Kunsthaus Raab Magazin 2020

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Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuss 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

September bis Dezember 2018

KUNSTHAUS RAAB

Donnersbergerstraße 15 80634 München

Freitags immer offen von 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de


Das Kunsthaus Raab ist ein temporärer Ausstellungsraum ermöglicht durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG und initiiert von der Künstlerin Gabi Blum. Ausgehend von der Mieterinitiative „Baugenossenschaften erhalten!“ beschäftigt sich das Kunsthaus Raab unter anderem mit Leerstand und Raumnot, es thematisiert verschwundene oder nicht vorhandene, sowie frei erfundene, fiktive Räume und persifliert die explodierenden Preise. Themen wie Konsum oder Konsumverweigerung werden hinterfragt und begleitend zur ständig wachsenden Ausstellung gibt es ein Programm bestehend aus Workshops, Künstler*innenvorträgen, Videoscreenings und sonntäglichen Matinées. Ein Blick in den Kalender auf der Webseite lohnt sich immer. Das Kunsthaus – ehemals Schuhhaus und vormals Wirtshaus – spielt mit den Faktoren Zeit und Erinnerung, es bleibt im ständigen Prozess. Gezeigt wird hier vor allem performative, flüchtige, sowie vergängliche Kunst. Verschiedene künstlerische Ansätze zum Thema Raumnutzung und Kontextverschiebung, sowie Formen des künstlerischen

Widerstands, Arbeiten im Kollektiv und Projekte die sich mit sozialen Gefügen befassen werden präsentiert. Das Kunsthaus Raab gibt Kunst ein Zuhause, die sonst verschwinden würde und für die es keine Räume gibt. So kann man zum Beispiel Relikte von Performances ansehen und Begleitmaterial zu vergangenen Aktionen betrachten. Generell befasst sich das Kunsthaus Raab auch mit dem Verschwinden an sich und mit dem Thema der Archivbildung. Der soziale Anspruch des Kunsthaus Raab ist es, ein Treffpunkt für die Nachbarschaft zu sein und so bietet es mit der Einrichtung eines Stammtisches in der Mitte des Raumes, und in Anlehnung an die alte Zeit, die Möglichkeit sich zu treffen und auszutauschen. Das Kunsthaus Raab ist flexibel und es will wachsen. Der leere ungenutzte Raum wird sich stetig füllen – je länger es geht, desto voller wird es. Ähnlich einem Kabinett werden sich im Laufe der Zeit die einzelnen Ausstellungen und Überbleibsel mischen und final ein Gesamtkunstwerk und Zeitdokument bilden. Unter dem Einfluss aller rein Kommenden und Teilnehmenden wird eine Art soziale Plastik entstehen.

KUNSTHAUS RAAB

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Dirk Wagner im Interview mit Gabi Blum kurz vor Eröffnung des Kunsthaus Raab

den Zeitraum wird jeden Freitag von 13 bis 19 Uhr offen sein und da kann man dann die Kunst anschauen und es gibt donnerstags um 18 Uhr eine Führung und es kommt schrittweise mehr Kunst dazu. Ich mache einen Kalender auf der Webseite wo ich eintrage welche Kunst aktuell wieder dazu gekommen ist und gelegentlich gibt es eine Eröffnung, also wenn dann mal ein bisschen mehr passiert, zum Beispiel zu den Kultüren. Das ist so ein Neuhauser Kunstfestival, da mache ich eine Ausstellung mit nur Neuhauser Künstlerinnen und Künstlern und dafür gibt es dann auch wieder einen Flyer und eine Eröffnung. Aber grundsätzlich will ich lieber, dass die Leute einfach mal so vorbei schauen und der Raum mehr so für tagsüber gut ist.

So als wäre die Veranstaltung gerade vorbei

Ich sitze jetzt gerade auf einem Schwamm in der Donnersbergerstraße 15 und zwar auf einem riesig großen Wischschwamm. Neben mir sitzt Gabi Blum, ihres Zeichens Künstlerin und seit Neuestem dann auch – wie nennt sich das – Kunsthallen-Museums-Direktorin? Ja. Weil Du hast eine Kunsthalle eröffnet in der Donnersbergerstraße, die nennst Du Kunsthaus Raab, weil vorher ein ähnlich gehießenes Schuhgeschäft darin war. Warum hast Du den Namen Raab beibehalten? Das hat sich so ergeben, wir haben immer automatisch gesagt: Kunsthaus Raab, weil es vorher Schuhhaus Raab hieß und das war nur logisch. Vor dem Schuhhaus war es ein Wirtshaus! Und das hieß auch Raab? Nein, das hieß Wittelsbacher Bierhalle1, aber das war so: Wirtshaus – Schuhhaus – Kunsthaus. Die Logik in der Sache. Dann war ich mit der Kunsthalle auch gar nicht so verkehrt? Ja und weil es auch so groß ist.

Das heißt am Freitag kommt neue Kunst dazu aber der Raum ist auch unter der Woche geöffnet? Nicht ganz. Wir machen jetzt am Sonntag auf und dann wird jeden Freitag immer offen sein, wahrscheinlich bin ich öfter da und das trage ich dann auch im Kalender ein. Das heißt, man kann immer auf der Webseite schauen, ob jemand da ist und sonst ist halt immer freitags offen und donnerstags Führung, die sich sehr lohnt, weil dann wird ja auch alles erzählt. Führung ist ein Stichwort, weil es gibt die Führung von Dir aber es gibt auch eine Führung von der Geschichtswerkstatt Neuhausen? Ja genau. Deswegen mache ich am Sonntag auf. Ich wollte sowieso im September aufmachen und habe dann gelesen, dass es diese Führung gibt durch die Donnersbergerstraße. Von der Neuhauser Geschichtswerkstatt habe ich mir Bildmaterial besorgt zu dem Wirtshaus hier und zu der Historie von der Umgebung und dann gesehen dass am 9.9. um 14 Uhr die Führung ist, da mache ich auf. Und jetzt zeige ich hier auch ein paar historische Bilder vom Wirtshaus, der Wirt zum Beispiel wird gerade gerahmt, den hängen wir wieder über die Festtafel und dann zeige ich noch per Diashow das komplette restliche Bildmaterial. Das heißt, die Leute kommen um 11 Uhr zu mir und dann sperren wir hier um 14 Uhr zu, gehen zur Führung und danach kommen wir wieder hier her und machen Kaffee. Du hast extra einen Tisch aus dem Hofbräuhaus. Wissen die das, dass Du den hier stehen hast?

Es ist riesig groß! Was passiert in diesem Kunsthaus Raab? Es ist eine Zwischennutzung, das heißt es geht nur bis Ende des Jahres. Der Raum ist sehr roh und das ist auch so ein bisschen mein Konzept, ich will ihn nicht her renovieren, sondern ihn relativ roh lassen und schrittweise füllen. Also ich fange von hinten an, quasi wie das Ende der Veranstaltung, es ist nicht so viel im Raum, es hat Baustellencharakter und der wird aber auch die ganze Zeit erhalten bleiben, so als wäre die Veranstaltung gerade vorbei, Katerstimmung. Deswegen auch Sonntag um 11 Uhr die Eröffnung und dann wird es schrittweise voller. Ich habe das Konzept, dass ich nicht sage: Ausstellung rein und Ausstellung wieder raus und das dann mehrfach wiederholen, sondern über 5

Es war wirklich schön einen Tisch aus dem Hofbräuhaus raus zu tragen! Nein, die waren sehr nett und haben mir den geliehen, ganz offiziell und ich muss auch gut auf ihn acht geben natürlich. Aber die Historie hier hat es quasi schon gefordert dass man wieder so eine Art Stammtisch macht und in der Mitte vom Raum ist jetzt ein Holzplateau mit Wirtshaustisch wo man sitzen kann, drum herum die Stühle sind auch aus einem Wirtshaus, das es schon lange nicht mehr gibt, das hieß „Zum Wolpertinger“, das gabs mal in Obermenzing und mein Freund wohnte nebenan. Als es geschlossen hat, haben sie alle Stühle geholt, die jetzt die ganze Zeit auf dem Speicher gefristet haben. Ich habe viele Sachen hier die ausrangiert wurden.


Da vorne liegt der Vorhang vom Atlantis Kino zum Beispiel, das sind so gerettete Dinge. Auch die Arbeit von der Klasse Markus Oehlen ist gerettet, die hätten die sonst verschrottet.

des städtischen Kunstfestivals „Public Art Munich“ das Olympiastadion besetzt und auf diesen Demowänden, die zusammengefügt ein Haus ergeben steht drauf: Ihr kriegt uns hier nicht raus.

Ah Du rettest hier?

Du bist aber auch jemand der öfter Räume gestaltet, Räume zur Kunst dazugehörig erklärt, eigentlich sind die Räume selber ja schon die Kunst, aber würdest Du Dich auch danach sehnen so einen Ort länger zu bespielen oder ist das so eine Zeit wo Du dann auch sagst, jetzt ist alles geschehen was ich machen wollte und ich sehne mich jetzt nach einem neuen Raum?

Ja ich rette Kunst quasi oder ich hab es eher so formuliert: Ich gebe Kunst ein Zuhause die sonst verschwinden würde, zum Beispiel Objekte einer Performance wie der von der Klasse Markus Oehlen, wenn man sich das Video anschaut, die sind schon schwerst beschädigt, das sind Gebrauchsobjekte, die hätten sie auch weggeworfen wenn ich nicht angerufen hätte mit der Frage, ob sie die bei mir ausstellen wollen.

Ich gebe Kunst ein Zuhause, die sonst verschwinden würde Ok, jetzt ist aber auch das Ganze ja, deine gesamte Arbeit, thematisch steht die ein bisschen unter diesem Motto: Räume, Raumnot, Wohnungsnot und so. Wie passt Dein Kunstprojekt da rein? Sehr gut! Es ist ja letztendlich so – ich befasse mich bei meiner Kunst mit Räumen und ich suche immer Orte an denen ich spielen kann und für mich ist der Ort an dem ich was mache fast wichtiger als die Kunst die ich dort zeige, oder besser gesagt: Die Kunst ergibt sich aus dem Ort heraus, das nennt sich ortsspezifisch arbeiten und mein Thema ist so ein bisschen der Raum und jetzt kam zusätzlich – so hat sich das mit dem Kunsthaus ergeben – dazu, dass meine Baugenossenschaft in der wir hier drin sitzen das Problem hat mit den Erbpacht Grundstücken auf denen die Häuser stehen. Die müssen gekauft werden oder die Erbpacht verlängert und da gibt es enorme Probleme was die Abstimmung über den Preis betrifft und über die Formalitäten. Daraus hat sich eine Mieterinitiative gegründet, die heißt „Baugenossenschaften erhalten!“ (https://ebgmwerhalten.jimdofree. com) und da gibt es eine Online Petition wo man unterzeichnen kann, weil das betrifft nicht nur unsere Genossenschaft, sondern sehr sehr viele deutschlandweit die da heimatlos werden wenn das alles nicht klappt. Da ist Handlungsbedarf und so hat sich die Nutzung hier ergeben. Die Mieterinitiative hatte Interesse den Raum zu nutzen für Aushänge, Informationen und auch zum Zusammentreffen und Besprechen und ich hatte gesagt ich kann Kunst einbringen um die Initiative zu unterstützen, so fing es an. Und dann hatte ich eben diese Wände, die von der Olympiastadionbesetzung übrig waren. Ich hatte mit Anna McCarthy im April 2018 im Rahmen

Ich bin eigentlich mit dem Zeitraum sehr zufrieden, weil es ist super anstrengend und auch sehr viel Arbeit und ich neige dazu mich zu überarbeiten, deswegen glaube ich, ist es gut, dass es befristet ist. Natürlich habe ich so viele Ideen, dass man Jahre füllen könnte. Ich weiß nicht was passieren würde, wenn ich für länger so einen Raum hätte, ich würde es wahrscheinlich auch probieren, aber ich bin auch froh, dass es jetzt hier eine absehbare Zeit ist, weil dann kann man es zuballern und ich weiß, im Januar kann ich mich erholen. Ich habe jetzt hier alle eingeladen, die für mich thematisch passen und der Grund dafür, warum ich jetzt diese Arbeiten zeige ist zum einen, weil ich mich für kollektive Arbeiten interessiere und ich finde das Thema Kollektiv, wie man sich zusammenrauft in einer Gruppe und was man dann produzieren oder welche Kraft man entwickeln kann ist ja eine Thematik die hier drin steckt, von wegen Mieterinitiative und der Frage wie man sich formieren kann, auch in Anbetracht der ganzen Situation mit dem

Die Ausstellungen stapeln sich – nichts wird weg geräumt Mietenwahnsinn in München – das dann auf die Kunst zu übertragen. Deswegen zeige ich hier Arbeiten, die im Kollektiv entstanden sind oder lasse Leute, die mal im Kollektiv gearbeitet haben, darüber erzählen, der Hank Schmidt in der Beek wird zum Beispiel über seine Zeit in der „ja! WG“ erzählen, das war vor 15 Jahren in Offenbach. Also so kleinere Dinge oder Vorträge die thematisch hier rein passen, habe ich auch eingeladen teilzunehmen. Und dann kommen eben mehrere Kunstwerke dazu, die Neuhauser Künstlerinnen und Künstler die ich im Oktober ausstelle. Da schaue ich, dass ich Arbeiten von ihnen bekomme, die thematisch passen. Letztendlich hat jeder und jede irgendwas das ein bisschen reinpasst, das sich mit fiktiven, realen oder vergangenen Räumen befasst und es geht auch um Zeit und Erinnerung, um Familie und Wohnraum, Zerfall und natürlich 6


Wirtshaus! Vom Wolfgang Stehle bekomme ich zum Beispiel ein Geweih. Er hat so eine Serie von ganz tollen abstrakten Geweihen gemacht und natürlich muss hier ein Geweih hängen. Das wird sich alles thematisch so ein bisschen daran orientieren, aber auch nicht super streng gesehen, es soll auch offen sein, ein Raum in dem gearbeitet wird, deswegen möchte ich ja auch den Baustellencharakter beibehalten und auch mal Leute einladen hier eine Woche was zu werkeln, den Raum den wir hier haben irgendwie zu nutzen, das halte ich noch ein bisschen offen. Es stehen schon viele Termine fest und was sich dann noch ergibt, wenn man jetzt hier drinnen ist das wird sich dann zeigen, da passiert bestimmt noch vieles womit ich jetzt noch nicht rechne.

KUNSTHAUS RAAB 19.7.2018 – 28.2.2019

Wie sind Deine Auflagen, dürfen hier auch Konzerte statt finden? Ich hab keine Auflagen und ich muss mir das eigentlich auch noch alles genehmigen lassen, es ist ein totaler Spießrutenlauf herauszufinden was man genehmigen lassen müsste oder ob man überhaupt und ob es Sinn macht bei der kurzen Zeit die schlafenden Hunde zu wecken. Aber es wird darauf hinaus laufen, dass ichs beim KVR als Veranstaltung anzeige. Mein Anliegen ist auch eher tagsüber zu sein, der Raum ist tags wunderschön und ich habe keine Lust auf große Krawallerei vor der Tür, auch wegen den Anwohnerinnen und Anwohnern. Aber es wird sicherlich auch mal eine Band spielen, das wird nicht ausbleiben :) Wirtin & Assistentin 2018

Fasching ca. 1925

1951

ca. 1960

2018

„Die „Wittelsbacher Bierhalle“ in der Donnersbergerstraße 15 nahm am 1. Februar 1913 den Betrieb auf. Als „Wiba“, manchmal auch als „Neuhauser Mathäser“ bezeichnet, wurde die Wittelsbacher Bierhalle, die über Nebenzimmer, einen Saal und eine Kegelbahn verfügte, eine der wichtigsten Gaststätten Neuhausens. In der Kegelbahn befanden sich auch Schießstände für den Schützenverein „Die Buren“, die „Andechser Feuerschützen“ und die „Schützenkameradschaft Siegfried“... Die Gaststätte wurde 1966 geschlossen. Seitdem befindet sich in den Räumlichkeiten das Schuhgeschäft Raab.

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Auszug aus der Festschrift zu 100 Jahre Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG Historische Fotos: Neuhauser Geschichtswerkstatt e.V.

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Herzlich Willkommen im Kunsthaus Raab

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Raab Raab Raab Liegengebliebene Originalschilder aus dem Schuhhaus Raab

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KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG.

S o n n t a g 9.9. um 11 Uhr

Erste Eröffnung kleine

Emanuel Mooner, Klasse Markus Oehlen, Anna McCarthy, Gabi Blum historische Fotos von Neuh ause r Geschichtswerkstatt e.V.

Kunst von

September bis Dezember 2018

Donnersbergerstraße 15 80634 München

special guest from outer space (Texas, Reykjavík, Berlin)

Rebecca Erin Moran Mieterinitiative sowie Baugenossenschaften-erhalten.de Um 14 Uhr ist eine Führung der Neuhauser Geschichtswerkstatt durch die Donnersbergerstraße, Treffpunkt Maibaum Rotkreuzplatz, da gehen wir alle hin und ab ca. 15 Uhr 30 sind wir dann wieder im Kunsthaus.

Freitags immer offen von 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de


KUN AL ZWISC MIET


NST LS CHENTER.

Dosen von Gabi Blum, Bierflaschen und Ohren von Klasse Markus Oehlen


OVER Schild von Emanuel Mooner, Schwamm von Klasse Markus Oehlen, Haus von Gabi Blum, historische Fotos und Speisekarte von Neuhauser Geschichtswerkstatt e.V.


KUNSTHAUS RAAB Erste kleine Eröffnung München, 9. September 2018 Das Szenario der ersten Inszenierung im Kunsthaus Raab wirkt ein wenig wie das Ende der Eröffnungsfeier eines Autohändlers. Draußen flattert silbernes Lametta, drinnen hängen Wimpelketten etwas leblos von der Decke und seltsam derangierte Kunstobjekte liegen am Boden. An den Wänden hängen Masken, die wie Gesichter aus den Wänden kommen, dekorierte Capes, Perücken, Hüte und am Eingang wird man von zwei Köpfen begrüßt, einer aus Bauschaum mit abgebrochener Nase am Boden liegend, der zweite von der Decke baumelnd wie ein Gespenst. In der einen Ecke steht ein Paar große Ohren, in der anderen drei träge Riesenbierflaschen und im Schaufenster ein Turm der sich scheinbar am Stahlträger anlehnt. Schweremüde wirken die Objekte, die teilweise viel zu groß sind für den Raum und in keinem wirklich passenden Verhältnis mehr zum Menschen stehen. Die Staffelei in der Mitte stößt fast an der Decke an, die dazugehörigen Farbtuben wirken als wären sie auf der Flucht vor ebendieser. Daneben ein normalgroßer Wirtshaustisch mit ein paar Stühlen dazu, einer davon ist umgefallen. Man hat den fast schon vergessenen Mief in der Nase, der rauchgeschwängert in den Klamotten und Haaren hängt, wenn man morgens nach so einem Feste aufwacht. Und ganz vorne steht ein riesiger gelber Putzschwamm auf dem man sitzen darf um sich die vermeintliche Video Dokumentation des vergangenen Kunst Happenings anzuschauen. So oder so ähnlich geht sich das Kunsthaus Raab an. Gabi Blum bespielt diesen, im Rohzustand befindlichen Ladenraum bis Ende des Jahres mit Kunst und Paulina Nolte steht als Assistentin zur Seite. Ehemals Schuhhaus und zuvor Wirtshaus war der Raab schon immer ein Urgestein der Donnersbergerstraße. Als Wirtshaus liebevoll Wiba (Wittelsbacher Bierhalle) genannt, ist das Flair auch heute noch spürbar. Die alte Stuckdecke ist wieder zu sehen, nachdem alle Einbauten des Schuhhaus Raab rausgerissen wurden. Demoliert schaut die Decke aus, fast wie Einschusslöcher wirken die angebohrten Verletzungen. Die Zwischennutzung in diesem Raum ergibt sich aus der günstigen Fügung heraus, dass der Laden gerade leer steht und zusammen mit der Mieterinitiative „Baugenossenschaften erhalten!“, die sich im Juni 2018 gründete um den Erhalt der Baugenossenschaft zu sichern (www.ebgmwerhalten.jimdofree.com), macht Blum Kunst zum Mittel und trägt als erste Aktion mit der SPD Politikerin Diana Stachovitz und mit Bewohner*innen der Genossenschaft die Leinwände ins Raab mit denen sie im April schon zusammen mit Anna McCarthy das Olympiastadion besetzte. „Ihr kriegt uns hier nicht raus“ steht in einfachen Lettern auf den an Demobanner erinnernden Leinwänden. Zusammengefügt ergeben sie ein Haus, welches durch einen Turm ergänzt, von mehreren Protagonist*innen durch den Olympiapark und in das Stadion hineingetragen wurde. Im Raab standen die Leinwände den Sommer über in den Schaufenstern um neben den Aushängen der Mieterinitiative auf die Schwierigkeiten der Genossenschaft bei den Ankäufen der Erbpachtgrundstücke aufmerksam zu machen. Die Genossenschaft machte den Raum frei für mehr Kunst und Gabi Blum stellt für den Herbst ein Programm zusammen, dass sich mit eben dieser Problematik und den vielen damit verknüpften Themen beschäftigt: Leerstand, Raumnutzung, Formen des Widerstands, Arbeit im Kollektiv, die Nutzung von öffentlichen und nichtöffentlichen Räumen und immer mit der Frage im Hinterkopf: Wem gehört die Stadt? Das Programm für den Raab wird auf der Webseite www.kunsthausraab.de einsehbar sein, ein tagesaktueller Kalender soll zudem auch kurzfristige Ankündigungen oder spontane Öffnungen kommunizieren. Das Konzept für den Raab ist sehr intuitiv, denn der Raum lädt alleine wegen seiner Größe zum Spielen und Ausprobieren ein, das Motto: Einfach alle einladen die thematisch passen, Projekte ausstellen die bisher viel zu wenig beachtet wurden, Retrospektiven von Kollektiven die gerade erst anfangen zu arbeiten oder auch Vorträge über längst vergangene Projekte und Experimente sollen hier statt finden. Und in der Mitte muss ein Wirtshaustisch stehen, das war von Anfang an klar. Auf Holzböden, echten gebrauchten miefigen Zeltholzböden. Hier sollen sonntägliche Frühschoppen mit Kunstbetrachtung abgehalten werden, hier soll man sich treffen, austauschen und diskutieren. Der Tisch, geliehen vom Hofbräuhaus, die Stühle aus dem längst geschlossenen Wirtshaus „Zum Wolpertinger“ aus Obermenzing, der schwere Vorhang auf der Bühne aus dem zugesperrten Atlantis Kino. Alles soll geliehen oder gebraucht sein, aus Räumen die es nicht mehr gibt, auch das ist die Thematik – das Verschwinden und Vergessen und die sich ständig wiederholende Geschichte.

