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Euro(pa) quo vadis? Das Wirtschaftsbarometer zeigt weltweit wieder nach oben. Doch wie ist dieser momentane BIP-Zuwachs angesichts dieser scheinbar überstandenen Jahrhundertskrise einzuschätzen? Heinrich Sparber von der Finanzagentur Capital & Finance Banking findet darauf klare Antworten.
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ür die europäische Währungsunion wird für 2010 ein BIP-Zuwachs von rund 0,7 Prozent prognostiziert. Diese scheinbare konjunkturelle Erholung steht aber im Kontrast zu den täglichen Botschaften der Realwirtschaft: Schließung von Betrieben, Erhöhung der Arbeitslosenzahlen oder eine weitere Belastung der Staatskassen.
sich diese Staaten unter anderem durch die laufenden Steuereinnahmen einigermaßen über Wasser halten. Doch in Zeiten der Rezession oder Stagnation treten die argen unterschiedlichen Probleme dieser Länder ans Licht. Bereits in Ihrer „Gesamtgewichtung“ werfen sie einen großen Schatten über die Währungsunion. STRUKTURREFORMEN. Nun stellt sich die
Foto: APA/Boris Roessler
Frage, inwiefern jedes einzelne Land durch Sparmaßnahmen und Strukturreformen sich selbst helfen kann und welche Unterstützung die restlichen Staaten der Währungsunion geben können oder wollen. Zur Zeit geht es primär um Griechenland, das jahrelang mit gefälschten Nummern die Staatsbilanzen verschönert hat und mit einem Haushaltsdefizit von über 10 Prozent und sozialen Aufständen im ganzen Land sehr schwierig alleine wieder einen Weg in die Genesung findet. Die angekündigte konsistente Intervention von 30 Milliarden Euro seitens Frankreich und Deutschland hat die Märkte zwar kurzfristig beruhigt, das Problem von Griechenland durch diese Neuverschuldung aber nicht behoben.
Ist die Gemeinschaftswährung Euro ernsthaft in Gefahr?
Da die Betriebe weiterhin auch von den krisengeschüttelten Banken zu wenig Liquidität erhalten, riskieren wir weiterhin eine stagnierende Wirtschaft, auch in den großen und wirtschaftsstarken Euroländern wie Deutschland und Frankreich. VERSCHLECHTERUNG EUROPÄISCHER STAATSHAUSHALTE (PIIGS). Dazu gesellt
sich für die EU ein neues Phänomen und zwar die bedeutende Verschlechterung von diversen Eurostaaten – angeführt von den sogenannten PIIGS-Staaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien. In einer von Wirtschaftswachstum geprägten Konjunktur des Vorjahrzehntes konnten
AUSWIRKUNGEN AUF DEN EURO. Durch
diese Ungewissheit einer Gesamteuropäischen Strategie gerät der Euro immer stärker unter Druck und hat gegenüber dem USD und anderen Währungen bereits deutlich an Boden verloren. Für die europäische Exportwirtschaft könnte das sogar ein Vorteil sein. Allerdings wäre diese Folge auch mit riskanten Verteuerungen der Importe, vor allem des in USD quotierten Erdöls, gekoppelt. Problematisch könnte es für den Euro werden, wenn sich – wie zur Zeit bereits erkennbar ist – die großen Spekulanten, darunter vorwiegend „Hedgefonds“, den Euro ins Visier nehmen. Leider gibt es noch keine politische Intervention zur weltweiten Einschränkung dieser gefährlichen Finanzprodukte. Damit könnte für den Euro eine gefährliche Abwertungsspirale beginnen, die
Heinrich Sparber von der Agentur Capital & Finance Banking in Meran
möglicherweise nur durch Interventionen der europäischen Zentralbank – wie in der Vergangenheit Japan für den Yen – gestoppt werden könnte. WÄHRUNGSABSICHERUNGEN FÜR IMPORTE UND FINANZINVESTITIONEN.
Damit zusammenhängend sind bestehende und künftige Finanzinvestitionen des Euro neu zu überdenken oder zu bewerten. Wenn auch der direkte europäische Investor durch die Abwertung des Euro keine direkte Kapitalreduzierung erfährt, entgeht ihm dennoch – sofern die Übergewichtung im Euro verbleibt – der eventuelle Zuwachs anderer Währungen. Für größere Finanzinvestitionen in den Euro empfiehlt es sich, eine Währungsabsicherung des Grundgeschäftes über ein Termingeschäft in dieser für den Euro delikaten Phase in Erwägung ◀ zu ziehen.
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Südtirol Panorama März | 2010
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