16. Februar - 31. März 2017

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16. Februar – 31. März 2017

Cary Grant Schwarz und Frau


01 Editorial

Das Jahr der Remakes F EB

R UNDE

PELL S E TH

LE MEILLEUR DU CINÉMA SUISSE DIE BESTEN SCHWEIZER FILME

20—26.3.2017 LES CINÉMAS DU GRÜTLI GENÈVE FILMPODIUM ZÜRICH

PROPOSÉE PAR EIN ANGEBOT VON

EN COLLABORATION AVEC IN ZUSAMMENARBEIT MIT

RUA

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T EWAR T S N ISTE R K OF

Was Erfolg hat, wird wieder gemacht. Dieses Prinzip des Remakes hat sich 2016 nicht nur in der Sommerreihe des Filmpodiums (und in einigen neuen Blockbustern von The Magnificent Seven bis zu Ben-Hur) manifestiert, sondern auch meteorologisch; wie schon im Vorjahr wollte der Sommer, als er endlich kam, gar nicht mehr aufhören, was die Eintrittszahlen der Kinos schmelzen liess. Auch das Filmpodium verzeichnete nach dem Zuschauerrückgang von 2015 erneut Einbussen, von total 35 958 auf 32 172 Eintritte bzw. von durchschnittlich 39 auf 34 Gäste pro Vorstellung. Freilich lag es nicht nur am Sonnenschein, sondern teilweise wohl am Programm: So lobten zwar alle, die davon hörten, die Idee, Filme samt ihren Remakes zu zeigen, doch der reale Zuspruch des Publikums fiel enttäuschend aus. Auch die seit langem geplante, film- und literaturwissenschaftlich begleitete Reihe zu Ida Lupino fand nicht den erhofften Anklang. Während die Retrospektiven zu Léa Pool und Paolo Sorrentino Achtungserfolge verbuchten, eroberte das heute erst recht relevante Filmschaffen Atom Egoyans keine neuen Fans, und für das kreative und eigenwillige Kino der Benelux-Länder erwärmten sich nur wenige. Unterdurchschnittlich liefen die Filmreihen zur Ausstellung «Gärten der Welt» im Museum Rietberg, zum südkoreanischen Kino und zum Filmschaffen der jungen BRD sowie – einmal mehr – die meisten Premieren von Einzelfilmen; das Überangebot von Neuheiten im normalen Kino dürfte dabei eine Rolle spielen. Zu den Überfliegern des Jahres zählten neben dem wieder sehr gut besuchten Stummfilmfestival die Reihe «Menschen im Hotel», die Reeditionen von drei Komödien Jiří Menzels und zum erfreulichen Jahresausklang die Jean-Gabin-Retrospektive, die noch mehr Publikum anlockte als parallel dazu das gut beachtete 3rd Arab Film Festival. Auch die Begegnungen mit Marco Bellocchio, Léa Pool, Rolf Lyssy, Fernando Pérez, Jiří Menzel, Robert Kolinsky und den arabischen Filmschaffenden hatten grossen Erfolg. Das Filmpodium wird weiterhin nicht nur Altes und Bewährtes zeigen (wie in diesem Programm die Klassiker mit Cary Grant), sondern auch Neues und Entdeckenswertes (wie die Filme der Reihe «Schwarz und Frau»). Wir hoffen, dass Sie sich nicht nur für das eine begeistern, sondern mitunter auch Lust auf das andere bekommen. Und dass Sie uns mitteilen, was Ihnen besondere Freude bereitet hat oder verbesserungsfähig scheint, auf unseren neuen Kanälen via Facebook, Instagram, Twitter und Blog – oder schlicht per Post. Corinne Siegrist & Michel Bodmer Titelbild: Cary Grant in North by Northwest


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03 INHALT

Cary Grant

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Kaum einem Schauspieler ist es so gut gelungen, britische Klasse und Eleganz mit amerikanischem Charme und Humor zu verquicken: In England als Archibald Alexander Leach in ärmliche Verhältnisse geboren, wurde Cary Grant zu einem der grössten Stars der Filmgeschichte. Das Filmpodium widmet ihm erstmals ­ eine Retrospektive. Privat eine eher schillernde Figur, behauptete sich Grant dank seiner akrobatischen Gewandtheit in Screwball Comedies mit Katharine Hepburn oder Rosalind Russell ebenso souverän wie als – mitunter zwielichtiger – Frauenschwarm und Verführer in Melodramen und Krimis. Capra und Cukor, Hawks und Hitchcock schufen mit ihm Meisterwerke; zu seinen Filmpartnerinnen zählte Mae West ebenso wie Ingrid Bergman und Audrey Hepburn. Bild: I Was a Male War Bride

Schwarz und Frau

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Allzu lange wurden schwarze Frauen im Kino fast ausschliesslich stereo­ typisch als Sklavinnen, Köchinnen und Hausmädchen dargestellt oder gar karikiert. In den letzten Jahrzehnten jedoch hat sich das Bild der schwarzen Frau im Film markant verändert, insbesondere abseits von Hollywood. Cineastinnen mit afrikanischen Wurzeln, darunter Julie Dash, Amma Asante, Cheryl Dunye und Ava DuVernay, schaffen schwarze Protagonistinnen, die Klischees überwinden, auch in Fernseh- und Webserien. Unsere Reihe, gemeinsam kuratiert mit dem Netzwerk Bla*Sh, konzentriert sich auf dokumentarische und fiktionale Filme um «dark girls», deren ­ historische Schicksale oder heutige Lebenserfahrungen zur Identifikation einladen. Bild: The Watermelon Woman

Das erste Jahrhundert des Films: 1937

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Douglas Sirk steht kurz davor Zu neuen Ufern aufzubrechen. Walt Disney revolutioniert mit Snow White and the Seven Dwarfs ein ganzes Genre. Laurel und Hardy schaffen mit Way Out West ein Meisterwerk der Komik, aber Leo McCareys starkes ­Krisendrama Make Way for Tomorrow bleibt erfolglos. Als Leckerbissen gibt’s Street Angel aus China, restauriert und erstmals deutsch untertitelt. Bild: Street Angel

Filmpodium für Kinder: Schneewittchen und die sieben Zwerge

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Der erste abendfüllende farbige Animationsfilm feiert heuer seinen 80. Geburtstag und legte einst den Grundstein für ein weltweites Enter­tainment-­ Imperium. Hand aufs Herz: Welche Version des Märchens kennen wir besser, die Grimm’sche oder diejenige von Disney? Bild: Schneewittchen und die sieben Zwerge

Einzelvorstellungen Buchvernissage: 34 La Belle Nivernaise IOIC-Soireen: 32 Sherlock Holmes und Der Geisterzug Sélection Lumière: 36 Sanjuro 70 Jahre Filmfestival Locarno: 30 Germania, anno zero & Killer’s Kiss


05 Cary Grant

Nur Archibald Leach war Cary Grant Mit Cary Grant hielt die Lebenslust Einzug in Hollywood. Er verstand es, die Ausgelassenheit zu einer kultivierten, vielschichtigen Charaktereigenschaft zu erheben. Seine besten Komödien sind Lektionen in Vitalität; ihre aufmunternde Botschaft ist die Mühelosigkeit, mit der sich Charme, Esprit und Stil erwerben lassen. Cary Grants Witz braucht ein aufgewecktes Publikum. Man sieht Grant an, dass er nachdenkt, bevor er spricht und handelt. Sein Lächeln verrät eine amüsierte, aber niemals engherzige Skepsis angesichts der menschlichen Natur. Die absurde Einrichtung der Welt bringt ihn selten in ernsthafte Verlegenheit. Das Wesen seiner Leinwandpersona liegt in einer Wette mit der eigenen Unerschütterlichkeit. Die Strategie seiner besten Komödienregisseure – darunter George Cukor, Leo McCarey und Stanley Donen – besteht darin, ihn peinlichen, ja demütigenden Situationen auszusetzen und abzuwarten, wann er die Fassung verliert. Howard Hawks, dessen Farcen vom Unbehagen an den traditionellen Geschlechterrollen handeln, steckt ihn gern auch mal in Frauenkleider. Er ist der einzige Protagonist der romantischen Screwball Comedies der 30er-Jahre, der seine Rolle auch in der Nachkriegszeit glaubwürdig weiterspielen kann. Als Archibald Alexander Leach wird er am 18. Januar 1904 in Bristol in arme Verhältnisse geboren. Die Ehe der Eltern ist zerrüttet, seine Kindheit kurz (auf der Leinwand wird er sie verlängern) und unglücklich. Als Halbwüchsiger schliesst er sich einer Artistentruppe an und entscheidet nach einem Gastspiel in den USA, dort zu bleiben. Er arbeitet als Ausrufer in Vergnügungsparks und tritt im Vaudeville auf, bis ihn Paramount Anfang der 30erJahre unter Vertrag nimmt und seinen Namen zu Cary Grant ändert. Es braucht zwei Dutzend Filme, bis er endgültig zum Star wird. Aber schon in diesen Lehrjahren wirkt er ausgereift. Er ist neben Mae West der einzige wirklich entspannte Darsteller in She Done Him Wrong. Mit den Jahren wird Grants Alterslosigkeit zur eigentlichen Attraktion seiner Filme. Er muss nie auf der Leinwand sterben. Erst in Charade (1963), dessen vielfache Rollenspiele fast eine Anthologie seiner Leinwandauftritte darstellen, sieht man zum ersten Mal seine echten grauen Haare. Wie souve >

Zwei Seiten von Cary Grant: Als politisch engagierter Arbeiter im Drama The Talk of the Town

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Als schusseliger Wissenschaftler in der Screwball Comedy Bringing Up Baby


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07 REFERAT: CARY GRANTS SCHAUSPIELKUNST

DO, 16. FEB. | 18.15 UHR

Cary Grant, gross und gutaussehend, charmant und stilvoll, überzeugte als Playboy und exzentrischer Millionär, Erfolgsautor, Franzose, Verführer, Gambler und Hochstapler wie auch als weltfremder Professor, rücksichtsloser Redaktor, Werbemann, Agent, Detektiv und politischer Aktivist. Wie wandlungsfähig muss ein Schauspieler sein, der all das verkörpert? Überraschenderweise lautet die Antwort bei Cary Grant: gar nicht. Und doch nimmt man ihm jede dieser Rollen ab. Martin Girod präsentiert nochmals sein Referat von 2010 über Cary Grant. (Dauer ca. 45 Min.)

rän er den Parcours vom Star zur Institution und schliesslich zur Legende bewältigt, führt seine Rolle in An Affair to Remember vor Augen. Leo McCareys Film von 1957 ist ein Remake seiner eigenen Tragikomödie, in der Charles Boyer 18 Jahre zuvor die männliche Hauptrolle gespielt hatte. Boyer legte die Figur als gefallenen Idealisten an, Grant bereichert sie um eine Dimension verführerischer Komplizenschaft. Der Vergleich markiert den Unterschied zwischen einem grossartigen Schauspieler und einem Mythos. Frauen- und Männerfantasie Grants blendendes Aussehen, der raue, verbindliche Klang seiner Baritonstimme (die nie ganz die britische Herkunft verhehlen mochte) und die Eleganz seiner Erscheinung entsprechen nicht nur weiblichen Wunschvorstellungen von männlicher Anmut: John F. Kennedy und Cole Porter wünschten sich gleichermassen, dass Grant sie auf der Leinwand verkörperte. Raymond Chandler hätte ihn gerne als seinen Philip Marlowe gesehen. Er ist die erste Wahl der Produzenten, als James Bond das Licht der Leinwand erblicken soll. In seine Zweifel über den Gleichklang von privatem und öffentlichem Image weiht er das Publikum nur zaghaft ein. Offenkundig kostet es ihn wenig Mühe – es gibt kaum ein Foto von ihm ohne strahlendes Lächeln –, den Eindruck zu wahren, sie stimmten überein: Die meisten Leute, die ihm begegneten, waren erstaunt, wie sehr er auch im Leben «Cary Grant» war. Sein Publikum liess er glauben, dass er immer nur sich selbst spielt. Das ist eine lässliche Lüge, denn tatsächlich ist sein Facettenreichtum immens. Ihm, dessen Genre eigentlich der muntere Widerstand gegen die Konventionen ist, gelingt in The Talk of the Town das Kunststück, glaubhaft einen Anarchisten zu spielen. Seine dunkle, verschlossene Seite zeigt sich in der grimmigen Zerrissenheit des Geheimagenten in Notorious, dem einzigen Film, in dem er weder lächelt noch lacht. Allerdings gehört zu seiner Legende jene Mühelosigkeit, die auf der vollendeten Beherrschung des Handwerks basiert. Das Geheimnis der grossen Komödiendarsteller liegt ja darin, dass sie zu reagieren verstehen. Grant hat

die Gabe, sein Gegenüber gewähren zu lassen und gerade dadurch zu stimulieren. Kaum je ist er allein auf den Bildern, die man aus seinen Filmen in Erinnerung behält. Seine Präsenz ist in einer Halbtotale weit besser aufgehoben als in einer isolierenden Grossaufnahme. Er lenkt den Blick des Zuschauers: gerade so, als sei er ein Stellvertreter des Regisseurs. Als Schauspieler führt er zu einem tieferen Verständnis dessen, was der Film erzählen will. In Only Angels Have Wings bildet er das moralische Zentrum in einer der grossen Initiationsszenen von Hawks’ Kino. Die in einer südamerikanischen Luftpost­ station gestrandete Sängerin wird brüsk mit dem Ethos der Flieger konfrontiert, als Grant das Steak eines eben verunglückten Piloten isst. Sie ist erschüttert von der Gefühllosigkeit, der Unfähigkeit zu trauern. Grant jedoch zeigt ihr, wie überlebenswichtig dieser Kodex stoischer Hinnahme ist. Romantik mit Vorbehalten Die Unabhängigkeit, mit der Grant über seine Karriere bestimmt – nachdem sein Vertrag mit Paramount 1937 ausgelaufen ist, bindet er sich nie mehr länger an ein Studio, sondern wählt seine Rollen selbst aus –, prägt auch seine romantischen Leinwandfiguren. Mae West irrt sich, wenn sie über Grant sagt: «You can be had.» Er scheint gefeit gegen die Verrücktheiten der Liebe. Selbst Katharine Hepburn hat in Bringing Up Baby kein leichtes Spiel mit ihm. Zwar ist er ein dankbarer Partner in Liebesszenen, denn er bringt eine ermutigende Leichtigkeit ins Spiel. Selten scheint er das Liebesspiel ganz ernst zu nehmen. Vielmehr lässt er seine Partnerinnen teilhaben am Spass, den ihm das Leben bereitet. Ohnehin besteht seine Verführungskunst in der Umkehrung der Konvention: Die Frauen müssen die Initiative ergreifen. Sie akzeptieren die Nonchalance und Beiläufigkeit, die er der Anbahnung der Liebe verleiht; nicht als Mangel an Gefühl, sondern als Teil seines Temperaments. Das Privileg der uneingeschränkten Aufmerksamkeit gewährt er seinen Partnerinnen indes nur befristet, seine Hingabe steht unter Vorbehalt. Die legendären Kuss-Szenen in Notorious und North by Northwest schöpfen daraus eine amüsante, aber auch beunruhigende Zweideutigkeit: Sie werden laufend unterbrochen, stets scheint er noch einen anderen Gedanken im Hinterkopf zu haben. Letztlich bleibt er für seine Partnerinnen wie für das Publikum unerreichbar. In Notorious offenbart Hitchcock, wie zuvor Hawks in Only Angels Have Wings, an ihm einen Zug kalten Misstrauens, der auf eine tiefe Verletzung schliessen lässt. Grants Kunst liegt in der Balance der widerstrebenden Elemente. Die leichten und die düsteren Seiten seiner Persona ergänzen einander: Egal, welche in einer Szene die Oberhand gewinnen, er lässt die anderen nie vergessen. Gerhard Midding Gerhard Midding arbeitet als freier Filmjournalist in Berlin.


