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INTERVIEW GOVERNANCE: A. BERNER, BEIRAT

WELCHE VERANTWORTUNG TRAGEN ENERGIEDIENSTLEISTER JETZT, FRAU BERNER?

HERZLICH WILLKOMMEN. SEIT MAI SIND SIE VORSITZENDE DES BEIRATS DER GETEC GROUP. WAS HAT SIE AN DIESER AUFGABE GEREIZT?

Der Energiesektor hat eine große Bedeutung für die Zukunft unserer Menschheit. Das Interessante dabei ist, dass der Sektor sich disruptiv verändern wird. Der deutsche Markt ist in dieser Entwicklung besonders interessant, weil bestimmte Entscheidungen getroffen wurden, die jetzt den gesamten Sektor zwingen, sich schnell in Richtung „grün“, „erneuerbar“, aber auch „technologiefördernd“ zu verändern. Das gefällt mir, denn ich bin ein Technology-Freak. Ich glaube, dass die Technologie mehr Gutes bringt als Schlechtes. Sie führt uns in eine bessere Zukunft. Was Technologie angeht, sollten wir deswegen mutiger sein.

EINFACHER WIRD IHRE AUFGABE BESTIMMT NICHT: DAS GESCHÄFT DER UTILITIES UND ENERGIEDIENSTLEISTUNG IST POLITISCHER DENN JE. WO SEHEN SIE DIE VERANTWORTUNG VON GETEC, AUCH UND GERADE MIT BLICK AUF DEN RUSSLAND-UKRAINE-KONFLIKT?

Wir leben in einer sehr spannenden Zeit. So schlimm die Lage im Moment auch scheint – wir befinden uns in einer Situation, in der viele Chancen entstehen. Unsere Welt ordnet sich gerade neu. Das betrifft die Geopolitik, den Food- und natürlich auch den Energiesektor. Unternehmen wie GETEC stehen dabei besonders in der Verantwortung. Viele Unternehmen werden jetzt in Schwierigkeiten geraten, aber für Unternehmen wie GETEC entstehen jetzt vor allem Möglichkeiten. Die aktuellen Entwicklungen zwingen das Unternehmen, sich zu fragen, wie man in dieser Zeit seinen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann. Dazu muss man an den eigenen Werten und Fähigkeiten entlang Lösungen finden. Das ist eine große Aufgabe. Es geht dabei um nicht weniger, als die Wirtschaft nachhaltig in Gang zu halten und Energie und Wärme für die Menschen bereitzustellen. Für GETEC bietet sich dadurch eine einzigartige Möglichkeit, denn es kann als innovatives Unternehmen offener reagieren als andere: Das heißt, GETEC kann die neuesten Technologien nutzen und die beste Arbeit mit dem besten Personal leisten. Wenn wir das tun, dann gehen wir Schritt für Schritt in diese neue Zukunft. Das ist für mich nicht nur ein interessantes, sondern auch ein berührendes Bild.

WÄHREND FRÜHER DER GEWINN ALS MASSSTAB FÜR ERFOLG DOMINIERT HAT, WERDEN JETZT DAS RICHTIGE HANDELN UND RICHTIGE UNTERNEHMENSFÜHRUNG IMMER WICHTIGER. WELCHE FOLGEN WIRD DIESER TREND KONKRET AUF DIE ARBEIT VON UNTERNEHMEN WIE GETEC UND IHRE KUNDEN HABEN?

Ich habe selber 34 Jahre – eine kleine Ewigkeit – in unserem Familienunternehmen gearbeitet. Ich habe dabei immer das folgende Phänomen erlebt: Wenn die eigenen Werte und die Werte des Unternehmens zusammenkommen und man dadurch einen Mehrwert leistet, also etwas zusammenkommt, was einerseits wahr ist und andererseits passt, dann macht man einen Profit. Das gehört einfach zusammen! Wertleistung und Profit schließen sich nicht aus. Ganz im Gegenteil – sie sind die gemeinsame Voraussetzung, um die Welt zu verbessern. Um langfristig eine grünere Technologie zu entwickeln, muss man profitabel sein. Man kann aber nur langfristig profitabel sein, wenn man bestimmte Werte berücksichtigt. Unternehmen, die keinen zusätzlichen Wert schaffen, werden in der Zukunft Schwierigkeiten haben, profitabel zu sein.

