Eiszeitalter
u.
Gegenwart
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84 - 101 8 Abb., 2 Tab.
Hannover
1999
Pleistozän-Geologie und Palynostratigraphie in Subrosionssenken Ostwestfalens OTFRIED D E U T L O F F & RÜDIGER STRITZKE*)
- Lower to Upper Pleistocene, subrosion depressions, typical clastic sediments, pollenanalytical dating, stratigraphy, Eastern Westphalia K u r z f a s s u n g : Im ostwestfälischen Bergland entstan den seit der Tertiärzeit durch Auslaugung von Salinargesteinen (Steinsalz und Anhydrit) im Untergrund zahl reiche Subrosionssenken an der Erdoberfläche. In die sen Senken sammelten sich während des Tertiärs und Quartärs verschiedenartige Lockergesteine - Sande, Silte, T o n e -, die hier vor Erosion geschützt waren. Dank systematischer Erkundung während der Neukartierung Ostwestfalens durch das Geologische Landes amt Nordrhein-Westfalen wurden bisher rund 8 0 Sub rosionssenken zumeist durch Bohrungen entdeckt. Zehn von ihnen werden in der vorliegenden Arbeit b e schrieben, wobei acht nach palynologischer Datierung warmzeitliche Sedimente des Unterpleistozän, Cromer, Holstein und Eem beinhalten, weitere zwei solche der Kaltzeiten Saale und womöglich Elster. Die mächtigste und vollständigste Abfolge vom Waal bis zum Cromer wurde in der Subrosionssenke von Mosebeck östlich Detmold angetroffen. [Pleistocene geology and palynostratigraphy in subrosion depressions o f East Westphalia] A b s t r a c t : In the East Westphalian mountain ridges nu merous subrosion depressions were built due to partial leaching o f saliniferous rocks (halite and anhydrite) since Tertiary times. They acted as sedimentary traps and accumulated mainly clastic rocks since then. In the course o f modern mapping in Eastern Westphalia mem bers o f the Geological Survey o f Northrhine Westphalia discovered approximately 80 subrosion depressions mainly by drilling. T e n o f those are here described, where 8 contained interglacial sediments o f Lower Pleistocene, Cromerian, Holsteinian and Eemian age due to palynological investigations, whereas in two o f them glacial sediments o f the Saalian and probably o f the Elsterian were preserved. T h e most complete (Lower to Middle Pleistocene) and thickest s e q u e n c e of Pleistocene sediments was found in the subrosion depression of Mosebeck near Detmold. 1 Einleitung
Das Hauptverbreitungsgebiet pleistozäner Schichten im nördlichen Deutschland ist der Teil*) Anschriften der Verfasser: Dr. O. DEUTLOFF, Ort mannsweg 3, 47918 Tönisvorst, Dr. R. STRITZKE, G e o l o gisches Landesamt NRW, PF 1080, D-47710 Krefeld
bereich des Mitteleuropäischen Tieflands zwi schen Oder und Niederrhein mit seinen zum Teil mächtigen kalt- und warmzeitlichen Schichten folgen. Die kaltzeitlichen Ablagerungen gehen dabei auf den mehrmaligen Vorstoß des skandi navischen Inlandeises zurück, das mit seinen Gletschern entlang den Flußtälern von Elbe und Saale bis weit nach Süden in die Mittelgebirgsregionen zwischen Lausitz und Thüringer B e c k e n vordrang (Elster- und Saale-Kaltzeit). Dort wur den durch die ausgedehnten Braunkohlentage baue mächtige, stark gegliederte pleistozäne Sedimentfolgen aufgeschlossen (EISSMANN 1994). Auch im Bereich der nordwestdeutschen Tief ebene zwischen Elbe und Ems sowie in den Niederlanden sind entsprechende Ablagerungen anzutreffen. Sie sind dort insbesondere aus der Untersuchung tief reichender Bohrungen b e kannt. Am südlich anschließenden Gebirgsrand und in den Mittelgebirgen selbst wurden Sedi mente des Pleistozäns vorwiegend oder aus schließlich in den als Sedimentfallen wirksamen Subrosionssenken (= Auslaugungssenken) über leicht löslichen Salinargesteinen im Untergrund abgelagert und erhalten. Hierbei handelt es sich in der Regel um mächtige fein- bis grobklastische, teilweise humose Schichtenfolgen, welche die vielgestaltigen geologischen Prozesse während des Quartärs widerspiegeln. Derartige Sediment folgen wurden erstmalig durch H. W E B E R ( 1 9 5 2 ) aus dem Pliozän des Werragebietes in West thüringen beschrieben, später aus dem Südniedersächsischen Bergland (z. B . B E N D A et al. 1968, L Ü T T I G 1969) und als unerwartete Ergebnisse von Brunnenbohrungen auch aus dem ostwestfäli schen Raum mitgeteilt ( M E S T W E R D T 1951, B E C K E R 1975, S C H N E I D E R 1975). Nachdem die Bedeutung der Subrosionssenken für die geologische Praxis erkannt worden war, wurden bei der Neukartierung des nordrheinwestfälischen Weserberglandes durch das G e o logische Landesamt Nordrhein-Westfalen dank systematischer Erkundung bisher insgesamt rund