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Cary Grant.

BLONDE VENUS USA 1932 Um ihrem kranken Mann einen teuren Klinikaufenthalt zu finanzieren, tritt Helen Faraday in einem Nachtclub auf. Dort lernt sie den jungen und reichen Nick Townsend kennen, der Helen und ihrem Kind eines seiner Häuser für die Zeit, da ihr Mann zur Kur ist, zur Verfügung stellt. Bei seiner Rückkehr glaubt Edward Faraday, dass sie ihn betrogen hat, und lässt ihr das Kind durch die Polizei wegnehmen. Aber so schnell gibt Helen nicht auf. «Zu danken habe ich Josef von Sternberg, der mit Marlene Dietrich, Herbert Marshall und mir Blonde Venus inszenierte. Am ersten Drehtag brach er plötzlich alles ab, schnappte sich einen Kamm und zog mir auf der falschen Seite einen Scheitel, und da ist dieser seither geblieben. Sternberg jammerte, schimpfte und flehte, ich solle mich doch entspannen, aber es vergingen Jahre, bis ich mich vor einer Kamera wohlfühlte. (...) Ich bin auch Marlene Dietrich dankbar, die meine Unreife und Unerfahrenheit lächelnd und mit tröstlichem Langmut hinnahm.» (Cary Grant: Archie Leach, Ladies’ Home Journal 1963)

> She Done Him Wrong.

> Blonde Venus.

> In Name Only.

97 Min / sw / Digital HD / E/D/f // REGIE UND SCHNITT Josef von Sternberg // DREHBUCH S. K. Lauren, Jules Furthman (ungenannt), nach einer Story von Josef von Sternberg (ungenannt) // KAMERA Bert Glennon // MUSIK W. Franke Harling, John Leipold, Paul Marquardt, Oscar Potoker (alle ungenannt) // MIT Cary Grant (Nick Townsend), Marlene Dietrich (Helen Faraday), Herbert Marshall (Edward «Ned» Faraday), Dickie Moore (Johnny Faraday), Francis Sayles (Charlie Blaine), Gene Morgan (Ben Smith).

SHE DONE HIM WRONG USA 1933

zum anderen von ungläubigem Staunen zu frechem Grinsen wechselt.» (Manfred Hobsch, Franz Stadler: Die Kunst der Filmkomödie, Bd. 1) 66 Min / sw / 16 mm / E // REGIE Lowell Sherman // DREHBUCH Harvey Thew, John Bright, nach einem Theaterstück von Mae West // KAMERA Charles Lang // MUSIK John Leipold (ungenannt) // SCHNITT Alexander Hall // MIT Mae West (Lady Lou), Cary Grant (Captain Cummings), Owen Moore (Chick Clark), Gilbert Roland (Serge Stanieff), Noah Beery (Gus Jordan), David Landau (Dan Flynn).

BRINGING UP BABY USA 1938 «Eine resolute Dame und ihr zahmer Leopard verwickeln einen weltfremden Paläontologen am Tag vor seiner Hochzeit und der Vollendung einer jahrelangen Saurierskelett-Rekonstruktion in eine Reihe haarsträubender Missgeschicke, die ihn immer weiter von seinen hehren Zielen wegbringen. Ein Plot, der an Verwicklungen, eine Inszenierung, die an Tempo, eine Besetzung die an komödiantischer Perfektion kaum zu überbieten sind.» (Andreas Furler, Programmheft Filmpodium, November/Dezember 2011) «Clevere Dialoge, besonders spielfreudige Darsteller und eine temporeiche Inszenierung machen den Film zu einem zeitlosen Vergnügen, das bis heute nichts von seiner Kraft verloren hat. (…) In den Hauptrollen sind Cary Grant, der selbstironische Gentleman, und die vierfache Oscarpreisträgerin Katharine Hepburn zu sehen (…). Beide stolpern in unruhigem Stakkato-Austausch brillant selbstironisch von einer peinlichen Situation in die nächste, um letztendlich zu realisieren, dass sie sich ineinander verlieben.» (ard.de) 102 Min / sw / DCP / E/d // REGIE Howard Hawks // DREH-

> Only Angels Have Wings.

> Gunga Din.

> Bringing Up Baby.

«Eine Varietésängerin in einem Vorstadtnachtclub von New York, die ebenso viele Liebhaber wie Juwelen hat, gerät durch die Falschgeldgeschäfte des Nachtclubbesitzers in turbulente Schwierigkeiten. Ein Missionar erringt schliesslich ihre Gunst.» (Lexikon des int. Films) «Mit seiner Music-Hall-Erfahrung als geschulter Pantomime und Akrobat hatte Cary Grant beste Voraussetzungen fürs Komikerfach. Doch Hollywood setzte ihn in seinen ersten Filmrollen lediglich als gutaussehenden Smokingträger und Frauenheld ein, bis Mae West in She Done Him Wrong sein komisches Talent herausstellte. Als aufrechter Offizier der Heilsarmee ist er den Avancen von Mae West ausgeliefert, die ihn mit doppeldeutigen Dialogen anmacht. Erstmals zeigt Grant seine komische Wandlungsfähigkeit, dessen Gesichtsausdruck von einem Moment

BUCH Dudley Nichols, Hagar Wilde, nach einer Story von ­Hagar Wilde // KAMERA Russell Metty // MUSIK Roy Webb (ungenannt) // SCHNITT George Hively // MIT Cary Grant (Dr. David Huxley), Katharine Hepburn (Susan Vance), Charlie Ruggles (Major Horace Applegate), May Robson (Tante Elizabeth Random), Walter Catlett (Constable Slocum), Barry Fitzgerald (Aloysius Gogarty), Fritz Feld (Dr. Fritz Lehman).

GUNGA DIN USA 1939 Drei Soldaten der britischen Kolonialarmee, die mehr an Spass und den sagenhaften Schätzen ­Indiens interessiert sind als am Heil des Empire, werden in den Aufstand einer mörderischen Sekte verwickelt. In den Kämpfen mit den Thugs beweist der indische Wasserträger Gunga Din


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Cary Grant. Tapferkeit. Sehr frei nach Rudyard Kipling; das Vorbild von Indiana Jones and the Temple of Doom. «Einer der vergnüglichsten Nonsens-Abenteuerfilme aller Zeiten – voller Slapstick, Heldentum und Übermut. Es ist eine einzigartige Persiflage, auf unbefangen fröhliche, alberne Weise erheiternd. Die Stars sind ein mitreissendes Trio: Cary Grant, der sich als herumkaspernder Raufbold herrlich amüsiert, der elegante Gentleman Douglas Fairbanks Jr. und der ewige Prolet Victor McLaglen. Unvergesslich sind Eduardo Ciannelli in dunklem Make-up als eine Art irrer Hohepriester und Sam Jaffe als Gunga Din, der Inbegriff, die Seele der Loyalität; schnell vergessen ist Joan Fontaine als blasse und propere Heldin.» (Pauline Kael: 5001 Nights at the Movies) 117 Min / sw / 35 mm / E // REGIE George Stevens // DREHBUCH Joel Sayre, Fred Guiol, nach Rudyard Kipling (Gedicht), Ben Hecht und Charles MacArthur (Story) // KAMERA Joseph H. August // MUSIK Alfred Newman // SCHNITT Henry Berman, John Lockert, John Sturges (ungenannt) // MIT Cary Grant (Sgt. Archibald Cutter), Douglas Fairbanks Jr. (Sgt. Thomas «Tommy» Ballantine), Victor McLaglen (Sgt. MacChesney), Sam Jaffe (Gunga Din), Eduardo Ciannelli (ThugAnführer), Joan Fontaine (Emaline «Emmy» Stebbins), Montagu Love ( Colonel Weed).

ONLY ANGELS HAVE WINGS USA 1939 «In der fiktiven südamerikanischen Stadt Barranca steht der waghalsige Postflieger Geoff Carter (Cary Grant, dickköpfig und pomadisiert) kurz vor der Schliessung seines geliebten Lufttransportbetriebs. Da taucht Bonnie Lee auf, ein Weibsbild mit spitzer Zunge, dunkler Vergangenheit und klaren Absichten auf unseren resolut unabhängigen Helden. Wird Geoff diese Chance auf eine schönere Zukunft packen – oder treibt er seine Klapperkiste zu weit und stirbt in einem Feuerball aus loderndem Balsaholz? Wie viele von Hawks’ besten ‹ernsten› Filmen nimmt Only Angels Have Wings seinen hauchdünnen Plot zum Vorwand für eine skalpellscharfe Analyse von Männern unter Druck: Sie fluchen, beschuldigen und weigern sich nachzugeben. In erster Linie ist das ein Film über Professionalität und Hingabe und wie sich diese bewundernswerten Eigenschaften zur Vernebelung von Gefühlen verwenden lassen.» (Tom Huddleston, timeout. com, 11.5.2015) 121 Min / sw / 35 mm / E/d/f // REGIE Howard Hawks // DREHBUCH Jules Furthman, William Rankin (ungenannt), Elea­

IN NAME ONLY USA 1939

nore Griffin (ungenannt), nach einer Story von Howard Hawks // KAMERA Joseph Walker, Elmer Dyer (Luftaufnahmen) // MUSIK Dimitri Tiomkin // SCHNITT Viola Lawrence // MIT Cary Grant (Geoff Carter), Jean Arthur (Bonnie Lee), Thomas

Ein Film, der damit beginnt, dass Cary Grant hoch zu Ross der unbeholfen angelnden Carole Lombard begegnet, kann doch nur ein romantisches Lustspiel werden, stimmts? Weit gefehlt, denn da ist auch noch Kay Francis, die als Grants lieblose Gattin um keinen Preis in eine Scheidung einwilligen und neues Glück ermöglichen will. «Der Film wird durchaus glaubhaft, dank drei Personen – Miss Carole Lombard, Mr. Cary Grant und Miss Kay Francis. Beide Schauspielerinnen betreten hier Neuland. (...) Miss Francis, ‹die bestgekleidete Frau von Hollywood›, die früher steif und lispelnd glamouröse Rollen abschritt, fesselt erstmals unsere Aufmerksamkeit als harte, skrupellose Ehefrau, die auf etwas Wertvolleres aus ist als Alimente: das Geld ihres Schwiegervaters. Diese durch und durch widerliche Figur hat mir gefallen.» (Graham Greene, The Spectator) 94 Min / sw / 35 mm / E // REGIE John Cromwell // DREHBUCH Richard Sherman, nach einem Roman von Bessie Breuer // KAMERA J. Roy Hunt // MUSIK Roy Webb // SCHNITT William Hamilton // MIT Cary Grant (Alec Walker), Carole Lombard (Julie Eden), Kay Francis (Maida Walker), Charles Coburn (Richard Walker), Helen Vinson (Suzanne), Katharine Alexander (Laura), Jonathan Hale (Dr. Gateson).

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Cary Grant.

Mitchell (Kid Dabb), Rita Hayworth (Judy MacPherson), Richard Barthelmess (Bat MacPherson), Sig Rumann (Dutchy), Victor Kilian (Sparks), Allyn Joslyn (Les Peters).

HIS GIRL FRIDAY USA 1940

penden Dialoge rasen in einem atemlosen Tempo dahin, als wollten sie ihren Inhalten zuvorkommen.» (Hans-Joachim Fetzer, Kino Arsenal Berlin, Dezember 2013) 91 Min / sw / 35 mm / E/d // REGIE Howard Hawks // DREHBUCH Charles Lederer, nach dem Theaterstück «The Front Page» von Ben Hecht, Charles MacArthur // KAMERA Joseph Walker // MUSIK Sidney Cutner, Felix Mills // SCHNITT Gene Havlick // MIT Cary Grant (Walter Burns), Rosalind Russell (Hildy Johnson), Ralph Bellamy (Bruce Baldwin), Gene Lockhart (Sheriff «Pinky» Hartwell), Porter Hall (Murphy), Ernest Truex (Roy Bensinger), Roscoe Karns (McCue).

