PERSONALIEN
Was macht eigentlich … … Alexander von Egen? Vierzehn Jahre lang saß er im Südtiroler Landtag. Viele nannten ihn einen schrägen Vogel, der unter anderem mit seinen stylishen Anzügen für Aufsehen sorgte. Heute ist Alexander von Egen Ehrenbürger von Kaltern und stellt als Wirtschaftsmediator Kontakte in der ganzen Welt her. SÜDTIROL PANORAMA: Seit 15 Jahren sind Sie nicht mehr in der Landespolitik tätig. Blicken Sie mit Wehmut zurück?
Sie arbeiten heute als Wirtschaftsmediator. Ein seltener Beruf, noch dazu in Südtirol. Was machen Sie also genau?
Nachdem ich aus der Politik ausgestiegen war, wollte ich etwas völlig anderes machen. Also habe ich in die Privatwirtschaft gewechselt und meine kleine Beratungsfirma IBS gegründet. Als Mediator ist es hier meine zentrale Aufgabe, Geschäftsanbahnungen in die Wege zu leiten, jemandem die Tür aufzumachen und Kontakte herzustellen. Dabei unterstütze ich meine Kunden auch in der Standortsuche oder bei einer Beteiligung. Ich war in den letzten Jahren viel unterwegs – in Tschechien, Polen, Ungarn, aber auch in China beispielsweise.
ALEXANDER VON EGEN: Lassen Sie es
mich so ausdrücken: Die 15 Jahre waren eine sehr schöne Zeit und ich habe viele Kontakte knüpfen und für Südtirol arbeiten können. Das hat mir sicher geholfen. Meinen kleinen Beitrag für mein Heimatland habe ich damit politisch bereits geleistet.
Ich hatte nie vor, 30 Jahre in der Politik zu verbringen. Obwohl mich eine Kandidatur für das Europaparlament oder das Parlament in Rom sehr wohl gereizt hätte. Aber ich bin einfach nicht mehr in der Laune, das ganze Land abzufahren, um Wahlkampf zu betreiben und mich selbst in den Vordergrund zu stellen. Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik im April 1994 haben Sie sich erstmal nach London abgesetzt, was haben Sie dort gemacht?
Ich wollte einfach Abstand gewinnen und die Zeit in London hat mir sehr gut getan. London ist für mich die internationalste Stadt Europas, ein Schmelztiegel von Sprachen, Kulturen und Leuten. Ich habe mich dort kulturell und wirtschaftlich weitergebildet und zu der Zeit auch das Buch „Die Südtirolfrage im Englischen Parlament“ verfasst. Mit diesem Werk ist es mir gelungen nachzuweisen, dass etwa Churchill die Anliegen Südtirols bei der Pariser Konferenz 1946 unterstützt hat. Damit wurde der Grundstein für den Pariser Vertrag gelegt.
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Südtirol Panorama Mai | 2009
Foto: Alexander Alber
Aber hat ein ehemaliger Vollblutpolitiker, wie Sie es waren, nie mehr Sehnsucht nach der politischen Bühne?
Sie stammen aus einer adeligen Familie und besitzen ein Weingut in Kaltern, wie groß ist ihr Besitz? Alexander von Egen
Wenn man als alte Tiroler Adelsfamilie in Jahrhunderten denkt, dann redet man zwar über die Arbeit, nicht aber über Vermögen oder Eigentum.
Der Botschafter Alexander von Egen ist weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt. Man kennt ihn als Botschafter des Landes und der Marktgemeinde Kaltern. Von Egen stammt aus einer alten Tiroler Adelsfamilie, hat Rechtswissenschaften in Padua und Innsbruck studiert, war zwischen 1980 und 1983 für drei Jahre Vizebürgermeister der Gemeinde Kaltern und in den darauffolgenden 14 Jahren Landtagsabgeordneter und Vizepräsident der Regionalregierung. Zur gleichen Zeit stand er auch dem Südtiroler Wirtschaftsring als Direktor vor. 1994 beendete er seine politische Laufbahn und ist in die Privatwirtschaft eingestiegen. Er hielt sich zu Studienzwecken in Peking, London und New York auf und gründete unter anderem die Beratungsagentur IBS. Alexander von Egen, der auch gute Kontakte zum Vatikan hat, ist Weingutbesitzer und lebt in Kaltern und Innsbruck.
Wie glücklich sind Sie, vor wenigen Wochen mit der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Kaltern ausgezeichnet worden zu sein?
Natürlich fühlt man sich sehr wohl, wenn man in so einer schönen Gemeinde wohnen darf und hier auch noch Ehrenbürger ist. Ich sehe die Auszeichnung aber auch als Verpflichtung, Kaltern auch in Zukunft zu unterstützen und wenn es gewünscht wird, auch zu repräsentieren. Schließlich haben wir generell gesprochen den Gemeinden alles zu verdanken, sie sind schließlich die Wurzeln der Demokratie in unserer Ti◀ roler Heimat. VERENA PLIGER