INNOVATION BOOK by Mountain Planet 2023 - ALL

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INNOVATION BOOK

For sustainable innovations

Ausgabe 2023

TRI-Line : eine neue Ära beginnt...

Mit dem neuen Seilbahnsyst em TRI-Line bestätigt Doppelmayr erneut d en Ruf als Pion ier und Innovat ionsführer. Die Kombination au s der 3S-Technologie (2 Tragseile und 1 Zugseil) und der D-Line Gen eration (Einsei lumlaufbahn) verbindet die Vorteile aus beiden Welten. Dank ihrer E ffizienz und vi elseitigen Au sstattungsmöglichkeiten eignet sich die TRI-Line für alle Einsatzbereiche – im Winter, im S omm er und in der Stadt.

Die TRI-Line setzt neue Maßstäbe in der Welt der Sei lbahnen: mit den geräumigen Panoramakabinen fü r bis zu 20 Fahrgäste und zahlreichen technischen Innovationen erreicht sie eine in der Branche einzigartige Förderleist ung von bis zu 8.000 Fahrgäste pro Stu nde und Rich t ung. Die weltw eit erste TRI-L ine Anlage entsteht in "Hoch-Ybrig" in der Schweiz: ein Meilenst ein moderner Seilbahntechnologie.

d o p p e l m a y r . c o m

INNOVATION BOOK BY MOUNTAIN PLANET / ÉDITION 2023

VORWORT

Zeit zum Handeln!

Nach den von der Agentur für Umwelt und Energie ADEME in Auftrag gegebenen Umfragen zu urteilen, gehört die Umwelt mittlerweile zu den Hauptanliegen der Franzosen. 2019 stand das Thema sogar gleichauf mit der Arbeit an erster Stelle der Sorgenliste.

Eine sehr gute Nachricht, die allerdings auch die Trägheit des Umweltbewusstseins zum Ausdruck bringt, da der Weltklimarat (IPCC) bereits seit 1988 auf den Klimawandel und die Folgen für die Umwelt hinweist.

35 Jahre kleine Schritte, Debatten und Überlegungen, die angesichts der Dringlichkeit des Themas keineswegs nachlassen dürfen, jedoch zugleich von Leitlinien für den Wandel und von konkreten HANDLUNGEN, begleitet werden müssen.

In der Welt der Berge mangelt es nicht an Maßnahmen, ja es wimmelt regelrecht von ihnen, wenn wir uns nur die Zeit nehmen, sie auszuspähen, zu verstehen und auf sie aufmerksam zu machen.

Zu den Akteuren der Veränderungen auf dem Gipfel gehören Abgeordnete, Verbände und über diese häufig die Bewohner dieser Gebiete, Industrielle, Geschäftsführer von KMU oder Kleinstunternehmen, überhaupt nicht verrückte Erfinder, Cluster, kleine und große Abfahrt- und Langlaufskigebiete, Forscher aller Art und viele unserer Aussteller auf der Mountain Planet. Es gibt also eigentlich niemanden mehr, der nicht die Notwendigkeit des kurz-, mittel- und langfristigen Wandels in seine Überlegungen einbezieht.

Unabhängig von ihren Fachgebieten wird keine Strategie ausgelassen, und es fällt nicht schwer, ihre Anstrengungen zu erkennen, die sie an den Tag legen, um die Ressource Wasser bestmöglich gemeinsam zu nutzen, auf fossile Energien zu verzichten, umweltfreundlichere Mobilitätslösungen einzuführen, die Energieerzeugung zu überdenken, Reservierungsplattformen für multimodale Verkehrsmittel zu entwickeln und Wetterdaten für eine bessere Gebietsverwaltung zu nutzen, kurz und gut: um zu HANDELN

Dieses INNOVATION BOOK 3 beabsichtigt, sich den konkreten Maßnahmen zuzuwenden und zu verzeichnen, was alles getan wird. Wir brauchen nicht mehr überredet zu werden, die Zeit ist reif zum HANDELN!

MOUNTAIN PLANET 20 23 3
Jérôme Riff GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR ALPEXPO
HERAUSGEGEBEN VON MOUNTAIN PLANET - ALPEXPO ......... KONZEPTION UMSETZUNG EDITIONS COSY
strictement réservées à l’usage privé du copiste et non destinées à une Edition 2023 By For sustainable innovations INNOVATION BOOK
INNOVATION BOOK WIRD
GERANT : Claude BORRANI

IN HALTS VERZEI CHNIS

BOOK BY MOUNTAIN PLANET /

EDITION 20 23

8 EINFÜHRUNG – ANALYSE

• Auswirkungen des Klimawandels auf Skigebiete

• Während die sozialen Netzwerke die Debatte um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bergwelt verschärfen, hat das Magazin Innovation Book die Meinungen echter Spezialisten eingeholt, die bereits seit einiger Zeit durch zahlreiche Untersuchungen und Analysen Licht in die Diskussion bringen.

• Im Fokus: Die Ademe stellt ihre Tourismusstrategie vor

22 INTERVIEWS

• Laurent Wauquiez, Präsident des Regionalrats von Aura: 3 Fragen zu den Ergebnissen des regionalen Hilfsfonds.

• Dominique Thillaud, Direktor der Compagnie des Alpes: „Die Herausforderung besteht im Gleichgewicht zwischen der Umweltdimension und den sozialen Folgen dieses Wandels.“

• Charlotte Rotureau, Betreuerin des Wandels: Wie können Veranstaltungen an die ökologische Wende angepasst werden?

www.mountain-planet.com

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INNOVATION
MOUNTAIN PLANET • ONLINE
GAËL ILLUSTRATIONS
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IN HALTS VERZEI CHNIS

INNOVATION

BOOK BY MOUNTAIN

PLANET /

EDITION 20 23

28 INNOVATIONEN IN DEN BERGEN: GEGENWART UND ZUKUNFT

• Das Problem der Ressource Wasser in den Bergen

• Mobilität, Pistenpräparierung und Beschneiungsanlagen

• Technik der Gegenwart

68 INTERNATIONAL

• TROJENA, die Bergstadt des inzwischen berühmten Projekts Neom in Saudi-Arabien, erhielt den Zuschlag für die Asiatischen Winterspiele. Utopie oder Zukunftsvision?

• Benjamín Plasencia Sidauy, Spezialist für MTB-Enduro-Wettkämpfe in den Bergen, verrät uns seine Sicht auf diese aufstrebende Branche.

• Olympische Spiele 2024 in Paris: Mit welchen konkreten Maßnahmen wird der ökologische Fußabdruck begrenzt?

• Smart Valley Aosta-Tal

74 SCHLUSSKLAPPE

Das Messegelände Grenoble wird vom 16. bis 18. APRIL 2024 erneut das große internationale Treffen der Bergbranche beherbergen.

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FILISTIMLYANIN C.B
TECHOALPIN 36 56 68 MOUNTAIN PLANET • ONLINE
www.mountain-planet.com

GLANZ UND WANDEL

Während die sozialen Netzwerke die Debatte um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bergwelt verschärfen, hat das Magazin Innovation Book die Meinungen echter Spezialisten eingeholt, die bereits seit einiger Zeit durch zahlreiche Untersuchungen und Analysen Licht in die Diskussion bringen.

Dazu gehören natürlich der IPCC und zahlreiche weitere Organisationen, die uns mit weitaus tiefschürfenderen Daten versorgen als jeder rachsüchtige Social-Media-Post.

Weitere Beispiele sind die Regionale Beobachtungsstelle für Klima, Luft und Energie, die Nationale Beobachtungsstelle für die Auswirkungen des Klimawandels, die Vereinigung INTERPRAEVENT, Veranstalter des Symposiums über „Das Auftreten, die Verringerung und die Behebung von Naturkatastrophen in Bergregionen“, die Nationale Vereinigung der Bürgermeister von Wintersportorten, die Berufskammer der Skigebietsbetreiber, der Internationale Dachverband der Skiliftbetreiber-Vereinigungen FIANET, die Nationale Vereinigung der Abgeordneten von Bergregionen und die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA, die allesamt für eine ernstzunehmende Bestandsaufnahme vor einer Neugestaltung maßgebend sein müssen.

Zu guter Letzt zählen zu den Experten vor allem auch alle kleinen und großen, französischen oder ausländischen Akteure aus dem Bereich der Industrie und der Raumplanung in den Bergen, die häufig auf der Mountain Planet ausstellen und sich bereits seit langem Tag für Tag um Innovationen bemühen, um auf unserer Messe Produkte, Dienste und andere Technologien anzubieten, die zu diesem Wandel beitragen.

MOUNTAIN PLANET 20 23 8 EINFÜHRUNG – ANALYSE
GAËL ILLUSTRATIONS

EINFÜHRUNG – ANALYSE

2023 10 MAREK PIWNICKI

BESTANDSAUFNAHME

DIE SCHLUSSFOLGERUNGEN DES 6.

KOSTBARE NATUR

Mit wirtschaftlichen Auswirkungen in Höhe von 20 Milliarden Euro pro Jahr sind die Berge stark auf den Tourismus angewiesen. Die 350 Skigebiete schaffen 18.000 direkte Arbeitsplätze, und allgemein hängen 120.000 Arbeitsplätze vom Beginn der Skisaison im Winter ab. (DP Avenir Montagnes) Kennzeichnend für die Beschäftigung ist ihre saisonale Schwankung und ihre Vielfalt. Die Aktivität „Skisport“ macht in der Schneetourismusbranche etwa 80 % des Umsatzes aus. Mit Ferien- und Saisonunterkünften orientiert sich auch die Raumplanung am Tourismus.

Sachstandsberichts des IPCC, der einen ganzen Abschnitt über die Berge enthält, betonen die dringende Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen zur Anpassung an den Wandel in den Gebieten, in denen die Erwärmung intensiver und sichtbarer ist. Der Bericht stellt den Einfluss des Menschen auf die Erderwärmung und die Wechselwirkungen zwischen Klima, Ökosystemen und menschlicher Aktivität mit den Folgen für die von der wirtschaftlichen und ökologischen Gesundheit der Berge abhängigen Täler heraus.

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EINFÜHRUNG – ANALYSE

INTERNATIONALER BERICHT 2023

ZUM SCHNEE- UND BERGTOURISMUS

Wie jedes Jahr haben uns die Veranstalter der internationalen Fachmesse für Raumplanung in den Bergen MOUNTAIN PLANET und der Schweizer Experte Laurent Vanat vorab die Zahlen und Trends des Weltmarkts für Schneeund Bergtourismus enthüllt.

Falls Sie an der Pressekonferenz vom 4. April nicht teilnehmen konnten, können Sie diese online auf der Website der Messe verfolgen: www.mountain-planet.com

Dieser seit 12 Jahren alljährlich im April veröffentlichte Bericht erfasst und analysiert die Daten von über 2.000 Skigebieten in 68 Ländern. Fakten, Zahlen, Investitionen, Besucheraufkommen, Trends, Beschneiung – der Bericht bietet einen detaillierten Überblick über die Ski-, Schnee- und Bergbranche und ihre Entwicklung und beleuchtet die Lage, die Entwicklungstrends und das Potential des Skimarktes.

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ANFÄLLIG UND SCHÜTZENSWERT

Das Abschmelzen der Gletscher ist eine der spektakulärsten Folgen der globalen Erwärmung. Dies führt bereits jetzt zu Veränderungen wie der Schließung der Gletscher von Val d’Isère und danach von Tignes im letzten Sommer. Dieses Phänomen bringt jedoch nicht nur die Skifahrer um ihr sommerliches Vergnügen, sondern löst eine regelrechte Kettenreaktion aus. 68 % der bewässerten landwirtschaftlichen Gebiete in den Tälern sind auf das von den Bergen herabrinnende Wasser angewiesen. Nach der Nationalen Beobachtungsstelle für die Auswirkungen der Erderwärmung ONERC „ergibt sich die jährliche Entwicklung eines gemäßigten Gletschers aus den gegenläufigen Effekten der Schneefälle im Winter und der Sommertemperaturen. Gletscher sind die für Temperaturschwankungen anfälligsten Elemente des Naturraums.“ Die Organisation hat den Schwund der französischen Gletscher gemessen, die in 20 Jahren durchschnittlich 25 m (Wasseräquivalent) verloren haben. Was den Schneefall betrifft, „ist ein deutlicher Rückgang des Schneebestands am 1. Mai auf allen Bergmassiven zu beobachten: -12 % pro Jahrzehnt im Vergleich zum Normalwert 1981-2010“.

Die Alpenmassive beherbergen eine reiche Artenvielfalt

Rund 30.000 Tierarten und 13.000 Pflanzenarten spielen eine wichtige Rolle bei der Milderung der Auswirkungen des Klimawandels (Quelle: Die Alpen zwischen Natur und Kultur, WWF).

Die Forschungshefte „Analyse der wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels in Skigebieten“ – Green Cross France et Territoires (GCFT) – beschreiben, dass die Zunahme der Vegetation über 1700 m und der Rückgang des Firnschnees zum Verlust der Artenvielfalt führen und durch den Albedo-Effekt (Vermögen einer Oberfläche, das Licht zu reflektieren und das Auftauen der Böden zu begrenzen) die Erwärmung verstärken. So besteht die Gefahr von Bergsturz, Erdrutsch und Versiegen von Wasserquellen. Die Analyse erläutert ebenfalls, dass sich die Land- und Weidewirtschaft, die eine wesentliche Rolle für die Erhaltung der Landschaft spielt, den Klimaphänomenen wie Dürre, Frost, Wind und Gewitter anpassen muss, da diese zu phänologischen Veränderungen im Jahreszyklus, einer Schwächung der Böden und zum vermehrten Auftreten bestimmter Schädlinge führen.

In den französischen Bergen liegen

43% der Naturschutzgebiete (darunter 7 Nationalparks)

58%

der bewaldeten Fläche und naturnahen Lebensräume

38%

der landwirtschaftlichen Fläche (DP Avenir Montagnes)

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FLO MADEREBNER

EINFÜHRUNG – ANALYSE

SEHR SCHWERE KOFFER

Die Berge sind somit besonders anfällig für den Klimawandel. Und auch wenn der Tourismus nicht die ganze Last der Erderwärmung trägt, sind der damit zusammenhängende Verkehr und das Hotel- und Gaststättenwesen in Frankreich immerhin für 11 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich.

In den Tourismushochburgen verzeichnen wir bis zu:

• 211 % mehr Wasserverbrauch

• 287 % mehr Jahresenergieverbrauch

• 27 % mehr Müllaufkommen als im nationalen Durchschnitt (ADEME).

Laut ORCAE gehen in der Region Auvergne Rhône Alpes 22,5 % der CO2-Emissionen auf (Wohn- und Gewerbe-)Gebäude zurück. In den Skigebieten sind 38 % der Wohnungen energieintensiv (Energieeffizienzklassen F und G) gegenüber 21 % im restlichen Staatsgebiet. Auf den Verkehr entfallen 25 % der Treibhausgasemissionen in der Region. Für die Fahrten in die Skigebiete ist die Bahn noch sehr spärlich ausgebaut. Vor kurzem appellierte die ANMSM (Nationale Vereinigung der Bürgermeister von Wintersportorten) daran, „die Bemühungen zur Verbesserung der Erreichbarkeit der Berge zu intensivieren“, das Bahnangebot auszubauen und durch ein Angebot mit multimodalen Verkehrsmitteln zu ergänzen, das die letzten Kilometer bis zur Unterkunft im Skigebiet abdeckt. Die Feststellung ist unmissverständlich und wirft die Frage

auf, wie sich der Tourismus in den Bergen entwickeln soll. Mit der Diversifizierung wurde bereits begonnen, und das Gästeaufkommen im Sommer ist gestiegen. Doch die Abhängigkeit der Bergwirtschaft vom Skisport bringt eine Differenzierung der Debatte mit sich. Diversifizierung bietet ergänzende Lösungen, die neue Zielgruppen anlocken werden. „Neue Touristen“, die insbesondere nach der Pandemie zutage getreten sind, öffnen ein neues Fenster zu den Bergen. Ohne deswegen gleich das große Tor der Skigebiete zu schließen.

QUELLEN

-Climate challenge annual report

-Green Cross France et Territoires (GCFT) – Forschungshefte: Analyse der wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels in Skigebieten

-6. Bericht des IPCC

-ORCAE (Regionale Beobachtungsstelle für Klima, Luft und Energie)

-ONERC (Nationale Beobachtungsstelle für die Auswirkungen der Erderwärmung)

-Unternehmenskonvention für das Klima – 11 in den Alpen tätige Unternehmen, darunter Alpexpo, Veranstalter der Messe Mountain Planet

-Booklet of good practices for the sustainable development of mountain areas

-Vereinigung INTERPRAEVENT, Veranstalter des Symposiums „Das Auftreten, die Verringerung und die Behebung von Naturkatastrophen in Bergregionen“.

-ANMSM (Nationale Vereinigung der Bürgermeister von Wintersportorten)

-Emmanuelle GEORGE bei IRSTEA: Direktorin des LESSEM (Labor Ökosysteme und Gesellschaften in den Bergen)

-ANEM- Betreuung der Alpengebiete bei der nachhaltigen Entwicklung und der Anpassung an den Klimawandel

-CIPRA-Kontrolle der Touristenströme

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DR

DER 8. ALPENZUSTANDSBERICHT (Alpenkonvention) stellt fest, dass die Luftqualität in den Alpen im Allgemeinen gut ist. Trotzdem leiden mehrere Alpentäler, wie zum Beispiel das Arve-Tal, unter übermäßiger Verschmutzung, vor allem in den Wintermonaten. Insgesamt ist der Gehalt an Partikeln mit mehr als 2,5 μm Durchmesser zu hoch im Vergleich zu den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werten. Doch das Thema bleibt Tabu und die Aktionen, wie zum Beispiel die Eurovignette, sind zaghaft und praktisch wirkungslos.

DIE ADEME STELLT IHRE TOURISMUSSTRATEGIE VOR

Ziele dieser Strategie sind die Förderung des ökologischen Wandels, die Nutzung der sich dadurch eröffnenden Chancen und die Unterstützung der Branchenfachleute bei ihrer Ausrichtung auf ein lokaleres oder nachhaltigeres Angebot. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Maßnahmen eingerichtet.

3 Handlungsprioritäten wurden ausgearbeitet

1. Sensibilisierung und Ausrichtung der Branche im Hinblick auf die Umweltprobleme und die vorhandenen Maßnahmen

2. Betreuung der Anbieter bei kurzfristigen und zur Vorbereitung der Zukunft auch langfristigen Aktionen

3. Ausbau strategischer Partnerschaften, die die Akteure der Branche zusammenschließen und die Umsetzung praktisch erfolgreicher Verfahren steigern können

Angesichts der umfassenden Interdisziplinarität der Branche konzentriert die ADEME (Umwelt- und Energieagentur) ihre Einsätze auf:

• Verkehrs- und Mobilitätsakteure: Ausbau der aktiven Mobilität, Anreize für den Verzicht auf Flugzeug oder Auto zugunsten öffentlicher Verkehrsmittel usw.

• Touristenunterkünfte: Wärmedämmung von Gebäuden, Ausbau erneuerbarer Energien usw.

94 % der Franzosen

sind der Ansicht, dass die französischen Gebirge zu den schönsten Reichtümern unseres Kulturerbes gehören. Wenn sie gefragt werden, was sie mit Urlaub in den Bergen verbinden, nennen 50 % „die saubere Luft“

(Unveröffentlichte Umfrage von OpinionWay im Auftrag der Nationalen Vereinigung der Bürgermeister von Wintersportorten).

• Restaurants: Ausbau nachhaltiger Ernährung, Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung usw.

• Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten: Umweltbewusstsein der Bürger, Entwicklung touristischer Angebote zur Beschleunigung des ökologischen Wandels usw.

• Gebiete: Wissensvermittlung und Betreuung bei der Anpassung an Klimawandel, Dekarbonisierung, Geschäftstourismus usw.

