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Die Intereffikation von PR und Journalismus bei

Die Intereffikation von PR und Journalismus bei Tennisturnieren

© Privat

Patricia Lang

Hans Adrowitzer, bis 2014 bei den „Salzburger Nachrichten“ journalistisch und nunmehr als Medienbetreuer bei MatchMaker tätig, diskutierte mit „PRaktivium“ die Besonderheiten journalistischer Begleitung von Tennis-Events.

Patricia Lang: Eines Ihrer wichtigsten Events, das Tennisturnier der Upper Austria Ladies Linz, startete am 6.11.2021. Würden Sie kurz erzählen, wie die Vorbereitungen seitens der Presseabteilung auf das Turnier ausgesehen haben?

Hans Adrowitzer: Die Vorbereitungen sind sehr vielfältig und laufen Monate davor schon an. Mit den ersten Presseaussendungen beginnt man bereits gegen Turniernennschluss, wenn man weiß, welche Spielerinnen kommen werden. 2021 hatten wir eine besonders spannende Konstellation, es treffen zwei Generationen aufeinander: die 18-jährige US-Open-Siegerin Emma Raducanu und der Weltstar Simona Halep. Um dies zu erreichen, war eine gute Pressearbeit im Vorfeld sehr wichtig. Dazu kommt, dass wir ein Turniermagazin, als auch eine selbst gestaltete Beilage mit den „OÖ Nachrichten“ vorbereiteten. Weiters haben wir es täglich mit mehreren Anfragen von Journalist*innen und Fotograf*innen aus der ganzen Welt zu tun. Durch Corona und die Beschränkungen hat sich die Arbeit potenziert, da wir rund um das Thema viele Fragen beantworten und einen Sicherheitsplan erstellen mussten. Die Pressekonferenzen zählen ebenfalls zu unseren Hauptaufgaben. Dazu gehört die Abstimmung mit dem Bürgermeister, der Vizebürgermeisterin und dem Landesrat. Dann kommen noch die Verhandlungen mit den Spielerinnen, mit deren Management und mit den Sponsoren dazu. Somit gibt es jede Menge zu tun – vor, während, als auch nach dem Turnier.

Lang: Wie kann man sich die individuelle PR von Spitzensportler*innen vorstellen?

Adrowitzer: Das ist sehr unterschiedlich. Einige Spielerinnen sind sehr professionell und sehr aktiv auf Social MediaKanälen. Teilweise managen sie ihre Kanäle selbst, teilweise haben sie jemanden, der dies für sie erledigt. Wenn wir sie zum Beispiel um ein Statement bitten, warum sie in Linz spielen und wir verbreiten dieses, dann reagieren sie sofort auf die Aussendungen, weil sie merken, dass ihr OnlineAuftritt immer wichtiger wird. Natürlich auch wegen den Sponsoren, die sich präsentiert sehen wollen, damit ein Gegenwert vorhanden ist. Je besser sich eine Spielerin präsentiert, desto leichter tut man sich auch bei den Verhandlungen.

Lang: Müssen Interviews mit Sportler*innen immer mit der PR abgesprochen werden? Und falls ja, mit wem?

Adrowitzer: Das ist auch unterschiedlich. Will ein/e Journalist*in ein Interview haben, so muss sich diese/r beim Pressechef anmelden. Danach kommt die Anfrage an die Superviserin der WTA, diese gibt die Anfrage an die Spielerin weiter, die dann selbst entscheidet, ob sie diesen Termin wahrnimmt oder nicht. Früher ist die Spielerin nach dem Match zur Pressekonferenz erschienen, was jedoch aufgrund von Corona nicht mehr möglich ist. Wir versuchten jedoch, das eine oder andere Interview persönlich statt virtuell zu machen. Es kommt auch darauf an, welchen Bezug man zu einer Spielerin hat. Wenn das Management kein Interview zulässt, sind Journalist*innen zum Beispiel umsonst nach Wimbledon gereist. Früher war das ganze Drumherum einfacher, in jeder Sportart, da hatte nicht jede/r eine/n Manager*in.

Lang: Wie entscheidet man, was an Medien weitergegeben wird?

Adrowitzer: Bei den Upper Austria Ladies steht das sportliche Geschehen im Vordergrund. Man ist auch vom Zeitplan abhängig, da man den Redaktionsschluss bei den Zeitungen beachten muss und die Spiele teilweise erst spät am Abend stattfinden. Es bringt nichts, wenn man nach dem Redaktionsschluss noch eine Meldung bringt. Viele Journalist*innen behelfen sich auch mit Live-Ticker und Social Media-Informationen. Wir versuchen aber natürlich positive Meldungen zu verbreiten, wie zum Beispiel, dass eine bestimmte Spielerin nach Linz kommt, um Zuseher*innen für das Turnier zu begeistern.

