Südtirol Panorama - Mai 2010

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Foto: Alexander Alber

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INNOVATION

Josef Fuchs hat sich mit der Müsliproduktion ein zweites Standbein neben der Steinmühle in Latsch geschaffen

Fuchs J. OHG CEREALIEN, KASTELBELL Cornflakes kennt jedes Kind. Locker, leicht und luftig knistern sie am Frühstückstisch. Ein Kilogramm Frühstückscerealien konsumiert heute jeder Italiener im Jahr. Im Vergleich zum Pro-Kopf-Verbrauch in England von 7,5 Kilogramm wenig bis gar nichts. Bedenkt man allerdings, dass der Verbrauch in Italien vor zehn Jahren noch bei 250 Gramm gelegen hat, so kann man doch von einer rasanten Marktentwicklung sprechen. Den Hauptverdienst an dieser Entwicklung hat das Unternehmen Fuchs J. OHG aus Kastelbell. Was als alte Mühle in Latsch begonnen hat, ist zu Italiens führendem Unternehmen im Bereich Frühstückscerealien mutiert. Über 100 verschiedene Sorten werden hier in Kastelbell produziert – unter dem Namen „Fuchs Naturkost“, „Venosta“ oder als Eigenmarken für den Handel wie etwa Delikat (Gramm).

größte Müslihersteller Italiens – das Sortiment reicht von Frühstückscerealien wie Cornflakes, Bran-Flakes oder Choco-Crispies über klassische Früchte- und Beeren-Müsli bis hin zu trendigen Knusper-Crunchy-Müsli. Zu finden sind diese Produkte heute selbst auf den Frühstücksbuffets großer Hotels in Irak, Pakistan, Libyen oder Syrien. Es war aber auch ein Markteintritt mit vielen Hürden. Wie sollte ein Kastelbeller Unternehmen in Konkurrenz mit Konzernen wie Kellog’s oder Nestlé treten? „Die ersten Jahre waren sehr chaotisch. Der Markt war noch relativ klein und wir mussten hohe Raten für das neue Werk und die Maschinen abbezahlen. Dazu kam es nur drei Monate nach der Werksöffnung zu einem dramatischen Schwelbrand, der zu vier Monaten Produktionsausfall und einem Schaden von 1,5 Milliarden Lire führte“, erklärt Fuchs. Der Durchbruch am Markt ist schließlich über die Gastronomie gelungen.

INNOVATIONSKLIMA: 35 Mitarbeiter arINNOVATIONEN: Der 47-jährige Inhaber Josef Fuchs hat zusammen mit seinem Bruder Helmut gleich in mehrfacher Hinsicht Pioniergeist bewiesen: 1984 in der Verarbeitung von Dinkel, 1987 mit der eigenen Müsli-Produktion, 1998 mit den selbst produzierten Frühstückscerealien. Heute ist Fuchs der

beiten rund um die Uhr im Dreischichtbetrieb, in der Hauptsaison von Ostern bis Oktober laufen die Maschinen auch samstags und sonntags. Die führenden Mitarbeiter in der Produktion sind Bäcker und Konditoren, die entsprechend umgeschult und ausgebildet wurden.

INNOVATIONSMARKETING: Die Vermarktung ist bei Fuchs genauso bedeutsam wie die Produktentwicklung. „Wir waren die Ersten, die 1984 das mit der Steinmühle gemahlene Mehl in einer hochwertigen, transparenten Verpackung abgepackt und mit einem Jutebändchen von Hand zugeschnürt haben. Damit unsere Produkte in den Bäckereien und Supermärkten auch ihre Wirkung hatten, haben wir von Anfang an ein schönes Holzregal mitgeliefert, und damit ein Shop-in-Shop-Konzept angestrebt“, so Fuchs.

INNOVATIONSERFOLG: Mit der Umstellung auf die Cerealien-Produktion haben die zwei Brüder Josef und Helmut Fuchs, die die Privatmühle in Latsch in dritter Generation führen, Weitblick bewiesen. Der Umsatz beträgt heute 7 Millionen Euro: „Als Mühle hätten wir wohl keine Überlebenschancen gehabt. Von den ehemals 20 Mühlen in Trentino-Südtirol sind nur noch zwei übrig geblieben“, erklärt der Inhaber. Etwa 70 Prozent der Cerealien werden in Italien abgesetzt, die restlichen 30 Prozent nach Kroatien, Slowenien oder Deutschland exportiert. Jetzt geht es um Optimierung und Wachstum: „In den nächsten drei Jahren planen wir, unseren Betrieb zu verdoppeln“, so Josef Fuchs.

Südtirol Panorama Mai | 2010

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