Hagebutte Verlag, Herbst 2021

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Früchte aus dem Literaturgarten

2021


Plötzlich war die Sehnsucht nach Berlin da. Echte Saudade, ­Heimweh. Es war ein schöner Tag gewesen, ich hatte mit Freunden Feijoada gegessen und Bücher gekauft. Es passierte am späten Nachmittag. Ich saß zwischen den Kindern auf dem Sofa und aß ein Eis am Stiel, Geschmack Doce de Leite. Im Fernsehen wurde irgendein belangloser deutscher Film gezeigt, ich weiß nicht mal mehr, worum es ging. Aber ich hörte die Sprache. In den letzten Wochen hatte ich auf der Straße öfter Deutsch mit meinen Söhnen gesprochen. Hauptsächlich um unsere Gespräche durch die »Geheimsprache« vor neugierigen Ohren zu schützen. Es war befreiend, mit seinen Kindern einfach so drauflosreden zu können, ohne dass einen jemand verstehen konnte. Deutsch war seit neun Jahren Teil meines Alltags und fehlte mir, wenn ich es nicht sprechen konnte. Wie bekommt man eine Sprache, eine Kultur, die sich seit so Langem wie ein waghalsiges Überholmanöver in meinem Kopf befindet, wieder aus dem System? In dem Film schneite es, und ich umklammerte mein Eis, um in mir die Erinnerung an die Kälte wachzurufen. Die Hitze in Rio de Janeiro lässt jeden deutschen Winter wie eine absurde Filmidee wirken.

Luciana Rangel ist Journalistin und Autorin aus Rio de Janeiro und lebt seit 2005 in Deutschland. Ihre Produktionen über Geschichte, Politik und Kultur wurden von der Europäischen Union und TV Globo mit Preisen ausgezeichnet. Sie erhielt auch den brasilianischen Petrobras-Preis für den Dokumentarfilm »Sehnsuchtsland Brasilien« (ZDF). Als Autorin nahm sie an der zweisprachigen Anthologie »Sehnsucht ist ein verdorbenes Wort« (Bübül Verlag), »Schreiben Berlin« (Nós Verlag) und am »Herbstsalon« des Berliner Maxim-GorkiTheaters teil. Sie ist Doktorandin am Lateinamerikanischen Institut der Universität Bielefeld.


Zweisprachig Deutsch & Portugiesisch | 218 S. Softcover | 15 € | ISBN 978-3-96252-012-0 e-book | 9 € | ISBN 978-3-96252-013-7

(fast) alles in Ordnung Está (quase) tudo bem

NEU 2021

Crônicas von Luciana Rangel

aus dem brasilianischen Portugiesisch von Lilli-Hannah Hoepner mit Illustrationen von Vítor Rocha

Schicksalhafte Jahre: Eine Journalistin verlässt Deutschland, um in ihrem Heimatland Brasilien an ihr altes Leben anzuknüpfen. Es ist vor allem eine innere Reise: Auf der Suche nach einem Ort, an dem ihre Sehnsucht zur Ruhe kommt - irgendwo zwischen Berlin und Rio de Janeiro. »Es sind die großen Fragen des Lebens, die Luciana Rangel anschneidet – manchmal ernst, getragen, traurig und dann wieder witzig, ironisch, spöttisch.« Wolfgang Kunath, Journalist, Autor & Lateinamerika-Korrespondent


Das Persische sitzt immer wie ein kleiner Kanarienvogel in meinem Herzen und schaut und hört zu, wenn ich auf Deutsch schreibe oder spreche. Deutsch ist wie ein Fenster, mit starkem Rahmen und zugleich durchsichtigen, klaren Scheiben. Ohne Gitter. Es lässt sich öffnen. Es lässt frische Luft und Regen hinein stürmen. In meinen Kopf und mein Herz. Es lässt den persischen Kanarienvogel in den Garten fliegen und dichten. Ohne mein offenes deutsches Sprachfenster wäre mein persischer Kanarienvogel vor lauter ­Zensur-Klebebändern schon längst zum Schweigen gebracht worden. Und auch wenn die Schere der Zensurbehörde sogar über die Grenzen des Irans reicht und Regimetreue ihre schimpfenden Steine werfen, fühle ich mich hinter meinem deutschen Sprachfenster sicher.

Ayeda Alavie ist Autorin und Übersetzerin und lebt seit 2000 in Deutschland. In ihrer Heimat Iran hat sie zahlreiche literarische Texte für Kinder und Jugendliche verfasst und illustriert. Sie studierte in Teheran an der Filmhochschule und war von 1993 bis 1998 als Autorin und Redakteurin für Kinder und Jugendprogramme bei Radio Teheran tätig. In Deutschland studierte sie D ­ eutsche Linguistik, Neuere Deutsche Literatur sowie Europäische Ethnologie.


