Quaternary Science Journal - Die Rote Höhle (Crvena Stijena) bei Bileca/Jugoslawien – Vorberich...

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Eiszeitalter und Gegenwart

Die

Band 17

Seite

61—68

Öhringen/Württ.,

15. Dezember

1966

R o t e Höhle (Crvena Stijena) bei B i l e e a / J u g o s l a w i e n — Vorbericht —

Von

D J U R O BASLER, Sarajevo,

MIRKO M A L E Z ,

Zagreb,

und

KARL

BRUNNACKER,

Köln

Mit 2 Abbildungen und 1 Tabelle Z u s a m m e n f a s s u n g . In der Roten Höhle bei Bileca (Jugoslawien) wurden über 2 0 m mächtige Sedimente mit zahlreichen Tierresten und vorgeschichtlichen Funden erschlossen. Die Be­ gehung der Höhle durch den Menschen setzt mit einer dem Levalloisien verwandten Kultur ein, führt über das Mousterien zum Jungpaläolithikum und weiter zum Mesolithikum und zu kerami­ schen Kulturen. Bei der Fauna (über 4 0 Arten und Unterarten) überwiegt Jagdbeute verschiede­ ner Biotope. Einige Arten wurden für die Balkanhalbinsel erstmals, andere in südlichsten Vor­ kommen festgestellt. Neben Vertretern kälteren Klimas kommen im tieferen Abschnitt auch Tiere wärmerer Bedingungen vor. Die auf Grund der Fauna vorgenommene zeitliche Einstufung der ergrabenen Schichten weicht von der etwas ab, die sich aus den Sedimentuntersuchungen ergibt. Letztere entspricht im Prinzip den in der Höhlenruine von Hunas bei Nürnberg gewonnenen Vor­ stellungen. Demnach ist eine relativ vollständige Folge vom Beginn der Rißeiszeit bis zum Post­ glazial vertreten. S u m m a r y . More than 2 0 m of sediments containing many animal remains and prehistoric objects have been exposed in the Crvena Stijena (Red Cave), Jugoslavia. The first entry into the cave was made by men close to the Levalloisian culture. They were followed by men of the Mousterien, younger Palaeolithic, Mesolithic and finally Ceramic cultures. As regards to the fauna (more than 4 0 species and subspecies) varied spoil of hunters form the major element of the assemblage. Some forms belong to species recorded for the first time from the Balkans and others have never been detected as far south. In addition to forms of colder climates in the lower parts of the sections there are also some belonging to warmer zones. Dating based on the sedimentary succession (differing slightly from the above formed interpretation) rehes on comparison with the imperfectly preserved deposits of the Hunas cave near Nürnberg. It follows that an almost com­ plete sequence (beginning with the early Riss glaciation and ending Post Glacial times) is exposed. Die H ö h l e Crvena Stijena („Roter Felsen") wurde v o n 1 9 5 4 bis 1 9 6 4 planmäßig aus­ gegraben. Einige Vorberichte über bestimmte F u n d - und Kulturgruppen wurden bereits veröffentlicht. Bei den Ausgrabungen, die v o m H e i m a t m u s e u m in Niksic, Montenegro, in jeder Hinsicht sehr unterstützt wurden, konnte eine Tiefe v o n 2 0 , 5 Meter erreicht werden, mit 3 1 kulturführenden Schichten. D i e Schichten I bis V wurden v o n Herrn Dr. A l o j z B E N A C , Landesmuseum Sarajevo, ausgegraben u n d verwertet. H e r r D r . Mitja BRODAR, A k a d e m i e der Wissenschaften L u b l j a n a , hat die Schichten V I bis I X bearbeitet und eine Probegrabung in den Schichten X I I bis X V I I I durchgeführt. Die weiteren Aus­ grabungen seit 1 9 6 0 wurden v o n Djuro B A S L E R , Landesmuseum Sarajevo, übernommen. Die geologischen Probleme h a t Prof. D r . K a r l BRUNNACKER, Universität K ö l n , u n d die paläontologischen Funde D r . Mirko M A L E Z , Akademie der Wissenschaften Z a g r e b , be­ arbeitet. Vor Beginn der Arbeiten verfügte die H ö h l e a m C r v e n a Stijena über eine 2 4 m breite und 1 6 m hohe Öffnung u n d einen 1 2 m tiefen halbkuppeligen R a u m . Mit den bisherigen Arbeiten wurde der anstehende Fels weder a m Talus noch im Innern erreicht.

I.

Die

Sedimente

(KARL

BRUNNACKER)

Unter Berücksichtigung eiszeitlicher Verhältnisse liegt die R o t e Höhle ziemlich isoliert: Im Westen die Adria, i m Osten und Südosten Bergmassive, die verfirnt u n d z . T . ver­ gletschert waren. Die nach Süden geöffnete H ö h l e befindet sich mit 7 0 0 m Seehöhe in einer Höhenstufe, in der heute w i l d e Feigenbäume noch zu gedeihen vermögen. I n der letzten Eiszeit l a g sie größenordnungsmäßig 3 0 0 m über der damaligen Waldgrenze, wobei aller-


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