhlen um sie – insbesondere in dem sehr bedeutenden Pflegebereich! Aber auch wir in der Pharmazie suchen händeringend nach Nachwuchs-Pharmazeuten.

Wie können wir also nachhaltig junge Menschen dazu motivieren, eine Ausbildung im Gesundheitsbereich zu absolvieren und somit auch in Zukunft qualitativ hochwertige Pflege- und Gesundheitsleistungen für die Bayreutherinnen und Bayreuther gewährleisten? In dieser Ausgabe von „Gesund Leben“ wollen wir es damit versuchen, Menschen aus den verschiedensten Gesundheitsberufen in Bayreuth vorzustellen. Was bewegt sie, welche komplexen Aufgaben lösen sie und wie können sie auch in schwierigen oder belastenden Momenten, Kraft und Leidenschaft für einen Beruf im Medizinbereich schöpfen? Und welche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten bietet hier die Region Bayreuth überhaupt?

Ob erzählenswerte Geschichten über Lebensretter, Krisenmanager oder die künftigen Gesundheitsheldinnen und -helden aus Bayreuth – wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Danke für Ihr Interesse!

Dr. Jens Landwehr und Dr. Andreas Paul führen unter dem Dach der OFRA-Pharm OHG die Mohren Apotheke, die Rathaus Apotheke, die Brandenburger Apotheke sowie die Apotheke am Roten Hügel und betreiben die Internetplatform www.meineapo.express

3 GESUND LEBEN
„Hier an der Klinik sieht man, dass man in seinem Beruf etwas bewirken kann.“
FRANZISKA EGLER AUS DEM ARTIKEL DREI GENERATIONEN AM PFLEGEBETT, S. 53
OFRA-Pharm OHG www.apotheke-bayreuth.de Editorial

GESUND LEBEN

Impressum

Das Magazin GESUND LEBEN wird herausgegeben von GMK – Medien. Marken. Kommunikation. in enger Partnerschaft mit Klinikum Bayreuth GmbH + GeBo Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken + reha team Nordbayern + MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel + Bayerisches Rotes Kreuz Kreisverband Bayreuth + OFRA Pharm oHG Apotheken + Gesundheitsregion plus/Gesundheitsregion Bayreuth + Caritasverband Bayreuth für die Stadt und den Landkreis Bayreuth e.V. + Praxis am Main, Beate Zunner

Verantwortlich: GMK GmbH & Co. KG, Jörg Lichtenegger (V.i.S.d.P.)

Editorial-Design: Melanie Gimmel · Media: Daniel Sutter (Anzeigenleitung)

Es gelten die Mediadaten vom 19. Januar 2023

GMK GmbH & Co. KG – Medien. Marken. Kommunikation.

Jörg Lichtenegger (verantw.) · Kanzleistraße 3 · 95444 Bayreuth

Tel.: (0921) 76440-0 · E-Mail: gmk@gmk.de · www.gmk.de

© 2023 GESUND LEBEN

4 GESUND LEBEN Inhalt & Impressum 10 14 12 09
Gesamtherstellung
Editorial 03 Impressum 04 Kurz & knapp Neues aus Bayreuths führenden Gesundheitseinrichtungen 06 Medizinisch neu Medizin aus der Luft 9 Meilenstein in der Behandlung metastasierter Prostatakarzinome 10 Hilfe finden Wenn’s im Rücken zwickt … Bandscheibenvorfall 12 „Ich fühl wie du“ – Selbsthilfefreundlichkeit 14 Rätselzeit 62 Das ist drin! Gemeinsam
Menschen helfen – Karriere machen ... 16 Ausbildung im Krankenhaus: Wo gehöre ich hin? 18 Skills Lab: Lernen wie im Flugsimulator 20 Pflege – deshalb! ............................................................. 22 Trainees im Krankenhaus – so gelingt der Start ins Berufsleben 24 Auf Euro und Cent – was Beschäftigte verdienen................... 26 Intensiv: Ganz nah dran .............................................................. 28 Dem eigenen Anspruch gerecht werdena 30 Naturheilkunde: „Wir denken nicht in Entweder-Oder“ 32 Ohne Pillen und Spritze: Wege der alternativen Schmerzlinderung .. 34 Lebensretterin für die ganz Kleinen 36 Im Kreißsaal lernt man nicht aus 38 Der Mensch steht im Mittelpunkt – Pflegefachkraft .................... 42 Abwechslung garantiert – Notfallsanitäter/-in............................ 43 Weiterbildung in der ambulanten Versorgung 44 GeBO-Akademie: Lernen (lassen) sichert die Zukunft 46 Die Krisenmanager – psychiatrische Fachpflege..................... 48 Die Wegbereiter – Pflege in der Klinik für Forensische Psychiatrie 51 Klinik sucht Gärtner und Elektroniker .......................... 52 Drei Generationen am Pflegebett ............................... 53 Feuerlöscher der Nation? 54 Zwischen Gips und Hightech 56 Interview mit einer Ergo-, Sprachund Physiotherapeutin 58 SC H W KNUPRE T · SUAW/ E ITERBILDUNG· +
Zukunft gestalten
Gemeinsam

Neues aus Bayreuths führenden Gesundheitseinrichtungen

Kurz & Knapp

Neues aus Bayreuths führenden Gesundheitseinrichtungen

GESUNDHEITSEINRICHTUNGEN BEZIRK OBERFRANKEN

Herausragender Cellist zu Besuch im Bezirkskrankenhaus Bayreuth

Am Freitag, 24. März, ist ein besonderes Konzert in der Reihe „Haus Marteau auf Reisen“ zu hören: In der Kirche des Bezirkskrankenhauses Bayreuth tritt um 18:30 Uhr Prof. Jakob Spahn auf, ein weltweit gefragter Cellist, der in Haus Marteau lehrt. Bezirkstagspräsident Henry Schramm ist es wichtig, dass Haus Marteau auch in Bezirkseinrichtungen sichtbar und hörbar ist, um die Verbindung zwischen der Internationalen Musikbegegnungsstätte und den zahlreichen weiteren Einrichtungen des Bezirks in ganz Oberfranken deutlich zu machen: „Ich lade alle Klassikfans herzlich nach Bayreuth ein, um sich von der hohen künstlerischen Qualität unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte zu überzeugen. Einen renommierten Cellisten wie Prof. Spahn kann man in Oberfranken nicht alle Tage hören.“ Karten sind im Vorverkauf am Infopoint des Bezirkskrankenhauses und an der Abendkasse erhältlich.

REHA TEAM NORDBAYERN

Neue Beratungsstelle Homecare in Weiherhammer

Viele Menschen, die Angehörige im häuslichen Umfeld pflegen, sind auf vielfältige Unterstützung und Informationen angewiesen. Das reha team Nordbayern ist deshalb mit der Beratungsstelle Homecare in Weiherhammer vor Ort, um Unterstützung zu bieten und den Menschen Mut zu machen. Sowohl im persönlichen Beratungsgespräch als auch bei Seminaren und Veranstaltungen steht das Team des reha team Nordbayern im modern ausgestatteten Showroom beratend und helfend zur Seite, wenn es um Themen wie Wundversorgung, Stomaversorgung, Trinkund Sondennahrung, Inkontinenzversorgung oder die ganz alltägliche Pflege geht. Ziel der Beratungsstelle ist es, den pflegenden Angehörigen den Alltag zu erleichtern, bei Veranstaltungen den Austausch zu fördern, sowie über Möglichkeiten und Produkte zu informieren.

KONTAKT:

reha team Nordbayern Gesundheitstechnik GmbH

Beratungsstelle Homecare

Hauptstr. 20, 92729 Weiherhammer

Telefon: 09605-4199862

E-Mail: homecare@rehateam-nordbayern.de

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ˆ Der Cellist Prof. Jakob Spahn spielt am 24. März in Bayreuth. Karten sind im Vorverkauf am Infopoint des Bezirkskrankenhauses und an der Abendkasse erhältlich. Foto: Andrej Grilc ˆ Die neue Beratungsstelle für Homecare des reha team Nordbayern in Weiherhammer. Foto: reha team Nordbayern

Prof. Dr. Regine Gätje ist neue Leitende Oberärztin an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Klinikum Bayreuth GmbH.

Foto: Klinikum Bayreuth GmbH

KLINIKUM BAYREUTH GMBH

Neue Leitende Oberärztin an der Frauenklinik

Prof. Dr. Regine Gätje ist neue Leitende Oberärztin an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Klinikum Bayreuth GmbH. Die 57-Jährige bringt hohe Expertise mit – sie ist besonders qualifiziert in spezieller operativer Gynäkologie, spezieller Geburtshilfe, spezieller gynäkologischer Endokrinologie/ Reproduktionsmedizin und hat die entsprechenden Zusatzbezeichnungen inne.

Für die gebürtige Kielerin ist der Schritt nach Bayreuth ein wichtiger: „Hier ist eine positive Entwicklung im Team der Klinik erkennbar, Größe und Struktur des Hauses bieten eine gute Perspektive und die Region hat Zukunft.“ Dass dies für Prof. Dr. Gätje entscheidende Kriterien sind, erklärt sich auch aus ihrem Lebenslauf. Gut zehn Jahre lang war sie Chefärztin der Frauenklinik am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen.

Seit 1. Februar 2023 gehört Prof. Dr. Regine Gätje zum Team der Frauenklinik und explizit auch zu dem des MVZ Gynäkologie. Ihr erster Arbeitsschwerpunkt wird es sein, die ambulante System- und Chemotherapie unter dem neuen Dach der Ambulanten Spezialmedizinischen Versorgung (ASV) nach vorne zu bringen. Auch in der operativen gynäkologischen Onkologie soll sie Akzente setzen.

Von der Assistenzärztin bis zur Leitenden Oberärztin der Frauenklinik ist die Medizinerin in den Jahren 1993 bis 2012 an der Universitätsklinik in Frankfurt aufgestiegen. Mit der dortigen Medizinischen Fakultät verbindet sie nach wie vor vieles. Sie ist Außerplanmäßige Professorin und engagiert sich auch im Bereich der studentischen Prüfungen. Ihr eigenes Medizinstudium absolvierte sie in ihrer Heimatstadt Kiel.

Seit 1999 informiert das Beratungszentrum Oberfranken für Menschen nach erworbener Hirnschädigung e. V. (BZO) kostenfrei und ambulant zum Thema „Erworbene Hirnschädigungen“ – in ganz Oberfranken.

Am 13. Mai 2023 veranstaltet das Beratungszentrum Oberfranken für Menschen nach erworbener Hirnschädigung e. V. unter der Schirmherrschaft von Bezirktagspräsident Henry Schramm den 11. Informationstag zum Thema „Erworbene Hirnschädigungen“. Mittels verschiedenster Aussteller und Referenten werden an diesem Tag Besucherinnen und Besucher, Betroffene, Angehörige, Freunde und Freundinnen sowie die Öffentlichkeit über verschiedenste Therapiemöglichkeiten und Hilfsmittel informiert. Das Kulinarische und die Gemütlichkeit kommen natürlich auch nicht zu kurz: vom Wörschtlasmo aus Hof gibt es leckere Würste, die jungen Aphasiker bieten Kaffee und Kuchen, die Firma Alber aus Marktschorgast eine Tomaten-Birnen-Suppe. Für musikalische Unterhaltung sorgt die Band „Kobberneggisch“ aus Bayreuth.

Seit 1999 ist das ambulante, kostenfreie Beratungs- und Begegnungszentrum für Menschen mit erworbener Hirnschädigung für den gesamten Regierungsbezirk Oberfranken tätig. Seinen Hauptsitz hat es in Bayreuth, angeschlossen an das Reha-Zentrum Roter Hügel.

WANN UND WO?

Samstag, 13. Mai 2023, 11 bis 16 Uhr reha team Nordbayern, Am Bauhof 11, 95445 Bayreuth Mehr Informationen finden Sie unter www.b-z-o.de

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MEDICLIN REHA-ZENTRUM ROTER HÜGEL
11. Informationstag rund um das Thema
„Erworbene Hirnschädigungen“

Verstärkung für die Klinik für Thoraxchirurgie an der Klinikum Bayreuth GmbH: Privatdozent Dr. Rolf Linder gehört seit 1. Februar als Leitender Oberarzt zum Klinik-Team. Foto: Klinikum Bayreuth GmbH

KLINIKUM BAYREUTH GMBH

Erfahrener Mediziner für die Thoraxcirurgie

Verstärkung für die Klinik für Thoraxchirurgie an der Klinikum Bayreuth GmbH: Privatdozent Dr. Rolf Linder gehört seit 1. Februar als Leitender Oberarzt zum Klinik-Team. Linder war zuvor Chefarzt für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie am Klinikum im niedersächsischen Alfeld. Er ist Facharzt für Chirurgie, Viszeral- und Spezielle Viszeralchirurgie sowie für Thoraxchirurgie. Die Thoraxchirurgie umfasst operative Behandlungen von Lunge, Bronchien, Rippenfell sowie Brustwand.

PD Dr. Linder blickt auf eine lange und erfolgreiche medizinische Karriere zurück: Nach dem Abitur folgte das Medizinstudium an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach dem Staatsexamen 1985 absolvierte er seine Jahre als Assistenzarzt in der Abteilung für Allgemein- und ThoraxChirurgie der Universität Gießen. „Seitdem bin ich nonstop in der Chirurgie tätig und ich habe nie etwas anderes machen wollen“, sagt der erfahrene Arzt.

Bis 1997 war Rolf Linder an der Universitätsklinik Gießen tätig. In diese Zeit fiel auch ein zweijähriges Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Karolinska-Institut in Stockholm, das als eine der besten medizinischen Forschungseinrichtungen der Welt gilt. Anschließend habilitierte er im Fach der Chirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover.

„Wir freuen uns sehr, einen solch hoch qualifizierten und erfahrenen Kollegen für uns gewonnen zu haben“, sagt der Direktor der Klinik für Thoraxchirurgie an der Klinikum Bayreuth GmbH, Dr. Thomas Hoppert. „Gemeinsam mit PD Dr. Linder können wir unsere wachsende Klinik ausbauen.“

MEDICLIN REHA-ZENTRUM ROTER HÜGEL

Hilfe bei Corona-Langzeitfolgen

Atemnot, Konzentrationsstörungen, seelische Beschwerden – viele Menschen leiden unter den komplexen Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung. Hilfe finden sie deutschlandweit in den Post-Covid-Schwerpunktkliniken der MEDICLIN, die bereits mehrere tausend Betroffene behandelt haben. Auch das MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel gehört dazu. Die Medizinerinnen und Mediziner der Schwerpunktkliniken haben schon früh in der Pandemie ein bislang einzigartiges interdisziplinäres Reha-Konzept entwickelt, das den vielfältigen Symptomen des Post-Covid-Syndroms Rechnung trägt. Es basiert auf fünf Säulen: zentrales Expertenboard, interdisziplinäre Konsile, standardisierte Diagnostik, gezielte Therapiemodule und wissenschaftliche Begleitung.

Die Ärzte und Ärztinnen des MEDICLIN Reha-Zentrums

Roter Hügel sind Teil des zentralen Post-Covid-Expertenboards der MEDICLIN, das regelmäßig tagt. Hier tauschen sie sich fach- und standortübergreifend zu komplexen Post-Covid-Fällen aus, beziehen in Telekonsilen Betroffene direkt mit ein und besprechen weitere Behandlungsschritte. Je nach Art und Ausprägung der Symptome kommen Mediziner aus der Neurologie, der Inneren Medizin, der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie oder der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zusammen. „Statt Betroffene an verschiedene Fachärzte weiterzuvermitteln, werden also direkt alle relevanten Experten miteinbezogen. So profitieren die Betroffenen von einer schnellen Diagnose und einer individuellen, ganzheitlichen Therapie“, erklärt Klinikleiter Torsten Deggendorfer.

In den Post-Covid-Schwerpunktkliniken werden die Daten der Post-Covid-Patientinnen und -Patienten wissenschaftlich dokumentiert und ausgewertet. Neue Erkenntnisse werden zwischen den Kliniken laufend ausgetauscht. So entwickeln die Medizinerinnen und Mediziner das bestehende Therapiekonzept im Sinne der Patienten kontinuierlich weiter. Die Wirksamkeit des Konzeptes wurde bereits anhand wissenschaftlicher Daten nachgewiesen: Die Symptome von Patienten mit Fatigue (chronischer Müdigkeit bzw. Erschöpfung) sowie Luftnot bzw. Kurzatmigkeit verbesserten sich zum Beispiel während der Post-Covid-Reha signifikant.

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Kurz & Knapp
Eingehende Untersuchungen zur Vorbereitung einer individuellen Therapie. Foto: MEDICLIN

Medizin aus der Luft

Drohne per Rezept – Arzneimittel ganz einfach nach Hause geliefert bekommen

Tablettenlieferung ganz einfach per Drohne ist bald auch in Bayreuth keine Zukunftsmusik mehr. Und das aus dringlichem Grund: Der Bedarf ist da, vor allem in ländlichen Regionen. Denn nicht nur die Anzahl der Nahversorger schrumpfen auf dem Land merklich – auch Apotheken gibt es immer weniger. Gleichzeitig werden deren Einzugsgebiete immer größer. Mittels digitaler Lösungen soll jetzt die medizinische Versorgung verbessert werden. Dazu gehört auch der Einsatz einer Medikamenten-Drohne.

Gerade für immobile Menschen stellt der Einsatz unbemannter Flugobjekte zum Arzneimittel-Transport einen enormen Vorteil dar. Ob aufgrund der Erkrankung, der Witterungsbedingungen oder einer schlechten ÖPNVAnbindung – je ländlicher Patienten wohnen, desto umständlicher ist auch oft der Weg zur Apotheke. Hier kann die Drohnenzustellung eine gute Alternative sein.

Medikamente rund um die Uhr bestellen

Vorreiter in der Erstnutzung will die OFRAPharm sein. Der Apothekenverbund gilt schon lange als zukunftsweisend hinsichtlich alternativer bzw. ergänzender Versorgung seiner Kundschaft. Zu den Dienstleistungen der OFRAPharm gehört zum Beispiel www.meineapo. express.de. Über den Online-Shop können rund um die Uhr Medikamente bestellt werden (bis 11 Uhr), die am selben Tag bereitgestellt oder geliefert werden. Nun wollen die verantwortlichen Apotheker Dr. Jens Landwehr und Dr. Andreas Paul auch als erstes die Medikamenten-Drohne nutzen.

