≥ DURCH UND DURCH HOLZ
Rendering Projekt Kastelruth
Lukas Burgauner ist in Kastelruth aufgewachsen, hat in Innsbruck und Sevilla studiert und führt seit zehn Jahren sein eigenes Architekturbüro in Bozen. Zu seinen bekanntesten Referenzprojekten zählen die Erweiterung des Flughafenterminals und der private Flugzeughangar der GostnerBrüder am Flughafen Bozen. Einen Namen hat sich der 43-jährige Architekt auch mit dem Bau von Firmensitzen gemacht. Neben dem Sitz der Firma Rothoblaas in Kurtatsch hat er erst jüngst den Unternehmenssitz der Firma Ramoser Holz in Bozen Süd fertiggestellt. Internationale Anerkennung erntete er mit dem Neubau des Parkhauses der Umlaufbahn Seis–Seiser Alm und dem angrenzenden Sitz des Busunternehmens Silbernagl sowie der neuen Talstation der Umlaufbahn Seis– Seiser Alm.
Rendering: Lukas Burgauner
Foto: Privat
DER ARCHITEKT
DIE ZIMMEREI-INHABERIN IM GESPRÄCH
Rosi Rier: Für mich ist Erwin Thoma ein Pionier. Er ist wahnsinnig konsequent. Er arbeitet ausschließlich mit mondphasengeschlägertem und heimischem Nadelholz, noch dazu aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Zudem sind seine Vollholzwände zu 100 Prozent frei von Holzschutzmitteln und Leim. Das wirkt sich auf das Wohngefühl aus.
Sie führen seit sechs Jahren den elterlichen Zimmereibetrieb in Kastelruth. Wie geht es Ihnen in dieser Männerdomäne? Frauen kommen bekanntlich immer dann zum Zug, wenn Krisenzeiten anbrechen. 2011, als ich den Betrieb von meinem Vater übernommen habe, hatte die Baubranche ein solches Krisenjahr. Mittlerweile hat sich unser Sektor zum
Foto: Privat
Warum arbeiten Sie ausgerechnet mit Thoma zusammen?
Lebt es sich in einem Vollholzhaus anders? Man fühlt sich auf Anhieb zu Hause, kommt runter. Bestes Beispiel: Vor Kurzem haben wir in Modena ein Holz100-Haus gebaut. Noch in derselben Nacht, nachdem die Fenster montiert wurden, hat der Bauherr und sein Sohn im Schlafsack im Neubau übernachtet. Das heißt, auch wenn das Haus noch nicht fix und fertig ist, hat es gleich eine angenehm warme Temperatur.
LOGENPLATZ AM FUSSE DES SCHLERNS. Das Projekt in Kastelruth wurde von der Kastelruther Zimmerei Rier realisiert, seit 2013 Thoma-Partner in Südtirol. Der Entwurf des Hauses stammt aus der Feder des Architekten Lukas Burgauner. Er selbst ist im Schlerngebiet groß geworden. Entsprechend weiß er um die unverwechselbaren Schönheiten der Landschaft. ÖKOLOGISCH VORGEFERTIGT. Die Vollholzwände wurden im Thoma-Werk in der Obersteiermark vorgefertigt. Dort wurden
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Glück wieder gut erholt, und ich habe meine Entscheidung nie bereut. Ja, und auch in der Männerdomäne habe ich mich gut eingelebt. Sind Sie eigentlich selbst Zimmerin? Nein, bin ich nicht. Ich bin nach Abschluss der kaufmännischen Oberschule in die Verwaltung unseres Familienbetriebs eingestiegen und habe mich in dieser Zeit auch laufend im Holzbau weiterentwickelt, unter anderem an der Holzfachschule Rosenheim. Mit der Übernahme kam dann natürlich auch die Verantwortung für den technischen Part dazu. Das war zu Beginn schon eine große Herausforderung. Ich habe aber einen höchst kompetenten Techniker und spezialisierte Vorarbeiter an meiner Seite, die mir bei allen baulichen Details eine große Stütze sind.
auch bereits die Installationsschlitze vorgesehen. Mit einem LKW wurden die fertigen Wände auf die Baustelle ins Schlerngebiet geliefert. „Wir hatten bereits alles vorbereitet und konnten übernehmen. Die Montage ging schnell, nur zwei Wochen später war das dreigeschossige Haus regendicht, und die verschiedenen Gewerke konnten mit den Installationen beginnen. So war das Haus am Ende nach nur zwei Monaten inklusive Dachziegel fix und ■ fertig“, erzählt Rosi Rier. No. 43 / 2017
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