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Die erste Ausstellung also rollt die Geschichte von hinten auf. Wir beginnen am Ende und Emanuel Mooner hängt vier Neonbuchstaben im Schaufenster auf: OVER. Buchstaben von einem Schriftzug der nicht mehr gebraucht wurde, neu kombiniert mit einer sehr passenden und hoffentlich nie eintretenden Nachricht für den Ort, dass hier bald alles vorbei sein könnte? Die Buchstaben sind so aufgehängt, dass die neuen pulverbeschichteten Oberflächen zum Innenraum schauen und die offenen Neonröhren nach draußen leuchten, die dreckigen Außenseiten wurden imprägniert damit der Schmutz nicht abfallen kann. Gabi Blum will im Kunsthaus Raab Kunst anhäufen, noch ist es relativ überschaubar, doch bald soll sich das ändern. Der Raum wird sich kontinuierlich füllen, je länger es geht desto voller wird es. Ab 11.9. sollen die Top 3 Gewinner des -iv Kunstpreis (www.iiiiiiiiiiv.tumblr.com/kunstpreis) zu sehen sein, den Blum mit juriert. Der Preis wird von Student*innen der Klasse Olaf Metzel ausgerufen und prämiert gescheiterte Kunstwerke. Die Student*innen haben dafür einen leer stehenden Ladenraum im Untergeschoss der Münchner Freiheit bekommen, den sie im September bespielen können. Auch hier wieder Leerstand und Zwischennutzung. Die Arbeit der Klasse Markus Oehlen hat Blum direkt von der Jahresausstellung weg „gekauft“, eine Art Musical wurde dort inszeniert. Übergroße Pappmaché-Bierflaschen und Kippenstummel schmückten den Raum, dazu riesige Köpfe oder wahlweise Augen auf den Performer*innen, die sich zu einem geschrabbelten elektronischen Soundteppich bewegten. Die Fragmente zur Performance sind jetzt im Raab zu sehen. Dazu das Video der Performance deren Skript in etwa so formuliert war: „Die Unterschiedlichkeit aller hier drin bedarf eines gigantischen Ausbruchs des ultrariesigen Potenzials an Kreativität. Die Grausamkeit der hier nachhallenden Worte der Kritik, die Angstzustände des Nichts-Könnens, des Versagens, das Erträumen von der Möglichkeit des vielleicht doch, und die Möglichkeiten dieser riesigen „Spielwiese“ soll hier, in diesem Musical „Die Kpnbrgsche Unterhose“ zum Ausdruck gebracht werden.“ Markus Oehlen wollte, dass seine Klasse zur Jahresausstellung nichts Verkäufliches zeigt und Blum rief zwei Tage zu spät an, die Objekte waren schon halb verschrottet, aber die Oehlens restaurierten ein wenig. Vielleicht ist auch genau dass das Konzept vom Kunsthaus Raab, der Kunst die sonst verschwinden würde ein Zuhause zu geben und relativ spontan die Sammlung erweitern zu können. Eine Art Disneyland soll entstehen, nichts soll fest stehen, alles verschiebbar sein. Der Baustellencharakter wird über den gesamten Zeitraum erhalten bleiben und am Ende wird sich alles mischen, also dann, wenn wir am Anfang sind. Es wird keine Umbaupausen geben, sondern es wird einfach stetig hinzugefügt und alle können dabei zuschauen. Im Oktober zu den Kultüren wird sich eine Gruppenausstellung mit fast 20 Neuhauser Künstler*innen dazu gesellen, ab dann wird es voll. Dazu kommen Workshops für Kinder, Filmscreenings, Vorträge, Buchpräsentationen und Künstler*innengespräche. Diese erste Ausstellung wird durch eine Bildershow der Neuhauser Geschichtswerkstatt ergänzt. Fotos vom alten Wirtshaus, ein lustiges Faschingsfoto von 1925 und ein paar Hausansichten zeigen wie es vor ein paar Jahrzehnten aussah. Die Donnersbergerstraße war übersät mit Bierhallen, als die Eisenbahner dort Häuser für ihre Angestellten bauten und als es Wörter wie Leerstand oder Zwischennutzung noch nicht gab. So fing es hier an und nach den Wirtshäusern kam Konsum: Schuhe, Jeans, Nippes. Heute gibt es Fahrradläden, die Vorboten der Gentrifizierung, sowie Cappuccino, Wein und Massagen. In Zeiten von Onlineshopping und Lieferservice sterben die Geschäfte. Wie kann man weiteren Leerstand verhindern? Die Donnersbergerstraße ist Parade Beispiel, eine Straße zum flanieren, breit, mit vielen Bäumen, Bänken und Parkplätzen. Trotzdem schließen immer mehr Geschäfte. Auch darauf versucht das Kunsthaus Raab Bezug zu nehmen und will mit den umstehenden Geschäftstreibenden zusammenarbeiten. Es unternimmt den Versuch alles in direkter Nachbarschaft zu erledigen, die Raab Flyer werden im Copyshop um die Ecke gedruckt, Farben und anderes Material beim Kolbeck gegenüber geholt, das Rahmen Center in der Schulstraße spendiert eine Rahmung für das Bild vom Wirt und daraus entsteht die gemeinsame Ausstellungsidee nie abgeholte Bilder aus dem Rahmenladen auszustellen. Das Kunsthaus Raab soll Treffpunkt für die Nachbarschaft sein, ein Ort zum Austausch und vor allem soll er gute Kunst nach Neuhausen bringen. Verweilen kann man jetzt vor allem sehr entspannt im Schaufenster auf einem bunten Liegestuhl mit Kopfhörern. Dort hat Rebecca Erin Moran ihre hypnotische Soundarbeit platziert. Im Fenster liegend, der Tonspur lauschend, den Flanierenden zusehend während sie in den neuen Raab rein schauen. So oder so ähnlich ist das jetzt in in der Donnersbergerstraße 15. Es grüßt, Eure Wirtin Und nicht vergessen: Kauft beim Nachbarn, sonst gibt es ihn bald nicht mehr! Das Kunsthaus Raab dankt der Baugenossenschaft des Eisenbahnpersonals München West für die freundliche Unterstützung, dem Hofbräuhaus München für den Tisch, dem Rahmen Center und Römer Pappen für günstige Konditionen.

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There’s a Bierfilzl at your feet. Mit der Texanerin Rebecca Erin Moran nach der Eröffnung des Kunsthaus Raab am 9. September 2018 im Jagdschlößl am Rotkreuzplatz

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Gespensterkopf von Klasse Markus Oehlen, Wagen und Cape von Anna McCarthy, Video zur Olympiastadionbesetzung von Anna McCarthy & Gabi Blum

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Video und Poster von Klasse Markus Oehlen, OVER Schild von Emanuel Mooner, Günther Baumann vom Richelbräu & Zukunftswerkstatt Neuhausen

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RuIne München zeigt:

Diese Ausgabe wird erstmals nicht nur von einer sondern von sechs Künstler*innen bespielt: Thulani Rachia, Adam Benmakhlouf, Myriam Mouflih, Alberta Whittle, Alaya Ang, und Katherine Ka Yi Liu. Sie stellen gemeinsam das aktuelle Komitee der Transmission Gallery in Glasgow, einem Kunstraum, der seit seiner Gründung 1983 einen wichtigen Ort in der Kunstszene von Glasgow markiert. Die Transmission Gallery ist sozialer Treffpunkt, unabhängiger Ausstellungs- und Veranstaltungsort mit Residency-Programm, Mitgliederausstellungen und Archiv. Als ich zum ersten Mal dort war, hatte ich das Gefühl, dass hier nach politisierten Formen der Kulturproduktion gesucht wird. Mich hat der Raum sofort an mein zweites Zuhause während dem Studium erinnert – den Lothringer13_Laden. Beides Orte, an denen nach Möglichkeiten gesucht wird, den Shit zu stoppen. An denen das, was man ernst meint, gesehen wird. An denen man sich nicht verstellen muss, so tun als ob man dümmer wäre als man wirklich ist, so tun als wäre man gut drauf, so tun als ginge einen all das nichts an. Hier werden die Produktionsmittel – monetäre, symbolische und immaterielle – in die eigenen Hände genommen und es wird sich zeigen, was in den vielfältigen Kombinationen herauskommt. Es hat mich wahnsinnig gefreut, dass Thulani, Adam, Myriam, Alberta, Alaya und Katherine unsere Einladung angenommen haben. Auch sie sind alle Künstler*innen, die neben der eigenen Praxis noch einen Raum betreiben. Ihre für Ruine München entstandene Publikation geht auf die unterschiedlichen Anforderungen ein, die sich zwischen den Ansprüchen an eine eigene künstlerische Praxis und kuratorischer Arbeit aufspannen. Den Dreh- und Angelpunkt dieses Komplexes bildet dabei der Bürotisch, ein, im Vergleich zum Atelier, eher unansehnlicher, aber alltäglicher und unausweichlicher Zeitgenosse. Ein Bürotisch um den herum sich die Subjekte zur sozialen Assemblage formieren, an dem lästiger Papierkram abgearbeitet und Entscheidungen ausgehandelt werden. Der Bürotisch der Transmission Gallery wird hier für die Ruine zur Karte abstrahiert an der solche Konflikte, wie auch die Hoffnungen ablesbar gemacht werden. Für mich, für dich, für uns, für euch und für Andere.

14.09.18

ZINE Release:

Friday, 6 p.m. @ KÖNIGSPLATZ, München

talk & BREAKFAST 16.09.18

SUNDAY, 12-16 p.m. @ KUNSTHAUS RAAB

DonnersbergerStr. 15, München

Transmission Gallery Glasgow


Gemälde von Ieva Jakušonoka, 3. Platz des -iv Kunstpreis 2018 für zweifelhafte Kunstwerke

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KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

E r ö f f n u n g z u den Kul t üren S a m s t ag 6.10. 14 -2 0 Uhr S o n n t a g 7.10. 12 -19 Uhr

Schmankerl

aus dem Viertel

Claudia Barcheri, Jutta Burkhardt, Alber t Coers, Tabea Elend, Jonah Gebka, Christian Hartard, Hannes Heinrich, François Huber, Agnes Jänsch, Heike Jobst, Bruno Kuhlmann, Walter Kuhn, Alfred Kurz, Annabell Lachner, Aylin Neuhofer, Paulina Nolte, Jonathan Penca, Mako Sangmongkhon, Wolfgang Stehle, Günter Wangerin Spezialgast Patric ia Londo n Ante Paris Samstag 6.10. 19 Uhr performance TextKontex tSoun d mit bq, Clara Laila Abid Alssta r, Philipp Sajnovits, Mrtn Bgsch Danach Afters how Party @K2018

September bis Dezember 2018

Donnersbergerstraße 15 80634 München

Kunst von

Atelier für Medienkunst, Bavariastraße 6a, 80336 München

Donner stags & Freitags 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de


Video zur Olympiastadionbesetzung von Anna McCarthy & Gabi Blum; Gespensterkopf, Ohren, Gucci Kopf von Klasse Markus Oehlen

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Dosen von Gabi Blum, Aloe Vera Pflanze als Geschenk von einer Nachbarin, rote Stühle aus ehemaligem Wirtshaus „Zum Wolpertinger“

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Druckgrafik von Jutta Burkhardt, „durchgehend geöffnet!“ von Ivan Baschang, Diskokugeln von Alfred Kurz, Dartscheibe von Patricia London Ante Paris

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KUNSTHAUS RAAB zeigt Schmankerl München, 6. Oktober 2018 Die Ausstellung Schmankerl zeigt 21 künstlerische Positionen von Künstlerinnen und Künstlern die in Neuhausen leben oder arbeiten. Darunter befinden sich ein paar ältere Hasen aber auch junge noch studierende Künstlerinnen sowie einige etablierte Künstler mittleren Alters. Manche der gezeigten Arbeiten wurden ortsspezifisch konzipiert und sind vom Raum inspiriert, andere wurden aus dem Oeuvre der Künstler*innen ausgewählt, da sie thematisch zum Konzept des Kunsthaus Raab passen. So mischt sich Videokunst mit Aktionskunst, Relikte vergangener Aktionen werden neben fragilen Interventionen im Raum gezeigt, an der Decke schwebt ein Busenbesteck neben abstraktem Geweih, ein überlebensgroßes verschobenes Familienbildnis versteckt sich hinterm Vorhang, dazu gibt es gezeichnete Mandalas in gerahmten Burgerkartons und einen Radi. All das reiht sich ein neben die schrägen Objekte der Klasse Markus Oehlen, die seit der ersten Eröffnung im Raum sind, denn genau das ist die Idee vom Raab: Die aktuelle Ausstellung wird nicht weggeräumt, sondern Kunst die dazu kommt integriert sich in die bestehende Ausstellung. Zur Kunst dazu gesellt sich seit zwei Tagen auch eine Aloe Vera Pflanze, die eine Nachbarin mit Gehstock dem Raab schenkte, die Pflanze werde für ihre Wohnung zu groß („die Wohnungen sind ja so klein“). Auf diese und einige andere Arten wurde das Kunsthaus Raab in den letzten vier Wochen eine Anlaufstelle für mehrere hundert Besucher. Das Feedback ist durchweg positiv und die Nachbarschaft freut sich, dass dieses „Loch“ in der Donnersbergerstraße wieder lebendig geworden ist. Nach mehr als zwei Jahren Leerstand kann man hier wieder rein und dann auch noch die historische Wirtshausdecke wieder sehen. Ideen und Fantasie der Besucher überschlagen sich dann auch mal schnell – könnte man hier nicht wieder ein Wirtshaus oder Café? Aber eigentlich ist das doch wie ein Theater oder auch so was wie ein Nachbarschaftstreff oder generell wäre ja weiterhin Kunst und Kultur schön, das tut doch dem Viertel gut! Ein Raum in den man reingehen kann und auch noch einen guten Input mitnimmt ohne dass man etwas konsumieren muss. Und wenn die Kuratorin mal wieder in die Rolle der Sozialarbeiterin gerät, geht es oftmals um die Parkplatzproblematik in der Donnersbergerstraße, das Ladensterben im Allgemeinen und die Angst vor dem Verlust der eigenen Wohnung. Das Kunsthaus Raab hat in den letzten Wochen einigen Ansporn und Anstoß gegeben mitzureden und dies wurde in mancherlei Hinsicht für die Verantwortlichen auch mal unangenehm bis schwierig. Es ist eine gewisse Gratwanderung, die einiges an diplomatischem Geschick erfordert, um einen Raum wie diesen möglich zu machen und man will und sollte nicht in irgendwelche politischen Ecke geraten, man will anregen und auch auf das Thema der Mieterinitiative „Baugenossenschaften erhalten!“ aufmerksam machen – anstoßen aber nicht negativ aufstoßen. Es wäre jetzt aber auch keine gute Lösung hier nur Blümchenbilder auszustellen um Schönwetter zu machen oder so zu tun als wäre alles in Ordnung, denn es ist nun mal nicht alles in Ordnung, hier wird unter anderem um den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum gekämpft. Wegen dieser und einiger anderer Themen gab es in und um den Raab herum doch einige Aufreger. Das Kunsthaus wurde im positiven Sinne verglichen mit einer Factory in New York oder eher negativ konnotiert mit Zuständen wie in der Bronx vor 30 Jahren mit einem womöglichen „Broken Windows Effekt“. Allem voran steht vielleicht auch eine gewisse Unsicherheit der Sache gegenüber. Was wollen die da im Kunsthaus Raab, was hat das mit Kunst zu tun? Um darüber im Kleinen aufzuklären: Die Kunst ist gerade in dieser Zeit eines der höchsten Güter die wir haben, Kunst bedeutet freie Gedanken und freie Ideen. Nach der Kunst hat keiner gefragt, sie hat keinen Auftraggeber und somit auch kein Maß, man kann nicht sagen: Alles richtig gemacht, Auftrag erfüllt und man kann nicht sagen: Das da hinten stimmt aber noch nicht, bitte noch mal nacharbeiten. Das macht die Kunst so schwer greifbar und da man sie, wie alles andere auch, nicht mit einem Satz erklären kann, muss man sich mit ihr befassen, so wie man auch eine Sprache erst mit der Zeit erlernt oder wie man ein technisches Gerät vielleicht auch erst versteht, wenn man es auseinander nimmt und sich jedes Teil und dessen Zusammenhang im Einzelnen anschaut. Kunst ist ein Freiraum und so etwas wie das Projekt Kunsthaus Raab gibt es in einer Stadt wie München eher selten, in einer Stadt in der jede Nacht die Gehwege gewaschen werden, da kann es einem schon mal komisch und dreckig vorkommen wenn ein paar Flyer im Wind vorbei wehen. Letztlich lässt sich natürlich über die Kunst streiten und ob diese Gelungen ist oder nicht liegt unter anderem auch im Auge des Betrachters oder der Betrachterin. 27


Nach vier Wochen Verhandlungen, diplomatischen Gratwanderungen, viel Überzeugungskraft bei Förderern und Verantwortlichen, harten Nerven bei der täglich eintrudelnden E-Mail Flut voller Anfragen, Anliegen und Ansprüchen lohnt es sich ein erstes kleines Fazit zu ziehen: Einen Raum wie diesen zu inszenieren ist schön, macht aber auch viel Arbeit (um es mit Karl Valentin zu halten). Wenn man nicht Talente in alle Richtungen hat und nicht gleichzeitig zehn verschiedene Berufsbilder ausüben kann, dann sollte man solch ein Projekt lieber nicht angehen, es sei denn man hat zehn Angestellte dafür. Und es lohnt sich, gleich am Anfang ein paar ordentliche Stiefel anzuschaffen, damit man den gelegentlich etwas steiniger werdenden Weg auch gut meistern kann. Vor circa zehn Jahren gab es in der Lindwurmstraße rund um den Goetheplatz mal einen älteren Mann den man manchmal um den Block wandern sah. Er trug stets ein bis zwei Gemälde oder andere Kunstobjekte mit sich herum und er hatte immer eine kleine weiße Fahne in der Hand. Mit dieser wedelte er an den Hausecken nach vorne bevor er um die Ecke ging, so als würde der Feind hinter dieser Ecke warten und er könne damit signalisieren, dass er in Frieden kommt. Zu dieser Zeit habe ich mich immer gefragt, was es mit seinen Kunstobjekten und mit der Friedensfahne auf sich hat. Heute nach vier Wochen Kunsthaus Raab weiß ich es! Es ist total logisch: Wenn man sich mit Kunst so todesmutig wie dieser Mann in die Öffentlichkeit wagt, dann lohnt es sich immer gleich eine Friedensfahne bei sich zu tragen um der Außenwelt zu signalisieren, dass man in Frieden kommt, das macht einfach total viel Sinn! In diesem Sinne, hoch die Tassen und auf eine nächste Runde Kunsthaus Raab! Diesmal mit vielen Schmankerln aus dem Viertel. Es grüßt, Eure Wirtin

PS: Wir danken der Baugenossenschaft des Eisenbahnpersonals München West wirklich sehr für das entgegengebrachte Vertrauen in unser Schaffen und den Mut diesen Raum möglich zu machen, solche Freiräume sind leider sonst viel zu selten! PPS: Wir freuen uns, wenn Sie als Besucher ihr Feedback gerne auch direkt an die Baugenossenschaft weiter geben damit nicht nur wir hier an der Front von Ihren Ideen und Anregungen erfahren.

www.kunsthausraab.de, hallo@kunsthausraab.de Kunsthaus Raab, Donnersbergerstraße 15, 80634 München Das Kunsthaus Raab ist eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuss 9 NeuhausenNymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, sowie materiell bezuschusst durch Römer Pappen.