MY FAVORITE WIFE USA 1940

112 Min / sw / DCP / E/d // REGIE George Cukor // DREHBUCH

Screwball Comedy, sehr frei nach Alfred Lord Tennysons Ballade «Enoch Arden», deren Titelheld nach jahrelanger Abwesenheit seine Frau mit einem neuen Gatten antrifft. «Just an dem Tag, als Nick Arden Bianca Bates heiratet, kehrt seine Gattin Ellen zurück, die vor sieben Jahren bei einem Schiffbruch verschollen ging. Sie folgt den Neuvermählten in die Flitterwochen, verhindert den Vollzug der Ehe und schnurrt sich, wie ein kluges Kätzchen, letztendlich zum Sieg. Garson Kanin war 27 (und beschwingter denn je), als er diesen Film inszenierte. Randolph Scott spielt den vegetarischen Wissenschaftler, der Ellen auf der Insel Gesellschaft geleistet hat.» (Pauline Kael: 5001 Nights at the Movies) Für die These, dass Cary Grant und Randolph Scott privat ein Paar waren, findet sich hier witziges Beweismaterial. (mb) 88 Min / sw / 35 mm / E/d // REGIE Garson Kanin // DREHBUCH Bella Spewack, Sam Spewack, nach einem Gedicht von

«Walter Burns, Herausgeber einer Tageszeitung und Journalist mit Leib und Seele, will es nicht akzeptieren, dass seine Exfrau, die Reporterin Hildy Johnson, ihren Beruf aufgibt, um mit einem Versicherungsvertreter ein beschauliches Leben in der Provinz zu führen. Mit allen Mitteln versucht er, Hildys Abreise nach Albany und die bevorstehende Hochzeit zu verhindern. Er überredet sie zu einem letzten Interview mit einem verurteilten Mörder, der gehängt werden soll, damit der Sheriff und der Bürgermeister die nächste Wahl gewinnen. His Girl Friday ist einer der seltenen Fälle, in denen ein Remake die Vorlage – Lewis Milestones The Front Page – eindeutig übertrifft. Hawks ersetzte in seinem politischsten, medien- und gesellschaftskritischen Film den zweiten Protagonisten durch eine Protagonistin und realisierte so eine der schönsten und rasantesten Screwball-Komödien. Die sich überlap-

«Sie ist eine hochmütige und anspruchsvolle Erbin aus Philadelphia; er ist ein arroganter Playboy. Diese beiden Kräfte werden durch die Kombination von Katharine Hepburn und Cary Grant in The Philadelphia Story gegeneinander ausgespielt. (…) Cary Grant vermochte Charaktertiefe anzudeuten, auch wenn er Idioten spielte (und ohne diese liebenswürdig zu machen, liess er spüren, dass sie die Trottel-Rolle wie eine Rüstung angelegt hatten – siehe auch Hitchcocks Notorious). The Philadelphia Story hätte ohne Grant nicht so perfekt funktioniert (…). Das Ergebnis ist eine Studioproduktion, die weitaus tiefgründiger und reichhaltiger ist, als ihr verspielter Stil vielleicht glauben macht.» (Jeremiah Kipp, slantmagazine.com, 1.3.2005)

Alfred Lord Tennyson // KAMERA Rudolph Maté // MUSIK Roy Webb // SCHNITT Robert Wise // MIT Cary Grant (Nick), Irene Dunne (Ellen), Randolph Scott (Burkett), Gail Patrick (Bianca), Ann Shoemaker (Ma), Scotty Beckett (Tim).

THE PHILADELPHIA STORY USA 1940 «Der schlawinerische Exmann einer Millionärstochter voller hochtrabender Ideale torpediert deren unmittelbar bevorstehende Wiederverheiratung mit einem reichen Langweiler, indem er dem Brautpaar einen Skandalreporter auf den Hals hetzt. Im Lauf einer Nacht voller aberwitziger Verwicklungen verliebt sich der Reporter selbst in die Braut.» (Andreas Furler, Programmheft Filmpodium, Oktober/November 2013)

Donald Ogden Stewart, Waldo Salt, nach dem Theaterstück von Philip Barry // KAMERA Joseph Ruttenberg // MUSIK Franz Waxman // SCHNITT Frank Sullivan // MIT Cary Grant (C. K. Dexter Haven), Katharine Hepburn (Tracy Lord), James Stewart (Macauley Connor), Ruth Hussey (Elizabeth Imbrie), John Howard (George Kittredge), Roland Young (Onkel Willie), John Halliday (Seth Lord).

THE TALK OF THE TOWN USA 1942 «Ansprechende tragikomische Geschichte über Korruption, mit Cary Grant als Fabrikarbeiter auf der Flucht vor einer getürkten Anklage wegen Brandstiftung und Mord, Jean Arthur als seiner Jugendfreundin, bei der er Schutz sucht, und mit Ronald Colman als pedantischem Professor, der sich schon bei ihr eingemietet hat (weshalb seine Gegenwart erfordert, dass Grant als ihr Gärtner ausgegeben wird, als er von seiner Abschottung im Dachboden genug hat). Die Komödie um gesellschaftliche Anstandsformen, als sich die unvermeidliche Dreiecksbeziehung entspinnt, wird hübsch gegen jene Diskussionen ausgespielt, in denen die beiden Männer einander ein neues Verständnis vom Gesetz und seiner Anwendung beibringen. Wunderschön geschrieben von Irwin Shaw und Sidney Buchman und ebenso gut inszeniert und gespielt, auch wenn die Situationen (...) mitunter konstruiert anmuten.» (Tom Milne, Time Out Film Guide) 118 Min / sw / Digital SD / E/d // REGIE George Stevens // DREHBUCH Irwin Shaw, Sidney Buchman, Dale Van Every // KAMERA Ted Tetzlaff // MUSIK Frederick Hollander // SCHNITT Otto Meyer // MIT Cary Grant (Leopold Dilg), Jean Arthur (Nora Shelley), Ronald Colman (Michael Lightcap), Edgar Buchanan (Sam Yates), Glenda Farrell (Regina Bush), Charles Dingle (Andrew Holmes), Lloyd Bridges (Forrester).


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Cary Grant.

ARSENIC AND OLD LACE

beides ausleben zu können.» (Donald Deschner: Cary Grant und seine Filme, Goldmann 1983)

USA 1944 101 Min / sw / DCP / E/d // REGIE Alfred Hitchcock // DREH-

«Nie wirkte mehrfacher Mord so grossherzig amoralisch, so unschuldig wie in dieser quasiklassischen Farce des amerikanischen Kinos. (...) Cary Grant, als geistig normaler Theaterkritiker und Held, versucht seinen liebenswürdig-letalen Tantchen klarzumachen, dass es nicht nett ist, Arsen in den Holunderwein zu tun, den sie ihren Gästen auftischen, aber sie begreifen einfach nicht, wieso er sich so aufregt. Das werden Sie vielleicht auch nicht; der Regisseur, Frank Capra, lässt Grant so hektisch und zappelig spielen, dass er in einem Grossteil der Handlung verrückter wirkt als alle andern. (...) Die Bösewichte – Mörder mit weniger zimperlichen Methoden als die unschuldig irren Tanten – spielen Peter Lorre als er selbst und Raymond Massey als Kopie von Boris Karloff.» (Pauline Kael: Kiss Kiss Bang Bang, Marion Boyars 1973)

> My Favorite Wife.

118 Min / sw / 35 mm / E // REGIE Frank Capra // DREHBUCH Julius J. Epstein, Philip G. Epstein, nach dem Theaterstück von Joseph Kesselring // KAMERA Sol Polito // MUSIK Max Steiner // SCHNITT Daniel Mandell // MIT Cary Grant (Morti-

> Arsenic and Old Lace.

> The Philadelphia Story.

mer Brewster), Priscilla Lane (Elaine Harper), Peter Lorre (Dr. Einstein), Raymond Massey (Jonathan Brewster), Josephine Hull (Abby Brewster), Jean Adair (Martha Brewster).

NOTORIOUS USA 1946 «Einer von Hitchcocks besten Filmen der 40erJahre. Der Spionage-Plot um Nazis, die in Südamerika untergetaucht sind, ist ein reiner MacGuffin, denn eigentlich geht es um die perverse und grausame Liebesaffäre zwischen einem USAgenten und einer Alkoholikerin. Letztere zwingt der Agent dazu, einem Deutschen sexuell zu Diensten zu sein, um an Informationen zu gelangen. Der Film erzeugt zwar Spannung, doch was ihn wirklich auszeichnet, ist die Art, wie seine glattpolierte Oberfläche eine widerwärtige Verstrickung von Selbstaufopferung, Ausbeutung, Verdächtigung und emotionaler Abhängigkeit ausleuchtet. Tatsächlich ist Cary Grant die am wenigsten sympathische Figur in diesem dunklen, unsteten Beziehungsgemenge.» (Geoff Andrew, Time Out Film Guide) «Notorious war Cary Grants zweiter Hitchcock-Film, er hatte also schon Erfahrung mit Hitchcocks Konzeption einer Rolle. Mit grosser Sensibilität spielt er die Rolle des Mannes, der zwischen Pflicht und Liebe zerrissen ist. Man teilt seine Frustration und seine Entschlossenheit, > His Girl Friday.

BUCH Ben Hecht, Alfred Hitchcock (ungenannt), Clifford Odets (ungenannt), nach einer Kurzgeschichte von John Taintor Foote (ungenannt) // KAMERA Ted Tetzlaff // MUSIK Roy Webb // SCHNITT Theron Warth // MIT Cary Grant (T. R. Devlin), Ingrid Bergman (Alicia Huberman), Claude Rains (Alexander Sebastian), Louis Calhern (Capt. Paul Prescott), Reinhold Schünzel (Wilhelm Otto Rensler alias Dr. Anderson), Leopoldine Konstantin (Madame Anna Sebastian).

I WAS A MALE WAR BRIDE USA 1949 «Ein französischer Offizier verliebt sich in eine Angehörige des amerikanischen weiblichen Armeekorps und geht – um die einschlägigen Einwanderungshürden nach dem Zweiten Weltkrieg zu überspringen – als ‹Kriegsbraut› mit ihr zurück in die Vereinigten Staaten. Übermütige, sehr witzig gespielte Verkleidungsgroteske; eine treffsichere Parodie auf den amerikanischen Bürokratismus.» (Lexikon des int. Films) «Natürlich gibt es Sex in meinen Filmen. In I Was a Male War Bride spielt Cary Grant einen französischen Offizier, der Ann Sheridan heiratet. Und den ganzen Rest des Films über versucht er, mit ihr ins Bett zu gehen. Schliesslich schafft er es, während das Schiff an der Freiheitsstatue vorbei in den Hafen von New York einläuft. Das war Sex. Ich glaube nur nicht an diesen Schund, der heutzutage produziert wird: Das ist nicht sexy, sondern schmutzig.» (Howard Hawks, zitiert in: Filmpodium Programmheft Februar/März 2007) 105 Min / sw / 35 mm / E/D/F/f // REGIE Howard Hawks // DREHBUCH Charles Lederer, Leonard Spigelgass, Hagar Wilde, nach einem Zeitungsbericht von Henri Rochard // KAMERA Norbert Brodine, Osmond Borrodaile // MUSIK Cyril Mockridge // SCHNITT James B. Clark // MIT Cary Grant (Capt. Henri Rochard), Ann Sheridan (Lt. Catherine Gates), Marion Marshall (Lt. Kitty Lawrence), Randy Stuart (Lt. Elois Billings), William Neff (Capt. Jack Rumsey), Eugene Gericke (Tony Jowitt), Kenneth Tobey (Red).

AN AFFAIR TO REMEMBER USA 1957 Ein Mann und eine Frau, beide anderweitig verlobt, lernen sich auf einem Ozeandampfer kennen und verlieben sich. Sechs Monate nach der Ankunft in New York wollen sie sich auf dem Empire State Building wiedersehen. Doch dann schlägt das Schicksal zu.


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Cary Grant.

> Notorious.

«Leo McCarey, der Mann, der Stan Laurel und ­Oliver Hardy zusammenbrachte (...), schuf auch den Inbegriff des Liebesfilms, vielleicht weil er wusste, wie man den Humor drin behält. Tatsächlich hat er dieselbe Geschichte zweimal gedreht, mit verschiedener Besetzung, im Abstand von 18 Jahren. Die erste Fassung, Love Affair, entstand 1939 mit Charles Boyer und Irene Dunne; die zweite, An Affair to Remember (1957) mit Cary Grant und Deborah Kerr, diente als Katalysator für Nora Ephrons Erfolgskomödie Sleepless in ­Seattle. (...) Die emotionale Wirkung der CaryGrant-Version mag stärker sein, vielleicht weil Grants Image, anders als Boyers, oft komisch war, sodass die dramatischen Töne hier als Kontrast umso schwerer zu Buche schlagen. (...) Die Kombination von Komödie und Liebesdrama gehört zu den schwierigsten Mischungen überhaupt; McCarey beherrschte sie meisterhaft, und An Affair to Remember ist ein vollkommenes Beispiel dafür.» (Peter Bogdanovich, indiewire.com, 21.5.2012) 115 Min / Farbe / Digital HD / E/d // REGIE Leo McCarey // DREHBUCH Delmer Daves, Leo McCarey, Donald Ogden ­Stewart, nach der Story von Leo McCarey, Mildred Cram // KAMERA Milton R. Krasner // MUSIK Hugo Friedhofer // SCHNITT James B. Clark // MIT Cary Grant (Nickie Ferrante), Deborah Kerr (Terry McKay), Richard Denning (Kenneth Bradley), Neva Patterson (Lois Clark), Cathleen Nesbitt (Grossmutter Janou), Robert Q. Lewis (Ansager).

NORTH BY NORTHWEST USA 1959

> An Affair to Remember.

> Charade.

Der arglose Werbefachmann Roger Thornhill aus New York wird irrtümlich für einen Spion gehalten, der in Wirklichkeit nur ein vom CIA erfundenes Phantom ist. Dem Geheimdienst kommt dies sehr zupass, will er doch die Gegenseite auf eine falsche Spur locken. Eine Verfolgungsjagd quer durch den nordamerikanischen Kontinent beginnt. Thornhill wird dabei unfreiwillig zum Helden, der sich gegen feindliche Agenten durchsetzen und eine junge Frau retten muss. Grant «war auch der perfekte Gegenpart zu Hitchcock in einem Film wie North by Northwest mit seinem herrlich absurden Plot. Hier war Grants Begabung, gegen den Stoff zu spielen, entscheidend für den Erfolg des Films. Hitchcock schickt seinen Helden an einen fantastischen Schauplatz nach dem andern (…). Eine ernsthafte Darstellung hätte hier komisch gewirkt. Eine komische Darstellung hätte aber die echte Spannung des Films untergraben. Wer ausser Grant hätte den genau richtigen Ton zwischen Drama und Farce finden können? Der Film würde anders gar nicht funktionieren, als auf Hitchcocks und

Grants Weise, den Plot geradlinig zu durchschreiten, ohne den Abgrund der Selbstparodie zu beachten, der ihnen zu beiden Seiten einer sehr schmalen Linie drohte.» (Roger Ebert, rogerebert.com) 136 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE Alfred Hitchcock // DREHBUCH Ernest Lehman // KAMERA Robert Burks // MUSIK Bernard Herrmann // SCHNITT George Tomasini // MIT Cary Grant (Roger O. Thornhill), Eva Marie Saint (Eve Kendall), James Mason (Phillip Vandamm), Martin Landau (Leonard), Leo G. Carroll (Professor), Jessie Royce Landis (Clara Thornhill, Rogers Mutter), Alfred Hitchcock (Mann, der den Bus verpasst).

