Von Anfang an bilden Fische und anderes Meeresgetier ein Netz unter unsere Mediterranen Sprachwelten. Sie machen, wie die Vögel in den Lüften, nicht Halt an künstlich gezogenen Herrschaftsgrenzen der Spezies Mensch. Sie stehen in unserem Modell des grenzenlosen Mittelmeers für die fruchtbare Verflechtung historisch gewachsener Gesellschaften und ihrer Sprachen. Auf diesem einzigartigen Kulturraum bauen unser Wissen, unsere Geschichte, unsere Identitäten auf. Aller Grenzenlosigkeit zum Trotz mache ich mir ein Vergnügen daraus, autochthone Tierarten aus bestimmten Mittelmeerregionen ausfindig zu machen. Interessant die Entdeckung der Yarkonbrasse (Acanthobrama Telavivensis), die sich nur im Delta des Yarkons in Israel heimisch fühlt. Das Foto von 2008 zeigt einen prächtigen Zackenbarsch mit glücklich strahlendem Fischer im Fischereihafen von Gaza. Zackenbarsch und Yarkonbrasse schwimmen auf unserer Homepage unbeirrbar nebeneinander.
Die Novitäten 2025 haben sich für ihr Erscheinen (früh)sommerliche Wärme ausgesucht. LIVIA DE STEFANI , Trauben schwarz wie Blut ( S. 04 ) : ist eine großartige Wiederentdeckung aus Sizilien: Ein Roman über uralte patriarchale Strukturen, unstillbaren Machtrausch, eine verheerende Liebe, die dennoch den Keim der Rettung birgt. De Stefani, hochgeschätzt von Elsa Morante, Maria Bellonci, Alba de Céspedes, hat 1953, lange vor Leonardo Sciascia, die Mafia als Phänomen erzählt: in einer starken, fast männlichen Sprache, was den Skandal noch lauter machte. BELINDA CANNONE, Auf einem dünnen Seil ( S. 05 ) : eine Kostbarkeit aus zehn Erzählungen über Unerwünschte, an den Rändern der Gesellschaft Lebende, Ungehörte aller Art. In ihrer Vollkommenheit bilden sie eine ganze Welt ab. FABIO STASSI, Das Ausmaß von Liebe ( S. 07 ) : Vince Corso, Bibliotherapeut in Rom bei der wichtigsten Ermittlung seines Lebens. Fabio Stassi hat 2024 die KritikerInnenStimmen, die LeserInnenHerzen, die Preisjurys im Sturm erobert.
Schwertfisch (Sizilien)
Inhaltsverzeichnis unserer »Schätze auf Lager«
FABIO STASSIS WERK in der Edition Converso S. 06
FRAUEN, STARK WIE EBEN NUR SIE
Maria Attanasio, Chaza Charafeddine, Aysegül Çelik, Katixa Agirre, Maja Gal Štromar, Antonela Marušić, Maria Topali S. 08 – 10
FRAUEN, VON MÄNNERN ERZÄHLT
Miha Mazzini, Antoine Volodine, Giosuè Calaciura, Marino Moretti S. 11
ZWEI UNERSETZLICHE HAUSBÜCHER
Katerina Schiná, Stefan Weidner S. 12
SIZILIEN I
Leonardo Sciascia S. 13
SIZILIEN II
Das andere Palermo – Eine Trilogie S. 14
SIZILIEN III
Santo Piazzese und Enrico Deaglio S. 15
DAS LIEBLINGSBUCH VON …
Edi Matić S. 16
UNSER ALLTAGSHELD NR. 01
José Luis de Juan S. 17
EWIG JUGENDLICH
Pier Paolo Pasolini S. 18
UNIVERSALSPRACHE FUSSBALL
Pier Paolo Pasolini S. 19
Livia De Stefani
Trauben schwarz wie Blut
Roman, aus dem Italienischen v. Klaudia Ruschkowski, OT : La vigna di uve nere, Mondadori, Mailand 1953, HC , 256 S., ET : Juni 2025, € 24,00 [D] / € 24,70 [A]
ISBN 978-3-949558-44-3
Das ländliche Sizilien im Faschismus der 1920er Jahre. Der Kampf ums Überleben hatte seit Jahrzehnten Tausende in die Emigration get rieben. Zurückgeblieben war ein erstarrtes Land unter der Allmacht der Feudalbesitzer und der Mafia: »Abgeschottete Orte (...) weggesperrt auch die Gedanken«, wo »jede Flucht eine Schandtat, ein Verrat, ein tödliches Vergehen« ist. (Carlo Levi, Vorwort 1975).
Casimiro Badalamenti, ein Mafioso unteren Rangs, Besitzer eines Weinbergs mit schwarzen Trauben, ist nach einer Bluttat gezwungen, seinen Heimatort Giardinello zu verlassen. Er geht in den Küstenort Cinisi, nistet sich ein bei Concetta, donna malfamata, ein »Fleischblock aus Marmor«. In seiner Gier bleibt er an diesem »herrlich weißen Fleisch hängen wie eine
Fliege am Zucker«. Casimiro, verroht und kaltblütig, will keine Kinder zeugen. Doch Concetta weiß seine Mannesehre zu reizen. Sie bringt vier Kinder zur Welt, die er kurz nach der Geburt an Familien im Umland abgibt. Keines von ihnen weiß um die Exist enz der Geschwister. Casimiro gerät in einen Macht r ausch. Um jeden Preis muss er ein echter »Ehrenm ann« werden: Er heiratet Concetta, reißt drei der Kinder an sich, kehrt zurück zu seinem Weinberg. Nicola, der Stammhalter, begehrt auf gegen den brutalen Schicksalsgott. Rosaria, die Zweitälteste, und Nicola finden zuein ander und verlieben sich. Mit bald sicht baren Folgen. Casimiro fühlt sich »seiner Ehre« ber aubt . Die Katastrophe dann ist ein Spiegel biblischer Grausamkeiten, erzählt mit der Dramaturgie einer griechischen Tragödie.
Hinter allen patriarchalen Herrschaftskodes dringt das Psychogramm einer Weiblichkeit hervor, von der sich verblüffende Spuren im Hier und Heute finden lassen.
Dieser Roman von 1953, geschrieben von einer Frau, noch vor Leonardo Sciascias Tag der Eule, erzählt zum ersten Mal die Mechanismen und Strukt uren der Mafia, die Sizilien im Würgegriff hielten.
LIVIA DE STEFANI (Palermo 1913 – Rom 1991), Tochter reicher Landbesitzer in Sizilien, heiratete jung in Rom den Bildhauer Renato Signorini, mit dem sie drei Kinder hatte. In Rom konnte sie ihr großes erzählerisches Talent entwickeln, war sehr geschätzt von Elsa Morante, Maria Bellonci, Alba de Céspedes. Nach ihrem 1953 erschienenen Roman, Vigna di uve nere, wurde sie von den Sizilianern »vergessen«. Ihr großes erzählerisches Werk wurde erst posthum gewürdigt.