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Video im Hintergrund von Agnes Jänsch, Video auf TV von Klasse Markus Oehlen, Tapete an Säule von Claudia Barcheri

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Gemälde von Bruno Kuhlmann, Tisch aus dem Hofbräuhaus, Stühle aus geschlossenem Wirtshaus „Zum Wolpertinger“, Bierflaschen: Klasse Markus Oehlen

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Fünf kleine Gemälde von François Huber, Strumpfhosenobjekt: Klasse Markus Oehlen, Geweih von Wolfgang Stehle, Festzelt Holzböden von Fischer Zelte

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KUNSTHAUS RAAB

Donnersbergerstraße 15 80634 München

PRO GRAMM

Do 8.11. 18-21 Uhr

Sa 1.12 . 12 -18 Uhr

Festliche Hinterzimmer Eröffnung mit Erkan

Ute Heim zeigt Null zu Null

Performance von Arik Kofranek & Ida Bö (Wien), Videos von Sandra Filic, Sarah Lehnerer und Anna Witt.

Videoinstallation zur Performance im ehemaligen Wohnhaus das jetzt ein öffentliches Klo ist und Musik von Ute Heim und ihr Prärieorchester.

Fr 16.11. 13-19 Uhr Sa 17.11. 10-16 Uhr

Das temporäre Portraitstudio mit st.Anger (Fotografie) & Gabriele Drexler (Malerei) Für alle die sich schon immer mal portraitieren lassen wollten.

Sa 2 4.11. 15-2 0 Uhr So 2 5.11. 14-18 Uhr

Arts&Tech&Kirschwasser Ausstellung, Videos und Vorträge über die selbsternannte Republik Užupis und über weitere alternative Nationen sowie Einbürgerungen.

Mi 21.11. 18-21 Uhr

Schlechte Entscheidungen Buchpräsentation mit Simone Kessler & Sophia Süßmilch, Anita Edenhofer und Stefan Wischnewski.

Fr 30.11. 18-21 Uhr

Riviera II Anna McCarthy zeigt das Video zur Sanatorium Performance von 2016, Illustrella zeigt Midnight Monsters und societyofwallwatcher eine Dia Show.

Aktualisierungen zu den Terminen und weitere Infos unter:

Sa 8.12 . 14-18 Uhr

ja! Hank Schmidt in der Beek in Wort und Bild über das Kunst- und Wohnprojekt ja! WG in Offenbach 2002.

Do 13. - Sa 15.12 .

KAK: Die Kunstarbeiterinnenkonferenz Teil 2 – Die Arbeit Im Kunsthaus Raab, wo in den letzten Monaten vor allem über Raum verhandelt wurde, sprechen die Worker über die Arbeit und die Arbeiten selbst, die hier produziert und gezeigt wurden.

So 16.12 . 14-18 Uhr

K&K Tombola und Weihnachtsfeier Kleine Arbeiten werden zu kleinen Preisen verlost, jedes Los gewinnt! Dazu Glühwein und so.

Di 18. - Fr. 2 2 .12 .

Volker Rommel zeigt ( ) Kubikmeter Wir müssen das genaue Volumen des Raumes noch berechnen und ach ja: Alles muss raus! Countdown, Tschüss Kunsthaus Raab, schön wars, machs gut, bis nächstes Jahr!

www.kunsthausraab.de Donnerstags & Freitags immer offen von 13 – 19 Uhr Donnerstags Führung um 18 Uhr


KUNSTHAUS RAAB Ausgehend von der Mieterinitiative www.baugenossenschaftenerhalten.de beschäftigt sich das Kunsthaus Raab unter anderem mit Leerstand und Raumnot. Es thematisiert verschwundene oder nicht vorhandene, sowie frei erfundene, fiktive Räume und persifliert die explodierenden Preise. Themen wie Konsumverhalten und Konsumverweigerung werden hinterfragt und begleitend zur ständig wachsenden Ausstellung gibt es ein Programm bestehend aus Workshops, Künstlervorträgen, Videoscreenings und Matinées. Ein Blick in den Kalender auf der Webseite lohnt sich immer! Das Kunsthaus – ehemals Schuhhaus und vormals Wirtshaus – spielt mit den Faktoren Zeit und Erinnerung, es bleibt im ständigen Prozess. Gezeigt werden performative, flüchtige sowie vergängliche Arbeiten, Formen des künstlerischen Widerstands, Arbeiten im Kollektiv, sowie Projekte die sich mit sozialen Gefügen und Utopien befassen. Das Kunsthaus Raab beherbergt derzeit

Claudia Barcheri, Jutta Burkhardt, Albert Coers, Tabea Elend, Jonah Gebka, Christian Hartard, Hannes Heinrich, François Huber, Agnes Jänsch, Heike Jobst, Bruno Kuhlmann, Walter Kuhn, Alfred Kurz, Annabell Lachner, Aylin Neuhofer, Paulina Nolte, Jonathan Penca, Mako Sangmongkhon, Wolfgang Stehle und Patricia London Ante Paris Kunst der ersten Stunde von Emanuel Mooner, Klasse Markus Oehlen, Anna McCarthy, Gabi Blum und Rebecca Erin Moran

Kunst von 21 Neuhauser Künstlern

Die Top 3 des iV Kunstpreises für fragwürdige Kunst

Christian Engelmann (Preisträger) Ieva Jakušonoka und Adrian Sölch Historische Fotos von

Neuhauser Geschichtswerkstatt e. V. Sowie alle Infos der Mieterinit iative www.baugenossenschaften-erhalten.de

Das Kunsthaus Raab ist eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Fotos der Aktivitäten der Nachbarschaft als Mieterinitiative, Demowände werden ins Kunsthaus Raab getragen, Politiker Pilsinger (CSU) nimmt Unterschriftenliste entgegen, Mieterstammtisch vom 16. Oktober 2018


Revoluzzer Vitrine mit u.a. Dokumentation zur Arbeit von Albert Coers, Backpapier von Decke hängend ebd., kleiner Kopf an Wand von Unbekannt

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Arbeit am Ende der Kellertreppe von Mako Sangmongkhon, NEIN Schild (Polizeiklasse) mit Krabbel-Baby

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Mohnblumen von Walter Kuhn, Video auf TV von Jonathan Penca, Performance am 6.10. mit bq, Clara Laila Abid Alsstar, Philipp Sajnovits, Mrtn Bgsch; Bänke von Günther Wangerin, Dia mit Brachland von Ute Heim, Eingang zum Keller mit Arbeit von Heike Jobst

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Lamm Lamm von Aylin Neuhofer, kleines Gemälde an Wand von François Huber, Kreuz von Hannes Heinrich, Dartscheibe von Patricia London Ante Paris unten: Arbeit von Adrian Sölch, 2. Platz beim -iv Kunstpreis

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KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Sams tag 2 7.10.

19-2 2 Uhr

Eröffnung der Fotoausstellung

Ivan Baschang zeigt Giesing Inside – Outside Die Fotoausstellung über das Kunstprojekt Giesing: Inside – Outside von Ivan Baschang zeigt Originalabzüge von Schaufensterfotografien, welche im Sommer 2015 in sechzehn verschiedenen Giesinger Fensterläden ausgestellt waren. Dabei wurde das Schaufenster an sich Bühne einer Kunstaktion im öffentlichen Raum, die im Rahmen des Wettbewerbs „München 2015 – eine Standortbestimmung“ stattfand. Die Ausstellung zeigt Fotografien alter, bzw. vergessener Schaufenster in Giesing, in denen Schaufensterfotos aus anderen Stadtteilen ausgestellt werden. Brach liegende Fensterflächen werden zu neuem Leben erweckt, der ungenutzte Fensterraum zum Ausstellungsraum.

Sonn tag 2 8.10.

September bis Dezember 2018

Donnersbergerstraße 15 80634 München

13-17 Uhr

Raphael & Franz machen Musik für dich.

Matinée

Der Sommer ist vorbei doch er will nicht gehen. Wie ein ungebetener Gast stößt er seine sonnigen Krallen in unseren Alltag. Raphael & Franz verändern die Zeit für dich! Deine Haut ist ganz runzelig vom täglichen Badespaß der letzten Monate. Dein Körper sehnt sich nach der Kälte des Winters? Raphael & Franz kümmern sich darum. Mit Klavier, Gesang und einer guten Portion Entschleunigung. Komm vorbei und du bekommst gratis eine Extrastunde für diesen Tag.

Freitags immer offen von 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de


Ivan Baschang


Oehlen Tuben von Klasse Markus Oehlen, NEIN Schild auf Herbstboden (Polizeiklasse), Valentin Wagner und Sophia Süßmilch rauchend auf Raab Bank Ergül Cengiz und Ivan Baschang auf geschenkten Stühlen der Münchner Kammerspiele, rechte Seite: Ivan Baschang

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Winner Schild von Ivan Baschang, Soundarbeit auf Handy in der Toilette von Rebecca Erin Moran

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oben: Raphael und Franz machen Musik für Dich, Videostill von Tabea Elend, Polizeiinspektion 42 Fotografie von Ivan Baschang

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Geyerwally von Ivan Baschang, Foto vom ehemaligen Wirt Robert Küsgen



KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Donn ersta g 8.11.

18-21 Uhr

Festliche Hinterzimmer Eröffnung mit Erkan Arik Kofranek & Ida Bö (Wien) Videos von Sandr a Filic, Sarah Lehne rer (Berlin), Agnes Jänsch und Anna Witt (Wien) Performance von

Sandra Filic imitiert in „Modelle der Wirklichkeit“ fremde Tagesabläufe, indem sie selbst vor der Kamera das Leben der anderen in Originalumgebung nachstellt. Sarah Lehnerer filmt mit einer Drohne die Berliner Gropiusstadt, den Wohntraum der 70er Jahre, von außen mit fast voyeuristischer Neugierde ab und kommt den Bewohnern dabei fast bedrohlich nahe. Anna Witt beobachtet in „Gemeinschaft ohne Eigenschaften“ eine Gruppe fremder Menschen die sie zuvor im Hamburger Stadtteil St. Pauli einlud, gemeinsam eine Weile zusammen in einem Raum zu verbringen. In „Wir waren sehr glücklich“ zeigt Agnes Jänsch eine scheinbar stockbiedere Tischsituation mit Familie die einen maschinell wirkenden und sich ständig verschiebenden Dialog führt. Arik Kofranek bringt uns aus Wien ein Leuchtschild mit: ERKAN. Dieses soll künftig den Besuchern des Kunsthaus Raab den Weg weisen. Das Schild ist ein Anagramm das aus einem Außenschild der Wiener Bäckereikette ANKER das Wort ERKAN formt, ein subversives Spiel mit Wahrnehmung, Sein und Schein. Zusammen mit Ida Bö verbaut Arik Kofranek Texte und Soundfragmente zu einem Klangteppich. Sinustöne, Rauschen, zerstückelte Melodien und Baustellengeräusche aus Paris vermischen sich mit Ida Bös durchaus poetischen situationsabhängigen Texten.

Donner stags und Fre itags immer offen von 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de

September bis Dezember 2018

Donnersbergerstraße 15 80634 München



Hinterzimmer Ansicht mit Video von Sarah Lehnerer, Videostill von Anna Witt

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KUNSTHAUS RAAB Hinterzimmer München, 7. November 2018 Im heute neu zu eröffnenden Hinterzimmer werden ab sofort Videos gezeigt. Zu dieser ersten Hinterzimmer Eröffnung präsentiert das Kunsthaus Raab Videos von vier jungen Künstlerinnen die sich thematisch mit verschiedenen Formen von Behausungen, einem womöglichen Gefühl von Zuhause oder auch mit einer eher spontanen konstruierten Situation befassen. Allen gemein ist, dass sie die Verhältnisse hinterfragen in denen sich jeweilige Protagonist*innen befinden und dass sie an Grenzen gehen um herauszufinden, was es mit den Personen oder Behausungen auf sich hat. Jede der vier Künstlerinnen geht mit ihrem ganz persönlichen künstlerischen Besteck an die Arbeit und beeinflusst, manipuliert oder imitiert. Sandra Filic imitiert in ihrer Werkserie „Modelle der Wirklichkeit“ fremde Tagesabläufe indem sie selbst vor der Kamera das Leben der anderen in Originalumgebung nachstellt, nachdem sie mit den jeweiligen Protagonist*innen Gespräche über deren Leben geführt hat. Sarah Lehnerer filmt mit einer Drohne die Berliner Gropiusstadt, den Wohntraum der 70er Jahre der jetzt von Gentrifizierung bedroht wird, von außen mit voyeuristischer Neugierde ab und kommt den Bewohner*innen dabei fast bedrohlich nahe. Die Filmemacherin Juno Meinecke leiht dem Video ihre Stimme für einen Text, welcher sich an verschiedenen Passagen von Autor*innen wie Lucia Berlin, Joan Didion und Chris Kraus bedient, die Beats steuert Felix Leon Westner bei. Anna Witt beobachtet in „Gemeinschaft ohne Eigenschaften“ eine Gruppe fremder Menschen, die sie zuvor im Hamburger Stadtteil St. Pauli einlud, gemeinsam eine Weile zusammen in einem Raum zu verbringen. Im Original wird das Video stumm gezeigt und auf zwei Kopfhörern laufen zwei verschiedene Audiospuren, dadurch ergeben sich unterschiedliche Assoziationen und Deutungsrichtungen des Videos, wir haben bei der heutigen Präsentation beide Tonspuren separat unter das Video gelegt. In „Wir waren sehr glücklich“ zeigt Agnes Jänsch eine scheinbar stockbiedere Tischsituation mit Familie die einen maschinell wirkenden und sich ständig verschiebenden Dialog führt, der sich stellenweise überlagert oder abgehackt wirkt und am Ende klar macht, dass hier jeder eigentlich einen Monolog für sich führt – die Familie letztlich auch dargestellt als eine Gemeinschaft ohne Eigenschaften? Begleitend zur festlichen Hinterzimmereröffnung bringt uns Arik Kofranek aus Wien ein Leuchtschild mit: ERKAN. Dieses soll künftig den Besuchern des Kunsthaus Raab den Weg weisen. Das Schild ist ein Anagramm, welches aus einem Außenschild der Wiener Bäckereikette ANKER das Wort ERKAN formt, auch hier ein subversives Spiel mit Wahrnehmung, Sein und Schein, so wie auch im neu eingerichteten Hinterzimmer. Zusammen mit Ida Bö verbaut Arik Kofranek Texte und Soundfragmente zu einem Klangteppich. Sinustöne, Rauschen, zerstückelte Melodien und Baustellengeräusche aus Paris vermischen sich mit Ida Bös durchaus poetischen situationsabhängigen Texten. Wir wünschen viel Vergnügen und freuen uns auf einen illustren Abend. Schauen Sie doch auch mal online in unseren Programmkalender oder nehmen Sie einen Programmflyer mit, es wird noch viel geschehen dieses Jahr im Kunsthaus Raab. Es grüßt, Eure Wirtin

www.kunsthausraab.de, hallo@kunsthausraab.de Kunsthaus Raab, Donnersbergerstraße 15, 80634 München Das Kunsthaus Raab ist eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuss 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

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Performance Ida Bö & Arik Kofranek vor Dolly Buster von Ivan Baschang, Videostill Sandra Filic

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Videostill Agnes Jänsch, ERKAN Schild von Arik Kofranek und Performance mit Ida Bö

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Haus von Gabi Blum, verkleidet mit Rettungsfolien von st.Anger

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KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Freit ag 16.11. 13-19 Uhr Sams tag, 17.11. 10-16 Uhr

Das temporäre Portraitstudio

September bis Dezember 2018

Donnersbergerstraße 15 80634 München

Für alle die sich schon immer mal portraitieren lassen wollten – jeder ist willkommen Modell zu sitzen! mit

st.Anger

&

Fotografin st.Anger rollt die Fototapete aus und lädt herzlich ein, sich portraitieren zu lassen. Ihr Portrait ist gleichzeitig die Bezahlung: Ein Bild für mich behalte ich mir vor und Ihr Portrait gibt es in digitaler Form.

ler Gabriele DrexMaler in Portraits in Öl auf Holz. Gabriele führt ihr aktuelles Projekt „Stundenportraits“ im Kunsthaus Raab fort. Wollen Sie Ihr Portrait kaufen, zahlen Sie ein Honorar, das Ihrem eigenen Brutto-Stundenlohn entspricht oder Sie können mit der Künstlerin den Verhandlungsspielraum betreten.

Freitags immer offen von 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de


st.Anger fotografiert, Gabriele Drexler malt und verhandelt

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Porträtierte Neuhauser Passantin schaut ihr Porträt an :)

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Treppe von Annabell Lachner

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Buchpräsentation „Schlechte Entscheidungen“ von Simone Kessler & Sophia Süßmilch sowie von Anita Edenhofer und Stefan Wischnewski

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KUNSTHAUS RAAB

Donnersbergerstraße 15 80634 München

Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Sams tag 2 4.11. 15-2 0 Uhr Sonn tag, 2 5.11. 14-18 Uhr

Arts&Tech&Kirschwasser Ausstellung, Videos und Vorträge über die selbsternannte Republik Užupis und über weitere alternative Nationen sowie Einbürgerungen. mit

Max Haarich (Botschafter der Republik Užupis) Alex Waldmann (KI-Experte) Ronit Wolf (Veranstalterin des Münchener SciFi-Festivals) Julian Chollet (Gründer von mikroBIOMIK) Vorträge am Samstag um 18 Uhr

ROBOY

und sein Erschaffer Spezialgäste Vortrag am Sonntag um 15 Uhr Kunst und Cocktails

Rafael Hostettler Luci Effer

Die 1997 selbsternannte Republik Užupis (gesprochen Uh-Schuh-Pieß) ist ein weltbekanntes Beispiel für friedliches und tolerantes Gemeinschaftsleben. Užupis liegt in Litauens Hauptstadt Vilnius und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. 7000 Menschen wohnen in dem etwa 1 km² großen Areal, darunter zahlreiche bekannte Künstler. Weltweit gibt es ca. 300 Botschafter und Ehrenbürger. Der bekannteste ist der Dalai Lama. Die Münchner Botschaft baut Brücken zwischen Kunst und Technologie. Die systematische Integration von Kunst und Technologie führt zu Innovationen, die sowohl kreativer als auch menschlicher sind. Mit dem Münchener Konsul „Roboy“ beschäftigt Užupis den ersten künstlich intelligenten Diplomaten weltweit und verfügt über die bisher einzige Verfassung mit einem Artikel zu künstlicher Intelligenz.

Donner stags & Freitags 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de


Einbürgerung nach Užupis in der Münchner Botschaft mit Nüsschen und Kirschwasser


Münchens Užupis Botschafter S.E. Max Haarich und S.E. David Lipgens, Aachens Botschafter für freundliche Online-Communities Drinks von Denise Berekmeri

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Staffelei von Klasse Markus Oehlen

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Der Sportattaché der Münchner Botschaft Fabian Bürkin, sein Auftrag ist die olympischen Spiele 2031 nach Užupis zurückzuholen.



Gesendet: Dienstag, 19. August 2018 um 17:11 Uhr Von: „Ro boy“ <uzupis@gmx.de> An: max-haarich@gmx.de Betreff: iv-Kunstpreis

Gesendet: Dienstag, 20. August 2018 um 00:26 Uhr Von: „Ro boy“ <uzupis@gmx.de> An: „Max Haarich“ <Max-Haarich@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis

Hey Mbassador, ich hab hier diesen Kunstpreis entdeckt. https://iiiiiiiiiiv.tumblr.com/ Die suchen nach “fragwürdigen” Beiträgen. D.h. dein im besten Fall als fragwürdig zu bezeichnendes Auftreten könnte erstmals 1000 Öcken wert sein - das is ne Menge Schnapps und Nüsschen. Würde vorschlagen, wir ziehen da die übliche show ab: Botschafter-Schreibtisch hin, Verfassung, Rollup und Flaggen und ein bisschen Deko dahinter. Eröffnung mit Vortrag über Už, die Verbindung von Kunst und Technologie und warum jeder jeden gern haben könnte, Knutscherei optional. Danach Einbürgerungen all night long und jeden neuen Užupier begrüßen wir mit blauen nüsschen, nem Schnurrbart und natürlich Kirschwasser. Mit maximal 20 Flaschen müssten wir da hinkommen. Damit Du nachher nich wieder wegen dem vielen Papierkram rumheulst, könnten wir ja meinen Einbürgerungs-Chatbot wieder online schalten. Nur ein paar Stunden, bevor die Ägypter checken, dass der wieder läuft (Godoreckis is wegen der Sache immer noch unter Beobachtung). Hab ein arty Expose zusammengebombt und würd denen das weiterleiten - wenn das für dich passt. Už!

Yooooyooo, was geht? Hast Du einen Zeppelini querhängen? Lass und malsachlich bleiben. Ich verstehe, dass dir die Kiste am Herzen liegt, aber dass wir nichts mit Kunst zu tun haben… ernsthaft? Du weißt schon, dass Užupis eine Künstlerrepublik ist? Mit über 1500 Künstlern und Kreativen, mit Galerien und dem ältesten Kunstinkubator des Baltikums? Du weißt, dass unsere komplette Regierung aus Künstlern besteht? Sei mal bitte ehrlich: in JEDEM deiner verballerten vorträge lallst du wie unendlich wichtig die Kunst im Zeitalter der Digitalisierung ist und selbst in deinen Botschafter Credentials steht, dass du Brücken zwischen Kunst und Technologie bauen willst. Ich meine, alter, du hast das live im litauischen Fernsehen gesagt!? (Aber vielleicht erinnerst du dich ja wirklich nicht daran, Suffkopp) Also lass uns vielleicht morgen in Ruhe nochmal drüber quatschen. Am großen plan ändert das nichts.

