02 2012 motion de

Page 1

MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

Motion INNOVATION

So kommen 100 Jahre Schleiferfahrung in einen Chip

INTERVIEW

Was macht Unternehmensführung nachhaltig?

INTERNATIONAL

Die SCHLEIFRING Gruppe erobert Südamerika

INDEPTH

Das Geheimnis der Schweizer Luxusuhren

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

02 . 2012 Das Kundenmagazin der SCHLEIFRING Gruppe

Die besten Programme für das Schleifen: Motion zeigt Geschichte und Zukunft der Softwareentwicklung – ab Seite 8

MOTION 02 2012

1


SCHLEIFRING GRUPPE

RUBRIK

36

MÄGERLE

INNOVATION

8

INNOVATION Schleifen mit Bits und Bytes. Mit elektronischer Steuerung

und Software können wesentlich genauere und komplexere Produkte wirtschaftlich gefertigt werden. 100 Jahre Schleiferfahrung können heute mitunter in einem Chip stecken

14

INDEPTH Präzision aus Leidenschaft. Das Geheimnis der Schweizer

Uhrenhersteller liegt auch in der Qualität der eingesetzten Schleifwerkzeuge

18

INSIDE Was machen Sie hier gerade? Mitarbeiter der SCHLEIFRING

Gruppe aus den USA, Indien, China und Deutschland über ihren konkreten Beitrag zum Erfolg

20

INTERVIEW Mehr als schöne Worte. Stephan Nell, Christian Wriedt von der

Körber-Stiftung und der Experte Dr. Christian Geßner über den richtigen Umgang mit der Herausforderung Nachhaltigkeit 2 Motion 02. 2012

WALTER

EWAG

02. 2012 Das Kundenmagazin der SCHLEIFRING Gruppe

So kommen 100 Jahre Schleiferfahrung in einen Chip

INTERVIEW

Was macht Unternehmensführung nachhaltig?

INTERNATIONAL

Die SCHLEIFRING Gruppe erobert Südamerika

INDEPTH

Das Geheimnis der Schweizer Luxusuhren

15.11.12 12:30

Das Titelmotiv dieser Motion-Ausgabe zum Thema „Software in der Schleiftechnik“ fotografierte Ragnar Schmuck in der Fertigung der Blohm Jung GmbH in HamburgBergedorf

26

A DAY WITH … ... Daniel Huber. Der Leiter des Kompetenzzentrums

Innenschleifen im schweizerischen Biel steht für eine ganz besondere Erfolgsgeschichte

29

TOOLS & TECHNOLOGY Neues aus der SCHLEIFRING Gruppe: MÄGERLE MFP 100,

KRONOS S 125, Helicheck Basic 2, FlexGrind M

36

INTERNATIONAL Ein Kontinent will hoch hinaus. Die SCHLEIFRING Gruppe

in Südamerika. Plus: Zwischenstopp in Rio de Janeiro

40

IDEAS Aufbruch nach Globalia. Professor Hermann Simon erläutert sein

Konzept der Hidden Champions, die sich auf den Weltmärkten durchsetzen

43

INTOUCH Der Motion-Kalender: die wichtigsten Messen und Termine IMPRESSUM HERAUSGEBER Körber Schleifring AG, Jubiläumsstraße 95, 3005 Bern VERANTWORTLICH Sandro Bottazzo OBJEKTLEITUNG Peter Lütjens CHEFREDAKTION Michael Hopp (V.i.S.d.P.) ART DIRECTION Jessica Winter CHEF VOM DIENST Niels Baumgarten BILDREDAKTION Sylvi Egert AUTOREN Klaus Jopp, Volker Marquardt (Textchef), Johanna Pruski, Nils Schiffhauer, Ira Schrörs LAYOUT Tobias Heidmeier HERSTELLUNG Claude Hellweg (Ltg.), Stefanie Albrecht VERLAG UND ANSCHRIFT DER REDAKTION HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH, Harvestehuder

Weg 42, 20149 Hamburg, Tel. +49.40.44 188-457, Fax +49.40.44 188236 GESCHÄFTSFÜHRUNG Dr. Kai Laakmann, Bernd Ziesemer OBJEKTLEITUNG Inga Borg LITHO PX2, Hamburg DRUCK Neef-Stumme premium printing, Wittingen. Gedruckt auf FSC® zertifizierten Papier (FSC® - C 1857)

Cover: Ragnar Schmuck, Photos: Ragnar Schmuck, Schaub Stierli, picture alliance / Bildagentur Huber

Forschung: Dr. Josef Mayr, Preisträger des Fritz Studer Awards Rundschleifen: Neues über favoritCNC und S41 Tübinger Technologie Tage: Globalisierung als Chance für den Mittelstand

MIKROSA

MOTION 02 2012 1

Schleifring AG, über den Zusammenhang von Kundennutzen und Erfolg NEWS Weltkarte: die globale Service-Dichte der SCHLEIFRING Gruppe

SCHAUDT

DE_Umschlag_Motion_02_2012 44-1

IN DIESER MOTION FINDEN SIE:

4

STUDER

Die besten Programme für das Schleifen: Motion zeigt Geschichte und Zukunft der Softwareentwicklung – ab Seite 8

8

WELCOME Stephan Nell, Vorsitzender der Geschäftsführung der Körber

JUNG

Motion

26

3

BLOHM


WELCOME

„UNSER ZIEL IST ES, IHRE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT ZU STEIGERN!“ LIEBE LESERINNEN UND LESER, Sie halten die neue Motion in Ihren Händen. Mit dieser Ausgabe haben wir das Layout und die Themenmischung für Sie erneuert. Durch neue Serien wie „Ein Tag mit …“ (ab Seite 26) und „Inside“ (ab Seite 18) lernen Sie ab jetzt in jeder Motion-Ausgabe MITARBEITER DER SCHLEIFRING GRUPPE kennen. Im Heft-Extra „Tools & Technology“ (ab Seite 29) finden Sie ausführliche Innovationen und Entwicklungen der SCHLEIFRING Gruppe – LÖSUNGEN, DIE IHRE

WETTBEWERBSFÄHIGKEIT STEIGERN! Wir alle bewegen uns in einem volatilen Umfeld mit ständig wechselnden Strömungen und Szenarien; dabei scheint es mir wichtig, nie die langfristigen Ziele aus den Augen zu verlieren. Der KUNDENNUTZEN ist die ENTSCHEIDENDE VORAUSSETZUNG für längerfristigen Erfolg und führt letztlich zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Unternehmen. Ihr Erfolg sichert unsere Zukunft. Ein wichtiger Erfolgsfaktor im Schleifen ist die ERFAHRUNG und das KNOW-HOW: Jede einzelne der acht Marken der SCHLEIFRING Gruppe kann auf die Erfahrung von teilweise über 100 Jahren zählen. Wichtige Schleiferfahrung, die gerade für die Entwicklung der eigenen Maschinensoftware zentral ist. Ab Seite 8 erfahren Sie in unserer Titelstory mehr zum Thema. Die SCHLEIFRING GRUPPE IST WELTWEIT mit über 300 eigenen Vertriebsingenieuren und Servicetechnikern sowie mit mehr als 100 langjährigen Vertriebspartnern IN IHRER NÄHE. Ab Seite 36 zeigen wir Ihnen dies am Beispiel Südamerikas. Wir sind dort, wo Sie produzieren. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Stephan Nell, Vorsitzender der Geschäftsführung, Körber Schleifring AG

„Der Kundennutzen ist die entscheidende Voraussetzung für längerfristigen Erfolg.“ Stephan Nell, Vorsitzender der Geschäftsführung, Körber Schleifring AG

Motion 02 . 2012 3


SCHLEIFRING GRUPPE

NEWS

450

KOMPETENTE UND ERFAHRENE AFTERSALES-SERVICE-MITARBEITER STEHEN DEN KUNDEN DER SCHLEIFRING GRUPPE FÜR DIE GESAMTE LEBENSDAUER IHRER MASCHINEN ZUR VERFÜGUNG

Servicemitarbeiter der SCHLEIFRING Gruppe Techniker internationaler Vertretungen der SCHLEIFRING Gruppe

SERVICE

MASCHINEN MÜSSEN dauerhaft die Bedürfnisse

der Kunden erfüllen, wirtschaftlich arbeiten, jederzeit verfügbar sein – und zuverlässig funktionieren. Um all das zu gewährleisten, stehen den Kunden der SCHLEIFRING Gruppe für die gesamte Lebensdauer ihrer Maschinen mehr als 450 kompetente und erfahrene After-Sales-Service-Mitarbeiter zur Verfügung. Die Karte oben zeigt die Verteilung der insgesamt über 250 eigenen Service-Mitarbeiter (dunkel eingefärbt) und der Techniker internationaler Vertretungen der SCHLEIFRING Gruppe (hell eingefärbt). Dieser kundennahe und flächendeckende Service unterscheidet SCHLEIFRING von allen anderen Unternehmen der Branche. Rund um den 4 Motion 02. 2012

Globus verfügen die Service-Experten über ein breites Wissen bei Hard- und Software. Dabei stehen nicht nur technische Kompetenz, sondern auch persönliche Kontakte im Vordergrund. Durch eine intensive Grundschulung und jährliche interne Weiterbildungen in der eigenen „Service Academy“ sind die Experten immer auf dem neuesten Stand. Zudem können sie jederzeit auf aktualisierte Datenbanken (u.a. ICOS von STUDER) zurückgreifen, die sie bei der Fehlersuche und der anschließenden Problemlösung unterstützen. KONTAKT adrian.stalder@studer.com www.schleifring.net

DIE VORTEILE AUF EINEN BLICK - SCHNELLE PROBLEMLÖSUNG durch über 50 Helplines in vielen Zeitzonen und Sprachen

- ÜBER 70 TEILEVERANTWORTLICHE identifizieren passgenau die Originalteile von SCHLEIFRING

- WELTWEIT STEHEN MEHR ALS 250 eigene, erfahrene Servicetechniker den Kunden zur Verfügung

- DIE MEISTEN PRODUKTIONSSTANDORTE bieten eine eigene Überholungsabteilung mit über 60 Mitarbeitern

- BREITES DIENSTLEISTUNGS-PORTFOLIO in den Werken: von Prävention über Instandhaltung bis zur kompletten Überholung

Graphic: iStockphoto

IN DER GANZEN WELT ZU HAUSE


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

Verleihung: Fred Gaegauf, Geschäftsführer der Fritz Studer AG (r.), übergibt den Fritz Studer Award 2011 an den Gewinner Dr. Josef Mayr

FRITZ STUDER AWARD

„TEMPERATUROPTIMIERUNG MACHT KLEINSERIEN WIRTSCHAFTLICHER“ Zum dritten Mal hat STUDER eine herausragende Forschungsarbeit mit dem Fritz Studer Award ausgezeichnet: Dr. Josef Mayr erhielt ihn für seine Dissertation, die einen neuen Weg für die „Beurteilung und Kompensation des Temperaturgangs von Werkzeugmaschinen“ aufzeigt. Seine Methode bietet die Voraussetzung für die effizientere Fertigung hochpräziser Werkstücke

ÜBER 15 GRAD CELSIUS ginge der Temperaturgang einer Werkzeughalle allein an einem Tag, sagt Josef Mayr, derzeit Hochschullektor Mechatronik am MCI Management Center Innsbruck. Die Folge: „Ein Meter Stahl wird um zwölf Mikrometer länger, wenn die Temperatur nur um ein Grad steigt.“ Doch bei der Bearbeitung von Werkstücken sind Genauigkeiten von unter einem Mikrometer das Ziel. Die unsichtbare Deformation von Werkzeugmaschinen kann bisher nur in klimatisierten Fertigunghallen aufgefangen werden. In seiner Dissertation hat der 1977 geborene und 2009 an der ETH Zürich promovierte Maschinenbauingenieur eine Methode entwickelt, mit der sich thermische Veränderungen von Maschinen schon während der Entwicklungsphase analysieren, vorhersagen und reduzieren lassen. Als Auszeichnung wurde Mayr im September 2012 der mit 10 000 Schweizer Franken dotierte Fritz Studer Award 2011 verliehen.

Motion: Herzlichen Glückwunsch zu der Auszeichnung! Was ist der Kern der von Ihnen entwickelten Methode? Josef Mayr: Das thermische Verhalten von Werkzeugmaschinen hat sich zu einem limitie-

renden Faktor in der Präzision der Bearbeitung von Werkstücken entwickelt. Die Deformation von Werkzeugmaschinen durch Temperaturänderungen innerhalb einer Werkhalle können die Zielgenauigkeit um Größenordnungen übersteigen. Ziel meiner Arbeit war es daher, eine Methode für die Simulierung dieser thermisch verursachten Verlagerungen zu entwickeln. Diese ermöglicht die Entwicklung temperaturoptimierter Werkzeugmaschinen.

„HOHE PRÄZISION MIT REDUZIERTER AUFWÄRMPHASE.“ Dr. Josef Mayr, Management Center Innsbruck

Motion: Wie ist das Konzept Ihrer Methode? Josef Mayr: Sie simuliert die Deformation durch Temperaturveränderungen. Hierzu kombiniert sie zwei Methoden – die Finite Elemente (FEM) zur Darstellung von Deformationen durch Krafteinwirkung und die Finite Differenzen (FDM), mit der sich Probleme

der Wärmeübertragung lösen lassen. Meine Software berechnet durch FEM und FDM die Verlagerung des Werkzeugs gegenüber dem Werkstück. Dazu gehört auch ein 3D-Modell, mit dem sich in der Konzeptionsphase Ursachen für diese thermischen Deformierungen finden und reduzieren lassen. Und dieses in sehr kurzer Zeit, während frühere Modelle einen PC schon mal eine komplette Woche belegten – für eine einzige Modellierung! Motion: Was wird Ihre Arbeit bewirken? Josef Mayr: Sie erlaubt eine gezielte Entwicklung von Werkzeugmaschinen mit thermisch optimiertem Verhalten – denn heute wissen wir immer noch nicht recht, warum in diesem Punkt diese Maschine besser ist als jene. Und sie bietet eine präzisere, schnellere sowie wirtschaftlichere Fertigung von Werkstücken. Die Reduzierung der Aufwärmphase wirkt sich vor allem für Einzelstücke und Kleinserien aus, während bei der Großserienproduktion eine Werkzeugmaschine ja zumeist nach einiger Zeit in einen thermisch stabilen Bereich kommt. Damit eröffnen sich neue Chancen, die sich ohne Rückgriff auf teuer klimatisierte Werkhallen erreichen lassen.

Motion 02 . 2012 5


SCHLEIFRING GRUPPE

NEWS

STUDER

MASCHINEN- UND ANLAGENBAU

931 000 MENSCHEN ARBEITETEN 2011 IM MASCHINENBAU IN DEUTSCHLAND Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, 2012

DIE RUNDSCHLEIFMASCHINE S41 DEFINIERT DEN „STAND DER TECHNIK“ STUDER

favoritCNC: MIT SPITZENWEITE 1000 AUF DEN WELTMARKT DAS ERFOLGSMODELL favoritCNC, das auf der S33 basiert und auf

Außen- und Innen-Rundschleifen von kleinen bis mittelgroßen Werkstücken spezialisiert ist, findet seit seiner Einführung 2006 großen Anklang. Die Maschine ermöglicht schnelles Einrichten, einfache Bedienung mit idealem Blick auf das Werkstück – und ist durch das modulare Baukastensystem besonders vielseitig einsetzbar. Nun bietet STUDER ein überarbeitetes Modell an. „Mit einzelnen Optionen wurde die Maschine gezielt erweitert, um den Kundennutzen zu erhöhen“, sagt Fred W. Gaegauf, Geschäftsführer der Fritz Studer AG. Dazu gehört ein hydraulischer Pinolenrückzug und die Modifikation auf 1000 Millimeter Spitzenweite. Da diese um 350 Millimeter erhöht wurde, können jetzt Kunden weltweit auch größere Werkstücke bearbeiten. Die favoritCNC kann optional mit Messsteuerung, Auswuchtsystem, Anschlifferkennung, Längspositionierung oder der Programmiersoftware StuderGRIND ausgerüstet werden. KONTAKT michele.fahrni@studer.com www.studer.com

6 Motion 02. 2012

VON ANFANG AN LÖSTE die neue CNC-Universal-Rundschleifmaschine

S41 großes Interesse bei den Kunden aus. Das freut Kaspar Schaerer, Leiter Vertriebssupport: „Einen Großauftrag ‚Automotive’ aus den USA haben wir nur dank der umfassenden Vorteile der S41 erhalten!“ Die S41 folgt der S40 nach, die vor über 20 Jahren als Flaggschiff weltweit Maßstäbe setzte und kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Eine der Schlüsselkomponenten ist das massive, extrem steife und thermostabile Maschinenbett, gegossen aus Granitan® S103. Es bildet den stabilen Bezugspunkt für eine Präzision, die zusammen mit dem neuen Führungsbahnsystem StuderGuide® und dem Linearantrieb für höchste Positionier- und Interpolationsgenauigkeiten sorgt. Außer Präzision waren weitere Ziele der rund zehn Jahre lang währenden Entwicklung eine noch bessere Handhabung, kürzere Zykluszeiten des gesamten Schleifprozesses sowie eine effiziente Softwareunterstützung. Die Entwicklung der S41 erfolgte an den Bedürfnissen der Kunden und deren Rückmeldungen aus der Praxis, sodass STUDER nicht zuletzt ein großes Spektrum von Anwendungen und vielfältigen Wünschen hinsichtlich Handhabung und Arbeitsprozess berücksichtigen konnte. KONTAKT michele.fahrni@studer.com www.studer.com


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

Visionär: Senats-Mitglied der FraunhoferGesellschaft, Prof. Dr. HansJörg Bullinger