Letzte Tests vor der Einsatz-Premiere

Aktuell wird das Flugobjekt bereits als Bote zwischen Kliniken und Laboren eingesetzt. Bevor eine Genehmigung der Bundesregierung erteilt wird, sind noch einige Fragen offen: zum Beispiel hinsichtlich der Reichweiten oder der Sicherheit besonders empfindlicher Medikamente. Auch die Zustellung per Seilwinde oder mithilfe eines kleinen Fallschirms wird erprobt. Zu all diesen Themen finden aktuell noch letzte Forschungen und Tests statt. Der erste Einsatz der Drohne soll aber in naher Zukunft konkretisiert und realisiert werden.

MEHR INFOS: www.meineapo.express

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ˆ Drohne in Aktion: Medikamente per Flugpost könnten bald Realität werden.
© Oberfranken Offensiv e. V.

Meilenstein in der Behandlung

Klinik für Nuklearmedizin setzt neue Therapieform in der Behandlung

metastasierter Prostatakarzinome ein

Die Klinik für Nuklearmedizin an der Klinikum Bayreuth

GmbH setzt jetzt mit Lutetium177-PSMA-617 (Handelsname Pluvicto®) eine neu zugelassene und als Meilenstein geltende Therapie in der Behandlung von Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom ein. Damit wird sie unter den ersten Kliniken in ganz Bayern und die einzige Klinik in Nord-Ost-Bayern sein, die diesen für Patienten in fortgeschrittenem Krebsstadium so wichtigen Schritt gehen kann.

Viele Jahre nachdem zuerst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, dann an einigen Universitätskliniken in Deutschland und später an etlichen universitären Einrichtungen weltweit am sog. Prostataspezifischen- Membran-Antigen (PSMA), einem Eiweiß an der Oberfläche von Prostatakrebszellen, erfolgreich geforscht wurde, hat die Firma Novartis jetzt das erste PSMA-gestützte Therapeutikum auf den Markt gebracht. „Das entwickelte PSMA-Molekül hat sogar doppelten Nutzen“, sagt Prof. Dr. Stefan Förster, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin an der Klinikum Bayreuth GmbH. Da es perfekt zu den Eiweißstrukturen auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen passt, die im Körper der betroffenen Patienten an vielen Stellen auftreten, kann dieses Molekül sowohl diagnostisch als auch therapeutisch hochwirksam genutzt werden. „Die PSMAGanzkörper- Diagnostik mittels Gallium-68- oder Fluor-18-PSMA-PET/ CT, die wir in Bayreuth bereits seit etlichen Jahren erfolgreich bei Prostatakrebspatienten einsetzen, wird nun durch eine gleichermaßen zielgerichtete Lutetium- 177-PSMA-Therapie

ergänzt. Das bedeutet, dass wir zuerst mittels der Gallium-68- oder Fluor-18-PSMA-PET/CTGanzkörperdiagnostik prüfen können, ob der Patient für die neue PSMA-Therapie in Frage kommt, um ihn danach bei entsprechender Eignung auf unserer nuklearmedizinischen Therapiestation mit der Lutetium-177-PSMA-Therapie zu behandeln.“

Besonders schonend

Die hierbei an den Krebszellen angedockten PSMA-Moleküle sind jeweils der Ankerplatz sowohl für die beiden niederenergetischen diagnostischen Strahler Gallium-68- und Fluor-18, als auch für den hochenergetischen therapeutischen Strahler Lutetium-177. Letzterer kann aufgrund seiner sehr hohen Energie unmittelbar auf die Krebszellen einwirken und diese zerstören. Aufgrund seiner kurzen Reichweite werden gleichzeitig das umgebende, gesunde Gewebe und die inneren Organe vor Strahlenschäden geschont. Durch diese zielgerichtete nuklearmedizinische Krebs-Therapie und Diagnostik aus einer Hand ist der Begriff THERANOSTIK entstanden. Die THERANOSTIK hat in den letzten Jahren neben der Immuntherapie bedeutsame Fortschritte in der medizinischen systemischen Behandlung von Krebserkrankungen erzielt.

„Studien im Vorfeld der Zulassung von Pluvicto® haben sowohl in Bezug auf das Ansprechverhalten als auch auf die Verträglichkeit gute Ergebnisse gezeigt“, erklärt der Klinikdirektor. Diese neue Behandlung ist in der Regel viel

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besser verträglich als eine konventionelle Chemotherapie, denn sie findet gezielt und fast ausschließlich an den Krebszellen statt. Das gute Ansprechverhalten wurde in der Zulassungs-Studie zunächst bei schwer kranken Patienten mit sog. kastrationsresistentem, metastasiertem Prostatakarzinom gezeigt, für die keine weitere wirksame Therapieoption mehr bestand. „Wir werden damit zwar keinen Patienten von seiner Erkrankung dauerhaft heilen können“, sagt Prof. Dr. Förster, „aber wir sind sehr zuversichtlich, dass wir in vielen Fällen den Krebs zurückdrängen, dem Patienten eine Perspektive auf eine längere Lebenszeit bei geringeren Schmerzen geben können.“ Gerade die Klinikum Bayreuth GmbH bietet dafür sehr gute Voraussetzungen. Denn sie verfügt neben der für die Lutetium-177-PSMATherapie zwingend erforderlichen nuklearmedizinischen Therapiestation auch über eine qualifizierte palliativmedizinische-, schmerztherapeutische und radioonkologische Versorgung sowie über eine Klinik für Urologie, die sich derzeit dynamisch nach vorne entwickelt.

Hilfe für hunderte Patienten jährlich

Durchschnittlich vier- bis sechs Mal –immer im Abstand von sechs Wochen – werden Patienten, für die diese neue Behandlungsmethode die richtige ist, stationär im Klinikum Bayreuth behandelt. Ersten Berechnungen zufolge könnten in Zukunft mehrere hundert solcher Therapien pro Jahr in Bayreuth stattfinden, denn Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Legt man die Anzahl der schwer verlaufenden Prostatakrebserkrankungen zu Grunde und stellt die Anzahl der verfügbaren nuklearmedizinischen Therapiebetten in Nord-Ost-Bayern daneben, ergibt sich dieses Potenzial. Ein Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist: Bereits jetzt zeichnet sich anhand von vorläufigen Studienergebnissen ab, dass die Lutetium-177-PSMATherapie zukünftig auch bei Patienten in früheren Stadien der Prostatakrebserkrankung wirksam sein könnte.

MEHR INFOS: www.klinikum-bayreuth.de

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Prof. Dr. Stefan Förster, Direktor der Klinik und des Instituts für Nuklearmedizin an der Klinikum Bayreuth GmbH, ist überzeugt: Die Neue Therapiealternative kann jährlich hunderten von Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom helfen. © Klinikum Bayreuth GmbH

Wenn’s im Rücken zwickt …

Bandscheibenvorfall –was nun?

Rückenschmerzen. Das ist eines der am weitesten verbreiteten Leiden der Deutschen. Oft sind es nur Verspannungen durch falsche Haltung, manchmal kann aber auch ein Bandscheibenvorfall die Ursache sein. Rund fünf Prozent aller Menschen erleben irgendwann in ihrem Leben Rückenschmerzen, die von einem Bandscheibenvorfall herrühren. Mit Hilfsmitteln, die das reha team Nordbayern maßgeschneidert anbietet, lässt sich eine konservative Therapie umsetzen, die oftmals eine Operation erspart.

Die Gründe für einen Bandscheibenvorfall sind relativ schnell erklärt: Langes Sitzen, einseitige Belastung des Körpers oder falsche Bewegung sind die häufigsten Ursachen. Natürlich spielt auch das Alter mit seiner ganz natürlichen Abnutzung von Gelenken und Knochen eine Rolle, denn die federnden, gelartigen Kissen zwischen den Wirbeln verlieren im Laufe der Zeit an Elastizität.

Der Bandscheibenvorfall entsteht, wenn durch eine Überbelastung oder extreme Fehlbelastung Nerven im Rücken gequetscht werden, weil die Bandscheibe zwischen den Wirbeln verrutscht oder sogar Teile davon absplittern. Er unterscheidet sich deutlich von „normalen“ Rückenschmerzen, die meist von Verspannungen herrühren: Beim Bandscheibenvorfall kommt es zu einem heftigen, meist stechenden und ausdauernden Schmerz. Auch Lähmungen und Sensibilitätsstörungen sind typische Symptome.

Neben den typischen, akuten Schmerzen eines Bandscheibenvorfalls können auch Spätfolgen

12 GESUND LEBEN
AUTOR reha team Nordbayern

auftreten, insbesondere dann, wenn der Körper nicht mehr selbst in der Lage ist, die ausgetretenen und auf die Nerven drückenden Fremdkörper abzubauen. Dadurch kann es beispielsweise zu Problemen bei der Darm- oder Blasenfunktion sowie zu Bewegungseinschränkungen kommen.

Nicht vor dem Arztbesuch drücken

Wichtig ist vor allem, so früh wie möglich einen Facharzt oder eine Fachärztin aufzusuchen. Dort wird entschieden, ob eine Operation unausweichlich ist oder eine konventionelle Behandlung Linderung bringen kann. Denn: Nicht jeder Bandscheibenvorfall muss operiert werden. Vor allem im Lendenwirbelbereich kann der Dreiklang aus Bewegung, Entspannung und Entlastung in Verbindung mit schmerzstillenden oder lokal betäubenden Medikamenten für sehr viel Linderung sorgen. Bei den Hilfsmitteln im Mittelpunkt stehen dabei sogenannte Rückenorthesen, die vom reha team Nordbayern individuell angepasst werden. Diese Orthesen wirken entlordosierend. Das heißt: Der/Die Betroffene

‹ Bei einem Bandscheibenvorfall kann das Sanitätshaus kann helfen.

steht im Hohlkreuz und muss dieses entlasten. Dazu ist entweder eine Beckenkippung nötig oder man benötigt vom Bauch her eine Stütze, um der starken Lordorse entgegenzuwirken.

Bei einer optimal angepassten Orthese spüren die Betroffenen sofort eine Entlastung und Reduzierung der Schmerzen. Dies stärkt das Sicherheitsgefühl, was dazu führt, dass die Patienten wieder gewisse Bewegungen wagen, an die zuvor lange nicht zu denken war. Diese Bewegungen wiederum, im Idealfall in Form qualifizierter Krankengymnastik, sind das Ausschlaggebende, damit das Muskelkorsett trainiert und gestärkt wird. Dadurch verschwinden mittelfristig die Schmerzen und die Patientinnen und Patienten können sich in der Folge wieder von ihrem Hilfsmittel entfernen – was übrigens auch erklärtes Ziel einer Therapie mit Orthesen ist.

Zusammenspiel von Physiotherapie und Hilfsmittel ist ausschlaggebend

Entscheidend für den Erfolg einer Orthesen-Therapie bei einem Bandscheibenvorfall ist eine Verordnung einer Ärztin oder eines Arztes. Denn nur durch eine genaue und korrekte Diagnose ist auch eine optimale Hilfsmittelversorgung möglich. Die Orthese wird dann durch die Experten des reha team Nordbayern individuell angepasst. Zum Service gehört eine ausführliche Einweisung, damit das Hilfsmittel richtig angewendet wird und das An- und Ablegen der Orthese ohne fremde Hilfe möglich ist.

Neben den Orthesen gibt es beim reha team Nordbayern noch andere Hilfsmittel für alle Rückengeplagten. Nicht immer sind Orthesen nötig, manche Leiden lassen sich auch mit entlastenden Bandagen lindern. Darüber hinaus hat Wärme gute Auswirkungen auf die Muskelverspannungen rund um einen Bandscheibenvorfall. Hierfür hat das reha team Nordbayern passende Nierenwärmer im Sortiment.

MEHR INFOS:

reha team Nordbayern Gesundheitstechnik GmbH

Am Bauhof 11, 95445 Bayreuth, Tel. (0921) 74743-0 www.rehateam-nordbayern.de

13 GESUND LEBEN Hilfe finden
©
Shutterstock / RomarioIen

„Ich fühl wie du“

des Bezirks Oberfranken

Interview mit Susanne Freund, Selbsthilfebeauftragte am Bezirkskrankenhaus Bayreuth

AUSGEZEICHNET FEIERN

Seit Mitte Januar trägt das Bezirkskrankenhaus Bayreuth die Auszeichnung „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“. Das soll groß gefeiert werden: am Montag, 17. April 2023 ab 15 Uhr im großen Konferenzraum im Wirtschaftsgebäude des Bezirks Oberfranken. Neben verschiedenen Grußworten wird es auch ein buntes Rahmenprogramm geben.

Es gibt Ärzte, Spezialisten und Therapeuten für sämtliche Krankheiten, Probleme und Themenbereiche. Wozu braucht es dann eigentlich noch zusätzlich Selbsthilfegruppen?

FREUND: Oft reichen die Ansprechpartner auf medizinischer Seite nicht aus, wenn man selbst oder als Angehöriger mit einer Erkrankung konfrontiert wird. Um sich zu informieren und die Erkrankung zu verarbeiten, ist der Austausch mit Angehörigen oder anderen Betroffenen ein sehr wichtiger Baustein. Der wichtigste Aspekt von Selbsthilfegruppen ist das gegenseitige Verständnis, da man fühlt, wovon der Andere spricht. „Ich fühl wie du“ ist für mich persönlich der Satz, welcher am besten beschreibt, was vielen Menschen begegnet, wenn sie zum ersten Mal Selbsthilfegruppen besuchen.

Wie viele Selbsthilfegruppen arbeiten derzeit mit dem Bezirkskrankenhaus Bayreuth zusammen? Sind noch mehr geplant? Welche?

Hemmschwelle überwinden und Lebensqualität zurückgewinnen: Was so einfach klingt, ist für viele Betroffene oder Angehörige ein großer Schritt. Dabei ist es so wertvoll, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Susanne Freund ist Selbsthilfebeauftragte am Bezirkskrankenhaus in Bayreuth und erklärt, warum der gegenseitige Austausch so wertvoll ist.

FREUND: Aktuell arbeiten wir mit 15 aktiven Selbsthilfegruppen aus Bayreuth Stadt und Land zusammen. Zum momentanen Zeitpunkt befinden wir uns in der Gründungsphase für eine Selbsthilfegruppe für Studierende und junge Menschen auf dem Weg zur Berufsfindung und Zukunftsorientierung – „Join Bayreuth“. Wir sehen diese neue, hoffentlich sehr bald entstehende Gruppe als enorm wichtig an, da gerade junge Menschen durch die Digitalisierung nur noch sehr selten die Möglichkeit

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AUTOR GEBO –
Gesundheitseinrichtungen
ˆ Hand in Hand arbeitet das Bezirkskrankenhaus Bayreuth mit den Selbsthilfegruppen. © Fotolia / Jacob Lund

haben, sich im direkten Kontakt mit anderen Betroffenen auszutauschen. Momentan bündeln wir Kontaktdaten von Interessierten, um diese dann in einem ersten Kennlerntreffen einander vorzustellen. Des Weiteren haben wir eine neue Gruppe für Angehörige von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen gegründet. Hierzu laden wir alle interessierten Eltern ein, die Gruppe kennenzulernen. Darüber hinaus planen wir für das Jahr 2023 eine Selbsthilfegruppe für ADHS im Erwachsenenalter, wofür sich gerne Betroffene melden können. Und auch eine weitere Long Covid Gruppe ist geplant.

Worin bestehen Ihre Aufgaben als Selbsthilfebeauftragte?

FREUND: Ich bin das Bindeglied zwischen Mitarbeitern unseres Krankenhauses, der Selbsthilfeuntestützungsstelle, den Selbsthilfegruppen und den hilfesuchenden Betroffenen. Ich habe von Herzen gerne ein offenes Ohr für alle Belange rund um das Thema Selbsthilfe.

Verändern Krisen, wie die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Probleme die Nachfrage?

FREUND: Eindeutig ja. Viele Menschen ziehen sich zurück, sind nicht mehr so belastbar und kommen mit Menschenansammlungen nicht mehr so gut klar. Die täglichen News tragen ihren Teil dazu bei. Es wird zunehmend schwerer, sich aus der Negativflut zu befreien und positiven Gedanken und Gefühlen mehr Raum zu verschaffen. Die Depression ist eine sehr ernst zu nehmende, schwere Erkrankung und wir können da Gott sei Dank vielen Selbsthilfegruppen einen Raum und Ansprechpartner bieten.

Wie helfen Sie Betroffenen und Angehörigen, die neue Selbsthilfegruppen gründen möchten?

FREUND: Wir bündeln die Kontakte, arbeiten sehr eng mit der Selbsthilfeunterstützungsstelle Bayreuth zusammen, welche dann die Aufgabe hat, die Gründung der Gruppe zu begleiten und bei den ersten Treffen als Unterstützung dabei ist. Unsere Öffentlichkeitsarbeit ist ebenfalls ein sehr wichtiger Baustein, denn durch diese Arbeit können wir in allen Medien Bedarf abfragen und

Gruppengründungen publik machen. Auch

können wir motivierend unterstützen, damit interessierte Menschen ihre Hemmschwelle überwinden, um den Gruppentreffen beizuwohnen. Es ist oft nur ein kleiner Schritt, welcher einen davon abhält. Schafft man diesen Schritt, kann man so viel Lebensqualität zurückgewinnen.

Welche SHG fehlen Ihrer Meinung nach noch bei uns? Wo gibt es Bedarf? Welche Gruppen würden Sie sich wünschen?

FREUND: Aus tiefstem Herzen würde ich mir wünschen, dass alle Selbsthilfegruppen, welche mit Angehörigen von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen, sowie alle Selbsthilfegruppen, welche mit Angehörigen von Suchterkrankten zu tun haben, regen Zulauf erfahren und über viele Jahre viele Menschen auffangen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, gerade diese Gruppen zu gründen und zu etablieren. Aber es ist hier besonders wichtig, enorm geduldig und einfühlsam zu arbeiten, denn gerade in diesem Bereich bedarf es sehr viel Fingerspitzengefühl.

EIN STÜCK DES WEGES GEMEINSAM GEHEN

Mit dem Aktionstag „Selbsthilfefreundliche Gesundheitseinrichtungen in Bayern“ am Donnerstag, 25. Mai 2023, soll darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig die Arbeit von Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeunterstützungsstellen an Krankenhäusern ist. Auch das Bezirkskrankenhaus Bayreuth macht mit. Unter dem Motto „Wir gehen ein Stück des Weges gemeinsam“ ist ein kurzer Spaziergang ab 16 Uhr geplant. Mitmachen kann jeder: Selbsthilfegruppenteilnehmer, Selbsthilfegruppensprecher, Mitarbeiter der Gesundheitseinrichtung, Mitarbeiter der Selbsthilfeunterstützungsstelle etc. Treffpunkt ist in der Mehrzweckhalle auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses um 16 Uhr. Im Anschluss können sich alle an verschiedenen Ständen der Selbsthilfegruppen informieren.