Roboy Honorary Consul of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/UZMUC #Arts+Tech=Magic Gesendet: Dienstag, 20. August 2018 um 00:25 Uhr Von: „Max Haarich“ <Max-Haarich@gmx.de> An: „Ro boy“ <uzupis@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis KUnstpreis? schow abziehen? Expose zusammengebombt? Jetz pass ma auf du getunter toaster: Ich riskier meinen job investier jede freie sekunde und jeden übrigen cent in den aufbau einer diplomatischen vertretung der republik uzupis in münchen, um mich (und damit uns alle inklusive der überigen 7000 uzupianer) dann als kunstaktion durch den kakao ziehen zu lassen? Wer hat Dir auf die Platine geschissen? Wir sind FUCKING DIPLOMATEN, raff das mal. Was wir hier machen, is vermutlich deeper und nachhaltiger als alle bisherigen Gesellschaftsexperimente dieser Erde. Wir Užupier haben die nachweislich stabilste Regierung Europas, die weltweit einzige Verfassung, in der das Wort Liebe vorkommt und unser Ehrenbürger Dalai Lama holt sich bei uns nachhilfe in Gewaltlosigkeit. Das setz ich nicht für 1000€ aufs Spiel, damit du dich als künstler profilieren kannst. Dein „künstlerisches“ kinderbuch is deine privatsache. Meine Už-Botschaft ist keine kunst und wird es auch niemals sein. P.s: Denk an unseren großen plan. H.E. Max Haarich Ambassador of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/MaxHaarich #ExploreTheUnthinkable

Roboy Honorary Consul of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/UZMUC #Arts+Tech=Magic Gesendet: Dienstag, 20. August 2018 um 18:13 Uhr Von: „Max Haarich“ <Max-Haarich@gmx.de> An: „Ro boy“ <uzupis@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis Boah, wie oft soll ich dir das noch erklären: Ja, Uzupis kann man wegen der vielen Künstler als Künstlerrepublik bezeichnen, aber WIR arbeiten für Zu nicht als Künstler, sondern als stinknormale Botschafter. Auch der Botschafter eines Bauernstaates ist ein Botschafter und kein Bauer. Und ja, die Botschaft übernimmt manchmal auch internevierende Funktionen für den Technologie- und Wissenschaftssektor. Aber was macht uns wieder weder zu Künstlern noch zu Techis/Wissenschaftlern. Und auch nicht zu irgendeiner dritten kultur oder so einem bockmist. Wir sind stinknormale Diplomaten. Ich verbiete Dir hiermit irgendetwas bei diesem oder irgendeinem anderen Kunstpreis eimzureichen. H.E. Max Haarich Ambassador of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/MaxHaarich #ExploreTheUnthinkable Gesendet: Dienstag, 20. August 2018 um 18:14 Uhr Von: «Ro boy» <uzupis@gmx.de> An: «Max Haarich» <Max-Haarich@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis Und was war das grad vor drei Wochen wieder für ne Aktion in der alten Offiziersschule? Da gibt’s sogar Youtube-Videos, wo man deinen verbollerten Wasserkopf über “die brennenden Fragen der Zeit” philosophieren sieht. Und zwar auf der Rückbank einer S-Klasse zusammen mit einem konzeptKÜNSTLER!? Was is dein fucking Problem, Colero? Roboy Honorary Consul of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/UZMUC #Arts+Tech=Magic

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Gesendet: Dienstag, 21. August 2018 um 11:45 Uhr Von: „Max Haarich“ <Max-Haarich@gmx.de> An: „Ro boy“ <uzupis@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis

Gesendet: Dienstag, 21. August 2018 um 18:18 Uhr Von: „Ro boy“ <uzupis@gmx.de> An: „Max Haarich“ <Max-Haarich@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis

Alter, wir wissen beide, das wir uns mit Už an dem wochenende nicht als mitglied des un-sicherheitsrats mit vetorecht qualifiziert haben. Das war grundsätzlich ein dämliches missverständnis mit dem Veranstalter. Ich hatte wirklich keine ahnung, dass das alles als kunstprojekt verkauft wurde. Da müssen wir in zukunft besser aufpassen damit unsere Aktivitäten auf dem diplomatischen parkett nicht gefährdet werden.

Ok, dann halt nicht. Du bist der Boss.

H.E. Max Haarich Ambassador of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/MaxHaarich #ExploreTheUnthinkable

Už! Roboy Honorary Consul of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/UZMUC #Arts+Tech=Magic Gesendet: Dienstag, 22. August 2018 um 01:03 Uhr Von: „Max Haarich“ <Max-Haarich@gmx.de> An: „Roboy“ <uzupis@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis

Gesendet: Dienstag, 21. August 2018 um 12:16 Uhr Von: «Ro boy» <uzupis@gmx.de> An: «Max Haarich» <Max-Haarich@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis

Was meinst Du eigentlich immer mit diplomatischen Aktivitäten? Etwa deinen Besuch beim Europäischen Wirtschafts-und Sozialforum, wo ab dem Aperitif nur noch russisch gesprochen hast? (Очень xорошо, простофи́ля!) Oder eher Deinen Empfang zur 100 Jahrfeier Litauens in den IBM Highlighttowers? Wo ich aus Spaß dem litauischen Generalkonsul Semaskas halbe Delegation eingebürgert hab, inklusive Kultur- und Wirtschaftsattachee? Das war doch ganz GROßE KUNST, oder? :D Roboy Honorary Consul of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/UZMUC #Arts+Tech=Magic

H.E. Max Haarich Ambassador of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/MaxHaarich #ExploreTheUnthinkable Gesendet: Dienstag, 22. August 2018 um 01:04 Uhr Von: «Roboy» <uzupis@gmx.de> BCC: «Max Haarich» <Max-Haarich@gmx.de> An: ivvvvvvvvv@hotmail.com, iiiiv@gmx.net Betreff: Aw: iv-Kunstpreis Dateianhänge: Bewerbung_iv_Kunstpreis_Botschaft_der_ Republik_Uzupis.pdf Roboy Honorary Consul of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/UZMUC #Arts+Tech=Magic

Gesendet: Dienstag, 21. August 2018 um 18:17 Uhr Von: «Max Haarich» <Max-Haarich@gmx.de> An: «Ro boy» <uzupis@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis Genug RO-BOY…Ich hab mit außenminister chepaitis gequatscht. Kurzfassung: freiheit der kunst und so; bewerben kannst du dich gerne. Dein Recht. Aber falls die bewerbung tatsäclich erfolgreich ist, mach ich kunst aus dir. Bereits eine Atosekunde nach der Preisverleihung werd ich dir mit staatlicher Genehmigung deinen konsulstitel entziehen und ich werd jeden einzelnen deiner 3d-gepupsten Pygmäenknochen wieder zu feingranularem filament verrubbeln. Und deine zerrubelten überreste, werde ich vor allen leuten wieder in deinen grenzdebile 3D-Druckermutter pressen, und verwandle dich in ne wohlgeformte kloschüssel für die verschwitzen securitys an trumps wall in Mexiko. schmeckt dir die vorstellung? H.E. Max Haarich Ambassador of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/MaxHaarich #ExploreTheUnthinkable

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Gesendet: Dienstag, 22. August 2018 um 11:03 Uhr Von: «Max Haarich» <Max-Haarich@gmx.de> An: «Roboy» <uzupis@gmx.de> Betreff: Aw: iv-Kunstpreis Das wird ein Nachspiel haben H.E. Max Haarich Ambassador of the Republic of Užupis to Munich uzhupisembassy.eu/emb facebook/MaxHaarich #ExploreTheUnthinkable


Roboy zu Gast im Kunsthaus Raab, im Hintergrund die Münchner Botschaft von Užupis mit Botschafter Max Haarich

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Zwei Gemälde von Hannes Heinrich; Schwarzes Brett; Barhocker; Schrank; Gitter von Ivan Baschang

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Postkarte von Christian Hartard (Teil eines Kreuzworträtsels, geschenkt von der Mutter zur Eröffnung seiner Ausstellung in der Villa Stuck)

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KUNSTHAUS RAAB


KUNSTHAUS RAAB


Wurstketten-Intermezzo Poster von Paulina Nolte und Gabi Blum


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Arbeit im Sargdeckel an der Decke über dem Wirtshaustisch von Paulina Nolte

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Christian Hartard

Ivan Baschang

Burger von Christian Engelmann Gewinner des -iv Kunstpreis 2018 für zweifelhafte Kunstwerke

Heike Jobst

Ruine München


Paulina Nolte

Jutta Burkhardt

Adrian Sölch


KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Freit ag 30.11.

18-21 Uhr

Riviera II

Eröffnung

Anna McCar thy, neue Monster von Luzi Illustrella & societyofwallwatcher Videopremiere von

Dia Show

Anna McCarthy zeigt das Video zur Performance rund um das ehemalige Wiedemann Sanatorium in Ambach am Starnberger See von 2016. In diesem, seit den 90er Jahren leerstehenden Gebäude, fand anno dazumal ein Event mit Musik und Kunst organisiert von Lunastrom statt. Besucher wurden unwissend wohin sie gebracht werden mit dem Bus angekarrt und McCarthy führte mit einem Team von Spezialisten durch das Gebäude und präsentierte den Besuchern besondere Ecken, erzählte von der A, B & C Prominenz die damals zu Gast war, von Naturheilmethoden, sowie von Verjüngungsmitteln mit Jungtier-Serum, während Musiker und Performer in verschiedenen Räumen thematisch dazu agierten. Luzi Illustrella aus Oberpfaffenhofen ist bekannt für ihre surrealen Collagen und trashigen Rauminstallationen. Im Kunsthaus Raab wird sie den Toilettenraum neu gestalten sowie ihr neuestes Werk aus der Serie Midnight Monsters präsentieren. Die societyofwallwatcher gründete sich vor ein paar Jahren im Urlaub als ein Schreibfehler aus Walewatching Wallwatching machte. Seither fotografieren die zwei Protagonisten Menschen weltweit vor Wänden. Bei uns zeigen Sie eine Diashow mit ihren Fotoresultaten, dazu gibt es eine kleine Lesung von David. McCarthys Video und die Arbeiten von Illustrella werden im Kunsthaus Raab bis 16.12. zu sehen sein.

Sams tag 1.12 . Matinée

September bis Dezember 2018 Februar 2019

Donnersbergerstraße 15 80634 München

12 -18 Uhr

Ute Heim zeigt Null zu Null

Die Münchner Künstlerin Ute Heim ist bekannt für Arbeiten die sich mit Aussteigertu m, Einsiedlerei und Kontextverschiebungen bei Musik und Räumen auseinandersetzen. Im Kunsthaus Raab zeigt sie ihre neueste Videoarbeit Null zu Null bei der sie mit Humor und Tragik ihr ehemaliges Wohnhaus performativ bespielt, das nun eine öffentliche Toilette ist. Weiterhin zeigt sie mit Inside Outside eine Dia Show von verlassenen Häusern einer ehemaligen Aussteigersiedlung, welche in den 1990er Jahren zwangsgeräumt und anschließend mit Baggern zerstört wurde. Unterlegt werden die Bilder mit Ausschnitten aus einem Gespräch, das sie im März 2018 mit Freunden geführt hat, die vor ca. 40 Jahren beschlossen auszusteigen. Die Arbeiten werden auch am 6. und 7.12. noch zu sehen sein. 14 Uhr

Ute Heim und ihr Prärieorchester

spielen unbekannte Lieder von schwarzweißen Flecken auf der Landkarte.

Donner stags & Freitags 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de


It’s the Arts! Max Messer im Einsatz für Luzi Illustrella auf der Toilette des Kunsthaus Raab am 30. November 2018

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Zeichnungen von Jonah Gebka, Toilette von Luzi Illustrella

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Krake und Gerahmtes von Luzi Illustrella, alter Blumen Aufkleber auf Toilette, societyofwallwatcher vor Wand

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Hinterzimmer mit Videopräsentation zur Wiedemann Sanatorium Aktion von Anna McCarthy

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ERKAN Leuchtschild von Arik Kofranek, Videos von Ute Heim

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Ute Heim und ihr Prärieorchester

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KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Sams tag 8.12 .

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14-18 Uhr

k e e B r e d n i t d i m h Hank Sc

15 Uhr Vortrag

September bis Dezember 2018 Februar 2019

Donnersbergerstraße 15 80634 München

Der in Berlin lebende und aus München stammende Künstler Hank Schmidt in der Beek studierte Kunst in Offenbach und zwar um die Jahrtausendwende herum. Zu dieser Zeit lebt er in einer Wohngemeinschaft mit Niklas Schechinger, Marc Oswald und Daniel Dilger. Ihre gemeinsame Wohnung wandelten sie in ein begehbares Gesamtkunstwerk um und lebten darin ungefähr ein Jahr lang. Alles wurde im Design der Rewe Discount Marke ja! gestaltet: Kleidung, Wände, Möbel, Plattenspieler, Telefone, Briefkasten, Gästezimmer, Auto... Auch eine ja! Disco wurde regelmäßig im Offenbacher Musik Club Robert Johnson veranstaltet. Hank Schmidt in der Beek wird im Kunsthaus Raab Fotos und Relikte aus dieser Zeit zeigen und über das Leben in einem Kunstprojekt berichten. www.hankschmidtinderbeek.de

Donner stags & Freitags 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de



Präsentation von Hank Schmidt in der Beek zum Kunstprojekt Ja! WG in Offenbach

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KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Donn ersta g 13. – Sams tag 15.12 .

KAK: Die Kunstarbeiterinnenkonferenz Teil 2 – Die Arbeit Vom kollektiven Arbeiten, über Prozesse im Ausstellungsbetrieb bis hin zum Begriff der künstlerischen Arbeit selbst. Zum Ende der Zwischennutzung werden die sogenannten Worker des RANDOM COLLECTIVE zusammen mit den Kunstschaffenden im Kunsthaus Raab darüber sprechen, wie und was die Herstellungsprozesse waren. Wie entstehen Arbeiten, woher kommt die Inspiration, was passiert im Anschluss, wie wird die Endverwertung sein wenn das Kunsthaus schließt und was sagt die Wahl der Verwertung über den Wert der Arbeit aus? Im Anschluß setzen die Worker die Absprachen der Konferenz in die Tat um, verwerten, verpacken, vernichten – in Film, Installation und Performance.�

September bis Dezember 2018 Februar 2019

Donnersbergerstraße 15 80634 München

THE RANDOM COLLECTIVE ist eine Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Leuten unterschiedlichster Professionen, verteilt über ganz Europa. Sie verhandelt in einem fortlaufenden Projekt unter dem Titel „Workers 4“ die Themen Arbeit und Zukunft. Ein Archiv aus filmisch festgehalten Bildwelten entstand bereits innerhalb einer ersten Residency im Januar 2018. Gefördert durch den 25. Videokunstförderpreis der Stadt Bremen wurden diese in der GAK (Gesellschaft für aktuelle Kunst Bremen) ausgestellt. Die Tätigkeit des künstlerischen Arbeitens wird permanent befragt: Vorteile genauso wie Herausforderungen des gemeinschaftlichen Arbeitens, die Rahmenbedingungen des Kunstbetriebs und nicht zuletzt der Entstehungsprozess selbst. Dabei bedient sich das Kollektiv verschiedener künstlerischer Mittel, die von Text über Film, Theater und Performance, bis hin zur Architektur reichen. Im Zuge dieser diskursiven und selbst hinterfragenden Arbeitsweise beruft das Kollektiv nun seine zweite szenisch-filmisch-performative Konferenz ein: In den Räumen des Kunsthaus Raab, wo in den letzten Monaten vor allem über Raum und damit auch den Raum für Kunst verhandelt wurde, sprechen die Worker nun über die Arbeit – auch und vor allem über die Arbeit und Arbeiten welche im Kunsthaus Raab produziert wurden. www.randomcollective.org

Donner stags & Freitags 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de



OVER von Emanuel Mooner, Performance von The Random Collective

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Interviews, Kostüme, Spiele und Scannen von Personen und Kunst zu Archivierungszwecken

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KUNSTHAUS RAAB 14- 18 Uhr

r e i e f s t h c a n h i e W b m To

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Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

S o n n t a g 16.12 .

präsentiert

Kunst im Postkartenformat und für jeden Geldbeutel von:

Alfred Kurz, Annabell Lachner, Alex Rath, Andreas Peiffer, Anja Verbeek von Loewis, Anna Pfanzelt, Anna Schölß, Annabelle Mehraein, Anne Seiler, Beowulf Tomek, Christine Tanqueray, Clea Stracke, Dana Lürken, Daniel Goehr, Elisabeth Wieser, Ergül Cengiz, Florian Froese-Peeck, Gabi Blum, Heike Jobst, Julia Pfaller & Moritz Kipphardt, Katrin Bertram, Lara Eckert, Luisa Koch, Luminita Mihailicenco, Marile Holzer, Melina Hennicker, Nadine Händel, Nadja Baschang, Patricia Kaiser, Rebecca Grollmann, & C Regine Rode, Sarah Lehnerer, Stefan Wischnewski, Stephanie Trabusch, hri Susanne Schütte-Steinig, Thomas Splett, Tina Hage, Ute Heim, stia Verena Haegler, Verena Seibt, Yurika Tahara nH ar t ard Jedes Los gewinnt!

m o T

Die Kunsthaus Raab Weihnachtsfeier steht an. Kommt alle zu Glühwein, Kunst und Kuchen und zur fabulösen K&K Tombola: Erschwingliche Kunst im Hosentaschenformat von renommierten Münchner Künstlern. Jeder ist willkommen!

September bis Dezember 2018 Februar 2019

Donnersbergerstraße 15 80634 München

la o b

K&K ist ein Netzwerk von Künstlerinnen mit Kindern, das regelmäßig Treffen, Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert, mit teilweise illustren Gästen, um Austausch und Diskussion zum Thema Kunstproduktion mit Kind zu forcieren und um zukünftig womöglich die Arbeitsbedingungen von Künstler*innen mit Kindern zu verbessern.

Donner stags & Freitags 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de



Assistentin Paulina Nolte im versteckten Backstage Atelier beim Vorbereiten der K&K Postkarteneditionen

K&K Treffen mit Vortrag von Ergül Cengiz über das Projekt 3 Hamburger Frauen


K&K Tombola und Abbauperformance von The Random Collective während der Weihnachtsfeier


KUNSTHAUS RAAB Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 9 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Mont ag 17. – Freit ag 21.12 .

Volker Rommel zeigt ( ) Kubikmeter Eine Videoinstallation auf den Scheiben, immer einsehbar ab Dämmerung (ca. 16-21 Uhr) Was ist Raum? Einige werden sagen, es sei ganz einfach: die Länge in Metern mal die Breite in Metern mal die Höhe in Metern ergibt eine Zahl und diese ist dann das Raumvolumen in Kubikmetern. So könnte man argumentieren wenn man nur den physisch Sichtbaren Raum beschreiben möchte.

September bis Dezember 2018 Februar 2019

Donnersbergerstraße 15 80634 München

Wir bewegen uns aber auch in öffentlichen Räumen und agieren ebenso in gesellschaftlichen, sprachlichen, politischen und einem kulturellen Raum, zuletzt auch in einem privaten. Derzeitige Modetrends wie die des Cocoonings beschreiben recht gut den Zustand unserer Gegenwart. Die stetige Verunsicherung durch eine überbordende Flut aus Bildern, Informationen, News und Werbung, bestehend aus für oder dagegen, falsch oder wahr, haben wollen und nicht brauchen erzeugen Ebenen einer inneren Gefühlswelt, oszillierend aus alternativlosem Überfluss und alternativ Fakten und so scheint eine sinnentleerte Rastlosigkeit getrieben aus virtuellem Zeitgeist zu entstehen. Die Individualisierung als „zwei Welten“ Modell einer Fiktion deren Grenzen aus Wahrheiten und Befürchtungen immer durchlässiger scheinen zu werden, rütteln am Urvertrauen der Wahrnehmung aus Kindheitstagen im Als-ob Spiel. So könnten als Beispiel aus den News Schlagzeilen titulierte „Fluten aus Flüchtlingen“ als fiktives Gedankenbild beim Zuschauer durchaus reale Ängste vor Flüchtlingen hervorrufen nur weil jeder das Bild einer realen Flut im Kopf hat es aber durch den Zusatz der „Flüchtlinge“ auf Flüchtlinge projiziert. ( ) Kubikmeter kann als Projektion im Metaphorischem angesehen werden. Das gezeigte raumfüllende Wasser könnte beim Betrachten durchaus eine visuelle Physis existierenden Wassers suggerieren, die unter Umständen als reale Gefahr empfunden werden könnte. Die gezeigte Linie des Wassers als Trennlinie und Indikator eines fiktiven und realen Raumes zugleich. www.volkerrommel.com

Donner stags & Freitags 13 – 19 Uhr Donner stags Führung um 18 Uhr Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de


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Schwamm aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Zwei Farbtuben aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Ohren aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Gespenst aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Drei Bierflaschen aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Gucci (gestürzt) aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Staffelei aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Acht Masken aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Zigarettenstummel aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Video Collage zum Musical Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Musik von Markus Oehlen, Marc Aurel, Simon Kummer, Veronica Burnuthian, VKP, Jan Rybnicek Video: Fabian Beger Klasse Markus Oehlen, 2018

Hemd aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Kopfputz aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Drei Kopfbedeckungen und Jacke von Gucci aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

Poster aus Kpnbrgsche Unterhose Wild thing Frei nach Pnik Klasse Markus Oehlen 2018

(L)Over Recycled neon letters

Parade of the W(e/a)k Videodokumentation von Anna McCarthy & Gabi Blums Besetzung des Olympiastadions am 30. April 2018 gefilmt von Susanne Beck 36.00 min., 2018

Dosengeläut aus Parade of the W(e/a)k Anna McCarthy & Gabi Blums Besetzung des Olympiastadions am 30. April 2018

Schiefer Turm aus Parade of the W(e/a)k Anna McCarthy & Gabi Blums Besetzung des Olympiastadions am 30. April 2018

Gown & Trolley aus Parade of the W(e/a)k Anna McCarthy & Gabi Blums Besetzung des Olympiastadions am 30. April 2018

Gabi Blum, 2018

Gabi Blum, 2018

Anna McCarthy, 2018

Aufruf zur Olympiastadionbesetzung

Ausrangierte Zeltböden Günstig bekommen von Fischer Zelte

Vorhang aus dem geschlossenen Atlantis Kino

liegengebliebene Neon Schilder

Wirtshaustisch Eine freundliche Leihgabe vom Hofbräuhaus München

Robert Küsgen Wirt der Wittelsbacher Bierhalle 1913-1935, Rahmen vom Rahmen Center in der Schulstraße

Wirtshausstühle aus dem längst geschlossenen Wirtshaus Zum Wolpertinger, Obermenzing

Burger of my life Styrodur, Gips, Kast, Farblack, Durchmesser 50 cm, Höhe ohne Füllung 28 cm

Beauty Will Save The World Acryl auf Leinwand B 100 x H 80 cm

Feurigel Öl auf Malpappe

Stop Belonging Now!- free #noWhere 13.22 min. Rebecca Erin Moran 2018

Haus aus Parade of the W(e/a)k Anna McCarthy & Gabi Blums Besetzung des Olympiastadions am 30. April 2018 Gabi Blum, 2018

Demoschilder von Bewohnern der Eisenbahngenossenschaft 2018

Millennial Mandate HD Video, 20.41 min., Tabea Elend 2018

Aloe Vera Pflanze Schenkung einer Nachbarin 2018

Bänke Gewidmet dem Bayrischen Integrationsgesetz der CSU Günter Wangerin 2018

second assumption Klingeldraht, Graupappe, Aluminiumrohre Annabell Lachner 2018

Original Flyer und Poster 2017

Historische Fotos der Wittelsbacher Bierhalle Donnersbergerstraße 15 von der Neuhauser Geschichtswerkstatt e.V.

