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PKV oder GKV – Nur die Qualität zählt

Nur die Qualität zählt

Die fetzige Schlagzeile war wichtiger als der objektive Blick auf die Realität. Jahrelang haben sich willfährige Medien die Vorwürfe mancher PKV-Kritiker zu eigen gemacht und von exorbitanten Beitragssteigerungen berichtet. Dabei sind die Preiserhöhungen der privaten niedriger als diejenigen der gesetzlichen Kassen. Und bei der Leistung ist die PKV sowieso unschlagbar.

Mehrere PKV-Unternehmen haben ihre Versicherten bereits über erforderliche Beitragsanpassungen ab Januar 2021 informiert, die zum Teil starke Erhöhungen mit sich bringen. Sie beruhen auf einem deutlichen Anstieg der medizinischen Leistungsausgaben sowie stetig sinkenden Kapitalerträgen infolge der europäischen Niedrigzinspolitik. Gleichwohl sind die Beiträge in der gesamten PKV nach Angaben des PKV-Verbandes mittelfristig nicht stärker gestiegen als in der GKV – inklusive der jetzigen Erhöhung für 2021. Tatsache ist: Die Beiträge in der PKV sind in den letzten zehn Jahren im Schnitt um 3,0 % pro Jahr gestiegen – und damit weniger stark als in der GKV mit 3,3 %. Ein großer Teil der höheren Beiträge fließt übrigens in das PKV-typische Vorsorgekapital für die medizinische Versorgung im Alter. Denn die gesunkenen Zinserträge müssen durch entsprechend höhere Eigenbeiträge ausgeglichen werden, so ist es gesetzlich vorgeschrieben. Damit wird die lebenslange Garantie der PKV für ihren großen und unkürzbaren medizinischen Leistungsumfang finanziell abgesichert. Diese Werte bleiben den Versicherten also erhalten und kommen ihnen im Alter wieder zugute. Denn dank dieser Kapitalvorsorge entwickeln sich die Beiträge ab dem 60. Lebensjahr deutlich moderater.

Geld ist nicht alles

Dieser Vergleich führt ohne Umweg zur Frage, ob der Preis am Ende wichtiger für eine Entscheidung zwischen GKV und PKV ist. Michael Albrecht, Hauptabteilungsleiter Makler- und Kooperationsvertrieb Barmenia Versicherungen, stellt hier lieber auf den Einzelfall ab: „Das ist individuell sehr unterschiedlich. Letztlich bestimmt die private Ausgangssituation

des Versicherten die Entscheidung, in welchem System er sich am besten aufgehoben fühlt.“ Für einen Verbleib in der GKV könne sprechen, dass Familienangehörige in der Regel beitragsfrei mitversichert seien. Zum anderen spiele der Leistungskatalog eine bedeutende Rolle. Und dieser ist – im Gegensatz zur GKV, in der es durchaus zu Einschränkungen kommen kann – in der PKV privat vereinbart und sicher. Albrecht: „Liegt das Augenmerk eines Versicherten auf dem Leistungsumfang, so ist die Privatversicherung ganz sicher erste Wahl.“

Für Stephanie Griese, Bereichsleiterin Produktmanagement Krankenversicherung SIGNAL IDUNA Krankenversicherung, ist gerade Letzteres ganz entscheidend: „Generell haben Kunden, die in die PKV wechseln, den Wunsch nach bester medizinischer Versorgung, freier Arzt- und Krankenhauswahl und möchten am medizinischen Fortschritt teilnehmen.“ Und tastsächlich hatten im vergangenen Jahr in einer Befragung des PKV-Verbandes 93 % der Befragten dies als den vorrangigen Grund genannt – nur für 55 % war eine langfristige Beitragsstabilität das Hauptmotiv. Entsprechend ist laut Griese bei ihrem Unternehmen die Beratung gelagert: „Selbstverständlich gibt es auch Kunden, die auf den Preis einen stärkeren Fokus haben. Hier bieten wir Einsteigertarife mit flexiblen Optionsrechten auf eine spätere Erhöhung des Versicherungsschutzes an.“ Damit berücksichtige man den Kundenwunsch, ohne dabei den wichtigen Aspekt von hochwertigen Krankenversicherungsleistungen zu vernachlässigen.