Lang: Gibt es bestimmte Journalist*innen, die man unbedingt dabei haben möchte?

© Adobe Stock: REC Stock Footage © Privat

Hans Adrowitzer ist Pressesprecher des WTA Tennisturniers der Upper Austria Ladies Linz. Früher war er bei der Salzburger Volkszeitung in der Sportredaktion und später bei den Salzburger Nachrichten als Journalist tätig. Seiner großen Leidenschaft, dem Sport, blieb er auch im beruflichen Kontext immer treu.

Adrowitzer: Freilich die, die auf Tennis spezialisiert sind. Diese Szene kennt man natürlich und man weiß, was diese wollen, wie diese berichten und wie man mit ihnen umgeht. Da hat sich eine Gruppe gebildet. Das ist in jeder Sportart der Fall.

Lang: Inwieweit bemüht man sich, dass (bestimmte) Journalist*innen ein Turnier besuchen oder ist dies nicht nötig?

Adrowitzer: Wir müssen schauen, dass wir spannende Spielerinnen nach Linz holen. Mit einem Local Hero tut man sich natürlich leichter. Wenn Dominic Thiem in Kitzbühel oder in Wien in der Stadthalle spielt, kommen die Journalist*innen von selbst. In Linz ist es schwieriger, weil eine Lokalmatadorin fehlt. Darum arbeitet man daran, dass man so einen Shootingstar wie Emma Raducanu holt, damit man dies kompensiert und die Leute nach Linz kommen.

Lang: Welche besonderen Angebote für Journalist*innen gibt es vor Ort?

Adrowitzer: Da diese meist auch etwas von Sandra Reichel, der Turnierdirektorin, wissen wollen, bietet sich ein gemeinsamer Presseabend mit gutem Essen an. Hierbei haben die Journalist*innen die Möglichkeit mit Sandra, als auch ihrem Vater Peter-Michael Reichel und der WTA, zu reden und Fragen zu stellen. Auch die ehemalige Tennisspielerin und Turnierbotschafterin Babara Schett war als Ansprechpartnerin dabei. Vor Corona hat es immer die „Players Party“ als Treffpunkt für Journalist*innen gegeben, aber diese fand 2021 leider nicht statt.

Lang: Inwiefern äußert sich die gegenseitige Abhängigkeit von PR und Journalismus bei Sportevents? Würden sie sagen, dass eine Partei Druck auf die andere ausübt?

Adrowitzer: Druck geht keiner aus. Jeder Sportverband oder Verein und jedes Turnier hat Partner. Bei uns war „Generali" lange der Hauptsponsor, nach dem auch das Turnier benannt war, also die „Generali"-Ladies Linz. Das Problem hierbei ist, dass es Journalist*innen gibt, die „Generali" nicht erwähnen, sondern das Turnier als WTA Turnier Linz bezeichnen. Daraufhin kommt der Sponsor zu uns und fragt, wieso sein Name nicht in den Beiträgen aufscheint und ob wir das ändern können. Der Sponsor möchte sich logischerweise präsentiert sehen. Aufgrund dessen kann es zu Konflikten mit Journalist*innen kommen. Einige Zeitungen sagen, wenn der Sponsor präsent sein möchte, solle er inserieren. Andere Zeitungen hingegen sind verständnisvoll und erlauben die Erwähnung des Sponsors. Im Prinzip ist es ein Geben und Nehmen. Die Medien zeigen zunehmend Verständnis dafür, den Sponsor zu erwähnen. Ihnen ist klar, dass eine Veranstaltung nur aufgrund der Partner möglich ist. Man braucht sich gegenseitig, denn wenn es die Turniere nicht geben würde, so hätte man auch nichts zu berichten. Wichtig wäre auch, dass über kleinere Sponsoren berichtet wird.

Lang: Im Sportbereich kommt es immer wieder vor, dass es zu Skandalen wie z.B. Doping kommt. Wie geht die PR mit solchen kritischen Themen um?

Adrowitzer: Wenn ein Skandal aufkommt, muss man darüber berichten. Es stellt sich auch die Frage, wie der/die Sportler*in damit umgeht. Man versucht dies möglichst seriös und transparent zu kommunizieren. Beim Tennis sind die Fälle glücklicherweise sehr gering und bei den Upper Austria Ladies gab es bisher keinen Fall.

Lang: Spitzensportler*innen gelten in der Öffentlichkeit, gerade für die Jugend, als Vorbilder. Wenn solche aber kundtun, nicht geimpft zu sein, was raten Sie als PR-Fachmann?

Adrowitzer: Meiner Meinung nach gehört das Impfen gegen Corona zu einer optimalen Wettkampfvorbereitung dazu. Ich würde die Spitzensportler*innen ersuchen, sich unbedingt impfen zu lassen und mein Bestmögliches geben, um diese von der Impfung zu überzeugen – für einen selbst und für die Gemeinschaft.