Koloss von Rhodos Farbdrucke, Abdeckfolie, Airbrushfarbe, Tesa, Hasendraht, Bronze, gebrannter Gießton, ungebrannter Ton ca. B 2 x H 1,30 x T 0,5 m Adrian Sölch 2018

Christian Engelmann (Jahr unbekannt)

Ieva Jakušonoka 2016

Bücher der Künstler zur Ansicht alle Bücher sind käuflich

Fingerkreuzstempel Paulina Nolte, 2017

Black Board für Anschläge aller Art Gabi Blum 2018

Bilder zur Aktion Bänke Gewidmet dem Bayrischen Integrationsgesetz der CSU Günter Wangerin 2018

Zange aus dem Werkzeugkasten von Gabi Blum 2018

Maser Boy Fundstück aus dem Geschäft Farben Kolbeck gegenüber 2018

o.T. (die Amerikaner) 3 Zeichnungen, Graphit auf Papier, 21 x 28 cm Jonah Gebka 2014

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LAMM LAMM Acryl auf Leinwand, 100 x 120 cm Aylin Neuhofer 2018

Emanuel Mooner 2018

Raab Raab Raab

Marianne Lamprecht 2018

o.T. Gipsfigur mit Schraube Unbekannter Künstler 2018

Mohnblumen auf dem Königsplatz Projekt NEVER AGAIN am 11.11. anlässlich zum 100. Jahrestag des Endes des 1. Weltkriegs Walter Kuhn 2018

M.S. Object trouvé, Acryl, Holz, 160 x 40 x 5 cm Heike Jobst 2010


Nipples, Gates & Aliens Fünf Malereien, Acryl auf Stoff, 27x31cm, 36x16cm, 27x34cm, 37x27cm, 35x27cm François Huber 2018

o.T. (kleines Kreuz) Öl auf Leinwand, 75 cm x 70 cm Hannes Heinrich 2018

o.T. (kleines Bild) o.T. (großes Kreuz) Öl auf Leinwand, 40 cm x 33 cm Öl auf Leinwand, 140 cm x 140 cm Hannes Heinrich Hannes Heinrich 2018 2017

12 Grafiken aus der Serie Elezioni [Wahlen] u.a. Wachstum, Modern ist,; Ganz einfach; KEINE EXPERIMENTE; Gegen Stillstand... Bleistift auf Backpapier Albert Coers 2009/2018

Wachstum Doku von Aktion: Brief, Sprühdose, Fotos; Schablone (Remake 2018), Buchstaben Albert Coers 2009/2018

Fastfood-Mandala Nr. 5 & 6 Bleistift auf Faltschachtel, Papier, Objektrahmen, 30 x 40 x 6 cm Heike Jobst 2017/2018

Hiatus Druck auf Vlies-Papier, 114 x 86 cm Jutta Burkhardt 2018

Christian Hartard 2018 3

Estufa fria Motiv aus der Serie SPA, Siebdruck auf Tapete Claudia Barcheri 2015

La Macarena C-Print auf Aludibond 29,7 cm x 21 cm Jutta Burkhardt 2018

Newtons La Boum Installation, 6 Diskokugeln, Drahtseil, 2 Spots Alfred Kurz 2018

ausrasten Maske, Pappen TV, Video 19 min., Mako Sangmongkhon 2009/2018

Styropor Tasse aus Thomas Hirschhorns #nevergiveupthespot, Villa Stuck Unbekannter Künstler 2018

5/17 (Haus im Wirbel) 150 x 100 cm, Öl und Acryl auf Leinwand Bruno Kuhlmann 2017

This is not the daydream of a random machine in China

Pink Punkt Performance Tondorelief mit sechs Pfeilen, rückseitig signiert und datiert, Durchmesser 45 cm x 2,5 cm Patricia London Ante Paris 2018

Wiedemann Sanatorium Projekt im seit den 90ern leer stehenden Sanatorium am Starnberger See Anna McCarthy 2016 / 2018

Acryl auf Leinwand Aylin Neuhofer 2018

Rote Stühle Schenkung der Münchner Kammerspiele an die Künstlerin Gabi Blum 2015

Aux Barricades 1968-2018 Gusseisen

Null zu Null Performance in ehemaligem Wohnhaus, dreiteilige Videoinstallation Ute Heim 2018

Inside Outside Diashow von verlassenen Häusern in einer ehemaligen Aussteigersiedlung, Interviews Ute Heim 2018

Winner Landwehrstrasse

Durchgehend geöffnet Pappenheimstrasse Ivan Baschang 2010

Ivan Baschang 2010

Portrait Fotografien die während dem Temporären Portraitstudio am 16. und 17.11. im Kunsthaus Raab entstanden st.Anger 2018

Ivan Baschang 2015

Arbeitsplatz für Portrait Malerei vom 16./17.11. Gabriele Drexler 2018

Button der Band Moon Not War MNW spielte am 30.4.18 zwischen zwei Würstlbuden im Olympiastadion

Kristallo – Fliessen und Forschen MMK – Hélio Oiticica im Palmengarten, Frankfurt am Main Performance von Jonathan Penca, Charlotte Simon und Toben Tonsur, 30.8.201

Modelle der Wirklichkeit II & V SD Video 12:10 min & 13:36 min

Gemeinschaft ohne Eigenschaften HD Video, 12 min 2 separate Audiospuren

Sandra Filic 2008 & 2012

Anna Witt 2015

Milk Video, 9.00 min.

Wir waren sehr glücklich Full HD Video, 9:24 min. Agnes Jänsch 2014

Spendenstiefel Wir nehmen keinen Eintritt aber gerne eine Spende Kunsthaus Raab 2018

Girls Girls Schillerstrasse Ivan Baschang 2012

The Milk Machine glasierte Keramik Paulina Nolte 2017

Midnight Monsters Love You Teil 1, der Oktopus Skulptur aus Pappmaché auf Tablett mit Rahmung und Licht Luzi Illustrella 2018

Original Münchner (Paulaner) Raintaler Strasse Ivan Baschang 2015

Images, I see symptoms no reflexions* Full HD Video, 6:38 min Sarah Lehnerer 2017

Pino et Vittoria Leonrodstrasse Ivan Baschang 2012

Bloodle Buchenholz, Lindenholz, Multiplexplatte, Kunstharzlack, Klarlack, Beize, 84 x 60 x 44 Wolfgang Stehle 2008

ERKAN ehemals ANKER (die Bäckerei) Leuchtschild Arik Kofranek 2018

Herm2it Square Luxussanierte Toilette Luzi Illustrella 2018

Polizeiinspektion 42 Erzgießereistrasse Ivan Baschang 2012

Geyerwally Geyerstrasse

Programmwechsel Frankfurter Ring

Dolly Buster (Dresden)

Ivan Baschang 2008

Ivan Baschang 2011

Ivan Baschang 2009

Fotostudio für Portrait Fotografie vom 16./17.11. st. Anger 2018

Botschaft der selbsternannten Republik Užupis (gesprochen Uh-Schuh-Pieß) die in Litauens Hauptstadt Vilnius liegt und zum UNESCOWeltkulturerbe gehört. 2018

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Forschungsbericht einer Soziologie Studentin, die im Kunsthaus Raab eine Feldforschung unternahm 1. Einleitung Für den folgenden Forschungsbericht werden drei von mir durchgeführte Feldaufenthalte in einem Kunsthaus analysiert. Als Forschungsgegenstand war zunächst die Mietsituation in der Stadt angedacht, der Fokus änderte sich jedoch dann auf das Thema Kunst im öffentlichen Raum. Nachdem zuerst zu diesem Thema der Forschungsstand und einige Theorie vorgestellt werden, wird im Teil „Methodik und Studiendesign“ noch genauer auf die Entwicklung der Feldaufenthalte und der Forschungsfrage eingegangen. Im vierten Teil werden die wichtigsten Ergebnisse der ethnografischen Feldforschung aufgeführt, um diese dann im Schlussteil auf die Theorie und den Forschungsstand rückzubinden. Ganz im Sinne des ethnografischen Feldaufenthalts stellte sich die Forschungsfrage im Laufe der Forschung heraus. Das Kunsthaus eignete sich zudem gut als Feld, da es physisch begrenzt und somit klar definiert war. Meine Vorannahmen, dass Kunst im öffentlichen Raum zugänglicher für mehr Menschen ist, wurde durch den Forschungsstand schnell widerlegt. Trotzdem wird sich im Laufe des Forschungsberichts zeigen, dass das auf das Kunsthaus nur teilweise zutrifft. 2. Theorie und Forschungsstand Für die Interpretation meiner Beobachtungen ist vor allem die Kunstsoziologie relevant. Erst soll aber der Begriff der Kunst definiert oder zumindest eingeschränkt werden, bevor ich einige Aspekte der Kunstsoziologie darstelle. Der dritte Aspekt der theoretischen Basis bildet die Abgrenzung, Definition und Funktion Kunst im öffentlichen Raum im Speziellen.

Gesellschaft nicht gänzlich ablehnt. Kunst ist also ein „ausdifferenziertes soziales Teilsystem mit eigenen Institutionen, Rollen, Regeln und Ritualen“ (ebd. 2010: 221). Smudits schreibt zu dem Problem um den Kunstbegriff: „Gerade die Grenzziehung zwischen Kunst und Nicht-Kunst, sei es Kitsch oder Kunsthandwerk, sei es Populärkultur oder Volkskunst, ist durchgängiges Thema der Auseinandersetzungen mit Kunst, und zwar in ganz einfachen Alltagssituationen wie auch in hochakademischen, wissenschaftlichen Diskursen“ (Smudits 2014: 3). Er sieht außerdem ein Problem in der Abgrenzung verschiedener Kunstgattungen, wie Literatur oder Musik (vgl. ebd. 2014: 3f.). 2.2 Das Teilsystem Kunst nach Luhmann Luhmann beschäftigt sich im Sinne seiner Systemtheorie mit dem System Kunst. Die Funktion der Kunst ist es eine eigene Realität zu schaffen, die Welt wird in „eine reale und eine imaginäre Realität gespalten“ (Luhmann 1997: 229). Diese Spaltung ermöglicht es, die Realität aus einer anderen Sichtweise zu betrachten und zu sehen, wie eine andere Möglichkeit der Realität aussehen könnte. Zusätzlich zu Sprache oder Religion, die laut Luhmann auch eine Realitätsspaltung liefern, liefert die Kunst wahrnehmbare Objekte (vgl. ebd. 1997: 229f.). Sie kann die Realität dadurch kritisieren, affirmieren oder imitieren und überlässt die Interpretation von der imaginären Realität zur wirklichen Realität andererseits auch der betrachtenden Person (vgl. Luhmann 1997: 230f.). Ein weiterer Punkt Luhmanns Theorie ist die Au­to­poi­es­ e der Systeme, die bei der Kunst einen besonderen Stellenwert hat. Au­to­poi­es­ e „bezeichnet den Prozess der Selbsterzeugung und Erhaltung eines Systems“ (Smudits 2014: 125). Während Kunst bis zum Spätmittelalter „dienende Funktionen“ (ebd. 1997: 256) hatte, entwickelte sich seitdem der Anspruch der Kunst sich selbst zu genügen, also sich nach Regeln zu entwickeln, die aus dem System selbst hervorgehen (vgl. ebd. 1997: 256f.). Auch Kommunikation spielt bei Luhmann eine große Rolle: Will man Systembildung durch Kommunikation begreifen, muss man freilich die materiellen Realisationen der Kunstwerke aus dem Kommunikationssystem Kunst ausschließen. Sie sind Teil der Umwelt des Systems – aber ein Teil der Umwelt, der mit der Kommunikation durch strukturelle Kopplung verbunden ist. Nur ihre Objektheit zählt. Das System selbst kennt nur einen einzigen Operator: Kommunikation. Es reproduziert Kommunikation durch Kommunikation und nicht etwa über Zwischenoperationen, die aus Marmor oder Farbe, aus tanzenden Körpern oder aus Tönen bestehen. (ebd. 1997: 131)

2.1 Der Begriff ‚Kunst‘ Wenn Kunst in der Kunstsoziologie analysiert werden soll, stellt sich, wie bei jeder Betrachtung von Kunst die Frage, was Kunst überhaupt ist. Schwietring liefert dazu eine Antwort, die nicht eindeutig ist, aber gerade dadurch das Wesen von Kunst gut beschreibt: Die in die offene Zukunft gerichtete Frage »Was ist Kunst?« entspricht einer die Moderne insgesamt charakterisierenden Denkfigur. Diese sucht die Antwort auf derartige Fragen nicht mehr in anerkannten Vorbildern oder in einer essenzialistischen Aussage über das (zeitlose) Wesen von Kunst (wie es das vormoderne Denken tat), sondern sie sieht die Frage nach der Kunst als einen ständigen Aufruf zum Überdenken des Überlieferten, zur Überbietung des Erreichten und zur Schöpfung von Neuem. (Schwietring 2010: 223) Einerseits kann man Kunst also als Auseinandersetzung mit der Kunst verstehen, andererseits auch als einen Teilbereich der Gesellschaft nach Luhmann, in der die Kunst eine bestimmte Funktion für die Gesellschaft erfüllt (vgl. Schwietring 2010: 224). Schwietring schreibt hier, dass dieser funktionale Ansatz oft im Widerspruch mit den Erwartungen an die Kunst und die Künstler*innen steht, Kunst solle Gesellschaft kritisieren und ein Gegenbild zur modernen Arbeitsteilung schaffen (vgl. ebd.: 225). Ich sehe hier aber nicht unbedingt einen Widerspruch, da Kritik an der Gesellschaft und ihren Formen ja trotzdem eine Funktion für die Gesellschaft übernimmt, sofern sie die Strukturen der

Das Kunstwerk ist also „als kommunikatives Objekt zu unterscheiden von seiner Wahrnehmbarkeit bzw. Anschaubarkeit und von seiner materiellen Realisation.“ (Smudits 2014: 126). Auch auf die Rolle von Künstler*in und Beobachter*in geht Luhmann ein: Er beschreibt die Beobachtungen beider Seiten nicht nur als Beobachten erster Ordnung also als „Bezeichnen“ (Luhmann 1997: 102), sondern auch als Beobachtungen zweiter Ordnung, also als „Beobachtungen von Beobachtungen“ (ebd. 1997: 94). Der/die Künstler*in beobachtet das eigene Kunstwerk nicht nur aus der eigenen Perspektive, sondern zieht auch die Möglichkeiten in Betracht, wie es die Beobachtenden sehen könnten. Die Beobachtenden sehen das Werk vor dem Hintergrund, dass es von jemandem mit einer Intention hergestellt wurde (vgl. Smudits 2014: 129f.). Die Funktion von Kunst ist also „Wahrnehmungsmöglichkeiten mit anderen Gegenständen zu versorgen und sie auf diese Weise in eine besondere Art von Kommunikation einzuspannen.“ (Luhmann 1997: 242). Zu dem Problem, dass Kunst unnütz sei schreibt Luhmann, dass sich ein Kunstwerk durch die Unwahrscheinlichkeit seines Entstehens auszeichnet, und dass das Entstehen – wenn es passiert – mit einem Nutzen erklärt werden kann (vgl. ebd. 1997: 247f.).

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2.3 Weitere kunstsoziologische Ansätze Aus dem Begriff Kunst und den Problemen, die sich aus der Festlegung dieses Begriffes ergeben, können verschiedene Schlüsse für die Kunstsoziologie gezogen werden. Smudits erkennt gerade in den Brüchen und Auseinandersetzungen mit dem Begriff Kunst und den verschiedenen Gattungen die Aufgabe der Kunstsoziologie. Sie sollte nicht versuchen, den Begriff fest zu definieren, sondern sich mit eben diesen Problemen beschäftigen (vgl Smudits 2014: 4). Schwietring hingegen beschreibt in seinem Text „Kunstsoziologie“ drei generelle Arten, wie Kunst in der Kunstsoziologie analysiert werden kann. Die Analyse kann sich erstens auf den/die Künstler*in und die Lebensumstände und Arbeitsbedingungen beziehen, zweitens auf die Analyse der Funktion von Kunst, sowie die Umstände der Ausstellung und Vermarktung oder drittens auf das Publikum (vgl. Schwietring 2010: 222). Auch eine Analyse der Kunstwerke selbst ist möglich. Er sieht also klare Aufgaben für die Kunstsoziologie. Seine Auffassung von Kunst ist nach diesen Analyseebenen auch eher eine, die sich auf Kunst im Sinne von Ausstellungen bezieht und nicht wie bei Smudits auch andere Gattungen wie Musik und Literatur miteinbezieht. Weiterhin schreibt Schwietring, dass eine Betrachtung von Kunst als kollektives Handeln den Kunstbegriff, dahin einschränkt, dass alles Kunst ist was als Kunst verstanden wird. Kunst wird dann als „Zusammenspiel von unterschiedlichen Kräften und Akteuren, von historischen Kontexten, Interessen, Institutionen und Bedürfnissen gesehen“ (ebd. 2010: 227). Dieses Zusammenspiel wird aber dann der Einzelperson des/der Künstler*in zugerechnet. 2.4 Kunst im öffentlichen Raum Der öffentliche Raum Um Kunst im öffentlichen Raum zu verstehen, wird zunächst der öffentliche Raum an sich betrachtet, bevor auf die Kunst und das Publikum eingegangen wird. Die Voraussetzungen für Kunst im öffentlichen Raum in der Stadt sind hürdenreich und komplex. Hornig bezeichnet als Problem für Kunst im öffentlichen Raum die Neuorientierung des öffentlichen Raums in der Stadt als „Erlebnis- und Konsumort“ (ebd. 2011: 140) seit den 90er Jahren. Sie spricht von einer neoliberalen Stadtpolitik, die öffentlichen Raum als Kapitalanlage sieht, ihre Innenstadt durch Shoppingcenter und Großevents attraktiver zu gestalten versucht, und deren Angebot sich an die zahlungskräftige Bevölkerung sowie an Investoren richtet (vgl. ebd. 2011: 157f.). Auch Lewitzky diagnostiziert einen „Wettbewerb um Investoren und qualifizierte Arbeitskräfte“ (ebd. 2005: 35). Städte versuchen durch architektonische und kulturelle Aspekte eine stadtspezifische Identität zu erlangen. Dadurch wird Kunst im öffentlichen Raum zunehmend instrumentalisiert, um der Identität der Stadt zu nutzen (vgl. Lewitzky 2005: 36f.). Im öffentlichen Raum gelten zudem bestimmte ‚Behaviour Settings‘. ‚Behavior Settings‘ können als Mensch-Umwelt-Verhaltenseinheiten betrachtet werden, welche die eigenen Regeln unterstützen, um das Milieu aufrechtzuerhalten und etwaige Störungen abzuwehren.“ (Hornig 2011: 85). Von Vertretern der Stadt werden bestimmte ‚Behaviour Settings‘ forciert, um das Stadtbild aufrechtzuerhalten. Menschen, die sich den ökonomischen Motiven der Stadt nicht anpassen können, werden verdrängt: „Durch die Einstufung von Personen mit normabweichendem Verhalten als kriminell sowie die Begriffsbestimmung und das Publikmachen von gefährlichen Orten konnte eine gesetzliche Handhabe zur Verbannung bestimmter Bevölkerungsteile aus dem Stadtkern erreicht werden.“ (Hornig 2011: 162f.). Dies gelingt in privatisierten öffentlichen Räumen, wie Shoppingcentern durch dort installierte Kontrollinstanzen besser, als z.B. in einem Park (vgl. ebd. 2011: 163). Lewitzky bezeichnet diese Verdrängung als „symbolische Schwelle“ (ebd. 2005: 37), die dazu führt, dass unerwünschte Personengruppen verdrängt und öffentliche Räume homogenisiert werden. Diese Entwicklung in der Stadtpolitik nennt Lewitzky „Neue Urbanität“ (ebd. 2005: 28).