CHARADE USA 1963 «Reggie, gelangweilte amerikanische Ehefrau, flirtet in einem französischen Skiparadies hinter einem Beau mit ergrauten Schläfen her. Derweil wird ihr Ehemann aus dem fahrenden Zug ge­ stossen. Das war der erste Mord, weitere folgen, und auch Reggie ist bedroht.» (Dietrich Kuhlbrodt, Filmkritik, Februar 1964) «Stanley Donens Charade verdankt im Hinblick auf Intrige und Spannung sehr viel der Hitchcock-Schule. Das amüsante und unterhaltende Melodrama vor ansprechendem Hintergrund präsentierte die beiden weltbekannten Stars Cary Grant und eine elegante Audrey Hepburn. (…) Charade ist als Unterhaltungsfilm Spitzenklasse; ein glitzerndes Päckchen Spass und Spiel.» (Jerry Vermilye: Cary Grant. Seine Filme – sein Leben, Heyne 1979) «Mit jedem seiner Filme verfeinerte Grant die kontrollierte Nonchalance seines Auftretens, die stets im Kontrast steht zum komischen Geschehen. Während er in seinen frühen Filmen sein ­Salonlöwen-Image des perfekten Traummanns gern durch plötzliche Ausrutscher in die Albernheiten höchst unpassender Verhaltensweisen komisch in Frage stellte, trat er in seinen späteren Filmen mit der souveränen und selbstironischen Attitüde eines Mannes von Welt auf, der alles gesehen hat und den nichts erschüttern kann.» (Manfred Hobsch, Franz Stadler: Die Kunst der Filmkomödie, Bd. 1) 113 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE Stanley Donen // DREHBUCH Peter Stone, nach der Story von Peter Stone, Marc Behm // KAMERA Charles Lang Jr. // MUSIK Henry Mancini // SCHNITT Jim Clark // MIT Cary Grant (Peter Joshua), Audrey Hepburn (Regina «Reggie» Lampert), Walter Matthau (Hamilton Bartholomew), James Coburn (Tex Penthollow), George Kennedy (Herman Scobie), Ned Glass (Leopold W. Gideon), Jacques Marin (Inspektor Edouard Grandpierre).


17 Schwarz und Frau

Unbeachtete Geschichte(n) In Kooperation mit dem Netzwerk Bla*Sh hat das Filmpodium eine Auswahl von Filmen rund um Schwarze Frauen zusammengestellt. Die Reihe richtet den Blick nicht nur auf Schwarze Regisseurinnen und Schauspielerinnen, sondern rückt auch die Lebens- und Alltags­ realitäten Schwarzer Frauen in den Mittelpunkt und macht so ihre oft marginalisierten Geschichten und Erfahrungen sichtbar. Schwarze Frauen werden in Filmen nur selten als komplexe, mehrdimensionale Figuren mit eigenen Stärken und Schwächen dargestellt. Stattdessen wirken ihre Rollen oft unterstützend für weisse weibliche oder Schwarze männliche Protagonisten, deren Geschichten im Vordergrund stehen. Allzu oft greifen diese Rollen auf Stereotypen zurück, wie beispielsweise die mütter­ liche «Mammy» (Gone with the Wind, 1939, oder The Help, 2011) oder die sexuell aggressive oder promiske «Jezebel», etwa in Foxy Brown (1974). Es gibt in der Filmgeschichte aber auch Erzählungen, die eine Gegenperspektive bieten. Daughters of the Dust (1991) der Regisseurin Julie Dash ist ein vielzitiertes Beispiel, da der Film eine spezifische, gänzlich von Schwarzen Frauen definierte Welt zeigt und bei einem breiten Publikum Anklang fand. Verfilmungen von Romanen wie Beloved von Toni Morrison (1998; Regie: Jonathan Demme) oder The Color Purple von Alice Walker (1985; Regie: Steven Spielberg) lenkten den Blick auf individuelle Schicksale und deren Überwindung. Derzeit führen Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen wie Amma Asante (Belle) und Ava DuVernay (Selma, Middle of Nowhere) auf ihre eigene Weise die Darstellung der Lebensrealitäten, Selbstbilder und Erfahrungen Schwarzer Frauen fort. Der Produzentin Shonda Rhimes gelingt es mit ihren Fernsehserien Scandal und How to Get Away with Murder, Schwarze weibliche Hauptfiguren zu schaffen, die ambivalent sind und gerade deshalb zugänglich wirken. Historische Dokumentationen machen den Kampf Schwarzer Frauen gegen Unrecht und Unterdrückung zum Thema. In den letzten Jahren sind es vermehrt auch Webserien, die bisher unberücksichtigte Positionen und Zusammenhänge aufzeigen, da sie die Regeln der Film- und Fernsehindustrie umschiffen. >

Gemeinsam sind sie stark: Bande de filles < Schwarzer Fremd-Körper im britischen Adel: Belle

<

Seltsame Initiationsriten: The Fits


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Schwarz und Frau.

Die Filmreihe «Schwarz und Frau» geht auf die vielseitigen Hintergründe von Schwarzen Frauen ein. Die Reihe möchte zu einem differenzierten Bild Schwarzer Frauen beitragen und diese sichtbar machen. Gewisse Filme nehmen sich frauenspezifischer Themen an, setzen sich mit der weiblichen Geschlechterrolle in einer männlich dominierten Gesellschaft auseinander oder gehen der Frage nach, was als «schön» gilt. Andere nehmen Bezug auf Identitätssuche und Zugehörigkeit angesichts von Migration und Rassismus. Durch ihre Vielfalt will die Reihe nicht nur «people of color», sondern allen Betrachterinnen und Betrachtern die Möglichkeit geben, Parallelen zur eigenen Lebensrealität zu ziehen. Sarah Owens und Rispa Stephen

Die Filmreihe «Schwarz und Frau» entstand in Kooperation mit Bla*Sh. Black She – kurz Bla*Sh – ist ein Netzwerk Schwarzer kulturschaffender Frauen in der Deutschschweiz, die sich im Kontext einer grösseren Schwarzen Diaspora verorten. Sie leben straight oder queer, mit oder ohne Kinder. Die einen sind in Europa aufgewachsen, andere haben auf anderen Kontinenten gelebt. Alle haben mindestens einen Schwarzen Elternteil, und was sie verbindet, ist die Erfahrung, als «Schwarz» wahrgenommen zu werden. Sie möchten neue Netzwerke unter Schwarzen Frauen entstehen lassen, bestehende stärken und zur differenzierten Sichtbarkeit von Schwarzen Frauen in der Gesellschaft beitragen. Das grosse «S» beim Adjektiv «Schwarz» ist ein symbolischer Teil dieses Empowerment-Prozesses. Die Dozentin für visuelle Kulturen Sarah Owens und die Soziokulturelle Animatorin Rispa ­Stephen sind Teil des Bla*Sh-Netzwerks.

112 Min / Farbe / DCP / E // DREHBUCH UND REGIE Julie

LA NOIRE DE...

SCHNITT Joseph Burton, Amy Carey // MIT Cora Lee Day

«Eine junge Senegalesin wird, nachdem sie bei einer französischen Familie in Dakar als Babysitterin gearbeitet hat, eingeladen, als Gouvernante nach Frankreich mitzukommen. Doch im Westen ist sie für alle bloss noch ‹das schwarze Mädchen›: Ihrer Freiheit, ihrer Würde und ihrer Identität beraubt, bleibt ihr nur ein radikaler letzter Akt des Widerstands. Sembènes Langfilmdebüt, einer der ersten afrikanischen Spielfilme (…), basiert auf einer Zeitungsmeldung über den Selbstmord eines afrikanischen Hausmädchens. Daraus formte Sembène eine scharfe, stringente Parabel über Neokolonialismus und ‹den neuen Sklavenhandel›. Selbst technische Beschränkungen nutzte er virtuos als Stilmittel: Seine Protagonistin bleibt stumm (mangels Direktton), sie hat buchstäblich keine Stimme – ihre Gedanken werden im Off von einer (weissen) Schauspielerin auf Französisch geschildert.» (Christoph Huber, filmmuseum.at, November 2004)

low Mary), Trula Hoosier (Trula), Umar Abdurrahman (Bilal

60 Min / sw / Digital HD / F/e // REGIE Ousmane Sembène // DREHBUCH Ousmane Sembène, nach seinem Roman // ­KAMERA Christian Lacoste // SCHNITT André Gaudier // MIT Mbissine Thérèse Diop (Diouana), Anne-Marie Jelinek (Madame), Robert Fontaine (Monsieur).

DAUGHTERS OF THE DUST USA/GB 1991

PODIUMSDISKUSSION

MI, 15. MÄRZ | 20.00 UHR

Im Anschluss an den Dokumentarfilm Trop noire pour être française?, in dem Isabelle BoniClaverie sich mit der kolonialen Vergangenheit Frankreichs und deren heutigen Auswirkungen auseinandersetzt (s. Seite 22), findet eine Podiumsdiskussion mit dem Publikum zum Thema «Schwarz und Frau» statt. Filmbeginn: 18.15 Uhr, Diskussion: 20:00 Uhr Leitung: Sarah Owens und Rispa Stephen Gast: Carine Kapinga Grab (Schauspielerin und Theaterpädagogin) Es sind Einzel- und Kombitickets erhältlich.

Dash // KAMERA Arthur Jafa // MUSIK John Barnes //

Senegal/Frankreich 1966

«Die grossartig impressionistische Geschichte des Volks der Gullah, angesiedelt auf den Sea ­Islands in South Carolina um die Jahrhundertwende. Dieser nichtlineare Film wird in den ­Händen der Regisseurin Julie Dash und des Kameramanns Arthur Jafa zu einem visuellen Gedicht, einer Vereinigung von Symbolik und ­ Rhythmus, die orale Tradition mit Musikvideos verbindet. Es ist ein erstaunliches, lebhaftes Porträt nicht nur einer Zeit und eines Orts, sondern auch der Stimmung einer Ära. Die Geschichte konzentriert sich vor allem auf die Frauen der erweiterten Peazant-Familie in der üppigen Gegend von Ibo Landing, eine schwarze Gemeinschaft, die von Sklaven abstammt, die vor der Sklavenbefreiung auf Indigo-, Reis- und Baumwollplantagen arbeiteten. Durch die Isolation vom Festland haben die Peazants viele Traditionen, den Glauben und die Sprache ihrer westafrikanischen Ahnen bewahrt. All das droht verloren zu gehen, als der Gullah-Clan sich darauf vorbereitet, dieses Paradies zu verlassen und in den industrialisierten Norden zu ziehen.» (Rita Kempley, Washington Post, 28.2.1992)

(Nana Peazant), Alva Rogers (Eula Peazant), Barbara O (YelMuhammad), Adisa Anderson (Eli Peazant).

THE WATERMELON WOMAN USA 1996 Cheryl Dunye «erscheint in ihrem Filmdebüt als eine kühne Version ihrer selbst – eine schwarze lesbische Frau namens Cheryl, die versucht, ihren ersten Film zu drehen. (…) Cheryl arbeitet in einem Videoladen, was ihr erlaubt, ihr heimliches Interesse für ‹Mammy›-Filme der 30er-Jahre zu verfolgen. Als sie sich einen davon anschaut, ist sie von einer atemberaubenden schwarzen Schauspielerin fasziniert, die im Abspann nur als ‹The Watermelon Woman› bezeichnet wird. (…) Cheryl wird vom Bild dieser unerreichbaren Frau gefesselt. Sie beschliesst, einen Dokumentarfilm über diese Schauspielerin zu drehen, bei der es sich um eine ehemalige Nachtclub-Sängerin namens Fae Richards handelt (…). In der Gegenüberstellung von Cheryls und Faes Leben setzt The Watermelon Woman zu einem weiteren Sprung der Fantasie an. Beide Frauen haben grosse Ambitionen, aber auch grosse Schwierigkeiten aufgrund ihrer Hautfarbe. (…) Trotz aller ernsthaften Themen, die The Watermelon Woman anschneidet, nimmt sich der Film nicht allzu ernst. Er ist von einer Leichtigkeit durchdrungen, die zu Dunyes Charakter passt.» (Ruthe Stein, San Francisco Chronicle, 25.7.1997) 90 Min / Farbe / DCP / E/d // DREHBUCH, REGIE UND SCHNITT Cheryl Dunye // KAMERA Michelle Crenshaw // MUSIK Paul Shapiro // MIT Cheryl Dunye (Cheryl), Guinevere Turner (Diana), Valarie Walker (Tamara), Lisa Marie Bronson (Fae «The Watermelon Woman» Richards), Cheryl Clarke (June Walker), Brian Freeman (Lee Edwards).

YELLOW FEVER GB/Kenia 2012 «Warum fühlen sich afrikanische Frauen in ihrer dunklen Haut oft ‹ein wenig unwohl›? Die Filmemacherin Ng’endo Mukii interessiert sich für das Konzept von Hautfarbe und Rasse. Ihr mehrfach preisgekrönter Film inszeniert die Befindlichkeit des Ungenügens in einem spannenden Mix von Collage, Animation und Tanz. Er thematisiert geschickt die rassistischen Ursachen des Minderwertigkeitsgefühls und deren Verfestigung durch die heutigen Medien.» (filmeeinewelt.ch)


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Schwarz und Frau.

DARK GIRLS USA 2011

> Yellow Fever.

> Daughters of the Dust.