Nun sind Leistungen aber stets in Bewegung – bei der GKV und auch bei der PKV. Oder? Albrecht sagt dazu: „Rückblickend kann ich sagen, dass wir bereits früh begonnen haben, Versicherungsschutz kundenorientiert zu gestalten. Diese Kundenorientierung ist in den letzten Jahren noch stärker in den Fokus gerückt.“ So seien vielfältige Serviceangebote für Versicherte möglich geworden. Er weise in diesem Zusammenhang auf das Angebot der Telemedizin hin, bei dem sich Kunden jederzeit per Smartphone von Ärzten online zu ihren medizinischen Anliegen beraten lassen könnten, und das schnell, sicher, einfach und flexibel. Daneben hätten sich auch die digitalen Angebote im Bereich des Gesundheitsmanagements kontinuierlich weiterentwickelt. Klar ist aber auch: Nach wie vor leistet die PKV im Bereich der Arzneimittelversorgung weiter einen wichtigen Beitrag. So untermauert eine aktuelle Studie des Verbandes die wichtige Funktion der PKV bei der Versorgung mit innovativen Medikamenten. Diese Vorreiterrolle in der Erstattung trägt zum Beispiel dazu bei, dass innovative Krebsmedikamente in Deutschland sehr viel schneller verfügbar sind als im EU-Durchschnitt, was im Übrigen allen Kunden zugutekommt. Griese nennt ihrerseits eine deutliche Spannweite in anderen Bereichen: „Schaut man sich die großen Leistungsbereiche an, gibt es in der PKV keine gravierenden Leistungsinnovationen in den letzten Jahren. Nach wie vor gibt es erheblich mehr Produktmodifikationen als Produktinnovationen.“

Michael Albrecht

Leiter Kooperations- und Maklervertrieb Barmenia Versicherungen

Zeit der Einsteigertarife ist wohl zu Ende

Erkennbar sei aber auch, dass Einsteigertarife ihre große Bedeutung verloren hätten. Hier gebe es einen Markttrend hin zu hochwertigeren Produkten. Zu beachten sei auch, dass in der Krankenversicherung ein Teil der Produktneuerungen durch politisch-rechtliche Anstöße verursacht werde. Dafür gibt es in der Tat genügend Beispiele. Etwa das Thema Mindestleistungen in der PKV, das 2012 mit Einführung der Unisextarife auf den Weg gebracht wurde. Oder zum anderen die Einführung von befundbezogenen Festzuschüssen in der GKV, die letztlich zu eigenständigen Zahnzusatzversicherungen geführt haben und damit zu einer in dieser Größenordnung nie dagewesenen Erfolgsstory mit 16,4 Millionen Zahnzusatz-Versicherten deutschlandweit. Giese ergänzt: „Zu den Produktmodifikationen in unseren Tarifen zählen unter anderem die stärkere Honorierung gesundheitsbewussten Verhaltens – durch beispielsweise entsprechende Erstattungsanreize. Neben den Produktmodifikationen bei den eigentlichen Primärleistungen gewinnen darüber hinausgehendende Leistungen und Services aus Kundensicht immer mehr an Bedeutung.“ Die Erweiterung von Beratungsleistungen werde bei ihrem Unternehmen hierzu fortlaufend geprüft und am Kundenbedarf ausgerichtet. Unsere vollversicherten Kunden können diese Beratungsleistungen, unter anderem bei medizinischen Fragen, für Infos zu Behandlungsmethoden oder die Organisation individuell abgestimmter Hilfsmittel, in Anspruch nehmen“. Die Digitalisierung hat zudem seit einigen Jahren einen großen Einfluss auf die PKV-Branche. In Bezug auf die vorgenannten Beratungsleistungen stelle die SIGNAL IDUNA Gesundheitswelt den Vollversicherten verschiedene digitale Leistungsangebote zur Verfügung. Diese unterstützten die Kunden dabei, ihre Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Griese: „Beispiele sind die Rückenschule Kaia, der Zweitmeinungsservice BetterDoc oder Selfapy als Soforthilfe bei psychischen Belastungen. Auch kann der telemedizinische Service von unserem Kooperationspartner Kry für eine digitale Arztsprechstunde in Anspruch genommen werden.“ Die Angebote würden laufend erweitert und ausgebaut. SIGNAL IDUNA möchte mehr als nur ein reiner Kostenerstatter sein – sondern vielmehr ein Lösungsanbieter für ihre individuelle Lebenssituation. (hdm)

Stephanie Griese

Bereichsleiterin SIGNAL IDUNA Krankenversicherung a. G.

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