MEHR INFOS:

GeBO – Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken Bezirkskrankenhaus Bayreuth, Nordring 2, 95445 Bayreuth Susanne Freund, Selbsthilfebeauftragte

Telefon: (0921) 283-9884, Mail: susanne.freund@gebo-med.de www.gebo-med.de

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suS a n n e F r eundistSelb s auftragte am Bezirkskrankenhau uth

Im Skills Lab an der Berufsfachschule für Pflege haben angehende Pflegefachkräfte die Chance, Fehler zu machen – und daraus zu lernen. Ein Kinderspiel? Nein. Laut Wissenschaft, der beste Weg zu mehr Fach- und Problemlösungskompetenz.

16 GESUND LEBEN
Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung

Menschen helfen –Karriere machen

Wo sehen Sie sich in einem Jahr? In fünf?

Im Gesundheitswesen! Nicht? Dann vielleicht, nachdem Sie dieses Heft gelesen haben. Kompetenz und berufliche Perspektiven beginnen mit Mut, Interesse – und mit einer guten Ausbildung. Auf den folgenden Seiten lesen Sie, wie die Reise anfangen kann – und wo sie hingehen könnte.

17 GESUND LEBEN SC H W KNUPRE T · SUAW/ E ITERBILDUNG· + © Klinikum Bayreuth GmbH

Ausbildung im Krankenhaus: Wo gehöre ich hin?

Du willst wissen, wohin Du passt?

Dann nimm Dir ein paar Minuten und mach unseren kleinen Test.

IN MEINER FREIZEIT …

A) … bin ich am liebsten mit meinen Freunden/meiner Familie zusammen.

B) … lese ich gerne und vervollständige mein Wissen.

C) … bin ich aktiv und treibe viel Sport.

WENN ES MAL ÄRGER GIBT …

A) … versuche ich klaren Kopf zu bewahren und auszugleichen.

B) … versuche ich bei den Fakten zu bleiben und sage meine Meinung.

C) … versuche ich die Gemeinsamkeiten zu betonen.

NACH

EINEM STRESSIGEN TAG …

A) … erzähle ich gerne Menschen in meinem Umfeld, was los war.

B) … möchte ich erst einmal in Ruhe gelassen werden.

C) … achte ich besonders darauf, was mein Körper mir sagt.

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dich!
Teste
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Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung 2 3 1 © Shutterstock / RomarioIen

dich!

Überwiegend A: Dich möchte man an seiner Seite haben, wenn es einem schlecht geht. Du bist der soziale Typ, hast Empathie und Engagement. Du weißt, dass man im Team erfolgreicher ist und gehst konstruktiv mit Konflikten um. Unserer Meinung nach bietet Dir die Pflege an der Klinikum Bayreuth GmbH die besten Möglichkeiten, Dich zu entfalten. Mögliche Ausbildungsgänge: Krankenpflegehelferin/Krankenpflegehelfer (ein Jahr). Pflegefachfrau/Pflegefachmann mit Vertiefung in der stationären Akutpflege oder pädiatrische Vertiefung (drei Jahre).

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MEINE FREUNDE SAGEN ÜBER MICH, …

A) … dass ich für sie ein wichtiger Mensch bin.

B) … dass sie sich jederzeit auf mich verlassen können.

C) … dass ich kommunikativ bin und immer einen Rat habe.

IM UMGANG MIT ANDEREN MENSCHEN …

A) … bin ich eher emotional.

B) … bin ich eher rational.

C) … bin ich eher objektiv.

WENN ICH DIE WAHL HÄTTE …

A) … würde ich einen Film gucken.

B) … würde ich Musik hören.

C) … würde ich draußen sein.

WENN ICH BEI EINER AUFGABE NICHT WEITERKOMME, …

A) … bitte ich andere um Unterstützung.

B) … spornt mich das noch mehr an.

C) … scheue ich mich nicht nachzuforschen oder etwas auszuprobieren.

Überwiegend B: Auf Dich kann man sich zu hundert Prozent verlassen. Was Du anfängst, bringst Du zu Ende. Du kannst analysieren, willst verstehen und hast einen ganz klaren Fokus. Unserer Meinung nach bist Du in den medizinisch-technischen Bereichen der Klinikum Bayreuth GmbH an der richtigen Stelle. Mögliche Ausbildungsgänge: Medizinisch-technische Assistenz, Medizinisch-technische RadiologieAssistenz, Operationstechnische Assistenz, Anästhesietechnische Assistenz.

Überwiegend C: Brain and body. Gesunder Geist in gesundem Körper. Dein Bewegungsdrang ist mindestens so groß wie Dein Wunsch, anderen zu helfen. Du bist fit – im Kopf und auch sonst. Der Sport hat Dich gelehrt, nicht immer alles so bierernst zu sehen, sondern lieber mal locker zu bleiben. Unserer Meinung nach bist Du in der Therapie am richtigen Platz. Möglicher Ausbildungsgang: Physiotherapeutin/Physiotherapeut.

Keine Tendenz erkennbar: Sollte das der Fall oder solltest Du Dir unsicher sein, sprich uns einfach an. Zum Beispiel auf den Berufsorientierungsmessen in Bayreuth, Kulmbach oder bei der Futuregram. Wir sind auch bei vielen Berufswahlseminaren in den Schulen vertreten oder beim Tag der offenen Tür der Berufsfachschulen der Klinikum Bayreuth GmbH am 18. November 2023. Gerne auch in einem persönlichen Gespräch an den jeweiligen Schulen.

Und wenn Du jetzt schon ein bisschen mehr über die Ausbildungen erfahren möchtest: Einfach QR-Code scannen!

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Lernen wie im Flugsimulator

Ausbildung im Skills Lab: für die Pflege das Bindeglied zwischen Theorie und Praxis

Geschützter Raum: Im Skills Lab werden Schülerinnen und Schüler mit realistischen Situationen konfrontiert und sollen selbst erkennen, wie sie richtig reagieren.

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Anne liegt geduldig in einem Pflegebett und wartet. Vor wenigen Tagen wurde sie „eingeliefert“. Die Diagnose steht noch aus. Sie kann heute so und morgen anders lauten. Denn Anne ist eine Puppe. Ihre Aufgabe: Pflegeschülerinnen und -schüler auf das Berufsleben als Pflegefachkraft vorzubereiten. Dazu entsteht gerade an der Pflegeschule der Klinikum Bayreuth GmbH ein sogenanntes Skills Lab. Hier werden angehend Pflegefachkräfte künftig möglichst realitätsnah in einem geschützten Rahmen üben, was sie nach ihrem Abschluss können müssen: Risiken einschätzen, Defizite erkennen, pflegerische Entscheidungen treffen, Prophylaxen durchführen – in den unterschiedlichsten, auch kritischen Situationen.

Jens Groß, stellvertretender Gesamtschulleiter der Bayreuther Pflegeschulen, sieht das Training im Skills Lab als dritten Lernbereich neben theoretischem Unterricht und praktischer Ausbildung am Patientenbett, der vor allem das psychomotorische Lernen unterstützt.

Fehler helfen beim Lernen

Einfach gesagt: Lernen durch selbst erarbeitete Problemlösungen – und Fehler. Laut Wissenschaft ist es einer der effektivsten Wege, um sich Wissen dauerhaft anzueignen. Aber gerade das ist etwas, was in der Pflege nur selten möglich ist, sagt Jens Groß: „Die praktische Ausbildung unserer Schülerinnen und Schüler findet direkt am Menschen statt. Hier ist es schwer, Fehler zuzulassen, in den meisten Fällen sogar unmöglich.“

Das Skills Lab, das mit Beginn des neuen Schuljahres als fester Bestandteil der Pflegeausbildung integriert werden soll, ist anders. Es bietet einen geschützten Raum. Hier sind Fehler sogar erwünscht.

Es besteht aus zwei separaten Räumen. Raum 1 simuliert ein Pflegezimmer, das rundum mit Videokameras und Mikrofonen ausgestattet ist. Im Bett liegt mit Anne eine programmierbare Puppe, zu der es übrigens speziell für die pädiatrische Ausbildung analog auch eine Säuglingspuppe gibt. Die Vitalzeichen werden auf einem Tablet digital angezeigt. Was Anne fehlt, entscheidet im Vorfeld eine Lehrkraft. Sie kann die Puppe individuell

programmieren und damit eine entsprechende Pflegesituation inszenieren. Bis ins Detail: Anne ruft, stöhnt, weint. Auch einen Puls hat die programmierbare Patientin. Und selbst Inkontinenz und Übelkeit lassen sich simulieren, wenn man entsprechende Flüssigkeiten einfüllt. Dazu ist sie anatomisch so authentisch wie möglich gestaltet, von der Beweglichkeit der Gelenke bis hin zur Elastizität der Haut. Katheter legen, intubieren – alles fühlt sich realistisch an.

Aktion und Reaktion

Auf Wunsch reagiert Anne auch: Das ermöglicht ein kleines Touchpad, das die Lehrkraft bedient. Diese sitzt in Raum 2. Hier sorgen zwei große Monitore dafür, dass den Lehrenden nichts entgeht. Über Mikrofon könnten Sie jederzeit Anweisungen an die Schülerinnen und Schüler weitergeben. Gewollt ist das eher nicht, sagt Groß: „Im Skills Lab dürfen Schülerinnen und Schüler Fehler machen und sollen es sogar. Sie sollen eigene Wege finden, sich ihr Wissen selbst erarbeiten.“ Die Situationen werden aufgezeichnet und im Nachhinein besprochen und reflektiert.

Das Skills Lab macht es möglich, Schülerinnen und Schüler individueller zu fördern, ihre Stärken zu erkennen und weiterzuentwickeln und sie deutlich realistischer und praxisorientierter auszubilden. Für einen selbstbewussten und sicheren Start ins Berufsleben.“

Die Stimme aus dem Off: Im Nebenraum beobachtet eine Lehrkraft genau, was am Pflegebett passiert. Fehler sind nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht – weil man daraus lernen kann. Ins Geschehen eingreifen wird der Lehrer nur, wenn es unbedingt nötig ist.

MEHR INFOS: karriere.klinikum-bayreuth.de

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Pflege – deshalb!

Warum Pflege? Wir haben die gefragt, die es wissen müssen: Schülerinnen und Schüler kurz vor dem Examen.

„Das Berufsfeld der Pflege ist riesig und spannend. Für mich sind besonders die medizinischen Aspekte wichtig auch für den Alltag außerhalb des Jobs. Die Ausbildung in der Pflege bietet einem unzählige Weiterbildungsmöglichkeiten.“

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Christopher Heindl, 3. Ausbildungsjahr Vertiefung stationäre Akutpflege
„Ich arbeite gerne mit Menschen und für mich gehört die Pflege zu einem der schönsten Berufe, den man ergreifen kann.“
Celine Brückner, 3. Ausbildungsjahr Vertiefung stationäre Akutpflege

„Ich habe nach der Schule ein einjähriges Praktikum in der Pflege absolviert, dann die Krankenpflegehelferin und wusste: das ist das Richtige. Die Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten, Kindern und Erwachsenen macht Spaß. Die dreijährige Ausbildung hat mich darin noch einmal bestärkt.“

„In meinem familiären Umfeld sind viele im Bereich der Pflege tätig, als Pflegerinnen oder Lehrkräfte. Daher kommt bestimmt mein Interesse an dem Beruf. Die Generalistik bietet mir die Möglichkeit, alle Fachbereiche einmal kennenzulernen. Am meisten hat mir die Arbeit mit den Kleinsten in der Pädiatrie Spaß gemacht.“

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Alicia Meier, 3. Ausbildungsjahr Pädiatrische Vertiefung Linda Popp, 3. Ausbildungsjahr Pädiatrische Vertiefung

Trainees im Krankenhaus –so gelingt der Start ins Berufsleben

Vertiefendes Lernen bei vollem Gehalt: Klinikum Bayreuth GmbH erleichtert den Berufseinstieg in der Pflege mit einem Trainee-Programm

Was interessiert mich? In welchem Fachbereich möchte ich arbeiten?

Als Trainee haben Pflegende nach dem Examen die Chance, parallel zum Berufseinstieg ihr Wissen gezielt zu vertiefen.

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Seit 2020 gibt es sie, die generalistische Pflegeausbildung. Die Idee: Schülerinnen und Schüler lernen in der Ausbildungszeit die Vielfalt der Pflegeberufe kennen, schauen über den Tellerrand – und entscheiden sich erst dann: Altenpflege? Ambulante Pflege? Stationäre Akut- oder Langzeitpflege – oder doch Pädiatrie? Während der Ausbildung lernen sie verschiedene Berufsfelder kennen, in denen sie nach ihrem Examen arbeiten können – ganz ungeachtet des gewählten Schwerpunkts. Ein großes Plus für die berufliche Orientierung und Flexibilität nach bestandenem Examen – für die Absolventen. Das Manko: Vertiefte Inhalte aus speziellen Pflegebereichen, die früher Bestandteil der Ausbildung waren, fallen jetzt weg.

Die ersten Absolventen starten gerade ins Berufsleben und „in der Pflege müssen wir uns darauf einstellen“, sagt Stefanie Kurrent, Pflegewissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinikum Bayreuth GmbH. Es sei eine einfache Rechnung. Die praktische Ausbildung, die die Schülerinnen und Schüler mit entsprechendem Schwerpunkt in der stationären Akutpflege erhalten, umfasst heute deutlich weniger Stunden im zukünftigen Arbeitsbereich, da Einsatzzeiten in der Langzeitpflege ebenso verpflichtend sind. „In den Basisbereichen der Pflege bekommen die Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung unglaublich viel mit.“ Aber im Speziellen sieht es anders aus: 28 verschiedene Fachbereiche, zwölf interdisziplinäre Zentren, drei Tageskliniken und verschiedene Therapiebereiche gibt es an der Klinikum Bayreuth GmbH. Und jeder dieser Bereiche stellt individuelle Anforderungen an Pflegende. Das kann eine Ausbildung allein nicht leisten.

Interesse ist die beste Motivation

Deshalb gibt es an der Klinikum Bayreuth GmbH künftig ein Trainee-Programm für Pflegende, die unmittelbar nach dem Examen hier in den Beruf starten – bei vollem Gehalt. Teilnahme: freiwillig. „Wir möchten, dass Absolventinnen und Absolventen nach Interesse und Neigung entscheiden, in welchen Fachbereichen sie arbeiten möchten“, sagt Stefanie Kurrent. Beim Einstellungsgespräch haben sie die Möglichkeit, ihre Präferenzen anzugeben. Wo vertieftes Wissen benötigt wird, kann das Trainee-Programm den Weg ebnen. Damit ist die Klinikum Bayreuth GmbH derzeit Vorreiter.

Stefanie Kurrent hat Konzepte für die pädiatrische, chirurgische und internistische Pflege erarbeitet, für die Neurologie, den Querschnitt, die Notbehandlung oder die Intensivstationen. Tendenz wachsend.

Los geht es vier Monate nach dem Berufseinstieg, in denen die Absolventinnen und Absolventen Zeit haben, die Station kennenzulernen, ihr Wissen anzuwenden, Routine zu bekommen. Danach werden sie vier Monate lang jeweils eine Woche im Monat für einen Tag wieder die Schulbank drücken und die folgenden vier Tage das Gelernte in einer für den Bereich relevanten Schnittstelle im Rahmen einer Hospitation anwenden.

Hier findet eine unmittelbare Verknüpfung von Theorie und Praxis statt, bei der auch methodische und soziale Kompetenzen weiter vertieft werden. Diese beiden Aspekte sind vor allem interessant, wenn es später um die Frage geht: Setze ich noch eins drauf? Fachweiterbildung? Studium? „Wer das Lernen gelernt hat, dem stehen an der Klinikum Bayreuth GmbH viele Türen offen“, sagt Kurrent. Einige Beispiele dafür finden Sie in diesem Magazin.

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fetS a n i e K urrenti stPfl e g schaftliche MitarbeiterinanderK Bayreuth Gm b H
„Wir möchten jungen Pflegenden den Berufseinstieg so leicht wie möglich machen und gleichzeitig die Kolleginnen und Kollegen auf den Stationen entlasten.“

Auf Euro und Cent

Was Beschäftigte in der Pflege, in der Ausbildung und in der Versorgung tatsächlich verdienen

Keine Frage: In einem Krankenhaus zu arbeiten, ist eine anspruchsvolle Sache. Körperlich und seelisch. Gearbeitet wird auch, wenn andere frei haben. Und die Verantwortung ist groß. Deshalb verdienen Menschen, die in Gesundheitseinrichtungen arbeiten, buchstäblich jeden Cent, den sie bekommen. Wie viel das ist? Hier ein paar Beispielrechnungen anhand dessen, wie die Klinikum Bayreuth GmbH ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlt.

Ausbildung Pflege

1. Lehrjahr 1.190,69 €

2. Lehrjahr 1.252,07 €

3. Lehrjahr 1.353,38 € + Jahressonderzahlung

Ausbildung Physio

1. Lehrjahr 1.065,24 €

2. Lehrjahr 1.125,30 €

3. Lehrjahr 1.222,03 € + Jahressonderzahlung

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Ausbildung MFA / Kaufmännisch

1. Lehrjahr 1.068,26 €

2. Lehrjahr 1.118,20 €

3. Lehrjahr 1.164,02 €

4. Lehrjahr 1.227,59 € + Jahressonderzahlung

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Examinierte Pflegefachkraft Berufseinsteiger Grundgehalt 2.932,41 € + Zulage Entgeltgruppe 25,00 € + Ø Zulagen für unterschiedliche Dienste

Das Karriereportal Stepstone spricht für Berufseinsteiger von einem durchschnittlichen Jahresbruttogehalt in Höhe von 38.300 Euro. Die examinierte Pflegekraft verdient unmittelbar nach ihrer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung mindestens 3.000 Euro pro Jahr mehr. Küchenkraft (keine

Exam. Pflegefachkraft im OP mit Fachweiterbildung

Im OP tragen alle Beschäftigten höchste Verantwortung.

Die Karriereberatung academics gibt den durchschnittlichen Brutto-Jahresverdienst eines Informatikers mit fünf Jahren Berufserfahrung mit 55.700 Euro an. Eine examinierte Pflegefachkraft im OP verdient bei gleicher Berufserfahrung mindestens 5.000 Euro mehr.

Das Karriereportal Stepstone nennt für Küchenkräfte ein durchschnittliches Jahres-Bruttogehalt von 30.900 Euro. Küchenkräfte an der Klinikum Bayreuth GmbH liegen über diesem Wert.