> Trop noire pour être française?.

«‹Ich möchte nicht als schwarz bezeichnet werden, weil ich nicht schwarz bin›, so der Kommentar eines jungen afroamerikanischen Mädchens zu Beginn von Dark Girls. Dark Girls ist ein Dokumentarfilm, der den ‹colorism› (Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe; Red.) und die Wahrnehmung erforscht, mit der Frauen von dunklerer Hautfarbe nicht nur in Amerika, sondern rund um die Welt konfrontiert werden. Diesem herzzerreis­ senden Kommentar folgt eine Aneinanderreihung von Bildern afroamerikanischer Frauen, (…) die Bilder führen zu den Ursprüngen des ‹colorism›, zur Sklaverei. Experten legen dar, wie die Weissen sich Schwarze untertan machten. Doch statt auf die Verachtung der Weissen gegenüber den Schwarzen zu fokussieren, zeigt der Film, wie Schwarze innerhalb ihrer eigenen Rasse auseinanderdividiert wurden, je nachdem, wie dunkel ihre Haut war.» (Tonyisha Harris, rogerebert. com, 24.2.2014) «Wie die Welt Schönheit definiert, kann einen dramatischen Einfluss darauf haben, wie man sich im Spiegel sieht. Das ist ein Kernthema von Dark Girls, in dem dunkelhäutige Frauen freimütig über ihren Kampf mit kulturell geprägten Schönheitsidealen und um ihr Selbstbewusstsein sprechen.» (Oprah Winfrey, The Huffington Post, 24.6.2013) Yellow Fever 7 Min / Farbe / Digital SD / E/d // DREHBUCH, REGIE UND SCHNITT Ng'endo Mukii // KAMERA Alex MacNaughton // MUSIK Kadialy Kouyate. Dark Girls 71 Min / Farbe / Digital HD / E // REGIE D. Channsin Berry, Bill Duke // KAMERA Carl Bartels, Lawrence Dennis, David Mahlmann, Jeffrey Nichols, Harry Sando jr., John Simmons // MUSIK Kurt Farquhar // SCHNITT Bradinn French.

MIDDLE OF NOWHERE USA 2012 «Ein trügerisch leichter Film, der die richtige Balance zwischen realistischem Familiendrama und Ernsthaftigkeit hält. Middle of Nowhere betrachtet eine auf Eis gelegte Ehe und deutet an, dass es vielleicht besser wäre, darüber hinwegzukommen. (…) Emayatzy Corinealdi spielt Ruby, die in der ersten Szene ihre Träume gegen Pflichten eintauscht: Beim Treffen mit ihrem Ehemann Derek, nach seinen ersten Wochen im Gefängnis, offenbart sie ihm, dass sie das Medizinstudium ab> Middle of Nowhere.

bricht, um an den Besuchstagen die vierstündige Fahrt zum Gefängnis auf sich nehmen zu können und um zu Hause zu sein, wenn ihm erlaubt wird, sie unter der Woche anzurufen. Während Ruby in der Nacht als Krankenpflegerin arbeitet, versucht sie mit aller Kraft, Derek bei Stimmung zu halten und eine vorzeitige Bewährung zu erreichen. Mit wenigen Strichen, aber überzeugend skizziert DuVernay das Leben der Frau eines Insassen (…). Dadurch, dass sie uns lange verschweigt, warum Derek im Gefängnis ist, verallgemeinert sie die Erfahrung: Handelt es sich um eine der unzähligen schwarzen Familien, die durch willkürliche Strafverfolgung zerrissen wurden? Auch wenn das der Fall wäre, ist Ruby keineswegs für Mitleid zu haben.» (John DeFore, The Hollywood Reporter, 20.1.2012) 97 Min / Farbe / DCP / E // DREHBUCH UND REGIE Ava DuVernay // KAMERA Bradford Young // MUSIK Kathryn Bostic // SCHNITT Spencer Averick // MIT Emayatzy Corinealdi (Ruby), Omari Hardwick (Derek), Edwina Findley Dickerson (Rosie), Sharon Lawrence (Fraine), Lorraine Toussaint (Ruth), David Oyelowo (Brian), Maya Gilbert (Gina).

BELLE GB 2013 «Im 18. Jahrhundert zeugt der britische Marineoffizier Lindsay mit einer ehemaligen Sklavin eine Tochter. Die kleine Belle wächst im Haushalt von Lord Mansfield auf, an der Seite von Lindsays junger Cousine Elizabeth. Als Erbin Lindsays wäre Belle eine gute Partie, aber aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe kann sie in der Aristokratie nicht auf Akzeptanz hoffen; Elizabeth hingegen droht mangels Vermögen keinen Ehemann zu ­finden. Misan Sagay, eine britische Autorin mit nigerianischen Wurzeln, und die Regisseurin Amma Asante, Tochter eingewanderter Ghanaer, haben aufgrund von Tatsachen eine Fabel über diverse Formen der Diskrimination geschaffen und sie in eine Kostüm-Romanze à la Jane Austen verpackt. In der südafrikanisch-stämmigen Gugu MbathaRaw haben sie die perfekte Hauptdarstellerin gefunden.» (Programmheft Filmpodium, Februar/ März 2015) 104 Min / Farbe / Digital HD / E/d // REGIE Amma Asante // DREHBUCH Misan Sagay // KAMERA Ben Smithard // MUSIK Rachel Portman // SCHNITT Victoria Boydell, Pia Di Ciaula // MIT Gugu Mbatha-Raw (Dido Elizabeth Belle), Tom Wilkinson (Lord Mansfield), Emily Watson (Lady Mansfield), Sarah Gadon (Elizabeth Murray), Sam Reid (John Davinier), Miranda Richardson (Lady Ashford), Tom Felton (James Ashford), Penelope Wilton (Lady Mary Murray).


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Schwarz und Frau.

FLÂNER

(Strolling) USA/F/JP/NL 2014 – Prix de la mise en scène

«Strolling/Flâner ist eine kurze DokumentarWebserie, bei der wir mit Leuten in verschiedenen Städten rund um die Welt spazieren gehen und dabei erfrischend direkte und ehrliche Gespräche führen über verschiedene Themen, die ihre Gesellschaft beschäftigen.» (strolling. com) Gezeigt wird eine Episode aus Frankreich.

TROP NOIRE POUR ÊTRE ­FRANÇAISE? Frankreich 2015

Schwarz und Frau. Schwestern. Ihr Bruder spielt zu Hause den Pascha und langt auch mal zu. Als sie wegen mangelhafter Leistungen von der Schule verwiesen wird, landet sie bei einer Clique von drei etwas älteren und coolen Mädels, die mit ihrer charismatischen Anführerin Lady auch den in der Nachbarschaft herumlungernden Jungs Paroli bieten. Doch bald holt die Realität Marieme ein. (…) Die junge Karidja Touré spielt diesen Wandel vom schüchternen Mädchen (…) zur Kämpferin erstaunlich souverän.» (Silvia Hallensleben, epd Film, 20.01.2015) 113 Min / Farbe / DCP / F/d // DREHBUCH UND REGIE Céline Sciamma // KAMERA Crystel Fournier // MUSIK Jean-Baptiste de Laubier // SCHNITT Julien Lacheray // MIT Karidja Touré (Marieme, «Vic»), Assa Sylla (Sophie, «Lady»), Lindsay

Graduation written and directed by

Cristian MunGiu

«Isabelle Boni-Claverie untersucht den mehr oder weniger gewöhnlichen Rassismus in der französischen Gesellschaft. Den roten Faden bildet dabei die Geschichte ihrer Grosseltern, eines der ersten gemischtrassigen verheirateten Paare in Frankreich. (…) Als sie schwanger wurde, hat sie sich gefragt, in was für einem Frankreich ihr Kind leben werde: ‹Fragestellungen, die ich überwunden glaubte, sind wieder aufgetaucht, zusammen mit Ängsten, die viele Leute wie ich für ihre Kinder empfinden, und dem Bedürfnis, dass sie nicht durchmachen müssen, was wir erleiden.› (…) Was bedeutet es, heute in Frankreich schwarz zu sein? Fern der grossen Diskurse der Soziologen und Historiker versuchen auch ganz einfache Bürgerinnen und Bürger vor der Kamera Antworten auf die Fragen zu geben, die sich die Filmemacherin stellt, indem sie von ihren persönlichen Erfahrungen mit der ‹négritude› erzählen.» (Nicolas Michel, jeuneafrique.com, 1.7.2015) Strolling/Flâner 17 Min / Farbe / Digital HD / F/d // REGIE Cecile Emeke.

«Ein fesselnder, intelligenter Film, grosses Kino.»

Trop noire pour être française? 52 Min / Farbe / Digital HD / F/d // DREHBUCH UND REGIE Isa-

LE nouVEL oBsErVatEur

belle Boni-Claverie // KAMERA Georgi Lazarevski // SCHNITT Sébastien Touta, Solveig Risacher, Gwénola Héaulme // MIT

«Grossartig konstruiert, ungeheuer dicht.» diE WELt

Agnès Mrugalski (Kommentarstimme), Sylvie Chalaye, Eric Fassin, Achille Mbembe, Pap Ndiaye.

«Munigu ist ein rumänischer Balzac – meisterlich!»

BANDE DE FILLES Frankreich 2014

LE FiGaro

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«Die 15-jährige Marieme wohnt mit ihrer Familie in einer der Retortenstädte der Pariser Banlieue, wo die Nachkommen aus der Karibik oder aus Afrika zugewanderter Überseefranzosen fast unter sich leben. Während die alleinerziehende Mutter für den Lebensunterhalt der Familie putzt, kümmert sich Marieme öfter um die beiden kleinen

10.01.17 15:32

Karamoh (Adiatou), Mariétou Touré (Fily), Idrissa Diabaté ­(Ismaël), Simina Soumaré (Bébé), Dielika Coulibaly (Monica).

THE FITS USA 2015 «Das Debüt der Newcomerin Anna Rose Holmer ist eine originelle Reflexion über den Weg einer jungen Afroamerikanerin von der Kindheit in die exotische gesellschaftliche Sphäre der Pubertät. In ihrem kleinformatigen, aber packenden Erstling The Fits fühlt sich eine burschikose vorpubertäre Boxerin durch Kräfte, die sie weder benennen noch verstehen kann, vom weiblichen Empowerment eines Drill-Tanzteams angezogen, das im gleichen Sozialbau-Freizeitzentrum von Cincinnati trainiert. Ihre Verwicklung in diese berauschende neue Welt bringt Angst, Faszination und seltsame Initiationsriten mit sich; ohne dass diese ausdrücklich erklärt werden, machen sie den Film zu einer fesselnden Meditation über Gender und Selbstentdeckung, die sich durch die träumerische Schönheit ihrer visuellen und bewegungsbasierten Erzählkunst auszeichnet. (...) The Fits ist ein schönes Charakterporträt, abstrakt und doch suggestiv, dem der geschickte Einsatz von Zeitlupe, geschmeidigen Kamerafahrten und einer Musik, die von Ambient-Dröhnen über dissonante Saiteninstrumente bis zum perkussiven Klatschen, Klicken und Stampfen der Drill-Abläufe reicht, den Eindruck verleiht, nicht von dieser Welt zu stammen.» (David Rooney, The Hollywood Reporter, 4.9.2015) 72 Min / Farbe / DCP / E // REGIE Anna Rose Holmer // DREHBUCH Saela Davis, Anna Rose Holmer, Lisa Kjerulff // ­KAMERA Paul Yee // MUSIK Danny Bensi, Saunder Jurriaans // SCHNITT Saela Davis // MIT Royalty Hightower (Toni), ­Alexis Neblett (Beezy), Antonio A. B. Grant jr. (Donté), Lauren Gibson (Maia), Makyla Burnam (Legs), Inayah Rodgers ­(Karisma), Da'Sean Minor (Jermaine).

WEITERFÜHRENDE FILME, FERNSEHSERIEN UND WEBSERIEN 4 Little Girls Spike Lee, USA 1997. Dokumentarfilm Aya de Yopougon Marguerite Abouet, Clément Oubrerie, F 2013. Animationsfilm Beloved Jonathan Demme, USA 1998. Spielfilm Blue Girls Burn Fast Amandla Stenberg, USA 2016. Kurzfilm Chisholm ’72 – Unbought and Unbossed Shola Lynch, USA 2004. Dokumentarfilm The Color Purple Steven Spielberg, USA 1985. Spielfilm Difficult Love Zanele Muholi, Peter Goldsmid, ZA 2010. Dokumentarfilm Half of a Yellow Sun Biyi Bandele, GB 2013. Spielfilm How to Get Away with Murder Shonda Rhimes, Peter Nowalk, USA 2014. TV-Serie Jean of the Joneses Stella Meghie, Kanada/USA 2016. Spielfilm Lady Sings the Blues Sidney J. Furie, USA 1972. Spielfilm The Misadventures of Awkward Black Girl Shea William Vanderpoort u. a. USA 2011–2013. Webserie Mother of George Andrew Dosunmu, USA/NG 2013. Spielfilm Pariah Dee Rees, USA 2011. Spielfilm The Peculiar Kind Alexis Casson und Mursi Layne, USA 2012–2013. Webserie Polyglot Amelia Umuhire, D 2015–. Webserie Pretty Antonia Opiah, F/I/GB/IL 2015–. Webserie The Rosa Parks Story Julie Dash, USA 2002. Spielfilm Scandal Shonda Rhimes, Betsy Beers, USA 2012–. TV-Serie What Happened, Miss Simone? Liz Garbus, USA 2015. Dokumentarfilm Weitere Angaben auf unserer Website.

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Das erste Jahrhundert des Films: 1937.