Diskussion im Hightech-Ambiente: ein Aspekt der Tübinger Technologie Tage

TRENDS

TÜBINGER TECHNOLOGIE TAGE 2012 Einmal über den Tellerrand der eigenen Branche und des eigenen Landes blicken – das ist der Sinn der Tübinger Technologie Tage, die WALTER und EWAG im Juni veranstalteten. Experten gaben dort Anregungen, welche Chancen die Globalisierung für den Mittelstand bietet

WIE KÖNNEN EUROPÄISCHE UNTERNEHMEN am besten die Chancen nutzen, die sich durch die Globalisierung ergeben? Auf diese Frage gaben die Tübinger Technologie Tage 2012 von WALTER und EWAG Ende Juni eine Antwort. Professor Dr. Hans-Jörg Bullinger (oben), Mitglied des Senats und Ex-Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, verwies dabei auf die Innovationsfähigkeit europäischer Unternehmen, die ein Schlüsselkriterium für Erfolg im weltweiten Wettbewerb sei. Die Steigerung der Energiekosten sieht der Wissenschaftler als Motor für innovative und zukunftsorientierte Unternehmen, deren Lösungen den Energieverbrauch reduzierten. Innovationen kommen

von kompetenten und engagierten Menschen. Für die gelte es, das passende Arbeitsumfeld zu schaffen. Elemente dazu lieferte Dr. HansErich Polkowski von der Unternehmensberatung Management Partner. Er forderte ein aktives Personalmanagement und stellte unter anderem alternative Arbeitszeitmodelle vor. Gut 100 Zuhörer fanden sich nicht nur für diese Vorträge in Tübingen zusammen: „Damit haben wir unseren Kunden, Lieferanten und Partnern die Möglichkeit eröffnet, ihr eigenes Umfeld im Zusammenhang mit zukünftigen Herausforderungen zu sehen und sich darüber untereinander auszutauschen“, resümierte Christoph Ehrler, bei WALTER verantwortlich

für die Veranstaltung. Trendforscher Christian Hehenberger präsentierte abschließend eine ermutigende Prognose: „Fakt ist, dass sich das wirtschaftliche Koordinatensystem in den nächsten Jahren weltweit verschieben wird. Zu den Gewinnern wird die EU zählen!“ Davon werden sich vielleicht schon die Teilnehmer der nächsten Tübinger Technologie Tage überzeugen können. KONTAKT christoph.ehrler@walter-machines.de www.walter-machines.com

GLOBALISIERUNG

1,7

IN DEN LETZTEN ZEHN JAHREN WUCHS DER INTERNATIONALE HANDEL UM DAS 1,7-FACHE. Quelle: CPD Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, Juli 2012

Motion 02 . 2012 7


SCHLEIFRING GRUPPE

INNOVATION

SCHLEIFEN MIT BITS UND BYTES 100 Jahre Schleiferfahrung in einem einzigen Chip. Wie ausgekl端gelte Softwaretools die Steuerung von Maschinen vereinfachen und beschleunigen

8

Motion 02. 2012


Photos: Ragnar Schmuck

MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

Teamarbeit: Kim Bruhnsen (rechts) und Waqar-Azeem Chaudry programmieren bei der Blohm Jung GmbH in Hamburg die Steuerung der PROFIMAT für die Bearbeitung eines neuen Werkstücks

Motion 02 . 2012 9


SCHLEIFRING GRUPPE

INNOVATION

ANSPRUCHSVOLLE ALLESKÖNNER

Mit moderner Schleifsoftware können heute Trichtergeometrien eines Schmiedegesenks in einer Aufspannung und wenigen Minuten gefertigt werden

JAHRHUNDERTELANG WURDEN MASCHINEN allein von Menschen bedient.

Für die Bearbeitung von Werkstücken bedeutete dies: Ihre Qualität war immer nur so gut, wie es Stabilität und Zuverlässigkeit der Maschine sowie Erfahrung und Können des Bedieners zuließen. „Mit dem richtigen Mann konnte man auch damals schon hervorragende Genauigkeiten erreichen“, sagt Torsten Runkowski, Leiter Softwareentwicklung bei BLOHM JUNG. Doch das war mühsam. Das weiß auch Frank Maier, heute Anwendungstechniker für Software und Schleiftechnologie und stellvertretender Abteilungsleiter bei WALTER. Als er seine Ausbildung zum Werkzeugschleifer begann, lernte er noch manuelles Schleifen. Eine aufwendige Angelegenheit war das: Jeder zu schleifende Winkel, jede Fläche, erforderte eine neue Aufspannung. Für jeden Messvorgang musste das Werkstück aus der Maschine genommen, vermessen und wieder eingespannt werden. Schnell konnten sich Fehler einschleichen und die Ausschussquote war hoch. Der erste Schritt in Richtung Automatisierung waren NC-Maschinen (NC steht für „Numeric Control“, also numerisch gesteuert). Ihre Steuerung las die auf Datenträgern vorliegenden Steuerbefehle und setzte sie in Bewegungsabläufe um. Der große Vorteil: Durch den Austausch des Datenträgers – damals noch Lochstreifen – ließen sich die Maschinen schnell an eine neue Aufgabe anpassen, weshalb NC-Steuerungen zunächst hauptsächlich in Werkzeugmaschinen eingesetzt wurden. Mit fortschreitender technologischer Entwicklung hielt auch die Computertechnik Einzug in die Fertigung. Die CNC-Technologie (CNC steht für „Computer Numeric Control“, also computergesteuert) startete ihren Siegeszug Mitte der 1970erJahre. Sie sorgte für höhere Flexibilität und ermöglichte damit eine Rationalisierung in der Serien- und Einzelfertigung. Frühzeitig begannen auch die SCHLEIFRING-Unternehmen mit der Entwicklung eigener Softwarelösungen für ihre Verfahren. Mit den neuen Technologien änderte sich auch der Arbeitsalltag von Frank Maier und seinen Kollegen: Maschinensteuerung und Softwaretools übernahmen immer mehr Aufgaben eigenständig. 10

Motion 02. 2012

Heute werden die Maschinenkomponenten per Software gesteuert – von Achsen über automatische Lader, Werkzeugwechsler und Abrichter bis hin zu Reitstock, Futter und Hochfrequenzspindeln. Auf Anlagen, die 24 Stunden an bis zu 365 Tagen im Jahr laufen. Im Gegensatz zu früher können heute dank elektronischer Steuerung und entsprechender Softwaretools wesentlich genauere und komplexere Produkte wirtschaftlich gefertigt werden. Vor zehn Jahren noch unmöglich. „Durch den Einsatz von Software kombiniert mit moderner Mess- und Antriebstechnik lassen sich heute Prozesse mit hoher Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit in Qualitätsbereichen betreiben, die vor wenigen Jahren noch unvorstellbar waren“, bestätigt Prof. Paul Helmut Nebeling von der Hochschule Reutlingen (Interview auf Seite 13). Das gilt zum Beispiel auch für die Herstellung von Stufen- und Profilwerkzeugen. „Tannenbaumund Bohrgewindefräser sowie Mikrowerkzeuge für den medizinischen Bereich können nur dank moderner Software hergestellt werden“, sagt Torsten Wörner, Product Marketing Manager bei WALTER. Bei der Herstellung von Leitschaufeln für Flugzeugturbinen (Foto Seite 8) vereinfacht und beschleunigt moderne Softwaretechnik ebenfalls den Fertigungsprozess. Diese Bauteile wurden früher unter hohem Zeitaufwand auf großen Karussellschleiftischen bearbeitet. „Dabei führte der Trend zu immer größeren Triebwerken zu Rundtischen mit Durchmessern von zweieinhalb Metern. Entsprechend viel Raum benötigten die Schleifzentren in der Produktion“, weiß Peter Oppelt, Leiter des Technologie-Teams bei BLOHM JUNG. Heute können sie dank der von BLOHM entwickelten CNC-Technik und Software schnell, einfach und prozesssicher auf relativ kleinen Fünf-AchsKomplettbearbeitungszentren gefertigt werden. Der große Vorteil dabei: Auf die Grundfläche einer Karussellschleifmaschine passen vier CNCZentren. Das erhöht die Flexibilität des Anwenders, der diese Maschinen mit unterschiedlich großen Teilen je nach Auftragslage gut auslasten kann.

Photos: Ragnar Schmuck

GENAUE GEOMETRIEN

Ob Schälschleifen von Längskonturen (o.) oder Pendelschleifen von Prismenflächen (u.) – aktuelle Software meistert alle Herausforderungen


MÄGERLE

BLOHM

40%

bis zu

DER ENTWICKLUNGSKOSTEN IM WERKZEUGMASCHINENBAU ENTFALLEN HEUTE AUF ELEKTRONIK UND SOFTWARE

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

Die Anwender verlangen überdies Programme, mit denen sie komplexe Teile möglichst kostengünstig und schnell herstellen können. Gleichzeitig steigen die Genauigkeitsanforderungen an die Werkstücke. Reichten vor einigen Jahren noch 0,01 Millimeter, so sind heute Genauigkeiten von unter 0,005 Millimeter die Regel. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist 0,07 Millimeter dick. Um diese Präzision zu erreichen, müssen allerdings Anwendungssoftware, Hardware und Maschinensteuerung miteinander harmonieren. Das funktioniert nur, wenn der Softwareentwickler sein Arbeitsgebiet beherrscht und über fundierte Kenntnisse der Mathematik, Steuerungstechnik und Schleiftechnologie verfügt. Entsprechend spezialisierte Mitarbeiter zu finden, ist eine Herausforderung. „In unserer Softwareabteilung beschäftigen wir Physiker, Mathematiker und Ingenieure, viele davon in der dualen Ausbildung und mit dem Ohr am Puls der Forschung in den Universitäten“, erklärt Wolfgang Labus, Bereichsleiter Product Engineering bei STUDER. Er entwickelte mit seinem Team aus Softwarespezialisten in rund fünf Jahren den Technologierechner StuderTechnology, der das gesamte Schleifwissen des Unternehmens in einer Datenbank speichert und die optimale Einstellung der Bearbeitungsparameter unabhängig vom Wissen des Bedieners vorschlägt. Die Schleifsoftware StuderGRIND und alle weiteren Softwaremodule greifen bei der Programmierung eines neuen Schleifprozesses darauf zu. Die Vorteile sind eine deutlich verkürzte Umrüst- und Einrichtzeit ohne Ausschuss und optimale Fertigungsergebnisse von Beginn an. Ähnlich bei WALTER: Hier steht die Software Tool Studio für die virtuelle Programmierung und Bearbeitung sowie eine umfassende Wissensdatenbank für das Werkzeugschleifen zur Verfügung. Bei solchen Softwareentwicklungen arbeiten die Unternehmen der SCHLEIFRING Gruppe eng mit Steuerungsherstellern, Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie den Schwesterfirmen im Konzern zusammen. Das Ergebnis sind Programme wie die Einstellhilfe Heureeka von MIKROSA oder EWAG Motion 02 . 2012

11


SCHLEIFRING GRUPPE

INNOVATION

Bei der Einstellung von Bearbeitungsparametern können Anwender über StuderTechnology das Schleifwissen des Unternehmens für sich nutzen

BLOHM UND JUNG - GRIPS: Programmierhilfe für das Schleifen von Profilen - FlexTouch: ermöglicht drei Steuerungswelten und passt die Bedienoberfläche der jeweiligen Schleifaufgabe an - PA 37 K: kompensiert Konturfehler durch automatisches Vermessen der Abrichtwerkzeuge

EWAG - ProGrind: Komplettlösung für sämtliche Schleif- und Erodieraufgaben mit integriertem Automatisations-Tool - LaserSoft: effiziente Laserablation, 3D-Kavitäten und präzise Außenkonturbearbeitung in einer Aufspannung

SCHAUDT UND MIKROSA - Online-Monitoring: überwacht den Zustand der Maschinen - Heureeka: softwaregestützte Einstellhilfe

STUDER - StuderWIN: auf Windows basierende Benutzeroberfläche - StuderGRIND: für zielgerichtete Offline-Programmierung - StuderTechnology: über 100 Jahre Schleifwissen - Quick-Set: verkürzt Rüstzeiten um bis zu 90 Prozent

WALTER - Helitronic Tool Studio: Programmiertool für die virtuelle Simulation und Bearbeitung von Rotationswerkzeugen - Adaptive Control: passt die Vorschubgeschwindigkeit der Werkstückgeometrie an und minimiert Nebenzeiten - Easy Check: Werkzeugmessung und Profilerkennung

Doch mit diesen Softwarelösungen ist die Entwicklung noch längst nicht zu Ende. „Die Bedeutung der Schleifsoftware wird zunehmen, denn sie wird künftig das wichtigste Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb sein“, prognostiziert Wolfgang Labus. Dabei beschäftigen sich die SCHLEIFRING-Unternehmen bei der Weiterentwicklung ihrer Softwarelösungen mit ganz unterschiedlichen Ansätzen. EWAG arbeitet beispielsweise an einer weiteren Standardisierung der Software, WALTER setzt den Schwerpunkt auf Profilwerkzeuge und das Nachschleifen und STUDER arbeitet mit Studer Training und Programming an einem Programm, das dem Kunden „Schleiftrockenübungen“ auf seinem Laptop ermöglicht. Die Blohm Jung GmbH führt aktuell erste Versuche zum automatischen Einmessen der Werkstücke über einen 3D-Scan durch, mit dessen Hilfe die Maschine anhand der CAD-Zeichnung das geeignete Schleifprogramm auswählt und das Werkstück aus der Zeichnung heraus schleift. Eines ist jedoch allen Entwicklungen gemein: Je komplexer die im Hintergrund ablaufenden Vorgänge der Software werden, desto einfacher wird die Bedienbarkeit der Maschine. IRA SCHROERS

KONTAKT torsten.woerner@walter-machines.de, torsten.runkowski@blohmjung.com, wolfgang.labus@studer.com, guido.wotawa@schaudtmikrosa.com, rainer.hungerbuehler@maegerle.com, thomas.fischer@ewag.com

12

Motion 02. 2012

Photos: Ragnar Schmuck, privat

SOFTWARE IM ÜBERBLICK

LaserSoft zur Steuerung von Laser und Maschine in der EWAG LASER LINE. BLOHM, EWAG und JUNG bieten mit GRIPS eine Programmierhilfe für das Profilieren von Schleifscheiben und entwickeln anwendungsspezifisch parametrierbare Schleifprogramme für einzelne Werkstückfamilien. Allen Softwarelösungen der SCHLEIFRING Gruppe gemein sind eine einfache, intuitive Bedienung und eine weitgehend vertraute, auf Windows basierende Benutzeroberfläche.


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

INTERVIEW

„DAS KNOW-HOW AUTOMATISIERT NUTZBAR MACHEN“ Wie sieht die Zukunft der Softwareentwicklung in der Schleifmaschinentechnik aus? Womit beschäftigen sich Forscher gerade? Ein Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Paul Helmut Nebeling, Fachgebiet Werkzeugmaschinen, Fertigungssysteme, Steuerungstechnik und Rapid Prototyping an der Hochschule Reutlingen

Motion: Welche Bedeutung haben moderne Softwarelösungen für die spanende Fertigung? Helmut Nebeling: Die Mechanik heutiger Maschinen ist vergleichbar und vielfach austauschbar. Europäische und besonders deutsche Maschinenbauer leben von ihrem speziellen Verfahrens-Know-how. Dieses Wissen muss in einer Software gebündelt für automatisierte Prozesse nutzbar gemacht werden. Nur dann können Softwarelösungen die sinkende Zahl technologisch erfahrener Personen in den Unternehmen ersetzen. Motion: Was sind die Motoren für neue Softwareentwicklungen? Helmut Nebeling: Das sind vor allem neue Technologien und die daraus abgeleiteten Anforderungen an die Produktionsanlagen und Werkzeuge. Bei der Umsetzung dieser Innovationen ist das in Software verpackte technologische Wissen ein entscheidender Faktor. Dabei muss die Software bereichsübergreifend weiterentwickelt werden. Motion: Was bedeutet das? Helmut Nebeling: Nun, bei der bereichsübergreifenden Weiterentwicklung der Software beeinflussen sich die einzelnen Disziplinen – also Mechanik, Elektrik, Software und so weiter – gegenseitig. Wichtig ist, dass die Entwicklung in den einzelnen Bereichen parallel oder besser noch synchron erfolgt. Dann lassen sich auch Zeit und Kosten sparen.

Motion: Gar nicht so einfach, die Funktionalitäten der einzelnen Bereiche synchron zu entwickeln, oder? Helmut Nebeling: Stimmt. Entscheidend sind dabei die klare Beschreibung von Schnittstellen und die Spezifikation der Modulfunktionalitäten. Dann klappt es und es lassen sich auch Ressourcen schonen.