KLAUDIA RUSCHKOWSKI , Aut orin, Dramaturgin, Herausgeberin und literarische Übersetzerin aus dem Italienischen und Englischen. Sie beschäftigt sich mit dem Werk von Etel Adnan und Elsa Morante, entdeckt Autorinnen (wieder), konzipiert Literatur und Kunstprojekte. Sie ist Herausgeberin der Reihe PERLEN –Italienische Autorinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie lebt bei Köln und bei Perugia.
Belinda Cannone
Auf einem dünnen Seil
Erzählungen, aus dem Französischen v. Claudia Steinitz u. Tobias Scheffel, OT : Les Vulnérables, Stock, Paris 2024, HC , bedruckter Vorsatz, ca. 208 S., ET : Juli 2025, € 23,00 [D] / € 23,70 [A],
ISBN 978-3-949558-42-9
Belinda Cannones großartige Erzählkunst ist schon in ihrem Roman Vom Rauschen und Rumoren der Welt (2020) zu bewundern. Jetzt widmet sie diese in zehn Erzählungen mit Herzblut und einer Prise Ironie den Unerwünschten, Sprachlosen, Ungehörten, den am Rand zwischen den Welten Lebenden. Die Schwächen, die diese Vulnerablen auf dem straffgespannten Seil zwischen Leben und Todesgefahr mit sich tragen, sind die Materie, in der sie jeweils einen funkelnden Kern freilegt. Dafür muss sie freilich in die schwärzesten Tiefen unserer Zeit eintauchen. Mit Wucht werfen uns ihre so lebendig gezeichneten Figuren die Frage nach der Definition unserer Welt vor die Füße. In Céleste schlüpft sie in die Haut einer Zwanzigjährigen,
die mit ihrer Mutter in einem Tal lebt, wo es nur einsame Weiler gibt; alle loben sich großer Toleranz und Gemeinschaftssinn. Bis Céleste bei eisigem Wetter in den Wald geht, um mit den Tieren zu leben. Scham, Neugierde, Schuldfrage, bösartige Unterstellungen, unverhohlener Hass branden auf – der freige wählte Akt stellt sämtliche moralischen Ge wissheiten in der Talgemeinschaft in Frage. In Die Mauersegler leben drei Kinder, von den Eltern verlassen, in einem Haus völlig auf sich gestellt. Tom, der jüngste, wird von brutalen Jugendlichen gemobbt: Er häuft Schrecken für ein ganzes Leben an. (…) spürte, dass etwas in ihnen ihre Grenzen aufhebt: seine Verwundbarkeit. Bis er mit der magischen Verbindung zur überlegenen Tierwelt »den Riesen in sich entdeckt«. In Das Geheimnis der Durchgänge findet ein obdachloser Kleindealer Unterschlupf in einem Kabuff in der Böschungsmauer. Dort lebt Zam, ein seltsames, junges Mädchen, die nachts besonders gut sieht, aus einem rumänischen »Wald mit krummen Eichen« stammt und ihn durch ein bizarres Paris führt, in der sie große Macht besonders über Vögel zu haben scheint ...
BELINDA CANNONE , Romancière, Essayistin, von sizilianischkorsischen Eltern in Tunesien geboren, lebt in Paris und der Normandie. Sie ist eine der großen kritischen Stimmen Frankreichs. Ihre Themen: Feminismus, Antisemitismus, Rassismus. Vielfach preisgek rönt, u.a.: EssayPreis der Académie française. 2020 erschien ihr erfolgreicher Roman Vom Rauschen und Rumoren der Welt, nach dem auch ein Hörspiel (WDR ) entstand.
Die preisgekrönten Übersetzenden CLAUDIA STEINITZ und TOBIAS SCHEFFEL arbeiten gern im Tandem: www.edition converso.com/menschlichekraftfelder/.
»[…]er hört, wie es um sie herum von Leben wimmelt, die Menge der Körper, die alle wach zu sein scheinen, wenn auch still, und die sich sanft bewegen, warm, bebend, aufmerksam. Die Nacht hallt. Jonathan staunt, im Zentrum der Aufmerksamkeit so vieler Tiere zu sein – denn er zweifelt nicht daran, dass alle sie beobachten oder lauern, in der Erwartung von wer weiß nicht welchem Ereignis. Irritierendes Gefühl, in einem B ad voll Lebensenergie zu schwimmen.«
Fabio Stassis Werk in der Edition Converso
FABIO STASSI
Die Seele aller Zufälle
Detektivroman, aus dem Italienischen v. Annette
Kopetzki, HC , 288 S., € 24,00 [D] / € 24,70 [A],
ISBN 978-3-949558-30-6
Vince Corso, Bibliotherapeut und Detektiv wider Willen in einem Rom, das ganz neu zu entdecken ist, zieht die Lesenden in einen wahren Strudel existenzbedrohlicher Geheimnisse – macht sie zu detektivischen Meisterschülern. Sein neuester Auftrag: anhand von Satzbrocken, Wortfragmenten, die ein Alzheimerkranker, ein höchstgebildeter, polyglotter Weltenreisender, immer wieder aneinanderreiht – auf den Titel des Buchs zu stoßen, aus dem diese stammen könnten.
»Ein Detektivroman, der glücklich macht!«
Annemarie Stoltenberg, NDR ; HOTLIST 2024
FABIO STASSI
Ich töte wen ich will Kriminalroman, aus dem Italienischen v. Annette
Kopetzki, HC , 304 S., € 22,00 [D] / € 22,60 [A], ISBN 978-39822252-8-9
Vince Corso findet eines Tages seine Behausung in der römischen Via Merul ana verwüstet vor, obendrein wurde sein stummer Hund vergiftet . Gibt es eine Verbindung zur grausamen Mordserie, die Rom erschüttert, Untaten, die immer dann geschehen, wenn Vince in der Nähe ist? Was hat es mit dem geheimnisvollen Blinden auf sich, der ihm stän
dig über den Weg läuft? Vince verfolgt seine Spur, und steht bald selbst unter Verdacht.