Das erste Jahrhundert des Films

1937 Bereits in den Jean-Gabin-Filmen La grande illusion und Pépé le Moko aus dem vergangenen Dezember-Programm zeigte sich die allgemeine Verunsicherung, die sich 1937 in Europa breitmachte. Wie bei diesen Filmen des Poetischen Realismus lädt Detlef Sierck (später: Douglas Sirk) in Zu neuen Ufern die Mise en Scène emotional auf, und die Verzweiflung seiner weiblichen Hauptfigur, gespielt vom späteren Star des nationalsozialistischen Filmschaffens, Zarah Leander, spiegelt sich in den Dekors. In einer durch das Propagandaministerium streng regulierten Filmindustrie und zu einer Zeit, in der sich der Antisemitismus immer schärfer artikuliert (etwa mit der Wanderausstellung «Der ewige Jude»), vermag Sierck subversiv ein allgemeines Gefühl der Hoffnungslosigkeit und der Orientierungslosigkeit zu zeichnen. Direkter und für das Hollywoodkino der damaligen Zeit überraschend kompromisslos ist Make Way for Tomorrow, der anhand eines älteren Ehepaars von den Opfern der anhaltenden Wirtschaftskrise erzählt. Während der Film beim Publikum Schiffbruch erleidet – die Auseinandersetzung mit der allgegenwärtigen Armut scheint nicht erwünscht –, wird Leo McCareys Werk von der Kritik und Regiekollegen gefeiert. Weit mehr Anklang findet Way Out West, die WesternPersiflage von McCareys ehemaligen Schützlingen Stan Laurel und Oliver Hardy. Der grösste Publikumserfolg des Jahres aber ist Walt Disneys bahnbrechender Animationsfilm Snow White and the Seven Dwarfs, der sich genau ein Jahr lang, bis zur Premiere von Gone with the Wind, erfolgreichster Film aller Zeiten nennen darf. Angesichts der damaligen Vorkommnisse in Europa geraten mitunter parallel verlaufende Konflikte in Vergessenheit. So ist der in Shanghai angesiedelte Street Angel nicht zuletzt ein Zeitdokument des sich zuspitzenden Konflikts zwischen Japan und China, der unter anderem in der japanischen Besetzung Shanghais im Jahr 1937 mündet. Marius Kuhn Das erste Jahrhundert des Films In der Dauerreihe «Das erste Jahrhundert des Films» zeigen wir im Lauf von zehn Jahren rund 500 ­wegweisende Werke der Filmgeschichte. Die Auswahl jedes Programmblocks ist gruppiert nach Jahrgängen, woraus sich schliesslich 100 Momentaufnahmen des Weltkinos von 1900 bis 1999 ergeben. ­Referenzzahl ist jeweils der aktuelle Jahrgang, d. h. im Jahr 2017 sind Filme von 1917, 1927, 1937 usw. zu sehen. Weitere wichtige Filme von 1937 A Day at the Races Sam Wood, USA A Star Is Born William A. Wellman, USA Angel Ernst Lubitsch, USA Drôle de drame Marcel Carné, F Humanity and Paper Balloons (Ninjo kami fusen) Sadao Yamanaka, J Kinder im Wind (Kaze no naka no kodomo) Hiroshi Shimizu, J La grande illusion Jean Renoir, F

La Habanera Detlef Sierck, D Les perles de la couronne Sacha Guitry, F Lost Horizon Frank Capra, USA Pépé le Moko Julien Duvivier, F The Awful Truth Leo McCarey, USA The Edge of the World Michael Powell, GB Topper Norman Z. McLeod, USA What Did the Lady Forget (Shukujo wa nani o wasureta ka) Yasujiro Ozu, J Young and Innocent Alfred Hitchcock, GB

WAY OUT WEST USA 1937 Stan und Ollie reisen in die Westernstadt Brushwood Gulch, um eine Frau namens Mary Roberts ausfindig zu machen. Sie sollen der mittellosen Mary das Testament ihres soeben verstorbenen Vaters überreichen, das sie als Erbin einer Goldmine ausweist. Doch zwielichtige Bewohner der Stadt erfahren von Stan und Ollies Vorhaben und versuchen ihnen das Dokument abzuluchsen. Das Komikerduo bezeichnete Way Out West wiederholt als den Lieblingsfilm seiner gemeinsamen Karriere. (mk) «Einer der gelungensten Langfilme mit Laurel und Hardy (…). Ein Klassiker des Burlesk-Films, sorgfältig inszeniert und mit einer Fülle von Gags angereichert, die vom reinen Klamauk des Kintopps bis zur subtilen Form der Komödie reichen.» (Lexikon des int. Films) «Das Genre des Wildwestfilms war bis dahin bei den Grossen des Slapstick nicht unbedingt en vogue (…). Andere Komiker folgten erst, nachdem Laurel und Hardy den vorbildlichen Way Out West geschaffen hatten: die Marx Brothers, Abbott und Costello, Bob Hope, Martin und Lewis, Mel Brooks. (…) Weil Laurel und Hardy, nicht zuletzt

wegen der Beibehaltung ihrer ‹Markenzeichen›, der Bowlerhüte (statt des echten WesternerStetson), in diesem Milieu ebenso fremd wirken wie in ihren ‹Operettenfilmen›, ist es eine glänzende Parodie geworden. In diesem Ambiente erreichen selbst die Dialoge, die sich zwischen infantiler Naivität und höherem Blödsinn bewegen, eine poetische Qualität (…): ‹Remember, every cloud has a silver lining.› – ‹And any bird can build a nest.› – ‹But not everybody can lay an egg …›» (Reclam Filmklassiker, Band 1, 1995). 64 Min / sw / DCP / E // REGIE James W. Horne // DREHBUCH Charles «Buddy» Rogers, Felix Adler, James Parrott // KAMERA Art Lloyd, Walter Lundin // MUSIK Marvin Hatley // SCHNITT Bert Jordan // MIT Stan Laurel (Stan), Oliver Hardy (Oliver), James Finlayson (Mickey Finn), Sharon Lynne (Lola Marcel), Stanley Fields (Sheriff), Vivien Oakland (seine Frau), Rosina Lawrence (Mary Roberts).

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Das erste Jahrhundert des Films: 1937.

Das erste Jahrhundert des Films: 1937.

SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS USA 1937

STREET ANGEL (Malu tianshi) China 1937

Lose basierend auf Frank Borzages gleichnamigen Stummfilmklassiker erzählt Street Angel von den beiden Schwestern Yun und Hong in Shanghai. Als es in Folge der Mandschurei-Krise zur Besetzung der Stadt durch die Japaner kommt, werden die beiden Kinder obdachlos. Sie werden von einem selbstsüchtigen Ehepaar aus der Unterschicht adoptiert. Während Yun geschlagen und zur Prostitution gezwungen wird, muss Hong als Kurtisane arbeiten und wird an einen lokalen Kriminellen verkauft. Doch bevor es so weit kommt, gelingt ihr die Flucht. (mk) Yuan Muzhis Film ist einer der wichtigsten Vertreter des goldenen Zeitalters der 1930erJahre im chinesischen Kino und wurde 2005 zur Feier des 100-jährigen Bestehens der nationalen Filmindustrie am Hong Kong Film Festival auf Platz 11 der besten chinesischen Filmproduktionen aller Zeiten gewählt. Nebst Einflüssen aus

amerikanischen Melodramen und Slapstick-­ Komödien finden sich in der Montage gar Anspielungen auf Sergei Eisenstein. «Street Angel demonstriert mit seiner eigenwilligen Kameraarbeit, dem einzigartigen Schnitt und dem herausragenden Schauspiel die Raffinesse der linksgerichteten chinesischen Filmemacher der 1930er-Jahre, die damit das dominierende Holly­ woodkino herausforderten. Regisseure wie Yuan Muzhi nutzten die amerikanischen Vorbilder, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen, nur um dann diese Versatzstücke (zum Beispiel durch die Hinzufügung von Montage-Elementen) in eine Kritik zu verdrehen.» (Harry H. Kuoshu, Hg., Celluloid China: Cinematic Encounters with Culture and Society, 2002) 87 Min / sw / DCP / Chin/d // DREHBUCH UND REGIE Yuan Muzhi // MUSIK He Lüting // MIT Zhou Xuan (Xiao Hong), Zhao Huishen (Xiao Yun, Hongs ältere Schwester), Zhao Dan (Chen Shaoping, Hongs Freund), Wei Heling (Wang, Zeitungsverkäufer und Chens bester Freund).

Da seine kurzen Beiprogrammfilme nicht genügend einspielten, wagte sich Walt Disney 1934 an seinen ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm, eine freie Umsetzung der Grimm’schen Märchenvorlage. Die Königin will ihre Stieftochter Schneewittchen aus Eifersucht über deren Schönheit ermorden lassen. Der Jäger, der die Tat ausführen soll, lässt das Mädchen davonkommen. Im Wald findet Schneewittchen Unterschlupf bei den sieben Zwergen, wo sie aber bald von der Königin wieder aufgespürt wird. Nach dreieinhalbjähriger Produktionszeit und einem Anstieg der Kosten von den ursprünglich budgetierten 250 000 Dollar auf 1,6 Millionen kam Snow White and the Seven Dwarfs 1937 in die Kinos und wurde zum grössten Kassenschlager des Jahres. Der bahnbrechende Erfolg strafte die voreiligen Kritiker Lügen, die das Projekt spöttisch als «Disney’s Folly» betitelt hatten. (mk) «Reine Fantasie, Entzückung, Fröhlichkeit und vollkommene Bezauberung strahlten gestern von der Leinwand, als Walt Disneys lang­ erwarteter Zeichentrickfilm nach dem Märchen der Brüder Grimm seine Premiere hatte. Vergessen Sie jegliche Vorbehalte: Walt Disney und seine unglaublichen Tricktechniker haben sich selbst übertroffen. (…) Der Film ist bereits ein

Klassiker, filmhistorisch auf einer Stufe mit The Birth of a Nation oder der Geburt von Mickey Mouse. Nichts Vergleichbares wurde bisher geschaffen.» (Frank S. Nugent, The New York Times, 14.1.1938) «Snow White and the Seven Dwarfs wurde unverzüglich als Meisterwerk gefeiert (Sergei ­ ­Eisenstein nannte ihn den besten Film aller Zeiten). Er bleibt das Juwel in Disneys Krone. Und auch wenn andere Titel inflationsbedingt mehr Geld eingespielt haben, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er bis heute der meistgesehene Animationsfilm geblieben ist. Das Wort Genie wird oftmals vorschnell verwendet, aber hier ist es passend, um Walt Disneys Innovationskraft und den revolutionären Stil des Films zu beschreiben. Zu einem gewissen Grad steht jeder nachkommende Animationsfilm in seiner Schuld.» (Roger Ebert, rogerebert.com, 14.10.2001) 83 Min / Farbe / Digital HD / E/d // REGIE David Hand, William Cotrell, Wilfred Jackson, Larry Morey, Perce Pearce, Ben Sharpsteen // DREHBUCH Ted Sears, Richard Creedon, Otto Englander, Dick Rickard, Earl Hurd, Merrill De Maris, Dorothy Ann Blank, Webb Smith, nach dem Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm // MUSIK Frank Churchill, Leigh Harline, Paul J. Smith // SCHNITT Bill Melendez, Ben Sharpsteen // MIT DEN STIMMEN VON Adriana Caselotti (Schneewittchen), Lucille La Verne (Königin/Hexe), Harry Stockwell (Prinz), ­

­Moroni Olsen (Spiegel), Stuart Buchanan (Jäger Humbert), Roy Atwell (Doc), Pinto Colvig (Grumpy/Sleepy), Otis Harlan (Happy), Billy Gilbert (Sneezy), Scotty Mattraw (Bashful).

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Das erste Jahrhundert des Films: 1937.

ZU NEUEN UFERN Deutschland 1937 Im London des 19. Jahrhunderts ist die Sängerin Gloria Vane der Star des Adelphi Theaters. Um ihren Freund zu schützen, nimmt sie eine Scheckfälschung auf sich und wird zur Zwangsarbeit im australischen Paramatta verurteilt. Jahre später trifft sie wieder auf ihre grosse Liebe. Noch unter dem Namen Detlef Sierck drehte Douglas Sirk mit Zu neuen Ufern einen seiner letzten Filme in Deutschland, bevor er 1938 vor den Nazis flüchtete und später in den USA zum Meister des Melodramas reifte. Zeichnet sich ein Grossteil seiner amerikanischen Filme durch den expressiven, doppeldeutigen Einsatz von Technicolor aus, zeigt sich in Zu neuen Ufern Gleiches in den sorgfältigen Schwarzweiss-Kompositionen. Der Film demonstriert Siercks hintergründigen Umgang mit den Versatzstücken des Melodramas und verhalf Zarah Leander zum endgültigen Durchbruch. (mk) «Sirks sublimierender Beitrag zum Genre [des Melodramas, Anm.  d.  R.] ist am absoluten Meisterwerk seiner deutschen Schaffensperiode (…) zu erkennen. (…) Durch eine raffiniert integrierte musikalische Ebene bereichert (…), ergeben Bildsprache, Dialog und Lieder eine perfekte Synthese, die Kraft, Magie und Sinnlichkeit melo-

dramatischer Affektation ausstrahlt (…). Sirk zelebriert die einzelnen Vor- und Hauptstationen von Glorias Metamorphose zur reifen, wahrhaft liebenden Frau – Martyrium, Sühne, Liebe und Verklärung – mit einem Pathos, dessen Kunstcharakter stets offenkundig ist. Wie in einer kultischen Handlung wird die Protagonistin durch das ‹Böse› hindurchgezogen. Gewandelt geht sie daraus hervor.» (Reclams deutsches Filmlexikon, 1984) «Seinen Figuren gönnt Sierck keine Identitätsversicherung. Sie halten der Blickprüfung nicht stand. Sie fliehen und verschwimmen ins Vage. Aus der kleinen Unfähigkeit erwächst die grosse Ohnmacht. Regisseure wie Werner Schroe­ter und Rainer Werner Fassbinder werden an dieser Disproportion der Dramaturgie sich später schulen.» (Geschichte des deutschen Films, 1993) 106 Min / sw / DCP / D // REGIE Detlef Sierck [= Douglas Sirk] // DREHBUCH Kurt Heuser, Detlef Sierck, nach dem Roman von Lovis H. Lorenz // KAMERA Franz Weihmayr // MUSIK Ralph Benatzky // SCHNITT Milo Harbich // MIT Zarah Leander (Gloria Vane), Willy Birgel (Sir Albert Finsbury), Edwin Jürgensen (Gouverneur), Carola Höhn (Mary, seine Tochter), Viktor Staal (Henry), Erich Ziegel (Dr. Hoyer, Arzt), Hilde von Stolz (Fanny, Dr. Hoyers Frau), Jakob Tiedtke (Wells sr.), ­Robert Dorsay (Bobby Wells), Herbert Hübner (Casinodirektor), Curd Jürgens (Freund von Bobby Wells).