„WIR ERFORSCHEN GERADE DIE AUSWIRKUNGEN VON NEUEN MATERIALIEN UND BESCHICHTUNGEN AUF DIE SCHLEIFPROZESSE“ Prof. Dr.-Ing. Nebeling, Fachgebiet Werkzeugmaschinen an der Hochschule Reutlingen

Motion: Womit beschäftigt sich die Forschung aktuell? Helmut Nebeling: Wir untersuchen die Auswirkungen von neuen Materialien, Beschichtungen und geometrischen Gestaltungen auf die Schleifprozesse. Ein weiterer Aspekt ist die Durchgängigkeit der Prozessketten und Systeme. Hier werden die Daten zwischen Entwicklung, Produktion und Logistik zugänglich und nutzbar gemacht. Außerdem beschäftigen wir uns mit der Adaption der Prozesse auf die

Fertigungsanlagen und deren gesamtheitliche Betrachtung. Motion: Was wird die Zukunft bringen? Wird es bald „Schleif-Apps“ geben? Helmut Nebeling: Schleif-Apps? Nein, das sehe ich noch nicht. Aber das Zusammenspiel von Software, Mechanik und Elektrik eröffnet ganz neue Funktionalitäten. Dabei muss die Software allerdings die Gestaltung (kunden-) spezifischer geometrischer Funktionen erlauben. Nur so kann das Know-how der Unternehmen umgesetzt werden. Außerdem brauchen wirtschaftliche Produktionssysteme integrierte Datennetze und keine autarken Dateninseln. Motion: Was bedeutet das? Helmut Nebeling: Die Software muss offene und definierte Schnittstellen besitzen, damit sich die einzelnen Bereiche Entwicklung, Produktion, Nachbearbeitung, Logistik usw. mithilfe von Softwarelösungen effizienzsteigernd verknüpfen lassen. In diese Richtung zielen auch die Integration der Prozessüberwachung mittels Sensoren und die adaptive Prozessführung. Auch hier geht es darum, die Produktionsanlagen optimal auszunutzen und so die erzeugte Produktqualität und die Wirtschaftlichkeit der Prozesse zu verbessern. INTERVIEW: IRA SCHROERS

KONTAKT helmut.nebeling@reutlingen-university.de

Motion 02 . 2012

13


SCHLEIFRING GRUPPE

INDEPTH

PRÄZISION AUS LEIDENSCHAFT Die Schweizer Uhrenindustrie und die SCHLEIFRING Gruppe: Seit Jahrzehnten pflegen sie eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Besonders an den legendären IWC-Uhren zeigt sich, wie wichtig die Präzision von Schleifmaschinen für die Uhrmacherkunst ist

14

Motion 02. 2012


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

Präzise bis zum TausendstelMillimeter-Bereich: die Einzelteile eines Uhrwerks mit Pinzette (o.) Rechts: eine IWC „Portofino“ mit Handaufzugpräzisionswerk und Mondphasenanzeige

DIE SCHWEIZ IST DAS LAND DER UHREN: Rolex, Breitling und Patek Philippe, Audemars Piguet und Vacheron Constantin sind Weltmarken. Nicht nur Chronometer-Liebhaber kennen und schätzen sie. Zu den ganz Großen der Branche gehört auch die International Watch Company in Schaffhausen, deren Atelierfenster nur wenige Kilometer vor dem Rheinfall direkt auf den Fluss hinausgehen. Der englischsprachige Name, häufig mit IWC abgekürzt, ist kein Zufall. Erstaunlicherweise war der Gründer der Uhrenmanufaktur ein amerikanischer Ingenieur: Florentine Ariosto Jones hob das Unternehmen 1868 in der Nordostschweiz aus der Taufe. Schaffhausen konnte damals bereits auf eine lange Tradition der Uhrmacherei zurückblicken. Schon 1409 wurde im Kloster Rheinau, zehn Kilometer rheinabwärts, die erste urkundlich erwähnte Uhr gefertigt, die für die Schaffhauser Kirche St. Johann bestimmt war. Ab 1583 gab es in dem Ort am tosenden Rheinfall nachweislich eine Uhrmacherzunft. Jones war als junger

Mann stellvertretender Direktor der E. Howard Watch & Clock Company in Boston, einer der zu der Zeit weltweit führenden Uhrenfabriken. Im damaligen Niedriglohnland Schweiz wollte er nun hochwertige Taschenuhren für den amerikanischen Markt fertigen. Noch unter Führung von Jones wurde 1875 mit einem Neubau unmittelbar am Rhein das Stammhaus von IWC errichtet, in dem das Unternehmen noch immer residiert und in dem seinerzeit schon nahezu 200 Mitarbeiter Arbeit fanden. Eine entscheidende Rolle spielte die Schweizer Uhrenindustrie auch für die Ewag AG, die 1946 gegründet wurde, um diese Branche mit hochwertigen Werkzeugschleifmaschinen zu beliefern. Ausgangspunkt war der hohe Präzisionsanspruch, der bei der Uhrenfertigung immer mehr an Bedeutung gewann. „In der Tat sind die Ansprüche immer weiter gestiegen. Früher reichte ein Hundertstel in der Bearbeitung, heute muss es der Tausendstel-Bereich sein“, erklärt Dieter Carld, der bei IWC Schaffhausen für

die Beschaffung und den Einsatz von Werkzeug verantwortlich ist. „Um diesem Trend zu noch höherer Präzision Rechnung zu tragen, haben wir 2003 unsere Schleifmaschinen durch eine WS 11 der EWAG ersetzt.“ Mit der manuellen Schleifmaschine werden bei der Uhrenherstellerin Sonderwerkzeuge für Prototypen gefertigt sowie Werkzeugkorrekturen durchgeführt. „Wir stellen jedes Jahr rund 30 neue Werkzeuge her, die meisten davon sind Unikate. Im Durchschnitt arbeite ich rund eine Stunde pro Tag mit der Maschine, je nach Auftragslage kann die Arbeitszeit über das Jahr verteilt aber variieren“, sagt Carld. Präzision ist das A und O der Uhrmacherkunst, vor allem, wenn es sich um klassische mechanische Uhren wie bei IWC handelt. Hier ist ein Mikrometer, also ein tausendstel Millimeter, das Maß aller Dinge. Und Präzision passt bestens zur Philosophie von IWC, die Leidenschaft für Uhrmacherkunst, unermüdlichen Pioniergeist und handwerkliche Perfektion in sich vereint. Motion 02 . 2012

15


SCHLEIFRING GRUPPE

INDEPTH

„Ohne moderne Hochpräzisionswerkzeuge wäre die Produktion unserer Uhren mit ihrem mechanischen Innenleben gar nicht möglich“, betont auch Kay Brüninghaus, Associate Director Production Components bei IWC. Als Resultat dieser Vorgehensweise überdauern die Uhren bei entsprechender Pflege und Sorgfalt Jahrzehnte. Vor diesem Hintergrund passt das Traditionsunternehmen die verwendeten Werkzeuge in einer eigenen Werkstatt an die individuellen Qualitätsbedürfnisse an – auch, und gerade, mit der EWAG WS 11. Einzahn- und Filetfräser, Gravierstichel und Prototypenwerkzeuge gehen nach der Bearbeitung in die interne Werkteilelieferung, die Gehäusefertigung, die Vor- und Uhrenmontage. 80 Prozent von ihnen sind Spezialwerkzeuge, die in einem Punkt übereinstimmen: Ihre Präzision liegt bei weni-

DIE SCHWEIZER UHRENINDUSTRIE: KLASSE STATT MASSE Größter Uhrenhersteller der Welt ist China, jedenfalls wenn es nach Stückzahlen geht. Das Riesenreich exportierte 2011 gut 682 Millionen, allerdings mit einem Durchschnittspreis von nur zwei Dollar. An zweiter Stelle dieses Rankings liegt Hongkong mit 402 Millionen Uhren. Erst an dritter Stelle folgt dann die Schweiz, die es nur auf 29,8 Millionen Uhren bringt, deren Wert aber nahezu 22 Milliarden Dollar beträgt. Damit liegt das Land wertmäßig mit deutlichem Abstand vorn. Zu diesem Erfolg trägt auch IWC bei. Nach Schätzungen der schweizerischen SonntagsZeitung lag der Umsatz der Schaffhauser Manufaktur 2011 bei über 650 Millionen Franken, der Betriebsgewinn bei über 150 Millionen Franken.

16

Motion 02. 2012

gen Mikrometern. Das gilt auch für die WS 11, die sogar Werkzeuge mit Durchmessern von 0,1 Millimeter schleifen kann. „Die Maschine erfüllt unsere Vorgaben an minimale Maßtoleranzen. Sie kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn wir schnelle Korrekturen an Werkzeugen brauchen“, betont Carld, der schon 23 Jahre bei IWC arbeitet. Mit dem Wissen um feinste Strukturen hat IWC immer wieder wichtige Impulse für die mechanische Uhr gesetzt – nicht zuletzt hat das Unternehmen am Ende des 19. Jahrhunderts das große Potenzial der aufkommenden Armbanduhren erkannt, für die ganz neue Werke entwickelt werden mussten. Weltruf hat die 1955 vorgestellte „Ingenieur“ erlangt. Keine andere Uhr hat das technische Profil von IWC so stark geprägt wie dieser erste Chronometer mit Automatikwerk im magnetfeldgeschützten Weicheisen-Innengehäuse. Der Sprung vom Handaufzug zu automatischen Werken war bereits vier Jahre zuvor mit dem damals revolutio-

nären Kaliber 85 gelungen. Mit der „Ingenieur“ katapultierte sich IWC im Wettlauf der Schweizer Uhrenhersteller um das erste beidseitig aufziehende Automatikwerk in die vorderste Reihe. Ihr Aufzug über Wippe und Rollen in der Automatikkaliberfamilie 85 setzte Maßstäbe in der Uhrmacherei. 2005 feierte die „Ingenieur“ ein großes Comeback – „ein Uhr gewordenes Stück Maschinenbau“, schrieb IWC selbst zum Launch der neuen Generation, die Stöße, Schläge und Vibrationen ebenso wegsteckte wie die magnetische Strahlung, die immer mehr Maschinen und Geräte heute emittieren. Nicht minder bekannt sind die Fliegeruhren von IWC, die seit 1936 für die richtigen Abflugzeiten sorgen und den besonderen Ansprüchen von Pilot und Crew gerecht werden. In der Pionierzeit der Fliegerei ging es vor allem darum, das empfindsame Innenleben der Chronometer vor Staub, extremen Temperaturschwankungen und den starken Magnetfeldern der Bordinstrumente zu schützen. Markenzeichen von Anfang

Photos: IWC Schaffhausen

Höchste Konzentration: Das Zusammensetzen der fast 100 Teile des Tourbillon in der IWC-Manufaktur erfordert Maßarbeit – und natürlich präzise gefertigte Werkzeuge


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

Doppel-Check: Bei IWC arbeiten Designer und Ingenieure (o.) eng zusammen. Bevor eine IWC-Uhr das Werk in Schaffhausen verlässt, wird sie im Wasser bei unterschiedlichem Druck auf Dichtheit geprüft (r.)

an: die optimale Ablesbarkeit des Zifferblatts. Die berühmteste Fliegeruhr ist die ab 1948 gebaute „Mark 11“, sozusagen Standard bei der Royal Air Force. Mehr als 30 Jahre war die „Mark 11“ im Einsatz – mittlerweile ist sie Kultobjekt und begehrtes Sammlerstück. Heute trotzen IWC-Fliegeruhren wie die Modelle aus der aktuellen TOP GUN-Kollektion dem Dreißigfachen der Erdbeschleunigung, haben vielfältige Funktionen und bestehen aus Hightech-Materialien wie Keramik und Titan. Bei der Herstellung der Uhren-Kollektion von IWC Schaffhausen helfen immer wieder Hochleistungswerkzeuge, wie sie Dieter Carld herstellen lässt. Sein abschließendes Urteil zur WS 11: „Sie arbeitet mit der Präzision eines Uhrwerks.“

„WIR STELLEN JEDES JAHR RUND 30 NEUE INSTRUMENTE SELBST HER. DIE MEISTEN DAVON SIND UNIKATE“ Dieter Carld, bei IWC Schaffhausen für Werkzeuge zuständig

KLAUS JOPP

KONTAKT christoph.ehrler@walter-machines.com www.walter-machines.com

Motion 02 . 2012

17


SCHLEIFRING GRUPPE

INSIDE

WAS MACHEN SIE HIER GERADE? Über 2000 Menschen sind rund um den Globus für die SCHLEIFRING Gruppe tätig. Aber woran arbeiten sie eigentlich genau? In der neuen Serie stellen wir in jeder Motion vier Mitarbeiter vor – wie Jessica Qian aus dem chinesischen Wuxi TEXTE: JOHANNA PRUSKI

Miamisburg WASHINGTON D.C.

NAME: Dean Tackett

NEU-DEHLI

POSITION: Supply Chain Manager bei United Grinding Technologies Inc., Miamisburg, USA

Bangalore

KONTAKT: dean.tackett@grinding.com

„Ich bin gerade im Materiallager und überprüfe die Versandpapiere für ausgehende Sendungen. Angefangen habe ich bei UNITED GRINDING in Miamisburg 1994. Damals mussten wir noch besondere Ersatzteile aus Europa bestellen. Daher haben mein Team und ich begonnen, ein Lager aufzubauen. Heute bietet es auf 774 Quadratmetern insgesamt 6000 Ersatzteile an. Außerdem haben wir vier Lean Lifts sowie einen Karussell-Vorratsturm. Dieser Turm funktioniert wie folgt: Wird ein Ersatzteil abgelegt, zieht eine Kette diese Ablage nach oben und eine neue erscheint. Dank dieses Systems haben wir unsere Effizienz enorm gesteigert. Wir können jetzt die vorhandene Fläche optimal ausnutzen und Tausende Ersatzteile auf engstem Raum aufbewahren. So bieten wir dem Kunden nicht nur eine große Auswahl an, sondern können ihn auch schnell beliefern. Als Manager für Zulieferketten bin ich für den Einkauf, den Bestand und die Planung verantwortlich. Ausgleich zum Arbeitsalltag finde ich beim Reisen. Ich war schon in Mexiko, Deutschland und der Tschechischen Republik. Reizen würden mich auch China und Finnland.“

18

Motion 02. 2012

„MIT MANCHEN KUNDEN ARBEITE ICH SEIT JAHREN ZUSAMMEN“

POSITION: Deputy General Manager Sales bei Körber Schleifring GmbH, Bangalore, Indien KONTAKT: prabhakarh@schleifring.in

„Gerade empfehle ich einem Kunden die für ihn geeignete Maschine aus unserem Angebot. Als stellvertretender Verkaufsleiter vermarkte und verkaufe ich STUDER-Produkte in ganz Indien. 1996 startete ich meine Karriere bei STUDER, davor war ich zehn Jahre lang für einen STUDERVertreter tätig. Seit 2007 bin ich für die gesamte SCHLEIFRING Gruppe unterwegs. Mittlerweile bin ich schon seit 16 Jahren hier – so lange wie kein anderer Mitarbeiter. Von meiner langjährigen Erfahrung profitieren auch die Kunden, mit denen ich teilweise schon kontinuierlich über Jahre hinweg zusammenarbeite. Manchmal kommt es vor, dass sie mich auch am Wochenende anrufen. Das macht mir nichts aus: Telefon und Laptop stehen immer griffbereit. Bevor ich morgens ins Büro fahre, gehe ich täglich für rund 45 Minuten in einem der vielen Parks in Bangalore spazieren. Das hält mich fit und hilft mir, mich mental auf die nächsten Aufgaben vorzubereiten.“

Photos: Thinkstock, privat (4), Graphic: iStockphoto

„IN UNSEREM LAGER STEHEN 6000 ERSATZTEILE ZUR VERFÜGUNG“

NAME: Hoovegowda Prabhakar


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

BERLIN

Tübingen Etziken BERN

NAME: Daniel Grasser POSITION: Kundenberater Service bei Walter Maschinenbau GmbH, Tübingen (D) und Ewag AG, Etziken (CH) KONTAKT: daniel.grasser@walter-machines. com

PEKING Wuxi

NAME: Jessica (Huan) Qian POSITION: Assistant to Head of Tool Sales bei Körber Schleifring Machinery (Shanghai) Co., Ltd, Wuxi, China KONTAKT: qianhua@schleifring.cn

„ICH SORGE FÜR REIBUNGSLOSE ABLÄUFE MIT UNSEREN KUNDEN“

„Gerade komme ich aus einem Meeting zurück, an dem alle Verkäufer und Assistenten aus dem WALTER- und dem EWAG-Team teilgenommen haben. Wir treffen uns alle vier bis sechs Wochen, sprechen über Projekte und arbeiten gemeinsam daran, Probleme zu lösen. Als Assistentin der Vertriebsleitung Werkzeugschleifmaschinen kommuniziere ich mit allen Abteilungen, unterstütze meinen Chef bei der Koordination seines Terminkalenders, vereinbare Termine, erstelle einen vorläufigen Budgetplan und mache die Buchhaltung. Ich mache alles, damit die Abläufe reibungslos funktionieren und wir auf jeden Kundenwunsch schnell eingehen können. An meiner Arbeit gefällt mir besonders der Umgang mit Kunden. Ich finde es interessant, unterschiedliche Menschen zu treffen. Wenn ich ein paar Tage frei habe, lerne ich andere Länder kennen. Als Nächstes werde ich nach Taiwan reisen. Gerne würde ich mir auch England, Spanien und Deutschland ansehen. Auf jeden Fall ein Land, wo ich Fußball live im Stadion mitverfolgen kann.“

„UNSERE KUNDEN BERATE ICH VOR ORT SCHON BEVOR DIE MASCHINE STEHT“ „Nachdem ich unseren größten Kunden in England davon überzeugen konnte, Wartungsverträge für seine WALTER-Maschinen abzuschließen, bin ich wieder in Tübingen in unserem Demo-Center. Hier bereite ich mich auf ein Gespräch mit einem Interessenten vor. Als Kundenberater Service stelle ich Upgrades und Dienstleistungen wie Wartungsverträge, Generalüberholungen oder die Vernetzung unserer Maschinen vor. Das alles geschieht vorab und nicht erst, wenn die Maschine steht. Durch meine Beratung erfährt der Kunde, wie er seine Produkte optimieren kann, aber auch, wie Prozesse effizienter gestaltet werden können. Um jeden vor Ort zu beraten, bin ich auch viel im Ausland unterwegs. So habe ich 2010 europaweit rund 120 Kunden besucht. Darunter waren auch viele, die gleich mehrere WALTER-Maschinen besitzen. Wenn ich nicht verreise, freue ich mich nach der Arbeit auf ein gutes Buch wie Paulo Coelhos „Aleph“ oder lausche den Klängen der norwegischen Musikerin Kari Bremnes.“

Motion 02 . 2012

19


SCHLEIFRING GRUPPE

INTERVIEW

Die drei Teilnehmer des Motion-Gesprächs, von links: Experte Christian Geßner, Stephan Nell, Vorsitzender der Geschäftsführung von KÖRBER SCHLEIFRING, und Christian Wriedt, Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung

20

Motion 02. 2012


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

MEHR ALS SCHÖNE WORTE Stephan Nell, Christian Wriedt und Experte Christian Geßner im Motion-Gespräch über die Perspektiven, die das Thema Nachhaltigkeit der SCHLEIFRING Gruppe bietet – für Kunden und für Mitarbeiter

Motion 02 . 2012

21


SCHLEIFRING GRUPPE

INTERVIEW

Motion: Der Begriff Nachhaltigkeit ziert heute Geschäftsberichte und Sonntagsreden. Börsennotierte Konzerne dokumentieren mit Angaben zur Nachhaltigkeit ihre Wettbewerbsfähigkeit. Können Sie sich noch erinnern, ab wann das Thema Fahrt aufgenommen hat? Christian Wriedt: Das war bei den beiden Ölkrisen 1973 und 1979, als wir an autofreien Sonntagen zu Fuß über die Autobahn gehen konnten. Aber damals hatte in diesem Zusammenhang noch niemand den Ausdruck „Nachhaltigkeit“ im Kopf.