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Pflege ist jeden Cent wert. Ohne sie geht nichts: Kliniken brauchen Küchenkräfte.
=
5.132,33
+
5 Jahre Berufserfahrung Grundgehalt 3.545,85 € + Zulage Entgeltgruppe 25,00 € + Ø Zulagen für unterschiedliche Dienste 1.561,48 €
Bruttogehalt
Jahressonderzahlung und Leistungsentgelt
465,27 € = Bruttogehalt 3.422,68 € + Jahressonderzahlung und Leistungsentgelt
Spülkraft) 5 Jahre Berufserfahrung Grundgehalt 2.486,89 € + Ø Erschwerniszuschlag + Zulagen für unterschiedliche Dienste 118,13 € = Bruttogehalt 2.605,02 € + Einmalzahlung für Entgeltgruppe, Jahressonderzahlung und Leistungsentgelt

Ganz nah dran

Harald Endres begleitet Patienten von Intensiv- auf Pflegestationen

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Harald Endes (rechst) ist das Bindeglied zwischen Intensiv- und Pflegestationen. Sein Ziel ist es, Patientinnen und Patienten eine Rückverlegung auf die Intensivstation möglichst zu ersparen. © Klinikum Bayreuth GmbH

HHarald Endres hat den Blick eines erfahrenen Intensivpflegers. Zwölf Jahre lang arbeitete er „auf der 18“ – eine der drei Intensivstationen des Klinikums Bayreuth am Roten Hügel, der Intensivstation für Operative Intensivmedizin und Anästhesie. Und wenn Not am Mann ist, hilft er immer noch dort aus. Seine Hauptaufgabe ist seit ein paar Monaten aber eine andere. Und dafür braucht er diesen Blick.

Die Bezeichnung ist englisch, weil das Konzept aus dem englischsprachigen Raum kommt. Krankenhäuser dort haben viel weniger Kapazität auf ihren Intensivstationen. Es kann also zu einem Problem werden, wenn Patientinnen oder Patienten nach ihrer Abverlegung auf eine Pflegestation wieder intensivpflichtig werden. Seit einigen Jahren arbeiten dort CCOTs. Die Abkürzung steht für Critical Care Outreach Teams. Intensivfachpflegekräfte, die Patientinnen und Patienten nach einer Abverlegung auf Normalstationen gemeinsam mit den Pflegeteams betreuen und ihnen den Weg zurück auf die Intensivstation nach Möglichkeit ersparen.

Zuhören, Informationen sammeln

In Deutschland setzt sich dieses System langsam durch. An Krankenhäusern in Leipzig und Amberg gibt es Critical Care Outreach-Kräfte –und jetzt mit Harald Endres auch an der Klinikum Bayreuth GmbH. In Leipzig und Amberg hat er sich das System angesehen und auf die Klinikum Bayreuth GmbH zugeschneidert. Er ist jeden Tag bei der Visite auf den Intensivstationen dabei. Er kennt also die Patientinnen und Patienten, weiß um deren Geschichte, bevor sie auf Normalstation verlegt werden.

So auch an diesem Morgen. Es ist kurz nach acht, Ärztinnen und Ärzte, das Pflegeteam der Intensivstation und Harald Endres sind pünktlich. Endres ist da schon eine Weile im Dienst. Er hat bereits gecheckt, welche Ärzte oder Stationsteams ihn auf digitalem Weg angefordert haben, um bei der Patientenversorgung mitzuwirken. Jetzt aber erst einmal zuhören, Informationen sammeln: Die Gruppe steht am Bett eines Mannes, der am Abend zuvor einen schweren Motorradunfall hatte. Harald Endres macht sich Notizen – sehr gut möglich, dass er diesen Patienten in ein paar Tagen erst auf Intensiv, dann

auf einer Normalstation versorgt. Im Raum nebenan liegt ein Patient, der zum zweiten Mal operiert wurde. Endres kennt ihn, nimmt mit, was er über den aktuellen Zustand erfährt, und sagt zu ihm: „Ich komm dann nochmal zu Ihnen. Wir sehen uns später.“ Es ist ein Moment der Vertrautheit.

Die ersten drei Tag nach der Verlegung sind die wichtigsten, sagt Endres. Wenn sich der Zustand der Patientin oder des Patienten verschlechtert, erkennt der erfahrene Intensivpfleger die Lage –gerade weil er dessen Vorgeschichte kennt. Und er handelt. Endres unterstützt die Pflegeteams der Normalstationen mit seinem Wissen und Können. „Das ist ein gutes Miteinander“, sagt er. Und auch im Kontakt zu den behandelnden Ärzten ist er ein wichtiges Bindeglied. „Vier Augen sehen mehr als zwei. Zwei Stimmen sind deutlicher als eine.“

Was Harald Endres macht, nennt Prof. Dr. Jörg Reutershan „ein Superprojekt. Er kennt beide Welten, die Intensivstationen und die Pflegestationen. Von seiner Arbeit profitieren die Patienten erheblich und die Klinik spart Ressourcen“, sagt der Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin an der Klinikum Bayreuth GmbH.

Enges Begleiten

Wenn es notwendig ist, dann geht Harald Endres auch den umgekehrten Weg. „Ja“, sagt er. „Es ist meine Aufgabe, Patientinnen und Patienten eine Rückverlegung auf Intensiv möglichst zu ersparen.“ Aber wenn es notwendig ist, dann geht es zurück auf Intensiv. Auch dafür hat er ihn, den Blick des Intensivpflegers. Was er tut, ist also kein Abbau von Patientensicherheit. Kein Diktat der Wirtschaftlichkeit. Im Gegenteil. Es ist ein enges Begleiten und situationsangepasstes Reagieren.

MEHR INFOS: www.klinikum-bayreuth.de

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„Von seiner Arbeit profitieren die Patienten erheblich und die Klinik spart Ressourcen.“
PROF. DR. JÖRG REUTERSHAN

Dem eigenen Anspruch gerecht werden

Warum die Weiterbildung für Intensivpflege so erfüllend ist.

Abends sitzt Verena Krumsdorf jetzt gerade oft über ihrer Facharbeit. Dann hat sie schon einen ziemlichen anstrengenden Arbeitstag hinter sich. Verena Krumsdorf ist Stationsleiterin der Station 18 am Klinikum Bayreuth – Chefin einer Intensivstation. Und sie absolviert die Weiterbildung für Intensiv- und Anästhesiepflege, die das Bayreuther Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe als eines von nur wenigen in Nordbayern anbietet. Warum sie sich so reinhängt?

Horizont erweitern

Dass es allerorten an hoch qualifizierten Intensivpflegekräften mangelt, dass die, die eine solche Weiterbildung absolvieren, quasi

eine Jobgarantie haben, das ist es für Verena Krumsdorf nicht allein. Sie hat vielmehr einen Anspruch an sich und ihre Arbeit und dem möchte sie gerecht werden. Seit Jahren schon ist sie auf der 18 beschäftigt – als Pflegekraft, dann auch als Stationsleitung. „Jetzt will ich meinen Horizont erweitern und noch mehr Fachwissen einbringen können“, sagt sie. „Ich mache das, um das gesamte Spektrum der intensivmedizinischen Pflege abdecken zu können.“

Fürwahr ein weites Feld. Behandlung und Therapien werden immer komplexer. Mit den wachsenden medizinischen und technischen Möglichkeiten verändern sich die Anforderungen an das Pflegepersonal – auch und vor allem auf Intensivstationen und in Anästhesieabteilungen. Das Berufsbild entwickelt sich stetig weiter. „Wir

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Der medizinische Fortschritt verlangt Pflegenden viel ab.
Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung ©
AUTOR Klinikum Bayreuth GmbH Klinikum Bayreuth GmbH

möchten, dass unsere Pflegekräfte für diese Herausforderungen gewappnet sind“, sagt Christian Pfeiffer, Leiter der Weiterbildung für Intensivund Anästhesiepflege an der Klinikum Bayreuth GmbH. „Und wir wollen für die uns anvertrauten Patientinnen und Patienten als Team eine qualitativ hochwertige Pflege auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft gewährleisten.“

Teamarbeit gefragt

Zwei satte Jahre dauert daher die modulare Weiterbildung, die 720 Stunden Theorie und mindestens 1.800 Stunden Praxis nach den Vorgaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft beinhaltet. Der OP steht für Verena Krumsdorf gerade auf der Agenda, ihr sind die Einsätze in verschiedenen Bereichen ganz wichtig. „Man lernt die Aufgaben und Herausforderungen kennen und schaut danach wirklich über den eigenen Tellerrand hinaus.“ Krankenhaus ist Teamarbeit – im Sinne der Patientin, des Patienten. Vier durchaus unterschiedliche Intensivstationen der Disziplinen Kardiologie, Chirurgie, Innere Medizin und Neurologie/Neurochirurgie und die anästhesiologische Abteilung lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Zuge der Weiterbildung kennen.

Die Klinikum Bayreuth GmbH unterstützt interessierte und engagierte Pflegekräfte und bietet die Möglichkeit, berufsbegleitend die Weiterbildung für Intensiv- und Anästhesiepflege zu absolvieren. Übrigens: Gemeint sind damit nicht nur die eigenen Kolleginnen und Kollegen. Weiterbildungsleiter Christian Pfeiffer hat pro Kurs 15 freie Plätze. Wenn er zwei Drittel eigene und ein Drittel externe Kolleginnen und Kollegen begeistern kann, ist das für ihn optimal. Die Klinikum Bayreuth GmbH arbeitet dabei mit anderen Krankenhäusern zusammen, fungiert als eine Art Weiterbildungsdienstleister.

Von Basic bis High-Tech

Dass die Corona-Pandemie der vergangenen Jahre gerade auf den Intensivstationen besonders deutlich geworden ist, dass Intensivstation intensives Arbeiten bedeutet, will Christian Pfeiffer keine Sekunde lang anzweifeln. Allerdings macht er sich für eine differenzierte Betrachtung des Berufs einer Intensivpflegekraft stark. Im Normalfall ist eine Pflegekraft „auf Intensiv“ für zwei Patienten da, diesen Schlüssel gibt es sonst in keinem Bereich. „Auf den Intensivstationen kann man pflegen und das geht von den Dingen der Grundpflege bis zur High-Tech-Medizin. Und ich jedenfalls habe noch in keinem anderen Bereich so schnell, umfängliche und wirkungsvolle Ergebnisse der eigenen Arbeit gesehen.“

Für Verena Krumsdorf geht es bald auf die Zielgerade ihrer Weiterbildung. Im Oktober hat sie ihr Zertifikat in der Tasche. Aber jetzt schon sagt sie: „Es lohnt sich. Meine Erwartungen werden erfüllt. Und ich wachse daran.“

MEHR INFOS: karriere.klinikum-bayreuth.de/weiterbildung

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„Wir wollen eine qualitativ hochwertige Pflege auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft gewährleisten.“
CHRISTIAN PFEIFFER

Wir denken nicht in Entweder-Oder“

Ich bin total von der Naturheilkunde überzeugt“, sagt Stefan Scharnagel. Auf natürlichem Weg geht viel, wenn Patientinnen und Patienten an der Klinikum Bayreuth GmbH an Symptomen ihrer Erkrankung oder unter unvermeidbaren Folgen einer Behandlung oder eines Eingriffs leiden. Das Bayreuther Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe ist eine von wenigen Kliniken in Deutschland, die ein eigenes Zentrum für Integrative Medizin betreiben. Und ein zwölfköpfiges Pflegeteam unter der ärztlichen Leitung von Dr. Christoph Erdmann dafür haben.

Mit Nadeln gegen Übelkeit

Seit drei Tagen werden die Übelkeit und der Brechreiz nicht besser. Die Patientin hat Krebs, hat gerade wieder eine Chemotherapie bekommen. Und auch Medikamente gegen die Nebenwirkungen. Die Pflegeexpertinnen und -experten für integrativ-medizinisches Behandlungsmanagement (P.I.M.B.) aus dem Zentrum für Integrative Medizin wenden bei ihr ätherische Öle und Ohrakupunktur an. Danach geht es ihr deutlich besser. „Man könnte denken, das ist Zufall“, sagt Stefan Scharnagel, der neben dem pflegerischen Teil des Zentrums für Integrative Medizin Bayreuth (ZIMB) auch den Akutschmerzdienst an der Klinikum Bayreuth GmbH leitet. „Aber diesen Zufall habe ich schon mehr als 30 Mal erlebt und erlebe ihn immer wieder.“ Das zeigt das gute Zusammenspiel von Schulmedizin und Naturheilkunde.

‹ Mehr als 400 Pflegekräfte haben bereits eine der Weiterbildungen aus dem Bereich der integrativen Medizin besucht, die Stefan Scharnagel (links) konzipiert hat.

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Stefan Scharnagel setzt auf Naturheilkunde
„ Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung
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In der strikten Trennung von Schulmedizin und alternativen Methoden sieht man am Zentrum für Integrative Medizin Bayreuth keinen Sinn. Schon der Begriff „alternative Medizin“ ist falsch. „Wir denken nicht in Entweder-Oder-Kategorien“, sagt Scharnagel. Medikamente und Präparate helfen, daran gibt es keinen Zweifel. Naturnahe Verfahren, davon ist man am ZIMB überzeugt, ebenfalls. „Deshalb sprechen wir von integrativer Medizin.“ Das eine tun, das andere nicht lassen.

Naturheilkunde ist die Zukunft

Überzeugt ist übrigens auch die Mehrheit der Patientinnen und Patienten. Befragungen der Klinikum Bayreuth GmbH zeigen, dass nicht bei allen der Patientinnen und Patienten die Medikamentengabe ausreicht, um Symptome wie Schmerzen, Schlaflosigkeit oder Übelkeit. ausreichend zu lindern. Sie wollen oft weniger, jedoch nur selten mehr Medikamente einnehmen. Jeder zweite allerdings würde Therapien ohne Pillen oder Spritzen gerne annehmen. Bei älteren Patientinnen und Patienten, die häufig viele Medikamente nehmen, ist die Aufgeschlossenheit gegenüber naturnahen Verfahren noch höher. Für Stefan Scharnagel ist deshalb klar: „In ein paar Jahren wird es kaum ein großes Krankenhaus mehr geben, das ohne integrative Medizin auskommt.“ Und das bedeutet für Pflegefachkräfte: sich in diesem Bereich zu qualifizieren, eröffnet neue Perspektiven.

Den Gedanken hatte Scharnagel auch – und landete hart. Gemeinsam hatten er und sein Kollege Oliver Sablowski erst auf der Intensivstation, dann im Akutschmerzdienst gearbeitet. Eine gute, eine wichtige Aufgabe. „Weil eine Schmerzpumpe, die man selbst bedienen kann, der Patientin oder dem Patienten ein Stück Autonomie zurückgibt.“ Selbstbestimmtheit, die man im Krankenhaus in vielen Bereichen aufgibt. Aber da muss doch noch mehr gehen. Scharnagel und Sablowski suchten nach Weiterbildungsmöglichkeiten in der integrativen Medizin. Ein halbes Jahr später entschloss sich Stefan Scharnagel, selbst zwei verschiedene Weiterbildungen mit naturheilkundlichen und nicht-medikamentösen Inhalten zu konzipieren und umzusetzen. Ganz einfach, weil es keine gab.

Inzwischen haben insgesamt mehr als 400 Pflegefachkräfte an den an der Klinikum

Bayreuth GmbH stattfindenden Weiterbildungskursen teilgenommen, die meisten davon kamen übrigens nicht aus Bayreuth. Sie können sich jetzt Pflegeexperten für nicht-medikamentöses Schmerzmanagement (P.N.M.S.®) oder Pflegeexperte für integrativ-medizinisches Behandlungsmanagement (P.I.M.B.) nennen, Titel und Inhalt der Kurse sind geschützt. Sie wissen, wie ätherische Öle anzuwenden, Wickel und Auflagen zu handhaben, die Ohrakupunktur durchzuführen, Elektrostimulationen anzulegen oder Entspannungstechniken anzuwenden sind. Und sie wissen auch, welche Wirkung Farben, Licht und Töne haben.

Ein Time-Out-Raum entsteht

Therapie mit Farben, Licht, Tönen. Da kann auch die Klinikum Bayreuth GmbH noch besser werden. Daran arbeitet Scharnagel gerade gemeinsam mit dem Direktor der Kliniken für Orthopädie und Querschnittgelähmte an der Hohen Warte, Privatdozent Dr. Rainer Abel. Vor wenigen Monaten erst ist an der Hohen Warte ein topmodernes neues Therapiezentrum in Betrieb gegangen. Dort wird ein Time-Out-Raum entstehen. Weil die Senkung von belastenden Symptomen auf die naturnahe Art besser wirken kann, wenn alle Sinne angesprochen sind und positiv angeregt werden. Im Patientenzimmer ist das meist nicht möglich. Auch bemerkenswert: Gerade Patientinnen und Patienten, die eine Querschnittlähmung erlitten haben, profitieren besonders von den naturnahen Verfahren.

Es geht also immer noch etwas mehr. Und doch zieht Stefan Scharnagel – sowohl für das integrative Behandlungsmanagement, als auch für den Akutschmerzdienst ein Resümee: „Ich bin sehr froh, dass wir von unserem Klinikum in diesen Bereichen unterstützt werden und unser Angebot immer weiter ausbauen können. So werden unsere Patienten gut und modern mit sanften Methoden, zusätzlich zur Schulmedizin, versorgt. Und das meist ohne Nebenwirkungen“.

MEHR INFOS: www.klinikum-bayreuth.de

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Wege der alternativen Schmerzlinderung

Nicht-medikamentöses Schmerzmanagement:

Know-how wird in der Pflege immer gefragter

Warum nicht? Warum nicht den alten Zwist zwischen Schulmedizin und komplementärer Behandlung beenden?

Warum nicht selbst eine hochspannende und anspruchsvolle Weiterbildung für nichtmedikamentöses Schmerzmanagement aufbauen, wenn es eine solche einfach nicht gibt? Tja – warum eigentlich nicht?

Naturnahe Verfahren kommen an

Stefan Scharnagel hat es einfach getan. Der Leiter des Akutschmerzdienstes der Klinikum Bayreuth GmbH, der jeden Tag Patientinnen und Patienten Medikamente verabreicht, ist den Schritt weiter gegangen. Keine Frage, ohne Schulmedizin geht es nicht. Aber es müssen nicht immer nur Pille oder Spritze sein. Nichtmedikamentösen Maßnahmen wird in der Patientenbehandlung zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt. Das zeigen unter anderem Patientenbefragungen, die ein klares Bild ergeben. Zwei Drittel der Patientinnen und Patienten empfinden ihre Schmerztherapie als ausreichend, das restliche Drittel aber hätte sich mehr gewünscht. Was mehr? Neun von zehn hätten naturnahe Verfahren gut gefunden. Sie gelten als Erweiterung des pflegerischen Repertoires im Rahmen des Schmerzmanagements und ergänzen im Sinne der integrativen Medizin die medikamentöse Therapie. Die Klinikum Bayreuth GmbH bietet zu dieser Thematik zwei Weiterbildung an:

• Pflegeexperte(in) für Nicht-Medikamentöses Schmerzmanagement (P.N.M.S.©)

• Pflegeexperte(in) für Integrativ-Medizinisches Behandlungsmanagement (P.I.M.B.).

