Atlas der Fische Sachsens

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Bastarde (Hybriden)

Originalabbildung des Bastards zwischen Plötze und Blei aus Bloch (1784). Bloch beschrieb diesen Bastard als Cyprinus Buggenhagii (Leiter). Die Fischer freuen sich, wenn sie ihn in ihrem Netze erblicken: denn da sie aus der Erfahrung wissen, daß wenn dieser sich sehen läßt, sie bald darauf einen Fang von dem ungleich wichtigeren Bley machen; so glauben sie, daß letzterer dem ersteren folge, und sich von ihm leiten lasse; daher sie ihn auch mit dem Namen Leiter belegt haben. Markus Elieser Bloch (1784): Oekonomische Naturgeschichte der Fische Deutschlands.

Die Elektrophorese Bastarde unterscheiden sich von den Ausgangsarten nicht nur in ihrer Morphologie, sondern auch in ihren biochemischen und genetischen Merkmalen. Eine Möglichkeit dies nachzuweisen, ist u. a. die Elektrophorese (Busse et al., 1999). Das Blutserum wird einem elektrischen Feld ausgesetzt, in dem die Serumbestandteile (Proteine) entsprechend ihrer Eigenladung unterschiedlich schnell wandern. Man erhält charakteristische Muster (Proteinbanden), anhand derer man auch die Bastarde von den Ausgangsarten differenzieren kann. Die Abbildung zeigt die charakteristischen Albuminbanden von der Plötze (links außen), dem Bastard zwischen Plötze und Blei (mitte, vier unterschiedliche Tiere) sowie dem Blei (rechts außen). Man erkennt im unteren Teil des Bildes, dass Plötze und Blei je eine stärker gefärbte Bande auf unterschiedlichem Niveau besitzen, während der Bastard zwischen Plötze und Blei über zwei verschiedene, schwächer gefärbte Banden auf dem den beiden Ausgangsarten entsprechenden Niveau verfügt.

Blei × Güster Abramis brama × Blicca bjoerkna Entgegen anders lautenden Darstellungen in der Literatur ist dieser Bastard in der Elbe vergleichsweise selten. Meist handelt es sich um Verwechslungen mit einem atypischen Blei, der über einen zweireihig bezahnten Schlundknochen verfügt (Zarske, 1996a). Dieser atypische Blei besitzt zwar neben der Hauptzahnreihe des Schlundknochens einen zu-

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Abbildung einer Gelelektrophorese von Blutseren verschiedener Arten. Links außen: Plötze (Rutilus rutilus); rechts außen: Blei (Abramis brama); Mitte: vier Banden von Hybriden beider Arten.

sätzlichen Zahn – meist nur auf einer Körperseite –, unterscheidet sich aber ansonsten nicht von dem normalen Blei. Eine eindeutige Differenzierung des Bastards anhand der morphologischen Merkmale von dieser Form des Bleies ist nicht einfach, trotzdem jedoch möglich. Neben einem in der Regel zumindest einseitig zweireihig bezahnten Schlundknochen beträgt die Anzahl der Kiemenreusenzähne 18–19 (Gesamtzahl). Weitere Erkennungsmerkmale siehe Zarske (1996a). Genauere Untersuchungen zu der Frage, ob dieser Bastard fertil ist oder nicht, stehen bislang noch aus.

Atlas der Fische Sachsens | 2016


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