Leeraner Zeitgeist 6

Dotti

GESCHICHTE & GESCHICHTEN Die App zum Magazin

NR. 6

Sept. - Nov. 2017

Kolonialkrieg im Spiegel der Presse Gespenstertreiben in Leerort Die Jahrhundertfeier in Leer Milchmann Folkert Fisser GESCHICHTE

& GESCHICHTEN

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LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER UND FREUNDE DER HEIMISCHEN GESCHICHTE

Die vorliegende Ausgabe des Magazins „Leeraner Zeitgeist“ lädt wieder zu einer Zeitreise in die Kreisstadt Leer beziehungsweise die ehemals selbstständige Gemeinde Loga ein. Da ist zunächst die Geschichte des Milchfahrers Folkert Fisser und seiner Frau Hinderike, die jeder in Loga kannte.

Was wir über sie berichten können, verdanken wir den Erinnerungen der Enkelin Erika Vogelsang, die in einen faszinierenden Abschnitt der Geschichte der Familie und des Ortes einführt. Dabei wird deutlich, dass das Leben damals langsamer vonstattenging aber manche Härte mit sich brachte.

Dunkle Nächte, funkelnde Sterne, die sich im Wasser der Ems spiegeln, der Fährmann, der sein Boot am Ufer festgemacht hat und sich vielleicht eine Mußestunde am Fluss gönnt... die Reste der Festung Leerort mögen vor langer Zeit eine Atmosphäre erzeugt haben, in der Geister- und Gespenstergeschichten gedeihen und sich verselbstständigen konnten, wie jene, die der aus Jheringsfehn stammende Hinrich Koch für die „Rheiderland Zeitung“ aufgeschrieben hat.

Im Geschichtsunterricht haben wir von der Kolonialzeit gehört, in der auch die Führung des jungen Deutschen Reiches ein „Stück vom Kuchen“ abbekommen wollte. Das heutige Namibia, im Südwesten Afrikas gelegen, hatte man sich als „Deutsch Südwestafrika“ als Kolonie unterworfen. Als sich die einheimische Bevölkerung, die Hereros, gegen die Besatzer zur Wehr setzten, wurde der Aufstand von deutschem Militär in einer Weise niedergeworfen, die inzwischen als Völkermord anerkannt ist.

Mit dabei und eines der ersten Opfer auf deutscher Seite, war ein Gießerei-Arbeiter aus Leer.

Sieben Jahre nach diesem Ereignis, im Jahr 1913, wurde in Leer der 100. Jahrestag des Sieges in der „Völkerschlacht bei Leipzig“ über das französische Heer gefeiert, der den Anfang vom Ende der Franzosenherrschaft bedeutet, in dessen Folge Ostfriesland dem Königreich Hannover zugeschlagen wurde.

Weitere 14 Jahre später, nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflation des Jahres 1923 mit ihren verheerenden Folgen, erlebten tausende Leeraner den Besuch des damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in Leer und Loga.

Die Stadt Leer ist heute nicht nur die Stadt der Schifffahrt und der Reedereien, Einkaufsstadt und touristisches Ausflugsziel, sie ist auch die Stadt der Museen.

Bleiben Sie unserer Stadt und ihrer Geschichte wohlgesonnen!

Kolonialkrieg im Spiegel der Presse

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er Deutsche Bundestag hat im Juli vergangenen Jahres die Niederschlagung des Herero-Aufstandes im heutigen Staat Namibia - damals Südwestafrika oder „Deutsch-Südwestafrika - als Völkermord bezeichnet, der von den Soldaten der deutschen Kolonialmacht begangen wurde. Im Jahr 1904, das Jahr, in dem der vierjährige Krieg gegen die Volksgruppe der Herero begann, las sich die Berichterstattung in der hiesigen Lokalpresse anders. Aus dem „Leerer Anzeigeblatt“ (LA) erfahren wir zunächst, dass auch Bürger aus Leer und Ostfriesland an diesem Massaker beteiligt waren.

Das LA veröffentlichte am 22. Januar 1904 einen Beitrag unter der Überschrift: „Die Erhebung der Hereros“. Darin heißt es: „Die Vorbereitungen für die schleunigste Absendung der Verstärkungen der Schutztruppe in Südwestafrika gehen nach den gemeldeten Nachrichten aus Kiel und Wilhelmshaven mit größter Promptheit voran. Nach dem Eintreffen dieser Verstärkungen werden zur Bekämpfung der Hereros über 2.000 waffenfähige Deutsche zur Verfügung stehen.“ Es sei anzunehmen, dass sich Einheimische eines anderen Stammes den deutschen Soldaten anschließen würden. Es sei nicht zu bezweifeln dass der Aufstand niedergeschlagen werde. Dann wird die Befürchtung geäußert, die Herero könnten im Aufstandsgebiet die von Deutschen in zehnjähriger Aufbauarbeit

Die Berichterstattung über den Kampf gegen die Herero in „DeutschSüdwest“ wurde im „Leerer Anzeigeblatt“ mit dieser Zeichnung illustriert.