Konzipiert und organisiert von Stefan Scharnagel – einfach, weil er selbst nach einer solchen Weiterbildungsmöglichkeit suchte und keine fand.

Das war vor zehn Jahren. Inzwischen hat Scharnagel ein ausdifferenziertes Weiterbildungsangebot aufgelegt und die Klinikum Bayreuth GmbH damit zu einer der besten Adressen in der nicht-medikamentösen Patientenbehandlung gemacht. Seit 2018 haben in Summe 320 Pflegekräfte beiden Weiterbildungen P.N.M.S.© und P.I.M.B. bei Stefan Scharnagel in Bayreuth

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AUTOR Klinikum Bayreuth GmbH ˆ Ätherische Öle eignen sich hervorragend, um Schmerzen zu reduzieren. Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung © Shutterstock / puhhha © Shutterstock / VanoVasaio

‹ Mehr als Wellness: Richtig angewendet helfen viele Entspannungstechniken bei der Schmerzlinderung.

absolviert. Viele von ihnen kamen und kommen von anderen Krankenhäusern, zum Beispiel Martina Dambmann von der Asklepios Klinik in Schwalmstadt. Ohrakupunktur und Aromapflege, Wickel, Auflagen und was sonst noch zur nicht-medikamentösen und naturheilkundlichen Therapie gehört: „All diese Maßnahmen unterstützen die Selbstheilungskräfte und damit die konventionelle Pflege im Sinne eines Pflegeleitbildes.“

Aktuelles Wissen gefordert

P.N.M.S.© ist inzwischen nicht nur eine auf die Klinikum Bayreuth GmbH eingetragene Marke, P.N.M.S.© ist auch das Flaggschiff der nicht-medikamentösen Weiterbildungen. Scharnagel hat ein Kursbuch dazu geschrieben. Er hat das Konzept weitergedacht zum Pflegeexperten für integrativmedizinisches Behandlungsmanagement und weil auch in diesem Bereich die Zeit nicht stehen bleibt, einen Auffrischungskurs angeboten. Das alles hat einen sehr konkreten Hintergrund: Nicht-medikamentöse Behandlung ist nicht einfach nur eine nettes Gimmick. Der Expertenstandard „Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten Schmerzen”, den das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege erarbeitet hat, fordert aktuelles Wissen der Pflegefachkräfte über nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Schmerzlinderung. Außerdem sollten die Einrichtungen bzw. Kliniken sicherstellen, dass diese Maßnahmen auch umgesetzt werden können.

Das geschieht inzwischen in einer ganzen Reihe von Krankenhäusern in Deutschland. Wer dort die Initiative übernimmt, hat sein Wissen

MEHR WISSEN:

Die Weiterbildungsangebote P.N.M.S.® und P.I.M.B. der Klinikum Bayreuth GmbH richten sich an Pflegekräfte in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Ambulanten Pflegediensten mit Kontakt zu Schmerzpatienten. Erfahrene und überregional tätige Fachexperten sind als Dozenten tätig. Sie vermitteln die Inhalte sowohl in theoretischen Unterrichtseinheiten wie auch in praktischen Übungen und geben einem intensiven Austausch viel Raum. Konkrete Inhalte sind:

• Aromapflege

• Schmerzreduktion durch Musik

• Ohrakupunktur

• Wickel und Auflagen

• Medizinaltees

• Tipps zur Ernährung

• Entspannungsverfahren

• Blutegeltherapie

• Hydrotherapie

• Akupressur

• Transkutane elektrische Nervenstimulation (Durch die Haut wird Strom auf das Nervensystem übertragen und körpereigene schmerzhemmende Systeme werden aktiviert)

• Licht und Farben

• Gesprächsstrategien in schwierigen Situationen

• Haltung, Ablenkung, Imagination

• Taping ( Anbringen von elastischen Tapes)

• Wärme- und Kälteanwendungen

• KPS – eine alternative additive Methode zur Schmerzmessung

Nach erfolgreich abgeschlossenem Abschlusstest erhält jede(r) Teilnehmer(in) ein Zertifikat mit der Bezeichnung der jeweiligen Weiterbildung und deren Inhalt.

nicht selten aus Bayreuth abgeholt. Die Klinikum Bayreuth GmbH gilt als Referenzklinik. Und manchmal passieren auch ganz unerwartete Dinge: Eine P.N.M.S.© -Absolventin hatte sich bei einer Klinik für eine komplett andere Stelle beworben, wohl aber ihre Fachexpertise in den Lebenslauf geschrieben. Sie arbeitet heute in dieser Klinik – im nicht-medikamentösen Schmerzmanagement.

MEHR INFOS: karriere.klinikum-bayreuth.de/weiterbildung

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Lebensretterin für die ganz Kleinen

Bianca Markhof gehört zum Team der Neugeborenen-Rettung

Auf dem Tisch im Stationszimmer liegt ein Umschlag. „Was ist das denn?“, fragt Bianca Markhof ihre Kolleginnen. Drin sind Fotos eines glücklichen zweijährigen Mädchens, das gerade Geburtstag gefeiert hat. Und ein Brief der Eltern, die nicht vergessen haben, dass das Leben der Kleinen kurz nach der Geburt in großer Gefahr war. Der Neugeborenennotarzt hatte das Mädchen ins Klinikum Bayreuth gebracht. Und Bianca Markhof war dabei.

Sie ist examinierte Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Praxisanleiterin für Schülerinnen und Schüler und seit 2019 auch Fachkraft für pädiatrische Intensiv- und Anästhesiepflege. Vier Jahre lang kümmerte sie sich an der Kinderklinik der Klinikum Bayreuth GmbH um Frühchen, jetzt arbeitet sie auf Station 48. Der Intensivstation für Kinder – ohnehin schon eine anspruchsvolle, fordernde Aufgabe.

Hilfe rund um die Uhr

Bianca Markhof aber macht noch mehr. Wenn das Telefon klingelt, ist sie schon auf dem Sprung. Inkubator und Notfallrucksack stehen immer bereit. Eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt sind mit an Bord des BRKRettungswagens. Jetzt muss es schnell gehen. Denn manchmal ist der Weg zu Hausgeburten, zu Geburtshäusern oder zu Krankenhäusern, die nicht über eine Kinderklinik verfügen, weit. Bis nach Marktredwitz, Kulmbach und Kronach reicht das Einzugsgebiet der Notversorgung für Neugeborene. Wenn ein Kind nach der Geburt in Lebensgefahr ist, wenn Infektionszeichen auftreten oder das Neugeborene Schwierigkeiten mit dem Atmen hat, und keine schnellere

Hilfe möglich ist, fahren die Teams aus Bayreuth los. Zu jeder Tages- und Nachtzeit, an jedem Tag des Jahres.

Teamarbeit auf Augenhöhe

Draußen ist alles anders. Oftmals eine akute Notsituation. Niemand da, der einem anreicht, was man gerade braucht. Nur das zur Verfügung, was der Notfallrucksack hergibt. Ärztin oder Arzt, Intensiv-Fachkraft und die Sanis – alle im Team arbeiten auf Augenhöhe zusammen. „Wenn wir dem Kind helfen können, macht mich das sehr froh und ein bisschen stolz“, sagt Bianca Markhof. Für die Eltern ist die Situation traumatisch. Auch sie brauchen Hilfe – und bekommen sie. „Wenn das Kind stabil ist und im Inkubator liegt, zeigen wir den Eltern, was wir tun, und geben ihnen Information.“ Wenn die Situation noch ernster ist, kümmert sich die Intensiv-Fachkraft um den kleinen Patienten. Die Ärztin oder der Arzt spricht mit den Eltern.

Im Klinikum Bayreuth mit seiner großen Kinderklinik und dem Status eines Perinatalzentrums Level I sind die Voraussetzungen für die weitere Behandlung optimal. Hier sind Kinderärzte, Gynäkologen und hochqualifizierte Pflegekräfte gemeinsam für Eltern und Kind da. Bei jeder schwierigen Geburt, bei jedem Kaiserschnitt, in jeder kritischen Situation. „Zusammen sind wir ein Sicherheitsnetz“, sagt Bianca Markhof. „Wenn mich eine Freundin fragt, wo sie entbinden soll, dann kann ich nur einen Rat geben: an einem Krankenhaus mit Kinderklinik.“

MEHR INFOS:

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Schwerpunkt
www.klinikum-bayreuth.de
Aus- und Weiterbildung
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Immer im Dienst für die Allerkleinsten: Wenn das Telefon klingelt, ist Bianca Markhof (links) schon auf dem Sprung.
© Klinikum Bayreuth GmbH

Im Kreißsaal lernt man nicht aus

Ob Ausbildung oder Studium: Der Beruf Hebamme verlangt viel – fachlich und menschlich.

Wie man Hebamme wird?

„Jeden Tag ein bisschen mehr“, sagt Christine Heinold. Sie ist Hebamme. Seit 26 Jahren, heute sogar stellvertretende Leitende Hebamme am Klinikum Bayreuth. Wie vielen Kindern sie schon auf die Welt geholfen hat, kann sie nicht sagen. Aber es waren viele. Und sie sagt: Hebamme ist ein Handwerk und Handwerk erfordert Geschick, Menschenkenntnis, Erfahrung und: lebenslanges Lernen.

Abitur muss sein

Als sie ihre Ausbildung begonnen hat, waren die Voraussetzungen für den Beruf auf den ersten Blick noch relativ simpel. Einen guten Schulabschluss – mindestens Mittlere Reife –musste man vorweisen können und volljährig musste man sein. Heute ist das anders. Wer seit 2020 Hebamme werden will, geht an die Uni oder Fachhochschule. Abitur oder Fachabitur sind Pflicht. Was sich sonst noch ändert? Christine Heinold wird schon bald den direkten Vergleich haben. Denn auch ihre Tochter will Hebamme werden. Nach einem studienvorbereitenden Praktikum im Kreißsaal hat sie im Oktober 2022 ihr Studium begonnen. Aber ob Studium oder Ausbildung: Wichtig seien vor allem die Voraussetzungen, die in keinem Zeugnis stehen, ist Christine Heinold überzeugt.

Auch nach der langen Zeit und den vielen Schwangerschaften und Geburten, die sie begleitet und betreut hat, habe sie immer noch

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‹ Komm herein: Hebamme Christine Heinold gewährt einen Einblick in ihren Beruf. © Klinikum Bayreuth GmbH
Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung

nicht alles gesehen. „Das ist es, was diesen Beruf so unglaublich spannend und abwechslungsreich macht. Jede Schwangerschaft, jede Geburt ist anders“, sagt sie. Aber es macht ihn eben auch unglaublich fordernd und anspruchsvoll. Wenn Sie eine Geburt betreut, kann jederzeit alles passieren. Das heißt, wachsam sein, auch kleine Veränderungen registrieren und richtig deuten. Selbstvertrauen haben, aber auch im richtigen Moment zugeben können, wenn es ohne Arzt nicht geht. Es heißt aber auch, auf Menschen zugehen zu können. Im richtigen Moment Kraft geben, zuhören, motivieren zu können.

Große Verantwortung

Hebamme sein, dass ist eine enorme Verantwortung: „Die Frauen, die zur Entbindung zu uns kommen, verlassen sich auf uns. Auf unser Wissen, auf unsere Erfahrung –und darauf, dass schon alles gut werden wird.“ Dennoch rät Christine Heinold werdenden Müttern, sich nicht am Eingang des Kreißsaals „abzugeben“. Inzwischen sei sie gut darin, kleine Gesten oder Blicken zu lesen.

Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis

sind dafür unabdingbar. „Als Hebamme sollte man gut mit Menschen zurechtkommen. Egal, woher sie kommen, egal aus welchem sozialen Umfeld sie stammen.“ In vielen Fällen lernen sich werdende Mütter, deren Partner und Hebamme erst bei der Ankunft in der Klinik kennen – und das in einer emotionalen Ausnahmesituation. Familienhintergründe, Ängste, Probleme, das alles versucht eine Hebamme innerhalb kürzester Zeit einzuschätzen. „Eine werdende Mutter darf und soll sagen, wenn sie sich nicht wohl fühlt, wenn sie Unterstützung braucht – aber auch, wenn sie etwas Ruhe nötig hat. Nur so funktionieren wir als Team.“

Es ist nicht nur eine Frage der gestiegenen Anforderungen. Es ist auch eine Frage der Anerkennung und Vergleichbarkeit. In den meisten europäischen Ländern ist die Hebammenkunde inzwischen zum Studium geworden. Wer als Hebamme oder Geburtshelfer ohne Studienabschluss im Ausland arbeiten möchte, hat es seitdem schwerer, muss die Anerkennung seiner Ausbildung beantragen und auf Bewilligung warten. Der Abschluss Bachelor of Science wird innerhalb der Europäischen Union automatisch anerkannt. – Ein Pluspunkt für Weltenbummler.

Dass es zu Komplikationen kommen kann, wissen die werdenden Eltern und das weiß auch Christine Heinold. Sie hatte bisher Glück, sagt sie. Wirkliche Tragödien hat sie selbst im Kreißsaal noch nicht erleben müssen. Und doch weiß sie: Nicht alles liegt in ihrer Macht. Wenn es ernst wird, ist es aber an ihr, die Führung zu übernehmen. Dann ist der Zeitpunkt, an dem sie ihre Erfahrungen ausspielt. Warum geht die Geburt nicht voran? Machen die Herztöne

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WARUM JETZT EIN STUDIUM?
„Die Frauen, die zur Entbindung zu uns kommen, verlassen sich auf uns. Auf unser Wissen, auf unsere Erfahrung – und darauf, dass schon alles gut werden wird.“
>
CHRISTINE HEINOLD

Sorgen? Geht es der Mutter gut? Wird eine Ärztin oder ein Arzt gebraucht? Als Hebamme betreut sie eine Entbindung grundsätzlich erst einmal alleine – und sie ist es, die im Ernstfall die ersten Entscheidungen treffen muss – für Mutter und Kind.

Immer 100 Prozent

HEBAMMENSTUDIUM OHNE ABITUR?

„In Ausnahmefällen ist das möglich“, sagt Franziska Maidorn, stellvertretende Pflegedirektorin an der Klinikum Bayreuth GmbH. Voraussetzung ist dann – erstens – eine mindestens zweijährige, abgeschlossene Berufsausbildung in einem Gesundheitsberuf. „Das kann eine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Kinderkrankenpflege oder der Altenpflege sein“, so Franziska Maidorn. Zusätzlich muss – zweitens – eine berufliche Fortbildung (mindestens 400 Stunden) erfolgreich absolviert sein, die auf dem Ausbildungsberuf aufbaut. Wer die Fortbildung nicht vorweisen kann, aber bereits drei Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, kann unter Umständen auf Probe zum Studium zugelassen werden. „Bei Fragen zu den Voraussetzungen, Karriereeinstieg oder möglichen beruflichen Alternativen helfen wir auch gerne weiter“, sagt Franziska Maidorn.

„Im Kreißsaal funktioniere ich immer zu 100 Prozent. Unachtsamkeit kann man sich nicht erlauben“, sagt sie. Schlafmangel, körperliche Anstrengung. Das alles kann sie hintenanstellen. „Die werdende Mutter kann ja auch nicht einfach nach Hause gehen – auch, wenn die meisten Frauen im Laufe der Geburt einmal an den Punkt kommen, wo sie genau das gerne täten. Aber dann ist es meistens fast geschafft“, lacht Heinold. Auch das hat sie die Erfahrung gelehrt.

Für sie war es immer die richtige Entscheidung. Sie brennt für diesen Beruf, macht ihn mit Freude und Begeisterung und versteht es, diese auch weiterzugeben. So ist es nachvollziehbar, dass ihre Tochter Kira nun ebenfalls Hebamme werden will.

Sie sind gerne Ansprechpartnerinnen für junge Hebammen: stellvertretende Pflegedirektorin Franziska Maidorn (links) und Hebamme Christine Heinold. MEHR INFOS: karriere.klinikum-bayreuth.de

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© Klinikum Bayreuth GmbH Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung

Maßgeschneiderte Medizin

Wir sehen uns als Partner unserer Patienten. Verständnis und Akzeptanz der individuellen Lebenssituation sind für uns genauso wichtig, wie unser Wissen und unsere Erfahrungen weiterzugeben. Wir beraten und begleiten Sie in Gesundheits- wie in Krankheitsfragen, in Prävention und Rehabilitation, und das am liebsten ein Leben lang.

Willkommen in der Praxis am Main.

Ausgabe 01/23 GESUND LEBEN Wir sind stolzer Partner von: Öffnungszeiten: Mo/Di: 8-12 und 14-17.30 Uhr . Mi/Fr: 8-12 Uhr . Do: 8-12 Uhr und nach Vereinbarung PRAXIS AM MAIN Am Main 3 . 95444 Bayreuth Tel. 0921-507 366 0 www.praxis-am-main.de BEATE ZUNNER . FACHÄRZTIN FÜR ALLGEMEIN-, SPORT- UND ERNÄHRUNGSMEDIZIN

Die Ausbildung zur Pflegefachkraft ist beim BRK-Kreisverband Bayreuth erst der Start der Karriere.

Der Mensch steht im Mittelpunkt

Pflegefachkraft – Ausbildung und Arbeit in der Pflege

Im Beruf der Pflegefachkraft steht der Mensch im Mittelpunkt. Ob therapeutische oder medizinische Aufgaben, kaum ein anderer Beruf ist so vielfältig und so von menschlicher Nähe geprägt. Die Verabreichung von Medikamenten, die Ermittlung des Pflegebedarfs und Planung, Koordination sowie Dokumentation von Pflegemaßnahmen gehören ebenso zu den täglichen Aufgaben, wie die Durchführung fördernder und aktivierender Maßnahmen bei Patienten oder die Arbeit mit Angehörigen.

Berufsbild und Werdegang

Die Ausbildung zur Pflegefachkraft dauert drei Jahre und erfolgt im Wechsel zwischen Praxis (Pflegeeinrichtung bzw. Krankenhaus) und Theorie (Berufsfachschule). Absolventen

können nach erfolgreichem Examen in allen Pflegebereichen (Krankenpflege, Altenpflege, Kinderpflege oder im psychiatrischen Pflegebereich) arbeiten.

BRK-Kreisverband Bayreuth – Pflegedienstleister mit Herz und Verstand

Als großer Pflegedienstleister betreibt der BRKKreisverband Bayreuth zwei stationäre Pflegeeinrichtungen (BRK-Altstadtpark und BRK-Ruhesitz) in Bayreuth mit modernen und dem Bewohner zugewandten Konzepten sowie zwei ambulante Pflegedienste (BRK-Sozialstationen Bayreuth und Fichtelgebirge inkl. Stützpunkt Gefrees) – für Pflegekräfte bieten sich hier jede Menge Chancen zur Selbstverwirklichung.

