Bachsaibling Salvelinus fontinalis (Mitchell, 1814)
Männlicher Bachsaibling (Salmo fontinalis).
Historische Vorkommen Der Bachsaibling wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch v. Behr aus Nordamerika eingeführt. Schon bald war er zu einem bevorzugten Fischereiobjekt geworden, so dass man vielerorts versuchte ihn heimisch zu machen. Nach von dem Borne (1890) wurden in Böhmen in die Tepel bei Karlsbad (Karlovy Vary) Bachsaiblinge ausgesetzt. Endler berichtete 1891 von Besatzmaßnahmen in der Röder, in Nebenbächen der Spree und in Nebenbächen der Mandau. Nach Leonhardt & Schwarze (1903) lebte er um die Jahrhundertwende in Sachsen in verschiedenen Bächen neben der Bachforelle. Die Vermehrungsfähigkeit des Bachsaiblings in Mitteleuropa ist jedoch offenbar zu gering, als dass er langfristig reproduzierende Populationen aufbauen kann (Arnold, 1990). Im böhmischen Einzugsgebiet der Elbe wurden ebenfalls mehrfach Besatzmaßnahmen durchgeführt. Michel (1929): „Der Saibling liebt kaltes Wasser und kommt in unseren Quellbächen sehr gut fort, im Kamnitzbache, in der Polzen, sowie in einzelnen Gebirgswässern am linken Elbufer. Auch im Bretteiche bei Waldeck wurde er ausgesetzt.“ Weiterhin ist bekannt, dass 1962 und 1963 im Oberlauf des Flusses Chomutovka und 1972 in der Eger Bachsaiblinge ausgesetzt wurden (Flasar & Flasarová, 1975). Bauch beschrieb ihn noch 1966 in der Spree bei Taubenheim. Diese Fische dürften auf Besatz der dortigen ehemaligen Forellenanlage zurückgehen.
Verbreitung Gegenüber den vorangegangenen Erfassungszeiträumen haben Nachweise für den Bachsaibling inzwischen weiter zugenommen. Viele Bäche in den stark besiedelten Mittelgebirgstälern wurden nach Erreichen besserer Wasserqualitäten wegen ihren starken Verbauungen mit dieser Art besetzt. Aber auch zur Bereicherung des Artenspektrums anglerisch genutzter Bäche erfolgen Besatzmaßnahmen.
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Er wird gezielt in saure, strukturarme Gewässer ausgesetzt, in denen die einheimische Bachforelle kaum noch Überlebensmöglichkeiten hat. Nennenswerte Vorkommen gibt es z. B. im Oberlauf der Zwickauer Mulde und ihren Nebengewässern, die sich ohnehin durch ihr saures Milieu für die Art anbieten. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt im gesamten sächsischen Bergland und stellenweise dem vorgelagerten Hügelland. Allerdings stellen diese Nachweise zumeist einzelne Individuen dar. Eine selbstständige Reproduktion konnte im Oberlauf der Schwarzen Pockau und im Rähmerbach mehrfach nachgewiesen werden. Der Bachsaibling kann mit der Bachforelle unfruchtbare Bastarde bilden, den sogenannten „Tigerfisch“ oder auch „Tigerforelle“. Bei den Befischungen seit 2005 konnten derartige ausgesprochen attraktive Hybriden zehnmal nachgewiesen werden.
Bedeutung In Sachsen wie in seiner Heimat besitzt der Bachsaibling eine Bedeutung für die Angelfischerei. Sein besonderer Wert besteht in seiner Eignung als Besatzfisch für strukturarme, begradigte und saure Fließgewässer, die anderen Salmoniden keinen Lebensraum mehr bieten. Von allen anderen Salmoniden hebt er sich wegen seines festen aromatischen Fleisches noch geschmacklich ab. Saiblinge haben deshalb eine große Bedeutung in der Spitzengastronomie erlangt und werden aus diesem Grund verstärkt in Fischzuchtbetrieben produziert. Allerdings ist die Zucht wegen der Vorliebe für kühle Temperaturen komplizierter als die anderer Salmoniden. In der Fischzucht gibt man darum häufig Hybriden aus See- und Bachsaibling, dem sogenannten Elsässer Saibling, den Vorzug.
Gefährdung Nicht bewertet.
Atlas der Fische Sachsens | 2016