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Ortschronik Neues Schuljahr – „Alte Schule“
from Gemeindeblatt HS
Neues Schuljahr – „Alte Schule“
Vor ein paar Wochen im September haben wieder dutzende Kinder sicher mit froher Erwartung und Spannung ihre ersten Schritte in eine der Schulen in unserer Gemeinde getan. Die meisten der Klassenzimmer, in denen sie nun ihre nächsten Schuljahre verbringen werden, sind dabei noch nicht in die Jahre gekommen, müssen zwar schon wieder erweitert werden (Gymnasium), aber erfüllen noch hinreichend ihren Zweck.
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Anders sieht es allerdings bei der Erich Kästner-Grund- und Mittelschule aus. Sie ist nicht nur zu eng geworden, sondern hat auch mit ihrem ältesten Bauteil im Spätherbst dieses Jahres ehrwürdige 70 Jahre Schulgeschichte seit ihrer Einweihung hinter sich. Es gibt noch etliche betagte Gemeindebürger, die sich an ihre ersten Schultage in dem Altbau an der Brunnthaler Straße erinnern. Der Gemeinderat, der sich aktuell mit der weiteren Zukunft dieser Schule befasst und entscheiden wird, welcher Weg einzuschlagen sein wird (Erweiterung und Umbau, Abriss und Neubau an anderer Stelle etc.), ist derzeit mitten in der Planungsphase mit diesen Fragen befasst.
Die älteren Bürger, die ich meine, kennen aber noch die Entstehungsgeschichte des Altbaus, über die ich hier noch berichten möchte und auch aus welcher Notlage heraus dieser entstanden ist bzw. welche Erleichterung mit seiner Vollendung herrschte.

Am 2. Dezember 1951, also vor 70 Jahren, wurde im Rahmen eines feierlichen Aktes die neu errichtete Volksschule Höhenkirchen an der Brunnthaler Straße mit drei Klassenzimmern ihrer Bestimmung übergeben. 127 Schulkinder aus Höhenkirchen, die bis dahin in der heillos überfüllten Siegertsbrunner Schule untergebracht waren, hatten damit eine neue schulische Heimat gefunden. Dass es aber dazu in so kurzer Zeit so schnell gekommen war, grenzt an eine organisatorische und logistische Meisterleistung, gerade wenn man sich die äußerst schwierigen Verhältnisse und Bedingungen, die in der Nachkriegszeit hier herrschten, vorstellt. In der Ortschronik für Höhenkirchen von Rudolf Stingl ist dies ausführlich beschrieben. Zum einen war es die genannte Schulraumnot, auch heute kein unbekanntes Problem, zum andern die Tatsache, dass für einen Schulhausneubau weder ein Grundstück noch das Grundsätzliche, nämlich Geld, zur Verfügung stand. Nur eines gab es in ausreichender Zahl: Kin-
der, denen es an qualifizierten Schulräumen fehlte. Angesichts der finanziellen Notlage konnte man in der Gemeinde lediglich an einen Schulhausnotbau mit zwei Klassenzimmern und provisorischen sanitären Anlagen denken, für heutige Ansprüche Seit Jahrzehnten begleiten mehrere nostalgisch anmutende Wandgemäl- völlig undenkbar. de die Schülerinnen und Schüler im Altbau der Erich Kästner-Schule – wie lange noch? Die Aufsichtsbehörden sahen dies ganz anders und verlangten den Bau eines Schulhauses mit drei Lehrsälen, neuzeitlichen Sanitäreinrichtungen, moderner Beleuchtung etc. und der Schaffung von Wohnraum für drei Lehrkräfte. Das unterkellerte Gebäude sollte ein Ausmaß von 35 x 17 Metern haben. Nachdem diese Vorplanungen (Architekt Carl Wolfram) abgeschlossen waren, konnte im Herbst 1950 mit dem Bau begonnen werden. Dies war aber nur möglich, weil die Finanzierung - unter den gegebenen Umständen ein wahres Kunststück - doch noch zu Wege gebracht werden konnte. Die Gemeinde hatte keine Eigenmittel aufzuweisen, um die benötigten Zuschüsse und Fremdmittel zu erhalten. Da erreichte Bürgermeister Kössler die Nachricht, dass die amerikanische Besatzungsmacht, vertreten durch den Residenzoffizier Mr. Godfrey vom Flugplatz Neubiberg, Bagger und Lastkraftwagen zur Verfügung stellte, die den Erdaushub für die Baugrube bewerkstelligten. Diese unentgeltliche Sachleistung wurde der Gemeinde bei der Finanzierung als Eigenleistung angerechnet.
Aber all dies hätte trotzdem nicht ausgereicht, wenn nicht durch Unterstützung und Hilfe der Gemeindebürger Direktor Peter Epple und Geheimrat Wächter Geldmittel bzw. günstigere Kredite geflossen wären. Auch ein Zuschuss des Bayerischen Rundfunks, erlöst aus der Sendung „Glückswelle“, mit 20.000 DM stellte eine große Hilfe dar. Damit waren die Mittel in Höhe von 150.000 DM gesichert, um die notwendigsten Räume für einen geordneten Schulbetrieb zu errichten.
Die zum Großteil ortsansässigen Firmen, die mit den Bauarbeiten beauftragt waren, leisteten hervorragende Arbeit, denn in fünf Monaten Bauzeit war das Bauwerk fertig gestellt. Den letzten Schliff erhielt das neue Bauwerk durch die Gemeinschaftsarbeit von 170 Gemeindebürgern, hauptsächlich die Väter von Schulkindern, die in ehrenamtlicher Arbeit in ihrer Freizeit an den Außenanlagen des Schulgrundstücks mit Hand anlegten.
Lehrküche und Werkraum im Keller wurden 1953 ausgebaut, drei Lehrerdienstwohnungen im Dachgeschoss 1955 geschaffen und schließlich die Ofenheizung im ganzen Haus 1960 durch eine Zentralheizung ersetzt. Bis dahin mussten die Klassenzimmer zur kalten Jahreszeit jeden Tag einzeln geheizt werden.
Die Freude, die damals in Höhenkirchen über die neue Volksschule herrschte, ist gut vorstellbar. Doch wird sich im Jahr 1951 niemand gedacht haben, was 70 Jahre später in Höhenkirchen-Siegertsbrunn an schulischen Einrichtungen bis hin zu einem Gymnasium vorhanden sein wird. Günther Schmid, Ortschronist