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JOSE-RODRIGUEZ-ORTEGA

AKTION(EN), REAKTION(EN)

BERGE VERSETZEN

Es ist ein langer Weg zum Gipfel und zu neuen Horizonten, doch wir kommen voran, wir sichern uns, wir rüsten die Route aus. Sowohl auf lokaler als auch auf nationaler oder internationaler Ebene gibt es zahlreiche Studien- und Diskussionsgruppen, die sich mit dem Klima und der Zukunft des Tourismus in den Bergen befassen und Argumente zum Handeln liefern. Auf allen Ebenen bewilligte Mittel finanzieren Forschungen und Maßnahmen und begleiten diesen Wandel. Regelung der Touristenströme, Verbesserung der Luft- und Wasserqualität, Maßnahmen für Landwirtschaft, Mobilität, Diversifizierung, Bildung, Forschung und Entwicklung der Raumordnungsakteure ...Anzeichen einer weißen – und grünen – Revolution.

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EINFÜHRUNG – ANALYSE

Im Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt INRAE untersucht das Labor ÖkoSysteme und Gesellschaften in den Bergen (LESSEM) die Dynamik der sozioökologischen Systeme in den Bergen. „Unsere Hauptaufgabe besteht in der Dokumentation und der Wissensproduktion“, sagt Emmanuelle George, Forscherin für touristische Raumplanung in den Bergen und stellvertretende Leiterin der Abteilung ACT (Aktionen, Wandel und Gebiete). „Wir betreiben auch viel objektivierte Forschung, um Akteuren Indikatoren und Methoden zur Entscheidungshilfe zur Verfügung zu stellen. Dazu arbeiten wir mit den Trägern staatlicher Politik, aber auch mit Akteuren aus der Wirtschaft oder aus Gebietskörperschaften zusammen.“ Emmanuelle George koordiniert das INTERREG Alpine Space Programm mit der Bezeichnung TRANSTAT (Transitions to Sustainable Ski Tourism in the Alps of Tomorrow). „Zusammen mit unseren Partnern aus Slowenien, Italien, Österreich und der Schweiz überlegen wir uns Wege für den Wandel in Abhängigkeit ihrer Merkmale. Wir haben ein Netzwerk mit Skigebieten aufgebaut, die sich auf der Grundlage ihrer gewünschten Zukunft entsprechend ihrer Stärken und Schwächen für diesen Wandel einsetzen.“

In der Stiftung der USMB versammelt und vereint der Forschungslehrstuhl Nachhaltiger Tourismus Projekte rund um Maßnahmen, die von Reisezielen im Bereich des nachhaltigen Tourismus ergriffen werden, und befasst sich mit der Entwicklung der Nachfrage. „Wir haben die Alpinen Skiweltmeisterschaften im Hinblick auf die Umsetzung ihrer CSR-Maßnahmen und ihre Verbindung mit den Vorhaben der beiden Destinationen Courchevel und Méribel untersucht. Die Studie läuft noch, aber der Ansatz ist interessant, weil das Organisationskomitee mit dieser Charta in kurzer Zeit nach ISO 21000 zertifiziert wurde. Im Rahmen dieses Events wird es bald viele Fortschritte geben, zum einen grundlegender Art, aber auch im Bereich des Know-hows und der Organisationsweise“, erläutert Dominique Kreziak, Forscherin für Marketing, Umwelt und Tourismus und wissenschaftliche Leiterin des Lehrstuhls. „Die Veranstaltung diente als Beispiel und Anregung für andere Veranstaltungen dieser Art“, sagt Dominique. „Diese Vorgehensweisen sind systematisch auf

Fortschritt ausgerichtet. Wir sind uns bewusst, welcher Weg noch vor uns liegt!“

Diese Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und der Praxis vor Ort zeigt sich auch in der zunehmenden Bedeutung des öffentlich-privaten Konsortiums CLIMSNOW zwischen Météo-France, dem Inrae und Dianeige (einer auf die Planung von Skigebieten spezialisierten Firma), dessen Aufgabe es ist, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Schneefall in Skigebieten zahlenmäßig zu erfassen. Seine Analyse bewertet die Fähigkeit von Skigebieten, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten, die erforderlichen Anstrengungen, Modalitäten und Fristen. CLIMSNOW hat bereits über 110 Diagnosen gestellt und wird immer häufiger genutzt. Der Präfekt von Haute-Savoie zieht sogar in Betracht, alle neuen Anträge von Einrichtungen dem Konsortium vorzulegen.

OHNE GROSSES GEREDE HANDELN

Seit einigen Jahren betreut der Cluster Montagne seine Mitglieder bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Begleitung ihres Wandels: nach einer ersten Pilotmaßnahme (in Zusammenarbeit mit DSF und OSV) mit 15 Strukturen und der Veröffentlichung des ADEME-Branchenleitfadens* haben soeben 5 neue Unternehmen einen 6-monatigen Betreuungszyklus für die Umsetzung ihres „Aktionsplans Wandel“ abgeschlossen: Abamo&Co, Abest, MND, Sunconseil und Val d’Isère Tourisme. 2023 wird den Mitgliedern des Clusters Montagne auch eine Maßnahme zum Thema CSR angeboten. Eine Gelegenheit, um zu betonen – sofern notwendig –, dass sich die Unternehmen mobilisieren, um sich anzupassen!

* https://librairie.ademe.fr/changement-climatique-etenergie/5418-realisation-de-bilans-de-gaz-a-effet-deserre-et-strategie-climatique-associee.html

ZEIT ZUM

HANDELN!

Die Senkung der Treibhausgasemissionen wird vor allem durch Energiesparen erreicht. In den Vereinigten Staaten liefert die seit 11 Jahren bestehende jährliche Climate Challenge, an der bislang 35 amerikanische Skigebiete teilnehmen, den Destinationen einen Rahmen, um sich über mehrere Jahre hinweg für die Senkung ihrer CO2-Emissionen zu engagieren, ihre Maßnahmen innerhalb der Branche zu verbreiten und zusammenzuarbeiten, um gemeinsam Stärke zu zeigen. Die von den Skigebieten selbst festgelegten Ziele sind zwar nicht spektakulär, aber konkret und realistisch. Den Teilnehmern, die ihre Ziele erreichen, wird vom Sustainable Slopes Program, einem Programm der NSAA (National Ski Areas Association), ein Abzeichen verliehen, und sie erhalten auch Zuschüsse zur Umsetzung greifbarer Maßnahmen.

Bei uns in Frankreich hat die Berufskammer der Skigebietsbetreiber einen Umwelthandlungsrahmen erstellt, um bis 2037 CO2-Neutralität zu erreichen. Pistenfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb, Einführung einer CO2-Bilanz in allen Bereichen, umweltbewusste Fahrweise und vernünftiger Einsatz von Pistenraupen und Skiliften: Ermuntert durch die steigenden Energiepreise haben bereits zahlreiche Skigebiete solcherlei Maßnahmen übernommen.

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DAJA GEBIETE IM BLICKPUNKT

EINFÜHRUNG – ANALYSE

WASSER TEILEN

Höhenstaubecken werden kontrovers diskutiert, da sie meistens mit „Schnee um jeden Preis“ und der Opferung unserer Ressourcen und Landschaften in Verbindung gebracht werden. Dennoch werden sie heutzutage besser gestaltet, um sich in ihre Umgebung zu integrieren und mehreren Zwecken zu dienen. Als Ergebnis gemeinsamer Überlegungen der Abgeordneten von Skigebieten hat die Nationale Vereinigung der Bürgermeister von Wintersportorten ein „Blaubuch über Höhenstaubecken“ herausgegeben. Ohne die möglichen Auswirkungen dieser künstlichen Seen auf die Umwelt kleinzureden, kommt der Bericht zum Schluss, dass „trotz dieser Auswirkungen nicht vergessen werden darf, dass ein Gleichgewicht zwischen Wasserwirtschaft und nachhaltigem Wassermanagement gefunden werden kann“ und dass „Höhenstaubecken auch ein Mittel sind, um Ökologie und Wirtschaft durch Diversifizierung der touristischen Aktivität miteinander zu verbinden.“

In ihrer Charta „Engagement für die Umwelt“ verpflichtet sich die Berufskammer der französischen Skigebietsbetreiber, die produzierten Schneemengen zu optimieren, Wasser zu speichern, um Belastungen für den Grundwasserspiegel zu vermeiden, und die Ressource bei Trockenheit mit den Viehzüchtern zu teilen.

BESCHNEIUNGSANLAGEN ERFINDEN SICH NEU

Mit seinen wie Wärmepumpen arbeitenden Beschneiungsanlagen ist das KMU WeSnow aus Savoyen wegweisend in der Schneeerzeugung mit positiver Energiebilanz. „Wir erzeugen sehr kalten und sehr trockenen Schnee aus Flockeneis nach dem Prinzip eines großen Gefrierschranks mit -26 °C. Bei der Herstellung wird Wärme frei, die wir mit einem Wärmetauscher einfangen, wodurch wir das Doppelte der verbrauchten Energie zurückgewinnen“, erläutert der Geschäftsführer des Unternehmens Bertrand Lambla. WeSnow hat bereits den Wintersportort Super Besse mit 9 Schneekanonen ausgestattet, die den unteren Teil des Skigebiets bei jeder Temperatur beschneien und mit der zurückgewonnenen Energie die Gemeindegebäude beheizen. Wesnow.fr

MOBILITÄT ANREIZE FÜR WENIGER VERSCHMUTZUNG

In Les Saisies ermöglicht die Plattform lessaisies-express.com, die beste Verbindung mit den verfügbaren Verkehrsmitteln zu finden, um zu unserer Unterkunft im Skigebiet zu gelangen. „Wir berücksichtigen auch die letzte Meile und integrieren in die Strecke kostenlose Shuttlebusse, die die Urlauber möglichst nah an ihre Unterkunft bringen“, erläutert die Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit von Les Saisies Fabienne Roux. Um Anreize für eine umweltfreundlichere Anfahrt zu schaffen, gewährt der Wintersportort den Gästen, die mit Bahn und Bus anreisen, 10 % Ermäßigung auf den Skipass. Praktischerweise können auf dieser Website sowohl das Verkehrsmittel als auch der Skipass und die Ski-Schließfächer reserviert werden.

Euromontana ist der sektorenübergreifende europäische Verband für Zusammenarbeit und Entwicklung de Bergregionen.

Seine Aufgabe besteht in der Förderung von aktiven Lebensräumen in Bergregionen durch Einsatz für eine nachhaltige globale Entwicklung und die Verbesserung der Lebensqualität. Der Verband gibt ein „Booklet of good practices“ heraus, in dem erfolgreiche Beispiele im Sinne des Wandels geschildert werden. Dort können wir zum Beispiel nachlesen, dass im Pitztal in Österreich eine App entwickelt wurde, die Arbeitnehmer durch ein in Partnergeschäften verwendbares Punktesystem zur Bildung von Fahrgemeinschaften anregt. Über 80 Gemeinden und Unternehmen sind bislang Partner der App. In der Bergregion Terras de-Tràs-Os-Montes im Norden Portugals sorgen vollausgestattete „Behördenbusse“ dafür, dass die Bewohner dieser abgelegenen Gegenden – insbesondere die älteren Menschen – für ihre Behördengänge nicht eigens in die Stadt fahren müssen, sondern diese vor Ort erledigen können.

Dank der im Rahmen des Plan Avenir Montagnes bewilligten Mittel gibt es auch in Frankreich immer mehr umweltfreundliche Mobilitätslösungen. Mit Hilfe der staatlichen Förderung und anderer Zuschüsse werden beispielsweise in der Region Briançonnais die öffentlichen Verkehrsmittel besser aufeinander abgestimmt.

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Touristenströme lenken

Die Berge werden immer häufiger besucht, was bei gleichzeitiger Verkürzung der Aufenthaltsdauer zu höherem Verkehrsaufkommen führt. Die französische CIPRA-Vertretung mit Sitz in Grenoble wirkt im Sinne von grenzüberschreitender Zusammenarbeit und von Partnerschaften mit den Akteuren aller französischen Alpenregionen.

Im Rahmen des im Jahr 2022 abgeschlossenen Projekts speciAlps2 wurden Maßnahmen ergriffen, um das Touristenaufkommen in verschiedenen, unter dem Ansturm leidenden Alpenregionen zu lenken. Zufahrtsbeschränkungen für Fahrzeuge, gebührenpflichtige Parkplätze, öffentliche Verkehrsmittel, Fahrverbote an bestimmten Tagen, allerdings auch Verbesserung der Kommunikation und der Lösungen für umweltfreundliche Mobilität. Der Druck auf die Naturräume werde wahrscheinlich weiter zunehmen, vor allem durch die globale Erwärmung, stellt Projektleiterin Magdalena Holzer fest. „Initiativen wie speciAlps2 sind überaus wichtig, um hochwertige Besuchserlebnisse zu erhalten und in den Alpen weiter voneinander zu lernen.“

ABGESEILT!

Der Seilzug im Dienst der Forstwirtschaft

Die Holzabfuhr per Seilzug hat sich in Frankreich und in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten unterschiedlich entwickelt. Während in der Schweiz alljährlich 300.000 m3 geerntet werden, sind es in den Nordalpen weniger als 50.000 m3. Mit dieser Technik lässt sich allerdings das Holz mit minimaler Auswirkung auf den Boden und die Artenvielfalt gewinnen. Sie vermeidet den Bau von Straßen für große Maschinen, begrenzt die Treibhausgasemissionen und den für die Tierwelt störenden Lärm. Das vom Exzellenzzentrum Holz koordinierte Projekt Formicable ist eine französisch-schweizerische Kooperation.

Ziele des Projekts:

- Ausbildung der Forstarbeiter in Seilzugtechniken.

Artenvielfalt

Der Schwerpunkt des Fonds „Avenir Montagnes“ liegt auf nachhaltigen touristischen Einrichtungen im Zusammenhang mit der Diversifizierung auf 4 Jahreszeiten, der Modernisierung der Einrichtungen und dem Schutz der Artenvielfalt. Insbesondere wurden mit 15 Millionen Euro 85 Projekte im Bereich der Wiederherstellung von Wanderwegen und der Artenvielfalt finanziert.

- Einrichtung anerkannter Ausbildungen für Forstauszubildende und Forstfachleute.

- Förderung einer rentablen und umweltfreundlichen Nutzung.

ERGEBNIS: Vorbereitung von 6 Jugendlichen auf die Zertifizierung in Funktionssicherheitsplanung – Ausbildung von 200 Personen anhand der Lehrmittel

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DR

FRISCHER WIND

Ein vor kurzem veröffentlichter Jugendbericht von Euromontana stellt fest, dass 66 % der in den Bergen wohnenden Jugendlichen gern dort bleiben und arbeiten würden, jedoch das Verkehrs-, Bildungs- und Arbeitsangebot unzureichend ist. Die sich auf 4 Jahreszeiten erstreckende Diversifizierung des Angebots und der Freizeitgestaltung in den Bergen setzt allerdings eine Dynamisierung der Gebiete insbesondere mit den neuen Generationen voraus. Es gibt bereits Initiativen, um den Nachwuchs zu unterstützen und zum Bleiben zu bewegen! Dem erwähnten „Booklet of good practices“ des Verbands lässt sich entnehmen, dass in den Wintersportorten zahlreiche Maßnahmen für Jugendliche ins Leben gerufen wurden. In den Pyrenäen wird alleinstehenden minderjährigen Flüchtlingen eine Ausbildung in Bergberufen angeboten. Von den 15 durch dieses Projekt namens AVENIR betreuten Jugendlichen haben bisher 8 eine Arbeit gefunden, die anderen sind noch in der Ausbildung. Die meisten von ihnen haben beschlossen, in den Pyrenäen zu bleiben. In Norwegen fördert das Projekt YESpecialists den Unternehmergeist von in den Bergen lebenden Jugendlichen und betreut ihre Projekte. Das von 2020 bis 2023 laufende Programm wird von Erasmus und dem Europäischen Jugendportal unterstützt. In der spanischen Region Aragonien werden Jugendliche mit einem Programm, das sie mit Unternehmen zusammenbringt, ihnen bei der Eingewöhnung hilft und ihnen finanzielle Zuschüsse bietet, dabei unterstützt, eine Arbeit zu finden, damit sie in der Region bleiben können. An diesem Programm

„Arago Retorno Joven“ nehmen 156 Unternehmen teil. Dank dieser Initiative haben sich bislang 332 Jugendliche in der Region niedergelassen.

PRIVATE INITIATIVEN

Neben den Forschungs- und Hilfsprogrammen für den Wandel werden auch private Initiativen ins Leben gerufen. Die im Dezember 2020 gegründete CEC (Unternehmenskonvention für das Klima, zu der auch Alpexpo gehört, der Veranstalter der Messe Mountain Planet) vereint 150 Entscheidungsträger aus der Wirtschaft. Sie organisiert für diese Entscheidungsträger Wege für die Bewusstseinsfindung und den Wandel. „Indem die Menschen sich die von uns verbreiteten wissenschaftlichen Daten zu eigen machen, kann die Bürde des Handelns für das Klima geteilt werden. Müssen die Wissenschaftler diese Bürde allein tragen? Nein, auch die Entscheidungsträger müssen sie tragen. Und je mehr Hebel man ansetzen kann, desto leichter trägt sich diese Bürde“,  erklärte Valérie Masson Delmotte, Paläoklimatologin und Mitvorsitzende der Arbeitsgruppe 1 des IPCC, bei der letzten Sitzung der Konvention im Oktober vergangenen Jahres. Die 150 Mitglieder der Unternehmenskonvention für das Klima beschlossen 10 politische Vorschläge für den Klimaschutz, anspruchsvolle und ehrgeizige Maßnahmen zur Bekämpfung der Erderwärmung, der Verschmutzung und des Verlusts der Artenvielfalt. Bei den sechs, sich über 11 Monate erstreckenden zweitägigen Sitzungen waren die ausgewählten Führungskräfte von den besten Wissenschaftsexperten und Pädagogen umgeben, um ihr Unternehmen und ihre Tätigkeiten zu überdenken. Ziel: Senkung der Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030, dringender Schutz der Artenvielfalt und Regenerierung des Lebens.

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RACHEL
EINFÜHRUNG – ANALYSE
CLAIRE

MITTEL ZUM HANDELN

• Der mit 331 Mio. € ausgestattete Fonds „Avenir Montagnes“ (Zukunft Berge) besteht aus einem zusammen mit den Regionen finanzierten Posten mit 300 Mio. € zur Unterstützung von Investitionen im Zusammenhang mit den Schwerpunkten des Plans und einem Posten mit 31 Mio. € für die Projektplanung in den Gebieten, in denen dies zur Umsetzung dieser Investitionen erforderlich ist. In den 3 Schwerpunkten wurden bereits über 670 Projekte betreut: Förderung der Diversifizierung des Angebots und der Werbung neuer Kunden, Beschleunigung des ökologischen Wandels touristischer Aktivitäten in den Bergen und Dynamisierung von Ferienwohnungen und Vermeidung von Leerstand.

• Anlässlich der Unterzeichnung des regionsübergreifenden Abkommens für das Alpenmassiv (CIMA) 2021-2027 haben der Staat, die Regionen Sud und Auvergne-Rhône-Alpes sowie die Wasseragentur Rhône-Mittelmeer-Korsika zugesagt, über 250 Millionen Euro für die Berge bereitzustellen.77 Millionen Euro stammen aus dem 2021 und 2022 geplanten Fonds Avenir Montagnes Investissement, und weitere 173 Millionen werden bis 2027 rund um vier Themenschwerpunkte über die Erhaltung der Umwelt und die Wende zu einem widerstandsfähigeren Alpenmassiv finanziert.

• Der Plan „Destination France“ stattet die ADEME mit weiteren finanziellen Mitteln für einen „Großeinsatz“ in einem Teil der Branche aus. Die ADEME leitet 4 Maßnahmen des Plans mit einem Budget von über 30 Mio. € im Zeitraum 20232024: Unterkünfte und Restaurants, aufstrebende Tourismusformen, Radwandern und CO2-Bilanz.