»In der Tradition des gewollt nichtrealistischen, philosophisch bis metaphysisch grundierten Kriminalromans à la Borges & Co., in der das Imaginäre mehr zählt als das Reale. (…) Intellektuell wollüstig ist das auf jeden Fall (…). Kriminalliteratur nicht ›von unten‹, sondern ›von ganz oben‹«. Thomas Wörtche
FABIO STASSI
Ich, ja ich werd’ Sorge tragen für dich –Kurze Abhandlung über Dante, die Dichtung und den Schmerz
Mit einem Essay von Ralph Dutli, aus dem Italienischen v. Monika Lustig, HC , 128 S., € 22,00 [D] / € 22,60 [A]
ISBN 978-3-949558-36-8
»Dieses Buch vertritt so leidenschaftlich wie glaubhaft die beflügelnde These von der ureigenen Heilkraft der Poesie. (…) Fabio Stassi langt beherzt und heilsgewiss in die beste Hausapot heke der italienischen Dichtung. Natürlich Dante, wer sonst? Glückliche Italiener, die eine fliegende Apotheke ihr eigenes Erbgut nennen dürfen. Eine literarische Apotheke, die überall, an allen Ecken und Enden der italienischen Halbinsel wie des Erdballs konsultiert und benutzt, genossen, weitergereicht werden kann. Dante als heilendes Geschenk, nicht rückwärtsge wandt und vergangenheitstrunken, sondern offen für alle zukünftigen Leser und schwerbedr ückten Heilungsbedürftigen.« Ralph Dutli
[Dante] ist ein Mensch eines anderen Jahrhunderts, er fühlt sich im Neuen nicht zu Haus. Aber er ist ein Mann, der nie davon abgelassen hat, seine persönliche Utopie oder seinen Traum zu nähren: sein unablässiges Streben nach Gerechtigkeit und Frieden. Und darin ist er zu keinem Kompromiss bereit.
Fabio Stassi
Das Ausmaß von Liebe
Detektivroman, aus dem Italienischen v. Annette Kopetzki,
OT : Notturno Francese, Sellerio editore, Palermo 2023, HC , 144 S., ET : Juni 2025, € 22,00 [D] / € 22,60 [A]
ISBN 978-3-949558-43-6
Vince Corso, melancholischer Bibliotherapeut und Detektiv literarisch existenzieller Rätsel, hat in Termini eilig einen Zug genommen, der ihn für eine Auszeit nach Neapel zu Feng, seiner Verlobten bringen soll. Ein origineller wie geheimnisvoller Mitreisender stellt neugierige Fragen. Plötzlich wird Vince klar: Er sitzt im falschen Zug, dieser fährt gen Norden. »Vielleicht könnte der Moment gekommen sein, genau diese Reise zu unternehmen«, raunt der Mitreisende.
Vince steuert an der Côte d‘Azur auf den Höhepunkt einer atemberaubenden Ermittlung zu, die ihn sein Leben lang bereits beschäftigt. Jetzt muss er Farbe bekennen, wenn auch die Spuren vage und dürftig
sind, doch unter einem französischen Nachthimmel zu Fakten werden, die beglückend ineinandergreifen. Endlich ist der Fall gelöst und Vince Corso frei, ohne Maß zu lieben. Und wieder einmal spielen Bücher auf seinem Weg ihre besondere Rolle.
»Bücher sind Postkarten, des Nachts an unbekannten Orten in den Briefkasten geworfen, für Empfänger, die noch nicht wissen, eben solche zu sein.« Fabio Stassi
Dem Sog von Fabio Stassis Sprache eines magischen Realismus, seinem radikal humanistischen Blick auf die Welt, den mediterranen Atmosphären kann man sich besonders in diesem Buch schwerlich ent ziehen.
FABIO STASSI , 1962 von sizilianischen Emigranten in Rom geboren, mit Wurzeln in vielen Weltregionen, von Buenos Aires bis in den Mittleren Orient. Sein Glaube an die Literatur und ihre Heilkraft, die Bücher, die Bibliotheken als Ort demokratischer Freiheit trägt ihn in seinem engagierten Kampf für die Notwendigkeit der gemeinsamen Erinnerung, gegen jede Art von Zensur und Verfolgung. 2024 erhielt er den HermannKestenPreis des deutschen PEN . Sein vielfach preisgekröntes erzählerisches und essayistisches Werk wächst stetig: www.edition converso.com/menschlichekraftfelder/fabio stassi/
ANNETTE KOPETZKI, 1954 in Hamburg geboren, ist eine der engagiertesten Übersetzerinnen überhaupt (VDÜ , Weltlesebühne u. a.). Sie w urde 2024 mit dem DeutschItalienischen Übersetzerpreis ausgezeichnet. Ihre Veröffentlichungsliste ist ellenlang, u.a. Pier Paolo Pasolini, Andrea Camilleri, Erri De Luca, Roberto Saviano, Claudia Durastanti, Maddalena Vaglio Tanet. www.edition converso.com/menschlichekraftfelder/ annettekopetzki/
Frauen – stark wie eben
nur sie
BELINDA CANNONE
Vom Rauschen und Rumoren der Welt
Roman, aus dem Französischen v. Claudia
Steinitz u. Tobias Scheffel, HC , 254 S., € 22,00 [D] / € 22,70 [A]
ISBN 978-3-9819763-4-2
Jodel arbeitet als Toningenieur bei der Kriminalpolizei. Als er auf dem Nachhauseweg im Wald die elfjährige Jeanne kennenlernt, begreift er schnell, dass sie an derselben Gabe »leidet« wie er: an Hyperakusis, einem extremen Hörvermögen. Er will ihr das zielgerichtete Hören beibringen, damit sie nicht im Lärm der Welt ertrinkt. Wo ist ein Platz für Menschen, die nicht der Norm entsprechen? Ein hochaktueller sinnlicher Ideenroman, der dem Schrecklichen und dem Schönen gleichermaßen nachlauscht.
CHAZA CHARAFEDDINE
Beirut für wilde Mädchen Mit einem Nachwort von Stefan Weidner, aus dem Arabischen v. Günther Orth, Reihe Alltagshelden 03, KB , 156 S., € 18,00 [D] / € 18,50 [A]
ISBN 978-3-9822252-0-3
Diese global ar abische Geschichte schildert aus der Sicht einer Nur alsMädchen Geborenen eine Jugend im kulturellen und religiösen Schmelztiegel Libanon mit allen Umbrüchen und Radikalisierungen seit den 1970er Jahren. »Im Exil« in Europa findet die Erzählerin ihre Heimat in der Sprache, dem Arabischen; zollt als Erwachsene dann inmitten einer pflichtbewusst Kultur schaffenden Gesellschaft auch dem Deutschen ein ironischscharf
sinniges Tribut. Stefan Weidner erklärt die historischpolitischen Hintergründe, von der Gründung des Libanon bis zur Explosion im Beiruter Hafen 2020.
KATIXA AGIRRE
Die lustlosen Touristen Roman, aus dem Spanischen v. Silke Kleemann, HC , 240 S., € 20,00 [D] / € 20,60 [A]
ISBN 978-3-9822252-1-0
Ulia, die Baskin, Musikwissenschaftlerin, Gustavo, der spanische Jurist, Genussmensch, begegnen sich auf einer Demo nach dem Terroranschlag 2004 in Madrid, der sofort der ETA in die Schuhe geschoben wurde. Sie werden ein Paar. Auf einer Fahrt ins Baskenland, die sehr launig, spritzig, teils mit weiblichem Sarkasmus erzählt wird, will sie ihrem zukünftigen Dickerchen endlich ihre Heimat zeigen. Dort erwartet sie eine ungeahnte Vergangenheit.
