Krampus. Masken und Postkarten

Page 12

[4] Nikolaus in Prad, 1970er-Jahre (?)

[5] Krampus in Toblach, 2009

von Nikolausspielen, erwähnt aber in einigen, sehr wenigen Privathäusern der Stadt Brixen die althergebrachte Übung, dass am Vorabend des Nicolaitages St. Nikolaus in Pontifikalkleidung mit einem sogenannten Klaubauf erscheint. Das Landgericht Sterzing berichtet, dass die Nikolausspiele ganz abgekommen seien, nur in einigen wenigen Häusern in Sterzing sei der alte Brauch noch beibehalten. Es ist aber den vermummten Personen nicht mehr gestattet, die Kinder „auf eine ihrer Gesundheit schädliche Art“ zu erschrecken. Das Landgericht Welsberg nennt „nächtliche Mummereien“, bei denen der Nikolaus „mit einem himmlischen Gefolge“ [Abb. 4] und einem „Klaubauf“ auftritt. Die Landgerichte von Innichen und Sillian kennen den Einkehrbrauch. Dem Nikolaus in Bischofsornat wird in den Häusern Einlaß gewährt. Zum Gefolge gehört der „Wauwau“, der die schlimmen Kinder erschreckt. Der Landrichter von Lienz vermerkte, dass die sogenannten Nikolausspiele hier bei weitem nicht so feierlich wie in anderen Gegenden Tirols seien, wo der heilige Mann mit einer zahlreichen Begleitung von himmlischen Geistern auf einer Seite und dem Klaubauf mit seinen abscheulichen Dienern andererseits die Kinder erfreuen und abschrecken. Den größeren Anteil am Spiel würden aber die Erwachsenen nehmen. Das aus Perchtenbrauch und Nikolausspiel hervorgegangene Klaubaufgehen bzw. Krampuslaufen in Osttirol hatte zunächst einen im Vergleich zu heute ungleich kleineren Umfang und war auf das Dorf oder die Fraktion beschränkt. Die Erscheinungsform änderte sich im Laufe der Zeit. Neben den Klaubaif (in Osttirol Mehrzahl von Klaubauf) und dem Nikolaus gibt es noch die charakteristischen Heischefiguren des

Lotters und der Litterin. Heute ist es wohl der raueste und lauteste Brauch zur Nikolauszeit. Er strahlt auch auf die Nachbargebiete aus, wie dies z.B. beim 1996 eingeführten Krampuslauf von Toblach [Abb. 5] oder bei Nordtiroler Umzügen zu beobachten war. Solche Übernahmen sind normale Brauchpraxis und lassen sich – wie in vergangenen Jahrhunderten auch – immer wieder beobachten. Ignaz von Zingerle erwähnt in seinem Werk „Sitten, Bräuche und Meinungen des Tiroler Volkes“, 1871, ganz allgemein den mit dem Nikolaus ziehenden Klaubauf, mit einer Prüfung der Kinder, Beschenkung und Bestrafung, im Etschund Inntal den Klaubauf, der die bösen Kinder in seinen Korb nimmt. Er berichtet von Klaubaufen (Klaubaif) oder Staniklausen, die in die Häuser gehen und Reime aufsagen (Inzing, Pitztal, Außerfern). Das Klaubaufgehen in Osttirol oder das „Klosn“ in Stilfs im Vinschgau erwähnt weder er noch Ludwig von Hörmann, der 1909 in seinem Buch „Tiroler Volksleben“ vom Hl. Nikolaus und seinen Begleitern Folgendes berichtet. Der heilige Mann kommt nicht als unsichtbares Wesen wie das Christkind des Städters, sondern als leibhaftige Erscheinung in aller Pracht und Herrlichkeit mit Bischofsmantel, wallendem Bart, Inful und goldenem Stab, vor ihm eine Art Herold, der den Tisch abfegt und den Boden kehrt. Er stellt den Kindern Fragen aus dem Katechismus, lobt die Fleißigen und beschenkt sie mit Äpfeln, Nüssen, Lebzelten und ähnlichem. Die Unfolgsamen ermahnt er und weist auf den hinter ihm stehenden, schreckeinflößenden „Klaubauf“. „Er ist dementsprechend herausgeputzt. Pelzwerk und rasselnde Ketten umhüllen ringsum die Zottelgestalt; auf dem Kopfe sitzen Bockshörner, aus


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Krampus. Masken und Postkarten by ganeshGraphics - Issuu