Während der Sitzungen zur Tourismuswende betonte der Präsident von Auvergne-Rhône-Alpes Tourisme Fabrice Pannekoucke, dass der von der Region gewählte Begriff „Wohlwollender Tourismus“ (www.tourismebienveillant. org) sein Engagement zum Ausdruck bringe, nachhaltigen Tourismus nicht der Wirtschaft entgegenzustellen. Er erinnerte daran, dass „Wirtschaftstätigkeit von entscheidender Bedeutung bleibt, wenn sie im Dienst der Beschäftigung und des lokalen Lebens steht.“ Es werden zahlreiche Maßnahmen für die Umwelt ergriffen, und auch wenn diese nicht so schnell und spektakulär sind, wie manche es sich wünschen würden, werden sie gefördert, hervorgehoben, gemessen und nachverfolgt. Alle „wohlwollenden Touristen“ müssen ebenfalls ihren Teil dazu beitragen.

Öko-Etiketten

• Das Europäische Umweltzeichen ist ein Hilfsmittel für das ökologische Design von Dienstleistungen und zur Aufwertung des Engagements von Touristenunterkünften. In Frankreich ist die Umwelt- und Energieagentur ADEME für die Einführung und Verwertung des Europäischen Umweltzeichens zuständig und bedient sich dazu insbesondere zweckgebundener Finanzierungen. Das an Touristenunterkünfte vergebene Ecolabel gewährleistet Umweltexzellenz und eine niedrige Umweltauswirkung des Dienstleistungszyklus: Wasser- und Energieverbrauch, Müllaufkommen, Nutzung erneuerbarer Energien usw. Es ist ein wertvolles Hilfsmittel zur Anleitung der Anbieter, jedoch auch eine Qualitätsgarantie für die Gäste, die immer häufiger auf die Umweltauswirkungen ihres Urlaubs achten.

• Das von dem für seine Müllsammelaktionen in Skigebieten wohlbekannten Verein Mountain Riders im Jahr 2015 ins Leben gerufene Gütesiegel Flocon Vert (Grüne Flocke) wird Urlaubszielen mit einer ehrgeizigen nachhaltigen Entwicklungspolitik verliehen. Die Destinationen werden anhand von 20 Kriterien in den Bereichen Regierung, lokale Wirtschaft, gesellschaftliche und kulturelle Dynamik und nachhaltiges Ressourcenmanagement bewertet. „Mit inzwischen 20 mit dem Gütesiegel versehenen Reisezielen möchten wir aktiv auf Besucher, Touristen, Sportler und Nutzer zugehen und sie auf das Label Flocon Vert aufmerksam machen, damit sie zur Notwendigkeit einer Verhaltensänderung im Sinne eines bewussten und verantwortungsvollen Tourismus beitragen.“

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DR

EINFÜHRUNG – ANALYSE

Laurent Wauquiez, PRÄSIDENT DER REGION AUVERGNE-RHÔNE-ALPES

Die Region Auvergne-Rhône-Alpes hat die Berge zu ihrer Priorität erhoben und zwei Förderungsinstrumente auf den Weg gebracht, den „Plan Montagne 2“ und den „Plan Tourisme“, um sie bei ihrer Energiewende und ihrem Wirtschaftswandel zu unterstützen.

Wie ist die Resonanz auf Ihren mit 100 Mio. € ausgestatteten Plan Montagne 2? Können Sie uns die ersten ausgewählten Projekte näher beschreiben und uns verraten, nach welchen Kriterien sie ausgewählt wurden?

„Insbesondere vor dem Hintergrund der globalen Erwärmung besteht die große Herausforderung unserer Wintersportorte in den nächsten Jahren darin, eine Diversifizierung des Tourismus anzustreben. Das ist das Ziel dieses zweiten Bergplans, mit dem Auvergne-Rhône-Alpes zur ersten nachhaltigen Bergregion Europas werden soll. Der Skisport bleibt ein starker Trumpf für die Attraktivität unserer Bergmassive, daher ist die Schneesicherheit weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt unserer Maßnahmen. Wir müssen jedoch auch neue Einrichtungen entwickeln, die unseren Skigebieten die Möglichkeit geben, die Saison zu verlängern und auf diese Weise ihr touristisches Angebot zu stärken.

Zu den ersten von uns geförderten Projekten

In allen Branchen sind Wandel und Diversifizierung wichtige Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, damit unsere Region weiterhin attraktiv bleibt. Das ist das Ziel unseres Plan Tourisme, dessen 300 Millionen € in die sechs Exzellenzsparten unserer Region investiert werden.

gehören beispielsweise eine große Sommerrodelbahn in La Norma in Savoyen, die XXL-Seilrutsche von Chamrousse, die mit ihren 1900 m die längste Frankreichs sein wird, oder verschiedene, sowohl im Sommer als auch im Winter verwendbare Skiausstattungen im Skigebiet Les Planards in Chamonix. Was die Auswahlkriterien angeht, arbeiten wir mit den Akteuren vor Ort zusammen. Diese wissen am besten, welche Projekte für ihr Gebiet nützlich und gewinnbringend sind. Außerdem achten wir auf die Umweltauswirkung der Einrichtungen und vergewissern uns, dass sie sich nahtlos in die Landschaft unserer Bergmassive einfügen.“

Sie haben parallel dazu einen regionalen Tourismusplan 2022-2028 ins Leben gerufen, um unter anderem die Tourismuswende in den Bergen anzutreiben. Was sind die Leitlinien dieses neuen Plans, worauf zielt er ab, und kollidiert er nicht mit dem Plan Montagne 2?

„Auvergne-Rhône-Alpes beherbergt das erste Skigebiet der Welt, was natürlich bedeutet, dass die Berge einer der wichtigsten touristischen Anreize unserer Region sind. Daher war es sehr wohl berechtigt, dem Tourismus einen eigenen Plan zu widmen. Die Berge sind allerdings nicht der einzige Anreiz. Unter allen französischen Regionen haben wir auch bei den Outdoor-Aktivitäten oder der Gastronomie die Nase vorn. In allen Branchen sind Wandel und Diversifizierung wichtige Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, damit unsere Region weiterhin attraktiv bleibt. Das ist das Ziel unseres Plan Tourisme, dessen 300 Millionen € in die sechs Exzellenzsparten unserer Region investiert werden: die Berge natürlich, aber auch die

freie Natur, Wanderwege, Thermalbäder, Gastronomie und Weintourismus. Dazu gesellt sich die Unterstützung des selbständigen Hotelgewerbes, der Ferienzentren und der Renovierung gewerblicher Unterkünfte. Mit diesem Plan möchten wir die Entfaltung eines lokalen Tourismus fördern, der unsere Traditionen und die Geschichte unserer Region herausstellt. Er überschneidet sich nicht mit dem Plan Montagne, die beiden Pläne ergänzen sich.“

Welche Rolle kann Innovation bei der Diversifizierung der Skigebiete im Sommer und im Winter spielen, einem zentralen Punkt des Plan Montagne 2? „In der Tat steht Innovation im Mittelpunkt unseres Handelns. Indem wir neue Einrichtungen und neue Erlebnisse anbieten, wird es unseren Wintersportorten gelingen, sich abzuheben und neue Kunden zu gewinnen. Ich denke da zum Beispiel an die Entwicklung der E-Bike-Nutzung in den letzten Jahren, durch die die Besucherzahlen im Sommer gestiegen sind, wie der Wintersportort Les Gets gezeigt hat, der europaweit zu einer Referenz für den Mountainbikesport geworden ist. Innovation ermöglicht uns auch, die Umweltauswirkung der Einrichtungen durch Nutzung über mehrere Betriebszeiten, durch Einsatz neuer Materialien für ihre Verwirklichung oder durch Berücksichtigung der Geländebeschränkungen zu begrenzen. Das sind einige Beispiele, die den Sinn unserer Absichten für unsere Region veranschaulichen: den Umweltproblemen nicht durch Nullwachstum begegnen, wie uns manche Radikale vorschlagen, sondern durch Innovation, Investitionen und Zusammenarbeit mit unseren Unternehmen und den Akteuren unserer Gebiete.“

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„Innovation steht im Mittelpunkt unseres Handelns“
©CHARLES PIETRI, RÉGION AUVERGNE-RHÔNE-ALPES Das Gespräch führte Marie-France Sarrazin

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EINFÜHRUNG – ANALYSE

Dominique Thillaud, GENERALDIREKTOR DER COMPAGNIE DES ALPES

Investieren und sich engagieren

Sie sind bei der Verringerung Ihrer Umweltauswirkungen schnell vorangekommen. Können Sie bereits vorab eine Umweltbilanz für diesen Winter ziehen, auch wenn die Saison noch nicht zu Ende ist?

Ich habe noch keine endgültigen Zahlen, doch ich kann bereits sagen, dass wir mit unserem Beschluss, in allen unseren Skigebieten auf fossile Energien zu verzichten, unseren CO2-Ausstoß im Scope 1 und 2 um etwa 70 % senken können (Die genaue Zahl muss am Saisonende bestätigt werden). Für uns ist das sehr viel. Und ich möchte hinzufügen, dass wir in den Skigebieten, in denen wir nicht für die Pistenpräparierung zuständig sind (Tignes, Val d’Isère und Les Menuires), die Mehrkosten für HVO (Biokraftstoff) übernommen haben. Unsere 8 Skigebiete sind die einzigen in Frankreich, die für die Pistenpräparierung keine fossile Energie mehr verwenden. Was den Travelski Express (Charterzüge aus London) betrifft, liegen uns noch keine Zahlen vor, da die Aktion noch bis April läuft, doch die Auslastung ist überaus zufriedenstellend. Wir hoffen, dieses Angebot fortsetzen zu können. Außerdem haben wir dieses Jahr weitere Züge von Paris nach BourgSaint-Maurice und Modane hinzugefügt.

Sind Sie als bedeutender Akteur in den Bergen der Ansicht, dass Sie ein Vorbild für die ganze Branche sein müssen? Wir tun, was wir können, um die richtige Richtung einzuschlagen. Wenn andere unserem Beispiel folgen möchten, steht ihnen das frei. Wir haben unser Ziel bekannt gegeben, und es wird jedes Jahr überprüft. Wir sind in unseren Skigebieten voll bei der Sache und arbeiten eng mit den Abgeordneten dieser Wintersportorte zusammen. Wir machen das alle gemeinsam und mit echter Überzeugung und Begeisterung. Die Umwelt ist ein ernstes Thema, das wir wie ein normales Unternehmen, also unabhängig von Meinungen, mit Ordnung, Methode, Disziplin und langfristiger Sichtweise behandeln müssen

und auch so behandeln. Es steht viel auf dem Spiel, da wir allein zum Erreichen der NettoNull-Emissionen bis 2030 über 50 Millionen Euro investieren werden. Wir engagieren uns so sehr für uns, unsere Gäste und die Abgeordneten und Einwohner der Wintersportorte, dass wir außerordentliche Mittel bereitgestellt haben.

Sie streben bis 2030 Netto-NullEmissionen im Scope 1 und 2 an. Welche Absichten haben Sie für den Scope 3? Die Dinge müssen eindeutig und wissenschaftlich untermauert sein. Deshalb werden wir zunächst unseren Scope 3 in Tonnen CO2 für alle unsere Standorte bis 2024 berechnen lassen. Inzwischen ergreifen wir Initiativen, insbesondere mit den Zügen. Wir beauftragen Unternehmen aus der Region und Personen, die sich für die Einhaltung der Pariser Abkommen engagieren. Projekte von Skigebieten oder Aktivitäten wie „Snow Dome“ auf internationaler Ebene werden von uns nicht mehr unterstützt, wenn es nicht genug Naturschnee gibt. Es gibt andere Posten, an denen wir arbeiten. Der Scope 3 ist ein Thema, zu dem wir ausgiebig beitragen werden. Wir betreiben keine Kompensation, sondern eine strenge Verringerung und für die verbleibenden Emissionen eine Speicherung durch Plantagen. Zur Durchführung dieses Vorhabens haben wir die größte je in Frankreich unterzeichnete Vereinbarung mit dem Französischen Forstamt (ONF) abgeschlossen.

Möchte die Gruppe die vor kurzem erworbenen Unternehmen mit auf diesen tugendhaften Weg nehmen oder sie zu Verbündeten machen?

Wir haben Ende letzten Jahres den Reiseveranstalter MMV gekauft. Natürlich wird auch er Netto-Null-Emissionen erreichen, denn er ist ja Teil der Gruppe. Für Scope 1 und 2 ist das die Mindestvoraussetzung für die Zugehörigkeit zur Compagnie des Alpes. Wir haben keine Absichten für die Bergrestaurants, Skigeschäfte

Die Umwelt ist ein ernstes Thema. Wir behandeln es wie ein normales Unternehmen, also unabhängig von Meinungen, mit Ordnung, Methode, Disziplin und langfristiger Sichtweise.

und Skischulen, da gibt es andere Betreiber, die das sehr gut machen. Wenn hingegen eine Aktivität zu einer höheren Belegung der Ferienwohnungen führt, werden wir uns einbringen, insbesondere bei der Renovierung energiefressender Gebäude aus dem letzten Jahrhundert, wo es unheimlich viel zu tun gibt. Der Weg führt in Richtung Renovierung. Vor allem deshalb haben wir MMV erworben. Mit ihren Kompetenzen und ihrem Know-how sollen sie zusammen mit anderen an der Renovierung dieser Energieschleudern mitwirken. Zellenartige Ein- oder Zweizimmerwohnungen müssen in ein sowohl im Sommer als auch im Winter attraktives Produkt umgewandelt werden. Der Wohnungspark muss mit einem Minimum an Dienstleistungen und Aktivitäten für die Gäste erneuert werden. Aus diesem Blickwinkel heraus haben wir auch Evolution2 erworben, denn das ist ein Referenzveranstalter für Outdoor-Aktivitäten, insbesondere im Sommer. Durch diesen Kauf können die Berge im Sinne einer notwendigen Diversifizierung im Sommer attraktiver werden.

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©
JULIEN KNAUB

AIMER LE FUTUR

C’est transformer son expérience pour innover

Guilbaut Colas

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grenoblealpes.fr

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GRENOBLE ALPES Chamrousse
du monde de ski de bosses
de l’Activebase Grenoble Alpes Juillet 2021 Atelier Duo : www.atelierduo-studio.com I Crédit photo Tristan Lebeschu
Champion
Co-inventeur

Charlotte Rotureau, BETREUERIN DES WANDELS, GRÜNDERIN VON EVVI (EVÈNEMENT VIVANT)

Wie können wir das Bewusstsein anregen, das für den Wandel des Veranstaltungssektors zu einem nachhaltigeren Modell notwendig ist?

„Es gibt verschiedene Bewusstseinsstufen, die mit einer mehr oder weniger starken Fixierung auf das traditionelle Veranstaltungsschema zusammenhängen. Meiner Ansicht nach müssen 3 Stufen überwunden werden, um die Modelle neu zu erfinden.

Stufe 1 ist die „Umweltverantwortung“, also welche Maßnahmen in Bezug auf Verkehr, Müll, Ernährung, Energiesparen und Wasser ergriffen werden. Es gibt noch keinen koordinierten Plan, aber es gibt Maßnahmen. Das ist ein wichtiger Schritt, allerdings nicht ausreichend, um den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.

Stufe 2 entspricht der „Strukturierung“ eines globalen Vorgehens. Auf dieser Ebene wird das Modell bereits eingehender in Frage gestellt und an mehreren Richtungen gearbeitet: Wohlbefinden am Arbeitsplatz, gemeinsame Leitung und insbesondere Verteilung von Macht und Handlungsfähigkeit, Engagement unserer Freiwilligen und unserer Partner, unsere Einkaufsrichtlinien usw. Wir stellen unsere Werte, unsere Anschauung und unsere Auswirkungen in Frage. Wir sprechen eine systemische Sichtweise des Themas an und hinterfragen die Rolle unseres Events, sein Erbe und die Spuren, die es im Gebiet zurücklässt.

Stufe 3 schließlich ist die „Umwandlung“. Dort durchbrechen wir die Richtlinien durch Vorschau: wie stelle ich mir meine Veranstaltung in 5 oder 10 Jahren vor, um

eine Welt mit mehr Hochachtung vor den Lebewesen anzustreben? Das stellt den eigentlichen Sinn eines Projekts in einem Gebiet in Frage. Bei der Begleitung des Wandels durchlaufen wir die einzelnen Stufen.

Wie errichten wir dann diesen kollektiven Wendeprozess?

„Veranstaltungen sind eine Abfolge von Aufgaben und Handlungen, die von Personen und Organisationen umgesetzt werden. Sie sind ein Dorf, das in kürzerer Zeit mit den gleichen Schwierigkeiten fertig werden muss wie ein Gebiet. Alle Akteure der Branche müssen sich in Bewegung setzen, um sich zu verändern: Veranstalter, Dienstleister, Sponsoren, Gastgeberstädte und sogar das Publikum in seiner Art, die Veranstaltung zu genießen. Über die Umweltverantwortung hinausgehen, verlangt von den Akteuren der Branche, ihre Sicht auf den Aufbau und den Sinn der Veranstaltungen zu ändern. Dies führt zu Entscheidungen, die sich auf das Ökosystem und das Gebiet auswirken werden. Als Veranstalter müssen Sie zwangsläufig die richtige Größe der Events, ihre Einzugsbereiche, Formate und Dauer neu hinterfragen. Dazu müssen Dialog- und Diskussionsräume geschaffen werden, damit alle Meinungen zum Ausdruck kommen können. Es wird darum gehen, aus der Wettbewerbslogik auszubrechen, um Kooperation und gegenseitige Unterstützung zu bewirken. Der wirtschaftliche Aspekt ist bekanntlich ein großes Hindernis für Veränderungen. Man könnte also Kapitalbeschaffungen für ökologische und soziale Innovation in Betracht ziehen, wie das auch für Technologie gemacht wird. Mit solchen Finanzierungen ließen sich gesicherte Bereiche einrichten, um neue Handlungs- und Organisationsformen auszuprobieren.“

Veranstaltungen können als Laboratorien des Wandels angesehen werden. Warum nicht neue öffentliche Vorrichtungen oder Politik anhand dieser Kommunikationsnischen testen?

Ist Neuerfindung eine Gelegenheit, um die Werte einer neuen Welt zu verkörpern?

„Veranstaltungen können als Laboratorien des Wandels angesehen werden. Warum nicht neue öffentliche Vorrichtungen oder Politik anhand dieser Kommunikationsnischen testen? Veranstaltungen tragen dazu bei, Vorstellungswelten zu erleben. Wir müssen wissen, welche Werte und Ethiken wir durch diese öffentlichen Treffen teilen und wecken möchten. Um die Übertragbarkeit ökologischer Praktiken von einer Veranstaltung auf das Zuhause zu ermöglichen, muss die Öffentlichkeit regelmäßig damit konfrontiert werden, das ist kein Geheimnis. Das Event kann somit eine Schlüsselrolle für den Entwurf eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels spielen.“

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Wie können Veranstaltungen an die ökologische Wende angepasst werden?
EINFÜHRUNG – ANALYSE DR
Das Gespräch führte Cécile Ronjat

CO2-BILANZ DER ALPINEN SKIWELTMEISTERSCHAFT

2023 IN COURCHEVEL-MERIBEL

Mit 12 Wettkampftagen, 600 Athleten aus 75 Ländern und 150.000 Zuschauern ist die Alpine Skiweltmeisterschaft ein Event mit großen Auswirkungen. Deshalb unterzeichnete das Organisationskomitee bereits bei der Bewerbung die vom Sportministerium und vom WWF ausgearbeitete Charta der 15 umweltverantwortlichen Verpflichtungen.

Um noch weiter zu gehen, wurden CSR-Richtlinien eingeführt, die um 9 mit Zahlen untermauerte strategische Ziele und 4 große Themenbereiche organisiert waren: Bewahrung der Ökosysteme, Umweltverantwortung, Einbeziehung des Publikums und Sensibilisierung. Auf diese Weise sollte Kurzlebiges in Dauerhaftes verwandelt und den nachfolgenden Generationen ein Erbe hinterlassen werden.