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leeraner ZEITGEIST :: V  orwort / Leeraner Gießereiarbeiter fiel im Kamp gegen die Herero

LEERANER GIESSEREIARBEITER FIEL IM KAMPF GEGEN DIE HERERO

geschaffenen kulturellen Leistungen zerstört haben. Dies auch deshalb, weil es unter den Hereros einen Unterschied zwischen reichen Viehhändlern und armen Bauern gebe, weshalb es für diese Eingeboren attraktiv sei, Beute zu machen. Weiter ist zu lesen, dass Farmer von Aufständischen ermordet worden seien. Gleich im Anschluss an diese Meldung heißt es: „Wilhelmshaven, 20. Januar.

Es sind folgende allerhöchste Befehle an das Reichsmarineamt ergangen: 1. Ich bestimme: Zur Verwendung in Südwestafrika wird ein Marineexpeditionskorps gebildet. Dieses gliedert sich wie folgt: Ein Bataillon Marineinfanterie bestehend aus vier Kompanien, eine Maschinengewehrabteilung aus acht 3,7 Zentimeter Maschinenkanonen mit Signalpersonal, eine Sanitätskolonne, ein Proviant- und Materialiendepot nach den von ihnen aufzustellenden Stärkenachweisungen…Mein Kanonenboot ‚Habicht’ gilt mit dem Tage des Eintreffens in Swakopmund als im Kriegszustand.“

Es folgen Zeichnungen, deren Ziel es gewesen sein könnte, die Leser für die „Expedition“ einzunehmen. Zunächst werden die Anführer der Hereros dargestellt, die eher weniger sympathisch erscheinen, wenig später ist eine Zeichnung unterschrieben mit „Ein deutsches Idyll in Deutsch-Südwestafrika.“ In der ebenfalls in Leer erschienenen „Ems- und Leda-Zeitung“ (ELZ) ist mit Datum vom 27. Januar 1904 zu lesen: „Durch den Aufstand der Hereros ist über unsere Landsleute in Südwestafrika großes Unheil gekommen. Die Zahl der Hingemordeten ist mit Sicherheit nicht fair zu schätzen. Die Angehörigen der Farmer, welche sich noch zu retten vermochten, sind bettelarm geworden. Nicht besser gestellt sind jene Farmerfamilien, welche sich zwar rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, aber noch ihre Besitzungen den Raubgesellen überlassen mussten.“  leeraner ZEITGEIST :: Leeraner Gießereiarbeiter fiel im Kampf gegen die Herero

Sie kümmert sich.

Gitta Connemann

leeraner ZEITGEIST :: Leeraner Gießereiarbeiter fiel im Kampf gegen die Herero

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Die deutschen Soldaten trieben die einheimische Bevölkerung vom Stamm der Herero in die Wüste, wo die meisten verdursteten oder verhungerten. Die wenigen, die überlebten, sahen wie auf diesem Bild aus dem Jahr 1907 aus. Quelle: Wikipedia

 Dann ist von großen Zerstörungen und davon die Rede, dass auch Private beim Wiederaufbau, nach der Niederschlagung des Aufstandes helfen müssten. Der Deutsche Kriegerbund und das Deutsche Rote Kreuz hätte ihre Unterstützung bereits zugesagt.

Wenig später heißt es in der ELZ: „Die Lage in Südwestafrika ist immer noch sehr unerfreulich. Zu den großen militärischen Schwierigkeiten, die vielen Tausende bewaffneter Hereros in einem äußerst schwierigen Gelände zu Paaren zu treiben, sind nun noch Krankheiten, Typhus und Malaria, hinzugekommen, die namentlich die ohnehin durch blutige Kämpfe geschwächte Kolonne Glasenapp heimgesucht und ihren Gefechtswert stark vermindert haben. Die Frage, ob der Ausbruch der Unruhen hätte vorausgesehen werden müssen und ob vielleicht Missgriffe der Verwaltung an der Erhebung der Hereros schuld sind, muss jetzt erst recht hinter der dringenden Aufgabe verschwinden, alles Erforderliche für die Bezwingung des Aufstandes und die Wiederherstellung der Ordnung, sei es auch unter neuen Opfern, zu leisten.“ Was im ELZ-Artikel als „Missgriffe der Verwaltung“ bezeichnet wird, spielt auf die Ursache der Erhebung an. Dazu ist bei „Wikipedia“ zu lesen: „Zwei Gründe waren es, die den Aufstand motivierten. Zum einen beanspruchten die deutschen Siedler immer größere Teile des Landes für sich, zum anderen litten die Herero und Nama unter dem rassistischen Verhalten der Siedler und der Organe der Kolonialverwaltung. Ihren Lebensunterhalt erwirtschafteten die Herero traditionell mit der Rinderzucht. Als es 1897 zu einer Rinderpest kam, wurden die Herden der Herero stark dezimiert.

