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125 Jahre Gewerbeverein Oberdiessbach

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Aus dieser entwickelten sich die Gewerbeausstellungen und wurden im Dreijahresturnus zur Tradition. 1993 wurde – durch die Detaillisten – der Brauch des Weihnachtsmarktes wieder aufgenommen. Der Gewerbeverein veranstaltete legendäre Reisen, zum Beispiel 1931 nach Innsbruck und München, 1936 an die Riviera oder 1955 ins Rheinland. Natürlich dienten diese Events der Weiterbildung ... doch ebenso auch dem entspannten Austausch, dem Networken. Im 21. Jahrhundert fanden in Oberdiessbach mehrere «Sommerfestivals» mit zeitgenössischer Musik statt, durchgeführt und gesponsort durch den Gewerbeverein.

«Made in Diessbach» Diese Bezeichnung wurde nie eingeführt, sie hätte aber seit Jahrzehnten ihre Berechtigung. In der 3‘000-Einwohner-Gemeinde werden Feuerlöschfahrzeuge, die unmöglichsten Betonelemente, exklusive Ledermode, Regalsysteme oder Tuben für die Pharma- und Kosmetikindustrie hergestellt, alle international geschätzt. Hergestellt von KMU aus Oberdiessbach und Umgebung. Wie innovative Küchen, Bauwirtschaft, Smart HomeInstallationen oder eine lange Liste gastronomischer, administrativer oder beratender Dienstleistungen.

Die Handwerker waren früher oft saisonabhängig. Anzeige aus den 1930-er Jahren.

benötigte, konnte telefonisch jede Leistung abrufen. Diese Agilität ist typisch für KMU: Entscheide müssen nicht wie bei Konzernen ganze Manager-Etagen durchlaufen, vieles entscheidet sich unumständlich am Küchentisch und im direkten Kontakt mit Mitarbeitenden.

Läbigs Gwärb – läbigs Dorf Der Gewerbeverein wurde mit der Zunahme der Mobilität und der Bedrohung der KMU durch Grossverteiler zur politischen Interessensvertretung. Auch für die gerechte Verteilung der Aufträge bei Grossprojekten ans ansässige Gewerbe setzt er sich aktiv ein. Das Resultat lässt sich sehen: Obwohl in Pendlerdistanz zu Thun und Bern ist Oberdiessbach keine «Schlafgemeinde» – die Zu- und Wegpendler halten sich dank der hiesigen KMU die Waage.

Auf und ab ... Über 80 Prozent der Schweizer Wirtschaftskraft wird durch KMU erbracht, ergo treffen auch Krisen die KMU zuerst. Das war während der Weltkriege, der grossen Wirtschaftsdepression 1929, der Erdölkrise 1973/74 und jetzt, in diesen Monaten, mit der CoronaKrise so. Nicht alle KMU überlebten, doch da inhabergeführte und lokal stark verankerte Familienbetriebe, zeigten sie sich immer kämpferisch und innovativ. Aktuell organisierten die Oberdiessbacher Geschäfte und die Gastronomie innert Tagen Heimlieferservices, Take-Aways und Online-Angebote, und wer z.B. den Elektriker, Floristen oder Gärtner

2013 erfolgte eine Fusion mit dem Gewerbeverein Linden, ein Jahr später mit dem Detaillistenverein. Heute hat der Verein 154 Mitglieder: 71 Firmen, 40 Selbständigerwerbende, 14 B-Mitglieder (persönliche Mitgliedschaft von Unternehmer/ innen), 4 Passiv-Mitglieder und 25 Veteranen. Sie alle und ihre Familien und Teams setzen sich für eine lebenswerte Region ein. Es lohnt sich also für alle Einwohnerinnen und Einwohner, zu den Arbeits- und Ausbildungsplätzen und dem Kitt der lokalen Umgebung Sorge zu tragen. Fürs Zusammenleben und die kommenden Generationen.

Dominik Feusi, Häutligen Wirtschaftsredaktor Tamedia

Was ist ein «Gwärbler»?

Gwärbler, die wichtigsten Arbeitgeber, engagierten sich, wie alle Sozialpartner, auch politisch.

Der Gewerbler oder die Gewerblerin, das ist ein unbekanntes Wesen. So kommt es mir vor, wenn im Bundeshaus – wo ich seit mehr als zwanzig Jahren arbeite – vom «Gewerbe» geredet wird. Alle wollen etwas für die «KMU» machen, aber niemand versteht, dass man Gewerbler einfach in Ruhe arbeiten lassen sollte. Sie entwickeln dann Produkte und Lösungen für Kunden, stellen Lehrlinge an und kürzen lieber den eigenen Lohn, statt Mitarbeitende auf die Strasse zu stellen.

IMPRESSUM: ©2020; Herausgeber Gewerbeverein Oberdiessbach und Umgebung, www.gewerbe-oberdiessbach.ch; Realisation (Redaktion, Grafik, Handling) Fruitcake W + P AG, fruitcake.ch; Fotos/Abbildungen zVg und Archive; Text «Ein Gewerbeverein made in Diessbach» mit Bezügen aus der Festschrift 1995 von Peter Vogel; Produktion (Druck und Distribution) Berner Landbote.


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