Hardcover | 80 S. | 15 € ISBN 978-3-96252-010-6 e-book | 9 € ISBN 978-3-96252-011-3

Ein Bild von mir

Kurzgeschichten von Ayeda Alavie Eine Badewanne füllt sich mit dem salzigen Wasser des Kaspischen Meeres. YouTube-Videos versetzen uns mitten in die Demonstrationszüge der Grünen Revolution. Und ein Hocker beim Fotografen wird zum Drehpunkt einer Kindheit unter dem Kopftuch. Ayeda Alavies Kurzgeschichten berichten über den Ersten Golfkrieg und die islamische Revolution im Iran, erinnern sich an die Kindheit, tauchen in Träume und Gedankenströme. Sie schreibt auch über erste Ein­drücke in Deutschland und über die neue Sprache, die sie hier gefunden hat. »Es sind Texte, die das Kunststück vollbringen, Schwermütiges in federleichter Sprache zu erzählen.« Yvonne Poppek, SZ


Afsaneh Schabannedjad Trennstrich

‫افسانه شعبان‌نژاد‬ ‫خط فاصله‬

‫بزرگراه‬ Die Schnellstraße ‫شبیه خط فاصله‬ wurde wie ein Trennstrich ‫کشیده شد میان دسته درخت‌ها‬ zwischen die Bäume gesetzt ‫و سال‌ها‌ست‬ und seit Jahren können sich ‫درخت‌های سمت چپ‬ die Bäume auf der linken Seite ‫درخت‌های سمت راست‬ und die Bäume auf der rechten Seite ‫صدایشان به‌گوش هم منی‌رسد‬ gegenseitig nicht mehr hören ‫درخت‌ها پر از صدا‬ Die Bäume sind voller Stimmen ‫و قاصد متام حرف‌هایشان‬ und die Vögel ‫پرنده‌ها‬ ihre einzigen Briefträger


Zweisprachig: Deutsch & Persisch | Alter 8 + / alle Softcover | 116 S. | Durchg. farbig illustriert | 15,90 € ISBN 978-3-96252-003-8

Walnussaugen

‫چشم‌های گردویی‬

Persische Lyrik, bebildert von 22 Illustrator*innen.

Eine Begegnung mit 9 Dichter*innen der n ­ eueren persisch­ sprachigen Jugendliteratur. Ihre Gedichte wurden zum e­ rsten Mal ins Deutsche übersetzt. Mit feiner und ­malerischer ­Sprache zeigen sie einen neuen Blick auf T ­ hemen wie Natur, Liebe und Freundschaft. »Ein Buch voller poetischer Momente, die man nicht mehr vergißt, die zum lebendigen Brückenbau ermuntern.« Annette Spieldiener, Buchpalast München

Mit Gedichten von: Atoosa Salehi, Biok Maleki, Gheysar ­Aminpour, Afsaneh Schabannedjad, Shahin Rahnama, Hoda Haddadi, ­ Parvaneh Parsa, Minu Karimzadeh, Ayeda Alavie


Tal Vielleicht ist in mir ein Tal und deswegen glaube ich, du wärst die Bergspitze Vielleicht ist in mir ein verrostetes Schloss und deswegen kommst du mir wie ein goldener Schlüssel vor Vielleicht ist in mir eine Bitterkeit und deswegen schmeckst du nach Honig Vielleicht gibt es in mir kein Meer, ‫دره‬ dass dich löschen könnte Du, brennender Wald! ‫البد دره‌ای در من است‬

‫که تو را قله می‌پندارد‬ ‫البد قفل زنگ‌زده‌ای در من‬ ‫که تو را کلید طالیی‬ ‫البد تلخ کامی‌ای در من‬ ‫که تو را کندوی عسل‬ ‫البد دریایی در من نیست‬ ‫که تو را خاموش کند‬ !‫جنگل آتش‌گرفته‬

Azra Jozdani ist Autorin und Übersetzerin aus Teheran. Sie verfasste mehr als 40 Bücher für Kinder und arbeit sowohl für Kinder- und Jugendzeitschriften als auch für das Radio.


Zweisprachig: Deutsch & Persisch Softcover | 80 S. | 8 € ISBN 978-3-96252-004-5

Zwischen zwei Migränen von Azra Jozdani Lyrik - Persisch und Deutsch

‫در فاصله دو میگرن‬

Gedichte, die nach Liebe und Trauer schmecken - so ­beschreibt die iranische Dichterin Azra Jozdani ihre ­Lyrik. Sie entstand ­neben ihren vielfältigen Tätigkeiten im Bereich der Kinderbuchliteratur. Ihre mal träumerischen, mal unmittelbaren, mal allegorischen und mal humorvollen Gedanken lassen nahe, persönliche Bilder entstehen. Die Sprache, die viel von der Charakteristik und den Möglichkeiten des Persischen in sich trägt, wurde von Ayeda Alavie behutsam und präzise ins Deutsche übertragen. Das Buch enthält die Gedichte sowohl in der deutschen Übersetzung als auch im persischen Original.


