HR-STRATEGIE
Best Practice: Personalmarketing für die öffentliche Hand (Teil 1)
Ein frischer Arbeitgeberauftritt Seit Jahren schon brilliert die Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein mit einem auffällig frischen Arbeitgeberauftritt. Und das als Behörde. Wie machen die das bloss? Wir haben näher hingeschaut. Von Jörg Buckmann
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ehörden, Ämter, Bundesländer, Kantone und Städte: Sie gehören zu den grössten Arbeitgebern. Sie haben durch den überdurchschnittlich hohen Altersdurchschnitt einen besonders grossen Personalbedarf. Sie leiden mehr als andere unter Stereotypen der anvisierten Talente. Und sie tun meist nichts dagegen.
Es ist schon überraschend. Da wird landauf, landab in den Personalämtern gejammert, man habe Mühe, guten Nachwuchs zu finden. Und tut nichts dagegen. Oder zumindest nicht genug. Der verstaubte Arbeitgeberauftritt ist besonders ärgerlich, weil so Vorbehalte bekräftigt statt abgebaut werden. Dabei arbeiten bei den Öffentlich-Rechtlichen genug pfiffige Leute, die Lust darauf haben, etwas zu reissen.
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Die Karriere-Webseite der Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein.
zwinkern überzeugen. Mit dem «KnastO-Mat» kann man spielerisch seine Eignung für den Quereinsteigerjob prüfen.
«Wir gehen eben sorgfältig mit Steuergeldern um.» Dieses Argument hört man immer wieder. Doch: Langweilige, lustlose Personalwerbung sollte man definitiv nicht damit verwechseln. Private hätten es halt einfacher, hört man auch gerne. Auch das wird durch häufiges Wiederholen nicht treffender. Damit suggeriert man, dass die Personalverantwortlichen in KMU und grösseren Firmen nur einmal pro Jahr unter den warmen Budgetregen stehen müssen und deren Ideen einfach nur mit Standing Ovations durchgewinkt werden. Blödsinn!
Auch die Nationalstrassen Nordwestschweiz AG, kurz NSNW, hat es aus der Schweizer Provinz direkt auf die grosse Bühne in Berlin geschafft und einen HR Excellence Award für ihre neue KarriereWebsite abgeräumt. Die besticht nicht nur mit knalligen Farben und einem kommunikativen roten Faden («Rock ’n’ Roll»), sondern mit vielen richtig pfiffigen Details: Lohntransparenz in den Stelleninseraten zum Beispiel. Oder dem Motivationsschreiben, das man sich sparen kann. Die Seite wurde rund um die Bedürfnisse der Talente aufgebaut, andere Unternehmensbereiche sind die Beilage. Und nicht umgekehrt.
Aber es gibt sie, die guten Beispiele von öffentlich-rechtlichen Institutionen, die Gas geben. Die tun statt unterlassen. Wie zum Beispiel die Justizbehörden in Nordrhein-Westfalen, die auf der Suche nach Justizvollzugsbeamtinnen und -beamten mit guten Informationen und Augen-
Besonders viel «spicken» kann man bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein. Schon seit Jahren wird da Wunderbares geleistet. Das dreiköpfige HR-Team ist voller Elan dabei, immer noch ein wenig besser auf die Bedürfnisse der Zielgruppen einzugehen. Die Gruppe Kommunikation
personalSCHWEIZ
Mai 2021
unterstützt, und die GL trägt mit, was da immer wieder ausbaldowert wird. Richtiges Teamwork halt. Lassen Sie uns auf einer kleinen Streiftour zusammen mit Personalchef Martin Schädler entdecken, was da in Vaduz so gemacht wird.
Warum eigentlich? Wer Martin Schädler nach dem «Warum?» fragt, merkt schnell, dass hinter dem Vorgehen der FMA eine Strategie und nicht einfach «nur» die pure Lust an erfrischender Personalwerbung steckt. «Unser Arbeitsmarkt ist klein, und wir stehen in Konkurrenz mit grossen Banken und Finanzdienstleistern, die als Arbeitgeber auch sehr attraktiv sind. Wir alle suchen ähnliche Profile: Juristinnen, Finanzprofis, Betriebswirtschafter, Wirtschaftsprüfer, Bankerinnen etc. Gerade wir als Behörde müssen uns da besonders Gehör verschaffen. Gegen Vorurteile ankämpfen. Zeigen, wer wir sind und was wir zu bieten haben. Und dies alles nicht nur im hiesigen Arbeitsmarkt, sondern auch in St. Gallen, der Euregio Bodensee und in Zürich.»