MAJA GAL ŠTROMAR
Denk an mich, auch in guten Zeiten Roman, aus dem Slowenischen v. Ann C atrin Bolton, HC , 208 S., € 20,00 [D] / € 20,60 [A]
ISBN 978-3-9819763-8-0
In vulkanischer Sprache lässt die Erzählerin ihren Helden, dem sie in der Kindheit »nie genug war«, der sich in Titos Jugoslawien gar eine neue Familie zugelegt hat, nun obendrein gestorben ist, sie verraten hat … in den vier Tagen bis zu seiner Beerdigung wiederauferstehen. Eine Geschichte der Befreiung, aus der Liebe wird. »(…) eine beeindruckend vielschichtige Annäherung an eine Person, die sich zu Lebzeiten entzogen hatte, eine Suche, die zugleich auf die eigenen blinden Flecken verweist.« Tilman Spreckelsen, FAZ .
AYŞEGÜL ÇELIK
Papierschiffchen in der Wüste, Roman in Erzählungen, aus dem Türkischen u. mit einem Nachwort v. Sabine Adatepe, HC , 144 S., € 22,00 [D] / € 22,70 [A]
ISBN 978-3-9822252-9-6
Mit sensibler Empathie widmet sich die Autorin der Unterdrückung der Jesidinnen und Jesiden, schildert Vertreibung und Versklavung, doch eher hintergründig. Das Buch »hat einen aufklärerischen, ja einen emanzipatorischen Impetus. Und endet mit der Hoff nung, dass ein anderes Leben möglich sei, in dem sich alle Menschen respektieren, ungeachtet ihres Glaubens und ihrer Herkunft. Das mut et wie eine ferne Utopie an. Bis sie irgendwann womöglich wahr wird, lohnt es sich, diesen zauberhaft en Roman zu lesen, dessen betörend fremde Bilder welt mit Feingefühl in ein notenreiches Deutsch über t ragen wurde.«
Claudia Kramatschek, SWR 2, Lesenswert.
MARIA ATTANASIO
Der kunstfertige Fälscher Roman, aus dem Italienischen v. Michaela Wunderle u. Judith Krieg, Reihe Alltagshelden 02, KB , 224 S., € 18,00 [D] / € 18,50 [A]
ISBN 978-3-9819763-7-3
Die wahre Geschichte eines Helden, den wir uns (heimlich) auch für unsere Zeit wünschen: Paolo Ciulla, größter Geldfälscher der italienischen Geschichte, landet 1923 in Catania auf der Anklagebank: Er hat eine Flut von Blüten, hergestellt mit rudimentärem Gerät, »schöner als das Original«, auf die Bedürftigen unter den Sizilianern niedergehen lassen. Wie konnte aus dem hochtalentierten Maler ein moderner Robin Hood werden? Maria Attanasio heftet sich auf die Spuren eines überreichen Lebens, das unserer Krisenzeit einen Spiegel vorhält. »Der groß
herzige Betrüger überragt alle: Wie seine Fälschungen Wahrheit und Täuschung vereinen, steht er auf Pirandellos Schultern!«
Andreas Rossmann, FAZ
MARIA ATTANASIO
Stark wie nur eine Frau Erzählungen, aus dem sizilianischen Italienisch v. Judith Krieg u. Monika Lustig, mit einem Nachwort v. Monika Lustig, HC , 156 S., € 20,00 [D] / € 20,60 [A]
ISBN 978-3-9822252-2-7
Caltagirone, Ende 17./Anfang 18. Jh. Die sizilianische Bevölkerung ist gebeutelt von Hungersnöten, Erdbeben und der harten Hand der Machthaber. Die wahren Geschichten zweier Rebellinnen: Francisca, die junge, schöne Bäuerin, sieht sich nach dem Tod ihres Mannes gezwungen, des Überlebens und der Wahrung ihrer moralischen Integrität wegen, Männerkleidung anzulegen, um auf dem Feld zu arbeiten. Sie wird denunziert, landet vor dem Inquisitor. Ignazia, adlig, fast noch ein Kind, will sich das Singen nicht verbieten lassen, was in der Öffentlichkeit den Kastraten vorbehalten ist. Fortan verweigert sie jegliche Art von weiblicher Betätigung, widmet sich der asketischen Pflege ihres Geists. Maria Attan asio rettet mit poetischen Mitteln diese Frauenfiguren vor dem Schweigen einer patri archal geprägten »großen« Geschichtsschreibung: Die Genealogie der Mütter.
ANTONELA MARUŠIĆ
Mitgift
Roman, aus dem Kroatischen v. Marie Alpermann, HC , 224 S., € 22,00 [D] / € 22,70 [A]
ISBN 978-3-949558-32-0
Nela lebt mit ihrer Mutter in Split. Jeden Sommer wird sie mit dem Fährschiff auf die Insel Korčula zur Groß
mutter geschickt, einer unermüdlich ackernden Bäuerin, die zugleich eine begabt e Geschichtenerzählerin ist. Vor der wissensdurstigen Enkelin breitet sie in lebendigstem Inseldi alekt ihr reiches Leben aus: Geprägt von großer Armut, aber auch von Weisheit und Wissen über die Schätze und Ge walten der Natur reicht es bis zum Exil im ägypt ischen El Shatt während des Zweiten Welt k riegs. Im Haus der Großmutter wartet auch der brut ale Onkel. Doch Nela findet ihr Mantra, mit dem sie der Ignoranz, der lauernden patriarchalen Ge walt, der Sünde desTuns ent flieht: Sie will Schriftstellerin werden! Sie findet ihren eigenen Weg, auch den ihrer Sexualität. Ein Generat ionen versöhnender Roman. Eine Hommage an die Großmutterliebe.
»Aufgabe der nachfolgenden Generationen war es also, Erinnerungen, die vergessen schienen, wieder hervorzuholen.«
Mirko Heinemann
MARIA TOPALI
Die Wurzeln lang ziehen. Eine pontische Spurensuche nach der kleinasiatischen Katastrophe Mit einer historischen Einordnung v. Mirko Heinemann. Aus dem Griechischen v. Doris Wille u. Birgit Hildebrand, HC , 208 S., € 24,00 [D] /, € 24,70 [A]
ISBN 978-3-949558-11-5
In ihrem Memoir, ergänzt um ein Gedichtkonvolut, erzählt Maria Topali von ihrer aus der PontosRegion am südlichen Schwarzen Meer stammenden Familie, in der sich die »Kleinasiatische Katastrophe« vielschichtig spiegelt: Höhepunkt 1922 der Brand und das Massaker von Smyrna; 1923 in Lausanne die griechischt ürkische Vereinbarung über den Bevölkerungsaustausch: die Vertreibung von 1,2 Millionen Griechen aus ihrer Heimat (heute Türkei) und von 400.000 Muslimen oder »Türken« aus dem heutigen Griechenland. Einziges Kriterium: die Religionszugehörigkeit. Das Trauma hallt in der Region bis heute nach.