Mit den BRK Schulen Pflege bietet das BRK in Bayreuth ebenfalls eine professionelle theoretische Ausbildung vor Ort, an der die Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann absolviert werden kann. Zudem stellt der BRK-Kreisverband Bayreuth seinen angehenden Pflegefachkräften in der Ausbildung eine fachlich qualifizierte Koordinatorin der Praxisanleitung an die Seite, welche theoretische Inhalte der Berufsfachschulen in „lebbare“ Praxis umsetzt.

Mit dem Abschluss der Ausbildung zur Pflegefachkraft beginnt die Karriere im BRK-Kreisverband Bayreuth erst. Mit einem vielfältigen Fortund Weiterbildungsangebot im Fachbereich Pflege (zum Beispiel: Gerontopsychiatrische Fachkraft, Praxisanleitung oder Einrichtungsleitung) des BRK-Kompetenzzentrums bieten sich zudem viele Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung.

MEHR INFOS: www.brk-bayreuth.de

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AUTOR BRK-Kreisverband Bayreuth
© BRK

Abwechslung garantiert

Notfallsanitäter/-in – Ausbildung und Arbeit im Rettungsdienst

Der Arbeitstag eines/einer Notfallsanitäter/-in im BRK-Rettungsdienst ist vor allem eines – sehr abwechslungsreich. Sie wissen nie, welche Herausforderungen im Laufe ihrer Schicht auf sie warten. Von der Integrierten Leitstelle alarmiert, heißt es schnell sein, mit Blaulicht und Martinshorn zum Einsatzort – denn ein Mensch muss gerettet werden.

Berufsbild und Werdegang

Der/die Notfallsanitäter/-in ist die höchste nicht-ärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Im Ernstfall liegt viel Verantwortung in ihrem/seinem Ermessen. Notfallsanitäter/-innen obliegt nicht nur der kompetente Umgang mit notfallmedizinischem Equipment, das Vornehmen der Erstversorgung von Notfall-Patienten und die Durchführung von lebensrettenden Maßnahmen, sondern auch die Entscheidung, ob aufgrund des Gesundheitszustands des Patienten ärztliche Unterstützung benötigt wird.

Drei Jahre dauert die Ausbildung für diese verantwortungsvolle Tätigkeit. Diese findet im Wechsel zwischen theoretischen Unterrichtseinheiten (Berufsfachschule) und Praxisblöcken (Lehrrettungswache oder Krankenhäusern) statt.

BRK-Kreisverband Bayreuth – Rettungsdienstleister mit Tradition und Innovation

Als Rettungsdienstleister mit langer Tradition, beschäftigt der BRK-Kreisverband Bayreuth mehr als 50 Notfallsanitäter/-innen, die verteilt auf sieben Rettungswachen und -stellplätze in Bayreuth und der Region die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.

Um für eine bestmögliche Ausbildung seiner Notfallsanitäter/-innen zu garantieren,

betreibt das Rote Kreuz in Bayreuth mit der BRK Schulen Rettung eine Berufsfachschule für Notfallsanitäter, die über ein fast 650 Quadratmeter großes notfallmedizinisches Trainingsgelände verfügt. Zudem werden die Auszubildenden von einem Team aus erfahrenen Praxisanleiter/-innen bei ihrer praktischen Ausbildung unterstützt.

Notfallsanitäter/-in: ein Beruf mit viel Abwechslung und Verantwortung.

Eine weitere Besonderheit des BRK-Rettungsdienstes Bayreuth ist die langjährige und enge Zusammenarbeit mit der ADAC-Luftrettung. So leisten Notfallsanitäter/-innen des BRKs mit einer Zusatzausbildung ihren Dienst als Teil der Crew des in Bayreuth stationierten Rettungshubschraubers Christoph 20.

MEHR INFOS: www.brk-bayreuth.de

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AUTOR BRK-Kreisverband Bayreuth © BRK © BRK

Weiterbildung in der ambulanten Versorgung

AUTOR Praxis am Main – Beate Zunner, Fachärztin für Allgemein-, Sport- und Ernährungsmedizin

Vielfältige Möglichkeiten für medizinische Fachangestellte

Im Wandel der Zeit

In den letzten Jahren stieg das Angebot an Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für den Bereich der ambulanten Versorgung enorm an, nicht zuletzt auf Grund der sich verändernden Anforderungen an das Berufsbild. Die Bayerische Landesärztekammer bietet daher mittlerweile neben Hygienebeauftragten auch den Fachwirt für ambulante medizinische Versorgung und Weiterbildungen zur VERAH /NäPa (Nichtärztliche/r Praxisassistent/in) an.

Auf Grund der zunehmenden Bürokratisierung erfreut sich u.a. der Fachwirt für Gesundheit, Sozialwesen und der zertifizierte Praxismanager größter Beliebtheit.

Physican Assistance

Blutabnehmen und Blutdruckmessen gehören für jede Medizinische Fachangestellte zur Routine. Ebenso wie die Gespräche mit den Patientinnen und Patienten, die teilweise schon jahrelang immer in die gleiche Praxis kommen. Man kennt sich, und diese Nähe schafft Vertrauen. Oft sind ganze Familien in einer Praxis in Behandlung, gerade im hausärztlichen Bereich. Für Abwechslung zur Arbeit am Menschen sorgen Verwaltungsaufgaben, Managementfragen und Betriebswirtschaft. Der Beruf der Medizinischen Fachangestellten bietet somit ein breites, abwechslungsreiches Spektrum an Aufgaben und Arbeitsplätzen.

Seit 2005 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, als Medizinische Fachangestellte, Physiotherapeut, Gesundheits- oder Krankenpfleger ein Bachelor Studium für Physician Assistance zu absolvieren. Nach erfolgreicher Beendigung des Studiums darf der Absolvent den Arzt bei Diagnostik und Behandlungsprozessen, sowie bei Dokumentationen und Managementaufgaben direkt unterstützen. Für den verantwortlichen Arzt soll dies eine entsprechende Entlastung darstellen, der nun viele Tätigkeiten delegieren kann, jedoch nach wie vor die letztendliche Verantwortung und Entscheidungskraft trägt. Während in vielen Ländern der Physican Assistance bereits zum gewohnten Bild einer Praxis bzw. Klinik gehört, ist er in Deutschland noch eher selten. Jedoch steigt die Anzahl der Studienplätze stetig an. Und der Abschluss bietet Interessierten ein breites Tätigkeitsfeld.

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ˆ Tägliche Arbeiten im Labor z. B. bei Vorsorgeuntersuchungen, gehören zu den typischen Aufgaben von Medizinischen Fachangestellten.
© www.gmk.de

Praxismanagement aus Leidenschaft

„Meine Arbeit als MFA gefällt mir sehr, jedoch wollte ich irgendwann mehr Verantwortung in meinem Job“, so Sylvia Gäbler, zertifizierte Praxismanagerin in der Praxis am Main in Bayreuth. Die Arbeit mit Zahlen, Controlling und Administration sind ihre Leidenschaft. Ihr Aufgabenbereich umfasst neben Praxisorganisation und Personalmanagement auch Personalführung, Abrechnung und Qualitätsmanagement. „Als Praxismanagerin habe ich bereits in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet, vom großen MVZ mit mehreren Standorten, über Medizincontrolling in einer Klinik bis zum Aufbau und Management von Einzelpraxen. Die vielseitigen Einsatzbereiche bieten Abwechslung und man lernt nie aus –das ist die besondere Herausforderung und macht enorm Spaß“, sagt Gäbler.

In der familiären Einzelpraxis fühlt sie sich jetzt bestens aufgehoben. „Hier kann ich alles miteinander verbinden und mein Wissen geballt einbringen. Ich kümmere mich um die Organisation und kann trotzdem noch am Patienten arbeiten – für mich die perfekte Mischung.“

WEITERE INFOS

Praxis am Main, Beate Zunner

Am Main 3, 95444 Bayreuth

Telefon (0921) 507366-0

E-Mail: info@praxis-am-main.de www.praxis-am-main.de

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„Die vielseitigen Einsatzbereiche bieten Abwechslung und man lernt nie aus – das ist die besondere Herausforderung und macht enorm Spaß.“
SYLVIA GÄBLER
©
Sylvia Gäbler (rechts) schätzt besonders die familiäre Atmosphäre in der Praxis am Main. Auch ihren Kolleginnen Aybüke Yildirim und Selina Purwin (v. l.) sind hier gerne als Medizinische Fachangestellte tätig.
www.gmk.de

Lernen (lassen) sichert die Zukunft

Die Babyboomer gehen nach und nach in Rente, geburtenschwache Jahrgänge rücken in die Arbeitswelt nach –die Welt hat sich gedreht und nun stehen nicht mehr die Mitarbeiter vor den Unternehmen Schlange, sondern die Unternehmen buhlen um Mitarbeiter. „Fachkräftemangel“ ist das Schlagwort unserer Zeit. Dem setzen die Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (GeBO) ein, zwei andere Worte entgegen: lernen (lassen).

es nicht zu tun? Und die Antwort ist eindeutig: Ob eine Gesundheitseinrichtung zukunftsfähig bleibt, wird davon abhängen, inwieweit es gelingt, berufliche Ein- und Aufstiegschancen seiner Beschäftigten nachhaltig zu verbessern.

Entwicklungen begleiten

Dieser Überzeugung ist Silvia Spitzl. Sie ist die stellvertretende Leitung der GeBO-Akademie. Bei allen Angeboten – neben solchen zur persönlichen Weiterentwicklung – geht es dem Team der GeBO-Akademie immer darum, innovativ und kritisch die Entwicklungen im Berufsfeld Pflege zu begleiten. Denn gerade im Bereich der professionellen Pflege sind Fort- und Weiterbildungen unumgänglich.

MMit den Fort- und Weiterbildungsangeboten der GeBO-Akademie wollen sie Potenziale und Begabungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Blick nehmen. Die Frage ist nicht: Warum leistet sich eine Klinik eine eigene Akademie? Die Frage ist: Kann sie es sich leisten,

Den Anstoß dafür, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer psychiatrischen Klinik weiterbilden könnten und eben nicht alles so machen, wie man es immer schon machte, habe die Psychiatrie-Enquete 1975 gegeben, erinnert sich Helene Neumann, Leiterin der GeBO-Akademie. Es war eine Zeit des Aufbruchs damals. Das Tun und all die Veränderungen innerhalb der psychiatrischen Klinik sollte mit Wissen untermauert werden. An Kliniken in Hamburg und München gab es erste Fachkurse und auch

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AUTOR GEBO – Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken ˆ Vor allem für Mitarbeiter im Gesundheitswesen bietet die GeBO-Akademie umfangreiche Fort- und Weiterbildungen an.
Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung
© Sandra Zimmermann

die Bayreuther wollten lernen, lernen, lernen. 1985 entstand am Nervenkrankenhaus in Bayreuth –wie das Bezirkskrankenhaus damals noch hieß – die erste Weiterbildungsstätte für psychiatrische Fachpflege in Oberfranken, die ersten psychiatrischen Fachpfleger starteten am 1. November 1985 ihre Weiterbildung. Im Kurs saß: Helene Neumann.

Lernen, um weiterzukommen. Darauf setzt Helene Neumann immer noch – heute als Leiterin der GeBO-Akademie, die 2018 gegründet worden war. Die Kurse der GeBO-Akademie umfassen Themenbereiche wie „Pflege in der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie“, „Leitung einer Station“ und „Praxisanleitung“. Ein umfangreiches Fortbildungsprogramm auch im Bereich der Persönlichkeitsbildung ergänzt das Angebot.

Wege nach oben

Und auch den Weg an eine Hochschule macht die GeBO-Akademie frei. „Es kommt immer wieder vor, dass Teilnehmende nach erfolgreicher Absolvierung einer Weiterbildung von mindestens 400 Stunden ein Hochschulstudium anschließen – da unsere Weiterbildungsstätte von der Deutschen Krankenhausgesellschaft e. V. anerkannt ist, ist dieser Weg möglich“, erklärt Silvia Spitzl.

Geblieben ist und bleiben wird das Prinzip des lebenslangen Lernens. Helene Neumann hält diesen Gedanken für unabdingbar. In jedem Beruf. Vor allem aber in der Psychiatrie. „Hier ist lebenslanges Lernen so wichtig, um die Veränderungen bewältigen zu können, um offen für Neues bleiben zu können. Nur wenn ich offen bleibe und auf die Menschen zugehe, kann ich Beziehungen gestalten und Herzen berühren.“

KURSE AN DER GEBOAKADEMIE:

Stressmanagement

4. Mai, 8.30 bis 16 Uhr

Einführung in die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

25. Mai, 9 bis 15 Uhr

Emotionale Intelligenz

18. Juli, 8.30 bis 16 Uhr

Autogenes Training

26. bis 27. Juli

INFOS & KONTAKT: www.gebo-akademie.de

MEHR INFOS:

GeBO – Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken

Bezirkskrankenhaus Bayreuth

Nordring 2, 95445 Bayreuth

Telefon: (0921) 283-0

www.gebo-med.de

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„Nur wenn ich offen bleibe und auf die Menschen zugehe, kann ich Beziehungen gestalten und Herzen berühren.“
HELENE NEUMANN
S pitzlistdie stellvertretendeLeitung BOAkademie. HeleneNeumann ist dieLeiterin OAkademie

Die Krisenmanager

Was psychiatrische Fachpflege so besonders macht

Zuhören, reden, motivieren, Mut machen – die pflegerische Arbeit in einem psychiatrischen Krankenhaus ist eine andere. Was das Besondere ist an der psychiatrischen Fachpflege, welche Fähigkeiten man mitbringen sollte und warum Wertschätzung so wichtig ist, erklären Thomas Kirpal, Schulleiter der Krankenpflegeschule am Bezirkskrankenhaus Bayreuth sowie Ursula Hösch, Mitarbeiterin der GeBO- Akademie im Interview.

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Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung © GeBO

Pflege in der Psychiatrie: Wie würden Sie diese mit drei Worten beschreiben?

KIRPAL: Hilfreiche Beziehungen aufbauen.

HÖSCH: Professionelle Unterstützung zur Lebensbewältigung.

Bettpfannen leeren, Beatmungsschläuche kontrollieren, Patienten im Bett umlagern – all diese Aufgaben sind in einem psychiatrischen Fachkrankenhaus wie unserem eher eine Seltenheit. Wie schauen die Aufgaben stattdessen aus?

HÖSCH/KIRPAL: Die Pflege in der Psychiatrie lebt von der Beziehung zu den Patienten. Ist eine Vertrauensbasis aufgebaut, arbeitet die Pflege gemeinsam mit den Patienten an der Tagesstruktur, am Verhalten, an sozialen Kompetenzen, an Genussfähigkeit, am Abbau von Ängsten. Handwerkszeug sind Psychoedukation, Beratung, Einzelgespräche, Gruppengespräche und Gruppenaktivitäten, Skills-Training und Entspannungsmethoden.

Was ist das Besondere an der psychiatrischen Fachpflege?

HÖSCH/KIRPAL: Psychiatrische Pflege bedeutet Beziehungs-, und Alltagsgestaltung. Die Patienten werden mittels Bezugspflegesystem während des gesamten Aufenthaltes eng begleitet. Außerdem ist es Aufgabe der Pflege, Planungen für die Behandlung und Therapie individuell zu erstellen. Pflegende sind hier Teil eines multiprofessionellen Teams. Sie werden durch den täglichen Austausch miteinander intensiv in den Behandlungsprozess eingebunden. Dieser kann oft lange dauern aufgrund der zum Teil langen Verweildauer der Patienten – manchmal mehrere Wochen bis Jahre, zum Beispiel in der Klinik für forensische Psychiatrie. Oder teilweise sind auch mehrfache Behandlungen zur Krisenintervention von chronisch psychisch Erkrankten notwendig.

Worin bestehen die Unterschiede in der psychiatrischen Pflege von Erwachsenen und Kindern?

HÖSCH/KIRPAL: Ausgebildete Erzieher arbeiten gleichberechtigt neben dem Pflegedienst im multiprofessionellen Team. In der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters übernimmt der Pflege- und Erziehungsdienst verstärkt pädagogische Aufgaben. Es besteht ein enger Kontakt und eine intensive Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten der minderjährigen Patientinnen und Patienten. >

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Geduld, Empathie und eine wertschätzende Haltung gegenüber den Patienten sind unverzichtbare Eigenschaften im psychiatrischen Pflegeberuf. Gespräche und Gruppenaktivitäten gehören zur Arbeit der psychiatrischen Fachpflege.

Welche sind die wichtigsten Eigenschaften, die eine Pflegekraft im psychiatrischen Bereich mitbringen sollte?

HÖSCH/KIRPAL: Geduld, Empathie, Reflexionsfähigkeit, gute Krankenbeobachtung, Belastbarkeit, Zugewandtheit, Akzeptanz und eine wertschätzende Haltung gegenüber den Patientinnen und Patienten, soziale Kompetenzen und kommunikative Fähigkeiten. Daher sollten Mitarbeitende mindestens C1-Sprachniveau beherrschen.

Viele verbinden Psychiatrie mit Zwangsjacken und Gitterfenstern. Wie schaut es in der heutigen Psychiatrie wirklich aus?

HÖSCH/KIRPAL: Das „beschützende Setting“

gibt es nur auf wenigen Stationen und wird häufig von Patienten sogar als positiv und sicher erlebt. Es gibt keine „Verwahrpsychiatrie“ mehr. Pflege und Therapie sind personenzentriert und individuell. Die Entwicklungen im Behandlungsansatz der Psychiatrie zeigen: Die Behandlung ist transparent. Außerdem sollen

die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten soweit wie möglich berücksichtigt werden.

Welche sind die anspruchsvollsten Aufgaben in der psychiatrischen Fachpflege und wie sind sie zu meistern?

HÖSCH/KIRPAL: Patienten täglich vorurteilsfrei und wertschätzend anzunehmen. Dafür ist es oft notwendig, die eigene Einstellung zu überdenken. Für den Umgang mit krisenhaftem Befinden und aggressivem Verhalten muss man über die Krankheiten und Symptome genau Bescheid wissen. Außerdem müssen wir zum Schutz und für die Sicherheit von Pflegenden und Patienten Deeskalationsmaßnahmen anwenden können. Nach erlebten Eskalationen und Krisen folgt eine Nachbesprechung.

Welche Vorteile bietet die Pflege im psychiatrischen Bereich noch?