ERGEBEN SICH DARAUS AUCH HAUSAUFGABEN FÜR DIE ENERGIEBRANCHE, NUN NOCH SCHNELLER IN RICHTUNG ALTERNATIVE ENERGIETRÄGER WIE BEISPIELSWEISE WASSERSTOFF ZU GEHEN?

Wasserstoff ist ein sehr relevanter Teil der Zukunft. Aber der Wasserstoffsektor ist noch nicht so entwickelt, wie wir ihn heute brauchen. Um das zu verstehen, muss man sich das ganze Bild anschauen: Wir haben den Transportsektor, den privaten Transport, den Schwertransport, den Energietransport, den Kraft-Wärme-Sektor, die Elektrifizierung, um nur einige zu nennen. Der Wasserstoff kann diesen Bedarf nicht allein decken. Das Segment muss sich entwickeln. Wasserstoff ist eine Lösung, aber es muss auch andere geben. Es gibt aber viel Potenzial. Wir haben noch immer keinen breiten Zugang zu vielen biologischen Ressourcen. Die zentrale Frage ist deshalb: Was ist jetzt in der aktuellen Situation zu tun? Was ist vernünftig? Bis vor Kurzem dachten wir, Gas ist der Transit von Kohle in grünere Versionen der Energie. Jetzt ist dieser Transit aus politischen Gründen nicht mehr interessant. Die Frage ist jetzt also: Wie schnell können wir umdenken? Wir haben plötzlich nicht mehr fünf Jahre Zeit, sondern weniger als ein Jahr. Für GETEC heißt das: Wir müssen uns mehr und mehr in das komplexe „Big Picture“ vertiefen und uns fragen, was jetzt am sinnvollsten für die Kunden, die Gemeinschaft und den Planeten ist. Wasserstoff als Teil des „Big Picture“ ist dabei sehr vielversprechend. In Finnland haben wir zum Beispiel sehr interessante Wasserstoff-Start-ups, die viele gute Lösungen entwickeln. Aber es muss auch andere Lösungen geben. Das „Big Picture“ dieser Lösungen beschäftigt uns deshalb ganz konkret als Beirat: Wir haben eine Revision der Technology Roadmap gestartet.

Anne-Catherine Berner ist seit 10. Mai Vorsitzende des Beirats der GETEC Group. Die schweizerisch-finnische Unternehmerin und Verwaltungsrätin ist die ehemalige finnische Ministerin für Verkehr und Kommunikation. 2015 wurde Berner als fraktionslose Kandidatin der Zentrumspartei im Wahlkreis Uusimaa ins finnische Parlament gewählt. Anne-Catherine Berner arbeitete lange Zeit an der Spitze von Vallila Interior, einem Innenarchitekturunternehmen in Familienbesitz. Vor ihrer politischen Zeit war sie Initiatorin des Wohltätigkeitsprojekts zum Bau eines neuen Kinderkrankenhauses in Helsinki, des New Childrens Hospital, das 2017 eröffnet wurde.

EINE LETZTE, PERSÖNLICHE FRAGE: WELCHE VERÄNDERUNGEN WÜNSCHEN SIE SICH VON GETEC?

Ich wünsche mir von allen Menschen bei GETEC, dass sie neugierig und offen für die Zukunft sind. Ich wünsche mir Interesse, einen neuen Weg einzuschlagen, wenn sich dieser präsentiert. Aber vor allem wünsche ich mir, dass GETEC der bestmögliche Partner für unsere Kunden ist und bleibt, dass GETEC der beste Arbeitsplatz für Mitarbeitende ist und bleibt und dass GETEC langfristig Werte schafft – kulturell, professionell und natürlich auch in Euros. Ich bin sehr dankbar und happy, dass ich meinen kleinen Teil dazu beitragen kann.

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