Christian Wriedt: Dem muss aber immer ein funktionierendes und rentables Geschäftsmodell zugrunde liegen, sonst muss man sich gar nicht über Nachhaltigkeit unterhalten. Dieses Grundverständnis tritt leider immer wieder in den Hintergrund. Darum ist der Begriff aus meiner Sicht inzwischen auch ein wenig abgenutzt. Herr Nell, wann haben Sie den Einstieg in die Welt der Nachhaltigkeit gefunden? Stephan Nell: Das ist genau 22 Jahre her. Mein erster Arbeitgeber kam aus der Aluminiumbranche, die bekanntlich extrem viel Energie verbraucht. Deshalb haben wir uns schon damals sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Nachhaltigkeit ist heute ein Begriff, unter dem viele verschiedene Dinge verstanden werden. Und leider wird Nachhaltigkeit inzwischen oft nur unter Marketingaspekten gebraucht. Auch dafür gibt es einen Begriff: Greenwashing. Nachhaltigkeit wird dann aber nicht wirklich gelebt, sondern dient nur dem schönen Schein. 22

Motion 02. 2012

Diskussion in der Körber-Stiftung in Hamburg: Nachhaltigkeitsexperte Christian Geßner im Gespräch mit Stephan Nell und Christian Wriedt

„VOR EIN PAAR JAHREN NOCH DURFTEN WIR DEN BEGRIFF NACHHALTIGKEIT NICHT IN DEN MUND NEHMEN, DAS WOLLTE KEIN UNTERNEHMER HÖREN. DAS HAT SICH GEÄNDERT.“ Christian Geßner

Warum gehört Nachhaltigkeit eigentlich nicht von Natur aus zum menschlichen Handeln? Und durch welche Faktoren hat sich nicht-nachhaltiges Handeln entwickelt? Stephan Nell: Fehlende Nachhaltigkeit entsteht durch kurzfristige Zielorientierung und egoistisches Verhalten. Nachhaltigkeit braucht ihre Zeit. Aber die Geschäftswelt war über Jahrzehnte vom schnellen Erfolg geprägt. Christian Wriedt: Das hat mit der Systematik unserer Kapitalmärkte zu tun. Insofern stimmt das vorher Gesagte zu 100 Prozent. Umgekehrt bedeutet dies aber: Nachhaltigkeit und längere Fristen dürfen nicht dazu führen, dass man langsamer fortschreitet – denn das würde der Markt sofort abstrafen. Stephan Nell: Unternehmen brauchen für eine nachhaltig positive Entwicklung einen langfristigen Zeithorizont. Da kommt man schon irgendwann darauf, dass dabei die Effizienz nicht leiden darf.

IM GESPRÄCH STEPHAN NELL Stephan Nell (44) übernahm zum 1. Januar 2012 den Vorsitz der Geschäftsführung von KÖRBER SCHLEIFRING. Nell kam 2003 als Vertriebsleiter zur Fritz Studer AG. Seit 2005 gehörte er der Geschäftsführung an, seit 2007 stand er an der Spitze des Gremiums. Im Rahmen der Neuausrichtung der SCHLEIFRING Gruppe übernahm er im Februar 2011 die Verantwortung für Vertrieb, Service und Marketing.

CHRISTIAN WRIEDT Christian Wriedt (61) ist gelernter Bankkaufmann und war seit 1972 im Vermögensmanagement einer Lebensversicherung tätig. Seit 1992 war er privater Vermögensverwalter von Kurt A. Körber. Als nach dessen Tod sein Privatvermögen an die Stiftung floss, trat Christian Wriedt als Geschäftsführer in die Körber-Stiftung ein. Seit 1996 ist er Mitglied des Stiftungsvorstandes, seit 2001 dessen Vorsitzender.

DR. CHRISTIAN GESSNER Christian Geßner (42) hat in Münster und Heidelberg Volkswirtschaftslehre studiert und an der Universität Hohenheim in Betriebswirtschaftslehre promoviert. Anfang 2009 gründete er an der Universität Witten/ Herdecke das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU).

Photos: Daniel Cramer

Dr. Christian Geßner: Ausschlaggebend waren für mich der Club of Rome und Dennis Meadows mit „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972. Das Buch hat dazu geführt, dass sich das Thema aus der Umweltschützer-Szene heraus entwickelte. Aber erst 1992 beim Weltklimagipfel in Rio wurde Nachhaltigkeit als politisches Paradigma etabliert, weil 178 Staaten sagten: „Wir wollen nachhaltiger werden und entwerfen Nachhaltigkeitsstrategien für unsere Länder.“ In der Wirtschaft war das Thema in den Jahren danach nicht gerade wichtig. Es wurde höchstens unter dem Aspekt Risikomanagement beachtet und man betonte, dass nicht nur ökonomische Risiken, sondern auch soziale Umweltrisiken wichtig sind. Dabei durften wir das Wort „Nachhaltigkeit“ nicht in den Mund nehmen. Das wollte kein Unternehmer hören, weil es „öko“ war. Das hat sich mittlerweile geändert. Heute merkt man, wie viel in Unternehmen gemacht wurde. Heute heißt es eher: Wir haben viel zu bieten in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit.


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

„NACHHALTIGKEIT MUSS AUCH DEN PRODUKTIONSPROZESS PRÄGEN. IM MASCHINENBAU HEISST DAS: WIR BRAUCHEN MASCHINEN, DIE EFFIZIENTER ARBEITEN.“ Stephan Nell

Inlandsmarkt, sondern durch die Exporte. Bei uns werden die Drei-Liter-Autos gebaut und die großen Benzinschlucker in Asien verkauft. Hier müsste man fragen: Ist es das, was der Kunde auch wirklich braucht?

Stephan Nell macht im Gespräch anschaulich, an welchen Stellschrauben in einem Maschinenbau-Unternehmen gedreht werden kann, um die Entwicklung in Richtung höherer Nachhaltigkeit zu treiben

Christian Wriedt: Ich versuche mal, das ganz betriebswirtschaftlich auszudrücken: Nachhaltigkeit bedeutet, Ressourcen zu schonen auf allen Ebenen, denn Ressourcen kosten Geld. Am Ende des Tages ist der Nachhaltigere durchaus auch der Erfolgreichere. Der etwas langfristigere Denkhorizont darf aber nicht in Langmut, Trägheit oder Gemütlichkeit umkippen. Christian Geßner: Ich glaube, es gibt eine Chance, den Egoismus, der auch im Unternehmen notwendig ist, produktiv zu nutzen. Der Unternehmer sagt ja: Ich will etwas schaffen, ich möchte etwas aufbauen – aber ich muss jetzt erst mal bestimmte Umweltaspekte außen vor lassen, um etwas zu entwickeln. Da ist jedoch schon zu fragen: Wie sind die politischen Rahmenbedingungen dafür, dass sich Unternehmen nachhaltiger entwickeln? Hier hat die Politik bisher versagt, weil sie externe Kosten wie Umweltverschmutzung nicht internalisiert. Würden sich nämlich die Kosten, die der Gesellschaft durch nicht-nachhaltiges Handeln entstehen, in den Preisen widerspiegeln, bekämen wir sehr schnell eine nachhaltige Wirt-

schaft. Bei der heutigen Struktur sind die Preise immer von gestern. Als Erdöl billig war, bauten wir Autobahnen. Irgendwann haben wir die Infrastrukturen darauf ausgelegt. Heute gibt es ein Problem, weil Benzin und damit Autofahren immer teurer wird. Deshalb müssen wir darauf achten, dass die Preise der Realität entsprechen – und damit die richtigen Strukturen für die Zukunft anreizen. Christian Wriedt: Als wir noch in einer weniger global denkenden und handelnden Welt lebten, hätte man nachhaltigere Standards vielleicht leichter durchsetzen können. Aber heute sitzt unser Konkurrent in China – und nicht nur der Konkurrent, sondern vielfach auch der Kunde. Andere Kulturen und Gesellschaften setzen gerade bei der Nachhaltigkeit andere Prioritäten, schon um im Lebensstandard schnell zu uns aufzuschließen. Christian Geßner: Trotzdem beschäftigen sich auch die Chinesen mit dem Thema. Aber was machen wir? In der Automobilindustrie kommt das Wachstum im Moment nicht durch den

Stephan Nell: Nachhaltigkeit beginnt nicht erst bei den Endprodukten wie dem gerade genannten Drei-Liter-Auto. Nachhaltigkeit muss auch den Produktionsprozess prägen. Im Maschinenbau heißt das: Wir brauchen Maschinen, die effizienter arbeiten. Sie verbrauchen nicht nur weniger Energie, sondern laufen auch kürzer, damit sich der Prozess beschleunigt. Das ist für unsere Branche ein absolutes Zukunftsthema und deshalb müssen wir gerade unter diesem Blickwinkel in Forschung und Entwicklung investieren. Dies wird von vielen Kunden heute schon erwartet und entsprechend honoriert. Und wenn sich ein Kunde noch nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, bekommt er trotzdem einen effizienteren Prozess. Zugespitzt gefragt: Muss man sich Nachhaltigkeit leisten können oder ist sie der Schlüssel für eine höhere Wertschöpfung? Stephan Nell: Wir befinden uns gegenwärtig zwischen diesen beiden Positionen. Ich bin davon überzeugt, dass man in Zukunft mit Nachhaltigkeit Geld verdienen kann. Vor allem die größeren europäischen Konzerne sind heute schon bereit, in Nachhaltigkeit zu investieren – auch, um später mehr Geld zu verdienen. Christian Wriedt: Ich glaube auch, dass wir irgendwo in der Mitte stehen. Das fängt mit dem Geschäftsmodell an: Habe ich ein Produkt, das der Markt braucht? Warum müssen Kunden zur SCHLEIFRING Gruppe gehen, wenn sie ein Schleifproblem gelöst haben wollen? Das tun sie dann, wenn sie von den SCHLEIFRING-Unternehmen einen erhöhten Nutzen bekommen. Dazu gehört auch die Einsparung von Ressourcen: Energie, Materialeinsatz und Emissionen jeder Art; ebenso der Footprint einer Maschine. Das alles spielt neben der Technologie eine zunehmend große Rolle und bringt der Geschäftsidee und dem tragfähigen Geschäftsmodell Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Motion 02 . 2012

23


SCHLEIFRING GRUPPE

INTERVIEW

Christian Geßner: Ich glaube nicht, dass man sich Nachhaltigkeit nicht leisten kann. Die Frage stellt sich gar nicht. Die Handlungsspielräume werden immer geringer. Sobald die Politik das Thema erst mal erkannt hat, haben Unternehmen nicht mehr viel Spielräume. Momentan ist Nachhaltigkeit noch nicht Cashflow-wirksam, aber schon ein spürbarer strategischer Vorteil.

„KUNDENNUTZEN IST DER SCHLÜSSEL FÜR UNSEREN LANGFRISTIGEN ERFOLG. DAS IST ABER MEHR, ALS PROZESSE ZU OPTIMIEREN.“ Stephan Nell

Stephan Nell: Energie ist teuer, deshalb macht sich jeder über den Stromverbrauch Gedanken. Da geht es um bares Geld. Ich bin oft beruflich in China unterwegs. Immer mehr Chinesen beginnen, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Wenn sie zum Beispiel selbst Flugzeuge bauen, dann Leichtbau. Wie kann ein Schleifmaschinenhersteller nachhaltig wirtschaften? Die Schleifmaschine ist immer eingebunden in Prozesse. Aber was kann an der Maschine selbst bewirkt werden?

Stephan Nell: Das beginnt bei der eigenen Fertigung. Wir haben Systeme im Einsatz, die Verschwendung vermeiden. Ein Beispiel: Normalerweise braucht eine Maschine eine Aufwärmphase. Wir setzen Vorheizgeräte ein, die sie viel schneller auf die entsprechende Temperatur bringen. Oder: Früher hat man nicht darauf geachtet, dass Aggregate mitlaufen, auch wenn sie gar nicht gebraucht werden. Mittels einer intelligenten Steuerung lassen sich diese inzwischen abschalten. Es gibt so viele Ansätze: Kühle ich ein Gebäude mit einer Klimaanlage oder mit einer Wärmepumpe und deutlich weniger Energieverbrauch? Und selbstverständlich tragen unsere Maschinen zur Verbesserung der Prozesse unserer Kunden bei. Auch hierzu ein Beispiel: Ein Eco-Motorhersteller benötigte bis vor Kurzem fünf Werkzeugmaschinen, um ein Teil herzustellen. Durchlaufzeit zwei Wochen, mit Zwischenlager und allem, was dazu gehört. Heute macht er es auf einer einzigen Maschine. In ein paar Minuten ist das Teil fertig und braucht keine Lagerung mehr. Sind Schleifmaschinen auch deshalb nachhaltig, weil sie langlebige Produkte sind? Stephan Nell: Dabei kommt es entscheidend auf die Kunden an. Früher waren sie oft kurzfristig orientiert. Sie haben Maschinen für ein spezifisches Teil gekauft, drei bis fünf Jahre gebraucht und dann entsorgt. Heute ist ein hoher Prozentsatz der Maschinen, die wir vor zwölf Jahren verkauft haben, noch immer im Ein-

Stephan Nell (links) bezieht den Begriff der Nachhaltigkeit auch auf das Thema Mitarbeiter-Motivation

satz. Früher war der Umbau der Maschinen oft schwierig und sehr aufwendig. Heute folgen wir zum Beispiel mit der S22 von STUDER einem völlig neuen Konzept: der Plattform. Wenn das Teil, das der Kunde auf der Maschine fertigt, nach einigen Jahren ausläuft, kann der Kunde einzelne Module komplett ersetzen und die Maschine so weiter verwenden. Die Triebfeder ist immer die Suche nach dem intelligentesten Prozess für den Kunden. Stephan Nell: Ich bin davon überzeugt, dass der Kundennutzen der Schlüssel für unseren langfristigen Erfolg ist. Das ist aber weit mehr, als Prozesse zu optimieren. Unser Gedanke ist immer: Was müssen wir tun, um langfristig erfolgreich zu sein? Uns geht es nicht nur um den Erfolg in den nächsten ein oder zwei Jahren. Wir wollen auch in zehn oder zwanzig Jahren noch immer die Nummer eins im Weltmarkt sein. Das wird uns nur gelingen, wenn wir unseren Kunden die besten Lösungen für ihre Bedürfnisse liefern. Wie beeinflusst die Unternehmensform die Möglichkeit, sich nachhaltig zu verhalten?

Christian Geßner (links) und Stephan Nell bei der Diskussion der Frage, wie weit sich die Unternehmensform auf die Nachhaltigkeitsstrategie auswirkt – sehr stark, sind sich die Diskussionsteilnehmer einig

24

Motion 02. 2012

Christian Wriedt: Es gibt verschiedene Triebfedern für börsennotierte Unternehmen. Ganze Fondsgruppen werben damit, dass sie nur nachhaltige Aktien in ihrem Bestand führen.

Photos: Daniel Cramer

Christian Geßner: Bei den börsennotierten Unternehmen ist das Thema rein extern getrieben. Die Ratingagenturen fragen Nachhaltigkeitskriterien nach. Also bewegen sich alle in eine bestimmte Richtung. Immer häufiger fragen sich auch Familienunternehmen: Was haben wir eigentlich Schönes gemacht in den letzten Jahren? Warum stellen wir das nicht einmal dar?


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

NACHHALTIGKEIT Lesen Sie als Ergänzung zum Motion-Gespräch Auszüge aus „Werte und Grundsätze der Körber-Gruppe“ im Original:

STRATEGIEN UND WIRTSCHAFTLICHE ZIELE Die Körber-Stiftung als Eigentümerin unseres Konzerns fordert von uns in ihrer Aktionärsrolle, dass wir nachhaltig wirtschaftlich erfolgreich arbeiten und unseren Unternehmenswert mehren. Die langfristig positive Entwicklung des Konzerns hat Vorrang vor kurzfristiger Gewinnmaximierung.

SOZIALES UND GESELLSCHAFTLICHES HANDELN Unser wirtschaftliches Handeln basiert auf gesellschaftlichen und sozialen Grundsätzen, denen wir uns gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und anderen Geschäftspartnern verpflichtet fühlen. Es ist für uns ein wichtiges Ziel, das uns zur Verfügung stehende Kapital so einzusetzen, dass Menschen bei uns Arbeit finden. Die nachhaltig profitable Entwicklung des Konzerns ist auch Voraussetzung dafür, dass wir soziale und gesellschaftliche Aufgaben erfüllen oder fördern können.

Christian Wriedt brachte den Blickwinkel der Körber-Stiftung ins Gespräch ein

Wenn das als Marketinginstrument beim Anleger funktioniert, sammelt der Fonds mehr Mittel ein und muss mehr Aktien kaufen. Daraus folgt: Der Aktienkurs steigt. Am Ende wird der Vorstand über eine variable Vergütung in Aktienoptionen bezahlt und profitiert in diesem Beispiel von seiner unternehmerischen Entscheidung für Nachhaltigkeit.