Ivi konnte mittlerweile nicht einmal mehr stehen. Sie hatte noch versucht, mit rudernden Armen das Gleichgewicht – und Ausschau nach ihrem Gefährten zu halten. Aber den dicken Fellfäustling sah sie trotzdem nicht kommen. Der boxte sie gegen die Stirn und warf sie endgültig um. Nun lag Ivi auf dem Rücken wie ein Käfer, und trotz aller Anstrengung gelang es ihr nicht, sich wieder hochzurappeln. Sie konnte gerade noch den Kopf heben, aber weil ihr die vielen Mützen alle ins Gesicht gerutscht waren, blieb ihr nur noch ein schmaler Sehschlitz zum Durchgucken. Von weitem sah sie längst nicht mehr wie ein zehnjähriges Mädchen aus, sondern wie ein weicher Spielball für gigantische Riesenbabys. Fehlte nur noch, dass sie klingelte, wenn man sie anstupste. Das klingt lustig – aber Ivi war gar nicht zum Lachen ­zu­mute. ­Wo blieb nur der Arme Bär ...?

Claudia Kaiser und Martin Lickleder arbeiten seit 1998 nicht immer, aber oft gemeinsam und zwar mit Vorliebe für das junge und ganz junge Publikum. Neben ­zahlreichen Hörspiel-Vertonungen, A ­ nimations-Drehbüchern und -Musiken sind sie auch am Theater zugange, wofür sie z.B. auch das Kinder-­Western-Musical „Loreen schießt in die Luft“ g­ eschrieben und komponiert haben. Sie leben als ­Autoren, Musiker und Übersetzer in München.


Roman für Kinder ab 7 Farbig illustriert Hardcover | 272 S. | 14,90€ ISBN 978-3-96252-005-2 e-book | 9,99 € ISBN 978-3-96252-006-9

Im Reich der verlorenen Dinge von Claudia Kaiser & Martin Lickleder mit Illustrationen von Martin Pflanzer

Die 10-jährige Ivi verbündet sich mit der schrägen Nachbarin Frau Öttinger, um nach ihren verschwundenen Sachen zu ­suchen. Sie landet im Reich der verlorenen Dinge: Einem Ort, an dem die Dinge alles andere als gar nichts tun. »Da das junge Schlüsselkind Ivi nun allerdings ein mutiges ­Mädchen ist, bricht es auf zu einer kleinen Heldenreise, und es ist beinahe ­magisch zu lesen, wie Lickleder und Kaiser es schaffen, die kindliche Gefühlswelt ihrer Protagonistin sprachlich einzufangen und den Zauber der Kindheit nachzubilden.« Stefan Wimmer, Junge Welt

So ist das Buch auch eine Emanzipationsgeschichte. Eine Entwicklung zu mehr Selbstständigkeit. Christian Kühn, Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse 2020


Auf der Insel lebten aber auch Menschen, die ganz anders dachten. Seit Generationen trennten sie sich nicht von ihren großen Herzen. Rosa und ihre Großmutter gehörten zu diesen Menschen. Rosa lebte seit ihrem zweiten Lebensjahr bei ihrer Großmutter, weit weg vom Zentrum der Insel, in einem kleinen Haus, das von einem großen Holundergarten umgeben war.

Ayeda Alavie ist in Teheran geboren und aufgewachsen. Ihre Kindheit war begleitet von einer Revolution und einem Krieg. Sie wuchs in einer Zeit auf, in der Vieles verboten war und überwacht wurde. Selbst die Kleidung der Menschen wurde kontrolliert und sogar das, was sie darunter besaßen: Ihre Gedanken und Gefühle in ihren Köpfen und Herzen.


Illustriertes Vorlesebuch für Kinder ab 5 Hardcover | 104 S. | 14 € ISBN 978-3-96252-007-6

Rosas Herz von Ayeda Alavie Eine Geschichte über die Leichtigkeit der Kindheit und den Mut, sie sich zu bewahren. In einem tiefblauen Ozean gibt es eine grüne Insel, auf der die Kinder mit zwei Herzen zur Welt kommen. Jedes Kind hat ein kleines unsichtbares und ein großes sicht­bares Herz. Die großen Herzen sind so groß, dass die ­Kinder sie wie Luftballons außerhalb ihrer Körper bei sich tragen und mit ihnen überall hinfliegen können. Eines Tages verbietet aber der König die großen ­Herzen. Rosa ist das einzige Kind, das trotz des Verbots mit ihrem großen Herzen zur Schule fliegt. »Die Großherz-Revolution ist eingeleitet und mit ihr eine Wende zu mehr Leichtigkeit, Menschlichkeit und Freiheit.« Christian Kühn, Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse 2019


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