Pfarrbrief din a4 extrablatt

Page 1

1

Extrablatt

zur Turmsanierung und Turmkreuzsteckung in der Pfarre Mühlheim am 25. Okt. 2015 Liebe Leserin, Lieber Leser,

Unser alter/neuer Kirchturm grüßt uns von ferne, er empfängt uns, zeigt an, wo wir zu Hause sind. Er spricht wie ein Leuchtturm, wie ein Wahrzeichen, wie ein Hoffnungszeichen.

Der Kirchturm ist das Wahrzeichen des Ortes.

Wonach richtet man sich, wenn man in ein Dorf oder in eine Stadt kommt? Nach dem Kirchturm. Der Kirchturm zeigt einerseits den vertikalen Gesichtspunkt an, denn der Mensch verweist als Ganzer nach oben. Wir sind nicht nur Kinder leiblicher Eltern und Produkt dieser Erde. Er zeigt andererseits den horizontalen Mittelpunkt an, denn Er ist wie ein Gebet, eine christliche Grundanschauung, bei allen Schwankungen wie eine ausgestreckte Hand, kirchlicher Zugehörigkeit, soll die eine Bitte, einen Dank zum letztlich unser Zusammenleben Ausdruck bringt: bestimmen. „Du führst mich hinaus ins So kann uns der Kirchturm an Weite, Herr, unsere Berufung und an das, was bringst Licht in meine uns als Grundanschauung Dunkelheit.“ (Ps 1 8, 29) zusammenhält, erinnern. Er kann immer wieder ein Wahr-Zeichen Schließlich ganz oben das goldene Kreuz sein, damit wir selber ein und die goldene, barocke wahrhaftes Zeichen im Bilde Kugel. werden. Das Kreuz – entgegen aller Fehlinterpretationen ist uns überliefert als Geschenk des Evangeliums. Das Kreuz - der neue Baum des Lebens, der im Paradies noch steht, damit wir wieder dorthin finden.

Die Erneuerung des Turmes ist fast ein Jahrhundertwerk. An die 80 Jahre halten die Lärchenschindel. Die Neueindeckung des Kirchturmes begann exakt am Reinhard hat die Ruhe weg. 27. 7. 2015 zu Mittag und endete am 3. 9. Für alle Mühlheimer und vorbeifahrenden Gäste war die Sanierung sichtbar – und die Arbeiter in schwindelnder Höhe wie kleine Punkte anzusehen.


2

Wofür seit Jahren durch Sammlungen und großzügige Spenden, zuletzt vom ehemaligen Pfarrer Willibald Leopoldseder, angespart wurde, konnte heuer umgesetzt werden. Der PGR entschied sich in Absprache mit der Diözesanfinanzkammer Linz (BM Martin Eder und BM Matthias Senzenberger) und dem Bundesdenkmalamt für OÖ für ein Lärchenschindeldach. Die Reparatur der Gesimse und die Entfernung des Kupferdaches, wiewohl erst 1965 angebracht, zeigte sich höchst notwendig. Die Bilder von oben zeigen offene Falze, abbröckelnde Mauerwerke unter den Gesimsen, morsches Holz. Siehe die Fotos von den Dachdeckern selbst auf der Pfarrhomepage http://pfarremuehlheim.dioezese-linz.at/ Es ist eigentlich unglaublich, wie geschickt die Dachdecker aus Osttirol hier arbeiteten! Am ersten Tag 27. 7. 2015 erstieg der Chef, Hr. Walter Perfler, von innen heraus den Turm und befestigte ganz oben vier Gurte, an dem dann die Seile für die Karl und Konrad Aufzüge eingehängt wurden. Die Arbeiter saßen dann auf kleinen Sitzen (dick und schwer und groß wäre ungeeignet!), noch einmal durch Brustgurt gesichert, aber sonst frei schwebend, vor sich nur die Landschaftskulisse. Sie mussten sich ständig mit den Füßen abstützen und brauchten beide Arme und Hände frei zum Hantieren. Da wurde die Motorsäge mitgeführt und oben gestartet, die Bohrmaschine eingesetzt, die diversen Kleingeräte verwendet, weiters der Mörtel und die Ziegel und schließlich die Holzschindel in Kübeln oder Holzkisten nach oben mitgezogen und dort verarbeitet. Dazu kamen lange, schwere Bretter.

Mehr Informationen unter http://pfarre-muehlheim.dioezese-linz.at/


3

Dein Leben hängt buchstäblich an einem Faden, und du darfst nichts aus der Hand lassen oder nicht selber zur Seite kippen. Immer ist äußerste Konzentration verlangt. Zuerst erfolgte der Austausch aller schadhaften Holzteile, neue Aufmauerung der Gesimse, Schalung für die Gesimskanten – mit einer originellen Methode, das Brett zu biegen - und nach ca. zwei Wochen konnte mit der Täfelung durch Lärchenschindel begonnen werden.