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG: Um ihre Verpflichtungen schriftlich festzuhalten, hat sich die Alpine Skiweltmeisterschaft 2023 als erstes Wintersport-Event nach ISO 20121 zertifizieren lassen, der einzigen Norm für verantwortungsbewusste Managementsysteme im Veranstaltungsbereich.

MOBILITÄT: Beförderung von 3000 bis 5000 Personen/ Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln – 90 Fahrzeuge der RATP Dev Flotte, darunter 17 mit Biogas betriebene Fahrzeuge – auf den regionalen und lokalen Linien und zwischen den Veranstaltungsorten.

GASTRONOMIE: Recycling von 80 % der Abfälle. Vorrang für umweltbewusste Verpackungen.

STROM: Anschluss an das Stromnetz zur Vermeidung von Generatoren: 100 % des Bedarfs gedeckt (ohne TVProduktion). Auch der gesamte Kunstschnee wurde mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt.

SENSIBILISIERUNG UND MITWIRKUNG: 6000 Jugendliche wurden über den Schutz der Berge und die Erderwärmung aufgeklärt. 25 % der Zuschauer erhielten ermäßigten oder kostenlosen Eintritt. Für Einwohner und Gäste der Wintersportorte standen entlang der Pisten sechs kostenlose, auf Skiern erreichbare Fanbereiche zur Verfügung, um die Wettkämpfe zu verfolgen.

CO2-BILANZ: Ziel war eine Senkung des CO2-Ausstoßes um 20 % gegenüber dem 2022 in denselben Orten veranstalteten Weltmeisterschaftsfinale. Konkret bedeutete dies eine Verringerung der CO2-Emissionen pro Zuschauer von 192 auf 100 kg.

Ingrid Beutler und Neil Beecroft, Mitarbeiter der Agentur The Shift, halfen der weltbekannten Veranstaltung, ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Mission erfüllt! LE NOUVELLISTE

INNOVATIONEN IN DEN BERGEN

DAS PROBLEM

DER RESSOURCE

WASSER IN DEN BERGEN

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DR 2023 29

HÖHENBECKEN UND VIEHTRÄNKEN

Die Dürre im Sommer 2022 hat das Problem der Wasserverteilung in den Bergen deutlich gemacht. In Saint-Gervais ermöglichte die Anlage eines 35.000 m3 großen Sees für die Kunstschneebereitung im Jahr 2018 die Sanierung der seit 70 Jahren verlassenen Joux-Alm. „Wir haben das riesige Glück, das Wasser mit der STBMA Saint-Gervais teilen und die Tiere mit dem Wasser aus dem Höhenstaubecken tränken zu können. Ohne dieses Wasser könnten wir im Sommer nicht hierbleiben“, erläutert Flavie Melendez-Rigole vom Bauernhof Les Roches Fleuries. In Les Saisies werden im Sommer 3 der 4 künstlichen Seen den Landwirten zur Verfügung gestellt. Des Weiteren wurden bei den Bauarbeiten für die neue Seilbahn in Rosière 4 km Rohrleitungen bis zum Gipfel von Bisanne verlegt, die ebenfalls für die Wasserversorgung der Viehzüchter an den Hängen bestimmt sind. Diese Beispiele für die gemeinsame Nutzung des Wassers durch Skitourismus und Landwirtschaft verdeutlichen die sich in einer immer wärmeren Welt stellenden wesentlichen Herausforderungen der Verwaltung der Ressource zu mehreren Zwecken.

ZITAT

Daniela Santanchè, italienische Tourismusministerin

„Der künstlich erzeugte Schnee kann der Landwirtschaft zurückgegeben werden: nach monatelanger Dürre entsteht ein Segenskreis.“

(Runder Tisch zum Schneenotstand in den Apenninen, Januar 2023)

In

Das in der Beschneiungsanlage von La Thuile fließende Wasser treibt zwei Turbinen an, mit denen Strom erzeugt wird. Dieser wird anschließend in das italienische Stromnetz des Wasserwerks des Aosta-Tals eingespeist.

Wenn schneekanonen sauberen strom erzeugen

Seit der Installation von Wasserturbinen in seiner Beschneiungsanlage vor 6 Jahren produziert das Skigebiet La Thuile in Italien saubere Energie. Das System entnimmt Wasser aus einer höher gelegenen Quelle, das über das Netzwerk der Beschneiungsanlage zu den Turbinen im unteren Teil des Skigebiets fließt. Der so gewonnene Strom wird dann an die italienische Stromgesellschaft verkauft. Dieses vom Bauunternehmen MND Group aus Savoyen geleitete Projekt etabliert das für die Betreuung der Skigebiete auf dem Weg zu Nachhaltigkeit und Nutzung der Infrastrukturen außerhalb der Wintersaison notwendige Know-how. Auch in Serre-Chevalier wurde die Schneefabrik letzten Winter in ein Mikrowasserkraftwerk verwandelt, und die Initiative soll in Les Arcs, in Tignes und in Les Menuires nachgeahmt werden.

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SAINT GERVAIS
Saint-Gervais ermöglichte die Anlage eines 35.000 m3 großen Sees für die Kunstschneebereitung die Sanierung der seit 70 Jahren verlassenen Joux-Alm.
MND
INNOVATIONEN IN DEN BERGEN

STEPSOL, EIN ROBUSTER

ENERGIESPEICHER, DER SICH

INTELLIGENT IN BESCHNEIUNGSANLAGEN EINFÜGT

Die nach 3 Jahren Forschung und Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem CEA und dem INP Grenoble patentierte Lösung STEPSol nutzt Höhenstaubecken und die Rohrleitungen der Skigebiete. Das einfache Prinzip dieser Energiespeicherung beruht auf der Funktionsweise eines PSW*: eine Pumpe fördert Wasser mit niedrigen Energiekosten aus dem unteren Becken in das obere Becken, und bei hohen Energiekosten fließt das Wasser wieder zurück und treibt eine Turbine an. Was ist innovativ an dieser schönen Idee, Beschneiungsanlagen wiederzuverwenden und so einen nicht-invasiven Speicher anzulegen?

STEPSol hat ein spezielles Bemessungsinstrument und Steuerungsalgorithmen entwickelt, um die Anlage zu optimieren. Nach einer überzeugenden technischwirtschaftlichen Durchführbarkeitsstudie in den Anlagen des Skigebiets Villard-de-Lans wird nun ein erstes Projekt entwickelt. Es wird ebenfalls vom sarvoyischen Energiemanagement-Unternehmen Energy Pool betreut.

Eine technisch-wirtschaftliche Durchführbarkeitsstudie in den Anlagen des Skigebiets Villard-de-Lans hat sich als überzeugend erwiesen.

DIE ZAHL

3, 2, 1

3, 2, 1 sind die Zahlen des Wasserkraftwerks von Grand’Maison.

Drei ist die Zahl der Städte, die es gleichzeitig versorgen kann (Grenoble, Lyon und Chambéry), und auch die Zahl der Minuten, die benötigt werden, um das Kraftwerk zu starten und Strom in das französische Netz einzuspeisen. Zwei ist die Zahl der Atomkraftwerke, deren Leistung es entspricht. Eins ist sein Rang in Europa.

Mobile Notlösungen verwenden Kohlebehälter, um Verunreinigungen aus Flüssigkeits- und Dampfströmen zu entfernen.

WIE TECHNIK UNSER WASSER RETTET

Der Bericht der Vereinten Nationen 2019 über die Verwertung der Wasserressourcen geht davon aus, dass der weltweite Bedarf bis 2050 um ein Drittel steigen wird. Um diese Ressource zu schonen, gibt es verschiedene technische Lösungen. Ansatz 1: Abwassermanagement. Vom Sammeln über die Verteilung und Verwendung ermöglichen Pump-, Analyse- und Aufbereitungsanlagen, Wärmetauscher und Verteilungssysteme die Verwertung des Abwassers. Bei Evoqua Water werden innovative Desinfektions- und Filteranlagen für herausragende Wasserqualität entwickelt. Thermo Fischer und Danaher vertreiben fortschrittliche Wasserreinigungstechnologien. Ansatz 2: Intelligente Wasserüberwachung durch Sensoren, Software und intelligente verbundene Netzwerke wie bei Itron, um dem Verbrauch, der Nutzung, der Verteilung und sogar Leckstellen nachzuspüren. Letzter Ansatz: Technologie in der Landwirtschaft für mehr Nachhaltigkeit und eine rationellere Verwaltung des Bedarfs.

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STEPSOL EVOQUA

Wellness, der trumpf der bergkurorte

Im Rahmen der Diversifizierungsstrategie der Berggebiete haben Gemeinden mit Thermalbädern bei der Suche nach einer breiteren Kundschaft und einem entstaubten Image ein echtes Ass im Ärmel. Nach der Corona-Pandemie mit ihren verheerenden – und immer noch andauernden – Auswirkungen auf die Thermalbäder und der Einführung des Plans „Avenir Montagnes“ gab die Nationale Vereinigung der Abgeordneten von Bergregionen (Anem) eine Studie mit dem Titel „Bergthermalbäder, das neue Wellness-Reiseziel“ in Auftrag. „Thermalquellen und Höhenluft haben anerkannte Heilwirkungen. Diese Kurorte liegen mitten in einem reichhaltigen Natur- und Kulturerbe und verfügen bereits über Infrastrukturen für den Empfang von Touristen. Sie stehen vor einer Goldader“, stellt die Anem fest. Allerdings muss das Gold auch geschürft werden. Die Profile dieser 47 Urlaubsorte unterscheiden sich deutlich: einige setzen lediglich auf ihr Thermalbad, andere konzentrieren sich auf die Gesundheit oder kombinieren Sport und Wellness, und wieder andere haben ein allgemeines, jedoch schlecht koordiniertes Angebot. Aus dem Bericht geht hervor, dass sich diese Ferienorte den gegenwärtigen Trend eines umweltfreundlicheren, dem Wohlbefinden zugewandten Tourismus zunutze machen sollten. Laut Atout France verzeichnet die Wellnessbranche in Frankreich seit 2015 ein jährliches Wachstum zwischen 8 und 12 %. 51 % der Thermalbäder in den Bergen bieten bereits Wellness-Aktivitäten an – ein erster Schritt zur Umwandlung in ein Wellness-Reiseziel, das vier vorherrschende Profile bedient: AbschaltenNaturnähe, Entspannung, Gesundheit und Auftanken. Zu guter Letzt zeigt die Studie der Anem die Notwendigkeit auf, durch Entwicklung einer gemeinsamen Identität und Erstellen eines kohärenten Angebots eine kollektive nationale Strategie zu strukturieren. Um ihren Wandel einzuleiten, können sich diese Urlaubsorte auf mehrere Maßnahmen stützen, von denen einige bereits profitieren: den Plan Avenir Montagnes (31 betroffene Orte), Petites villes de demain (Kleinstädte von morgen) oder Action cœur de ville (Aktion Innenstadt).

Pyrenäen, Vogesen, Alpen, Zentralmassiv, Jura: die großen Bergmassive beherbergen 50 % der Thermalbäder Frankreichs.

Dieses Bild zeigt das Spa Aquensis in Bagnères-deBigorre.

MOUNTAIN PLANET 20 23 32 INNOVATIONEN IN DEN BERGEN
AQUENSIS

WASSERKRAFT:

DAS KRAFTWERK

VON GRAND’MAISON

UNTER DER LUPE

Grand’Maison liegt oberhalb des RomancheTals und ist mit 1800 MWe installierter Leistung das leistungsstärkste Pumpspeicherkraftwerk (PSW) Europas. Der obere Stausee (die Talsperre Grand’Maison auf 1695 m Höhe mit einem Fassungsvermögen von 140 Millionen m3) ist mit einem 950 m weiter unten gelegenen Becken (Lac du Verney, 14,3 Millionen m3) verbunden. Das Kraftwerk Grand’Maison besteht aus zwei Maschinenhäusern, einem oberirdischen mit 4 Turbinen und einem unterirdischen mit 8 umkehrbaren Turbinen, die auch als Pumpen genutzt werden können. Bei hohem Verbrauch fließt das Wasser aus dem oberen Stausee über die Turbinen in das Unterbecken. In der nachfrageschwachen Zeit wird Wasser aus dem Unterbecken in das Oberbecken gepumpt. Auf diese Weise können Verbrauchsspitzen schnell bewältigt und der „zuviel“ erzeugte Strom in Zeiten mit niedrigem Verbrauch genutzt werden.

GUILLAUDIN 2023 33
D.

Der Klimawandel verpflichtet zu einer besseren Verwaltung der Ressource Wasser, vor allem in den Bergen, wo er besonders spürbar ist. Voraussetzung dafür ist eine bessere Datenverwaltung. Mit ihrer Software Enki bietet die Firma WaterShed Monitoring eine integrierte partizipative Verwaltung für die Gewinnung geolokalisierter Daten, um Entscheidungsträger bei fundierten Entscheidungen über Schutz und Verwaltung zu unterstützen. Das Unternehmen erstellt eine wissenschaftliche Analyse des Einzugsgebiets, der Verschmutzungs- und Wärmequellen und der Nutzung des Gebiets und eine Anfälligkeitsanalyse durch Untersuchung der Raumplanung, der Qualität der Infrastruktur und der in den Teams vorhandenen Kompetenzen. „Wir arbeiten von der Quelle über den Wasserhahn bis zum Abfluss und erarbeiten Leistungsindizes und Kommunikation zwischen den Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit“, fasst Projektleiterin Sarah Goubet zusammen. Agiro bewirtschaftet das Wasser des Einzugsgebiets des Lac Saint-Charles (Quebec) und verwendet die Software, um Wasserqualität und Wassermenge des Einzugsgebiets zu überwachen, Schutz- und Wiederherstellungspläne vorzuschlagen und an einem Projekt zur Verbindung der Berg- und Talseite zu arbeiten. In Frankreich hat der Gemeindeverband des Arcachon-Beckens eine Datenbank zur Wasserqualität entwickelt. „Der Einsatz von Enki hat ihre Entscheidungsfindung und die Erstellung ihres Berichts verbessert, der früher einige Wochen bis zwei Monate in Anspruch nahm und sich jetzt in wenigen Tagen abwickeln lässt.“

CYANOBAKTERIEN VORHERSAGEN

Cyanobakterien beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit der Ökosysteme, sondern auch die der Menschen und Tiere, die in belasteten Seen, Teichen und Flüssen baden oder cyanobakterienhaltiges Wasser schlucken. Diese Blaugrünbakterien werden sich aufgrund der globalen Erwärmung stärker vermehren und sind eine ernste Gesundheitsgefahr für das Trinkwasser, das Baden, den Fischfang und die Landwirtschaft. „Es gibt Verfahren, um sie vom Weltraum aus zu erkennen. Doch dann ist es zu spät, weil sie ja bereits da sind“, stellt Mathieu Damour, KILeiter bei Scalian, ernüchtert fest. Mit dem Projekt Nerthus hat das Unternehmen eine Lösung zur Vorhersage der Wasserverschmutzung durch für den Klimawandel anfällige biologische Substanzen unter Zuhilfenahme von Weltraum-, Wetter- und Geländedaten entwickelt. Damit lässt sich das Auftreten der Bakterien einige Tage im Voraus vorhersagen, um Entscheidungsträger, Verbraucher, Unternehmen und Landwirte eines bestimmten Gebiets zu warnen. „Unsere Durchführbarkeitsstudie aus den Jahren 2021/2022 hat die wirtschaftliche Tragfähigkeit unseres Ansatzes und seine wissenschaftliche und technische Machbarkeit unter Beweis gestellt. Das Nationale Zentrum für Weltraumstudien hat unsere Arbeiten bestätigt. Wir haben die industrielle Umsetzung in die Wege geleitet, durch die wir diese Lösung in verschiedenen Gebieten einsetzen können“, kündigt Damour an.

MOUNTAIN PLANET 20 23 34 INNOVATIONEN IN DEN BERGEN
MFS
Der Klimawandel verpflichtet zu einer besseren Verwaltung der Ressource Wasser.
Die qualität eines wassertropfens von der quelle bis zum abfluss verfolgen

RESSOURCE WASSER: DAS INSTRUMENTARIUM IST NICHT ALLES

In den nächsten 10 oder 20 Jahren wird der Wasserkreislauf in den Bergen aufgrund des Klimawandels vollkommen auf den Kopf gestellt: schnellerer Anstieg der Durchschnittstemperatur als in der Ebene, wesentlich heftigerer Wechsel zwischen sehr warm und sehr kalt, ähnliche aber anders über das Jahr verteilte Niederschlagsmengen, Veränderung der Wasserführung der Gebirgsbäche, Hochwasserspitzenwert im Frühling und damit verändertes Auffüllen der Ressourcen. Auf der Seite des Verbrauchs ist aufgrund einer Vermehrung der Spa-Bäder, der künstlichen Beschneiung, des Ausbaus von Mikrowasserkraftwerken und der Zunahme von durch mildere Temperaturen möglich werdenden landwirtschaftlichen Betrieben mit einer erhöhten Nachfrage in den Skigebieten zu rechnen. Für die Gebiete, die von Wasseraktivitäten leben, haben diese Veränderungen auch wirtschaftliche Auswirkungen. „Wenn die Ressource Wasser einerseits abnimmt und schwerer zu kontrollieren ist und der Verbrauch andererseits zunimmt, was können wir da tun?“, fragt sich die Geografin Marion Douarche, die das Planungsbüro Cimeo in Saint-Chaffrey (Hautes-Alpes) leitet. Wir wissen, wie wir Energie oder Wasser in Rohren lenken, doch in der Natur ist das schon schwieriger. „Vor allem, weil Informationen über die Ressource Wasser fehlen oder weil sie uneinheitlich und nicht für alle Milieus repräsentativ sind. Dasselbe gilt für den Verbrauch.“ Marion Dourache spricht sich für ein aussagekräftiges Instrumentarium in Verbindung mit regelmäßiger Beobachtung vor Ort aus, um die Kenntnisse zu vertiefen. „Das ist teuer, aber notwendig.“

Der Wasserstand des Sees von Serre-Ponçon wird aufgrund seiner vielfältigen Nutzungen genau beobachtet: Wasserversorgung, Strom durch Wasserkraft, Hochwasserausgleich und Tourismus.

Den stand des grundwassers vorhersagen

Das Zentrum für Künstliche Intelligenz von Atos hat mit etwa zwanzig Partnern aus dem Departement Hérault (Körperschaften, Gemeindeverbände, Landwirtschaftskammer, Wasseragentur, französischer Wetterdienst und andere Technologieunternehmen) ein Projekt über die Vorhersage des Grundwasserspiegels und die Auswirkungen des Klimawandels auf das Grundwasser ausgearbeitet. Das entwickelte Tool nutzt Daten von Piezometern, Niederschlägen und Temperaturen, um das Verhalten des Grundwasserspiegels zu simulieren. „Wir erzielen eine gute Vorhersagegenauigkeit für zwei bis drei Jahre. Bis jetzt sind wir noch in der Prototypenphase“, erläutert Antoine Olgiati, Innovationsleiter der Region Südosten bei Atos. Anm. d. Red.: Ein Piezometer misst den Druck von Flüssigkeiten.

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MFS

MOBILITÄT, PISTENPRÄPARIERUNG UND

BESCHNEIUNGSANLAGEN

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INNOVATIONEN IN DEN BERGEN
FREEPIK

START AND SKI in Valloire

Diese Liftanlage pausiert, während sie auf Skifahrer wartet, und setzt sich dann wieder in Bewegung. Um Energie zu sparen und Ressourcen zu schonen, können einige Anlagen in den Standby versetzt werden, wenn keine Skifahrer in Sicht sind.