Kunst im öffentlichen Raum Wie wird nun Kunst im öffentlichen Raum definiert? „Im einfachen Sinne wird unter Kunst im öffentlichen Raum zumeist öffentlich geförderte Kunst verstanden, die objekthaft außerhalb des physischen Raums beziehungsweise von Kunsteinrichtungen im städtischen Außenraum in Erscheinung tritt“ (Hornig 2011: 60f.). Sieht man Kunst im öffentlichen Raum als Unterscheidung zu Kunst im Museum an, so ist der Gegensatz zu öffentlich hier nicht privat, sondern elitär (vgl. Hornig 2011: 61). “Ein Merkmal von im öffentlichen Raum präsentierter Kunst stellt die fehlende oder nicht unmittelbar erfassbare Weihung durch die Institution dar“ (ebd. 2011: 61). Kunst im öffentlichen Raum ist also unabhängig von Museen oder anderen Institutionen. Diese Entwicklung sieht Hornig in den 70er Jahren begründet, wo ‚Kunst für alle‘ postuliert wurde, und diese Entwicklung dann als öffentlich angesehen wurde (vgl. ebd. 2011: 65). Die Konsequenzen „der Präsenz im nicht-institutionellen Außenraum“ (ebd. 2011: 69) sind, dass ein größeres Publikum angesprochen wird. „Während die physischen Räumlichkeiten eines Museums und die damit verbundene Institution den Rahmen für Kunst vorgeben, wirken die Begrenzungen im Stadtraum zunächst weniger konkret“ (Hornig 2011: 71). Kunst im öffentlichen Raum hat also Auswirkungen auf das Publikum, aber auch auf die Kunstwerke, die nun in einem anderen Kontext als im Museum präsentiert werden. Die Kunst wird so ortsspezifischer und kurzfristiger. Die Folge der Neuen Urbanität ist jedoch, dass es für Kunst im öffentlichen Raum „beinahe unmöglich [ist], eine Durchmischung von Bevölkerungsgruppen zu erreichen“ (Lewitzky 2005: 47). Lewitzky unterscheidet zudem zwei Arten von Kunst im öffentlichen Raum: Die ‚New Public Art‘ ist die Auffassung, dass Kunst im öffentlichen Raum sich der Örtlichkeit anpassen sollte. Die Funktion von Kunst ist hier eine unterstützende und integrative (vgl. Lewitzky 2005: 90ff.). Eine Weiterentwicklung ist die ‚New Genre Public Art‘, die ihre Funktion in der Meinungsbildung sieht. Die Kunst ist hier politischer und richtet sich an unterprivilegierte Bevölkerungsgruppen, während sich die ‚New Public Art‘ an die Stadt selbst richtet und eher eine Dienstleistung für die Stadt ist (vgl. ebd. 2005: 96ff.). Das Publikum von Kunst im öffentlichen Raum Eine Befragung von Senie zeigt, dass auch im öffentlichen Raum Personen bei der Betrachtung von Kunst anders wahrnehmen und sich mit Unsicherheit über ihr Wissen zur Kunst verhalten. Auch im öffentlichen Raum gelten also ‚Behaviour Settings‘ und Vorwissen, allerdings zeigte sich bei der Befragung auch, dass mit den Kunstwerken offener umgegangen wird. Sie werden als Treffpunkt, Spielplatz oder Fotokulissen verwendet (vgl. Hornig 2011: 165). Andererseits herrscht auch eine Unsicherheit angesichts der „unklar definierten Orte[n]“ (ebd. 2011: 166). Es kann also Schwellenangst auftreten, wenn die Objekte im öffentlichen Raum aufgrund fehlenden Vorwissens nicht erkannt oder entschlüsselt werden können. Schwellenangst bedeutet durch fehlendes Vorwissen Scheu vor dem Besuch von Kunst zu haben. Dadurch, dass der Ort und seine Funktion nicht klar definiert ist, ist es für Personen mit geringem künstlerischem Wissen schwer, Kunst im öffentlichen Raum als solche zu erkennen. Informierte Personen haben dieses Problem nicht (vgl. ebd. 2011: 166f.). Ein anderes Problem für Kunst im öffentlichen Raum ist Vandalismus. Gründe hierfür sind, dass die Kunst einem öffentlichen, oft unfreiwilligen Publikum ausgesetzt ist, es wird dann entweder als Anmaßung gesehen oder nicht als Kunst erkannt. Hauptursachen für Vandalismus sind Kommentarbedürftigkeit oder das Gefühl, dass die Kunst Raum einnimmt bzw. wegnimmt. Durch die Platzierung im öffentlichen Raum sind zudem die Besitzverhältnisse unklarer. Kunst und öffentlicher Raum sind nicht getrennt, sondern fließen ineinander über. Lösungen sind laut Hornig Partizipation der Bevölkerung am Kunstwerk und Information (vgl. Hornig 2011: 173-176). Die Annahme, dass Kunst im öffentlichen Raum zugänglich für alle und demokratisch ist, relativiert Hornig aufgrund dieser Argumente. Da auch der öffentliche Raum in der Stadt immer homogenisierter wird, zweifelt Hornig

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an der weit verbreiteten These, Kunst im Museum stehe im Gegensatz zu Kunst im öffentlichen Raum (vgl. ebd. 2011: 236ff.). 2.5 Kunst im Museum Das Kunstmuseum ist eine feste Einrichtung, die neben der Ausstellung von Kunst auch andere Funktionen erfüllt (MuseumsShops, Restaurants). Das Publikum setzt sich der Kunst freiwillig aus, da das Museum ein abgegrenzter Raum ist, den man bewusst betritt und womöglich auch dafür bezahlt. Die Funktion und Rolle von Kunstmuseen sind allgemein bekannt. Durch die Kenntnis über Museen und den institutionellen Charakter entsteht eine gewisse Sicherheit im Umgang mit Kunstwerken (vgl. Hornig 2011: 80f.). Der institutionelle Charakter bewirkt laut Hornig ein bestimmtes ‚Behaviour Setting‘, im Museum gelten „ortsspezifische Regeln und soziale Normen“ (ebd. 2011: 85). Das Publikum im Museum muss also bestimmte Verhaltensregeln beachten, Eintritt zahlen, vielleicht auch über Vorwissen verfügen. Diese und andere Aspekte können aber auch zu Zugangsbarrieren werden. „Fehlendes Vorwissen über das Settingverhalten sowie mangelnde Fachinformation kann eventuell zu einer Selbstselektion führen“ (Hornig 2011: 164). Schwellenangst nennt man dann die Befürchtung sich falsch zu verhalten und sich aufgrund dieser Befürchtung Hemmungen vor einem Museumsbesuch zu haben (vgl. ebd. 2011: 164f.). Hornig stellt eine Studie von Eisenbeis vor, die ergab, dass Museen oft als elitär wahrgenommen werden. Eine andere Studie von Terlutter, zeigte, dass Personen, die regelmäßig das Museum besuchen, einen positiveren Eindruck haben, also solche, die es nicht besuchen. Eine weiter Studie von Klein ergab, dass es einen hohen Anteil an Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen unter den habituellen Besucher*innen gibt, und obwohl ungefähr genauso viele Personen mit Hauptschulabschluss wie mit Abitur das Museum besuchten, gibt es die Tendenz, dass die Besuchshäufigkeit mit dem Bildungsgrad sinkt (vgl. Hornig 2011: 100ff.). Wegner stellt in ihrem Beitrag „Museumsbesucher im Fokus“ eine Studie von Kirchberg vor, die als Besuchsbarrieren „andere Freizeitpäferenzen“, „Eintrittspreise“ und „Ermüdungs- und Anstrengungseffekte“ anführt (Wegner 2016: 272). In anderen Studien zur Museumsforschung wurden außerdem „mangelnde Unterhaltsamkeit und Geselligkeit, Unsicherheit in der ungewohnten Museumsumgebung, ein fehlender ‚Wohlfühl-Faktor‘, ein anstrengender Besuch“ (Wegner 2016: 272) als Barrieren für einen Museumsbesuch angegeben. Auch, dass Personen im Museum nicht selbst aktiv werden können, Museen als unverständlich betrachten, sie für unspektakulär halten oder keinen Nutzen in einem Besuch sehen, sind Besuchshindernisse (vgl. Wegner 2016: 272). Man kann also sagen, dass es ähnliche Hemmungen gegenüber Kunst im öffentlichen Raum gibt wie im Museum und dass das Publikum im öffentlichen Raum nicht unbedingt heterogener ist als das im Museum. 3. Methodik und Studiendesign Das Kunsthaus als ethnografisches Feld bot sich, neben meinem eigenen Interesse an der Einrichtung auch an, da es ein geschlossener Raum ist, der sich gut zum ethnografischen Forschen eignet. Das Feld ist räumlich eingegrenzt und so gut definierbar. Der Einstieg ins Feld wurde durch die Leiterin des Kunsthauses ermöglicht, die mir, nach einer Erklärung meinerseits über mein Studium, mein Forschungsvorhaben und eine generelle Erklärung über die Feldforschung als ethnografische Methode, ihr mündliches Einverständnis gegeben hat. Insgesamt hatte ich drei Feldaufenthalte, einen ersten als Einführung ins Feld, den zweiten bei einem Gruppengespräch und den dritten bei einer Kunstperformance. Die Stichpunkte, die während der Feldaufenthalte notiert wurden, wurden in Fließtexte umformuliert und dann mit dem Programm MAXQDA2018 codiert.

Im Hinblick auf das von Steinke vorgeschlagene Gütekriterium der Dokumentation des Forschungsprozesses (vgl. Steinke 2010: 324f.), möchte ich kurz die Idee und Entwicklung meiner Forschung beschreiben: Der Hintergrund für meine Forschung war eine Demonstration von Mietern in einem Stadtviertel. Sie demonstrierten gegen den Verkauf von Genossenschaftswohnungen, der droht, sobald die Verträge dieser Wohnungen von der Genossenschaft auslaufen. Nach dieser Demonstration viel mir das Kunsthaus auf, das im September 2018 in einem leer stehenden Laden entstand. Da an den Schaufenstern des Ladens eine Erklärung der Mieterinitiative der Bewohner der Genossenschaft hing, sowie ein Aufruf, eine Petition zum Erhalt der Genossenschaftswohnungen zu unterschreiben, bin ich davon ausgegangen, dass sich in dem Kunsthaus Kunst zu dem Thema Mieten befindet. Das war meine Vorannahme. Bei meinem ersten Feldaufenthalt stellte sich dann heraus, dass das Kunsthaus zwar aus diesem Problem heraus entstanden ist, die Kunst allerdings ein generelleres Thema hat. Es gab jede Woche eine neue Ausstellung von verschiedenen Künstler*innen, die im Großen und Ganzen die Themen „Leerstand, Raumnot, Konsum und steigende Preise“ (FN1: 16f.) behandeln. Auch werden die Kunstwerke nach der Ausstellung nicht wieder aus dem Kunsthaus genommen, sondern mit jeder Ausstellung wird das Kunsthaus voller. Der Themenfokus veränderte sich also schon nach meinem ersten Feldaufenthalt. Dachte ich anfangs, meine Forschung würde sich um Mieten, Mietpreise und Wohnsituation drehen, lag der Fokus nun auf der Kunst und dem Kunsthaus an sich. Mit diesem neuen Fokus bin ich dann auch in die zwei anderen Feldaufenthalte gegangen. Die Feldaufenthalte bestanden aus teilnehmenden Beobachtungen mit vereinzelten Gesprächen, die aus der Situation heraus entstanden und nicht vorbereitet wurden und deshalb nicht als Interview bezeichnet werden. Bei Gesprächen wurde der Inhalt sinngemäß widergegeben nur Zitate, die schon im Feldaufenthalt wörtlich niedergeschrieben wurden, wurden als solche gekennzeichnet. Das zweite Kriterium von Steinke, die „Interpretation in Gruppen“ (ebd. 2010: 326) wurde insofern versucht einzuhalten, als dass zum Ende des Forschungsprozesses die ersten Ergebnisse dem Seminar des Moduls vorgetragen wurden. Im Rahmen dieses Vortrags gab es die Möglichkeit für mitstudierende Forschende, meine Forschungsarbeit zu kommentieren, kritisieren, Vorschläge zu geben und zu ergänzen. Die Teilnehmer*innen des Seminars hatten zuvor eine Vertraulichkeitserklärung unterschrieben, sodass das Besprochene und die zu anonymisierenden Daten vertraulich behandelt wurden und den Raum nicht verließen. Auch das dritte Kriterium der „Anwendung kodifizierter Verfahren“ (ebd. 2010: 326), ist mit der Codierung durch MAXQDA2018 gegeben. Auch forschungsethische Überlegungen wurden bei der Forschung berücksichtigt. Wie schon erwähnt, wurde die Leiterin über die Forschung mündlich aufgeklärt. Auch die Gruppe im zweiten Feldaufenthalt wurde von der Leiterin des Kunsthauses kurz informiert, dass ich eine Forschungsarbeit schreibe. Rückblickend hätte ich die Gruppe vielleicht vor dem Gespräch informieren sollen, da sie schon vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, als mich die Leiterin des Kunsthauses kurz vor dem Gespräch vorstellte. Das Künstler*innenkollektiv aus Feldaufenthalt drei habe ich wieder selbst gefragt und informiert und ein mündliches Einverständnis eingeholt. Als Forscherin habe ich mich immer klar zu erkennen gegeben und mich durch ständiges Mitschreiben auf einem Notizblock auch abgegrenzt, was vor allem bei dem Gruppengespräch wichtig war, um meine Rolle als Beobachterin klar zu kennzeichnen. 4. Ergebnisse Im Folgenden werden die Ergebnisse der drei Feldaufenthalte vorgestellt. Der Fokus liegt hier vor allem auf den Reaktionen auf das Kunsthaus, sowohl der BesucherInnen, als auch anderer Künstler*innen. Ein weiterer großer Punkt ist die Struktur des Kunsthauses und deren Ausstellungsform.

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4.1 Reaktionen auf Kunst im öffentlichen Raum

4.2 Das Konzept des Kunsthauses und der Ausstellungen

Eine Regelmäßigkeit, die sich aus dem zweiten Feldaufenthalt ergab, sind die Reaktionen der Besucher*innen sowie der Künstler*innen auf das Kunsthaus. Betrachten wir zuerst die der Besucher*innen. Frau K. erzählte mir im ersten Feldaufenthalt, dass der Raum des Kunsthaus von der Genossenschaft zur Verfügung gestellt wurde (vgl. FN I: 8-9) und dass in dem Kunsthaus auch schon ein Mieterstammtisch stattgefunden hat (vgl. FN I: 46-47). Das ist vermutlich der Grund, warum Besucher*innen häufig nach der Zukunft der Genossenschaftswohnungen und des Kunsthauses fragen. Frau K.s Aussage, sie fühle sich wie ein „Streetworker“ (FN I: 53) und sie sei ein „Infopoint“ (FN I: 122) für die Nachbarschaft zeigen, dass Bewohner*innen das Kunsthaus als Anlaufstelle sehen. Obwohl das Kunsthaus ja buchstäblich ‚Kunsthaus‘ im Namen trägt, scheinen die Anwohner*innen eine Verbindung zu der Genossenschaft zu sehen. Dies wird vermutlich verstärkt durch die Aushänge am Schaufenster, die den Sachverhalt der Genossenschaftswohnungen erklären und das Kunsthaus als von der Genossenschaft bereitgestellten Raum definieren (vgl. FN I: 8f.). Die Folgerung scheint für viele zu sein, das Kunsthaus als Informationsstätte und Frau K. als Ansprechpartnerin zu sehen. Daraus könnte man auch schließen, dass für diese Personen Kunst im öffentlichen Raum eine Möglichkeit für Information und Austausch ist. Ein Satz der zu den Reaktionen der Besucher*innen von Frau K. genannt wird ist: „Hier ist es ja gar nicht wie in München.“ (FNII: 98-99), der Frau K. besonders gefreut hat. Anders fallen die Reaktionen der Künstler*innen aus. Frau K. erzählt von zahlreichen Anfragen von Personen, die im Kunsthaus ausstellen wollten (vgl. FN II: 82-83). Sie hatte aber schon bestimmte Künstler*innen im Sinn und das Kunsthaus sei kein „gemeinnütziges Zentrum“ (FN II: 89-90). Die Aussagen werden von einem Kunststudenten bestätigt, der erzählt, dass ungefähr 15 Leute angefragt hätten, ob sie ausstellen können, während er im Kunsthaus Aufsicht gemacht hat (vgl. FN II: 83ff.). Frau K. bezeichnet viele, die anfragen als Hobbykünstler, da zum Beispiel Leute, die fotografieren nicht gleich Künstler*innen sein müssen (vgl. FN II: 146-147). Der Aussage von Frau P. sie habe eine therapeutische Rolle für die Künstler*innen, stimmt Frau K. zu, und erkennt diese Rolle auch in der Beziehung zu den Anwohner*innen (vgl. 147ff.). Als Grund für die viele Anfragen werden zum einen die fehlenden oder zu wenigen Ausstellungsmöglichkeiten in der Stadt genannt (vgl. FN II: 143ff.). Zum anderen wird der Aufbau und das Konzept des Kunsthauses an sich genannt. Frau K. sagt, die Leute sollen sich in den Raum trauen, er ist kein ‚White Cube‘1, sondern soll einladend wirken (vgl. FN II: 87ff.). Der Bemerkung eines Studenten der Raum wirke „krimskramsig“ (FN II: 87) stimmt Frau K. zu und sagt, dass so der Raum und die Kunst zugänglicher wirken. Es kann also ein Reaktions- bzw. Partizipationsbedürfnis erkannt werden, das durch die Struktur des Kunsthauses oder die Öffentlichkeit verursacht wird. Das Partizipationsbedürfnis erkennt man besonders an dem Beispiel des Künstlers, der Frau K. eigene Ideen vorgeschlagen hat. An dem Schaufenster hing in großen Leuchtbuchstaben das Wort ‚OVER‘. Spiegelverkehrt liest sich das ‚REVO‘. Ein Mann, der Frau K. erzählte, er sei ebenfalls Künstler, hatte die Idee aus diesem ‚REVO‘ das Wort Revolution zu machen. Frau K. unterhielt sich mit ihm, und sagte sie würde darüber nachdenken. Ein paar Tage später hatte jemand mit Sprühfarbe ‚lution‘ hinter das ‚OVER‘ an das Schaufenster gesprüht. Frau K. bekam Ärger von der Genossenschaft und musste das Graffiti selbst entfernen. Wieder etwas später war vor den Eingang gesprüht worden: ‚Absolution Frau K.?‘. Auch das musste sie wieder selbst entfernen, und zeigte den Mann daraufhin an (vgl. FN II: 69ff). Dass der Mann selbst Künstler war, fand Frau K. besonders ärgerlich und bezeichnete ihn als „Kollegenschwein“ (FN II: 82).