„ALL DIE FACETTEN DER NACHHALTIGKEIT MACHEN EIN UNTERNEHMEN INTERESSANT FÜR GUTE NEUE MITARBEITER IM WELTWEITEN WETTBEWERB UM TALENTE.“ Christian Wriedt

Spielt in der Motivation auch die Nachhaltigkeit eine Rolle?

nehmens in einen größeren Kontext zu setzen. Damit sagt man aus: Wir leisten einen Beitrag. Auch wenn dieser nur marginal ist, tun wir das, was in unserem Verantwortungsbereich liegt. Wenn man eine Verbindung zwischen der Gesellschaft und dem Unternehmen schafft, wenn ein Austausch stattfindet und sich die Mitarbeiter dadurch noch besser aufgehoben fühlen, kann man auch viel flachere Hierarchien leben und mehr delegieren. Das ist für mich ein wichtiger Punkt beim Thema Nachhaltigkeit. Dazu gehören Mitarbeitergewinnung und Motivation, aber auch das Thema Gesundheitsmanagement. Wie sind die Arbeitsbedingungen? Was tue ich für meine Mitarbeiter über die gesetzlichen Anforderungen hinaus? Wie fördere ich das Thema Diversity? Wir werden viele Arbeitskräfte aus anderen Ländern brauchen, um weiter produktiv sein zu können. Darauf müssen Unternehmen kulturell vorbereitet sein.

Christian Geßner: Es gibt Unternehmen, die Nachhaltigkeitsbotschafter berufen und Mitarbeiter gleich von Anfang an mit Nachhaltigkeit impfen. Ich glaube, es wirkt Wunder, wenn man es schafft, die Praxis eines Unter-

Christian Wriedt: Alle diese Facetten tragen zu dem Image, dem Gesicht des Unternehmens bei. Das macht ein Unternehmen interessant für gute neue Mitarbeiter im weltweiten Wettbewerb um Talente.

Auch bei Mitarbeitern gilt es, nachhaltig zu handeln. Die SCHLEIFRING Gruppe investiert viel in die Aus- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten. Was hat der Unternehmer eigentlich davon? Stephan Nell: Schleifen ist eine Kunst. Kein Lehrbuch erklärt, welchen Spannwinkel die Platte haben muss und welche Geschwindigkeit passt. Daher kommt auch der Claim eines unserer Unternehmen: „The Art of Grinding“. Ich habe selbst Schleifen gelernt und weiß daher: Schleifen muss man spüren. Das können nur erfahrene Spezialisten. Wir investieren viel in Mitarbeiter, weil wir der Überzeugung sind, dass das am Ende für das Unternehmen nachhaltiger, günstiger und effizienter ist als eine hohe Fluktuation. Zudem entsteht so Motivation.

Stephan Nell: Im Maschinenbau waren anspruchsvolle Technologie und Innovationsstärke lange das, was die Attraktivität eines Unternehmens ausgemacht hat. Das ist auch heute noch so, aber die Mitarbeiter und auch potenzielle Mitarbeiter fragen verstärkt danach, was ein Unternehmen für die Gemeinschaft tut. Geld alleine motiviert niemanden längerfristig. Der Begriff Nachhaltigkeit wird heute mit vielem in Verbindung gebracht. Läuft er Gefahr, beliebig zu werden? Christian Geßner: Natürlich ist die Worthülse eine Gefahr. Allerdings gibt es viele Standardisierungsinitiativen etwa bei Nachhaltigkeitsberichten. Das wird in den nächsten Jahren dazu führen, dass Unternehmen nicht einfach so von Nachhaltigkeit sprechen können, sondern bestimmte Kriterien erfüllen müssen. Wir folgen damit einer europäischen Kultur der Überprüfbarkeit der Werte. Unser Verständnis von Nachhaltigkeit ist eine gewachsene Philosophie. INTERVIEW: MICHAEL HOPP

KONTAKT stephan.nell@schleifring.net

Motion 02 . 2012

25


SCHLEIFRING GRUPPE

A DAY WITH …

EIN TAG MIT … DANIEL HUBER Der Leiter des Kompetenzzentrums Innenschleifen der Fritz Studer AG in Biel ist ein echter Fachmann auf seinem Gebiet. Wir haben ihn an einem ganz normalen Arbeitstag begleitet

JAHRELANG WAR DANIEL HUBER Geschäftsführer der

Combitec AG in Biel. Das Unternehmen, das sein Vater 1982 gegründet hatte, stellte Hochpräzisionsschleifmaschinen mit eigener Bedienoberfläche sowie eine speziell auf die Anforderungen des Innenschleifens ausgerichtete Simulationssoftware her. Seine Wurzeln hat es in der anwenderspezifischen Kombination von Automatisierungsmodulen. Daher auch der Name Combitec. Erste Kunden waren Hersteller von Präzisionsgewinderingen. „Unsere Erfolgsgeschichte begann damals mit einem selbstentwickelten Gewindeschleifzyklus, der doppelt so schnell war wie alle bisher bekannten Lösungen“, erzählt Daniel Huber. Aufgrund der vielen Überschneidungen im beruflichen Umfeld pflegte Huber schon lange intensive Kontakte zur Fritz Studer AG im nahen Thun. „Wir haben uns immer wieder darüber ausgetauscht, wie die aktuelle Situation und die Zukunft aussieht“, erzählt der heute 48-jährige Huber. Die Idee für eine Zusammenarbeit entstand 2007 auf der Werkzeugmaschinenindustrie-Messe EMO. Dort unterhielt sich Huber mit dem STUDER-Geschäftsführer Fred Gaegauf. „Ich habe ihm die Eigenschaften unserer neuen Software vorgestellt“, erinnert er sich. Da sich die Unternehmen ideal ergänzten, wurden sich beide schnell einig und es kam zur Zusammenarbeit: Seit November 2008 leitet Huber das STUDER Kompetenzzentrum Innenschleifen in Biel. Heute profitieren Kunden auf der ganzen Welt vom Zusammenschluss von groß und klein, von STUDERS weltweitem Service und Hubers Kompetenz im Applikationsbereich. KONTAKT

daniel.huber@studer.com

26

Motion 02. 2012

7.30 UHR

Aufbruch: Nach dem gemeinsamen Frühstück mit der Familie verlässt Daniel Huber gut gestärkt sein Zuhause. Seine Frau, eine Floristin, kümmert sich um ihre beiden Kinder (13 und 15 Jahre). „Ohne den Rückhalt meiner Frau wäre das Führen eines Bereichs so nicht möglich“, sagt Huber.

7.50 UHR BIEL, Schweiz

Ankunft in der Firma: Die Sonne scheint ins lichtdurchflutete Eckbüro. Nach einer Tasse Kaffee bespricht Daniel Huber mit seiner Assistentin Ingrid Meier den Tagesablauf. Auf dem Schreibtisch: Fotos seiner Kinder sowie Spielzeug. „Meine Familie ist mir wichtig“, sagt er.


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

10.00 UHR BIEL, Schweiz Besprechung mit der Technikabteilung: Als Leiter des Kompetenzzentrums muss Daniel Huber die Vorgänge der jeweiligen Abteilungen überprüfen. Dazu trifft er sich regelmäßig mit seinem Team, um einzelne Maschinen zu besprechen, neue Komponenten zu entwickeln und über laufende Projekte zu diskutieren.

„MIT UNSERER SOFTWARE KANN MAN SCHLEIFZYKLEN AUTOMATISCH ERSTELLEN – EINGABEFEHLER SIND SO AUSGESCHLOSSEN.“ Daniel Huber, Leiter des Kompetenzzentrums Innenschleifen

11.15 UHR BIEL, Schweiz Softwarebesprechung: Mit seinem Team arbeitet er schon länger zusammen. Dass er an seinem Job Spaß hat, kann man sehen. „Ich empfinde Freude an meiner Arbeit. Aber auch das Umfeld muss stimmen. Man muss sich im Team wohlfühlen“, sagt er. Nach der Mittagspause fährt Huber zu einer Besprechung in das knapp 60 Kilometer entfernte Thun.

Motion 02 . 2012

27


SCHLEIFRING GRUPPE

A DAY WITH …

15.30 UHR THUN, Schweiz

Auswärtstermin: Mit leitenden Mitarbeitern aus der Technik bespricht Huber den aktuellen Stand eines Projektes, das sich noch in der Entstehungsphase befindet. Auch die Entwicklung neuer Geschäftsfelder gehört zu seinem Beruf. „Mir gefallen die abwechslungsreichen Aufgaben, die meinen Job ausmachen“, fügt er hinzu.

18.00 UHR AARBERG, Schweiz

Kundengespräch: Den Kunden im 17 Kilometer entfernten Aarberg kennt er schon seit Jahren. Trotzdem ist eine gute Vorbereitung das A und O: „Für mich ist es wichtig, dass ich kompetent und bis ins Detail beraten kann“, so der Perfektionist.

19.55 UHR BIEL, Schweiz

Photos: Schaub Stierli, Fotolia (1)

Ankunft in Biel: Nach einer 30-minütigen Autofahrt kehrt Daniel Huber nach Biel zurück. Ein stressiger Tag, der für ihn normal ist. Einen Ausgleich zum Job findet er beim Sport: „Ich gehe drei Mal die Woche laufen oder fahre Rennkart“, sagt er.

28

Motion 02. 2012


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

TOOLS & TECHNOLOGY NEUES AUS DER SCHLEIFRING GRUPPE

INHALT 30

MÄGERLE MFP 100 Wie das Schleifcenter nicht nur Gasturbinen effizienter macht

32

KRONOS S 125 Wie die Präzisionsarbeiterin auch kleinste Werkstücke herstellt

34

HELICHECK BASIC 2 Wie eine Inspektionskamera die Messung von Werkzeugen optimiert

35

FLEXGRIND M Wie der neue Absolut-Messkopf die Arbeitszeit nahezu halbiert

35

ORBIT Wie die neu entwickelte Baureihe Maßstäbe setzt

Flügel machen: Die MÄGERLE MFP 100 schleift Teile der Gasturbinen der Siemens AG – und trägt bei zum Effizienzweltrekord bei der Stromerzeugung


TOOLS & TECHNOLOGY

EINZIGARTIG MIT DEM ZWEIFACH-DOPPELGREIFER Die Entwicklung der MFP 100 von MÄGERLE geht auf die anspruchsvollen Wünsche von Herstellern stationärer Gasturbinen zurück. Demnächst werden auch andere Industrien von der Kompetenz des Schleifcenters profitieren

Photos: Gilles Rolle / Rea / laif (S. 29), picture alliance / Sascha Radke

Schleifen für die Stromerzeugung: eine Gasturbine der Siemens AG

30

Motion 02. 2012


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

ALLE VORTEILE AUF EINEN BLICK • robustes und dynamisches CD-Schleifund Bearbeitungscenter mit einer Spindelleistung von 50 kW

• 30 verschiedene Werkzeuge aufnehmbar – beispielsweise 15 Schleifscheiben und 15 Diamantformrollen

• besonders geeignet zur Bearbeitung von Turbinenleit- und -laufschaufeln sowie Hitzeschilden

• vielseitige, kundenspezifische Maschinenkonfigurationen dank modularer Bauweise

• schneller und flexibler Werkzeugwechsler mit einem speziellen Zweifach-Doppelgreifer

• kurze Werkzeugwechselzeiten • raumsparende Aufstellfläche

Groß auf kleiner Fläche: MFP 100 von MÄGERLE

DIE HERSTELLER VON GASTURBINEN sind besonders

anspruchsvoll. Sie benötigen Turbinenleit- und -laufschaufeln sowie Hitzeschilde in sehr präziser Ausführung. Und sie wollen diese noch schneller und preisgünstiger fertigen. „Genau dafür“, sagt Rainer Hungerbühler, Leiter Verkauf und Marketing bei MÄGERLE, „haben wir die MFP 100 entwickelt!“ Mit diesem neuen Schleifcenter lassen sich besonders große Werkstücke bis zu einem Durchmesser von 615 Millimeter und 547 Millimeter Länge auch in hochkomplexen Geometrien rationell und exakt bearbeiten. Der einzigartige Zweifach-Doppelgreifer beschleunigt hierbei nochmals den Austausch von Werkzeugen. Mit einem einzigen Griff tauscht er gleich zwei alte gegen zwei neue Werkzeuge aus. Schon in seiner Standardausführung nimmt er bis zu 30 verschiedene Werkzeuge wie Schleifscheiben und Diamantformrollen für das kontinuierliche Abrichten während des Schleifprozesses auf. Ihre maximalen Größen betragen 300 Millimeter beziehungsweise 160 Millimeter Durchmesser.

12 000 KILO AUF KLEINEM RAUM Damit lassen sich nicht nur die immer komplexeren Formen für stationäre Gasturbinen herstellen, sondern dieser Fortschritt strahlt auch auf andere Maschinenbauer aus. Denn jeder in dieser Branche schätzt, was Rainer Hungerbühler so formuliert: „Je weniger Aufspanung wir haben, desto genauer lässt sich ein Werkstück fertigen.“ Optional lässt sich der Wechsel sogar für die Aufnahme von bis zu 60 Werkzeugen wie Bohrund Fräßwerkzeuge sowie Messtaster ausrüs-

ten. Das Tool-Datenmanagement ist mit einer Kapazität von rund 500 Werkzeugen entsprechend großzügig ausgelegt. Diese Maschine von 12 000 Kilogramm Gewicht steht auf kleinstem Raum. Sie findet Platz auf einer Fläche von nur 4,6 Meter mal 4,0 Meter. „Besonderen Wert haben wir auch auf die einfache Bedienbarkeit gelegt“, erläutert Rainer Hungerbühler und verweist darauf, dass die Beladung mit Werkstücken flexibel von vorne und von oben erfolgen kann. Das ergonomische Design der Maschine erleichtert so nicht nur den Zugriff auf das Werkstück, sondern auch die Instandhaltung.

WIRTSCHAFTLICH IM 24/7-BETRIEB Die modular konzipierte MFP 100 wurde zudem für die harte Beanspruchung bei großen Serien und hohen Abtragsvolumina entwickelt. Im wirtschaftlichen, aber technisch anspruchsvollen 24/7-Betrieb arbeitet sie in der X-Achse mit einer Verfahrgeschwindigkeit von 0,01 Millimeter bis zu 40 Meter pro Minute. In der Y- und der Z-Achse sind es pro Minute zwischen 0,001 Millimeter und 30 Meter. Die X-Achse bietet einen Längshub von bis zu 1000 Millimeter, woraus sich auch die Typenbezeichnung der MFP 100 herleitet. Der Standard-NC-Tisch für zwei Achsen kann gegen einen für drei Achsen ausgetauscht werden. Kompaktes Design, hohe Leistung, kurze Werkzeugwechselzeiten und die Vielseitigkeit resultieren in sehr niedrigen Stückkosten der hochpräzise gefertigten Werkstücke. KONTAKT rainer.hungerbuehler@maegerle.com Motion 02 . 2012

31


TOOLS TOOL TOO LS & TECHNOLOGY GY

PRÄZISIONSARBEITERIN Die KRONOS S 125 ermöglicht die effektive Serien- und Massenfertigung von zylindrischen, konischen und balligen Werkstücken – mit hoher Genauigkeit und Effizienz

WAS HABEN DÜSEN- UND VENTILNADELN, Pumpen-

kolben, Steuerschieber und Kompressorkurbelwellen, Wälzkörper und Passschrauben gemeinsam? Alle benötigen eine hohe Präzision bei ihrer Herstellung. Damit sind sie ideale Anwendungen für die KRONOS S 125 von MIKROSA, die vor allem für die hochgenaue Bearbeitung kleiner Werkstücke prädestiniert ist. Mehr als 100 Maschinen wurden bisher in ganz unterschiedliche Branchen und für die unterschiedlichsten Applikationen geliefert. Die Maschine zeichnet sich durch ihr einzigartiges Konzept mit Kreuzschlittensystemen für Schleif- und Regelscheibe aus, das viel Flexibilität beim Schleifen ermöglicht. „Die KRONOS S 125 bietet große Vorteile insbesondere für alle, die eine hohe Produktivität mit einer ebenso hohen Genauigkeit verbinden wollen“, konstatiert 32

Motion 02. 2012

Karsten Otto, der Technische Leiter der Schaudt Mikrosa GmbH.

HOHE WIRTSCHAFTLICHKEIT Die KRONOS S 125 ist mit einer hybridgelagerten Schleifspindel für Umfanggeschwindigkeiten bis 120 Meter pro Sekunde ausgerüstet. In Verbindung mit der CBN-Hochgeschwindigkeitstechnologie kann damit die Taktzeit gesenkt und die Wirtschaftlichkeit deutlich gesteigert werden. Mit dem Verfahren des spitzenlosen Außenrundschleifens ist eine effektive Serien- und Massenfertigung von zylindrischen, konischen und balligen Werkstücken möglich. Grundsätzlich stehen dafür zwei verschiedene Verfahrensvarianten zur Verfügung: das Einstechschleifen und das Durchgangsschleifen. Das spitzenlose Außenrundschleifen bietet ge-

genüber anderen Rundschleifprozessen eine höhere Zerspanleistung bei gleichzeitig hoher Fertigungsgenauigkeit, der sich MIKROSA traditionell verpflichtet fühlt.

