Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus Linnaeus, 1758
Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus).
tersuchungen führten jedoch zu dem Ergebnis, dass eine Differenzierung zwischen den Taxa G. aculeatus Linnaeus, 1758 und G. gymnurus Cuvier, 1829 nicht möglich ist (Denys et al., 2015). Damit verfügen wir nun wieder über nur einen Dreistachligen Stichling in Deutschland mit drei unterschiedlichen Ausstattungen in den Knochenplatten. Die Färbung ist außerhalb der Laichzeit graubraun. In der Laichzeit sind die Männchen blaugrün gezeichnet mit leuchtend roter Kehle und Brust. Die Größe liegt zwischen 5 und 10 cm, maximal 11 cm. Acht Jahre kann ein Stichling alt werden.
Biologie Es existiert eine Wanderform (zwischen Meeresküste und Süßwasser) und eine standorttreue Süßwasserform. Die Süßwasserform bevorzugt kleinere, stehende und langsam fließende Gewässer mit reichlich Pflanzenwuchs. Sie ist extrem anpassungsfähig und besiedelt auch kleinste Tümpel, Abwassergräben und selbst teilweise trocken fallende Gewässer. Der Stichling gilt als Pionierfisch für die Wiederbesiedlung ehemals fischfreier Gewässer. Die Laichzeit liegt zwischen März und Juni. Das Männchen baut ein Nest aus Pflanzenfasern in einer Bodenvertiefung und laicht mit mehreren Weibchen nacheinander darin ab. Die Anzahl der Eier liegt bei 50–200 Stück. Das Männchen treibt eine intensive Brutpflege, indem es das Nest bewacht und den Eiern frisches, sauerstoffreiches Wasser zufächelt. Die Jungfische schlüpfen nach 6–10 Tagen und fressen alle lebende Nahrung, die sie überwältigen können. Der Dreistachlige Stichling wird bereits im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif.
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Historische Vorkommen Der historische Nachweis der beiden Stichlings-Arten ist schwierig zu erbringen, da beide Arten in den alten Texten nicht differenziert wurden. Vermutlich war der Dreistachlige Stichling jedoch bereits Kentmann (1556, 1560) aus der Elbe bekannt, obwohl er ihn nicht in seinen Verzeichnissen erwähnt und abbildet. In den Listen von Fabricius (1569), Albinus (1580) und in Dielhelm (1741) ist dagegen offenbar der Dreistachlige Stichling gemeint (Hertel, 1978). Reibisch (1869) erwähnte keinen Stichling, so dass der erste konkrete Hinweis offenbar von Nitsche (in Steglich, 1895) stammt, der die Art aber auch nur in einem Verzeichnis über die Fischarten der „Binnen-Elbe“ führte, ohne konkrete Angaben zu seiner Verbreitung zu machen. Leonhardt & Schwarze (1903): „früher ziemlich verbreitet, scheint heute nicht mehr oder nur sehr selten vorzukommen“. Bauch (1958) war ähnlicher Meinung: „um die Jahrhundertwende in stillen Buchten, Altwässern und stauenden Mündungen oft vorkommend, heute nur noch selten erwähnt“. Michel (1929) schreibt über den Dreistachligen Stichling folgendes: „Der Fischmeister Julius Weber in Komotau, früher in Aussig, versichert, dass dieser kleine, mit Stachelstrahlen bewaffnete Fisch vor ungefähr 16 Jahren in den Altwässern oberhalb Aussig vorgekommen sein soll, jetzt aber verschwunden ist. Möglicherwiese wurde er vielleicht von einem Aquarienliebhaber einmal dort ausgesetzt. Auch soll der Stichling bei Dresden vorgekommen sein.“ In der Oberlausitz wurde der Stichling nur im 16. Jahrhundert von Sigismund (Anonymus, 1766) genannt. Dieser bezeichnete ihn lateinisch als „Flusstaube (wahrscheinlich wegen seiner Vermehrung mit Nestbau), stachelbewehrt aus dem Geschlecht der Barsche“. Andere Autoren erwähnten ihn für dieses Gebiet nicht mehr.
Atlas der Fische Sachsens | 2016