NEUE DREISEIL-KABINE

VON DOPPELMAYR

Doppelmayr hat eine neue Dreiseil-Gondelbahn namens TRI-Line herausgebracht, deren erstes Projekt im Skigebiet Hoch-Ybrig in der Schweiz entsteht. Sie kombiniert die Vorzüge der D-Line mit denen des Dreiseil-Systems und zeichnet sich durch eine kompakte Bauweise aus. Dieses neue Produkt bietet hohe Windstabilität, geringen Platzbedarf und einfache, schnelle Montage. Die Funktionen der vernetzten Seilbahn können direkt in das Steuersystem Doppelmayr Connect integriert und damit gesteuert werden, und die Seilbahn ist außerdem kompatibel zum autonomen Betrieb mit dem AURO-Konzept. Die TRI-Line kann in ihren Kabinen für 20 Personen mit 12 Sitzplätzen bis zu 8000 Personen pro Stunde befördern und ist sowohl für den Winter- und Ganzjahresbetrieb als auch für das städtische Umfeld geeignet. Mit ihrem ebenerdigen Einund Ausstieg und elektrischen Türen auf beiden Seiten sind die Kabinen komplett barrierefrei.

DIE COMPAGNIE DES ALPES VERZICHTET AUF

FOSSILE ENERGIEN FÜR DIE PISTENPRÄPARIERUNG

Alle von der Compagnie Des Alpes betriebenen Skigebiete verzichten seit dem Winter 2022/2023 auf fossile Energien für die Präparierung ihrer Pisten. Die Motoren ihrer Pistenraupen werden ab sofort von hydriertem Pflanzenöl (HVO) angetrieben. Der aus nachhaltigen Pflanzenölen oder aus der Wiederaufbereitung von Abfällen (Altfette und Altöle mit Ausnahme von Palmöl) hergestellte Biokraftstoff hat die gleiche chemische Struktur wie ein Standardkraftstoff und kann diesen problemlos vollständig ersetzen. Mit HVO-Kraftstoff werden der CO2-Ausstoß um 90 % und die Feinstaubemissionen um 65 % verringert. Durch die Umstellung aller 130 Pistenfahrzeuge kann das CO2-Äquivalent in der Saison 2022-2023 um 9900 Tonnen gesenkt werden. Das entspricht 72 % der direkten CO2-Emissionen der stromlosen Bergaktivitäten.

90% Anteil der Pistenpräparierung am CO2-Ausstoß eines Skigebiets

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TRI-Line bietet hohe Windstabilität und Fahrgastkomfort.
DOPPELMAYR

KUNSTSCHNEE IST

THERMODYNAMIK!

Kalte Luft und Wasser sind die beiden Zutaten für den sogenannten technischen Schnee. Keinerlei Chemie oder Zaubermittelchen. Unter Druck stehende Wassertröpfchen werden von Schneekanonen in kalter Luft versprüht und gefrieren zu Schneekristallen, die bei der Schneeschmelze wieder der Natur zurückgegeben werden. Durch neue Technologien konnten die Starttemperaturen für die Beschneiungsanlagen gesenkt werden, wodurch eine Schneeerzeugung bei guten Witterungsbedingungen auch bei leichten Plusgraden möglich ist. Aufgrund der geringen Fallhöhe (nur von der Spitze der Schneekanone oder Schneelanze bis zum Boden) weist technischer Schnee im Vergleich zum natürlichen Schnee eine geringfügig andere Kristallstruktur und kleinere Flocken auf. Ansonsten bestehen keine weiteren Unterschiede.

ALPE D’HUEZ WECHSELT ZUM

WASSERSTOFF

Um auf dem Weg zur CO2-Neutralität voranzukommen, hat Alpe d’Huez, eines der von SATA Group betriebenen Skigebiete, im Winter 22/23 den Prototyp einer auf Wasserstoffantrieb umgerüsteten herkömmlichen Pistenraupe getestet. Diese Entwicklungs- und Ausarbeitungsphase wird auch im Winter 2023-2024 fortgesetzt. SATA Group hat GCK (Green Corp Konnection) bereits mit der Umrüstung von fünf Pistenfahrzeugen und drei Bussen auf Wasserstoff beauftragt.

Schneeproduktion: investitionen und zuverlässigkeit

Die Frage der Investitionen ist vom Schneeerzeuger-Modell abhängig. Die Propellerkanone TR10 von TechnoAlpin besitzt das größte Beschneiungsvermögen auf dem Markt und erzeugt unter Idealbedingungen etwa 10 Lkw-Ladungen Schnee pro Stunde. Der Preis der automatisierten Propellerkanone TR10 entspricht dem eines Mittelklasse-Kombis, während eine Schneelanze etwa ein Drittel davon kostet. Die Nutzungsdauer der Anlagen beträgt mehrere Jahrzehnte. Dank der heutzutage in die Geräte integrierten intelligenten Managementsysteme verbrauchen moderne automatische Beschneiungsanlagen bis zu 30 % weniger Energie als manuelle Anlagen. Verwendung der Ressource Wasser: Mit 1 m3 Wasser können im Durchschnitt 2,5 Kubikmeter Schnee erzeugt werden. Für die Grundbeschneiung einer einen Hektar großen Skipiste mit etwa 30 cm Schneehöhe sind 1000 Kubikmeter Wasser erforderlich.

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DR
Dameuse en cours de retrofit.
GREEN CORP KONNECTION

INNOVATIONEN IN DEN BERGEN

SEILBAHNEN IN DEN FRANZÖSISCHEN

ALPEN

SNOWFARMING UNTER DER LUPE DAS BEISPIEL BANFF SUNSHINE IN KANADA

In Alberta in Banff Sunshine wird Snowfarming seit Mitte der 70er Jahre praktiziert. Das Skigebiet errichtet kilometerlange Zäune über der Baumgrenze, um die großen, vom Wind weggeblasenen Schneemengen aufzufangen. Ohne diese Zäune würde der Schnee verlorengehen oder ungeordnet verteilt. Wenn der Schnee auf den Pisten weniger wird, verteilt das Personal den Schnee dieser natürlichen Reserve auf bestimmte Zonen. Da die Kunstschneeerzeugung durch Wasserbeschränkungen verhindert wird, ist das Snowfarming eine gute Möglichkeit, um den besten Nutzen aus den natürlichen Ressourcen zu ziehen. „Wir fangen den Schnee von Mutter Natur auf“, erläutert Ian Curran, Bergoperationsleiter von Banff Sunshine. „Wir nutzen die verfügbaren Ressourcen und optimieren die vom Wetter vorgegebenen Bedingungen.“

Während Funiflaine (Magland/Flaine) aufgegeben wurde, sind andere Seilbahnprojekte noch im Gange. Im Pays du Mont-Blanc könnten die Bauarbeiten des auf 14 Millionen Euro bezifferten Projekts Saint-Gervais/Le Fayet im Frühling 2023 beginnen. Im Tarentaise-Tal visiert die Verbindung Bozel/Courchevel eine Inbetriebnahme für 2024 an. Im Moment läuft das Angebot der Société des 3 Vallées, des einzigen Betreibers, der auf die Ausschreibung geantwortet hat. Auch das mit 40 Millionen Euro veranschlagte Projekt Bourg d’Oisans/Huez in der Region Oisans läuft derzeit und soll voraussichtlich in der Wintersaison 24/25 in Betrieb genommen werden. In der Bearbeitungsphase befinden sich die Projekte Aime/La Plagne, Bourg-Saint-Maurice/La Rosière und Chamrousse Le Recoin/Roche Béranger. Über weitere Projekte wird mehr oder weniger konkret nachgedacht, wie die Verbindung zwischen Thônes und La Clusaz, zwischen Saint-Michel-de-Maurienne, Valloire oder Valmeinier in den Nordalpen, die Verbindung zwischen Guillestre und Risoul und zwischen Barcelonnette und Le Sauze in den Seealpen.

… UND IM AUSLAND

- Über 300 Verbindungen in der Schweiz

- Österreich: Projekt Vorarlberg Wälderbahn Dornbirn Lichtenstein (Projektträgergemeinschaft von 2 Standorten), Penkenbahn in Mayrhofen, 3S Eisgrat am Stubaier Gletscher, ….

- Italien: Kohlerer Bahn, Rittner Seilbahn und Seilbahn Jenesien in Bozen

- China, Vietnam, Peru, Chile: Tal-, Stadt- und Bergseilbahnen für die Fahrt zu touristischen Sehenswürdigkeiten

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5
000 m3
Die
mittels Snowfarming aufbewahrte erforderliche Schneereserve zum Anlegen einer 3 km langen Langlaufloipe.
DR
Der Nutzen der Seilbahn Saint-Gervais besteht darin, dass sich auch das Skigebiet erreichen lässt.

IN JENEM JAHR WURDE IN FRANKREICH IN PRÉMANON IM STADE DES TUFFES (JURA)

ERSTMALS DIE TECHNIK DES SNOWFARMINGS EINGESETZT.

DAS WORT HAT

Léo Guilbert, Direktor des nationalen Verwalters der Langlaufgebiete Nordic France.

„Snowfarming ist letztendlich so etwas wie Recycling. Technischer Schnee lässt sich besser aufbewahren, da er dichter ist und den Klimaschwankungen besser standhält. “

Bessans hat 2021-22 rund 11.000 m3 Schnee eingelagert.

SNOWFARMING: WO LIEGT DAS PROBLEM?

Die wörtliche Übersetzung „Schneeanbau“ illustriert ganz gut, worum es beim Snowfarming geht. Kunstoder Naturschnee wird bei diesem Verfahren in großen Haufen unter einer Schicht Hackschnitzel vor den Wärmeeinbrüchen des Frühlings und vor der Sommerhitze geschützt und so von einem Winter zum nächsten aufbewahrt. Im Spätherbst werden die Hackschnitzel abgetragen (und für die nächste Saison gelagert) und der Schnee gelockert und auf den Pisten verteilt. Im Langlaufgebiet Les Glières ermöglicht diese Technik einen früheren Saisonstart. Sie wird ebenfalls von Les Confins-La Clusaz, Les Saisies, Bessans (11.000 m³ in der Saison 2021/2022) und Grand-Bornand eingesetzt.

Was sorgt für Polemik? Die Nutzung der Ressource Wasser, um zusätzlich zum natürlichen Schnee Kunstschnee zu erzeugen und diesen dann „anzubauen“. In diesen Meinungsstreit geriet Le Grand-Bornand im Dezember 2022, als 12.000 m3 in einer höheren Lage aufbewahrter Schnee mit dem Lastwagen zum Stade Sylvie Becaert transportiert wurden, um die Loipen für die Biathlon-Weltmeisterschaft anzulegen. Dabei wurde weniger das Snowfarming an sich in Frage gestellt als vielmehr die Hierarchie der Wassernutzung.

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2009
D.
CUVELIER

INNOVATIONEN IN DEN BERGEN

WISSENSCHAFT: WENN DIE ZUKUNFT DER BESCHNEIUNG IN DEN KARTEN GELESEN WIRD

FUNIFLAINE GIBT AUF

Dank Climsnow (Konsortium Dianeige, INRAE und Météo-France), einem Instrument zur Modellierung der Beschneiungsentwicklung bis ins Jahr 2100, können Wissenschaftler nun die Zukunft des Schnees in den Bergen vorhersagen. Supercomputer werden mit einer ganzen Reihe von Daten gespeist: Höhe, Hangneigungen, Sonnenausrichtung, Schneeart, Temperatur und Windgeschwindigkeit. Diese Daten werden auf Karten mit mehreren, je nach Treibhausgasemissionen mehr oder weniger günstigen Szenarien modelliert. Climsnow bietet einen Blick auf die Zukunft der Schneedecken in einer immer wärmeren Welt, klärt die Skigebiete über den Sinn von Investitionen in Beschneiungsanlagen auf und kann die Betreiber zu nachhaltigeren Projekten bis 2050 und darüber hinaus bewegen. Die Vorhersagen lassen sich für jedes Skigebiet, jede Piste und sogar jeden Pistenabschnitt erstellen. In zwei Jahren hat das Team bereits die Schneezukunft für 135 französische Wintersportorte analysiert, darunter die 48 Orte der Region Süd, die eine spezielle Studie in Auftrag gegeben hat. 135

Climsnow analysiert die Fähigkeit von Skigebieten, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten, die erforderlichen Anstrengungen, Modalitäten und Fristen.

Angesichts der aus dem Ruder gelaufenen Kosten wurde die Seilbahn Funiflaine, die im Jahr 2025 die Gemeinde Magland im Arve-Tal in weniger als 20 Minuten mit der Bergstation Flaine verbinden sollte, im Frühjahr letzten Jahres aufgegeben. Das auf 88,5 Millionen Euro veranschlagte Budget drohte aufgrund der Explosion der Rohstoffpreise und der Verzögerungen um 30 % zu steigen. Das Syndicat mixte Funiflaine (SMF) beschloss daher am 17. Mai 2022 die Einstellung des Projekts.

Zahl der Skigebiete, die seit 2020 von Climsnow untersucht werden, dem vom französischen Wetterdienst, von Dianeige und vom Inrae eingerichteten Instrument für die Schneedeckenvorhersage.

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DR DR DR

Benjamin Beaudet, geschäftsführender Direktor von Beti et Bertolami, wurde bei der European Mobility Expo zum Europäischen Mobilitätstalent 2022 gewählt

WARENDREHKREUZ IN DEN BERGEN: IN ÜBERLEGUNG

Nachdem Busunternehmer Bertolami aus dem Departement Drôme 2019 seinen selbstfahrenden elektrischen Shuttlebus in Val Thorens getestet hat, setzt er seine Überlegungen zum Konzept eines „Warenhotels“ im Skigebiet fort. Das Prinzip: ein als Logistikplattform dienendes Warendrehkreuz im Tal, von dem aus Waren und Passagiere mit einem emissionsfreien Shuttlebus in das Skigebiet gefahren werden. „In den Bergen muss sich das Konzept erst durchsetzen. Die Überlegungszeit ist lang, da das Budget vorrangig für andere Projekte wie Seilbahnen verwendet wird. Dort wo der bisherige Shuttlebus kostenlos ist, trifft der selbstfahrende Shuttlebus auf andere wirtschaftliche Gegebenheiten. Wir setzen also unsere Überzeugungsarbeit in den Berggebieten fort und stecken die Verordnungen und rechtlichen Verhältnisse in Frankreich ab“, erläutert Benjamin Beaudet, geschäftsführender

Direktor von Beti et Bertolami, der bei der European Mobility Expo zum Europäischen Mobilitätstalent 2022 gewählt wurde. Während in den Bergen noch nachgedacht wird, haben der Gemeindeverband Val de Drôme und das Kraftwerk Cruas-Meysse bereits den Sprung zum selbstfahrenden Shuttlebus gewagt und Beti-Fahrzeuge in Betrieb genommen, um den Benutzern einen automatisierten horizontalen Mobilitätsservice zu bieten.

DAS FLIEGENDE TAXI

DIE ZUKUNFT IST SCHON DA

Für die Olympischen Spiele 2024 werden Flugtaxis am Himmel von Paris versprochen. Im Rahmen des vom deutschen Startup-Unternehmen Volocopter, der Gruppe ADP und den Pariser Verkehrsbetrieben RATP getragenen Projekts wurde letzten November bereits ein Flug unter wirklichkeitsgetreuen Bedingungen durchgeführt. Die Volocity, elektrische Luftfahrzeuge, die senkrecht starten und landen können und mit ihren 18 Rotoren und 9 Batterien an Drohnen im Format XXL erinnern, könnten zwei Personen transportieren (den Piloten und einen Passagier), aber auch in den Bereichen Logistik, Instandhaltung, Überwachung, Sanitätsdienst und medizinischer Transport eingesetzt werden. In Paris sind zwei Strecken geplant: vom Hubschrauberlandeplatz Issy-les-Moulineaux zum Flugplatz Saint-Cyr-l’École und vom Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle zu einem an den Quais d’Austerlitz eingerichteten Landeplatz. Während die Flüge im Jahr 2024 lediglich als Vorzeigeflüge gedacht sind, zielt der eigentliche Vertrieb auf das Ende des Jahrzehnts ab. Kosten eines Flugs: angeblich soviel wie eine Fahrt mit einem Minicar. Wann kommen Flugtaxis in den Bergen?

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GUILLAUME GEYNET VOLOCOPTER_S

TRAVELSKI EXPRESS

NEUE REISEZIELE 2022/2023

SKIURLAUB LÄUFT GUT

Der Travelski Express wurde im Winter 21/22 als Ersatz für den seit Corona gestrichenen Eurostar im Bahnhof London Saint-Pancras in Betrieb genommen und inzwischen weiter ausgebaut. Seit Winter 22/23 fährt der Zug von Paris zu neuen Skigebieten der französischen Alpen. Mit dieser Erweiterung des Angebots auf der Schiene beabsichtigt der 2018 von der Compagnie des Alpes gekaufte Wintersportreiseveranstalter Travelski, durch Pauschalreisen inklusive Bahn und Aufenthalt die Kundenerfahrung im Dienste des Wandels der Bergregionen zu steigern. „Als Reiseveranstalter müssen wir eine Rolle bei der wirtschaftlichen Wende der Alpen spielen“, erläutert der geschäftsführende Direktor Guillaume de Marcillac. In der Saison 21/22 wurden 5000 Briten auf der Linie von London in die Alpen befördert. Für 22/23 wurde das Angebot mit Fahrten vom Gare de Lyon in Paris zu 5 Alpenbahnhöfen (Chambéry, Moûtiers, Bourg-Saint-Maurice, Saint-Jean-de-Maurienne, Modane) und insgesamt 21 Skigebieten im Maurienne- und Tarentaise-Tal erweitert. Dieses Jahr werden 18.000 Plätze angeboten.

Robi: mission erfüllt

DR

SKIFAHREN OHNE FLIEGEN

Skifahren ohne Fliegen ist das Motto der Kampagne Ski Flight Free, mit der Skifahrer dazu angeregt werden sollen, für ihre Reise in die alpinen Skigebiete auf das Flugzeug zu verzichten Die Kampagne visiert eine Senkung des CO2-Ausstoßes und die Bahn als Alternative zum Flugzeug an. Auf ihrer Website und ihren sozialen Netzwerken zeigt Ski Flight Free die Bahnlinien in den Bergen auf, bietet Fallstudien für jede Linie, entschlüsselt die Nutzung erneuerbarer Energien in Skigebieten und teilt Studien zu Kundenerwartungen an nachhaltiges Reisen und Raumplanung. „Der Klimawandel zeigt, dass es angebracht ist, es mit Bahnfahren zu versuchen“, erläutert Iain Martin, der Gründer der neuen Kampagne Ski Flight Free.

skiflightfree.org

DAS ZITAT VON

Der Gepäckroboter „Robi“ des schweizerischen Feriendorfs Saas-Fee hat letzten Sommer mit 450 absolvierten Fahrten und 660 Kilometern auf dem Tacho seine Mission erfüllt. Der fernüberwachte automatisierte Gepäckroboter wurde von Oktober bis November 2021 und dann im Sommer 2022 getestet und kam bei der Bevölkerung und den Feriengästen sehr gut an. Robi war im „Follow me“Modus validiert, in dem er den Gästen folgte, und wurde auch im automatisierten Modus mit Ortung über eine virtuelle Karte getestet. Nach diesem Pilotprojekt werden nun die Testdaten und die Daten über das Nutzerverhalten ausgewertet.

Anne de Bortoli, Verkehrsexpertin der Hochschule für Brücken- und Straßenbau Paris.

„Der CO2-Fußabdruck von Stadtseilbahnen ist drei Mal kleiner als von Bussen und fünfmal kleiner als von Autos.“

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CARPOSTAL
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INNOVATIONEN IN DEN BERGEN

THCOU TCHOU

DAS SKIGEBIET SNOW SPACE SALZBURG (ÖSTERREICH)

BEFÖRDERT SEINE GÄSTE KOSTENLOS MIT DER BAHN

Seit diesem Winter können Skifahrer beim Kauf eines Ski- oder Tourenskipasses kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln von jedem Ort der Provinz Salzburg in eines der großen Skigebiete des Snow Space Salzburg in Flachau, Wagrain und St. Johann/Alpendorfen fahren. Diese Initiative ist Teil der globalen Strategie des Skigebiets, seinen CO2-Ausstoß deutlich zu verringern und ab 2025 CO2-Neutralität zu erreichen. Die Überlegungen zum Verkehr (der für etwa 70 % der Emissionen eines Skitags verantwortlich zeichnet) erweisen sich als Rückgrat der Strategie zur nachhaltigen Entwicklung des Skigebiets. Das neue Angebot wurde durch die Zusammenarbeit zwischen Snow Space Salzburg Bergbahnen, dem Verkehrsverbund Salzburg und dem Land Salzburg ermöglicht.

- Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem ganzen Land kostenlos möglich

- Regional- und Fernverkehrsmaßnahmen

- Ziel ist ein CO2-neutraler Skitag

STADTSEILBAHN GEGEN LUFTVERSCHMUTZUNG

Die beiden neuesten von Poma gelieferten und im Frühjahr 2022 in Betrieb genommenen Stadtseilbahnlinien in Toulouse und in SaintDenis de la Réunion verzeichnen bereits 1 Million Fahrgäste. Frankreich ist mit diesem für die Allgemeinheit zugänglichen, schnellen und umweltfreundlichen Verkehrsmittel im städtischen Raum bahnbrechend in Europa und bereitet den Weg für sinnvolle Mobilität. Die längste je in Frankreich gebaute Stadtseilbahn (3 km)

Téléo in Toulouse kann 8000 Fahrgäste pro Tag befördern und trägt spürbar zur Verringerung des Straßenverkehrs bei. Zum Thema Stadtseilbahnen äußert sich Anne de Bortoli, Verkehrsexpertin der Hochschule für Brücken- und Straßenbau Paris, wie folgt: „Sie weisen eine sehr gute CO2-Bilanz auf. Wir müssen unbedingt die Treibhausgasemissionen in den Städten so weit wie möglich verringern und den elektrifizierten öffentlichen Verkehr fördern, das ist die Zukunft.“

Im Fokus: Vergleich: Was ist das umweltschädlichste Verkehrsmittel?

1. 14 g CO2/Passagier/km für die Bahn

2. 42 g CO2/Passagier/km für einen Kleinwagen

3. 55 g CO2/Passagier/km für einen Mittelklassewagen

4. 68 g CO2/Passagier/km für den Bus

5. 72 g CO2/Passagier/km für ein Motorrad

6. 285 g CO2/Passagier/km für das Flugzeug

(Quelle: Berichte der Europäischen Umweltagentur – 2019)

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DR TISSÉO INGÉNIERIE AIR IMAGE

Das aus für den verbrennungsmotor

GCK hat sich auf die Dekarbonisierung von Verkehrsmitteln spezialisiert. Das Unternehmen aus Savoyen besitzt anerkanntes Know-how in der Umrüstung von Verbrennungsfahrzeugen auf elektrischen oder Wasserstoffantrieb. Letztes Jahr gaben die Betreiber des Skigebiets Alpe d’Huez (Sata Group) und der Stadtbusse des Wintersportorts (Resalp) die Umrüstung von fünf Pistenfahrzeugen und drei Bussen auf Wasserstoffantrieb in Auftrag. Wie funktioniert das? Jedes Pistenfahrzeug wird mit einem Elektromotor mit 320 kW Leistung und einem maximalen Drehmoment von 850 Nm ausgestattet. Die Brennstoffzelle, die 150 kW erzeugen kann, wird mit 70 kg Wasserstoff unter einem Druck von 700 bar gespeist und ist an eine Pufferbatterie gekoppelt. Der Umbau hat keinerlei Auswirkungen auf die Arbeit der Pistenraupenfahrer, da die Steig- und Beschleunigungsleistung ähnlich bleibt. Die Autonomie des Fahrzeugs beträgt acht Stunden. Der umgerüstete Kässbohrer PistenBully bietet die gleichen Funktionswerte, kann starke Steigungen bewältigen und erzielt 23 km/h Höchstgeschwindigkeit. „Wir stellen gerade den Umbau fertig, damit wir ab Ende des Winters Tests auf der Piste durchführen und nächsten Winter das erste Pistenfahrzeug in Betrieb nehmen können“, sagt Sébastien de Chaunac, Marketingleiter bei GCK. Bei den Bussen dauert die Zulassung länger. „Sie werden in einem geschlossenen Bereich auf der Rennstrecke Charade in der Nähe von Clermont-Ferrand getestet.“Ihre Inbetriebnahme ist zwischen 2024 und 2025 vorgesehen. GCK rüstet auch Nutzfahrzeuge, Lkws, Baumaschinen und sogar Boote um. Sie erhielt den Auftrag zum Umbau von Bussen auf Wasserstoffantrieb für den Transportunternehmer Ginhoux aus dem Departement Ardèche und für die Region Auvergne-Rhône-Alpes und zur Ausstattung der fünf Kreuzfahrtschiffe des Schifffahrtsunternehmens des Lac d’Annecy mit Elektromotoren. 2022 wuchs die Gruppe insgesamt sehr stark, und die Mitarbeiterzahl ihrer acht Unternehmen stieg von 65 auf 150. Im selben Jahr wurden insbesondere ihr Werk in Lempdes im Departement Puy-de-Dôme eingeweiht und ihre Wasserstoffvertriebsgesellschaft Flex’hy gegründet. „2023 werden wir bestimmt die Marke von 200 Angestellten überschreiten und unseren Umsatz voraussichtlich verdoppeln. Wir entwickeln weiterhin Elektro- und Wasserstoffmotoren und rechnen mit der Zulassung der meisten von uns umgerüsteten Fahrzeuge, damit wir ab Ende des Jahres einige von ihnen in Serie fertigen können.“

ELEKTROBUS:

VALBUS UNTER STROM

In Val d’Isère verzichtet das kostenlose öffentliche Verkehrsnetz Valbus auf fossile Energien zugunsten einer saubereren Energie. Nach und nach wird die gesamte Flotte erneuert. Ziel sind 15 E-Busse bis 2025 mit einer voraussichtlichen Einsparung von 18 Tonnen CO2Äquivalent pro Jahr und pro Fahrzeug.

GELÄNDE-QUAD

Sein Name ist E-Spider: ein ATV mit vier Rädern, elektrisch, leicht, leise und umweltfreundlich. Es bietet ungeahnte Geländegängigkeit, und sein einzigartiger Look hat bereits für Aufsehen in den sozialen Netzwerken gesorgt. Mit seinen vier voneinander unabhängigen Antriebsrädern bewegt sich das von der Firma Swincar aus dem Departement Drôme gebaute Fahrzeug leise über Stock und Stein und gewährleistet optimale Bodenhaftung. E-Spider ist für jedes Publikum und auch für Personen mit Mobilitätseinschränkungen geeignet.

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RANDO E-MOTION
DR
Der PistenBully von Kässbohrer bei der Umrüstung im Werk Lempdes. GCK

TIGNES BRINGT IHRE RESERVIERUNGSPLATTFORM FÜR MULTIMODALE

VERKEHRSMITTEL AUF DEN WEG

GoTignes ist eine auf der einzigartigen Technologie von Antidots beruhende Reservierungsplattform für Verkehrsmittel. Sie berücksichtigt alle Verkehrsmittel, legt den Schwerpunkt auf die umweltfreundlichsten Alternativen und ermöglicht es, eine Fahrt zu reservieren und auch gleich zu bezahlen. Für jede Strecke werden der CO2-Ausstoß und die Fahrzeit angezeigt, und es wird standardmäßig die emissionsärmste Lösung vorgeschlagen. So bietet GOTignes.net einen Reisebegleiter nach Maß, der die Route optimiert und außerdem zur Verbesserung der CO2-Bilanz anregt.

STEIGENDER STROMBEDARF

Um bis 2050 CO2-neutral zu werden, muss fossile Energie durch sauberere Energie ersetzt werden. Ein sehr großer Teil der von Frankreich gegenwärtig verbrauchten 1600 Terawattstunden stammt aus fossilen Energien und 25 % aus Strom. „Selbst wenn wir unseren Verbrauch um 40 % senken, wird immer mehr Strom benötigt (55 %)“, verkündet Gilles Odone, Vertreter des französischen Stromnetzbetreibers RTE Méditerranée. Die Einrichtung hat sich angesehen, welche Möglichkeiten es gibt, um diesen Strom zu erzeugen, und hat 14 Szenarien erstellt. Falls Frankreich einen Atomausstieg beschließt und bis 2050 komplett auf erneuerbare Energien umstellt, „ist das aus elektrischer Sicht zwar möglich, doch wir bräuchten 21 Mal mehr Solarenergie, 4 Mal so viel Windkraftanlagen an Land und 62 Gigawatt Offshore-Windparks“. RTE hat ein Szenario mit 50 % Kernenergie und 50 % erneuerbaren Energien sowie ein weiteres, das 26 % Kernenergie mit erneuerbarer Energie kombiniert, erstellt. „Alle durchgedachten Szenarien halten elektrisch stand. Je mehr erneuerbare Energien in die Produktion aufgenommen werden, desto höher ist der Bedarf an Verbundnetzen, da man die Nachbarländer häufiger benötigt“, warnt Gilles Odone.

KUNSTSCHNEE SORGSAM DOSIEREN

Prosnow ist eine von Europa finanzierte interaktive Internetschnittstelle, die von 13 Wissenschaftspartnern, darunter Météo France und Dianeige, und 9 Pilotskigebieten in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und der Schweiz konzipiert wurde und es ermöglicht, die richtige Schneemenge zum richtigen Zeitpunkt zu erzeugen. Das System liefert Skigebietbetreibern Vorhersagen für den Tag oder die Saison für einen Wintersportort oder einen Sektor.Mit seinem von Météo France und Dianeige entwickelten kleinen Bruder Tipsnow lässt sich ermitteln, ob ein Skigebiet mit einem bestimmten Schneevorrat bis Ende der Ferien oder der Saison durchhalten kann.

Um bis 2050 CO2-neutral zu werden, muss fossile Energie durch sauberere Energie ersetzt werden.

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INNOVATIONEN IN DEN BERGEN
Mit Tipsnow lässt sich feststellen, ob der Schnee ausreicht, um bis Ende der Saison durchzuhalten.
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FLEXIBEL LADEN

Werden die bis 2050 auf dem Markt befindlichen 30 Millionen

Elektrofahrzeuge zu bewältigen sein? Wenn in Zukunft in einer bestimmten Zone alle gleichzeitig ihr Auto aufladen, kann das zu Problemen führen. Der Strom muss daher unbedingt im besten Moment angezapft werden. Ausgehend von diesem Gebot beabsichtigt das von Enedis geleitete Projekt aVEnir im Auftrag der Ademe und in Zusammenarbeit mit den Universitäten Grenoble und Aix-Marseille die flächendeckende Einführung des intelligenten Ladens von Elektrofahrzeugen und der damit verbundenen erforderlichen Flexibilität. Das 10 Mio. Euro schwere Projekt beruht auf der Untersuchung von 12 Standorten auf Straßen, in Wohn- oder Gewerbegebieten unter wirklichkeitsgetreuen Bedingungen und auf der Analyse von 42 Umfragen zum Nutzerverhalten. Es vereint einen Großteil der Akteure der Mobilität: Enedis, Fahrzeughersteller, Ladestationshersteller, Energieversorger, Ladestationsbetreiber usw. „Flexibilität bedeutet, dass man sein Fahrzeug im günstigsten Moment an die Steckdose hängt – zum Beispiel bei einer lokalen Photovoltaik-Überproduktion – oder es länger laden lässt. Man muss die Benutzer im Voraus informieren und ihnen Preisanreize bieten“, schlägt Frédéric Rychen, Dozent an der Fakultät für Wirtschaft und Verwaltung Aix-Marseille, vor. „Das Fahrzeug kann auch entladen werden, um bei Verbrauchsspitzen das System zu speisen“, fügt Gilles Odone, Vertreter von RTE Méditerranée, hinzu.

VIER-JAHRESZEITEN RAUPE

Eine Pistenraupe fährt normalerweise nur auf Schnee und nicht auf anderen Untergründen, da sonst ihre Laufkette beschädigt werden kann. Als Antwort auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Diversifizierung der Aktivitäten hat IDM die Sommer/Winter-Laufkette ColorLine entwickelt. Mit ihren Stegen aus Aluminium und Polyurethan kann das Pistenfahrzeug auf hartem und weichem Schnee, auf Erdboden und Beton rollen, aus einer Garage fahren, Straßen überqueren, dünne Schneedecken präparieren und steile Wege aller Art bewältigen. Dabei verschiebt es den Schnee wie gewohnt, was natürlich seine Hauptaufgabe ist!

Lokal verbrauchen

„Angesichts des Gewichts der Akkus eines Elektrofahrzeugs braucht man für ihre Versorgung ein lokales Elektron, kein Elektron, das 400 km zurückgelegt hat, sonst geht die Rechnung nicht auf“, meint Stéphane Raizin, geschäftsführender Direktor von Territoire d’énergie des Hautes-Alpes. Beim Verbrauch von lokal erzeugtem Strom verdient man im Allgemeinen an Verlusten. „Aber wir dürfen nicht ausschließlich von lokaler Erzeugung abhängig sein, weil dies auf eine Vervielfachung der Produktionsanlagen hinauslaufen würde. Um ein Haus zu speisen, sind viele Photovoltaikmodule und auch Batterien für den Verbrauch in der Nacht, also hohe Investitionen, erforderlich. Gemeinsame Nutzung hat schon ihren Sinn. Natürlich müssen die Mittel variiert werden: Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft. Heutzutage ist die Produktion sehr zentralisiert, wird aber nach und nach entflochten“, analysiert Gilles Odone, Vertreter von RTE Méditerranée.

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INNOVATIONEN IN
DEN BERGEN
Mit der passenden Laufkette lassen sich nicht nur Schnee, sondern auch andere Beläge befahren. IDM

LEITWOLF H2 MOTION, WELTWEIT ERSTES

PISTENFAHRZEUG MIT WASSERSTOFFANTRIEB

Anlässlich des Ski-Weltcups in Flachau (Österreich) hat der italienische Pistenfahrzeug-Hersteller Prinoth die weltweit erste wasserstoffbetriebene Pistenraupe Leitwolf h2 Motion mit dem Verbrennungsmotor XC 13 der italienischen Gruppe FTP Industrial vorgestellt. Der ausgehend von einer einzigen Basis entwickelte flexible Motor ist für mehrere Kraftstoffe geeignet. Der 13-Liter-Wasserstoffverbrennungsmotor mit sechs Zylindern liefert 460 PS (338 kW) Leistung und 2000 Nm Drehmoment. Der Wasserstoff wird in fünf Tanks auf der Rückseite des Pistenfahrzeugs gespeichert und ermöglicht über drei Stunden Betrieb. Die Leitwolf h2 Motion befindet sich noch in der Testphase und ist noch nicht auf dem Markt.

ZITAT

„Ein Elektrofahrzeug ist ein Akku auf vier Rädern, der dem Haushalt dienlich sein kann. Er enthält über fünf Tage Stromverbrauch eines Durchschnittshaushalts, also mehr als genug, um die Spitzen zu überbrücken.“ Stéphane Raizin, geschäftsführender Direktor von Territoire d’énergie des Hautes-Alpes

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PRINOTH
Der Wasserstoff wird in fünf Tanks auf der Rückseite des Pistenfahrzeugs gespeichert und ermöglicht über drei Stunden Betrieb.

INNOVATION FÜR EINE NACHHALTIGE MOBILITÄT

Skalierbarkeit, Anpassungsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Sparsamkeit… Um die Auswirkungen menschlichen Tuns auf die Umwelt zu reduzieren, konzentriert POMA seine besten Innovationen auf eine Auswahl an leistungsstarken und umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen. Im Rahmen der LIFE R’way-Initiative (Low Impact For the Environnement) folgt der französische Konzern den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung und richtet seine Verbesserungen an folgenden Schwerpunkten aus: Weniger Rohstoffe, reduzierter Energiebedarf für Fertigungsprozesse, Sicherheit der Arbeitnehmer mit weniger Verbrauchsgütern und geringeren Auswirkungen auf der Baustelle, verringerter Energieverbrauch, kurze Lieferketten, Recyclingfähigkeit oder Wiederverwertbarkeit am Ende des Lebenszyklus u.v.m.

Blick auf einige POMA-Lösungen für eine umweltfreundliche und nachhaltige Mobilität:

• BIS ZU 20%IGE VERBESSERUNG DER ENERGIEEFFIZIENZ MIT ÉCODRIVE für eine automatische Geschwindigkeitsregelung einer Luftseilbahn in Abhängigkeit des Personenaufkommens. ECODRIVE ist vollständig konfigurierbar und ermöglicht eine Verfolgung der Energieeffizienz über eine Oberfläche, die mit der Plattform für digitalisierte SKADII-Dienste verbunden ist.

• VON POMA UND MICHELIN GEMEINSAM ENTWICKELTE BANDAGEN (WICKELSTREIFEN) bieten eine leistungsstarke Lösung während des gesamten Lebenszyklus. Bis zu 10% Energieeinsparungen dank eines geringen Rollwiderstands sowie eine Verdoppelung der Lebensdauer, eine kohlenstoffarme Fertigung in Frankreich, der Verwendung biobasierter Materialien, die Übernahme der Verantwortung für das abschließende Recycling… Die Produkte für eine nachhaltigere Mobilität kommen im Laufe des Jahres 2023 auf den Markt!

• DIE POWER-OPTION, EINE SONNENENERGIELÖSUNG dank innovativer halbstarrer Photovoltaikmodule, die auf dem Dach der Station installiert werden können und den Wirkungsgrad der Solarzellen mit einer speziell entwickelten Oberfläche optimieren. Die Module haben das PV CycleLabel von einer internationalen Vereinigung erhalten, die das Recycling am Ende ihrer Nutzung übernimmt, und erzeugen nach ihrer Installation auf dem LIFE-Dach einer Station bis zu 28% mehr Energie.

www.poma.net

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INNOVATIONEN IN DEN BERGEN

380 Mio. €

Dieser Betrag wurde 2022 in die französischen Skigebiete investiert. Mit einer Steigerung um 41,8 % gegenüber der vorhergehenden Saison und um 17,1 % über dem Zehnjahresdurchschnitt ist dies der zweithöchste Betrag des Jahrzehnts. Die Betreiber haben in Frankreich somit dieses Jahr 26,1 % ihres Nettoumsatzes reinvestiert.

Optimale pistenpräparierung

Das von der Firma Snowsat entwickelte und unter anderem im Skigebiet Alpe d’Huez eingesetzte Verfahren spart Kraftstoff, Wasser und Strom, verringert den CO2-Ausstoß und steigert die Produktivität. Dank eines GPS an Bord seiner Pistenraupe kann der Fahrer die Dicke der Schneedecke unter und bis zu 50 m vor seinem Fahrzeug und an dessen Seiten genau messen und mit SNOWsat LiDAR eine Fläche von bis zu 2600 m² erfassen. So lässt sich die Pistenpräparierung optimieren, der Schnee gezielt verschieben und auch bei wenig verfügbarem Schnee eine einheitliche Piste herstellen und die Zahl der Skitage maximieren. Weiterer Vorteil: die Schneehöhendaten tragen zur genaueren Planung der künstlichen Beschneiung bei.

Dank des bordeigenen GPS kann der Fahrer die Dicke der Schneedecke genau ermitteln.

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INNOVATIONEN IN DEN BERGEN
SNOWSAT

DUPON BRINGT DAS WELTWEIT ERSTE ELEKTRISCHE PISTENFAHRZEUG IN STANDARDGRÖSSE HERAUS

Letztes Jahr stellte Romain Dupon, Geschäftsführer von CM Dupon in Pontcharra (Isère), auf der Messe Mountain Planet das erste vollelektrische Pistenfahrzeug in Standardgröße vor, das im Auftrag der Compagnie des Alpes (CDA) entwickelt wurde. Das letzten Winter nach zwei Jahren Arbeit in La Plagne getestete Vorserienmodell Alpine B400 wird diesen Winter auf der Piste eingesetzt, um seine industrielle Herstellung im Hinblick auf seinen Vertrieb zu bestätigen. Der Hersteller steht zur Markteinführung dieses Modells mit mehreren Skigebieten in Frankreich und im Ausland in Verhandlung. Diese elektrische Pistenraupe lässt sich in zwei Stunden vollständig aufladen, bietet sechs Stunden Betriebszeit, eine doppelt so hohe

Energieeffizienz wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, sofortige Antriebsleistung und eine längere Nutzungsdauer, die im Vergleich zu den durchschnittlich 7 Jahren von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auf 10 Jahre geschätzt wird. Ihr höherer Anschaffungspreis wird letztlich durch die niedrigeren Betriebskosten kompensiert. „Das Fahrzeug ist einfacher zu warten, weil es ohne Hochdruckhydraulik auskommt. Es lässt sich außerdem umrüsten“, argumentiert Romain Dupon. Die CDA, die eine weitere Verringerung des CO2-Ausstoßes anstrebt, hat CM Dupon gebeten, einen Reichweitenverlängerer mit Wasserstoffmotor zu entwickeln, den der Betreiber voraussichtlich 2024 in einem seiner Skigebiete testen wird.