Frauen, von Männern erzählt
ANTOINE VOLODINE
Einige Einzelheiten über die Seele der Fälscher
Roman, aus dem Französischen u. mit einem Nachwort v. Holger Fock, HC , 320 S., € 24,00 [D] / € 24,70 [A]
ISBN 978-3-949558-14-6
»Der Antikrimi schlechthin: keine Aussage über Verbrechen und Wirklichkeit, reine finster leuchtende Fiktion selbst der Mythos der RAF , ein versteinerter Tumor in der Gesellschaft, wird in die zersetzende Luft der Literatur aufgelöst.« Tobias Gohlis
»Es sind die Frauen, die sich die radikale Veränderung der Gesellschaft zum Ziel gesetzt haben und dabei eine fast unmenschliche Leidensfähigkeit beweisen.« Antoine Volodine.
GIOSUÈ CALACIURA
Ich,der Sohn
Roman, aus dem Italienischen v. Judith Krieg, KB , 304 S.,
€ 24,00 [D] / € 24,70 [A]
ISBN 978-3-949558-20-7
Die Geschichte eines Dreißigjährigen namens Jesus aus Palästina, beinahe zeitlos. Eine Geschichte auch und besonders über die Gewalt gegen Frauen. »Jung war sie und schön. Ich wusste nicht, ob und wann ich sie wiedersehen würde. Mutter. Wie hart es war, wie weh es getan hat, mich von dir abzuwenden und fortzugehen. Doch ich musste meinen Vater finden.« Doch was wäre gewesen, wenn Maria nicht geschwiegen hätte? Eine der vielen Fragen, die sich aus der Lektüre dieses vielseitig schillernden Romans von verzaubernder Sprachgewalt ergibt.
MARINO MORETTI
Die vorlaute
Fischhändlerin
Roman, aus dem Italienischen v. Judith Krieg.
KB , 320 S.,
€ 24,00 [D] / € 24,70 [A]
ISBN 978-3-949558-33-7
Ein großer wiederentdeckter Klassiker der Weltliteratur aus Cesenatico. Italien, jenseits der Klischees: ein opulentes Panorama der Region Romagna. Die Geschichte einer unbeugsamen Frau, die in der Männerdomäne Fischhandel für Furore sorgt. Geschrieben mitten im Faschismus enthält es viele kunstvoll versteckte, messerscharfe Anspielungen.
»Bei Moretti haben die weiblichen Figuren, auch die bösen, tausendm al mehr Charakter als die Männer. Sie halten den Laden am Laufen.« Cristiano Cavina.
MIHA MAZZINI
Du existierst nicht True Crime, aus dem Slowenischen v. Ann C atrin Bolton, HC , 316 S., € 23,00 [D] / € 23,70 [A]
ISBN 978-3-9822252-3-4
Zala, eine junge slowenische Erzieherin, trifft im Krankenhaus in ihrer Heimat stadt Ljubljana zur Entbindung ein. Doch aufgenommen wird sie erst nach dramatischen Szenen, denn: Im Computerverzeichnis existiert sie nicht. Innerhalb kürzester Zeit nimmt die Realität kafkaeske Dimensionen an: Auf einmal ist Zala, die zwar in Serbien geboren, aber in Slowenien aufgewachsen ist, eine Fremde und ihr Kind eine Waise, frei zur Adoption.
Eine Geschichte mit sehr realem Hintergrund: 1992 wurden fünfundzwanzigtausend Einwohner Sloweniens, diejenigen mit dem »falschen« Geburtsort, einfach aus den Registern gelöscht.
Zwei unersetzliche Hausbücher
KATERINA SCHINÁ
Die Nadeln des Aufstands – Eine Kulturgeschichte des Strickens
Aus dem Griechischen und hrsg. v. Doris Wille, Gedichtübertragungen aus dem Englischen v. Alissa Walser, mit zahlr. Abbildungen, HC , 216 S., € 28,00 [D] / € 28,70 [A], ISBN 978-3-9822252-5-8
Als Katerina Schiná (Jahrgang 1956) in den 1970er Jahren ihre Leidenschaft fürs Stricken entdeckte, rümpften die griechischen Linken und Feministinnen die Nase. Stricken galt als reaktionär und frauenfeindlich. Doch sie hielt unbeirrt am Strickzeug fest, ent deckte in dieser handwerklichen Praxis einen Kern der Selbst erm ächtigung (»Ich trage, was ich will, ein Einzelstück, mein Pullover bin ich«) und stieß auf Anna Zilboorgs Knitt ing for Anarchists. Hier erscheint das Stricken auch in seinen Verbindungen zu Mythos, Psychologie, Feminismus, Musik, Poesie, Mathematik oder Ökologie.
»... lebendig erzählt, voll gescheiter Sentenzen über Mode, über Handarbeit und den kontemplativen Zauber der Wiederholung ...«
Edelgard Abelstein, Deutschl andfunk Kultur
1001 Buch. Die Literaturen des Orients Anthologie, 2. Auflage 2022, neu durchgesehene und korrigierte Originalausgabe, HC , 432 S., € 35,00 [D], € 36,00 [A], ISBN 978-3-949558-09-2
Vom Koran bis zu 1001 Nacht, von Nobelpreist rägern bis zu Dichterinnen im Exil: Die Autorinnen und Aut oren des Orients schreiben Weltliteratur. Diese konzise, nicht ak ademische Gesamtdarstellung islamischer Literaturen ist eine spannend erzählte Literaturgeschichte. Eine echte Schatzkammer. Stefan Weidner, ist überzeugt, »dass sich hinter der schillernden Rede vom Orient mehr verbirgt als nur ein west liches Klischee. Vielmehr glaube ich, dass die Vorstellung vom ›Orient‹ nach wie vor ein utopisches Potenzial bereithält und den Blick für Perspektiven öffnet.«
Ein ganz besonderes Kapitel des Bands ist den schreibenden Frauen gewidmet, die in der arabischen Literatur stets viel präsenter waren als in der lateinischg riechischen Antike und im europäischen Mittel alter. Über die Literatur eröffnet sich uns ein neuer, befreiter Blick auf die Religion, die Geschichte und die Politik in der arabischen Welt von vorislamischer Zeit bis heute. Inspirierend, mitreißend und zum Nachdenken anregend.
