Atlas der Fische Sachsens

Page 198

Plötze, Rotauge Rutilus rutilus (Linnaeus, 1758)

Plötze (Rutilus rutilus).

Historische Vorkommen Die Plötze war auch in früheren Jahrhunderten einer der häufigsten Fische in Sachsen. Als „Roteugel“ wurde sie von Kentmann im „Codex Kentmanus“ gezeichnet (Hertel, 1978). Die Differenzierung von Scardinius erythropht­ halmus war im 16. Jahrhundert noch nicht möglich, so dass jede weitere Deutung der historischen Namen rein spekulativ wäre. Reibisch (1869) führte nur die Elbe als Fundort in Sachsen auf. Auch Nitsche (1884) und Steglich (1895) charakterisieren die Plötze als „gemeinen Fisch“; ebenso Leonhardt & Schwarze (1903). In der Zeit vor 1989, als das Wasser der Elbe von schlechter Qualität war, war die Plötze dort der häufigste Fisch. Die Plötze fehlt in keinem historischen Verzeichnis über Oberlausitzer Fische.

Verbreitung In Sachsen ist die Plötze der am weitesten verbreitete „Weißfisch“. Sie kommt in allen geeigneten fließenden und stehenden Gewässern, auch in Teichen, meist in großen Schwärmen vor. Unter günstigen Umständen kommen Plötzen in allen Fischregionen vor, besiedeln teilweise sogar die Bäche der Äschen- und Forellenregion und pflanzen sich dort auch erfolgreich fort. Gefördert wird dies durch die Stauhaltung der Wehranlagen, die den anspruchslosen Plötzen zusagende Bedingungen auch in jenen Fischregionen bieten. In intakten Strecken der Forellen- und Äschenregion kommt die Plötze dagegen nicht vor. In Sachsen fehlt sie flächendeckend in den Fließge-

198

Schlundknochen der Plötze (Rutilus rutilus).

wässern des oberen Erzgebirges. Wegen der unkomplizierten und massenhaften Vermehrung können Plötzenbestände bei zu geringer Nutzung durch Raubfische relativ schnell verbutten. Gegenüber dem letzten Kartierungszeitraum hat sich das Verbreitungsgebiet nur unwesentlich verändert. Neue Nachweispunkte sind der intensiveren Befischung geschuldet. Die ihr zusagenden Lebensräume kann sie als anspruchslose Art schnell bevölkern. Andererseits sind Fälle nachweisbar, wo in Fließgewässern des Berglandes durch das Schleifen von Querverbauungen und dem Wegfall von Staubereichen die strömungsliebenden Fließgewässerarten die Plötze wieder verdrängen.

Atlas der Fische Sachsens | 2016


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Atlas der Fische Sachsens by Freistaat Sachsen - Issuu