Das weltweit erste vollelektrische Pistenfahrzeug in Standardgröße wurde letztes Jahr auf der Messe Mountain Planet vorgestellt.

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Alpine B400 CM Dupon, neue E-Raupe made in France
DR
CM

TECHNIK

DER GEGENWART

Das von LEITNER entwickelte ConnX-System basiert auf einer Seilbahn, deren Kabine sich in der Station in ein autonomes Fahrzeug verwandelt, das dann auf seiner eigenen Spur weiterfahren kann.

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INNOVATIONEN
IN DEN BERGEN

Künstliche Intelligenz hält ins Drohnenmilieu Einzug

Der Aufstieg der Drohnen hat gerade erst begonnen, insbesondere in den Bergen, wo diese Geräte zahlreiche Anwendungen bieten: Suche nach Lawinenopfern, Instandhaltung und technische Inspektionen ohne Gefahr für den Menschen, 3D-Kartierung von Gebieten, Thermografie von Infrastrukturen, Schneewissenschaft usw. Val Thorens und Serre Chevalier haben sich dieses Hilfsmittel bereits angeeignet und Patrolair dabei um Unterstützung gebeten.  Das junge Unternehmen aus Aix-en-Provence ist vor allem eine Ausbildungseinrichtung für professionelle Drohnenpiloten. „Unsere Spezialität ist die Ausbildung von Drohnenpiloten in der Verwendung des Geräts für besondere Aufgaben“, erläutert Antoine Fleischmann, geschäftsführender Direktor von Patrolair. Denn eine nicht beherrschte Drohne kann sehr schnell gefährlich werden. Als Ergänzung ihrer Leistungen hat Patrolair soeben das Tool UAV Suite herausgebracht, das Missionen mit Hilfe künstlicher Intelligenz verfolgt und ihre Effizienz und Sicherheit verbessert. Es handelt sich um eine gemeinsam genutzte Datenbank, die einen Erfahrungsaustausch zwischen Benutzern gewährleistet. Eine Weltpremiere. „Dieses Instrument gab es bereits in der Luftfahrt, aber nicht für Drohnen. Die erste Version wird auf jeden Fall weiter ausstaffiert.“ Dafür sorgt nun die von Patrolair eingerichtete Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

UAV Suite

gewährleistet die Rückverfolgbarkeit des Verhaltens eines Piloten und seiner Drohne, um daraus gemeinsame Erkenntnisse zu gewinnen.

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PATROLAIR

IM FOKUS: FESTER WASSERSTOFF, WAS IST DAS DENN?

2008 speicherte die Firma McPhy aus Grenoble festen Wasserstoff in Form von Metallhydriden und entwickelte damit eine Weltneuheit. Das Ausgangsverfahren ist Wasserstoff, der von Magnesium absorbiert wird. Fein gemahlenes Magnesiumpulver bietet eine große Kontaktfläche für den Wasserstoff. Mit Hilfe von Zusätzen kann anschließend die Hydrierung und Dehydrierung des Magnesiums beschleunigt werden. Je nach Temperatur und Druck der Umgebung werden die Wasserstoffatome absorbiert oder desorbiert. Der auf diese Weise aufgefangene und in Form von Magnesiumhydrid-Tabletten gespeicherte Wasserstoff kann mit einer Brennstoffzelle in elektrische Energie umgewandelt und bei Bedarf verwendet werden. Die Speicherung ist vollständig umkehrbar, und fast die gesamte gespeicherte Wasserstoffenergie wird am Ende des Vorgangs zurückgewonnen. Neben Magnesiumhydrid können auch andere Metallhydride für spezielle Anwendungen wie Speicher für Fahrzeuge verwendet werden.

SCHWIMMENDE PHOTOVOLTAIK IN DEN BERGEN

Das Startup-Unternehmen HéliosLite aus Savoyen installiert schwimmende Photovoltaikanlagen in der extremen Umgebung der Berge. Es verwendet dazu Solartracker auf Staubecken oder Staudämmen in Höhenlagen. Unter den laufenden Vorhaben befindet sich das experimentelle Projekt HéliosLite / Société des 3 Vallées zur Einrichtung eines schwimmenden Kraftwerks mit 245 kWp auf dem auf 2000 Metern Höhe gelegenen Staubecken Ariondaz in Courchevel zur Speisung des privaten Stromnetzes. Die Herausforderung besteht derzeit darin, die schwimmenden Strukturen vom Schnee zu befreien, um die Sonnenstromerzeugung trotz Schnee und Gefrieren des Staubeckens aufrechtzuerhalten. Eine technische Lösung, die momentan getestet wird, steht kurz vor der Reife: 90 zweiseitige, nach Osten / Westen ausgerichtete Module auf 9 Schwimmkörpern mit einer Bewässerungsanlage auf der Kante. Bislang entspricht die Photovoltaikproduktion den Zielvorgaben, und die Schneeräumung erfüllt voll und ganz die Erwartungen. Diese Lösung könnte durchaus bereits diesen Sommer auf der schwimmenden PV-Anlage des Höhenstaubeckens Ariondaz zum Einsatz kommen.

WASSERSTOFF IN DEN BERGEN: WAS GIBT ES NEUES?

AMETHyST: Wasserstoff zur Dekarbonisierung des

Alpentourismus

Das in Frankreich vom Zentrum für Konkurrenzfähigkeit Tenerrdis und der Agentur AuvergneRhône-Alpes Energie Umwelt mit Unterstützung der Region Auvergne Rhône-Alpes und der Europäischen Kommission mitgeleitete europäische Interreg-Projekt AMETHyST* verfolgt das Ziel, den Tourismus im Alpenraum mit Energie aus Wasserstoff zu dekarbonisieren. Der Gedanke des Projekts besteht darin, Erfahrungen und praktisch erfolgreiche Verfahrensweisen rund um Wasserstoff zu teilen und aufzuzeichnen, um Kollektiven konkrete Lösungen vorzuschlagen. „AMETHyST soll die Einführung von Wasserstofflösungen zur Dekarbonisierung der Tourismusaktivitäten des Alpenraums unterstützen und bewerten. Es beruht auf dem Austausch von Wissen und möchte die Behörden dabei anleiten, Wasserstoff in ihre Energie- und Klimaplanungsinstrumente aufzunehmen“, erläutert Hervé Muguerra, Leiter der europäischen Projekte bei Tenerrdis. Die wichtigsten Zahlen des Projekts AMETHyST: 1,95 Mio. € Budget für 36 Monate Laufzeit und ein Konsortium mit 10 Partnern aus 6 Ländern des Alpenbogens (Frankreich, Italien, Schweiz, Deutschland, Österreich und Slowenien).

AMETHyST = A Multipurpose and Transectorial Hydrogen Support for decarbonized alpine Territories

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INNOVATIONEN IN DEN BERGEN

Wenn sich schneekanonen wärmepumpen zum vorbild nehmen

Das KMU WeSnow aus Savoyen hat Schneeerzeuger entwickelt, die die Abluft nach dem Prinzip der Wärmepumpe umwandeln und dadurch weniger Energie verbrauchen. „Durch ein System mit Ventilen gewinnen wir diese Energie zurück. Wir leiten sie in Plattenwärmetauscher und bilden einen Warmwasserkreis“, erläutert Didier Speck, geschäftsführender Gesellschafter von WeSnow. Dieser Wasserkreis kann anschließend zum Beheizen von Gebäuden, Büroräumen, Schwimmbädern, Seilbahnstationen oder Pistenfahrzeughallen verwendet werden. Die Technik gewinnt doppelt so viel Energie zurück wie für die Schneeerzeugung benötigt wird.

CHRYSALIS ENERGIE AUS KUNSTSTOFFABFÄLLEN

DATEN TEILEN

Im Wintersportort Les Orres (Hautes-Alpes) findet alljährlich das Forum Ocova statt, das Akteure der Technologie, der Institutionen und der Finanzen rund um Digitalisierung und Energie zusammenbringt, um die Berge der Zukunft zu gestalten. Das 19. Forum vom 9. Januar dieses Jahres widmete sich dem Beitrag der Digitaltechnologien zum ökologischen und wirtschaftlichen Wandel in den Bergen. „Ziel ist es, dass Berggebiete von den Innovationen profitieren können, die im Allgemeinen in den Städten zu finden sind. In den dünn besiedelten Bergen sind die Fragestellungen jedoch anders gelagert. Es geht darum, geeignetere Lösungen einzuführen, wie zum Beispiel LPWAN-Netzwerke mit großer Reichweite und niedrigem Energieverbrauch“, erläutert der Bürgermeister von Les Orres und Veranstalter des Forums Pierre Vollaire. Das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz standen im Mittelpunkt des Events, bei dem die neuesten Innovationen vorgestellt wurden. Die Veranstalter gehen allerdings davon aus, dass Technologie allein nichts nützt, sondern Daten geteilt werden und Akteure branchenübergreifend zusammenarbeiten müssen und auf der Ebene eines Gebiets und nicht nur eines Orts gehandelt werden muss, um greifbare Ergebnisse zu erzielen. Eben deshalb bringt dieses Forum die Akteure zusammen, und es werden Projekte auf den Weg gebracht.

Kunststoffabfälle in Kraftstoff umwandeln – das ist die Aufgabe von Chrysalis, einer von Antargaz zugunsten des Vereins Earthwake gesponserten Maschine. Funktionsweise: Durch Pyrolyse werden die Polymermoleküle des Kunststoffs bei hohen Temperaturen und unter Sauerstoffausschluss gespalten und in ihre flüssige Erdölform zurückverwandelt. Chrysalis kann aus 40 kg auf 450 °C erhitzten Kunststoffabfällen bis zu 40 l Kraftstoff gewinnen. Auf diese Weise können die meisten Verpackungen aus Polyethylen und Polypropylen, wie Milchflaschen, Reinigerflaschen, Kunststoffdeckel, Trinkflaschen, Müllbeutel und Lebensmittelbehälter gesammelt, sortiert, zerkleinert und pyrolisiert werden. Diese innovative Lösung zur Energiegewinnung aus Kunststoffabfällen illustriert ein leistungsfähiges Kreislaufwirtschaftsmodell.

Soviel Wasser zur Bewässerung spart die Stadt Menton durch Abgleich verschiedener Quellen wie Sensoren, Ventilüberwachung und Wettervorhersagen, durch die der Wasserbedarf für jeden Sektor genau bestimmt werden kann. Von EGM eingerichtete Lösung zur datengestützten Entscheidungsfindung. Die Firma EGM aus Nizza beschäftigt sich unter anderem mit der Zufahrt der Feuerwehr des Departements Var auf den speziell zur Brandbekämpfung angelegten Waldwegen. „Diese Wege verlaufen durch Privatgrundstücke, die mit Toren geschlossen sind. Wir arbeiten daran, die Tore mit Hilfe einer Satellitenverbindung zu öffnen, damit kein Code eingegeben werden muss“, erläutert Gilles Orazi, F&E-Ingenieur bei EGM. Ein weiterer Fall aus der Praxis ist das Departement Pyrénées-Orientales, das Statistiken zur Nutzung der Parkplätze für Fahrgemeinschaften erhalten wollte.

„WirhabenÜberwachungskamerasinstalliert,diedieaufdiesen Parkplätzen verbrachte Zeit berechnen. Die Kameras haben wir an eine Datenbank von Kfz-Kennzeichen gekoppelt, um zu wissen, welche Fahrzeuge bleiben und für Fahrgemeinschaften dienen und wie viel CO2Emissionen vermieden werden.“

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MOUNTAIN PLANET 20 23 61 WIRESTOCK
Die Kunst der Pistenpräparierung, eine wirkungsvolle „Wissenschaft“ zur Erhaltung der Schneedecke bei allen Schneeverhältnissen.

ZITAT

„Technologie ist nicht alles, aber sie ist unentbehrlich. Wenn wir etwas für den ökologischen Wandel tun wollen, müssen wir bereits Kenntnisse haben und somit Felddaten aus verschiedenen Systemen erfassen. Anschließend müssen diese Daten organisiert werden, um sie zu verstehen, bevor Situationen kontrolliert und verbessert werden können. Doch Technologie allein nützt nichts. Die Daten müssen zwischen den betroffenen Parteien ausgetauscht werden.“

Von der Gemeinde Montgenèvre erzielte Einsparung in der Gasrechnung für das Thermalbad und Spa Durancia. Durch höhere Energiepreise geschmälerter Gewinn. Im Rahmen des europäischen Programms Leader wandten sich das Skigebiet des Departements Hautes-Alpes an den Energieverband Territoire d’énergie 05, um an drei Gebäuden mit hohem Energieverbrauch eine Energiebedarfsdiagnose und anschließend einen Aktionsplan zur Senkung des Verbrauchs zu erarbeiten. Dieses Programm wurde bereits mit vielversprechenden Ergebnissen auf das Thermalbad Durancia angewandt. Der Energieverband setzte mehrere Maßnahmen ein, um die Heizungen, die Warmwasserbereitung, die Luftaufbereitung und die Regelventile für die Beckentemperaturen präzise zu steuern. Bilanz: Das Thermalbad hat seinen Gasverbrauch in der Wintersaison 2021/2022 um 26 % und im Sommer um 39 % verringert.

BESCHLEUNIGTE SPARSAMKEIT

Die Skigebiete sind von der Energiepreisexplosion besonders stark betroffen. Je nach Laufzeit des Stromvertrags ergaben sich dabei sehr unterschiedliche Situationen. „Anfang 2022 erzielten manche Orte Preise in Höhe von 350 € pro MWh, die bereits sehr hoch waren. Doch von Juni bis Dezember wurde die Lage mit durchschnittlich 800 € pro MWh und bisweilen sogar bis zu 1000 € regelrecht unerträglich!“, ereifert sich Anne Marty, Vizepräsidentin von Domaines Skiables de France und geschäftsführende Direktorin von Altiservice. Die Situation wurde durch die getrübte Aktivität in den Weihnachtsferien noch zusätzlich verschärft. Selbst wenn es ihnen gelänge, einen guten Winter hinzulegen, könnten einige Skigebiete ihre Saison mit negativen Betriebsergebnissen abschließen. Über die rein wirtschaftlichen Gründe hinaus arbeiten die Skigebiete allerdings bereits seit einigen Jahren an der Senkung ihres Energieverbrauchs. Und die Inflation hat diesen Prozess zweifellos beschleunigt. Altiservice, die die Skigebiete Saint-Lary und Font-Romeu Pyrénées 2000 betreibt, hat drei Vorzeigemaßnahmen ergriffen, davon zwei Maßnahmen für die Skilifte. „Bei geringem Skifahreraufkommen schalten wir die doppelten Skilifte aus“, sagt Anne Marty. Der Betreiber regelt auch die Geschwindigkeit der Lifte in Abhängigkeit der Warteschlange. „Wenn wir die Geschwindigkeit um einen Meter pro Sekunde verringern, sparen wir 20 % Energie, ohne dass die Liftbenutzer das merken.“ Die dritte Maßnahme ist die Optimierung der Pistenpräparierung durch präzise Messung der Schneedecke mit einem Onboard-GPS. „Das hat einen doppelten Nutzen: wir sparen Diesel, weil die Pistenfahrzeuge jede Stelle nur einmal bearbeiten, und Strom, indem wir nur die benötigte Menge technischen Schnee erzeugen.“ Diese genauere strengere Verwaltung äußert sich in der Zunahme individueller Zähler, die den Verbrauch jedes Geräts erfassen, in der Temperaturregelung und Überprüfung der Heizkörpereinstellungen bei Feierabend durch die Bereichsleiter. Denn wie heißt es so schön: Kleinvieh macht auch Mist.

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Durancia hat seinen Gasverbrauch in der Wintersaison 2021/2022 um 26 % und im Sommer um 39 % verringert. MFS Anne Marty, Vizepräsidentin von Domaines Skiables de France und geschäftsführende Direktorin von Altiservice.

SMART TERRITORY

Das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz können die tägliche Verwaltung der Gemeinden durch Rationalisierung ihres Betriebs, ihres Energieverbrauchs und ihrer Kosten und Unterstützung ihres ökologischen Wandels erheblich erleichtern. Der Gemeindeverband Serre-Ponçon im Departement Hautes-Alpes hat sich mit Hilfe des Digitaldienstunternehmens Atos auf den Weg zur intelligenten Region begeben, um die Verwaltung von Energie, Wasser, Müll und Mobilität zu optimieren. Diese Optimierung beruht auf der Erfassung von Daten und ihrem Austausch zwischen den betroffenen Parteien. In vier Workshops wurden ausgehend von dem geäußerten Bedarf und den verfügbaren Daten die ersten 25 Nutzungsfälle erarbeitet, für die dann Lösungen entworfen werden. Zum Beispiel im Bereich der Mobilität. Die Verkehrsvoraussetzungen und die Zufahrt zu den Wintersportorten sind für diese Tourismusregion ein heikles Thema in der Hochsaison. Daher ist es besonders wichtig, den Benutzer bestmöglich über den Zustand des Verkehrsnetzes zu informieren und ihn zur richtigen Entscheidung zu bewegen. „Mit in Überwachungskameras integrierten Lösungen lässt sich die Belegung eines Parkplatzes oder die Verkehrsdichte ermitteln. Anhand der Bluetoothverbindungen können wir uns auch ein Bild über die Besucherzahlen in verschiedenen Bereichen machen und andere Daten wie Parkzeiten oder Fahrzeugtypen gewinnen. Im nächsten Schritt können wir Anwendungen einrichten, die das Verkehrsaufkommen und die Parkplatzbelegung vorhersagen“, sagt Léa Duran, Datenwissenschaftlerin bei Atos. Nun geht es insbesondere darum, möglichst viele Daten zu erfassen und Finanzierung zu finden.

ZITAT

„Durch das europäische Programm Smart Altitude konnten der Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen in 20 Skigebieten Europas gesenkt werden. Um schneller und weiter voranzukommen, muss die Dynamik der Wintersportorte im größeren Maßstab eines Gebiets in Verbindung mit der Region rund um Energie, Wasser und Mobilität betrachtet werden, um die CO2-Neutralitätsziele kurzfristig erreichen zu können.“

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Pierre Vollaire, Bürgermeister von Les Orres und Veranstalter des Forums Ocova
MFS
Die CCSP plant den Einsatz von Echtzeitlösungen zur Information des Benutzers über den Straßenverkehr.

Gebäuderenovierung in den Bergen, ein sehr wichtiger Teil der Maßnahmen für den Wandel!

GAËL ILLUSTRATIONS
INNOVATIONEN IN DEN BERGEN

50%

Das ist der Anteil der als energieintensiv angesehenen Wohnungen (Energieeffizienzklasse F oder G) in den französischen Wintersportorten, während der nationale Durchschnitt bei fast 17 % liegt. Das auf Renovierungen zur Verbesserung der Energieeffizienz spezialisierte FinTech-Unternehmen Heero hat die Energieeffizienz in 70 Wintersportorten untersucht. Die energieintensivsten Wohnungen befinden sich in den Alpen und in den Pyrenäen. Die effizientesten Wohnungen sind hingegen in den Vogesen, im Jura oder im Zentralmassiv angesiedelt. Die Gründe dafür sind die Höhenlage, die Klimafaktoren, das Baujahr der Gebäude, von denen viele vor der Ölpreiskrise errichtet wurden, die verwendeten Materialien usw.