HÖSCH/KIRPAL: Das psychiatrische Arbeitsfeld ist abwechslungsreich, vieles findet auch im teilstationären und ambulanten Bereich statt. Es gibt vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten der Pflege: Bezugspflege, Beratung von Patientinnen und Patienten, Durchführen von pflegetherapeutischen Gruppen. Außerdem gibt es zusätzlichen Erholungsurlaub und Zuschläge für psychiatrisch Pflegende sowie eine höhere Eingruppierung. Und man kann die zweijährige Weiterbildung zur Fachkrankenpflege für Psychiatrie anschließen.

SCHNUPPERTAG

Schüler ab 15 Jahren, die sich für die Pflege interessieren, haben am Bezirkskrankenhaus die Möglichkeit, mal hautnah dabei zu sein und einen Schnuppertag zu machen. Hierfür genügt eine telefonische Anmeldung unter 0921 283-5022

MEHR INFOS:

GeBO – Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken

Bezirkskrankenhaus Bayreuth

Nordring 2, 95445 Bayreuth

Telefon: (0921) 283-0

www.gebo-med.de

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„Die Pflege in der Psychiatrie lebt von der Beziehung zu den Patienten.“
THOMAS KIRPAL, SCHULLEITER DER KRANKENPFLEGESCHULE AM BEZIRKSKRANKENHAUS BAYREUTH
Es gibt keine „Verwahrpsychiatrie“ mehr. Pflege und Therapie sind personenzentriert und individuell.
© GeBO
Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung

Die Wegbereiter

Pflege in der Klinik für Forensische Psychiatrie:

Starthilfe in ein besseres Leben

Pflege- und Sicherheitsdienst in der forensischen Psychiatrie. Allein die Bezeichnung verrät, dass der Pflegeberuf in einer psychiatrischen Klinik ein anderer ist, als sonst. Tina Hofmann und Monja Baumann arbeiten in der Klinik für Forensische Psychiatrie am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und geben einen Einblick in ihren Alltag.

Weg in den Alltag

„Zeit“ ist der Schlüssel. Mehr Zeit. Genug Zeit. Soviel Zeit, wie der Patient eben braucht. Die gibt es. Zumindest in der Forensisch-psychiatrischen Pflege. Denn dort arbeiten Pflegekräfte ganz nah am Menschen. Genau diese Mehr-Zeit ist es, warum Tina Hofmann und Monja Baumann für ihren Job brennen. In der Klinik für Forensische Psychiatrie am Bezirkskrankenhaus Bayreuth helfen sie straffällig gewordenen Patientinnen und Patienten dabei, einen geebneten Weg zurück in den Alltag zu finden.

Viele Patientinnen und Patienten sind rund ein bis zwei Jahre lang in der Klinik. Durch die enge Bezugspflege kann man gut hinter die Fassade blicken und „versuchen, den Menschen erstmal vorurteilsfrei kennenzulernen, bevor man gemeinsam mit ihm dann auf die Grunderkrankung blickt“, sagt Monja Baumann, Fachkraft für Pflege im Maßregelvollzug und stellvertretende Stationsleiterin in der Klinik für Forensische Psychiatrie.

Besonders wichtig ist dabei ein funktionierendes Team, das Hand in Hand arbeitet und auf das man sich jederzeit verlassen kann, sagt Tina

Hofmann, ebenfalls Fachkraft für Pflege im Maßregelvollzug und Stationsleiterin. Angst braucht deshalb niemand zu haben, der in der Klinik für Forensische Psychiatrie arbeitet. Höflichkeit, Respekt, Transparenz im Umgang mit den Patientinnen und Patienten, aber auch geregelte Tagesabläufe – ein gewisses Rahmenprogramm braucht es.

Beste Hilfestellung

Sebastian Fischers knapp 200 Mitarbeitende müssen flexibel sein, das jeweils richtige Therapieangebot machen und dürfen sich nicht demotivieren lassen, wenn mal etwas nicht klappt. Fischer leitet den Pflege- und Sicherheitsdienst der Klinik für Forensische Psychiatrie und weiß:

„Wir können immer nur versuchen, der Patientin oder dem Patienten die beste Hilfestellung zu geben, um ein möglichst straf- und suchtmittelfreies

Leben zu führen. Nicht bei jedem klappt dies auf Anhieb, was uns jedoch nicht demotivieren darf.“ Damit es gelingt, ist vor allem eine ganzheitliche Sichtweise gefragt. „Ein hochkomplexes Arbeitsgebiet“, sagt Volkmar Blendl. Er ist der Maßregelvollzugsleiter und Chefarzt der Klinik für Forensische Psychiatrie und weiß, seine Mitarbeiter sind „pragmatisch, neugierig, unerschrocken, stressresistent, intuitiv und emotional begabt.“

MEHR INFOS: zur Arbeit in der Forensischen Psychiatrie gibt es im Video – einfach QR-Code scannen!

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AUTOR GEBO – Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken
aniT foH m a n n ( l . ) undMonj annarbeiten in der KlinikfürFore Psy c hiatrie.
ˆ Das Besondere: die Mehr-Zeit mit den Patienten.
Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung

ˆ Aytac Kurt ist technischer Leiter am Bezirkskrankenhaus Bayreuth – er sucht fürs nächste Ausbildungsjahr einen Azubi oder eine Azubine. In einem Krankenhaus arbeiten nämlich noch so viel mehr Berufsgruppen als Ärzte und Pflege.

Klinik sucht Gärtner und Elektroniker

Zum

Wer an Krankenhaus denkt, denkt an Ärztinnen und Ärzte, an Pflegerinnen und Pfleger. Vielleicht auch noch an Köchinnen und Köche.

Wer an Krankenhaus denkt, muss aber auch an Gärtner denken, und an Elektroniker und an Bürokauffrauen und an technische Zeichnerinnen und an Schlosser und an Schreiner. Pflege, sagt Aytac Kurt, Pflege könne doch auch nur arbeiten, wenn im Hintergrund alles rund läuft.

Aytac Kurt ist technischer Leiter am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Er muss also schon qua seiner Position sagen, dass es ohne die Technik nicht geht. Trotzdem: Er hat Recht. Denn Krankenhaus besteht eben nicht nur aus Medizin. Sondern auch aus Küche, Elektronik, Logistik,

Außenanlagen. Pflegemittel müssen auf Station gebracht werden, das riesige Gelände des Bezirkskrankenhauses muss gepflegt werden, die Heizung muss laufen, Licht muss brennen, Essen muss zubereitet und serviert werden, Türen müssen schließen, Lüftungs- und Klimaanlagen laufen, Gebäude geplant und gebaut und gewartet werden. Im Hintergrund kümmert sich daher eine Vielzahl an Menschen darum, „dass der Laden 24/7 läuft“, so Aytac Kurt.

Damit auch künftig alles rund läuft, wird Nachwuchs am Bezirkskrankenhaus Bayreuth auch selbst ausgebildet. Für das nächste Ausbildungsjahr (Beginn September 2023) werden aktuell je ein Azubi im Bereich Elektronik und Landschaftsgartenbau gesucht. Voraussetzung für die Ausbildung in diesen Bereichen ist ein qualifizierender Schulabschluss. Und wer Spaß an dem Beruf hat, kann es dann wirklich zu etwas bringen. Aytac Kurt ist selbst das beste Beispiel: Nach seinem qualifizierenden Hauptschulabschluss hat er Elektroniker gelernt („mein Vater fand, das ist ein guter Beruf – und er hatte recht“, erzählt er augenzwinkernd). Dann war er deutschlandweit als Projektleiter in der Klima- und Lüftungsbranche unterwegs. Und nun ist er als technischer Leiter am Bezirkskrankenhaus Bayreuth tätig. Für den 35-jährigen heimatverbundenen Familienmenschen ist es der perfekte Job. Sein Wissen will er jetzt an junge Kolleginnen und Kollegen weitergeben – genauso wie die Lust aufs Handwerk.

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Bezirkskrankenhaus Bayreuth

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Gesundwerden braucht es mehr als Medizin AUTOR GEBO – Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken
© Sandra Zimmermann
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Drei Generationen am Pflegebett

Familie Egler/Zweschper hat in der Pflege ein Zuhause gefunden

Früher war es gar nicht so ungewöhnlich, den Eltern im Beruf nachzufolgen: Der Sohn des Hufschmieds wurde wieder Schmied, der Bauernsohn übernimmt den Hof. An der Bezirksklinik Rehau wird die Liebe zum Pflegeberuf auch heute noch über Generationen weitergegeben. Die Tochter folgt der Mutter, die schon ihrer Mutter gefolgt ist. Eine beispielhafte Geschichte.

Pflege statt Handwerk

Für die 17-jährige Luana Egler beginnt am 1. April die dreijährige Ausbildung an der Pflegeschule am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und als erste Schülerin wird sie zukünftig am Standort in Rehau tätig sein. Schon als Kind verbrachte Luana viel Zeit mit Menschen, ihre Mutter arbeitete nämlich damals schon in einem Seniorenheim und nahm die Tochter oft mit zur Arbeit. „Früher konnte ich mir aber überhaupt nicht vorstellen, dass mich der Pflegeberuf so begeistern würde“, erinnert sich Luana. Ihr Interesse an Psychologie und ein freiwilliges soziales Jahr führte sie dann aber doch an die Bezirksklinik und so entdeckte sie ihren Traumberuf.

Mehr Zeit für den Patienten

Die Entscheidung ihrer Tochter für eine Arbeit im sozialen Bereich macht ihre Mutter mächtig stolz. Auch Franziska Egler wurde schon von klein auf mit dem Pflegeberuf vertraut gemacht, wie ihre Tochter hat auch sie ihre Mutter, die damals in einer Senioreneinrichtung gearbeitet hat, häufig zur Arbeit begleitet. Während ihrer Ausbildung hatte die 39-Jährige bereits einen Praktikumseinsatz an der Bezirksklinik, entschied sich dennoch zunächst für die Beschäftigung in einem Altenheim und später im ambulanten Intensivpflegedienst. Seit zwei Jahren gehört

Franziska Egler jetzt zum dreiköpfigen Team der Pflegedienstleitung in der Bezirksklinik und ist somit auch Vorgesetzte ihrer Mutter. „Hier an der Klink sieht man, dass man in seinem Beruf etwas bewirken kann, es gibt die Möglichkeit, sich für die Patientin oder den Patienten Zeit zu nehmen und Gespräche zu führen“, betont sie.

Seit rund 40 Jahren arbeitet die Mutter von Franziska und Luanas Oma im Pflegeberuf. Auch sie hat den Wechsel in die psychiatrische Pflege nie bereut. Nach ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin arbeitete Michaela Zweschper zunächst in einer Senioreneinrichtung und kam 2005 an die Bezirksklinik Rehau.

Familie Egler/Zweschper hat in der Pflege ein Zuhause gefunden, ausschlaggebend ist die Vielseitigkeit, die dieser Beruf bietet und auch wenn sich manchmal Berufliches und Privates vermischen, genießen es die Mütter und Töchter, voneinander zu lernen.

MEHR INFOS: www.gebo-med.de

ˆ Franziska Egler, ihre Tochter Luana und ihre Mutter Michaela Zweschper – die Begeisterung für eine Arbeit in der Pflege hat sich inzwischen über drei Generationen hinweg vererbt.

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AUTOR GEBO – Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken
© Katrin
Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung
Cetin

Feuerlöscher der Nation?

AUTOR Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Bayreuth e.V.

Berufe in Beratung, Betreuung, Pflege und Erziehung

Caritas ist Nächstenliebe und steht für eine offene, unvoreingenommene und wohlwollende Grundhaltung allen Menschen gegenüber. Soziale Arbeit ist ein wesentlicher Beitrag zu einer lebenswerten Gesellschaft, die zwar immer komplexer, widersprüchlicher, unsicherer wird, die aber gerade dadurch umso spannender ist. Caritas als Wohlfahrtsverband hat hier auch den Auftrag der organisierten Hilfe als einem wesentlichen Beitrag zu einer Gesellschaft, in der es sich zu leben lohnt.

Mit über 200 hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir sowohl für alte, kranke und behinderte Menschen, deren Angehörige, für Geflüchtete, für misshandelte Frauen und ihre Kinder, für Menschen, die sich verschuldet haben oder für Ratsuchende in allen schwierigen Alltagssituationen da. Wir übernehmen die gesetzliche Betreuung, wenn die Lebenslage so schwer ist, dass selbständiges und eigenverantwortliches Handeln nicht mehr möglich ist. Wir helfen nach dem Motto: „Hinsehen, Handeln, Herzlichkeit“.

Soziale Arbeit befindet sich in Bedrängnis. In der Praxis setzt sich immer mehr die Tendenz durch, als Dienstleister zu agieren, das heißt, nach ökonomischen Kriterien zu arbeiten und dabei zugleich neue Entwicklungen im Verhältnis Individuum und Gesellschaft aufzugreifen. Der Begriff der „Sozialwirtschaft“ wird populär; dahinter verbergen sich neue Positionen und veränderte Wege sozialarbeiterischen Denkens und Handelns. Hinzu kommen der demografische Wandel nicht nur bei den Klienten, sondern

auch bei den Arbeitenden sowie immer prekärere soziale Lagen. Hier ist Beratung, Erziehung, Betreuung oder Pflege gesellschaftlich unverzichtbare Arbeit!

Warum schaffen wir es nicht, für eine bessere öffentliche Wahrnehmung dieser wertvollen Arbeit zu sorgen? Wer kann schon freiwillig auf Dauer am Limit arbeiten? Wie können wir die aufgekommene Ohnmacht, gesellschaftlichen, zeitlichen, bürokratischen Zwängen unterworfen zu sein, überwinden?

Fachkräfte, wo seid ihr?

Wir haben unsere Mitarbeitenden nach deren Meinung gefragt, was aus ihrer Sicht zum Fachkräftemangel in ihren Tätigkeitsbereichen führt. Unseres Erachtens gibt es mehrere Gründe, die sich durch alle Beschäftigungsgruppen ziehen. Die Mitarbeitenden sind stolz auf das von ihnen eingeforderte komplexe Fachwissen im medizinischen, rechtlichen, finanziellen oder pädagogischen Bereich, das sie für die Betreuung und Versorgung der ihnen anvertrauten Menschen einsetzen. Aber die Komplexität der Aufgaben, die hohe Verantwortung und die immer größeren Herausforderungen schrecken viele ab.

Wie sehen wir unsere Arbeit?

Unsere Mitarbeitenden gehen mit großer Leidenschaft und Motivation ihrer Arbeit nach. Der Dienst am Nächsten ist mit einer großen Erfüllung und Sinnhaftigkeit verbunden, was sich durchaus in langen Dienstzugehörigkeiten, teilweise über 25 Jahre, zeigt. Der Arbeitsplatz ist sicher, abwechslungsreich, mit Kontakt zu Menschen verbunden, man bekommt etwas zurück, kann sich gut weiterentwickeln und arbeitet interdisziplinär. Also – wo seid Ihr, Fachkräfte?

MEHR INFOS:

www.caritas-bayreuth.de

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ˆ Fachkräfte, wo seid ihr? Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung © Caritas

Badstraße 8

95444 Bayreuth

Am Weiherer Weg 10

Gesundheitszentrum Hollfeld

www.akustiks.de

Michael Deinlein und das Akustiks Team

Zwischen Gips und Hightech

Orthopädietechnik-Mechanikerinnen und -Mechaniker, die Handwerker im Sanitätshaus

Wenn es eine Schnittstelle von Medizin und Technik gibt, dann sitzt dort in der Regel ein Orthopädietechnik-Mechaniker. Denn zu seinen Aufgaben gehört es, orthopädisch-medizinische Hilfsmittel zu fertigen, zu reparieren, zu warten und zu justieren. Das ist eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, denn alle medizinisch indizierten Hilfsmittel bedeuten für die Tragenden ein großes Plus an Lebensqualität.

Die Orthopädie ist für das reha team Nordbayern so etwas wie das Kernstück des Unternehmens. Hier werden von absoluten Spezialisten Schienen, sogenannte Orthesen, oder künstliche Gliedmaßen, sogenannte Prothesen, in höchster Qualität geplant, gefertigt und angepasst. Das können künstliche Körperteile sein, die nach Amputationen angepasst werden, aber manchmal auch ganz kleine Dinge: passende Einlagen, damit sich Menschen beschwerdefrei bewegen können.

Egal, ob große Prothese oder kleine Einlage: In jedem Fall ist fachliches Know-how durch den Orthopädietechnik-Mechaniker gefragt, denn jeder Mensch ist anders – also auch jedes Hilfsmittel. Vor allem geht es darum, die Hilfsmittel so zu gestalten, dass für die Betroffenen der größtmögliche Effekt eintritt, aber auch keine Druckstellen oder andere Nebenwirkungen entstehen.

Digitalisierung mittels 3D-Körperscan und 3D-Modellierung

Die Vorgehensweise ist dabei in jedem Fall unterschiedlich. Basis ist immer eine ärztliche Diagnose, mit der ein Hilfsmittel verordnet wird. Die weitere Umsetzung liegt dann in der fachlichen Kompetenz des OrthopädietechnikMechanikers. Neben den klassischen Techniken, wie einem Abdruckschaum, kommt beim reha team Nordbayern schon gleich zu Beginn High Tech zum Einsatz: Das jeweilige Körperteil wird mit einem Scanner vermessen, am Computer wird dann die Umsetzung bis ins kleinste Detail geplant, man spricht von 3D-Scantechnik und Modellierung.

Doch damit ist der Orthopädietechnik-Mechaniker noch lange nicht fertig. Schließlich muss das Hilfsmittel auch noch hergestellt werden. Auch hier kommt eine Kombination aus klassischer, traditionsreicher Handwerkskunst in Verbindung mit modernster Technik zu Einsatz: Manchmal geht es darum, einen Gipsabdruck auszufüllen, manchmal werden aber auch maßgeschneiderte Sitzschalen mit Hilfe eines 7-Achs-Fräsroboters hergestellt oder Fertigungen aus dem 3D-Drucker kommen zum Einsatz. Auch der Umgang mit verschiedensten Materialen – von Holz über Leder bis hin zu verschiedenen Kunststoffen – gehört zum Alltag des Orthopädietechnik-Mechanikers.

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Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung
AUTOR reha team Nordbayern

Neben dem präzisen Arbeiten in der Werkstatt ist für die Orthopädietechnik-Mechaniker der einfühlsame Umgang mit den Kundinnen und Kunden enorm wichtig, denn sowohl beim Erstkontakt als auch bei Anpassung und Einweisung haben sie direkten Kontakt mit den Menschen. Und die kommen mit einem mehr oder weniger großen, manchmal auch schmerzhaften Problem und hoffen auf eine Lösung. Das Lächeln oder die Begeisterung über das individuell gefertigte Hilfsmittel ist für viele Orthopädietechnik-Mechaniker ein gutes Gefühl – das Gefühl mit großer Fachkenntnis, den eigenen Händen und modernster Technik etwas wirklich Wichtiges geschaffen zu haben.