Das erste Jahrhundert des Films: 1937.

MAKE WAY FOR TOMORROW USA 1937 Zur Zeit der Great Depression: Ein älteres Ehepaar muss aufgrund einer Zwangsvollstreckung sein Haus verlassen. Nur widerwillig nehmen die Kinder ihre Eltern auf. Für die Geschwister ist es eine Zwischenlösung. Sie wollen ihre Eltern so schnell wie möglich wieder abschieben. 1938 reagierte der Regisseur Leo McCarey in seiner Dankesrede mit Unverständnis auf den gewonnenen Oscar für The Awful Truth. Er hätte ihn lieber für Make Way for Tomorrow aus dem gleichen Jahr erhalten. Der wurde bei der Preisverleihung jedoch komplett ignoriert und war auch ein finanzieller Misserfolg. Von Regisseuren wie Ford, Renoir, Capra oder Lubitsch hingegen verehrt, diente der Film später als Inspiration für Yasujiro Ozus Tokyo Story. (mk) «Sein nüchterner Blick macht den Film so kraftvoll. Ruhig, beinahe leidenschaftslos betrachtet er die Situation und, wie sie sich entwickelt. Gleiches lässt sich über Tokyo Story sagen. Die emotionalsten Filme zeigen dir oftmals nur das Geschehen, ohne Anleitung, was man dabei empfinden soll. Es ist bemerkenswert, dass ein derart ehrlicher und unerbittlicher Film 1937 in Hollywood produziert wurde.» (Roger Ebert, Chicago Sun-Times, 11.2.2010)

«Ich werde meine Begeisterung nie vergessen, als ich den Film das erste Mal sah. Die Vorführung bleibt für mich eines der eindrücklichsten Kinoerlebnisse. Die beinahe magische Art, wie McCarey das Pathos, das einer solchen Ge­ schichte anhaftet, umschifft, triefendes Mitleid, eine herablassende Haltung und moralisierende Sermone vermeidet, liess mich erstarren. Es war, als ob ein Pfeil mich getroffen hätte und in meinem Herz stecken bliebe.» (Bertrand Tavernier, criterion.com, 23.2.2010) 92 Min / sw / Digital HD / E/e // REGIE Leo McCarey // DREHBUCH Viña Delmar, nach einem Roman von Josephine Lawrence und dem Theaterstück von Helen und Nolan Leary // KAMERA William C. Mellor // MUSIK George Antheil, Victor Young // SCHNITT LeRoy Stone // MIT Beulah Bondi (Lucy Cooper), Victor Moore (Barkley Cooper), Thomas Mitchell (George Cooper), Fay Bainter (Anita Cooper), Porter Hall (Harvey Chase).

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70 Jahre Filmfestival Locarno.

70 Jahre Filmfestival Locarno

7 Leoparden für 70 Jahre Vom 22. August 1946 bis zum 13. August 2016. Von And Then There Were None von René Clair, an der damaligen Erstausgabe von den anwesenden Journalisten preisgekrönt, bis zu Godless von Ralitza Petrova: Das Festival del film Locarno hat 70 Jahre lang das Kino durch die Geschichte begleitet, wusste mit der Zeit zu gehen, war ihr manchmal sogar einen Schritt voraus. Nicht immer waren die Gewinner tatsächlich die Besten ihres Jahrgangs – doch die Zeit bringt manches wieder ins Lot. Immer wieder hatten die Jurys den richtigen Riecher und zeichneten herausragende Filme aus, die es sich lohnt wieder anzuschauen, auch wenn sie inzwischen allseits bekannt sind. Deshalb haben wir beschlossen, sieben goldene Pardi auszuwählen, die für die Geschichte des Festivals und des Kinos eine symbolische Bedeutung haben, die mehr durch ihre Sprache denn durch ihren Inhalt bestechen, die eine Realität nicht nur filmen, sondern sie formen, die genügend Kraft besitzen, um die Gegenwart zu überfliegen. Es sind vielleicht nicht die besten sieben Filme der ganzen Festivalgeschichte – die persönlichen Geschmäcker gehen bekanntlich auseinander –, aber sie sind bezeichnend für die jeweilige Epoche und zeigen, dass das Festival immer auch eine Entdeckungsreise ist: Der italie­ nische Neorealismus von Rossellini, das Genie eines Kubrick und seines Film noir, das junge Schweizer Kino von Tanner, die Entdeckung von Zanussi, der zu den grossen Regisseuren der Neuen Welle im Osten zählt, oder jene des einzigartigen südkoreanischen Films Warum Bodhi-Dharma in den Orient aufbrach?, der in Cannes gezeigt, aber nicht beachtet worden war und nach dem Preis von Locarno durchstartete, sowie abschliessend zwei Werke jenes Kinos, das von der Realität ausgeht und sie aus moralischer und ethischer Sicht beleuchtet: Ayneh (Der Spiegel) des Iraners Jafar Panahi und Private des Italieners Saverio Costanzo. Carlo Chatrian

GERMANIA, ANNO ZERO

KILLER'S KISS

Italien/Deutschland 1948

USA 1955

Sommer 1945, kurz nach der deutschen Kapitulation, im zerbombten Berlin. Die Familie Koehler – die Mutter ist gestorben, der Vater todkrank – schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Die Tochter besorgt den Haushalt und geht nachts in Bars; der ältere Sohn war Soldat und hat Angst, ins Gefängnis gesteckt zu werden. Der jüngere Sohn, Edmund, ist 12 Jahre alt und nicht mehr Kind, wird aber von den Erwachsenen nicht für voll genommen. In den Trümmern der Stadt macht er Erfahrungen mit Habgier und Gewalt, Sex und Tod. Sein früherer Lehrer bringt Edmund mit seinem nazistischen Gerede vom Überleben der Starken auf die Idee, seinen kranken Vater aus der Welt zu schaffen. «Der wohl aufwühlendste und nihilistischste Teil von Roberto Rossellinis Kriegstrilogie. Germania, anno zero ist ein bitteres Porträt der Entmenschlichung und des sozialen Zerfalls. Der Film entstand kurz nach dem unerwarteten Tod von Rossellinis kleinem Sohn Romano 1946, und die Hauptfigur Edmund wird zu einem tragischen Symbol für nationale Schuld und privaten Schmerz: die Verkörperung verlorener Unschuld; die Ungewissheit tiefgreifenden Wandels; die Schuld der Überlebenden; die scheinbare Hoffnungslosigkeit der Zukunft. Im Grunde ist Edmund, der durch die verwüstete Ödnis des Nachkriegs-Berlin streift, nicht nur ein Sinnbild für den unversöhnten Geist des deutschen Volkes, sondern auch für Rossellinis Versuch, seinen eigenen Verlust zu bewältigen.» (Acquarello, ­ filmref.com 2001) Goldener Leopard 1948

«Ein erfolgloser Boxer in New York verliebt sich in seine junge Nachbarin, die von ihrem Arbeitgeber, einem alternden Gangster, in Abhängigkeit gehalten, sexuell bedrängt und schliesslich verschleppt wird. In einer verlassenen Schaufensterpuppen-Fabrik kommt es zum dramatischen Showdown zwischen dem Helden und seinem Widersacher. Kubricks zweiter Spielfilm ist ein unabhängig produziertes Low-Budget-Gangsterdrama, das stilistisch dem Film noir und dem deutschen Expressionismus verpflichtet ist. Indem es sowohl Handlungsmuster des Melodrams als auch des harten Thrillers variiert, treibt es ein kühl kalkuliertes Spiel mit der Erwartungshaltung des Zuschauers.» (Lexikon des int. Films) «Killer’s Kiss ist bereits das Werk eines ausgewachsenen Cineasten, dem es gelingt, über die Grenzen eines Genres hinauszugehen, wie etwa in der letzten Sequenz, einer verblüffenden Verfolgungsjagd, die uns in ein SchaufensterpuppenLager führt, wo die beiden Nebenbuhler um G ­ loria kämpfen. Im Laufe dieser anekdotisch wirkenden Geschichte lässt Kubrick bereits jene Grausamkeit aufscheinen, die er mit seinem unbestreitbaren Talent in seinen späteren Werken unablässig weiter ausloten wird.» (Jean-Patrick Géraud, avoir-alire.com, 11.2.2011) Goldener Leopard 1959 67 Min / sw / 35 mm / E // REGIE, KAMERA UND SCHNITT Stanley Kubrick // DREHBUCH Stanley Kubrick, Howard Sackler // MUSIK Gerald Fried // MIT Frank Silvera (Vincent Rapallo), Jamie Smith (Davy Gordon), Irene Kane (Gloria Price), Jerry Jarret (Albert), Ruth Sobotka (Iris), Phil Steven-

78 Min / sw / DCP / D/e // REGIE Roberto Rossellini // DREH-

son (Gangster).

BUCH Roberto Rossellini, Carlo Lizzani // KAMERA Robert Juillard // MUSIK Renzo Rossellini // SCHNITT Eraldo Da Roma // MIT Edmund Meschke (Edmund Koehler), Ernst Pittschau (Edmunds Vater), Ingetraud Hinze (Eva, Edmunds

Carlo Chatrian ist seit 2012 künstlerischer Leiter des Festival del film Locarno.

Schwester), Franz Krüger (Karl-Heinz, Edmunds Bruder), Erich Gühne (Henning, Lehrer).

Die Reihe «70 Jahre Filmfestival Locarno» wird bis im ­Sommer fortgesetzt.


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33 MI, 1. MÄRZ | 20.45 UHR

IOIC-SOIREEN:

DIE UNTERWELT IM STUMMFILM

DO, 30. MÄRZ | 20.45 UHR

DER GEISTERZUG / GB / Deutschland 1927 Die in den UFA-Studios gedrehte deutsch-britische Koproduktion erzählt die Geschichte mehrerer sehr unterschiedlicher Passagiere, die im Bahnhof eines kleinen Dorfes ge-

Die Unterwelt, die Gangster und die Gross-

arty, der aus dem Untergrund heraus die Fäden zieht. Pro-

stadt stehen im Zentrum der aktuellen Sai-

fessor Moriarty, den Holmes selbst einen «Napoleon des

son unseres langjährigen Stummfilm-Part-

nellen ­Genies, wie wir ihn wenige Jahre später in Fritz Langs

ners IOIC, des Instituts für Incohärente Cinematographie, mit seinen aussergewöhnlichen zeitgenössischen Live-Vertonungen.

Verbrechens» nennt, ist geradezu der Archetyp des krimiDr. Mabuse wiederfinden werden. Vertont wird der Stummfilm vom Trio Elgar mit Hans Koch an Bassklarinette und Sopransaxophon, Florian Stoffner an E-Gitarre und Lionel Friedli am Schlagzeug. Die drei improvisierenden Charakterköpfe haben erstmals anlässlich einer spontanen Vertonung am Marathon der Abenteuer zusammengefunden und sind seither musikalisch nicht mehr

strandet sind. Vom Bahnhofsvorsteher erfahren sie, dass ein mysteriöser Geisterzug sein Unwesen treibt und die Dorfbewohner immer wieder in Angst und Schrecken versetzt. Wie zu erwarten, erscheint der höllische Zug eher früher als später und nun stellt sich die Frage, wer hinter den seltsamen Geschehnissen steckt ... Der ungarische Regisseur Géza von Bolváry hat mit The Ghost Train, deutsch: Der Geisterzug, eine überdrehte semi-expressionistische Horrorkomödie geschaffen, die sowohl hochspannend als auch urkomisch ist und mit diversen Spezialeffekten und Kameraperspektiven auftrumpfen kann. Vertont

zu trennen.

wird Der Geisterzug von Marena Whitcher’s Shady Midnight

Alice Faulkners Schwester ist unlängst gestorben und hat ihr

Vertonung:

kannt für ihre exzentrischen und theatralischen Ausflüge

eine Korrespondenz hinterlassen, die den Grossherzog eines

Elgar (freie Improvisation)

europäischen Kleinstaats zu Fall bringen könnte. Als Alice die

Hans Koch (Bassklarinette, Sopransaxophon),

belastenden Briefe nicht aushändigen will, sehen zwei Gano-

Florian Stoffner (E-Gitarre) & Lionel Friedli (Schlagzeug)

ven eine Möglichkeit, daraus Profit zu schlagen. Meisterde-

http://elgar.band/

SHERLOCK HOLMES / USA 1916

tektiv Sherlock Holmes wird beauftragt, die Affäre beizulegen, doch dann machen die Gauner gemeinsame Sache mit Pro-

116 Min / tinted / Digital HD / Stumm, engl. Zw'titel // REGIE

fessor Moriarty: Der Erzbösewicht will den Grossherzog er-

Arthur Berthelet // DREHBUCH H. S. Sheldon, nach dem

pressen und gleichzeitig Rache an Holmes üben.

­Theaterstück von William Gillette und Motiven von Sir Arthur

Der erste Sherlock-Holmes-Film von 1916 galt als verschol-

Conan Doyle // MIT William Gillette (Sherlock Holmes),

len, bis er kürzlich im Archiv der Cinémathèque française

­Marjorie Kay (Alice Faulkner), Ernest Maupain (Professor

entdeckt und zum 100. Jubiläum restauriert wurde. Dass der

Moriarty), Edward Fielding (Dr. Watson), Stewart Robbins

Film in Europa überlebt hat, ist nicht zuletzt der damals un-

(Benjamin Forman), Hugh Thompson (Sir Edward Leighton),

gebrochenen Popularität der grossen französischen Verbre-

Ludwig Kreiss (Baron von Stalburg), Mario Majeroni (James

cher-Serials wie Fantômas (1913) und Les vampires (1915)

Larrabee).

zu verdanken. Neben dem Pfeife rauchenden Sherlock Holmes mit Deerstalker-Mütze faszinierte insbesondere auch die Figur des reizbar-manischen Meisterverbrechers Mori-

Mittwoch, 1. März, 20.45 Uhr

Orchestra. Die Zürcher Musikerin und Performerin ist be-

Vertonung: Marena Whitcher’s Shady Midnight Orchestra (Pop) Marena Whitcher (Komposition, Stimme, Gitarre, ­Glasharfe), Nils Fischer (Bassklarinette, Sopransaxophon), Lisa Hasler (Stimme, Toys), Marina Sobyanina (Stimme, Toys), Luzius Schuler (Piano), Maximilian Grossenbacher (Kontrabass), Nicolas Stocker (Schlagzeug, Glockenspiel) www.marena.ch 80 Min / sw / 35 mm / stumm, franz. Zw’titel // REGIE Géza von Bolváry // DREHBUCH Adolf Lantz, Benno Vigny, nach dem Theaterstück von Arnold Ridley // KAMERA Otto Kanturek // MIT Guy Newall (Teddy Deakin), Ilse Bois (Ophelia Bourne), Louis Ralph (Saul Hodgkin), Hilde Jennings (= Anna Jennings)

(Peggy

Murdock),

John

(Charles

throp), Hertha von Walter (= Rosa Walter) (Julia Price), Ernő Verebes (= Ernest Verebes) (Richard Winthrop).

durch alle denkbaren und undenkbaren Stimmregister, wobei sie bei aller wunderbaren Masslosigkeit auch die düsteren und melancholischen Seiten der Welt nicht vergisst.