STEFAN WEIDNER
LEONARDO SCIASCIA
Die Affaire Moro. Ein Roman Literarische Fallstudie, neu aus dem Italienischen v. Monika Lustig, im Anhang der Bericht der Parlamentarischen Minderheit in der parlamentarischen Untersuchungskommission über das Massaker in der Via Fani, der Entführung und Ermordung von Aldo Moro, die Strategie und die von den Terroristen verfolgten Ziele, vorgelegt v. Leonardo Sciascia; mit dem Essay »Der Leser als Detektiv« v. Fabio Stassi, HC , 240 S., € 24,00 [D] / € 24,70 [A], ISBN 976-3-949558-18-4
»Die Affaire Moro wird im Laufe der Zeit einen immer größeren Wahrheitsgehalt, immer mehr an Bedeutung erlangen.« Leonardo Sciascia
In seinem Pamphlet über die Hintergründe der Entführ ung und Ermordung des italienischen Spitzenpolitikers Aldo Moro (Parteivorsitzender der Democrazia Cristiana und ehemaliger Ministerpräsident) durch die Brigate rosse im Jahr 1978 setzt sich Sciascia mit der zynischen Sprache der Macht, den verbrecherischen Strukturen des Staats, dem Verlust sämtlicher moralischer, christ licher Werte einer Politikerriege ausein ander, die nur auf Machterhalt aus ist. Er seziert die (teils verschlüsselten) Briefe Moros, der sich über 55 Tage im »Volksgef ängnis« für die gesamte Partei vor einem Vergeltungsgericht verantworten soll, in dem die Brigadisten sich als Richter aufspielen. Moro kämpft mit luzidem Verstand gegen die Ungeheuerlichkeit seiner Politiker f reunde, die ihn für verrückt erklären wollen, um sein Leben.
LEONARDO SCIASCIA
Ein Sizilianer von festen Prinzipien
Essayistische Erzählungen, aus dem Italienischen v. Monika Lustig, HC , 192 S., € 23,00 [D] / € 23,70 [A]
ISBN 978-3-9819763-9-7
Dieses Buch ist als Festschrift zu Leonardo Sciascias 100. Geburtstag (1921 Racalmuto – 1989 Palermo) erschienen. Darin die erstmals ins Deutsche übersetzte essayistische Erzählung Tod des Inquisitors und die Chronik Der Mann mit der Sturmmaske sowie Essays von Maike Albath und Santo Piazzese. Der Held in Tod des Inquisitors, der rebellische Augustinermönch Fra Diego La Matina, ist einer von Sciascias Racalmuteser Vorfahren; und war unter den Aufrechten, Integersten seiner Mitbürger – den uomini di tenace concetto, Menschen mit unbeugsamem Geist – die Lichtgestalt. Sciascia seziert detektivisch seinen Fall aus dem Jahr 1657. Der Häresie angeklagt und in den Kerker des Palazzo Steri geworfen, erschlägt der Augustinermönch Fra Diego La Matina während einer Foltersession seinen Peiniger, den Inquisitor Juan López de Cisneros, mit seinen eisernen Handschellen. Sciascia rekonstruiert den Gerichtsprozess und die ritualisierte Hinrichtung La Matinas aus den diversesten Quellen der Zeit. Der rote Faden zu Der Mann mit der Sturmmaske, eine Episode aus der Zeit der PinochetDiktatur in Chile, ist die Inquisition als menschenverachtendes System, immer präsent und perpetuierbar. Der Maskenmann ist ein Denunziant, der für die Junta ehemalige Genossen identifiziert und damit zum Tode verurteilt. Das Abbild des Terrors ohne Namen, ohne Gesicht.
Ein Roman – weil Leonardo Sciascia im Stil von Jorge Luis Borges die Fakt en neu kontextualisiert und erkennt, dass das Buch bereits geschrieben war, als die Tragödie sich ereignete. Muss man es denn noch deutlicher sagen? Gar schreiben?
»Selbst die Existenz eines so törichten, alles andere als heiligen Tribunals (das Heilige Offizium) war nur möglich, weil es in seiner Umgebung an jedweder intellektuellen Kraft fehlte. In Wirklichkeit gab es keinerlei Häresie, die zu bekämpfen gewesen wäre.«
SANTO PIAZZESE Schirokko und (andere) heiße Verbrechen
Roman, aus dem Italienischen v. Monika Lustig, HC , 336 S., € 24,00 [D] / € 24,70 [A]
ISBN 978-3-949558-23-8
SANTO PIAZZESE
Via Riccardo und die weiße Pelargonie
Roman, aus dem Italienischen v. Monika Lustig, HC , 368 S., € 24,00 [D] / € 24,70 [A]
ISBN 978-3-949558-24-5
SANTO PIAZZESE
Blaue Blumen zu Allerseelen
Roman, aus dem Italienischen v. Monika Lustig, HC , 328, S., € 21,00 [D] / € 21,60 [A]
ISBN 978-3-9819763-0-4
Das andere Palermo – Eine Trilogie: Die drei mediterr anen Noir integrieren Regionalität und die großen Zeitströmungen – besonders was organisierte Kriminalität angeht. Bei Piazzese muss als Spielfläche das skrupellose akademische Milieu herhalten, in dem er selbst lange Jahre als Biologe tätig war. Mit seinem Alter Ego Lorenzo La Marca, Detektiv aus Leidenschaft, hat er eine Kultfigur geschaffen, die ein Palermo erzählt, in dem die Mafia so evident ist, dass sie nicht mehr explizit thematisiert werden muss.
Die politischgesellschaftliche Zäsur 1992 – die Ermordung der Richter Falcone und Borsellino – verlangte danach, dieses Palermo von extremer Schönheit und Grausamkeit, Niedertracht und Heldent um, Tristesse und Lebensfreude nahbar zu machen.
Ich ziehe Frauen an meinem Arbeitsplatz vor. Für gewöhnlich. Und nicht nur wegen der altbekannten Geschichte von der hormonellen Ergänzung. Mit Frauen ist es einfach entspannter als mit Männern. Sie gehen dir nicht ständig auf den Geist von wegen, was für knallharte und fähige und tolle Hechte sie doch sind, sie labern dich nicht voll mit ihren Bälgern, ihrer Hardware, ihren Schwedinnen vom letzten Sommer und ähnlichem Schwachsinn, wie es der Großteil der Männer macht, die mir auf sämtlichen Breitengraden südlich des Brenners bekannt sind.