Im ersten Feldaufenthalt erzählt mir Frau K. vom Hintergrund des Kunsthauses: Es ist im Rahmen der Proteste gegen den Verkauf von Genossenschaftswohnungen entstanden. Der leer stehende Laden ist ihr auf ihren Vorschlag, sie könne etwas Künstlerisches zu den Protesten beisteuern, zur Verfügung gestellt worden. Da Frau K. den Laden für einen längeren Zeitraum nutzen konnte, überlegte sie sich ein Konzept, bei dem ungefähr jede Woche ausgestellt wird. Sowohl die Künstler*innen, die ausstellten, als auch das Prinzip der Ausstellungen folgten einem bestimmten Konzept. Erstens haben die Ausstellungen etwas mit „Leerstand, Raumnot, Konsum und steigende Preise“ (FN I: 17) als übergreifendes Thema zu tun. Zweitens ist auch das Schema des Ausstellens an diese Themen angepasst. Nach jeder Ausstellung bleiben die Kunstobjekte im Raum, werden für die neue Ausstellung umgestellt und der Raum wird so immer voller. Außerdem sind viele Objekte schon mal ausgestellt worden, und würden sonst wahrscheinlich im Müll landen (vgl. FN I: 35ff.). „(...) wie bei der Kunst, die irgendwann weggeworfen wird, [wird] auch Wohnraum oft einfach verlassen und vernachlässigt“ (FN I: 38-39). Das Kunsthaus und die Ausstellungen spiegeln also diese Probleme der Gesellschaft in der Kunst wieder. Ein konkretes Beispiel für eine Ausstellung, die sich mit den oben genannten Themen beschäftigt, ist die Performance des dritten Feldaufenthalts. Das ‚Scannen‘ der Werke und Künstler*innen und die ‚Archivierung‘ dieser ‚Scans‘ ist ja genau eine Reaktion, gegen eine Kunst, die ausgestellt und dann weggeworfen wird. Die Künstler*innen, die im Kunsthaus ausgestellt hatten, wurden zum Ende der Ausstellungszeit ins Kunsthaus eingeladen und spielten mit einem Künstler*innenkollektiv ein Spiel als Kunstperformance, um am Schluss archiviert zu werden. Die Künstler*innen kamen ins Kunsthaus, mussten würfeln und je nach Zahl zu verschiedenen Stationen gehen. Bei einer Station mussten sie sich verkleiden und so eine neue Identität schaffen, bei der nächsten ein Interview führen, bei einer anderen ihre Konkurrenz in Form von Kegeln umwerfen und bei der letzten Station wurden sie und ihr Kunstwerk dann vor einem Greenscreen gescannt und archiviert. Bei dem ganzen Spiel wurden sie gefilmt und von einem Moderator begleitet (vgl. FN III: 21ff.). Eine Interpretation des Spiels könnte Folgende sein: Allein das Künstlersein an sich ist ein zufälliges Spiel. Man würfelt, also ist das Schicksal dem Zufall überlassen, wenn man Glück hat würfelt man gleich die Zahl, bei der man gescannt wird, und übergeht so viele Hürden. Das Scannen ist dann gleichgesetzt mit dem Erfolg des/der Künstler*in. Die Station, in der sich die Künstler*innen eine neue Identität geben müssen, könnte meinen, dass man sich oft neu erfinden muss, um weiterzukommen. Das Interview im Fenster besteht hauptsächlich aus Entweder-oder-Fragen. Künstler*innen müssen sich ständig entscheiden, in welche Richtung sie gehen, sei es im Hinblick auf Materialien oder auf die künstlerische Orientierung. Das Nachfragen des Moderators stellt das Hinterfragen anderer auf die Entscheidungen dar. Eine gewagte Interpretation des Schnaps, der am Ende der Fragerunde getrunken wird, könnte sein, dass die Künstler*innen unter dem Druck der Entscheidung zum Alkohol greifen. Die Station mit den Kegeln, stellt die Konkurrenz dar und der einzige Weg die Station zu absolvieren ist, seine Konkurrenz umzuschmeißen, also zu manipulieren oder zumindest keine Freundschaften zu schließen. Die Kamera stellt die Außenwelt dar, die dich bei all deinen Entscheidungen beobachtet. Zum Schluss werden trotzdem alle Künstler*innen und ihre Werke gescannt, der Erfolg ist also garantiert, nur der Weg zum Erfolg ist für viele unterschiedlich lang und schwer. Der Erfolg geht sogar so weit, dass die Künstler*innen und die Werke archiviert und für die Nachwelt erhalten werden. Das Kunsthaus und deren Ausstellungen können also als Reaktion auf gesellschaftliche Probleme gesehen werden.

1 White Cube: Konzept, einen Ausstellungsraum so weiß und leer wie möglich zu halten, sodass weder andere Objekte noch die Architektur mit der ausgestellten Kuns ‚kollidieren‘ und die Kunst für sich alleine steht (vgl. Tacke 2011: 38-39).

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5. Diskussion und Fazit Im Folgenden werden die in 4. dargestellten Ergebnisse mit der in 2. vorgestellten Theorie und Forschungsstand verglichen und es soll geprüft werden, in wie fern sich diese auf die Beobachtungen anwenden lassen können. 5.1 Über die Struktur des Kunsthauses und das Publikum Das Kunsthaus kann nach Hornig als Kunst im öffentlichen Raum verstanden werden, da die institutionelle Umgebung des Museums hier nicht gegeben ist. Dennoch ist das Kunsthaus etwas konkreter als ein Kunstwerk das an einem öffentlichen Ort steht, es ist auf einen Laden begrenzt und der Raum ist definiert. Vor allem wegen der vermeintlichen Unstrukturiertheit des Raumes und der Ausstellungen, und weil es außerhalb eines institutionalisierten Rahmens steht, würde ich das Kunsthaus als Kunst im öffentlichen Raum bezeichnen. Die These von Hornig und Lewitzky, nachdem das Publikum im öffentlichen Raum durch die Stadtpolitik sehr homogen ist, kann ich durch meine Beobachtungen weder belegen noch widerlegen, da ich die Besucherstruktur des Kunsthauses nicht beobachtet habe. Von dem Satz „Hier ist es ja gar nicht wie München“ (FN II: 98-99), lässt sich aber schließen, dass eben diese Stadtpolitik nicht auf das Kunsthaus übergreift, und dass die Leute das Kunsthaus tatsächlich als öffentlichen Ort für alle sehen. Die vielen Reaktionen der Besucher*innen waren zwar oft Fragen zum Verbleib der Wohnungen, aber das heißt auch, dass einige der Besucher*innen Mieter*innen ebendieser Wohnungen sind und im Umkehrschluss eben nicht der von Hornig und Lewitzky beschriebenen Zielgruppe der Stadtpolitik – Wohlhabende Bewohner*innen und Investoren – entsprechen. Sie sind ja gegen einen Verkauf der Wohnungen an Investoren und so könnte man weiter auf ein heterogeneres Publikum schließen. Die Präsentation der Kunst in einem leer stehenden Laden in einem dieser Genossenschaftshäuser gibt automatisch den Kontext der Kunst vor. Es ist keine Kunst die mitten in der Stadt im öffentlichen Raum steht, sondern eine, die sich direkter an die Betroffenen richtet und so womöglich der homogenisierenden Stadtpolitik in gewisser Weise entzieht. Nach Lewitzky würde ich das Kunsthaus dann der ‚New Genre Public Art‘ zuweisen, da es sich an ‚unterprivilegierte‘ Menschen richtet. Unterprivilegiert in dem Sinn, dass diese Menschen Angst um ihren Wohnraum haben, in Genossenschaftswohnungen wohnen, und ihre Existenz mit dem Verkauf dieser Wohnungen womöglich bedroht wäre. Aus den Erzählungen von Frau K. kann man aber die Irritation, die Kunst im öffentlichen Raum schafft, erkennen. Dass das Publikum sich unsicher ist über die Frage, ob es sich um Kunst handelt und was diese Kunst darstellen soll, erkennt man an den zahlreichen Nachfragen über die Zukunft der Genossenschaftswohnungen. Die Besucher*innen sahen Frau K. oft als Ansprechpartnerin der Genossenschaft bzw. der Mieterinitiative und verkannten ihre Rolle als Künstlerin oder erkannten sie nicht. Würde man die gleiche Art von Ausstellung ins Museum verlegen, ist meine Vermutung, dass die Besucher*innen den Museumsangestellten keine solchen Fragen stellen würden. Auch der Aspekt des Vandalismus, den Hornig als Reaktion von Kunst im öffentlichen Raum nennt, lässt sich im Fall des Kunsthauses erkennen. Hornig nennt als Grund, wie in 2.4 erläutert, Kommentarbedürftigkeit, das Nichtverstehen der Kunst, das Gefühl, dass Raum weggenommen wird, und dass der Besitz nicht klar erkennbar ist. Im Fall des Kunsthauses war es ja ein Künstler der höchstwahrscheinlich für den Vandalismus – die Graffiti am Schaufenster und vor dem Kunsthaus – verantwortlich ist. Da er sich ja auch mit Frau K. unterhalten hat, war ihm auch klar, dass es sich beim Kunsthaus um Kunst handelt und auch welche Funktion diese hat. Es passierte also wahrscheinlich nicht aufgrund von Nichtverstehen, sondern eher aufgrund des Kommentarbedürfnisses und der unklaren Besitzverhältnisse. Und nicht in dem Sinn, dass er nicht wusste, dass Frau K. die Leiterin des Kunsthauses war, sondern vielmehr aus dem Gedanken

heraus, er könne einfach mitmachen. Die offene und von einem Studenten im Gespräch als krimskramsig bezeichnete Struktur des Kunsthauses könnte dazu beitragen, dass sich Leute zur Partizipation eingeladen fühlen oder sich zumindest nicht daran gehindert fühlen. Das sind natürlich nur Vermutungen über die Intentionen des Künstlers. Die Aufforderung zur Partizipation kann man auch an den vielen Anfragen von Künstler*innen und anderen, ob sie auch ausstellen können, sehen. Dass das Kunsthaus in einem Laden in einem betroffenen Genossenschaftshaus war, dass am Schaufenster eine Erklärung der Mieterinitiative hing und dass auch der Stammtisch der Mieterinitiative dort stattfand, bewirkte zum einen eine Einbindung der Kunst in das Leben der betroffenen Bewohner*innen, es schuf einen Kontext für die Kunst und half so den Besucher*innen, den Zweck des Kunsthauses zu verstehen. Andererseits bewirkte der informelle Charakter und eben dieser Kontext auch, dass der Aspekt der Kunst in den Hintergrund gedrängt wurde und BesucherInnen das Kunsthaus oft als Informationspunkt und Frau K. als Ansprechpartnerin zu den Genossenschaftswohnungen sahen. 5.2 Über die Kunst im Kunsthaus Die Kunstperformance aus dem dritten Feldaufenthalt ist am schwierigsten einzuordnen. Am plausibelsten scheint mir die Interpretation anhand Luhmanns Theorie. Meine Interpretation zur Performance, die das Leben eines Künstlers oder einer Künstlerin darstellt, endet immer mit der Archivierung und so – in meiner Interpretation – in der Erinnerung in der Nachwelt. Das ist ja aber keineswegs die Realität. Nicht alle Künstler*innen bleiben der Nachwelt erhalten. Luhmann beschreibt als Funktion der Kunst, imaginäre Realitäten aufzuzeigen, und genau so eine Realität ist die, dass alle Künstler*innen und ihre Kunstwerke der Nachwelt erhalten bleiben. Es ist quasi die Utopie, die beste Realität, dass alle Künstler*innen in einem gewissen Sinne erfolgreich werden und etwas hinterlassen. Die Performance befasst sich mit der Vergänglichkeit von Kunst, im größeren Kontext mit der Vergänglichkeit des eigenen Lebens und dem Ziel der Nachwelt etwas zu überlassen. Die imaginäre Realität ist, dass man nach einigen Hürden (die Stationen im Spiel), in denen man ja auch etwas schafft, manche haben viele Hürden zu nehmen, andere weniger, zum Schluss etwas hinterlässt und nicht spurlos verschwindet. Obwohl es in diesem Forschungsbericht um Kunst im öffentlichen Raum geht, und hier der öffentliche Raum eine nicht so große Rolle spielt, ist ja dennoch ein Teil von Kunst im öffentlichen Raum die Kunst selbst, weshalb ich die Performance im dritten Feldaufenthalt nicht unkommentiert lassen wollte. 5.3 Fazit Die sehr negative Sicht von Hornig und Lewitzky über Kunst im öffentlichen Raum konnte ich meiner Meinung nach wieder in ein etwas positiveres Licht rücken. Meine Vorannahme war tatsächlich, dass Kunst im öffentlichen Raum eine gute Möglichkeit ist Kunst auch den Menschen näher zu bringen, die durch die Institutionalisierung der Kunst in Museen abgeschreckt werden. Es ist wichtig sich klar zu machen, dass durch eine bestimmte Stadtpolitik Menschen aus dem öffentlichen Raum vertrieben werden und das Publikum keineswegs heterogen ist. Trotzdem finde ich, dass das Kunsthaus ein Beispiel für Kunst im öffentlichen Raum ist, die ein heterogeneres Publikum erreicht, da es eben genau an die Menschen angebunden ist, die das Thema betrifft. Es ist aus einem Kontext von Protesten der BewohnerInnen heraus entstanden, und spricht diese so direkt an, es ist kein abstraktes Kunstwerk ohne Kontext.

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Literaturverzeichnis Hornig, Petra (2011): Kunst im Museum und Kunst im öffentlichen Raum. Elitär versus demokratisch?. Aufl. 1. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Lewitzky, Uwe (2005): Kunst für alle? Kunst im öffentlichen Raum zwischen Partizipation, Intervention und neuer Urbanität. Bielefeld: transcriptVerlag. Luhmann, Niklas (1997): Die Kunst der Gesellschaft. Aufl. 1. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Taschenbuch Verlag. Schwietring, Thomas (2010): Kunstsoziologie. In: Georg Kneer, Markus Schroer (Hrsg.): Handbuch Spezielle Soziologien. Aufl. 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Smudits, Alfred et. al. (2014): Kunstsoziologie. Lehr- und Handbücher der Soziologie. München: Oldenburg Verlag. Steinke, Iris (2010): Gütekriterien qualitativer Forschung. In: Uwe Flick, Ernst von Kardorff, Ines Steinke (Hrsg.): Qualitative Forschung. Aufl.8. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. Tacke, Alexandra (2011): Rebecca Horn. Künstlerische Selbstpositionierungen im kulturellen Raum. Köln: Böhlau Verlag GmbH & Cie. Wegner Nora (2016): Museumsbesucher im Fokus. In: Patrick Glogner-Pilz, Patrick S. Föhl (Hrsg.): Handbuch Kulturpublikum. Wiesbaden: Springer VS.

Ausschreibung -iv-Kunstpreis ANTIZIPATIV, AFFEKTIV, DEKORATIV, ERZKONSERVATIV, HYPERAKTIV, INEFFEKTIV, AGGRESSIV, INVASIV, KONTRAINTUITIV, MANIPULATIV, MANISCH-DEPRESSIV, NAIV, PASSIV, PLAKATIV, PRIMITIV, REGRESSIV, REPETITIV, SPEKULATIV, UNATTRAKTIV… Der iv-Kunstpreis sucht zweifelhafte Arbeiten. Wir suchen Eure B-Seite, die eine Arbeit, die euch immer noch quält, die nie gewürdigt wurde, die vielleicht nie jemand zu Gesicht bekommen sollte und die der Grund für Eure künstlerische Belanglosigkeit, Unzufriedenheit oder Verzweiflung ist. Diese eine Arbeit, die nie Eure Erwartungen erfüllt hat und für die Ihr Euch vielleicht immer noch schämt. Vom Markt verschmäht, von der Institution ausgemustert, von der Kritik verrissen, vom System brüskiert, von der Konkurrenz verspottet, vom Publikum belächelt und von der Akademie abgelehnt… jenseits dieser Logiken und ganz gleich welche ästhetischen, formalen, inhaltlichen, symbolischen oder ökonomischen Kriterien eine Rolle gespielt haben: Wir geben Deiner Arbeit endlich eine Plattform, einen Platz unter Gleichgesinnten, wir wollen sie nicht bloßstellen, sondern ihr die Aufmerksamkeit schenken, die ihr gebührt. Um diesen ausschließenden Mechanismen und Strukturen etwas entgegensetzen, präsentieren wir Eure Arbeiten in einem respektvollen Rahmen und untersuchen ihre Qualität in einer öffentlichen Jurysitzung. Die bedenklichste Arbeit gewinnt den iv-Kunstpreis. Formalia Alle künstlerischen Formensprachen und Ausdrucksweisen sind erwünscht. Ein internes Auswahlgremium wird eine Auswahl über ca. 30 Positionen treffen. Diese werden in einer Ausstellung an der Münchner Freiheit präsentiert. In einer öffentlichen Sitzung wird eine Jury, die noch bekannt gegeben wird, einer ausgestellten Position den iv-Kunstpreis zusprechen. Das Preisgeld beträgt 1000 € Die Preisverleihung findet am 08.09.2018, 19.00 Uhr statt. Die ersten drei Preisträger wurden im Kunsthaus Raab ausgestellt. 1. Preis: Burger of my life von Christian Engelmann (S. 80/81), 2. Preis: Koloss von Rhodos von Adrian Sölch (S. 41), 3. Preis: Beauty Will Save The World von Ieva Jakušonoka (S. 22).

Klasse Markus Oehlen Die kippenbergische Unterhose / wild thing Wild sein kann man nicht lernen, wild ist man Es handelt sich bei diesem „Musical“ das in verschiedenen Akten aufgeführt werden soll oder kann, um die Verwegenheit des „Ichs“ eines jeden Einzelnen in diesem Klassenraum erkennbar werden zu lassen. (somit soll deutlich gemacht werden, dass hier keiner die Tassen im Schrank hat) Die Unterschiedlichkeit aller hier drin, bedarf eines gigantischen Ausbruchs des ultrariesigen Potenzials an Kreativität. Die Grausamkeit der hier nachhallenden Worte der Kritik, die Angstzustände des Nichts Könnens des Versagens, das Erträumen von der Möglichkeit des vielleicht Doch, und die Möglichkeiten dieser riesigen „Spielwiese“ (Akademie der Bildenden Künste München selbst) soll hier, in diesem Musical „die kippenbergische Unterhose“, zum Ausdruck gebracht werden. Am Ende sollen sich alle lieb haben, und lieben, und rosa Ponies malen, und sich in die Gesellschaft eingliedern als funktionierendes Arbeitspotenzial. (was natürlich vollkommen gelogen und verlogen ist) Was wird gebraucht: - Alle Protagonisten (die kein „Kostüm“ tragen) natürlich in Unterhose, was ein jeder am Oberkörper trägt ist ein jedem selbst überlassen (wer nicht will, der hat schon) - Musen die Ausschauen wie Busen, 4-7, (aus Pappmaché geformte Busen, die auch alternativ Amazonen genannt werden, die je nach Person an den Körper angepasst werden, oder einfacher: wie ein Verkehrshut sich überstülpen soll, kann) - Eine Prinzessin, die braucht man, IMMER! - Kostüme die jeder sich selbst gestalten mag, je nach Rolle und Kontrollen (welche?, keine!) - Lauter laute Musikanten, davon gibt es ja einen Haufen - DJ Pult - Bier - Wasser - Wein - Rauchzeug (Tabak u. ähnliches) Rollen: Also all die MUSIKANTEN haben ja schon eine, dann die PRINZESSIN, und die MUSEN, dann die Künstler, also ALLE, besser dann wohl die angehenden möglichen Künstler, und das werden wir ALLE somit kommen da GRÖSSENWAHN und GOSSE dazu, Assisteno GRUSELO und natürlich PROFESSORE GALAKTIKO, dann gibt es da noch den STILLEN, DIE EINZWEI, DIE VEROSTETE GIESSKANNE, der MÖNCH oder JEDI, und viele mehr.

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Impressum

Dieser Katalog erscheint im Februar 2020 als 1. Auflage mit 100 Exemplaren © 2020 Die Künstler*innen, Fotograf*innen, Autor*innen Konzept und Gestaltung: Gabi Blum Fotos: Sebastian Schels (8-9, 24-25, 30-31, 73, 76, 122-123, 126-127, 130-131, 133-135, 148), Florian a. Betz (63-71, 118, 134-139), Stefane Barnes (4, 7, 57, 83 wallwatcher), María Constanza Meléndez (114 links oben, 116), The Random Collective (95 links unten, 112 unten), Olaf Unverzart (123 unten rechts), Paulina Nolte (143 oben) alle anderen von anderen oder von Gabi Blum Historische Bilder: Neuhauser Geschichtswerkstatt e.V. Kontakt: hallo@kunsthausraab.de www.kunsthausraab.de Der Katalog wurde gefördert durch den Bezirksausschuss 09 Neuhausen-Nymphenburg und durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Fasching in Neuhausen, 2019

Die Wirtin dankt allen voran ihrer Familie für den Support, die Erdung und die Güte, die vielen Arbeitsstunden und Abwesenheit der Mutter im häuslichen Umfeld zu ermöglichen; allen Künstlerinnen und Künstlern die das Kunsthaus Raab gefüllt haben; allen Helferinnen und Helfern die es mit möglich gemacht haben – vor allem Paulina Nolte, Denise Berekmeri und Irmgard Huggenberger; dem Bezirksausschuss 09 Neuhausen-Nymphenburg der sofort zur Stelle war und Unterstützung angeboten hat; dem Hofbräuhaus für den Tisch; allen Neuhauserinnen und Neuhausern die sich ins Kunsthaus Raab hinein gewagt haben und nicht zuletzt der Baugenossenschaft München West des Eisenbahnpersonals eG für die kostenfreie Bereitstellung der Räumlichkeiten. Aus Projekten und Räumen wie diesen, sowie aus der sehr beengten und existenziell bedenklichen Gesamtsituation der Künstlerinnen und Künstler in München heraus hat sich die Initiative #EXIST – Raum für Kunst in München gegründet. www.exist-space.de

Wirtin, 2018

rechts: Arbeit von Thomas Behling

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Last dance at Kunsthaus Raab am 28. Februar 2019

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KUNSTHAUS RAAB

Donnersbergerstraße 15 80634 München

2.0 / Die Verlängerung

Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Do nnerstag 2 8.2 . ab 17 U hr ah! n t s i e d Das En

ANTI KÖ RP ER Finissage mit Angela Stiegler

ceEin Abend mit Video- und Publikationspräsentation zur Performan aser, reihe ANTI KÖRP ER und mit den PerformerInnen Samuel Fischer-Gl art Leo van Kann, Yulia Lokshina, Guida Miranda, Felicitas Sonvilla, Lenn Die Boyd Schürmann, Angela Stiegler und Kamerafrau Julia Swoboda. legVideodokumenation zeigt den ersten Teil der als offene Probe ange t“ ten Performancereihe. „Eine Übung zu Freundschaft und Feindschaf nentstand im April 2018 in der Galerie der Künstler bei einer siebe ER, tägigen Probe. Es erscheint die erste Transkription von ANTI KÖRP . die den nächsten Teil „My body is a broken heart“ (2019) vorbereitet Zum Abschied sagen wir ganz leise Servus mit Schiebertanz und Schokolikör. Bye Bye Kunsthaus Raab, schee wars, we love you 4eva. tzte

erle Der all d im Aben Raab! aus Ku n s t h

Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de @ kunstha usraab. de Anmeldu ng zum Newslet ter: hallo 116