SPITZE BEI DER ACHSAUFLÖSUNG Die Achsauflösung beträgt 0,01 Mikrometer, was für derartige Schleifprozesse einen Spitzenwert darstellt. Digitale Antriebe ermöglichen höchste Genauigkeit und schnelle Verfahrgeschwindigkeiten. Diese Fähigkeit ist eine weitere wichtige Voraussetzung dafür, Werkstücke mit einem Toleranzfeld von nur plus/minus 0,5 Mikrometer unter wirtschaftlichen Produktionsbedingungen sicher fertigen zu können. KONTAKT karsten.otto@schaudtmikrosa.com


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

„DIE KRONOS S 125 BIETET GROSSE VORTEILE INSBESONDERE FÜR ALLE, DIE EINE HOHE PRODUKTIVITÄT MIT EINER EBENSO HOHEN GENAUIGKEIT VERBINDEN WOLLEN.“ Karsten Otto, Technischer Leiter bei der Schaudt Mikrosa GmbH

Bestens geeignet für die genaue Bearbeitung kleiner Werkstücke: KRONOS S 125

ALLE VORTEILE AUF EINEN BLICK • enorme Flexibilität beim Einrichten der Maschine sowie beim Abrichten und Schleifen

• Schleifspindel mit wartungsfreien Hybridwälzlagern und integrierter Auswuchteinrichtung

• schnelles und exaktes Schleifen durch stabiles Maschinenbett und beidseitig gelagerte Schleif- und Regelspindel

• Einsatz verschiedener Kühlmedien wie Emulsion oder Öl möglich

• Reproduzierbarkeit der Schleifergebnisse auch in engem Toleranzbereich von plus/minus 0,5 Mikrometer • CBN-Hochgeschwindigkeitstechnologie (optional) • hochgenaue und exakt reproduzierbare NC-gesteuerte Konuskorrekturfunktion

• wartungsfreie Steuerung Siemens SINUMERIK 840D beziehungsweise 840D sl • MIKROSA-Software mit spezieller Bedienoberfläche und leicht verständlicher Symbol-Bildtechnik für einfaches Programmieren • höchste Umwelt- und Sicherheitsstandards durch Volleinhausung

STANDARDISIERTE AUTOMATION

EFFEKTIVES EINSTECHSCHLEIFEN

VERTAKTETES ARBEITEN

Die KRONOS S 125 bietet eine standardisierte Automation als Schlüssellochlösung sowie variable Greifsysteme (Einfach- und Mehrfachgreifer). Die Werkstückwechselzeit beträgt maximal drei Sekunden.

Besonders effektiv ist gezieltes Maßschleifen von Durchmesser und Stirnfläche in einem Einstich (gerade oder 15° schräg). Dabei können mehrere Operationen durch Versetzen des Werkstückes oder der Schleifscheibe bewerkstelligt werden. Ebenso möglich ist oszillierendes Einstechschleifen.

Große Vorteile lassen sich auch durch das Vertakten von Werkstücken erzielen, wobei mehrere Arbeitsoperationen zur Bearbeitung miteinander verknüpft werden.

Motion 02 . 2012

33


TOOLS & TECHNOLOGY

Berührungslos messen: Die Maschinen der HelicheckBaureihe sind ideal für die Integration in den Fertigungsprozess geeignet

WENN EINE MASCHINE SEHEN LERNT Eine neue Inspektionskamera für die visuelle Prüfung von Schneidkanten und Schleifergebnissen verbessert die Einsatzmöglichkeiten der Helicheck-Messmaschinen von WALTER

IM VERGANGENEN JAHR hat die Walter Maschinen-

bau GmbH mit der Basic 2 die bewährte Helicheck-Baureihe um eine zusätzliche optische Drei-Achs-CNC-Messmaschine ergänzt. Die Helicheck Basic 2 ist für komplexe Profil- oder Formmessungen sowie verlässliche Kontrollmessungen wie Durchmesser, Stufenlängen oder Rundlauf konzipiert. Sie überzeugt durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt und ist so insbesondere als Einstiegsmodell oder für In-Prozess-Messungen geeignet. Damit bietet WALTER einen idealen Ersatz für veraltete, herkömmliche Profilprojektoren. Nun haben die Messspezialisten ihre Maschine mit einer optionalen Inspektionskamera ausgerüstet, die zusätzlich zur Durchlichtkamera (50-fache oder optional 100-fache Vergrößerung) eine visuelle Inspektion der Schneidkante und des Schleifergebnisses im Auflicht ermöglicht. Zwei Farbkameras mit einer Auflösung von 1280 x 1024 Bildpunkten, integrierter LEDBeleuchtung sowie Makro- und Mikrooptik mit einer 35-fachen beziehungsweise 400-fachen Vergrößerung generieren Abbildungen von kompletten Werkzeugen, aber auch von sehr kleinen Details dieser Werkzeuge. Auf diese Weise lassen sich sowohl die Werkzeuggeometrie im Ganzen überprüfen als auch Ausbrüche, Oberflächen- und Übergangsfehler und Verschleiß feststellen. Dank der Dokumentationsfunktion können auch Bilder erzeugt und Messmikroskope komplett ersetzt werden. 34

Motion 02. 2012

EINFACHE BEDIENUNG Die Inspektionskamera zeichnet sich durch ihre einfache und intuitive Bedienung aus. Dazu wurde sie in die bewährte Easy Check Software integriert, sie ist also kompatibel zu den anderen Maschinen der Helicheck-Baureihe. Auf dieser Basis lassen sich benutzergeführte, interaktive Messungen durchführen und die erzeugten Messabläufe zur Wiederholoder Serienmessung abspeichern. Durch die Anordnung auf einer motorischen Drehachse lassen sich die Kameras für die Stirn- und Seitenansicht, also axial beziehungsweise radial, einsetzen. Mit diesen optischen CNCMessmaschinen offeriert WALTER die berührungslose Messung von rotationssymmetrischen Werkzeugen, Schleifscheiben und Produktionsteilen mit höchster Präzision. Über die gezielte Rückführung der Messergebnisse kann eine optimale Einstellung der Schleifoder Bearbeitungsmaschinen vorgenommen werden. Die Maschinen der HelicheckBaureihe sind deshalb ideal zur Integration in den Fertigungsprozess oder in den Messraum geeignet. Mit der Helicheck Basic 2 und der neuen, maßgeschneiderten Inspektionskamera stärkt das Unternehmen seine Position in der vollautomatischen Werkzeugmesstechnik. „Wir möchten schnell auf Kundenbedürfnisse reagieren. Deshalb haben wir unser Produktportfolio in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut“, erklärt Oliver Wenke, Leiter des Entwicklungszentrums Messtechnik der Walter Maschinenbau GmbH.

Voller Durchblick: Die neue Inspektionskamera ermöglicht die visuelle Inspektion der Schneidkante und prüft das Schleifergebnis


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

„WIR REALISIEREN VIELFÄLTIGE ANWENDUNGEN FÜR DEN MASCHINENUND FAHRZEUGBAU.“

FLEXGRIND M FÜR SCHWERE WERKSTÜCKE Die Universal-Rundschleifmaschine FlexGrind M wurde für große Werkstücke entwickelt. Dazu zählen Walzen, Wellen und Spindeln für Maschinen, Triebwerksteile und Eisenbahnachsen ebenso wie Druckzylinder, Papierwalzen oder Getriebeteile für Windkraftanlagen und Pumpen.

Daniel Mavro, Leiter Verfahren bei der Schaudt Mikrosa GmbH

GUT GERÜSTET FÜR DEN WELTMARKT SCHWERGEWICHT PRÄZISE GESTEUERT Herausragendes Merkmal der FlexGrind M ist der Absolutmesskopf, der Messungen im laufenden Schleifprozess erlaubt DIE WELLEN SIND BIS ZU VIER METER LANG und bringen mit 1,2 Tonnen ein Gewicht wie ein

VW Golf auf die Waage – selbst solch schwere Werkstücke sind für die UniversalRundschleifmaschine FlexGrind M der Schaudt Mikrosa GmbH kein Problem. Durch ihre modulare Bauweise kann sie je nach Ausführungsvariante auch riesige Werkstücke bearbeiten. Dafür stehen gleich mehrere Möglichkeiten wie Außen- und Innenrundschleifen, Rund- und Unrundschleifen sowie das Längsschleifen zur Verfügung. „Mit acht Standard-Schleifspindelstockvarianten lassen sich vielfältigste Anwendungen realisieren“, erklärt Daniel Mavro, Leiter Verfahren bei der Schaudt Mikrosa GmbH. Die Ausstattung mit dem DIATRONIC 22-Absolutmesskopf macht die FlexGrind M einzigartig in dieser Maschinenklasse, weil sie das Messen des absoluten Durchmessers im laufenden Schleifprozess ermöglicht – oder anders gesagt: Der Messkopf steuert den Schleifprozess. Beim Schälschleifen von Walzen mit CBN-Keramik (CBN steht für kubisch kristallines Bornitrid) hat SCHAUDT einen wesentlichen Vorteil realisiert: Dadurch kann die Taktzeit von 120 auf 67 Minuten gesenkt werden, eine Verbesserung von 44 Prozent.

Messgesteuertes Schleifen des Lagersitzes einer Getriebewelle auf der FlexGrind M

Die neu entwickelte ORBITBaureihe setzt Maßstäbe im Segment der kleinen bis mittelgroßen Flach- und Profilschleifmaschinen NUN HAT SIE SERIENREIFE ERLANGT: ORBIT ist die Plan- und Profilschleifmaschine für den kleinen und mittleren Schleifbereich. Alle drei Baugrößen mit Schleifbereichen von 500 x 200 bis 800 x 400 Millimeter sind ab Werk verfügbar. Bei der Steuerung hat der Kunde die Wahl zwischen einer CNC-Steuerung mit der Werkzeugbaulösung von JUNG oder der BLOHM EasyProfile-Steuerung mit intuitiver TouchBedienung für den Werkstattalltag. Die ORBIT zeichnet sich durch ein Kreuzschlittenkonzept und hydrodynamische Gleitführungen in der X-Achse aus. Diese Verbindung sorgt für ein besonders gleichmäßiges Schliffbild. Die in China bei Körber Schleifring Machinery (Shanghai) Co., Ltd. (KSMS) produzierten Maschinen werden in die Märkte geliefert und vor Ort in Amerika, Europa oder Asien konfiguriert. Weltweit profitieren die Kunden von den kurzen Lieferzeiten, die durch diese Logistik ermöglicht werden.

Motion 02 . 2012

35


SCHLEIFRING GRUPPE

INTERNATIONAL

EIN KONTINENT WILL HOCH HINAUS Das Engagement der SCHLEIFRING Gruppe in Südamerika begann im boomenden Brasilien der 70er-Jahre. Heute ist die Gruppe auch in Argentinien, Kolumbien und Chile präsent

HEUTE IST BRASILIEN nach den USA, China, Japan, Deutschland und Frankreich die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt. Auch für die SCHLEIFRING Gruppe ist Brasilien ein wichtiger Absatzmarkt. Das war längst nicht immer so. Zwar zählte das Land von Zuckerhut, Samba und Karneval in den 70er-Jahren zu den aufstrebenden Wirtschaftsnationen: Namhafte Automobilkonzerne verlagerten ihre Produktionen auf den südamerikanischen Kontinent. Sukzessive entwickelte sich eine Automobilzuliefererindustrie und mit ihr kamen Schleifmaschinenhersteller ins Land. STUDER, bereits seit den 60er-Jahren in Südamerika aktiv, startete 1975 mit dem Aufbau einer eigenen Fertigung in Santo Amaro, einem Stadtbezirk von São Paulo, und begann fünf Jahre später mit der Montage konventioneller Schleifmaschinen vom Typ OC aus Bausätzen. 1984 folgte der Umzug der Studer Ltda in neue Räumlichkeiten in Alphaville im Bundesstaat São Paulo und 1986 mit der S20-4 die Fertigung der ersten CNC-Maschine.

BRASILIEN BOOMT WIEDER Auch die Werkzeugschleifmaschinenhersteller der SCHLEIFRING Gruppe profitieren von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung Brasiliens der letzten Jahre. Da weltweit operierende Unternehmen wie Autozulieferer, Elektromotoren- und Werkzeugbauer sowie Hersteller von Medizintechnik Brasilien wieder als Standort entdecken, steigt die Nachfrage nach Standard- und Spezialwerkzeugen. Das Team von WALTER und EWAG ist daher nicht nur mit einem Servicebüro, sondern auch mit einem Ersatz36

Motion 02. 2012

Imocom Bogota. Kolumbien

STUDER, SCHAUDT, MIKROSA TDA Serviços Ltda São Paulo. Brasilien

Photos: Imagebroker RM / F1online, Thinkstock, Graphic: iStockphoto

Doch Anfang der 90er-Jahre ging es mit Brasilien wieder bergab. Die SCHLEIFRING-Unternehmen setzten bewusst auf Kundennähe und ließen sich vor Ort von externen Händlern vertreten. Seit diesem Jahr ist die Firma TDA Serviços Ltda für die Technologiegruppe Rundschleifen im Markt aktiv, und so konnten bereits im ersten Halbjahr mehr Maschinen von STUDER verkauft werden als in den drei Jahren zuvor. Auch Embraco und WEG, zwei weltweit renommierte Hersteller von Kompressoren und Elektromotoren, gehören seit Jahren zu den Kunden von STUDER, SCHAUDT und MIKROSA. Mehrere Dutzend Rundschleifmaschinen der SCHLEIFRING Gruppe sind bei diesen Herstellern im Einsatz. Produziert werden darauf unter anderem Kompressor- und Elektromotorenwellen, aber auch Einzelteile für den Werkzeugbau.

WALTER

EWAG GMO Gabelsberger + Cia. SA Buenos Aires. Argentinien


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

Aufschwung Süd: Von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung profitieren auch die Standorte der SCHLEIFRING Gruppe in Südamerika

WALTER, EWAG Walter Máquinas Ltda Sorocaba, Brasilien

Motion 02 . 2012

37


SCHLEIFRING GRUPPE

INTERNATIONAL

Kontinuität: Die Firma Herramar in Buenos Aires setzt seit zehn Jahren auf Werkzeugschleif- und Messmaschinen von WALTER

„ES IST UNS WICHTIG, IN SÜDAMERIKA BREIT AUFGESTELLT ZU SEIN, DAMIT WIR WEITERHIN NAHE BEI UNSEREN KUNDEN UND IHREN BEDÜRFNISSEN SIND.“ Rolf Grossenbacher, Vertriebsleiter Asien und Südamerika bei STUDER

teillager in Sorocaba bei São Paulo vor Ort. Die beiden SCHLEIFRINGUnternehmen reagieren damit auch auf die restriktiven brasilianischen Einfuhrbestimmungen. Komplexe Steuervorschriften mit sich oft ändernden Berechnungsmethoden zählen ebenso dazu wie Importquoten und die komplizierte Registrierung bei diversen Behörden. Einfacher wird das nur für Unternehmen mit Sitz in Brasilien, die Importe unter eigenem Namen und mit eigenen Mitteln durchführen. „Dank des eigenen Lagers sind unsere Mitarbeiter vor Ort jederzeit in der Lage, schnell und ohne Umwege auf die Wünsche unserer Kunden eingehen zu können. Dieser Service ist einzigartig“, erklärt Christian Dilger, Verkaufsleiter bei WALTER und EWAG. „Kein anderer Hersteller von Werkzeugschleifmaschinen kann das in Südamerika bieten.“

NICHT NUR STEAKS AUS ARGENTINIEN Nach Brasilien ist Argentinien für die Unternehmen der SCHLEIFRING Gruppe der zweitwichtigste Markt in Südamerika. Motor des argentinischen Wirtschaftswachstums ist vor allem die seit Jahren wachsende Kfz-Branche und die Metallindustrie. Ein erfolgreicher Vertreter dieser Branche ist die Herramar SRL mit Sitz in Buenos Aires. Das 1974 von dem deutschstämmigen Manfred Arheit gegründete Unternehmen produziert Sonderwerkzeuge für die Zerspanungs-, Verpackungs- und Kunststoffindustrie sowie für den Werkzeugbau und -handel. Bereits seit zehn Jahren setzt Arheit dabei auf die Werkzeugschleif- und Messmaschinen von WALTER. Unter anderem zwei Helitronic Basic, eine Heli Toolcheck und eine erst kürzlich angeschaffte Helitronic Power zählen zum HerramarMaschinenpark. Auf diesen WALTER-Maschinen schleift und misst Arheit vor allem Messer und Klingen sowie rotierende Werkzeuge aus Hart38

Motion 02. 2012

metall und Schnellarbeitsstahl. „Unsere Kunden erwarten hervorragende Oberflächenqualitäten. Für uns sind daher Präzision und wiederholbare Genauigkeit von entscheidender Bedeutung“, sagt der Herramar-Gründer. Mit den älteren konventionellen Schleifmaschinen war das nicht möglich; manche Produkte wie beispielsweise Hartmetallfräser konnten gar nicht bearbeitet werden. Doch dank der CNC-gesteuerten Schleifmaschinen aus Deutschland konnte das Unternehmen nicht nur neue Schleifaufgaben lösen, sondern auch Qualität wie Produktivität deutlich verbessern und seinen Kunden Werkzeuge zu einem überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten.

ERSTE ERFOLGE IN CHILE In anderen Ländern Südamerikas sind die SCHLEIFRING-Unternehmen ausschließlich über Händler vertreten und pflegen Kontakte zu ihren Kunden von der Schweiz und Deutschland aus. Einer der jüngsten Erfolge dieser Kontaktpflege ist der Verkauf einer Helitronic Power nach Chile. Der Andenstaat ist nach der globalen Finanzkrise und dem schweren Erdbeben vom 27. Februar 2010 mit materiellen Schäden von rund 30 Milliarden US-Dollar wieder auf einem stabilen Wachstumskurs. „Dieser Verkauf ist nicht hoch genug zu bewerten, denn die klassische Industrieproduktion hat in Chile eher nachrangige Bedeutung“, sagt Wolfgang Liebmann, Exportmanager bei WALTER und zuständig für alle Länder Südamerikas außer Brasilien. Er weiß: Südamerika ist ein kleiner, aber wichtiger Markt, weil Argentinien und Brasilien ein großes Wirtschaftswachstum in Südamerika verzeichnen. „Wir gehen davon aus, dass der südamerikanische Markt an Bedeutung gewinnt, und haben daher in allen Ländern von Chile über Kolumbien bis Argentinien gute Kontakte“, so Rolf Grossenbacher, Vertriebsleiter Asien und Südamerika bei STUDER. „Es ist uns wichtig, in Südamerika breit aufgestellt zu sein, damit wir auch weiterhin nahe bei unseren Kunden und ihren Bedürfnissen sind. In vielen Ländern stehen wir erst am Anfang einer Erfolgsgeschichte.“ KONTAKT rolf.grossenbacher@studer.com paul.koessl@schaudtmikrosa.com wolfgang.liebmann@walter-machines.de matthias.guhlke@blohmjung.com rainer.hungerbuehler@maegerle.com


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

REISE

4

t ap i

ru

SANTA TEREZA

R. I

Morro da Nova Cintra 267

n dr

in o

Al e

xa

anje

iras

P ra ia do Bo

Est

2

o do r

Pessoa

R. Ge

t ác

io

lfim Moreira Av. De do Leblon Praia

e D o m He

Pão de Açúcar 395 Morro da Urca 215

COPACABANA Morro dos Cabritos 385

n R. To

o eler Av.