Der Chef, Walter Perfler.

Karl und Konrad

Fotos von Pf. Franz Strasser

Michael (und ein unechter)

BM Matthias Senzenberger von der DFK Linz


4

Nach ca. drei Wochen Abtragen des alten Kupferdaches und Ausbessern der Gesimse, der Schalungen und Bretter, konnte mit den Lärchenschindel begonnen werden. Es war einer der heißesten Sommer seit den Aufzeichnungen. Die Männer waren stark gefordert. Schlussendlich konnte der Blitzableiter angebracht werden und am 3. Sept. 2015 verließen uns die Dachdecker. Es fehlten dann noch die Pyramidentürmchen auf dem obersten Gesimse, die Neuvergoldung der Kugel und des alten/neuen gotischen Kreuzes - und das neue Kreuz mit Kugel auf der Presbyteriumsseite, angefertigt von Kunstschlosser Wolfgang Auer und vergoldet von seiner Gattin Anna. Zur Stunde dieses "Extrablattes" gibt es noch keine Fotos davon. Kommen Sie selbst zur Turmkreuzsegnung!

Nachdem das erste Kreuz vom hohen Turm zur Erde kam, folgte die Überlegung mit dem zweiten Kreuz am Presbyterium. Wir danken Hr. Kunstschlosser Wolfgang Auer aus Braunau, der uns hier beriet. Ursprünglich, gleich nach Erbauung der Kirche, hatten sie einen niedrigen Turm, wahrscheinlich mit diesem Kreuz vom Presbyterium. Im Jahre 1616 wurde der Turm im Mauerwerk um ca. 12 Meter erhöht (siehe MarmorsteinBeschreibung S 7) und vielleicht wurde gleichzeitig der spitze Turmhelm aufgesetzt. Gleichzeitig oder später? kam ein Kreuz mit zwei Balken und einer Wetterfahne hinauf. 1900 ist davon die Rede. 1965 wurde es gegen ein kupfernes Kreuz ausgetauscht. Jetzt wird wieder der alte Zustand hergestellt, so, wie es für gotische Kirchen im 16. Jhd. üblich war. Für das Presbyterium, Ostseite, fertigt Hr. Auer ein neues Kreuz an, nach gotischem Muster der Zeit um 1500, mit Wetterhahn, vergoldet von seiner Gattin Anna.


5

Das zweite Kreuz, das alte, ursprüngliche?! Eine besonder Aktion war auch das Herunterheben des Presbyteriumkreuzes auf der Ostseite der Kirche (Do. 6. 8.) Wir können ja nicht ein schönes Kreuz am hohen Kirchturm anbringen und das andere nicht sanieren! Das Abheben des Presbyteriumkreuzes nahmen wieder die Osttiroler Spezialisten vor. Michael kann auf dem Bild in Aktion gesehen werden. Das Kreuz wog etwa 30 kg, musste fast zwei Meter herausgezogen werden, alles auf zwei Leitersprossen bloß stehend. Für die Leiter danken wir der FF der Stadt Ried (Fahrer Hr. Michael), die über Vermittlung des Mühlheimer Kommandanten Hr. Franz Köckerbauer angereist kam. Erwähnt soll auch werden, dass große schwere Holzbäume (Steigbäume), die wahrscheinlich aus der Erbauerzeit stammen, aus dem Turm entfernt wurden. Diese vielen Hölzer konnten ja auf der Nachbarwiese gesehen werden. Durch den offenen Turm konnten jetzt leichte Aluleitern hineingehoben werden. Die Idee mit dem ursprünglichen Turmkreuz wird vorgestellt. Impressum Herausgeber: Röm.-Kath. Pfarre Mühlheim am Inn Kirchenstraße 5 A-4961 Mühlheim am Inn Für den Inhalt verantwortlich: MMag. Dr. Franz Strasser, Kontakt: pfarre.muehlheim@dioezese-linz.at; http://pfarre-muehlheim.dioezese-linz.at Hermann und Michael sammelten das alte Holz ein. Es diente dem Zeltlager der jungen FF aus Deutschland.