SANTO PIAZZESE
Blues im Mittherbst Noir, aus dem Italienischen v. Cathrine Hornung, KB , 178 S., € 20,00 [D] / € 20,60 [A] ISBN 978-3-949558-34-4
»Mariano hat mir ja erzählt, dass es hier ein paar Sonderlinge gibt«, sagte ich zu Milocco, nachdem ich mit Staunen fertig war. »Aber ich wusste nicht, dass die alten Insulaner die größten Sonderlinge sind.«
»So läuft das, seit ich die Jukebox angeschafft habe«, sagte Milocco und seufzte resigniert. »Sie suchen ein bestimmtes Lied aus und kommen dann jeden Abend her, um es sich anzuhören – immer dasselbe, wohlgemerkt.«
Lorenzo La Marca, der Detektiv aus Leidenschaft aus »Palermo als Trilogie«, wird bei einem Workshop in Erice, vor den Ägadischen Inseln, durch eine Zufallsbegegnung tief in seine Vergangenheit katapultiert.
Damals strandete er, unterwegs auf einem Fischkutter wegen seiner Examensarbeit über Thunfische, auf der »Isola della Spada dei Turchi«, wo die »Sonderlinge« leben, die allesamt ihre düsteren Vergangenheitsbündel abwerfen wollen. Der unbezähmbare detektivische Spürsinn La Marcas war erwacht. In einer flirrend spannenden Atmosphäre verstricken sich die Ereignisse bis zum großen Showdown, bei dem die Naturgewalten des Meeres das Ruder übernehmen. Doch das Böse ist in der Natur des Menschen daheim.
ENRICO DEAGLIO
Eine wahrhaft schreckliche Geschichte zwischen Sizilien und Amerika
Essay, aus dem Italienischen v. Klaudia Ruschkowski, HC mit vielen Abb., 208 S., € 23,00 [D] / € 23, 70 [A]
ISBN 978-3-9819763-1-1
In einer heißen Nacht im Juli 1899 war das unbekannte Städtchen Tallulah (New Orleans) – ein winziger Fleck auf der Landkarte der Neuen Welt Schauplatz einer kollektiven, grundlosen und grausamen Lynchjustiz. Der Auslöser? Eine Ziege,die sich am Gras des Nachbargartens gütlich hielt. Am Ende hingen fünf Sizilianer, Armutsflüchtlinge aus dem sizilianischen Cefalú wie »strange fruits« an den Bäumen.
»Das Faszinierende an Deaglios ›Wahrhaft schrecklicher Geschichte‹ ist nicht nur das Sujet, sondern auch die hybride Form. Dem Autor gelingen immer wieder überraschende Verknüpfungen (…). Am erschütterndst en aber ist die Erkenntnis, dass die Jagd auf die gut integrierten Dagos für die – weißen – Einwohner von Tallulah eine Funktion erfüllte: Der Blutrausch schmiedete die Gemeinschaft zusammen. Endlich hatten sie einen Sündenbock – die Störenfriede aus dem fernen Sizilien. Sie waren ja nicht einmal weiß. Immer wieder drängen sich Parallelen zum heutigen Italien auf, das mittlerweile ersehntes Ziel Tausender afrikanischer Flüchtlinge ist.«
Maike Albath, Süddeutsche Zeitung.
… Erik Glossmann, Verlagsvertreter und literarischer Übersetzer aus dem Schwedischen
EDI MATIĆ
Abtrünniger vor Inselpanorama, Roman, aus dem Kroatischen v. Alida Bremer, HC , 256 S., € 24,00 [D] / € 24,70 [A]
ISBN 978-3-949558-19-1
Von einem Tag auf den anderen ist Leibwächter Jadran Grobarek auf der Flucht: Er wird Zeuge, wie der von ihm bewachte Politiker eine Kollegin ermordet. Allen ist klar: Jadran wird nicht schweigen. Ein Franziskaner, alter Bekannter aus Jadrans Kindheit, verpasst dem Flüchtenden ein Mönchsgewand, schickt ihn auf die Insel. Auf eine »unentdeckte«, vom Festland so gut wie vergessene Insel vor der dalmatinischen Küste, bevölkert von einer eingeschworenen Gemeinschaft. Wird er dort unentdeckt bleiben? Zusammen mit dem falschen Priester führt Autor Edi Matić uns mitten hinein in eine betörende Atmosphäre, überlässt uns dem Rhythmus der Insel, macht uns zu ahnungsvollen Komplizen.
... eine Mischung aus Kriminal und Schelmenroman. Darin greift der vor allem im südosteuropäischen Raum bekannte Autor, auch eine Reihe von Missständen auf. Sie betreffen sowohl die korrupten Machtstrukturen in der Kroatischen Republik, die im Sommer 2023 in die EU aufgenommen wurde, als auch die mangelnde Förderung der jahrzehntelang vernachlässigten dörflichen Gemeinschaften. Mit der Thematisierung dieser beiden Aspekte erfüllt die Edition Converso nicht nur die Auflagen der CoFinanzierung durch die Europäische Union. Sie lockt ihre Leser*innen mit den beigefügten Rezepturen dalmatinischer Kulinaria.«
Wolfgang Schlott, Tabula rasa
Nach und nach erobert sich Jadran Grobarek das Vertrauen der Insulaner, die ihm mitsamt ihren Eigenarten und Liebenswürdigkeiten ebenfalls ans Herz wachsen: Da ist der lebenserfahrene Don Marko, der nicht nur seine Kirche, sondern auch die irdischen Geschicke der Insel im Blick hat und dabei ganz eigene Pläne für sein weiteres Leben verfolgt. Da sind Fischer und Inselphilosophen, ehemalige Partisaninnen, Kriegswitwen, elegante Kapitäne und – nicht zu vergessen –liebesbedürftige Hobbyfotografinnen. Viele der einstigen Bewohner haben die Insel verlassen, leben auf der ganzen Welt verstreut. Aus dem alten Schulhaus wollen zwei toughe Inselfrauen ein Kulturzentrum machen: bis sich eines Tages eine von ihnen auf ein falsches Spiel international aufgestellter GeldwäscheBetrüger einlässt … die langen Arme des Festlandes und der globalisierten Welt mit ihren Offshore Geschäften und dem Erstarken nationalistischer Kräfte machen auch vor der Insel nicht halt. Dennoch ist sie die eigentliche Protagonistin dieses Romans: Hier verschieben sich die Perspektiven, das Kleine wird groß und das Große klein, der Tintenfischfang, der Respekt vor dem Meer, aber auch das Geheimnis eines guten brudet (Fischsuppe) bestimmen den Tag, wir erfahren von alten Mittelmeersprachen und der fjaka, der dalmatinischen Variante der Siesta, und eine Utopie scheint auf.