Atlâ

1a

nti c

a tlâ n ti c Av. A eme L o ia d Pr a

na

Pessoa

Ilha de Cotunduba

OCEANO

op ac a

de Freitas Av. Epitácio

5

LEME

IPANEMA LEBLON

neral

ba

Rodrigo

pi

URCA

Enseada de Botafogo

ATLÂNTICO

Av. Atlântica Praia de C

lbu c. de A

is Av. V

.E Av

f

Av. Paste ur Universidade Federal Morro da de Rio de Janeiro Babilonia 235

Po li

aitá H um

co

R. Mário Ribeiro

que

rque

R. JJóquei Clube

Parque Tivoli

In Av.

BOTAFOGO

R. co R. Jardim Botãni Praça Gen. Alcio Souto

Lagoa

ãni Bot

ard

im

Jardim Botânoco

go

R. S ão C l em e nt e

Corcovado 704

JARDIM BOTÂNICO

t a fo

an t

Mirante Dona Marta 363

Parque Nacional da Tijuca

1 COPACABANA PALACE Die Grande Dame, direkt am Kultstrand gelegen, bietet ein traumhaftes Panorama. Deswegen: unbedingt ein Zimmer mit Meerblick buchen und den sensationellen Sonntagsbrunch auf der Terrasse am Pool genießen.

n ri

R. da s LARANJEIRAS

R. COSME oca a r i Tijuca Park VELHO C a d rad a rra a de Ferro Corcov do Se

Guanabara

FLAMENGO

nt e

L ar

A lmir a

Ilha de Villegaignon

Enseda da Glória

Praça Paris

Praç a qu e

SUMARÉ

3 LAPA

R . do l e te Ca do Flam Av. Infaengo e nte Do m H e nri q Praia do Fla men go

ESTÁCIO

Baía de Aeroporto Praça Santos Dumont Sen. Salgado Filho

u

k ddo c R. Ha agipe I tap e d o

e heks idente

de Sá

R . d os

L

6

de Santana Av. Mem

obo

Av. Paulo de Frontin

Zuckerhut, Copacabana und Karneval – das sind die weltbekannten Highlights Rios. Aber auch abseits der Touristenpfade lässt sich zwischen zwei Geschäftsterminen das wahre Gesicht der Weltstadt entdecken. Eine Checkliste:

f im n d e de B o . B a r ã R

Av. Engenheiro Freyssinet

R. Co

Pr

Av.

CENTRO

s VargaCampo

nte eside

C o qu e i r os

R. Teixeira Soares Complexo Esportivo do rros e Ba Maracanã ari s R. M

SANTO CRISTO

r .P Av bitsc Ku

Av. Francisco Bicalho

ZWISCHENSTOPP IN RIO DE JANEIRO

Quinta da Boa Vista

ARPOADOR Av. Viera Souto Praia do Ipanema

Ponta de Copacabana

Praia de Diabo

0

1 km

www.kartographie.de

Photos: John Banagan, Rosa Herz, picture alliance / Kyodo, John Banagan / AGE / F1online, Caro / Hoffmann, Graphic: Huber Kartographie

2 FAVELA SANTA MARTA, BOTAFOGO Die mittlerweile sichere Favela ist in jedem Fall einen Besuch wert. Hier drehte Popstar Michael Jackson einen Videoclip und ein Energy-DrinkHersteller aus Österreich nutzte die atemberaubende Kulisse für einen Bike-Wettbewerb. Besonders spektakulär sind die von verschiedenen Künstlern bunt gestalteten Häuser in Santa Marta.

4 SANTA TERESA In den Fünfzigerjahren drohte dem Viertel der Verfall – bevor es von Künstlern und Aussteigern wiederentdeckt wurde. Heute entzückt es durch Ursprünglichkeit und einen etwas morbiden Charme. Hin kommt man am besten mit Rios letzter Straßenbahn.

5 PRAIA VERMELHA Zum Sonnenbaden sollten Rio-Reisende neben einem Besuch der berühmten Strände Copacabana und Ipanema auch einen Abstecher zu diesem etwas kleineren und gemütlicheren Familienstrand einplanen. Nirgendwo kann man Einheimische besser beobachten. 3 LAPA Das Szene-Viertel lädt zu vielseitigen Entdeckungen ein. Entlang der Hauptstraßen reihen sich architektonische Sehenswürdigkeiten aneinander. Beeindruckend sind die von einem chilenischen Künstler gestalteten Treppen zwischen den Straßen Rua Joaquim Silva und Rua Pinto Martins.

6 CONFEITARIA COLOMBO Den besten Kaffee gibt es in der 1894 eröffneten Confeitaria Colombo. Im Stil der Wiener Kaffeehäuser eingerichtet, wird hier original brasilianischer Bohnenkaffee zu landestypischen süßen Backwaren serviert.

Motion 02 . 2012

39


SCHLEIFRING GRUPPE

? Was denken Sie

IDEAS

en sehen Sie in Welche Chanc ng? Welche der Globalisieru n Sie auf Ihren Strategien halte nd? folg verspreche Märkten für Er

AUFBRUCH NACH GLOBALIA

an: Schreiben Sie .net ng fri motion@schlei

Zur Erklärung des Erfolgs, den deutsche und schweizerische Unternehmen im Export erzielen, bietet sich das Konzept der „Hidden Champions“ an. Sein Schöpfer ist der deutsche Experte Professor Hermann Simon. Für Motion legt Simon aus seiner Sicht dar, wie sehr seine Theorie von der Realität bestätigt wird

Im Jahre 1986 fragte mich der berühmte Harvard-Professor Ted Levitt, der den Ausdruck Globalisierung populär machte, warum die deutsche Wirtschaft im Export immer vorne mitspiele. In den 25 Jahren seither hat sich wenig geändert. Zehn Mal waren wir in diesem Zeitraum Exportweltmeister. Auch 2011 brachte wieder einen neuen Rekord. Der Export, nicht die Binnennachfrage, ist für unseren Wohlstand und die niedrige Arbeitslosigkeit verantwortlich. Noch nie war das Interesse am „deutschen Modell“ so groß wie heute. Ständig wollen Gesprächspartner aus Korea, Japan, China, Frankreich oder den USA wissen, woran es liegt und was sie von uns lernen können. Und wird diese Stärke Deutschlands in Globalia, wie ich die globalisierte Welt der Zukunft nenne, anhalten? Was sind die Wurzeln dieser Wettbewerbsstärke? Zwei Antworten seien vorangestellt. Erstens gibt es nicht die eine, alles erklärende Ursache. Und zweitens, es liegt nicht an den Großunternehmen. Die USA haben viermal und Japan hat doppelt so viele Fortune-Global-500-Unternehmen wie Deutschland, sogar Frankreich hat mehr. Dennoch hängt die Exportleistung dieser Länder weit hinter der deutschen zurück. Die Hauptursache für den anhaltenden deutschen Exporterfolg liegt in der Stärke des Mittelstandes oder präziser gesagt, der Elite des Mittelstandes, den sogenannten „Hidden Champions“. Seit 25 Jahren sammle ich die Namen dieser wenig bekannten mittelständischen Weltmarktführer. Meine globale Liste umfasst 2734 Firmen, von denen sage und schreibe 1307 aus Deutschland stammen. Die Hidden Champions stehen für gut ein Viertel der deutschen Exporte. Sie sind ein in der Welt einzigartiges Phänomen. Deutschland hat 16 Hidden Champions pro Million Einwohner, in Frankreich sind es 1,1, in den USA 1,2, in Japan 1,7. Nur Österreich und die Schweiz weisen mit knapp 14 Hidden Champions pro Million Einwohner ähnliche Werte auf.

ELITE AUS DEM MITTELSTAND: DIE HIDDEN CHAMPIONS LAND ANZAHL DER HIDDEN CHAMPIONS JE MILLION EINWOHNER DEUTSCHLAND LUXEMBURG SCHWEIZ ÖSTERREICH SCHWEDEN SLOWENIEN DÄNEMARK NORWEGEN FINNLAND BELGIEN JAPAN NIEDERLANDE ITALIEN USA FRANKREICH GROSSBRITANNIEN ISRAEL POLEN AUSTRALIEN KANADA SÜDKOREA SPANIEN BRASILIEN CHINA RUSSLAND

16 14 13,9 13,8 5,4 3,5 3,4 2,8 2,7 1,8 1,7 1,7 1,2 1,2 1,1 1,1 0,9 0,7 0,5 0,5 0,5 0,2 0,1 0,1 0,1

DEUTSCHLAND

16

JE MILLION EINWOHNER

Export. Das ist der Nährboden, auf dem Hidden Champions und Exporterfolge gedeihen.

TRADITIONELLE KOMPETENZEN Diese Erkenntnis führt zwangsläufig zu der Frage: Warum gibt es in Deutschland so viele Hidden Champions? Bei dem Versuch, diese Frage zu beantworten, stoßen wir auf ein komplexes Bündel von Einflussfaktoren, die teilweise weit in die Geschichte zurückreichen und letztlich die deutsche Exportstärke erklären.

HISTORISCHE KLEINSTAATEREI Anders als beispielsweise Frankreich war Deutschland bis Ende des 19. Jahrhunderts kein Nationalstaat, sondern eine Ansammlung von Kleinstaaten. Jeder Unternehmer, der wachsen wollte, musste internationalisieren. Der Drang zur Internationalisierung steckt den deutschen Unternehmern im Blut und setzt sich bis heute fort. Sie beginnen viel früher und bei kleinerer Unternehmensgröße als ihre ausländischen Kollegen mit dem 40

Motion 02. 2012

In vielen deutschen Regionen gibt es Jahrhunderte alte Kompetenzen, die ihr Licht bis in die Gegenwart werfen. So wurden im Schwarzwald seit jeher Uhren gefertigt; das erforderte hohe feinmechanische Kompetenzen. Schließlich gilt die Uhrmacherei als „the key machine of the modern industrial age“ (Lewis Mumford). Heute gibt es im Raum Tuttlingen am Schwarzwaldrand mehr als 400 medizintechnische Firmen, die aus dieser feinmechanischen Tradition entstanden sind, einige sogar direkt aus Uhrmachereien. Oder nehmen wir Göttingen. Wieso finden wir dort 39 Hersteller von Messtechnik, viele von ihnen Weltmarktführer? Die Erklärung liegt darin, dass die mathematische Fakultät der Universität Göttingen über Jahrhunderte führend war. Einige dieser Firmen gehen auf Prinzipien zurück, die Carl Friedrich Gauß („Die Vermessung der Welt“) entdeckte. Der frühere Siemens-Vorstand Edward Krubasik sagt dazu: „Deutsch-


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

INNOVATIONSKRAFT ALS MARKENZEICHEN: EUROPÄISCHE PATENTE 2010 LAND PATENTE PATENTE PRO MILLION EINWOHNER 312,7 SCHWEIZ SCHWEDEN DEUTSCHLAND NIEDERLANDE FRANKREICH ITALIEN GROSSBRITANNIEN SPANIEN TSCHECHIEN UNGARN PORTUGAL GRIECHENLAND SLOWAKEI POLEN BULGARIEN RUMÄNIEN

2389 1467 12553 1725 4536 2287 1857 393 45 34 29 16 8 45 3 3

161,4 154,1 102,4 69,5 37,5 29,6 8,4 4,3 3,4 2,7 1,5 1,5 1,2 0,4 0,1

land nutzt die Technologiebasis, die bis ins Mittelalter zurückgeht, um im 21. Jahrhundert erfolgreich zu sein.“ Der Unternehmer Peter Renner, mit seiner Firma Delphin Technology ebenfalls in der Messtechnik tätig, drückt es so aus: „Deutschland ist auch heute noch ein großes Ingenieurbüro.“

HERAUSRAGENDE INNOVATIONSKRAFT Nehmen wir als Indikator der Einfachheit halber die vom Europäischen Patentamt gewährten Patente europäischen Ursprungs. Deutschland hat pro Kopf mehr als doppelt so viele Patente wie Frankreich, viermal so viele wie Italien, fünfmal so viele wie Großbritannien und 18-mal so viele wie Spanien – von Portugal (57-mal so viele) und Griechenland (103-mal so viele) ganz zu schweigen. Nur die Schweiz und Schweden liegen in den Pro-KopfPatentzahlen noch vor Deutschland.

SCHWEIZ

312,7 PATENTE JE MILLION EINWOHNER

berg. Andere, wie das Ventilatorencluster in Hohenlohe, das Interfacecluster in Ostwestfalen, das Isoliergefäßecluster in Wertheim oder das Windenergiecluster in Norddeutschland sind jüngeren Ursprungs. Solche Cluster, die fast nur aus Mittelständlern bestehen, versammeln meistens die höchste Kompetenz weltweit in einer Region und fördern Höchstleistung. Davon gibt es Dutzende in Deutschland.

DUALE BERUFSAUSBILDUNG Dieses in der Welt einmalige System wird regelmäßig als eine der wichtigsten Ursachen der deutschen Wettbewerbsstärke genannt – mit Recht. „Deutschland steht sehr gut da“, heißt es in einer Studie der OECD zur beruflichen Bildung aus dem Jahre 2010. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, dass immer mehr Länder versuchen, sich am deutschen System zu orientieren.

STARKE PRODUKTIONSBASIS Anders als beispielsweise Großbritannien und die USA hat Deutschland seine Produktionsbasis erhalten. Während dies bis vor Kurzem als rückständig galt, werden wir heute dafür bewundert. Die Korrelation zwischen Produktionsbasis und Leistungsbilanzsaldo ist mit 79 Prozent extrem hoch. Deutschland mag in diesem Sinne zwar altmodisch sein, aber ist nicht zuletzt deswegen im Export erfolgreich.

ENTWICKLUNG DER LOHNSTÜCKKOSTEN Die deutschen Exporte profitierten in den letzten zehn Jahren massiv von der günstigen Entwicklung der Lohnstückkosten. Diese sind von 2002 bis 2010 mit Ausnahme der Krisenjahre 2008/9 nur moderat gestiegen oder sogar gefallen, während sie im Euroraum insgesamt um 22 Prozent und in Frankreich um 26 Prozent anzogen. Der Anstieg in Deutschland betrug hingegen nur sechs Prozent.

SCHARFE KONKURRENZ Michael Porter hat auf die enge Korrelation zwischen scharfer interner Konkurrenz und dauerhafter internationaler Wettbewerbsfähigkeit hingewiesen. Ein Drittel der Hidden Champions sehen ihre schärfsten Wettbewerber in Deutschland, oft sogar in regionaler Nähe. Die harte interne Konkurrenz trägt entscheidend zur Export- und Wettbewerbsstärke deutscher Unternehmen bei.

INDUSTRIECLUSTER Dazu zählen traditionelle Cluster wie etwa für Schneidwaren in Solingen, Wälzlager in Schweinfurt, Schließtechnik in Velbert oder Bleistifte in Nürn-

GEOSTRATEGISCHE MITTELLAGE Selbst in Globalia, der globalisierten Welt der Zukunft, existieren Distanzen und Zeitzonen. Deutschland hat in dieser Hinsicht eine einzigartige Mittellage. Wir können innerhalb normaler Bürozeiten mit Japan und Kalifornien telefonieren. Zwischen Amerika und Asien geht das nicht, da die Zeitunterschiede zehn bis zwölf Stunden betragen. Auch unsere Reisezeiten in die wichtigsten Geschäftszentren der Welt sind kürzer als diejenigen, die Asiaten oder Amerikaner auf sich nehmen müssen. Selbst innerhalb Europas liegen wir zentral. Das sind Vorteile, die mit zunehmender Globalisierung an Gewicht gewinnen. Wir teilen sie allerdings mit unseren europäischen Nachbarländern.

MENTALE INTERNATIONALISIERUNG Stets erforderte internationales Geschäft eine kulturelle Horizonterweiterung. „Die beste Sprache ist die Sprache des Kunden“, sagte schon Anton Fugger. Unter den großen Ländern liegt Deutschland in der mentalen Internationalisierung mit Abstand vorne. Kleinere Länder wie die Schweiz, die Niederlande oder Schweden sind allerdings noch weiter.