PGR-Obfrau: Christine Schiessl PKR-Obfrau: Karin Schreckensberger Auflage: 800 Stück Erscheinungsweise: einmal Bankverbindung: Konto der Pfarre Mühlheim, Raika BIC: RZOOAT2L030 IBAN: AT50 3403 0000 0091 1115


6

Die vier kleinen Türmchen (auf den Pyramidegiebelchen) werden ebenfalls ganz neu gefertigt (v. Walter Perfler) Das alte kupferne Turmkreuz samt Kreuzbaum ist schon vergeben und soll in Mühlheim eine Aufstellung finden. Die vier alten Türmchen (gelb/gold (Pyramidengiebeln) wären noch zu haben. Abreise, Do. 3. 9. 2015

Das letzte Kommando

Von Seiten der DFK betreute Hr. BM Matthias Senzenberger (Neuhofen bei Ried) die Baustelle in Oberaufsicht. Von unserer Seite danke ich PGR Rudolf Hatheier, der die Baustelle mitbetreute und Turm und Platz sauber hielt, ferner dem Bauhof der Gemeinde Mühlheim mit Fritz Kratzer und Michael Gattringer für das Zusammenräumen jeden Freitag, ferner der Gemeinde Mühlheim, Hr. Bgm. Johann Strasser und Hr. Amtsleiter Karl Schwandtner für die gedeihliche Zusammenarbeit. Wir wünschen den Dachdeckern aus Osttirol weiterhin unfallfreies Arbeiten und Gottes Segen. Wenn wir heuer die Turmsanierung gut abschließen können, so werden wir nächstes Jahre 2016 die Außenrenovierung in Angriff nehmen. Ebenso ist die Altarraumgestaltung geplant. Uns schwebt ja ein original Findling vor. Hr. Georg Ranftl hat ihn uns schon gespendet. Er liegt jetzt noch vor der Kirche und wartet auf eine künstlerische Umsetzung. Der Altar ist das Zentrum der Mühlheimer Kirchengemeinde, deshalb wollen wir besonders darauf achten - wie auf den Kirchturm. Siehe anbei das Foto von der Suche nach dem Stein - 20. 11. 2014


7

Im Kreuz, wie üblich, waren die Turmurkunden für spätere Generationen aufbewahrt. Wir konnten sie nach langer Zeit wieder lesen. Sie wurden in der letzten Pfarrzeitung in ihrem Wortlaut und im Bild abgedruckt. Hier darf ich den schönen Marmorstein abdrucken, der im Eingang zu unserer Kirche hängt und ein geschichtliches Dokument darstellt. Er erzählt nämlich, dass genau im Jahre 1616 (also fast genau vor 400 Jahren) der Turm um "40 Schuh" (ca. 12 Meter) erhöht wurde. Auf der Rotmarmortafel befindet sich das Wappen der Haunsberg (Eichel) und Alt (Fisch). Wir lesen, dass Ferdinand von Haunsberg zu Fahenlueg und Neufahrn auf Schwündteghk (Schwindegg, zwischen München und Simbach) und Milhaim das Gelübde gemacht hat, den Turm 40 Schuh hoch über die Kirche zu heben. Weil er aber vor Ausführung dieses Versprechens mit Tod abgegangen, hat dessen Witwe Magdalene von Hausnberg, geborene Alt, im Jahre 1616 den Turm aufgebaut. Pfarrer Dr. Neuner beschreibt den Kirchtum einmal so: "Er ist 48 Meter hoch und befindet sich in guter Proportion zur Kirche.Der Mühlheimer-Turm gehört zu den sogenannten Etagentürmen und baut sich in 5 Stockwerken, die sich leicht verjüngen, nach oben. (...) Der erste, aus zweieinhalb Etagen bestehende Teil, welcher bis zu den Enden der zwei den Turm flankierenden großen Strebepfeiler reicht, ist rein gotisch. Er ist mit ausgesprochen gotischen Mauergesimsen und ebensolchen Fensterchen versehen. Dieser Teil stammt aus der Erbauungszeit des Langschiffes, also aus den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. (....) (Aus: Kirchliche Bauten in Braunau und Umgebung, 1937).


8

Herzliche Einladung an alle Mühlheimer und Mühlheimerinnen, jung und alt, Gäste aus Kirchdorf, Mining, Altheim, Geinberg und alle lieben Freunde zur Turmkreuzsteckung am Sonntag 25. Okt. 201 5 um 1 4. 00 Uhr. mit Hw. Herrn Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz

Die goldene Kugel und das goldene Kreuz fehlen noch, aber, so kommt mir vor, mit blaßblauer Handschrift schreibt der Himmel seine Urkunde.

Ps 1 22,2 Ein Wallfahrtslied Davids. Ich freute mich, als man mir sagte: / «Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.» Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: / Jerusalem, du starke Stadt, / dicht gebaut und fest gefügt. Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, / wie es Israel geboten ist, / den Namen des Herrn zu preisen. Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, / die Throne des Hauses David. Erbittet für Jerusalem Frieden! / Wer dich liebt, sei in dir geborgen. Friede wohne in deinen Mauern, / in deinen Häusern Geborgenheit. Wegen meiner Brüder und Freunde / will ich sagen: In dir sei Friede. Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, / will ich dir Glück erflehen.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.