JOSÉ LUIS DE JUAN
Der Bienenleser
Roman, aus dem Spanischen v. Silke
Kleemann, KB , 158 S., € 18,00 [D], € 18,50 [A]
ISBN 978-3-9019763-2-8
Jahre vor Napoleon Bonapartes Verbannung auf die Insel
Elba war dort der belesene
Imker Andrea Pasolini dem kleinw üchsigen Korsen auf die Spur gekommen. Und die führte gerade wegs zu den Bienen. Der seinerzeit mächtigste Mann Europas hatte nämlich in der Schlacht bei Marengo seine Generäle überrascht, als er den Angriffsbefehl vom Vorabend wieder abblasen ließ: Lange hatte er im Morgengrauen auf einen riesigen Bienenschwarm vom Ast einer Eiche hängend gestarrt. Der viellesende Imker war rein zuf ällig auf diese Notiz aus der Feder eines Dragoners gestoßen. So beschließt er an Monsieur Napoleon zu schreiben, der gerade eine Phase schrecklicher wie lustvoller Albträume mit Bienen durchlebt und sofort ahnt: Nur jener Imker in der Ferne kann ihn vor der eigenen Aushöhlung retten. Der Imker ist Mitglied einer Bonapartist en Gesellschaft um den revolutionär gesinnten Padre Anselmo – seinen ehemaligen Erzieher –, der ihm die aufkl ärerischen Werke nahebrachte. Und der Pfaffe phantasiert wie ein waschechter Politiker: nicht nur die italienische Halbinsel, sondern auch den Rest Europas mithilfe der Weisheit der Bienen einen zu wollen. Wenn denn Napoleon sich dieser Weisheit bedienen lernt.
Der Besuch bei den Bienenhöfen, der ihn in wenigen Stunden erwartet, kommt Napoleon in den Sinn. Als gäbe es nicht wichtigere Dinge, die seine Aufmerksamkeit verdienten. Der Verrat, nur so als Beispiel. Eine menschliche Schwäche, die in der Natur nicht vorkommt, sinniert er. Können Bienen etwa Verrat begehen? Sie zweifeln nicht und haben folglich auch keine Angst.
Im Zentrum des Romans steht Napoleon auf Elba, der hier einerseits als neuer Herrscher über 20.000 Untertanen die Ärmel hochkrempelt, andererseits in den Räumen seines Inneren versinkt. Dem exilierten Kaiser stellt de Juan den Imker Andrea Pasolini zur Seite, der sich des Nachts seinem »Lebenselixier«, den Büchern, widmet. Schon vor Jahren hat er Napoleons Obsession für die Bienen entdeckt, dem Kaiser geschrieben – und eine überraschende Antwort erhalten. Und nun ist Napoleon auf der Insel, möchte ihn sehen!
»Aus den Kulissen der Geschichte (…) eine subtile Ko mödie über die Geheimnisse der Politik, einen Schwank, in dem das napoleonische Epos unter der Lupe eines kleinen Bruders von Äsop mit beißender Ironie seziert wird. Das alles für die Liebe zu den Bienen und den Imkern. Köstlich.« André Clavel, L’Express.
Octopus (Elba)
Um die Lektüre dieser subtilen Komödie voll beißender Ironie über die Geheimnisse der Politik noch sinnlicher zu machen, bieten wir das Buch + ein Glas köstlichen Honig aus mediterranem Garten in Berlin + ein Set FischePostkarten schön verpackt, zum Preis (Endkunden) von € 26 + € 1,50 Porto. Konditionen für Buchhandelnde auf Anfrage. So lange der Vorrat reicht.
Zum 100. Geburtstag am 3. März 2022 sind in der Edition Converso zwei Bücher erschienen, die Pasolinis Jugendzeit mit ihren Irrungen und Wirr ungen und die ihm lebenslang inne wohnende Jugendlichkeit in den Fokus rücken. Diesen Mosaikstein innerhalb der Deutungsliter atur eines Ausnahmekünstlers möchten wir weiterhin am Strahlen halten.
Aus welchem Klima heraus hat sich der genialische Renaissancemensch Pasolini – geboren und aufge wach
sen im Faschismus Benito Mussolinis – biografisch und intellektuell geformt und gebildet und wie sehr hat ihn diese Verfasstheit bis zuletzt beeinflusst? Die Autoren nehmen dazu durchaus sehr unterschiedliche Blickwinkel ein. Als Bezugspunkt dient Pasolinis hier erstmals ins Deutsche übertragener Bericht über seinen Aufenthalt in Weimar, Hochburg nazideutscher Kulturpolitik, anlässlich der »Kulturkundgebung der europäischen Jugend WeimarFlorenz, 18.–23. Juni 1942«, zusammen mit Kommilitonen der f aschistischen Universitätsjugend Bologna.
»Kaum war er tot, war er auch schon von allen anektiert!«
Leonardo Sciascia über seinen Freund Pier Paolo, von dem er den Hürdenstab für sein Pamphlet zum Fall Aldo Moro übernommen hat.
Aldo Moro und Pier Paolo Pasolini bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin, 1972 / Zeichnung: Karsten Müller, nach einer Fotografie
Der Torschützenkönig ist unter die Dichter gegangen – Fußball nach Pier Paolo Pasolini
Mit einem Vorwort v. Moritz Rinke, mit zahlreichen Abbildungen, aus dem Italienischen v. Judith Krieg, HC , 190 S., € 20,00 [D], € 20,60 [A]
ISBN 978-3-9822252-6-5
»Schade«, sagte Pasolini, »dass alle mich nur als Vertreter der Kultur sehen. Von mir will man nichts als kulturelle Rechtfertigungen, vielleicht, weil die Kultur heutzutage ein hervorragendes Alibi bietet. Nie lädt man mich ein, einen Vortrag über Fußball zu halten, obwohl ich dafür bestens gewappnet bin. Weißt du, Sportler sind nicht sehr gebildet und die Gebildeten sind nicht sehr sportlich. Aber ich bin eine Ausnahme.«
In Italien gibt es ein nobles Erbe in der Beziehung zwischen Dichtung, Literatur und Fußball. Ich denke da an einen wie Pasolini. Es gibt nichts, was Pasolini, sein Wesen besser erklären könnte, als seine Art Fußball zu spielen.
Adriano Sofri
»Und daneben, zwischendurch, immer wieder, bis zu seinem Tod, war Pasolini auch noch ein ambitionierter und passionierter Fußballer, athletisch, angriffslustig, mit Zug zum Tor. Valerio Curcio fokussiert seine Aufmerksamkeit (...) ganz auf diese bisher unterbelichtete Facette, und er macht Pasolini, der mit einem Fußballtrikot auf dem Sarg zu Grabe getragen wurde, mit diesem umsichtigen, detailreichen und dabei stets gut geerdeten Portrait als Mensch greifbar.«
Peter Jungwirth, Wiener Zeitung
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Die Bücher von Antoine Volodine, Antonela Marušić, Leonardo Sciascia (Die Affaire Moro. Ein Roman), Giosué Calaciura, Maria Topali und Edi Matić wurden kofinanziert von der EU
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