Obwohl sich die Energieetikette bislang nur auf Langzeitmietwohnungen auswirkt, könnten in Zukunft auch Ferienwohnungen davon betroffen sein. „Wohnungsbauminister Olivier Klein hat angekündigt, dass dies ebenfalls für Ferienwohnungen und möblierte Touristenunterkünfte gelten wird. Das wird sich sehr negativ auf die Wintersportorte auswirken, von deren Mietwohnungen ab 2028 – also in nur 5 Jahren – durchschnittlich die Hälfte wegfallen würde! Denn für manche von ihnen wird es schlicht unmöglich sein, alle betroffenen Wohnungen bis zum betreffenden Jahr zu renovieren“, bedauert Romain Villain, geschäftsführender Direktor von Heero. Das wirft natürlich ökologische, aber auch finanzielle Probleme auf: es besteht die Gefahr, dass der Wiederverkaufswert der Immobilien mit niedriger Energieeffizienz sinkt. Doch Renovierungsarbeiten sind mit Kosten verbunden, können aufgrund der Höhenlage oder der Wohnungsgröße schwierig sein und hängen nicht nur vom Willen des einzelnen Eigentümers ab, sondern je nach geplanter Maßnahme gegebenenfalls von der Eigentümergemeinschaft. Einige Gemeinden haben sich bereits des Themas angenommen, und es gibt dafür auch Zuschüsse.

TOP 5 DER SKIGEBIETE MIT DEN ENERGIEINTENSIVSTEN WOHNUNGEN

1. Isola 2000 (Mercantour-Massiv): Wohnungspark mit 90 % Energieschleudern

2. Piau Engaly (Hautes Pyrénées, Aure-Tal): 86 %

3. La Pierre Saint-Martin (Pyrénées Atlantiques, Massiv La Pierre Saint-Martin): 79 %

4. Puy-Saint-Vincent (Ecrins-Massiv): 76 %

5. Barèges (Hautes Pyrénées, Val de la Batsus): 74 %

Quelle: Heero

TOP 5 DER SKIGEBIETE MIT DEN ENERGIEEFFIZIENTESTEN WOHNUNGEN

1. Espace Alpin Bellefontaine (Jura): Wohnungspark mit 15 % Energieschleudern

2. Le Markestein (Vogesen): 18 %

3. Le Champ du Feu (Vogesen): 20 %

4. La Combe Saint-Pierre (Jura): 21 %

5. La Mongie (Hautes Pyrénées): 26 %

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OLIVIER LE MOAL

VON EINEM RECHENZENTRUM BEHEIZTES SCHWIMMBAD

Die Gemeinde Chamrousse überlegt ernsthaft, wie verschwendete Kalorien zum Beheizen einer energieintensiven Einrichtung genutzt werden können. Zur Diversifizierung ihres touristischen Angebots plant der im Departement Isère gelegene Wintersportort die Errichtung eines Freizeitzentrums mit einem Wasserspaßbad, einem Wellnessbereich, einer Kegelbahn und Sport- und Freizeitaktivitäten. Das Budget des Vorhabens soll sich auf rund 20 Mio. € belaufen.

Um die Kosten und den Energieverbrauch der Anlage zu verringern, möchte die Gemeinde in der Nähe ein Rechenzentrum bauen, dessen Abwärme den Bedarf des Freizeitzentrums zur Hälfte decken könnte. Noch dazu kann ein in der Höhe errichtetes Zentrum für Datenspeicherung und Datenverarbeitung natürlich gekühlt werden, wodurch sein Energieverbrauch gesenkt wird.

Das österreichische

WINDTURBINEN AUF SEILBAHNANLAGEN

BergWind hat sich zur Aufgabe gemacht, neue Möglichkeiten zur Gewinnung erneuerbarer Energie zu finden und zu nutzen. Das österreichische Startup-Unternehmen entwickelt Windturbinen, die außerhalb der Saison an den Förderseilen von Seilbahnen und Skiliften montiert werden. Der erzeugte Strom kann zum Eigenverbrauch genutzt oder ins Netz eingespeist werden. Dieses System bietet mehrere Vorteile. Für die Installation dieser Windturbinen sind weder Fundamente noch riesiger Aufwand erforderlich, da sie einfach anstelle der Kabinen oder Sessel in das vorhandene Förderseil eingehängt werden. Damit lässt sich auch die Rentabilität der Seilbahnen steigern, da diese unter den Energiepreiserhöhungen leiden und nur einen Teil des Jahres betrieben werden.

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INNOVATIONEN IN DEN BERGEN
DR BERGWIND
Startup-Unternehmen entwickelt Windturbinen, die außerhalb der Saison an den Förderseilen von Seilbahnen und Skiliften montiert werden.

SOLARMODUL NACH MASS BALD MADE IN FRANCE

Mit ihren halbstarren, in Größe und Form variablen Photovoltaikmodulen eV+, die sich beispielsweise auf Stationen von Skiliften, Seilbahnen oder Zauberteppichen installieren lassen, hat Sunwind Energy die Welt der Sonnenenergie auf den Kopf gestellt. Das Produkt bietet dank seiner Mikrokristallzellen einen ausgezeichneten Wirkungsgrad und ist besonders gut für die Berge geeignet.

Mit Hilfe des Ines, des CEA und einer Finanzspritze der Region Auvergne-Rhône-Alpes wird die Firma in zwei bis drei Jahren ihre eigenen Module komplett in ihrem Werk in VillardBonnot fertigen. „Wir möchten ein recycelbares bio-basiertes Produkt mit leistungsstarken Zellen, das mit Werkstoffen aus Europa – Skandinavien kann Silizium und Frankreich recycelbares oder recyceltes Polymer liefern – in Frankreich zusammengebaut wird“, führt Xavier Duport, Geschäftsführer von Sunwind Energy, genauer aus. Das Unternehmen wird keine klassischen gerahmten Solarpanels fertigen, sondern in seiner Marktnische bleiben und neue Technologien und neue Formen anbieten: leichte Panels ohne Aluminium und Glas, die sich vollständig in Fassaden und Dächer integrieren lassen. Sein Ziel ist es, maßgeschneiderte Module herzustellen.

Ein mit einem ersten Zuschuss in Höhe von 100.000 € geförderter Prototyp wurde im Labor des Nationalen Instituts für Sonnenenergie INES getestet und soll im September 2023 zugelassen werden.

Nach Ansicht von Xavier Duport stehen die Zeichen günstig, da zum einen die Regierung den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen und Europa andererseits die Solartechnik nach Hause zurückholen möchte. Der Schlüssel dazu sind finanzielle Mittel für eine große Herausforderung: Entwicklung von Zellen mit hohem Wirkungsgrad und zugleich die Sicherung der Rohstoffversorgung. Während über 80 % der weltweit gefertigten Solarzellen aus China stammen, liegt Frankreichs Stärke „seit dem Photovoltaikboom Anfang der 2000er-Jahre“ weiterhin in der Forschung und Entwicklung. Ein Beispiel unter vielen sind die Heteroübergangs-Solarzellen des CEA-Ines mit einem Rekordwirkungsgrad von fast 25 %.

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Der Seilbahnhersteller Poma integriert in seine Produktionskette Solarmodule von Sundwind Energy, die in zwei bis drei Jahren ihre eigenen Module komplett in ihrem Werk in Villard-Bonnot fertigen wird.

PARIS 2024

MIT WELCHEN KONKRETEN MASSNAHMEN WIRD DER ÖKOLOGISCHE FUSSABDRUCK DER OLYMPISCHEN SPIELE IN PARIS BEGRENZT? ÜBERBLICK ÜBER DIE EINGEGANGENEN VERPFLICHTUNGEN.

VERRINGERUNGSMASSNAHMEN

Betrieb der Spiele

- 100 % Strom aus erneuerbaren Quellen für die Spiele

- Nachhaltiges Catering für die 15 Millionen während des Events servierten Mahlzeiten

- Verantwortungsbewusste Digitalisierung

- Verpflichtung zu Null Verschwendung und Ziel Null Abfall

Bauten

- 95 % fliegende oder bereits vorhandene Bauten

- Feste Bauten mit niedrigem CO2-Fußabdruck

- Schlichte temporäre Bauten

Mobilität

- Abgasfreier Mobilitätsdienst für die olympische Familie

- Alle Austragungsorte mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder aktiver Mobilität erreichbar

Neutrale oder negative CO2-Bilanz

- 55 % der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu London 2012 und Ziel, als erstes globales Event einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten

- Paris 2024 plant, seinen unvermeidlichen CO2-Ausstoß durch Kompensation mit Projekten zur Vermeidung und Abspaltung von CO2 auszugleichen. Über den Dreiklang Vermeiden-Reduzieren-Kompensieren hinaus fügt die Organisation der Spiele zwei Schritte hinzu:

- Vorhersage durch Tools zur Abschätzung der CO2Belastung

- Vermeidung durch Nutzung vorhandener Infrastrukturen

Mobilisierung aller Akteure der Olympischen Spiele

- Einführung der App „Coach Climat“, die den Mitarbeitern hilft, ihre Umweltauswirkungen zu verstehen und zu verringern

- Verantwortungsbewusste Einkaufsstrategie, die Partner und Lieferanten zur Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien verpflichtet

Verständigung mit Klimaexperten

- Komitee für den Ökologischen Wandel der Olympischen Spiele mit insgesamt 9 Experten unter dem Vorsitz von Gilles Bœuf, Spezialist für Artenvielfalt und Dozent an der Sorbonne

- Zusammenarbeit mit dem WWF Frankreich für die Entwicklung der Strategie

- Teilnahme an der Initiative „Sports for Climate Action“ des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen

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INTERNATIONAL
AMERSFOORT WILLIAM87
Textes : Véronique Pilon

WIE DAS AOSTATAL FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG ANKURBELT

Mit ihrem Programm Smart Valley und finanzieller Unterstützung Europas (Feder) beabsichtigt die autonome Region Aosta-Tal in Italien, der Innovation in den Bergen unter die Arme zu greifen. Das Programm koordiniert acht F+E-Projekte und hilft den Trägern bei der Suche nach Finanzierung, bei der Kommunikation und beim Lernprozess und fördert den Austausch von Wissen und Technologie zwischen den Projektbeteiligten und den regionalen Forschungszentren. „Normalerweise führt jeder sein Projekt getrennt durch. Smart Valley besiegelt eine neue Form der Zusammenarbeit, regt zu Nacheiferung an und lässt weitere Projekte und Ideen entstehen“, freut sich Roberta Davisod, Beraterin bei FI Group, die auf Beratung über Strategien für öffentliche Finanzierung von Forschung und Entwicklung spezialisiert ist.

Quintetto gehört zu den acht Glücklichen. Dieses seit 2005 auf Forschung und Entwicklung spezialisierte Kleinunternehmen entwickelt „Qroom + project“. Bis zu vier Personen können damit per Hologramm gleichzeitig aus der Ferne miteinander sprechen und Dokumente austauschen. Ein weiterer Bereich sind die Museen. Das 3D-Lab der Technischen Hochschule Turin arbeitet an seinem Medienprojekt: eine App für Mobilgeräte als Reiseführer, eine Web-Plattform für Kulturanbieter, darunter das archäologische Museum Herculanum, mit 3D, virtueller und erweiterter Realität, eine Studie über die Gefühle der Besucher auf ihrem Weg durch die Ausstellung. Ein immersiver Präsenz- oder Fernbesuch 3.0 mit angereicherten Inhalten.

Im Tourismusbereich misst die Firma Kria mit ihrem Projekt Montur die Ströme, Merkmale und Gewohnheiten der Besucher im Aosta-Tal mit Hilfe von bereits im Gebiet vorhandenen Kameras und Sensoren und künstlicher Intelligenz.

Smart Valley finanziert auch das Unternehmen CCS bei der Entwicklung eines neuen mikrobiellen Biostimulans zur Aufwertung der Mähwiesen des Aosta-Tals durch Pilze und Bakterien. Die angestrebten Ziele sind ein höherer Ertrag und bessere Nährwerte für Tierfutter und eine verbesserte CO2Speicherung in Mikroaggregaten.

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C.B Stilechtes renoviertes Chalet im wunderbar ursprünglichen Dorf Chamois.
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NEOM, NOCH EIN LAS VEGAS IN EINER ANDEREN WÜSTE…

Olympischer Sport, Gleitsport, Digitalsport und dann Sport im Metaversum an einem Ort vereint: Utopie oder Zukunftsvision? So zumindest das Versprechen – und auch die Überlegung, die Trojena anstellt, die Bergstadt des Projekts Neom mitten in der Wüste SaudiArabiens!

Auch wenn es verrückt erscheint, die Asiatischen Winterspiele 2029 werden in Trojena stattfinden, einer futuristischen, noch gar nicht existierenden Stadt, die zum städtebaulichen Mammutvorhaben Neom gehört, einer Megalopolis, die 250 Mal so groß wie Paris sein soll.

Die etwa 70 Kilometer nördlich von „The Line“ im Hedschas-Gebirge in der Wüste Saudi-Arabiens gelegene Retortenstadt soll ein regelrechtes Freizeit-, Abenteuer- und Kultur-Eldora für die Region werden.

Das zukünftige Tourismusgebiet soll sich auf etwa 60 Quadratkilometern zwischen 1500 und 2600 Metern Höhe erstrecken. Die Anlage umfasst einen riesigen künstlichen Süßwassersee, das Höhlendorf 4.0 „The Vault“ in Form eines umgedrehten V, Luxusunterkünfte am Ufer des Sees mit 3600 Hotelzimmern und 2200 Wohnungen, ein exzentrisches Skigebiet in den Bergen sowie einen Aussichtspunkt mit prächtigen Ausblicken auf die Berge und die saudische Wüste.

Die Architektenteams hinter diesem gigantischen Projekt hoffen, dass sich Trojena nach seiner Fertigstellung zu einem bei Touristen aus aller Welt auf der Suche nach Abenteuer und Luxus beliebten Reiseziel entwickeln wird.

Patrick Bayeux, Weltsportbeobachter, Berater, Dozent, Forscher und Doktor der Managementwissenschaften, vergleicht das Projekt Neom und seine 3 Standorte (Oxagon, The Line und Trojena) mit Las Vegas, das vor über einem Jahrhundert aus dem Nichts entstand und heute 650.000 Einwohner und durchschnittlich 40 Millionen Touristen pro Jahr zählt. Man kann sicherlich davon ausgehen, dass auch Neom und Trojena derartige Besucherzahlen anpeilen.

In Frankreich wiederum dehnt derselbe Patrick Bayeux seinen Vergleich auf die Küste der Provinz Roussillon aus, wo früher gähnende Leere herrschte und sich nun die Badeorte Port-Camargue in Le Grau-du-Roi, La GrandeMotte, Le Cap d’Agde, Gruissan, Port Leucate, Port Barcares und Saint Cyprien aneinanderreihen. Der Vergleich hinkt vielleicht ein wenig, doch trägt er in diesem Fall dazu bei, die Polemik rund um das Mammutprojekt zu relativieren und vor unserer eigenen Tür zu kehren.

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Die verrückte Wette einer futuristischen Stadt, die unter freiem Himmel mitten in der Wüste ein Skigebiet beherbergen soll!
TROJENA-SAUDI

MOUNTAIN BIKE

ENDURO AUF DEM GIPFEL

In Frankreich wie auch in anderen Ländern ist hinreichend bekannt, dass sich das Fahrrad in allen seinen Varianten bestens zur Entfaltung des Sommertourismus eignet. Der Erfolg der Disziplin „Enduro“, die seit einigen Jahren zu den Programmen der UCI gehört, kommt somit nicht von ungefähr. Benjamín Plasencia Sidauy, Vertriebsleiter der Epic Enduro Series, Organisator von Mountainbike-Enduro-Events, hilft uns, die Hauptgründe dafür zu verstehen:

Eine gut durchdachte Strecke

Die von Epic Enduro Series entworfene Standardstrecke ist mit etwa 35 km Länge, 1500 kumulierten Höhenmetern und 5 Wertungsprüfungen (9 km Abfahrten) auch für Freizeitsportler fahrbar. Die ungefähre Dauer des Wettkampfs beträgt 5 Stunden für die Gesamtstrecke, und nur bei den Wertungsprüfungen (Abfahrt mit mehr als 20 Minuten) erfolgt eine Zeitnahme.

Teilnehmer aller Altersgruppen

Die Zielgruppe, an die sich die Epic Enduro Series wendet, ist breitgefächert – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – und besitzt einen eher hohen sozioökonomischen Status.

Langfristige touristische Ausstrahlung

In Mexiko, wo die Epic Enduro Series spezielle Enduro-Trails

wie Taxco de Alarcón, Guerrero und Oaxaca entwickelt hat, werden die Strecken sehr gut genutzt. Die regelmäßig stattfindenden Events tragen dazu bei, diese Orte zu beleben, für sie zu werben und den örtlichen Anbietern wirtschaftliche Vorteile zu bescheren.

Erleichterte Zugänglichkeit

Enduro ist unter den Mountainbikedisziplinen in den letzten Jahren am stärksten gewachsen, da sie im Verhältnis zu den erforderlichen Anstrengungen am meisten Spaß macht, vor allem dank der Entwicklung von E-Mountainbikes.

Dynamische Wirtschaft

Für die Radsportbranche ist Enduro aufgrund des hohen Ersatzteilverbrauchs die rentabelste Disziplin. Auch für die ausgestatteten Standorte sind die Perspektiven vielversprechend. „Wir bewegen uns auf einem sehr soliden Markt“, gesteht Benjamín Plasencia Sidauy, „die Teilnehmer an unseren Events besitzen eine hohe Kaufkraft, und sie reisen ständig ins Ausland, weshalb wir der Ansicht sind, dass unsere Veranstaltungen auch für französische Destinationen werben könnten.“ Jetzt wissen wir Bescheid…

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INTERNATIONAL
Von Epic Enduro letzten Februar in Mexiko organisiertes Eve PINO MORENO
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16.-18. APRIL 2024

DAS GROSSE INTERNATIONALE TREFFEN DER BERGBRANCHE

Seit 1974 veranstaltet und empfängt das Messegelände Grenoble alle zwei Jahre die größte internationale Begegnung der Fachleute aus der Welt der Berge. Die Vielfalt, Repräsentanz und Qualität der Aussteller machen diese Messe zu einem einzigartigen internationalen Treffpunkt, einem Ort für Geschäfte und Austausch und zu einer unumgänglichen Plattform für Zukunftsorientierung. Die Mountain Planet 2024 feiert das 50-jährige Bestehen dieser internationalen Fachmesse. Sie bietet allen Akteuren aus Frankreich und aus dem Ausland die Möglichkeit, gemeinsam die zukünftigen Herausforderungen der Raumplanung in den Bergen anzugehen und ihre einzelnen Branchen neu zu beleben. 2024 kehrt die Mountain Planet mit einigen Neuheiten zurück:

- Startup-Dorf

- Neueste Innovationen der Branche

- Eine neue umweltbewusstere Website

- Lösungen für die Probleme der nachhaltigen Entwicklung

AKTIONÄRE VON ALPEXPO

DIE MITGLIEDER DES UNTERAUSSCHUSSES

MITPÄSIDENTEN

ANEM – DOMAINES SKIABLES DE FRANCE – ALPEXPO

MITGLIEDER

AFMONT – ANMSM – CCI DE GRENOBLE – CCI DE SAVOIE – CLUSTER MONTAGNE

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SCHLUSSKLAPPE
INSPIRE-TOUD
– RÉGION AUVERGNE – RHÔNE-ALPES – DOPPELMAYR – KASSBOHRER –LEITNER – MND – MONTAGNE LEADERS – POMA – TECHNOALPIN - FRENCH TECH IN THE ALPS
SAVE THE DATE NEXT EDITION MOUNTAIN-PLANET.COM MOUNTAINPLANET@ALPEXPO.COM
my mountain, SO MUCH MORE sustainable. As a pioneer in cable transportation, POMA is embarking on LIFE R’way, an innovative approach with a selection of products with a low impact for the environment. Starting today, let’s work together to design increasingly sustainable mobility, to connect people and places in complete harmony with our environment.
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