KONTINUIERLICH WACHSEN Am Anfang stehen immer Ziele. Auf Wachstum bezogene Ziele und deren konsequente Realisierung spielen für die Strategie und die Entwicklung der Hidden Champions eine zentrale Rolle. Wachstum ist für die meisten ein enorm wichtiges Ziel. Die Wachstumsziele sind dabei oft äußerst ambitioniert und werden früh formuliert. Seit 1995 haben sich die Umsätze der Hidden Champions im Schnitt etwa vervierfacht. Das Wachstum der Hidden Champions zeichnet sich durch hohe Kontinuität aus. Es scheint Motion 02 . 2012

41


SCHLEIFRING GRUPPE

IDEAS

WER IST EIN HIDDEN CHAMPION? 1. Top-3-Unternehmen auf dem Weltmarkt oder Nr. 1 auf einem Kontinent: Die Marktstellung wird in der Regel durch den Marktanteil definiert. Wenn ein Unternehmen seinen exakten Marktanteil nicht kennt, verwenden wir den relativen Marktanteil/Marktanteil des stärksten Konkurrenten. Bezüglich der Marktanteile verlassen wir uns auf die Angaben der Unternehmen, da eine Überprüfung sämtlicher Märkte ausscheidet. Das gilt auch für die Abgrenzung der Märkte, die immer subjektive Elemente beinhaltet. 2. Umsatz unter fünf Milliarden Euro: Diese Grenze wurde von drei Milliarden Euro in 2005 erhöht. Wir tragen damit dem Wachstum dieser Firmen seit 2005 Rechnung. Viele Firmen, die typische Hidden-Champions-Merkmale aufweisen, sind inzwischen in diese Größenordnung hineingewachsen. 3. Geringer Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit: Hier handelt es sich um ein nicht exakt quantifiziertes Merkmal. Jedoch erfüllen sicherlich über 90 Prozent der einbezogenen Firmen diese Bedingung in qualitativer Hinsicht.

besser, kontinuierlich als erratisch zu wachsen. Erstaunlicherweise unterscheiden sich die Wachstumsraten der Hidden Champions nach Größenklassen nicht signifikant. Das starke Wachstum hat aus mittelgroßen Firmen zahlreiche Großunternehmen bis hin zu DAX-Firmen (SAP, Fresenius Medical Care) entstehen lassen. Wachstum ist allerdings kein Allheilmittel. Es gibt auch Hidden Champions, die sich auf lange Zeit als erfolgreich erweisen, ohne signifikant zu wachsen. Allerdings operieren diese Firmen in der Regel in Märkten, die sich durch spezielle Bedingungen auszeichnen.

DEN MARKT FÜHREN Hidden Champions beanspruchen, ihren Markt zu führen. Marktführerschaft ist bei vielen Hidden Champions ein identitätsbildendes Ziel, das für Selbstverständnis und Strategie eine herausragende Rolle spielt. Die Definition von Marktführerschaft ausschließlich über den Marktanteil wird von den meisten Hidden Champions als zu eng angesehen. Vielmehr verbinden sie mit diesem Begriff einen umfassenden Anspruch auf Führung gegenüber Marktteilnehmern wie Kunden und Lieferanten bis hin zu Wettbewerbern. Die wichtigsten konstitutiven Merkmale des Führungsanspruches liegen in Technologie, Qualität, Bekanntheit und Prestige, erst danach folgen Umsätze und Stückzahlen.

das Erreichen und Halten von Weltklasse. Doch Fokussierung macht den Markt klein. Wie macht man den Markt groß? Durch globale Vermarktung! Sie stellt deshalb die zweite Säule der Hidden-Champions-Strategie dar. Die Hidden Champions sind mit Entschlossenheit in Richtung Globalia unterwegs. Obwohl sie Mittelständler sind, wurden nicht wenige von ihnen zu wahrhaft globalen Unternehmen. Die Welt ist ihr Markt und sie arbeiten mit großer Ausdauer daran, ihre führenden Marktpositionen auf möglichst viele Länder auszudehnen. Der Weltmarkt ist im Mittel um den Faktor elf größer als der deutsche Markt. Das globale Marktvolumen lässt die Realisierung von Economies of Scale selbst in engen Märkten zu. Die Globalisierung erweist sich als der wichtigste Wachstumstreiber der Hidden Champions. Jedes Unternehmen, das wachsen will, sollte diese Chance nutzen. Die inhaltliche Basis für den Erfolg der Globalisierungsstrategie liegt darin, dass die Kunden in einer Branche über Länder hinweg ähnliche Bedürfnisse haben. Die Erfahrungen der Hidden Champions legen nahe, dass es besser ist, in einem inhaltlich engen Markt regional zu expandieren als in einer Region in unterschiedliche Märkte einzusteigen.

KUNDENNÄHE LEBEN Die größte Stärke der Hidden Champions ist ihre Kundennähe, noch vor der Technologie. Die „organisatorische Distanz“ zum Kunden ist bei den Mittelständlern deutlich geringer. Die Beziehungen der Hidden Champions zu ihren Kunden sind ausgesprochen eng. Hidden Champions leben eine hohe Kundennähe und pflegen enge Beziehungen zu ihren Kunden. Die enge Kundenbeziehung spiegelt sich durchgängig in allen Indikatoren wider. Komplexe Produkte, die für die Hidden Champions typisch sind, erfordern eine solch enge und interaktive Beziehung zum Kunden. Diese Anforderung erfüllt am besten der Direktvertrieb. Diese Vertriebsform wird von mehr als drei Vierteln aller Hidden Champions praktiziert. Im Vergleich zu Großunternehmen ist der Prozentsatz der Mitarbeiter mit regelmäßigem Kundenkontakt etwa fünfmal höher. Hingegen sind die Hidden Champions, anders als Großunternehmen, keine Marketingprofis. Mit zunehmender Größe gewinnt die Professionalisierung des Marketings jedoch an Bedeutung, wobei der Erhaltung der Kundennähe weiterhin große Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Die Realisierung der Kundennähe profitiert natürlicherweise von der geringeren Größe der Hidden Champions und der damit verbundenen, weniger ausgeprägten Arbeitsteilung.

ENG FOKUSSIEREN

DURCH TIEFE EINZIGARTIGKEIT SCHAFFEN Im Management kommt das Wort „Tiefe“ insbesondere im Zusammenhang mit Begriffen wie Wertschöpfung oder Fertigung vor. Man spricht auch von tiefem Wissen, einer tiefgründigen Beschäftigung mit einem Problem, tiefem Einblick und von Tiefgang. Tiefe ist ein Aspekt, der den Kern und das Herz vieler Hidden Champions berührt. Viele Hidden Champions sind überzeugte Selbermacher mit Fertigungstiefen von über 70 Prozent. Und gerade bei diesen Firmen scheint das Bekenntnis zum Selbermachen nicht schwächer geworden zu sein. Sie übertragen diese Einstellung auch auf neue Produkte. Wenn es um die Kernkompetenzen geht, zeigen Hidden Champions eine skeptische Haltung gegenüber dem Outsourcing.

GLOBAL VERMARKTEN Wie dargestellt, bildet die enge Fokussierung in Verbindung mit Tiefe die erste Säule der Hidden-Champions-Strategie. Sie ist Voraussetzung für 42

Motion 02. 2012

BEHARRLICH INNOVIEREN Weltmarktführer wird man durch Innovation, nicht durch Imitation. Und nur durch Beharrlichkeit in der Innovation, durch ständige Verbesserungen, bleibt man an der Spitze. Innovationen sind eines der Fundamente, auf denen die Marktführerschaft der Hidden Champions beruht. Die Hidden Champions zeichnen sich durch eine anhaltend hohe Innovationskraft aus. Sie innovieren mit großer Beharrlichkeit. Innovationen sind die Hauptursache für die Steigerung der Marktanteile in der jüngeren Vergangenheit. Die hohe F&E-Intensität, verbunden mit hoher Effektivität, gibt auch für die Zukunft Anlass zu Optimismus. Eine Innovation muss entweder höheren Kundennutzen und/oder niedrigere Kosten beisteuern. Um dies zu erreichen, dürfen sich Innovationsaktivitäten nicht auf Produkt und Technologie beschränken, sondern müssen die Prozesse beim Kunden einbeziehen. Alle Facetten der Geschäftstätigkeit bieten Ansatzpunkte für Verbesserungen und werden von den Hidden Champions tatsächlich genutzt.

PROF. DR. DR. H.C. MULT. HERMANN SIMON ist Chairman der Unternehmensberatung SimonKucher & Partners (www.hermannsimon.com). Der vorliegende Artikel ist ein vom Autor selbst erstelltes Summary aus seinem neuen Buch „Hidden Champions – Aufbruch nach Globalia“, das soeben im Campus Verlag, Frankfurt erschienen ist.

Photo: Simon Kucher

Nur mit Fokus wird man Weltklasse. Wer versucht, sowohl im 100-Meterals auch im Marathonlauf die Goldmedaille zu gewinnen, wird in beiden Disziplinen scheitern. Konzentration ist eine unverzichtbare Voraussetzung für Spitzenleistung. Die meisten Hidden Champions sind eng fokussiert. Die Fokussierung kann sich dabei auf unterschiedliche Inhalte beziehen: Kunden, Produkt, Leistungsportfolio, Kompetenzen, Zugang zu Ressourcen, Teile der Wertschöpfungskette, Preissegmente oder Ähnliches.


MÄGERLE

BLOHM

JUNG

STUDER

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

EWAG

MOTION-KALENDER: DIE WICHTIGSTEN TERMINE DER NÄCHSTEN MONATE

JUNI 2013

JANUAR 2013

4. 6. - 7. 6. 2013 MACH-TOOL, POSEN, POLEN

24. 1. - 30. 1. 2013 IMTEX, BANGALORE, INDIEN

Sie ist eine der größten Ausstellungen ihrer Art: die Mach-Tool. Auf der internationalen Fachmesse für Werkzeugmaschinen können Besucher vier Tage lang neue Technologien sowie Materialien und Anwendungsbereiche der Branche sehen und sich über Trends informieren. machtool.mtp.pl

Als größte Ausstellung für Metallbearbeitung in Indien präsentiert die IMTEX die komplette Palette an Produkten und Technologien aus dem Bereich der mechanischen Fertigung. www.imtex.in

JANUAR 2013 7. 1. - 10. 1. TEKNO TUBE ARABIA, DUBAI, VAE

MAI 2013

JUNI 2013

27. 5. - 31. 5. 2013 METALLOOBRABOTKA, MOSKAU, RUSSLAND Die internationale Fachausstellung für Technik, Maschinen und Werkzeuge zur Metallverarbeitung gilt als Leitmesse für die russische Maschinenbauindustrie. Unterstützt von der russischen Industrie- und Handelskammer findet sie bereits zum vierzehnten Mal statt. Zu sehen gibt es Ausstattungen sowie Werkzeuge zur Metallverarbeitung. Eine Wirtschaftskonferenz rundet das Ausstellungsprogramm ab. www.metobr-expo.ru

4. 6. - 7. 6. MACH-TOOL POSEN, POLEN, 12. 6. - 15. 6. MACHINE TOOL SURABAYA, SURABAYA, INDONESIEN

MAI 2013

24. 1. - 27. 1. WIN, ISTANBUL, TÜRKEI 24. 1. - 27. 1. MACHINERY ISTANBUL, ISTANBUL, TÜRKEI 24. 1. - 30. 1. IMTEX, BANGALORE, INDIEN

20. 5. - 25. 5. FEIMAFE, SAO PAULO, BRASILIEN

FEBRUAR 2013

27. 5. - 31. 5. METALLOOBRABOTKA, MOSKAU, RUSSLAND

26. 2. - 1. 3. INTEC, LEIPZIG, DEUTSCHLAND

28. 5. - 31. 5. MACH-TECH, BUDAPEST, UNGARN

APRIL 2013 9. 4. - 12. 4. MTA, SINGAPUR, SINGAPUR 16. 4. - 19. 4. INDUSTRIE LYON, LYON, FRANKREICH

MÄRZ 2013 5. 3. - 10. 3. TIMTOS, TAIPEH, TAIWAN

FEBRUAR 2013 26. 2. - 1. 3. 2013 INTEC, LEIPZIG, DEUTSCHLAND Von den kompletten Bearbeitungszentren über Werkzeugmaschinen, Werkzeuge und Umformtechnik bis zu Einzelanfertigungen: Auf der INTEC steht die Fertigungstechnik für Metallbearbeitung im Mittelpunkt. www.messe-intec.de

6. 3. - 9. 3. METALL MÜNCHEN, MÜNCHEN, DEUTSCHLAND

22. 4. - 27. 4. CIMT, PEKING, CHINA

APRIL 2013

MÄRZ 2013

22. 4. - 27. 4. 2013 CIMT, PEKING, CHINA

5. 3. - 10. 3. 2013 TIMTOS, TAIPEH, TAIWAN

Die China International Machine Tool Show (CIMT) ist die wichtigste Werkzeugmaschinenbaumesse Chinas und gehört zu den vier größten weltweit. Alle renommierten Werkzeugmaschinenbauunternehmen kommen alle zwei Jahre nach Peking. www.cimtshow.com

Als internationale Fachmesse für Werkzeug und Werkzeugmaschinen ist die Taipei International Machine Tool Show (Timtos) Branchentreffpunkt und Informationsplattform zugleich. Gegründet 1975, findet sie alle zwei Jahre statt. Den Besucher erwarten unter anderem: Stanz-, Schweiß- sowie Werkzeugmaschinen und auch Präzisionstechnik. www.timtos.com.tw/ Weitere Fachmessen finden Sie unter: www.schleifring.net

Motion 02 . 2012

43


Körber Schleifring AG Jubiläumsstrasse 95 CH-3005 Bern Fon +41 31 356 01 11 Fax +41 31 356 01 12 info @ schleifring.net www.schleifring.net

FLACH- UND PROFILSCHLEIFEN

RUNDSCHLEIFEN

WERKZEUGSCHLEIFEN

Mägerle AG Maschinenfabrik

Fritz Studer AG

Walter Maschinenbau GmbH

Walter Machines

Allmendstrasse 50 8320 Fehraltorf, Schweiz Fon +41-433-5566-00 Fax +41-433-5565-00 sales@maegerle.com

3602 Thun Schweiz Fon +41-33-43911-11 Fax +41-33-43911-12 info@studer.com

Jopestraße 5 72072 Tübingen, Deutschland Fon +49-7071-9393-0 Fax +49-7071-9393-695 info@walter-machines.com

Blohm Jung GmbH

Schaudt Mikrosa GmbH

Ewag AG

Asia Pacific Pte. Ltd. 25 International Business Park #01-53/56 German Centre 609916 Singapur Fon +65-65-6281-01 Fax +65-65-6281-02 info.sg@walter-machines.com

Kurt-A.-Körber-Chaussee 63–71 21033 Hamburg, Deutschland Fon +49-40-7250-02 Fax +49-40-7250-3287 sales-hh@blohmjung.com

Saarländer Straße 25 04179 Leipzig, Deutschland Fon +49-341-4971-0 Fax +49-341-4971-500 sales@mikrosa.com

Industriestrasse 4 4554 Etziken, Schweiz Fon +41-32-6133-1-31 Fax +41-32-6133-1-15 info@ewag.com

Blohm Jung GmbH

Studer TEC K.K.

Walter Kurim s.r.o.

Jahnstraße 80–82 73037 Göppingen Deutschland Fon +49-716-1612-0 Fax +49-716-1612-170 sales-gp@blohmjung.com

Matsumoto Bldg. 2F 4-10-8, Omorikita Ota-ku Tokyo 143-0016, Japan Fon +81-36-80161-40 Fax +81-36-6626-97 ko.miyata@studer.com

Blanenská 1289 66434 Kurim, Tschechien Fon +420-541-4266-11 Fax +420-541-2319-52 info.wcz@walter-machines.com

Walter Japan K.K. 1st floor MA Park Building Mikawaanjo-cho 1-10-14 Anjo City 446-0056, Japan Fon +81-556-71-1666 Fax +81-566-71-1668 info.jp@walter-machines.com

Walter Machines UK Ltd. B 13 Holly Farm Business Park Honiley, CV8 1NP Kenilworth Großbritannien Fon +44-19-26-4850-47 Fax +44-19-26-4850-49 info.uk@walter-machines.com

Walter Machines Italia Srl Via G. Garibaldi, 42 22070 Bregnano (CO), Italien Fon +39-031-7708-98 Fax +39-031-7760-429 info.it@walter-machines.com

Walter Máquinas Ltda. Avenida XV de Agosto, 5.060 Sorocaba, Brasilien CEP: 18 085 290 Fon +55-15-3228-6910 Fax +55-15-3228-1366 vendas@walter-maquinas.com.br

DIE SCHLEIFRING GRUPPE WELTWEIT Körber Schleifring Machinery (Shanghai) Co., Ltd. 1128, Tai Shun Road Anting Town Shanghai Jiading District 201814, China Fon +86-21-395873-33 Fax +86-21-395873-38 info@schleifring.cn

Körber Schleifring Machinery (Shanghai) Co., Ltd. Wuxi Branch Office

Körber Schleifring Machinery (Shanghai) Co., Ltd. Guangzhou Branch Office

A-096 Yangming Hi-Tech Industrial Park Wuxi Jiangsu 214024, China Fon +86-510-854206-66 Fax +86-510-854248-38 info@schleifring.cn

Room 2003, 20/F Center Plaza Tower B 161 Linhexi Rd. Tianhe District Guangzhou Guangdong Province 510620, China Fon +86-20-38 62-12 41 Fax +86-20-38 62-12 70 info@schleifring.cn

Körber Schleifring Machinery (Shanghai) Co., Ltd. Beijing Branch Office

Körber Schleifring Machinery (Shanghai) Co., Ltd. Chongqing Branch Office

Room 202, Building 18 Tower B, Universal Business Park No.10 Jiuxianqiao Road Chaoyang District Beijing 100015, China Fon +86-10-659318-31 Fax +86-10-659318-35 info@schleifring.cn

Room 17-03 A Metropolitan Tower 68 Zou Rong Lu, Central District Chongqing 400010, China Fon +86-23-63 70-36 00 Fax +86 23 637 4-10 55 info@schleifring.cn

Körber Schleifring GmbH India Branch Office 99 Spencer Road, 1st Floor Frazer Town Bangalore 560 005, Indien Fon +91-80-41554-601/602 Fax +91-80-41554-603 sales@schleifring.in

United Grinding Technologies Inc. 510 Earl Blvd. Miamisburg OH 45342, USA Fon +1-937-859-1975 Fax +1-937-859-1115 ugt@grinding.com

United Grinding Technologies Inc. 5160 Lad Land Drive Frederiksburg VA 22407, USA Fon +1-540-898-3700 Fax +1-540-898-6819 ugt@grinding.com


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.