Manners

Murdock), Sinaida Korolenko (= Agnes Korolenko) (Elsie Win-

Donnerstag, 30. März, 20.45 Uhr


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35 BUCHVERNISSAGE

DI, 28. FEB | 18.15 UHR

DIE ZEIT DES BILDES IST ANGEBROCHEN! Aus Anlass der Präsentation des Buches

✶ Am Flügel: Günter A. Buchwald;

«Die Zeit des Bildes ist angebrochen!»,

anschlies­send Apéro im Kinofoyer.

­einer Anthologie von Originaltexten über

Filmpodium für Kinder

Schneewittchen und die sieben Zwerge Disneys erster abendfüllender Animationsfilm verzaubert seit 80 Jahren Gross und Klein und ist inzwischen wohl bekannter als die Grimm’sche Märchenvorlage.

das ganz frühe französische Kino, zeigen wir die Alphonse-Daudet-Verfilmung La Belle Nivernaise von Jean Epstein. «Die Zeit des Bildes ist angebrochen!» Unter diesem Titel legt der Alexander Verlag eine Anthologie vor, die – erstmals in deutscher Übersetzung – das Spektrum der Debatten französischer Poeten, Künstler, Wissenschaftler und Kritiker über das junge Kino in 60 ausgewählten Texten aus den Jahren 1906 –1929 dokumentiert. Der Band ist mehr als eine Spezialität für Film-

LA BELLE NIVERNAISE / Frankreich 1924 69 Min / sw / 35 mm / Stummfilm, franz. Zw'titel // REGIE Jean Epstein // DREHBUCH Jean Epstein, nach einer Novelle von Alphonse Daudet // KAMERA Paul Guichard, Léon D ­ onnot //

historiker, denn mit dem Siegeszug des

MUSIK // SCHNITT René Alinat, Jean Epstein // MIT Blanche

Symbolmediums der Moderne vollzogen

gendre), Pierre Hot (Vater Louveau), Huguette Lacroix (Mutter

sich tiefgehende Wandlungen in Alltagskul-

Montel (Clara), Maurice Touzé (Victor), David Evremond (MauLouveau), Max Bonnet (Bootsmann).

tur, Wahrnehmung und Künsten. Populäre

«Der Schleppkahnschiffer Louveau findet einen verlassenen

Serien, das Nie-Gesehene der Mikrowelt

Knaben und zieht ihn mit Zustimmung der Behörden bei sei-

und fremder Kontinente sowie die neue flu-

ner Familie auf. Zehn Jahres später – Victor und Louveaus

ide, teils avantgardistische Ästhetik der Filme riefen nach Debatte und Affirmation. Musik, Farbe, Rhythmus: Photogénie!

Tochter Clara haben sich ineinander verliebt – stellt sich heraus, dass Victor der Sohn von Maugendre ist, einem Kohleschiffer auf dem Nivernaise-Kanal. Nachdem Victor Clara vor einem eifersüchtigen Rivalen beschützt und den Kahn der Familie vor einer Kollision in einer

Ein aktiver Streiter war der Regisseur

Schleuse bewahrt hat, wird Victor zu seinem richtigen Vater

und Theoretiker Jean Epstein, dessen

zurückgebracht und zur Ausbildung fortgeschickt, doch er

Sammlung «Bonjour cinéma» (1921) in «Die

Maugendre dies feststellt, lässt er ihn zurückkommen und

Zeit des Bildes ist angebrochen!» erstmals auf Deutsch komplett mit allen Beiträgen, Gedichten und Grafiken erscheint. Aus Anlass der Buchvernissage mit den beiden Herausgebern, Margrit Tröhler und Jörg Schweinitz, präsentieren wir Jean Epsteins selten gezeigten Film La Belle Nivernaise von 1924. Wer ihn gesehen hat, versteht, was die Formel vom Impressionismus im französischen Kino meint.

vermisst Clara und das Leben auf den Schleppkähnen. Als schenkt Clara und Victor nach der Hochzeit einen eigenen Kahn.» (imdb.com)

Die Zeit des Bildes ist angebrochen! Französische Intellektuelle, Künstler und Filmkritiker über das Kino. Eine historische Anthologie 1906 –1929. Hg. von Margrit Tröhler und

Jörg Schweinitz; ISBN 978-3-89581-409-9.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich.

SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE (Snow White and the Seven Dwarfs) / USA 1937 83 Min / Farbe / Digital HD / D / ab 6J // REGIE David Hand, William Cottrell, Wilfred Jackson, Larry Morey, Perce Pearce, Ben Sharpsteen // DREHBUCH Ted Sears, Richard Creedon, Otto Englander, Dick Rickard, Earl Hurd, Merrill De Maris, Dorothy Ann Blank, Webb Smith, nach dem Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm // MUSIK Frank Churchill, Leigh Harline, Paul J. Smith // SCHNITT Bill Melendez, Ben Sharpsteen // MIT DEN DEUTSCHEN STIMMEN VON Manja Döring (Schneewittchen), Alexandra W ­ icke (Schneewittchen, Gesang), Gisela Fritsch (Königin), Kerstin Sanders-Dornseif (Königin als Hexe), Rolf-Dieter Heinrich (Prinz), ­Hermann Ebeling (Spiegel), Klaus Sonnenschein (Jäger Humbert), Friedrich Schoenfelder (Erzähler), Manfred Lichtenfeld (Chef), Roland Hemmo (Brummbär), Horst Kempe (Schlafmütz), Gerry Wolff (Happy), Fritz Decho (Hatschi), Heinz Fabian (Pimpel). Wir zeigen den Film auch in der deutsch untertitelten Originalfassung in der Reihe «Das erste Jahrhundert des Films: 1937», s. Seite 27.

«Aus Eifersucht auf Schneewittchens Schönheit hat die böse Königin ihre Stieftochter zur Magd degradiert. Als ein Prinz Schneewittchen dennoch den Hof macht, befiehlt sie einem Jäger, das Mädchen im Wald zu ermorden, was er aber nicht übers Herz bringt. Stattdessen gelangt Schneewittchen mit Hilfe der Tiere zum Haus der sieben Zwerge. Als die Königin dies durch ihren Zauberspiegel erfährt, verwandelt sie sich in eine Hexe und macht sich mit einem vergifteten Apfel auf den Weg. (…) 1939 mit einem Oscar prämiert, wird Schneewittchen und die sieben Zwerge vom American Film Institute als bester Animationsfilm aller Zeiten gelistet.» (Katalog Berlinale, 2015)


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37 IMPRESSUM

SÉLECTION LUMIÈRE

SANJURO Im Januar/Februar-Programm zeigte das

«Kurosawa war von seinen Produzenten zu

Filmpodium Kurosawas Samurai-Klassiker

diesem Nachfolgefilm zu Yojimbo gedrängt

Yojimbo (1961) samt vier Remakes von ande-

worden und schwang sich bei dieser Gelegen-

ren Cineasten. 1962 schuf Kurosawa selbst

heit zu seinem witzigsten und am wenigsten

mit Sanjuro eine Art Sequel oder Variation zu

didaktischen Film auf. (...)

seinem Film, eine wunderbare Schelmen-

Er inszenierte die Geschichte ganz auf die

komödie mit Toshiro Mifune, die erstmals in

Lacher hin, indem er die Konventionen der ja-

restaurierter Fassung zu sehen ist.

panischen Action-Historienfilme mit grosser Kennerschaft parodierte; im atemberau-

Neun junge Samurai am Hofe eines Provinz-

benden Finale aber schlägt der Ton in gross-

fürsten wenden sich gegen die Korruption in

artige Leidenschaftlichkeit um.» (Tony Rayns,

der Verwaltung und verstricken sich dabei in

Time Out Film Guide)

höfische Machtkämpfe. Der alternde, abge-

DAS FILMPODIUM IST EIN ANGEBOT DES PRÄSIDIALDEPARTEMENTS

in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse, Lausanne/Zürich LEITUNG Corinne Siegrist-Oboussier (cs), STV. LEITUNG Michel Bodmer (mb) WISSENSCHAFTLICHE MITARBEIT Tanja Hanhart (th), Marius Kuhn (mk), Primo Mazzoni (pm), Laura Walde PRAKTIKUM Valentina Romero // SEKRETARIAT Claudia Brändle BÜRO Postfach, 8022 Zürich, Telefon 044 412 31 28, Fax 044 212 13 77 WWW.FILMPODIUM.CH // E-MAIL info@filmpodium.ch // KINO Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich, Tel. 044 211 66 66 UNSER DANK FÜR DAS ZUSTANDEKOMMEN DIESES PROGRAMMS GILT: 13th Gen, San Francisco; Agora Films, Carouge; Array, Los Angeles; Arte, Strassburg; Beta Film, Oberhaching; British Film Institute, London; China Film Archive, Beijing; ­Cineteca di Bologna; Cohen Media Group, West Hollywood; Deutsches Filminstitut – DIF, Wiesbaden; Duke Media Entertainment, Los Angeles; Cecile Emeke, London; Filme für eine Welt, Bern; Jupiter-Film GmbH, Wien; Kinemathek Le Bon Film, Basel; Lobster Film, Paris; Mongrel Media, Toronto; Motion Picture Licensing Corporation (MPLC), Zürich; Ng'endo Mukii, Nairobi; Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden; Park Circus, Glasgow; Peripher Filmverleih, Berlin; Praesens Film, Zürich; Quark ­Productions, Paris; Salzgeber Medien, Berlin; Alain Sembène, Paris; trigon-film, Ennetbaden; Walt Disney Studios Global Motion Pictures Operations, Burbank. DATABASE PUBLISHING BitBee Solutions GmbH, Zürich // KONZEPTIONELLE BERATUNG Esther Schmid, Zürich GESTALTUNG TBS & Partner, Zürich // KORREKTORAT N. Haueter, D. Kohn // DRUCK Ropress, Zürich // AUFLAGE 6000

klärte Samurai Sanjuro kommt ihnen zu Hilfe,

✶ am Mittwoch, 29. März, 20.45 Uhr:

bringt ihnen Geduld und Urteilskraft bei und

Einführung von Martin Girod

lehrt sie, sich nicht täuschen zu lassen von ih-

ABONNEMENTE Filmpodium-Generalabonnement : CHF 400.– (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft) // Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.– / U25: CHF 40.– (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft) // Abonnement Programmheft: CHF 20.– // Anmeldung an der Kinokasse, über www.filmpodium.ch oder Tel. 044 412 31 28

ren Gegnern.

VORSCHAU Asien und Europa

Das Kino der Weimarer Republik

«East is East and West is West, and never the

Die Weimarer Republik zwischen 1918 und

twain shall meet», wird Rudyard Kipling

1933 war die wichtigste Zeit des deutschen

gerne zitiert, doch er fügte an, dass Indivi-

Kinos. Hier wurden Leitmotive, Archetypen

duen, die sich begegnen, ihre gegensätzliche

und Genres etabliert, die das Kino der Welt

Herkunft überwinden können. In Zusam-

bis heute wesentlich prägen. Weimars Re-

menarbeit mit dem Forschungsschwer-

gisseure wie Murnau, Lang, Pabst und

punkt Asien und Europa der Universität

Sternberg sind legendär; Stars wie Marlene

­Zürich zeigt das Filmpodium ein breites

Dietrich, Emil Jannings und Conrad Veidt

Spektrum von Filmen, die von gegenseitigen

unvergessen. Ausgehend vom Dokumentar-

Fantasien, konkreten Begegnungen und

film Von Caligari zu Hitler. Das deutsche Kino

kulturellen Konflikten zwischen Ost und

im Zeitalter der Massen des Filmpublizisten

West handeln. Dazu gehören chinesische

Rüdiger Suchsland zeigen wir ein gutes Dut-

96 Min / sw / DCP / Jap/d // REGIE UND SCHNITT Akira Kurosawa // DREHBUCH Ryuzo Kikushima, Akira Kurosawa, Hideo

Dokumentarfilme ebenso wie Schweizer Ko-

zend Filme wie Menschen am Sonntag, M und

Oguni, nach einem Roman von Shugoro Yamamoto // KAMERA Fukuzo Koizumi, Takao Saito // MUSIK Masaru Sato // MIT

mödien, französische Dramen, britische Mi-

Der blaue Engel, die nach wie vor ihre unver-

­Shimura (Kurofuji), Akihiko Hirata (junger Samurai), Kamatari Fujiwara (Takebayashi), Masao Shimizu (Kikui), Yunosuke Ito

lieustudien, iranische Animationsfilme und

gleichliche Aura entfalten.

(Mutsuta), Takako Irie (seine Frau).

Bollywood-Romanzen.

SANJURO (Tsubaki Sanjuro) / Japan 1962 ­Toshiro Mifune (Tsubaki Sanjuro), Yuzo Kayama (Iiro Izaka, Samurai-Führer), Tatsuya Nakadai (Hanbei Muroto), Takashi


Geteilte Filmleidenschaft ist doppelte Filmleidenschaft:

trigon-film weitet den Blick auf die ganze Welt

Herausragende Filme auf DVD, Blu-Ray und im Online-Kino: www.trigon-film.org


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