Die Verbindung aus klassischem Handwerk und modernster Technik macht den Beruf des Orthopädietechnik-Mechaniker so vielfältig und spannend. Und so wertvoll. Denn was gibt es schöneres, als einem anderen Menschen den Alltag zu erleichtern und ihn zu einem besseren Lebensgefühl zu verhelfen.

MEHR INFOS:

AUSBILDUNG ZUR ORTHOPÄDIETECHNIK-MECHANIKERIN / ZUM ORTHOPÄDIETECHNIK-MECHANIKER

Den vielfältigen Beruf des Orthopädietechnik-Mechanikers erlernen junge Menschen im Rahmen einer klassischen Handwerksausbildung, die in der Regel drei Jahre dauert. In dieser Zeit werden die Techniken zur Herstellung orthopädietechnischer Hilfsmittel, der Umgang mit verschiedenen Materialien sowie der Einsatz modernster Computertechnik genauso vermittelt wie der Umgang mit Menschen in emotional schwierigen Situationen.

Das reha team Nordbayern bietet für die Filiale in Kronach und Bayreuth jeweils Ausbildungsstellen zum Orthopädietechnik-Mechaniker m/w/d für den Beginn des kommenden Ausbildungsjahres 2023 an. Bewerbungen sind jederzeit herzlich willkommen: karriere@rehateamnordbayern.de

reha team Nordbayern Gesundheitstechnik GmbH

Am Bauhof 11, 95445 Bayreuth, Tel. (0921) 74743-0

Email: bayreuth@rehateam-nordbayern.de www.rehateam-nordbayern-de/karriere

ˆ Der Beruf des OrthopäditechnikMechanikers verbindet handwerkliches Geschick und Digitalisierung.

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Moderne Bearbeitung dank 3D-Drucker und Fräsrobotik © AdobeStock / Seventyfour

Interview mit einer …

Was macht man eigentlich als Ergotherapeut, Sprachtherapeut oder Physiotherapeut?

Deutschland steht vor einem akuten Fachkräftemangel. Auch Gesundheitsberufe sind betroffen. Laut einer Studie der Hochschule Fresenius (Quelle: www.ärzteblatt.de)

über die Arbeitszufriedenheit von Physio-, Ergotherapeuten und Logopäden ist bereits jeder vierte von rund 1.000 Befragten aus seinem Beruf ausgestiegen. Gründe sind laut Befragung vor allem unzureichende Verdienstmöglichkeiten und mangelnde Perspektiven. Befeuert wird die Situation zusätzlich durch den demografischen Wandel. Es gehen mehr Arbeitskräfte in Rente, als neue nachrücken. Dabei ist ein therapeutischer Beruf im Gesundheitswesen durchaus reizvoll.

Allen therapeutischen Berufen gemein ist ein sehr menschenbezogenes, abwechslungsreiches und herausforderndes Berufsbild. Die Weiter-

bildungsmöglichkeiten sind vielfältig. Ebenso besteht die Möglichkeit, sich selbständig zu machen. Auch die Einsatzmöglichkeiten sind groß. Typische Arbeitgeber sind Kliniken, Fachpraxen, Reha-Zentren, Altenheime, Fitnessstudios oder Wellness-Zentren. Wem die unzähligen Weiterbildungsangebote nicht ausreichen, der kann auch einen Bachelorstudiengang für Therapiewissenschaften absolvieren. Zudem sind Zusatzqualifikationen in den Bereichen Management und Pädagogik möglich. So unterschiedlich wie die Einsatzmöglichkeiten sind auch die Verdienstaussichten. Im MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel werden bestimmte Fortbildungen mit Qualifikationszulagen gewürdigt und die Fort- und Weiterbildungskosten weitgehend übernommen.

Drei Therapeutinnen aus dem MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel berichten im Interview über ihre Arbeit.

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ˆ Spielerisch aufbereitete Therapie im Armstudio der Ergotherapie
Alle Bilder: © MEDICLIN
Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung

… Ergotherapeutin!

Frau Förster, warum sind Sie Ergotherapeutin geworden?

FÖRSTER: Dass ich einmal im sozialen Bereich arbeiten möchte, war für mich eigentlich schon sehr früh klar. Nach einem schweren Schicksalsschlag in meiner Bekanntschaft, konnte ich einen Rehabilitationsprozess von der Intensivstation über mehrere Therapien bis hin zu einem selbständigen Menschen, der wieder mitten im Leben steht, miterleben. Das hat mich begeistert. Ich habe dann verschiedene Praktika im therapeutischen Bereich gemacht und die Ergotherapie als meinen Beruf entdeckt.

Seit wann arbeiten Sie in dem Beruf?

FÖRSTER: Ich habe im Juli 2022 meine Ausbildung zur Ergotherapeutin abgeschlossen und bin seit September im Reha-Zentrum Bayreuth tätig.

Wie sieht die Ausbildung aus?

FÖRSTER: Die Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre. Die ersten anderthalb Jahre bestehen aus theoretischem und praktischem Unterricht. In einem einjährigen Praktikum sammelt man in verschiedenen Fachbereichen Erfahrungen. Nach dieser Zeit folgt die Examensvorbereitung. Mit einem bestandenen Examen ist die Ausbildung abgeschlossen.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

FÖRSTER: Mein Arbeitstag beginnt mit einem Wasch- und Anziehtraining, bei dem mit Patienten eine möglichst selbständige Pflegeroutine direkt in der Alltagssituation trainiert wird. Der restliche Tag besteht aus

verschiedenen Einzel- und Gruppentherapien sowie einer Dokumentationszeit, in der die stattgefundenen Einheiten dokumentiert und Befunde geschrieben werden. Mehrmals in der Woche finden zusätzlich Besprechungen statt.

Welche Behandlungen / Beschwerden kommen am häufigsten vor?

FÖRSTER: Das ist sehr unterschiedlich. Sehr häufig sind es Störungen der Feinmotorik. Das umfasst natürlich verschiedene Ursachen und Schweregrade – von Patienten, die bei der Arbeit kleine Schrauben nicht mehr greifen können bis hin zu Menschen mit einer Halbseitenlähmung. Dazu kommen häufig verschiedene Beschwerden wie Sensibilitätsstörungen, reduzierte Handkraft, kognitive Defizite, Gleichgewichtsschwierigkeiten usw.

FÖRSTER: Wir werden täglich mit den unterschiedlichsten Geschichten unserer Patienten konfrontiert, die mich oft zum Nachdenken bringen. Ich habe den Beruf gewählt, um zu helfen und versuche, den Patienten zu zeigen, was alles erreichbar ist –und vielleicht schon erreicht wurde. Durch diese Einstellung kann ich die Geschichten der Betroffenen besser verarbeiten und lasse sie nicht zu nahe an mich heran.

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

FÖRSTER: Da Ergotherapie einen großen Bereich umfasst, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich weiterzubilden und somit zu spezialisieren. Das ist u. a. in den Bereichen Neurorehabilitation, Orthopädie, Geriatrie und Pädiatrie möglich. Man kann sich beispielsweise zum Handoder Bobath-Therapeuten weiterbilden. Auch ein Studium im Gesundheitsbereich ist möglich.

Welche drei Eigenschaften sollte man als Ergotherapeut mitbringen?

FÖRSTER: Einfühlungsvermögen, Geduld und Interesse an der Anatomie des menschlichen Körpers.

Was würden Sie sich für Ihren Arbeitsalltag wünschen?

Gehen Ihnen die Geschichten der Patienten manchmal unter die Haut? Wie gehen Sie damit um?

FÖRSTER: Motivierte sowie zufriedene Patienten und jeden Tag mit einem, wenn auch manchmal nur kleinen, Erfolgserlebnis in den Feierabend zu gehen.

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„Ich versuche, den Patienten zu zeigen, was alles erreichbar ist – und, was vielleicht schon erreicht wurde.“
ˆ Veronika Förster ist Ergotherapeutin.

… Physiotherapeutin!

Frau Weidenhammer, warum sind Sie Physiotherapeutin geworden?

WEIDENHAMMER:

Tatsächlich haben in meiner Familie alle einen sozialen Beruf, man kann sagen, die Grundveranlagung ist mir wohl in die Wiege gelegt worden. Dazu kam, dass ich gerne Rätsel löse und mich für Medizin und Anatomie interessiere. All das kann ich super als Physiotherapeutin ausleben.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

WEIDENHAMMER: Was ich sehr schätze, ist der super abwechslungsreiche RehaAlltag. Wasser-, Gruppengymnastik, sportliche Kurse im Freien wie Nordic Walking sowie Wissensvermittlung für Patienten z.B. Beckenboden-Seminare und natürlich Einzeltherapien gehören zu meinen Einsatzbereichen. Aber auch Anleitung zu täglichen „Hausaufgaben“ der Patienten gehören dazu, wie Übungen zur Mobilisation, Kräftigung, Gleichgewichtsschulung und manuelle Therapien. Genauso wichtig ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen, deshalb finden wöchentlich verschiedene Besprechungen mit Ärzten und Mitarbeitern aus anderen Abteilungen statt.

Beschreiben Sie eine Behandlung.

WEIDENHAMMER: Unsere Einzelbehandlungen finden im 30-Minuten-Takt statt, das bedeutet wir haben mehr Zeit für die Patienten, als man es in einer Physiotherapiepraxis hat. Bei Patienten mit Rückenbeschwerden beispielsweise geht es zunächst darum, das genaue Problem zu befunden. Rückenschmerzen können viele Ursachen haben, deshalb werden

verschiedene manuelle Tests durchgeführt und die Ergebnisse dokumentiert. Oft liegen Rückenschmerzen an geschwächter Muskulatur und/oder zu wenig Bewegung. Meistens werden betroffene Strukturen gedehnt, mobilisiert und gekräftigt. Wer denkt, man kann alles mit einer Massage lösen, liegt leider daneben. In der Regel bedeutet Physiotherapie nicht nur für den Therapeuten Arbeit, sondern auch für den Patienten.

Welche Behandlungen / Beschwerden kommen am häufigsten vor?

WEIDENHAMMER: Am häufigsten kommen in unserer Reha orthopädische Patienten mit Bandscheibenvorfällen, Rückenschmerzen oder mit Hüft- und Knieendoprothesen, welche eine langjährige Schmerzproblematik mit sich bringen, vor. Weiterhin Patienten nach Schlaganfällen mit unterschiedlichen symptomatischen Krankheitsverläufen, wie zum Beispiel Gleichgewichtsstörungen und Halbseitenlähmung.

Patienten zu motivieren. Ich versuche, unsere Patienten dazu anzuregen, sich vor Augen zu halten, was sie bereits alles durchgestanden haben und schaffen können bzw. schon geschafft haben. Manchmal braucht man jemanden, der einem Mut macht. Wenn ich allerdings am Ende des Tages zur Tür rausgehe, lasse ich meine Patienten und ihre Geschichten in der Reha, denn nur so kann ich wieder Energie tanken, die ich ihnen am nächsten Tag erneut zukommen lassen kann.

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

Gehen die Geschichten der Patienten manchmal unter die Haut? Wie gehen Sie damit um?

WEIDENHAMMER: Sicher! Manchmal bewegen mich die Schicksalsschläge sehr. Allerdings ist es mein Job,

WEIDENHAMMER: Oft stellt sich erst einmal die Frage, in welchem Fachbereich man sich spezialisieren möchte. Zum Beispiel benötigt man im neurologischen Bereich Fortbildungen wie „Bobath“ oder „PNF“ und im orthopädischen Gebiet „Manuelle Therapie“ oder „Manuelle Lymphdrainage“. Manche Fortbildungen dauern nur ein Wochenende, andere dauern ein paar Monate bis hin zu zwei Jahren. Einige Fortbildungen benötigt man, um Auflagen von bestimmten Kostenträgern zu erfüllen, andere macht man allein deshalb, weil sie einen interessieren. Die meisten Fortbildungen kosten relativ viel Geld, man kann sich also glücklich schätzen, wenn man von seinem Arbeitgeber so gut unterstützt wird, wie wir hier im Reha-Zentrum Roter Hügel.

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ˆ Eva Weidenhammer ist Physiotherapeutin. ˆ Aquatraining im Rahmen der Physiotherapie
Schwerpunkt
Alle Bilder: © MEDICLIN
„Man muss erst die Ursache kennen, um adäquat behandeln zu können.“
Aus- und Weiterbildung

Frau Möhlig, warum sind Sie Sprachtherapeutin geworden?

MÖHLING: Ich wusste, dass ich mit Menschen arbeiten möchte und dachte, die Arbeit mit Kindern wäre etwas für mich. Während meines Bundesfreiwilligendienstes in einer neurologischen Rehaklinik merkte ich, dass mir die Arbeit mit Erwachsenen und besonders die Tätigkeit in der Neurologie Spaß machen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Therapeuten, das bei der Sprachtherapie entsteht, beeindruckte mich besonders.

Wie sieht die Ausbildung dazu aus?

MÖHLING: Es gibt die Möglichkeit, eine Ausbildung zur Logopädin bzw. zum Logopäden zu machen. Das dauert drei Jahre und man beendet sie mit dem Staatsexamen. Es gibt auch verschiedene Studiengänge mit unterschiedlich hohem Praxisanteil, z.B. das Studium der Logopädie, Sprachtherapie oder klinischen Linguistik. Dafür braucht man je nach Abschluss auch mindestens sechs Semester.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

MÖHLING: Ich bekomme jeden Tag einen neuen Plan. Die Patienten kommen zu mir in den Therapieraum oder werden dorthin gebracht. Schwer betroffene Patienten sehen meine Kolleginnen und ich

… Sprachtherapeutin!

täglich oder mehrmals täglich in Einzel- und Gruppentherapien.

Beschreiben Sie eine Behandlung.

MÖHLING: Bei neurogenen Schluckstörungen etwa leiten wir die Patienten zu Kräftigungsübungen für die Zungen-, Rachen- und Kehlkopfmuskulatur an. Man kann die Schluckmuskulatur nämlich genauso trainieren wie z.B. den Bizeps. Zudem geben wir Hinweise dazu, wie das Schlucken von Speisen und Getränken beispielsweise durch eine Haltungsveränderung erleichtert werden kann.

Zielen und können uns gemeinsam über Fortschritte freuen, die die Lebensqualität verbessern, auch wenn es manchmal nur kleine Fortschritte sind. Außerdem ist der Austausch mit dem Team hilfreich, wenn der Umgang mit schwer betroffenen Patienten belastet.

Welche drei Eigenschaften sollte man als Ergotherapeut mitbringen?

MÖHLING: Man sollte Patientinnen und Patienten motivieren können und Einfühlungsvermögen sowie Geduld haben.

Welche Behandlungen / Beschwerden kommen am häufigsten vor?

MÖHLING: Wir behandeln Patienten mit neurogenen Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen sowie mit Gesichtslähmungen. Manchmal gibt es eine Häufung einer Einschränkung, aber im Großen und Ganzen ist im Arbeitsalltag meist alles dabei.

Gehen die Geschichten der Patienten manchmal unter die Haut? Wie gehen Sie damit um?

MÖHLING: Ja, vor allem schwer Betroffene mit Einschränkungen der Sprache und des Schluckens haben oft einen hohen Leidensdruck. Wir arbeiten mit den Patienten an ihren

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ˆ Carolin Möhling ist seit 2018 als Sprachtherapeutin tätig. ˆ Stimmtrainig bei der Sprachtherapie
„Wir arbeiten mit den Patienten an ihren Zielen und können uns gemeinsam über Fortschritte freuen.“

GESUND LEBEN Rätselzeit

Rätselzeit

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Ausruf: los, schnell!

Weissagung

Säugetierordnung

Gemüseart

nordischer Riesenhirsch

Krach machen, randalieren

veraltet: Irrtum

poetisch: Erquickung

früherer US-Präsident

ugs. kurz für: Dokumentation

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Strom zur Nordsee männl. Vorname Brand

Funkverkehr: habe verstanden!

Blechblasinstrument

vielfache GrammyPreisträgerin (Norah)

geflochtenes Backwerk

höchster Berg der Pyrenäen

poetisch: Adler

enthaltsamer Mensch nicht exakt

natürlicher Kopfschmuck

Hülsenfrucht Eheschließung Wortteil Herbstblume 15

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16 3

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engl. Autorin (Virginia) † 1941

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Einsendeschluss: 16. April 2023.

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Hauptstadt v. Georgia (USA) klingeln

Ausruf der Verwunderung

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7 2 7 – kanzlit.de

Hafenstadt in Italien

Bitte senden Sie das Lösungswort mit Angabe der persönlichen Daten per E-Mail an raetselzeit@gmk.de, Betreff „Rätselzeit“ oder per Post an GMK GmbH & Co. KG, „GESUND LEBEN“, Kanzleistr. 3, 95444 Bayreuth.

Die Angaben dienen ausschließlich der Übersendung des Gewinns und werden anschließend gelöscht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Teilnahmeberechtigt sind Personen ab 18 Jahren.

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON:

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Mit der Osteopathie soll die Ursache Ihrer Beschwerden herausgefunden und diese behandelt werden. Dafür gibt es eine Vielzahl an Techniken, die verwendet werden können:

Kinderosteopathie

Viszerale Osteopathie

Cranio-sacrale Osteopathie

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Hormonanalytik, Beratung, Verhütung, Teenagersprechstunde

Krebsvorsorge

Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung, PAP-Abstriche, Ultraschall, Mammographie

Wochenbettbetreuung

Begleitung der 40-tägigen Zeit nach der Geburt, in der sich Mutter und Kind von der Geburt erholen und zueinander nden.

Kursangebote

Möglichkeiten, sich auf die Geburt und die bevorstehende Elternschaft vorzubereiten.

Die Hebammenpraxis und die Frauenarztpraxis sind voneinander unabhängig. Bietet sich die Zusammenarbeit an und es ist Ihr Wunsch, freuen wir uns Ihnen dies anzubieten.

Sprechzeiten

Mo 09 – 13 | 15 – 18 Uhr

Di 15 – 18 Uhr

Do 09 – 13 | 15 – 18 Uhr

Fr 15 – 18 Uhr

Sa 10 – 12 Uhr

Termine können Sie auch schnell und unkompliziert online vereinbaren.

Friedrichstraße 3 | 95445 Bayreuth | Tel. 0921 98002910 | praxis@frauengesundheit-friedrichstrasse.de frauengesundheit-friedrichstrasse.de
TOBIAS GILSTER FRAUENARZT SUSAN GILSTER HEBAMME
Privatärztliche Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
JANA MARIE SCHREIBER SUSANNE STAHL FRANKA HOFFMANN
IN BAYREUTH
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