Gewässer in Sachsen Stehende Gewässer
Abb. 26: Zwenkauer See in der Flutungsphase 2011. Solche nährstoffarmen Seen gewinnen in den nächsten Jahren als Lebensräume für Fische weiter an Bedeutung.
Abb. 27: Wie hier in der Lagune Kahnsdorf am Hainer See werden die Bergbauseen zusehends touristisch erschlossen. Das schließt die fischereiliche Nutzung ein.
Bedingt durch das Relief sind für den Bau von Talsperren im Mittelgebirge in der Regel aufwendige Staubauwerke, also Staumauern oder Betondämme, erforderlich. Diese Bauweise hat für die entstandenen Gewässer relativ kleine Wasserflächen, aber große Wassertiefen zur Folge. Eine Reihe von Talsperren ist um 50 Meter tief, die tiefste sächsische Talsperre (Eibenstock) erreicht am Staudamm bei Vollstau eine Wassertiefe von 66 Metern. Neben der großen Wassertiefe, die für den entstehenden Wasserkörper sommerliche Schichtungen und damit unterschiedliche Lebensräume für Fische bietet, sorgt auch die teilweise hohe Lage über dem Meeresspiegel für relativ niedrige Wassertemperaturen. Die Talsperre Carlsfeld ist mit einer Wasserspiegelhöhe von 904 m ü. NN bei Vollstau die höchstgelegene Trinkwassertalsperre Deutschlands. Trotz ihrer entsprechenden Morphologie haben nur wenige der Talsperren oligotrophen Charakter. Durch Phosphoreinträge aus dem vielfach dicht besiedelten Umland sind eine Reihe der Mittelgebirgstalsperren mesotroph und sogar eutroph. Durch Kläranlagenbau sowie Gewässerschutzmaßnahmen der Landwirtschaft (z. B. gezielte Ausbringung von Düngestoffen, Uferrandstreifenbepflanzungen) beginnt sich diese Situation langsam zu verbessern. Einzelne Stauseen bieten durch Versauerung keine Lebensbedingungen für Fische. Unabhängig von der Trophie ist ein Kennzeichen der Mittelgebirgstalsperren ihre sommerliche Schichtung. Entsprechend der Trophie findet sich in der zweiten Sommerhälfte im Hypolimnion entweder ausreichend oder aber zu wenig Sauerstoff, was einen entscheidenden Einfluss auf die Fischfauna des Gewässers hat. Entsprechend ihrer Hauptnutzung ist bei allen Talsperren im Mittelgebirge mit relativ starken Wasserstandsschwankungen zu rechnen. In den schmalen Uferbereichen abgelegter Fischlaich kann durch die Betriebsweise der Stauanlagen einfach trocken fallen. Echte Uferzonen sind bestenfalls im Stauwurzelbereich zu finden, der aber bei unmittelbar an die Hauptsperre anschließenden Vorsperren ganz fehlen kann. Laichgebiete für Krautlaicher
sind entsprechend rar. Die steilscharigen Ufer sind teilweise mit Schotter befestigt. Deshalb fehlen meist Makrophyten. Bestenfalls finden sich Armleuchtergewächse (Characeen). Fischbestände in Talsperren müssen deshalb häufig durch Besatzmaßnahmen stabilisiert werden. Oligotrophe und mesotrophe Mittelgebirgstalsperren bieten neben dem Pionierfisch Barsch (Perca fluviatilis) nur Coregonen ausreichende Aufwuchs- und Reproduktionsbedingungen. Sie wären entsprechend der fischereilichen Seeklassifizierung nach Müller (1963) als Maränenseen einzustufen. Eine Maränenbewirtschaftung der Talsperren in Sachsen findet jedoch nicht statt, weil der Betreiber Auswirkungen auf das Zooplankton und die Sichttiefe und somit auf die Gewässergüte befürchtet. In oligotrophen Talsperren können eventuell auch Salmoniden optimale Lebensbedingungen finden, wenn die Zugänge zu Laichplätzen in zufließenden Bächen nicht durch Vorsperren verbaut sind. Salmonidenbesatz ist bei fehlender Anbindung geeigneter Reproduktionshabitate kaum sinnvoll, insbesondere wenn sich durch die Fahrweise der Talsperren Hechte (Esox lucius) sehr gut reproduzieren, wie das beispielsweise in der Talsperre Eibenstock der Fall ist (Rockstroh, 2004). In einem solchen Fall besteht die Fischartengemeinschaft einer oligotrophen Talsperre vorrangig aus Barschen und Hechten. Eutrophe tiefe Talsperren können von einer Vielzahl von Fischarten besiedelt sein. Bevorteilt sind alle im Freiwasser lebenden Fischarten wie z. B. der Zander oder Massenfische mit geringen Ansprüchen an Lebensraum und Laichsubstrat.
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6.2.2. Talsperren/Speicherbecken mit niedrigen Stauhöhen Flache Talsperren und Speicherbecken entstehen durch die Absperrung weiter Geländemulden mittels häufig recht langen, aber selten mehr als 10 Meter hohen Erddämmen. Sie befinden sich im Mittelgebirgsvorland oder im Tiefland
Atlas der Fische Sachsens | 2016