Eiszeitalter
und
Gegenwart
Band
14
Seite
161-187 Öhringen/Württ.,
1. September
1963
Die pliozänen u n d quartären Pluvialzeiten d e r Sahara Von
JULIUS BÜDEL,
Würzburg
Mit 1 Abbildung im Text Z u s a m m e n f a s s u n g : In der betrachteten Zeitspanne (Beginn Pliozän bis Gegenwart) treten in der Sahara z w e i Typen von Pluvialen auf. Im N-Teil der Sahara ist das Pliozän trocken, ebenso das Holozän. Im Pleistozän treten sechs Pluviale auf, die zeitlich und kausal mit den ektropischen Kaltzeiten übereinstimmen („polare Pluviale"). In der S - H ä 1 f t e der Sahara ist das Pliozän feudit, ebenso das Holozän vom Neolithikum ab. Dazwischen ist das Pleistozän zumeist trocken, erst spät (etwa Ende Riß bis Mitte Würm) tritt ein Pluvial auf. Die S-Saum-Pluviale zeigen daher keine oder nur indirekte Beziehungen zu den ektropischen Kaltzeiten („äquatoriale Pluviale"). Je weiter wir in die Vergangenheit zurückgehen, desto klarer zeigen die fossilen Zeugnisse eine andere Art und Verteilung der Klimagürtel an. Ihre rein rückschauende Ableitung aus dem Gegen wartsklima („klimatischer Aktualismus") erwies sich als irreal. Daher wird versucht, von einem relativ gut rekonstruierbaren Klimazustand der Vergangenheit aus auf das Gegenwartsk.ima als exakt bekannten Endpunkt vorzuschreiten. Als solcher Ausgangspunkt empfahl sich das Klima vom Eozän bis zur Mio-Pliozän-Wende. Hierfür wird der Begriff „Alte Tropenerde" vorgeschlagen. Die Erde war damals durch gleichmäßig warmes Klima, das Vorherrschen von Ostwinden, einer Rotlehm-Kaolin-Verwitterung und vorherrschende Flächenbildung bis in hohe Breiten ausgezeich net. Vereiste Polarklimate fehlten. Die zonale Klimagliederung war schwach, insbesondere traten durchlaufende Passatwüsten zurück. Die gegen Ende der „Alten Tropenerde" spürbare langsame Abkühlung verstärkte sich im Pliozän. Die Vergrößerung der (noch mäßig) kalten Polarhauben förderte das Druckgefälle Pol/ Äquator. Die Folge ist eine stärkere z o n a l e Gliederung der Klimagürtel. Auch das Subtropen hoch tritt deutlicher hervor. Die Austrocknung der heutigen Sahara beginnt im N und setzt sich im Laufe des Pliozän bis zum S fort. Die p l e i s t o z ä n e n Kaltzeiten fördern dagegen die M e r i d i o n a l - Zirkulation. Ihre Spuren treten am N-Saum von der ersten Kaltzeit an als „Pluviale" auf; am S-Saum erscheint ein solches erst im Jungpleistozän. Erst in der Würmzeit wird daher die Sahara von beiden Steiten her durch Feuchtgürtel eingeengt, wie es dem Idealbild A. P E N C K ' S entsprach. Es müssen also bestimmte Züge des „Eiszeitenklimas" sich erst im Laufe des Pleistozän entwickelt und schließlich in der Würmzeit kumuliert haben. Vier solche Entwicklungen wirkten dabei zusammen. Die beiden ersten: fortschreitende Gebirgshebungen und die allmähliche Vereisung der Nordpolargebiete fördern die Meridional-Zirkulation auf der N-Halbkugel. Die dritte: die fortdauernde Absenkung der interglazial-eustatischen Ozean hochstände (Sizil - Milazz - Tyrrhen I - Monastir) förderte durch die Vergrößerung der Kontinent flächen gleichfalls die Meridional-Zirkulation. Viertens wird auf Grund dieser sinkenden Ozean stände ein verzögerter Aufbau des antarktischen Inlandeises abgeleitet. Im Ältestpleistozän noch fehlend, wurde es im Alt- und Mittelpleistozän zunächst in den Kaltzeiten, von einem bestimmten Umfang an (im Jungpleistozän) aber nur noch in den Warmzeiten weiter aufgebaut. Am größten war es wahrscheinlich zu Beginn des Würm (300—800 m mäditiger als heute). Daher wurde im Würm die S-Halbkugel besonders stark abgekühlt, rückte der thermische Äquator und der äquato riale Regengürtel besonders weit nordwärts, so daß er auf den S-Saum der Sahara mit einem Pluvial übergreifen konnte. S u m m a r y : During the period under consideration (from the beginning of the Pliocene to present) t w o types of pluvials occur in the Sahara desert. In the northern part of the Sahara the Pliocene as well as the Holocene were dry. During the Pleistocene we find six pluvials, which coincide in time and in cause with the non-tropical cold periods ("polar pluvials"). In the southern part of the Sahara the Pliocene is humid, and so is the Holocene beginning with the neolithic Age; the Pleistocene however, mostly dry and only late (about the end of "Riß" till the middle of "Würm") we find a pluvial. The southern p'uvials do not show any or only indirect relations to the non-tropical periods ("equatorial pluvials"). The more we go back into the past, the more distinctly the fossil remains prove a type and arrangement of climatic zones different from today. To derive them from the present climate by lokking backwards ("climatic actualism") proved to be wrong. So it was tried to proced from a climate of the past, which can rather easily be reconstructed, to the well-known final point: the VI
Eiszeit und Gegenwart