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KUNSTHAUS RAAB

Donnersbergerstraße 15 80634 München

2.0 / Die Verlängerung

Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Freitag 15.2 . 18 - 21 U hr

Der Mann in der Wand

Performance

François Huber

Kunst

Sandra Hauser, Stephan Janitzky, Paulina Nolte, Gabi Blum

und Aus aktuellem Anlass und weil wir die ursprünglich angekündigte nvon Sandra Hauser kuratierte Wurstausstellung wegen deren Verlä n gerung in der Galerie Sandra Bürgel in Berlin heute hier nicht zeige g: können, integrieren wir ein paar neue Arbeiten in die Ausstellun von ein Video mit Pferd von Sandra Hauser, eine Edition mit Hyänen Stephan Janitzky und Wurstketten von Paulina Nolte und Gabi Blum da „Der Mann in der Wand war nicht immer in der Wand. Er hat sich langsam eingepasst mit seinem langen Atem. Früher ging er gerne Wand spazieren, an manchen Tagen ging er einfach gerade aus bis eine egal ihm den Weg versperrte. Irgendwann ärger te er sich darüber, dass wohin er ging, früher oder später eine Wand ihm im Weg war.“ Performance um 19.30 Uhr

Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de Anmeldu ng zum Newslet ter: hallo @ kunstha usraab. de


Video: Sandra Hauser, Marmor Proper: Venske & Spänle, Fotodruck: Stefan Janitzky, Grabstein: Marcel Ralle, rechte Seite: S.E. Peter Kees

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Video: Federico Delfrati, Treppe: Annabell Lachner, Fahne: Daniel Goehr

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Löwin: Anita Edenhofer, Renovierter Spot: Michael Schrattenthaler, Stofflandschaft: Gabi Blum

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Performance mit Kaffee: New 11, ERKAN: Arik Kofranek, Polizeitür: Ivan Baschang, Obstschale: Paulina Nolte

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Rede: Botschafter Arkadiens S.E. Peter Kees, Gesicht: Korbinian Jaud, Brunnen: Alfred Kurz, Video: Gregory Borlein

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Video: Federico Delfrati, Objekt mit Abfluß: Elisabeth Wieser, Hochsitz: Gabi Blum, Schwarze Wolke: Thomas Behling

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Medaillon: Regine Rode, Monolith: Susi Gelb, Marmor am Boden: Venske & Spänle, Fahne: Daniel Goehr

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KUNSTHAUS RAAB 2.0 / Die Verlängerung zeigt

Imitations Alfred Kurz, Anita Edenhofer, Annabell Lachner, Arik Kofranek, Daniel Goehr, Elisabeth Wieser, Federico Delfrati, Gabi Blum, Gregory Infinity, Ivan Baschang, Korbinian Jaud, Marcel Ralle, Michael Schrattenthaler, New 11, Paulina Nolte, Peter Kees, Regine Rode, 
Simone Kessler, Susi Gelb, Thomas Behling, Venske & Spänle Eröffnung: Freitag 25.1. 18 Uhr mit einer Performance von New 11 und Peter Kees und mit Weißwürstl, Brezn und Senfbrunnen Ausstellung: 26.1.–28.2., Finissage: 28.2. freitags & samstags offen von 15-19 Uhr, von außen einsehbar täglich 16-22 Uhr Kunsthaus Raab, Donnersbergerstraße 15, 80634 München, www.kunsthausraab.de Das Kunsthaus Raab erfindet sich noch einmal komplett neu und wird zum poetisch-surrealen Diorama sowie zur repetitiven Abschiedszeremonie. Eine ortsspezifisch konzipierte Skulpturenausstellung behandelt den Raum in seiner ganzen Rohheit und die verschiedenen freigelegten Zeitschichten, sowie die vorhandene Ästhetik einer Ausgrabungsstätte sind Ausgangspunkt. Die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler entwickeln teilweise ortsspezifische Arbeiten und reagieren aufeinander, sie arbeiten mit Materialexperimenten und Oberflächenwirkungen oder befassen sich mit der Erweiterung der Realität, sowie deren Kontextverschiebung. Wie bei einem Diorama im Naturkundemuseum werden die Kunstobjekte szenisch inszeniert und arrangiert, sie entwerfen in Kombination mit dem Raum selbst ein gemeinsames Bild und eine neue Geschichte. Es entsteht ein zu Teilen begehbares Setting in dem ruinenhafte Fundstücke von Sehnsuchtsorten erzählen und ein Spiel mit der Realität, welches sich auf den eher alchemistischen Oberflächen und Materialien der einzelnen Objekte abspielt und von Anfang und Ende erzählt, beginnt.

Alfred Kurz Senfbrunnen, a bissl Barock (nach Tsioris) 2019 Die bayerische Kultur besitzt als eines ihrer zentralen, sinnstiftenden Elemente das Verkosten der Weißwurst. Der Süße Senf gibt der Weißwurst, im Grunde fad, erst ihre eigentliche Existenzberechtigung. Die Idee des Brunnens ist älter als die Menschheit. Vermutlich treffen sich seit der Existenz von Landlebewesen dieselben an Wasserlöchern um gemeinsam und artübergreifend ihren Durst zu stillen. Aus diesem Wasserloch wurde mit der Weiterentwicklung der Säugetiere zum Menschen hin der Brunnen. Im eigentlichen Sinne ist der Brunnen ein gesellschaftlicher Kondensationspunkt an welchem sich Menschen treffen und austauschen. Mit dem Senfbrunnen wird der Glücksmoment beim Verkosten der Weißwurst gekoppelt mit dem gesellschaftlichen und kommunikativen treffen am Brunnen. To whom it may concern. Anita Edenhofer Löwin 2004; lebensgroße Skulptur, Windschutzscheiben, Fiberglas, Silikon. *1982, lebt und arbeitet in München. Studium an der AdBK München bei Stephan Huber und Fine Art PhD, University of Newcastle.

Annabell Lachner o.T. (gefaltete Treppe) 2018; Offsetdruckplatten, Blindnieten. *1987 in Kempten, lebt und arbeitet in München. Studium an der AdBK München bei Prof. Stephan Huber und Olaf Nicolai; Ausbildung zur Holzbildhauerin; seit 2015 Philosophieund Soziologiestudium an der Ludwig Maximilians Universität

Arik Kofranek ERKAN 2017; Leuchtschild. Das Schild ist ein Anagramm, das aus einem Außenschild der Wiener Bäckereikette ANKER das Wort ERKAN formt, ein subversives Spiel mit Wahrnehmung, Sein und Schein. Arik Kofranek ist Medienkünstler und Musiker aus Wien. Er studiert Digitale Kunst und Generative Kunst und arbeitet in den Bereichen Klangkunst, Lichtkunst und Computermusik. Daniel Goehr Theta 2019; Kupfer, Tuch, Leim, Gips. *1983, lebt und arbeitet in München. Studium an der AdBK München bei Prof. Stephan Huber. Elisabeth Wieser
 Exit #2 2019;
Styrodur, Gips, Schaumstoff, Gummi, Dispersionsfarbe. Stark von Architektur beeinflusst, kreiert Wieser Räume und Kompositionen, die inhaltlich wie formal nicht einordbar scheinen, sondern vielmehr mit subtiler Irritation und ambivalenter Stimmung spielen. Aus dem Alltag vertraute Elemente wirken in ihrer neuen Zusammensetzung fremd und irritierend, die Funktion der angeblichen Utensilien unklar. *1986 bei München. Studium an der AdBK München bei Prof. Markus Oehlen und Goldsmiths College, London.

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Federico Delfrati Sailing 2019; 4K Video, 60 min. Mit seinem Performance-Projekt Around the world in 80 Mb/s läuft Delfrati seit gut einem Jahr mit einer Virtual Reality Brille durch die virtuelle Welt von Google-Earth um einmal um die Erde zu laufen. Dazu schafft er in seinem Atelier und in anderen Umgebungen spezielle Laborsituation mit Laufband, Rudermaschine und Headset. www.aroundtheworldin80mbps.com. *1987 in Legnano, Italien, lebt und arbeitet in München. Studium Kommunikationsdesign und Druckgrafik, Accademia di Belle Arti di Brera, Milano und Bildhauerei an der AdBK München bei Prof. Hermann Pitz. 
 Gabi Blum Landschaft 2019; Nesselstoff, Turm, Wände, Hochsitz, Garderobe, Abtönfarbe. Die Basis für die Installation ist ein Setting aus Stoff, teilweise farbig bearbeitet. Die Wände und der Turm waren die ersten Objekte, die in diesen Raum kamen und sie werden die letzten sein die gehen. Der Hochsitz ist für die gute Aussicht und für eine Person auf eigene Gefahr betretbar, die Garderobe wurde ihrer Funktion beraubt. *1979 in Michelstadt, lebt und arbeitet in München. Studium an der AdBK München bei Stephan Huber; Ausbildung zur Grafikerin; BGJ Damenschneiderhandwerk. Gregory Borlein Infinity 2016; HD Video, 6.35 min.
 Das Auto wurde Gold lackiert und innen mit Wurzelholzverkleidungen und Echtleder ausgestattet. Anstatt des Markenlogos wurden am Fahrzeug echte antike Silberdollar eingelassen mit der Libertystatue darauf. Zerstörung des Autos auf der sogenannten Lamento Fläche während des Abrisses von Gebäuden auf dem sogenannten Kreativquartier. *1993, lebt und arbeitet in München. Studium an der AdBK München bei Prof. Karin Kneffel. Ivan Baschang Polizeistation 42 2019; Originaltür aus der alten Neuhauser Polizeistation. Im Rahmen seiner Recherchen findet Baschang immer wieder ungewöhnliche Objekte, die regelmäßig in Ausstellungsprojekte integriert werden. Die Eingangstür der Polizeiinspektion 42 wurde 2011 fotografiert, zwei Jahre später konnte Baschang das Originalobjekt in letzter Minute aus der Bauruine retten. *1971 in Karlsruhe. Lebt und arbeitet in München und Paris. Studium an der AdBK München bei Prof. Sean Scully; künstlerischer Mitarbeiter bei Jean-Marc Bustamente; Fachakademie für Fotodesign. Korbinian Jaud Köpfe 2015; aus der Installation Room with my brain left out, gefärbter Gips. Stuhlform 2018; Druck auf Mesh-Gewebe, DIN A0. Typ im Liegestuhl 2018; Bleistift auf Papier, DIN A4. *1983, lebt und arbeitet in München. Studium in München und Wien bei Stephan Huber und Erwin Wurm. Marcel Ralle We love to entertain you 2018; Styrodur, Sand, Bitumen. Marcel Ralle beschäftigt sich in seinen Kryptographien mit den Zeichen unserer Zeit wie UN, Google, Warner und vielen anderen, die uns im Alltag begegnen und wie sie in einer möglichen Zukunft Relikte vergangener Zeiten darstellen könnten. Man kann sie auch als Grabsteine des Kapitalismus sehen und auf eine bessere Zukunft hoffen. *1980, lebt und arbeitet in München. Studium an der AdBK München bei Prof. Markus Oehlen. Michael Schrattenthaler focus 2019; Renovierung. An einem vordefinierten Bereich im Innenraum des Kunsthaus Raab wird eine Teilrenovierung vorgenommen. Die renovierte Fläche orientiert sich an einem imaginären Scheinwerfer-Spot, welcher über Jahre durch sein Licht die Materialität der Projektionsfläche konserviert hat. Der künstlerische Eingriff spielt mit dem Bewusstsein eines Ortes, mit seiner Vergangenheit und Geschichte und fordert zugleich auf, sich mit ihm auseinanderzusetzen. *1971 geboren in Kufstein, lebt und arbeitet in Waldmünchen. Meisterklasse für Bildhauerei in Graz, Studium an der AdBK München bei Prof. Olaf Metzel.

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New 11 tunki 2019; Performance, Kaffeepulver. NEW11COLLECTIVE trinken Quarzenergie aus Kokosnüssen um die Welt durch Kunst zu heilen. Mit Lichtgeschwindigkeit bewegen sie sich in einer fliegenden Muschel geschlecht divers durch den bayrischen Wald. Wir kommen um euch zu bestäuben ihr Blümchen. For further INFORMATION please visit tourist info utopia or www.new11.net Paulina Nolte Die Olivenölpfütze 2018; Keramik, Olivenöl Die Zitronenschale 2018; glasierte Keramik, Zitronen *1992 in München, lebt und arbeitet in München. Studium an der AdBK München bei Prof. Klaus vom Bruch. Peter Kees Arkadische Landnahmen 2013; Fotografie, Sackkarre, 4 Grenzsteine, 4 finnische Schneestangen „Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, hiermit möchten wir Sie darüber informieren, dass wir auf deutschem Staatsgebiet einen Quadratmeter Land besetzt und zum arkadischen Hoheitsgebiet erklärt haben. Dieses Land gehört ab dem 30. August 2013 nicht mehr zur BRD und ist auch sonst nicht mehr national gebunden. Fremde Staatsgewalten dürfen Personen hier nicht mehr belangen. Das besetzte Land liegt am Walchensee in Bayern (N 47° 34‘ 25.21“ / E 11° 21‘ 23.67“). Wir bitten Sie, diese politische und geografische Veränderung in Ihre Grundbücher aufzunehmen. Hochachtungsvoll S.E. Peter Kees“ *1965 in Bayreuth, lebt und arbeitet in Berlin und Bayern. Kees arbeitet als Chronist und Vermesser gesellschaftlicher und menschlicher Phänomene. Regine Rode
 ∞ Source Material No. 1 2018; Aluminium, Eisenkette
 ∩ aspirations 2019; Beton, Eisenkette, Farbpigmente
 Shrimp Ancienne 2019; Kiesel, Farbpigmente Die Arbeiten sind Teil der Serie remnants an der Rode seit 2016 arbeitet. Sie sind das Ergebnis einer Phantasie die sich von den ästhetischen und politischen Merkmalen einer Utopie und einer Dystopie gleicher massen nährt und wollen als Überbleibsel und Erinnerungswert betrachtet werden. *1982 München, lebt und arbeitet in München und Los Angeles. Studium am Otis College for Art and Design Los Angeles sowie an der AdBK München bei Prof. Markus Oehlen. Simone Kessler Katze 2019; aus der Serie Pressure Objects; 500 x 4 x 29 cm; Holz, Beton. *1985 in Regensburg, lebt und arbeitet in Hamburg. Studium an der AdBK München bei Prof. Stephan Huber. Susi Gelb Monolith Compound No. 8 2018; Polyestergießharz, Kunstfell, Pigment, Ytong, Acrylgel. Monolith Compound No.9 2018; Polyestergießharz, Ytong, Gips, Pigment. capsule no. 005 2015; Ananasscheibe in Epoxi, ca. 15 x 32 x 10 cm. *1985 in Bad Tölz, lebt und arbeitet in Europa und der tropischen Region. Studium an der AdBK München bei Prof. Olaf Metzel, Magdalena Jetelová und Julian Rosefeldt. Thomas Behling The End 2011; 104 x 71 x 20 cm. Hartschaumstoff, Holz, Spachtelmasse, Hartfaserplatte, Acrylfarbe, LEDs, Glas, Spinnweben. Die ovale Öffnung ermöglicht den Blick auf eine abendliche Küstenlandschaft im hell erleuchteten Innenraum. *1979 in Hannover, lebt und arbeitet in Berlin. Studium an der FH Ottersberg, Klasse Hermanus Westendorp und an der Hochschule für Künste Bremen, Klasse Yuji Takeoka. Venske & Spänle
 Helotroph Ardal 2014 Laaser Marmor, poliert, Plastikeimer 31 x 28 x 31 cm. Helotroph Mastro Lindo 2016 Laaser Marmor, poliert, Plastikflasche 25 x 24 x 28 cm. Fussstück 2004 Laaser Marmor, poliert.
Unter das Fußstück darf man seinen Fuß stecken. Julia Venske (*1971 in Berlin) und Gregor Spänle (*1969 in München) leben und arbeiten in München. Seit 1997 nach ihrem Bildhauerdiplom 1995 in Laas Italien und der darauffolgenden Residency am RMIT in Melbourne, Australien bei Professor Robert Owen, zeigen sie ihre Marmorskulpturen, die oft einen performativen Aspekt haben weltweit.


Löwin: Anita Edenhofer, Kette: Regine Rode, Zeichnung: Korbinian Jaud, Stoffe: Gabi Blum

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Brunnen: Alfred Kurz, Monolith: Susi Gelb, Treppe: Annabell Lachner, Kette: Regine Rode

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Alfred Kurz Anita Edenhofer Annabell Lachner Arik Kofranek Daniel Goehr Elisabeth Wieser Federico Delfrati

Gabi Blum Gregory Infinity Ivan Baschang Korbinian Jaud Marcel Ralle Michael Schrattenthaler New 11

Paulina Nolte Peter Kees Regine Rode Simone Kessler Susi Gelb Thomas Behling Venske & Spähnle

Foto: Gabi Blum / Natural History Museum New York

IMITATIONS

KUNSTHAUS RAAB Donnersbergerstraße 15 80634 München

Eröffnung: Freitag 25.1. 18 Uhr, Ausstellung: 26.1.–28.2., Finissage: 28.2. freitags & samstags offen von 15-19 Uhr, von außen einsehbar täglich 16-22 Uhr mehr Infos unter www.kunsthausraab.de Das Kunsthaus Raab ist eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

rechte Seite: Katze auf Balken von Simone Kessler, Keramik am Boden von Paulina Nolte, Turm von Gabi Blum, Video von Gregory Infinity

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Schauspiel: Elisabeth Küchle, Tanz: Edith Buddingsrud-Pedersen, Musik: Manu Rzytki, Regie: Florian von Hoermann

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KUNSTHAUS RAAB 140

Donnersbergerstraße 15 80634 München

2.0 / Die Verlängerung

Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Freitag 18.1. & S am st ag 19.1.

Die Nacht kurz vor den Wäldern

Bernard-Marie Koltés

Eine multimediale Theaterinstallation mit einer Schauspielerin, einer Tänzerin und einer Musikerin: Elisabeth Küchle, Edith Buttingsrud-Peddersen, Manu Rzytki Regie: Florian von Hoermann Ein Mensch in der Nacht, alleine unterwegs im Regen. Ein Fremder. Ohne Geld, ohne Arbeit, ohne Zuhause. Einer von denen, die einen ansprechen, ungefragt die Grenze überschreiten und „dich“ ansprechen. Ein endloser Monolog, ein utopischer Dialog. Auf der Suche nach einem Anderen. Vielleicht selber ein Fremder, vielleicht ein Kamerad. Auf der Suche nach einem Zimmer, für eine Nacht. Auf der Suche nach einem, der zuhört, nach einem der antwortet, nach einem... wie dir? Um es den Arschlöchern heim zu zahlen, den anderen Anderen, die einen verjagen, sobald man sich wo niederlässt, die einem in den Arsch treten... Aber jetzt – jetzt sind WIR an der Reihe! Objekte im Raum: Bierflaschen, Bauschaumkopf, Zigaretten, Hemd, Staffelei, Poster, Pappgesichter: Kunstakademie Klasse Markus Oehlen; Erkan: Arik Kofranek; Trepppe: Annabell Lachner; Beton Amulette, ∞: Regine Rode; Fahne: Daniel Goehr; Bogen: Elisabeth Wieser; Renovierter Bühnenteil: Michael Schrattenthaler; Burger: Christian Engelmann; Sackkarre, Steine, Fotografie: Peter Kees; Styroportasse: Villa Stuck / Thomas Hirschhorns Installation; Tapete an den Säulen: Claudia Barcheri; Garderobe, Hauswände, Turm, Hochsitz: Gabi Blum Poster in den Schaufenstern: Ivan Baschang, Farbige Scheiben: Maria VMier, Löwin: Anita Edenhofer

Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de Anmeldu ng zum Newslet ter: hallo @ kunstha usraab. de


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KUNSTHAUS RAAB

Donnersbergerstraße 15 80634 München

2.0 / Die Verlängerung

Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Freitag 11.1. um 18 -21 U hr

Vor den Scheiben mit Maria VMier

Umtrunk

Neues Jahr – neuer Anstrich! Ab dem 6. Januar glänzt die Fensterfront des Kunsthaus Raab in neuem Antlitz, denn Maria VMier hat sich ihrer angenommen und montiert am 8. noch eine Folie von außen. Wir laden zum kleinen Umtrunk am 11.1. vor den Scheiben ein und servieren Reste von Glühwein und Bier. Die Arbeit wird noch bis zum 16.1. zu sehen sein. Hinter den Scheiben wird derweil weiter umgebaut, denn die neue Ausstellung will am Freitag den 25.1. eröffnet sein und am Freitag 18. und Samstag den 19.1. soll noch ein Theater gespielt werden.

Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de Anmeldu ng zum Newslet ter: hallo @ kunstha usraab. de


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KUNSTHAUS RAAB 2.0 / Die Verlängerung

Eine Zwischennutzung initiiert von Gabi Blum, assistiert von Paulina Nolte, ermöglicht und unterstützt durch die Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals eG. Das Kunsthaus Raab wird gefördert vom Bezirksausschuß 09 Neuhausen-Nymphenburg und vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

Weitere Termine und Infos unter www.ku nsthaus raab.de Anmeldu ng zum Newslet ter: hallo @ kunstha usraab. de


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