Die zunehmende Aneignung des Landes, insbesondere wertvoller Weidegründe, und Betrügereien, durch die die deutschen Siedler sich in den Besitz der Rinder bringen wollten, führte zu empfindlichen Einbußen der Herero nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch kultureller Hinsicht. Durch die folgende Verarmung waren viele Herero gezwungen, Lohnarbeit auf deutschen Farmen anzunehmen. Herero, die noch Vieh besaßen, gerieten immer öfter in Konflikte, wenn sie ihr Vieh auf nunmehr von Siedlern beanspruchtem Land weiden ließen. Dies zog den Zorn der Siedler nach sich, welche die Hirten vielfach gewaltsam vertreiben ließen.“ „Den Heldentod fürs Vaterland“, ist im LA zu lesen, „starb … ein Sohn unserer Stadt im Kampf gegen die Herero. Der Verstorbene, Tambour Wolter Weyand, der als Freiwilliger nach DeutschSüdwestafrika hinauszog, sein Leben für Kaiser und Reich in die Schanze schlagend, war früher in der hiesigen Boekhoffschen Fabrik beschäftigt. Seine Eltern erhielten gestern folgendes Telegramm: ‚In einem Gefecht seiner Kompanie bei Okaharut starb

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leeraner ZEITGEIST :: Leeraner Gießereiarbeiter fiel im Kampf gegen die Herero

Tambour Wolter Weyand den Heldentod. Nähere Angaben folgen sobald wie möglich. Seien Sie inniger Anteilnahme versichert. Wir werden stets mit Stolz des Tapferen gedenken. 1. Seebataillon.’ …

Außer Weyand starben den Heldentod zwei andere Ostfriesen, der Einjährig-Gefreiter Mennenga-Pewsum und der Seesoldat Gefreiter W. Seeliger-Emden.“ Es folgt eine Meldung aus der hervorgeht, dass kürzlich beim „Aushebungsgeschäft“ (Erfassung von Wehrpflichtigen) im Kreise Leer 855 Mann erfasst worden seien. „283 Mann wurden zur Dienstleistung angesetzt“, was wahrscheinlich bedeutet, dass sie für den Kriegsseinsatz gegen die Herero vorgesehen waren.

Wenig später veröffentlichte das LA eine „Orientierungskarte über das Aufstandsgebiet in Südwestafrika“, der wenig Details zu entnehmen sind, die aber andeutet, dass es ein sehr großes Kampfgebiet gab. Als nächstes wurden Portraitzeichnung von fünf im Kampf gefallenen deutschen Offizieren veröffentlicht. Ums Leben gekommen waren sie wahrscheinlich in der „Schlacht am Waterberg“ am 11. August 1904, die als Beginn des von Deutschen begangenen Völkermord gilt. Bei „Wikipedia“ ist darüber zu lesen: „Die Schlacht am Waterberg am 11. August 1904, bei den Herero als Gefecht von Ohamakari bezeichnet, war die entscheidende Schlacht im Aufstand der Herero gegen die deutsche Kolonialherrschaft in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Die Herero unterlagen in dieser Schlacht den deutschen Truppen und ihren einheimischen Verbündeten. Auf deutscher Seite hatte der Generalleutnant Lothar von Trotha versucht, das am Waterberg versammelte Volk der Herero mit seinen Truppen einzukesseln und zu vernichten. Nachdem dies misslungen und zahlreichen Herero die Flucht nach Osten gelungen war, ließ von Trotha die Omaheke teilweise abriegeln und unterband durch nachsetzende Truppen die Wasserversorgung, so dass große Teile des Hererovolkes verdursten mussten. Dieses Vorgehen der deutschen Seite unmittelbar nach der Schlacht am Waterberg wird in der Wissenschaft als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts bewertet. Rund 80 Prozent des Hererovolkes verloren im Rahmen dieses Völkermordes ihr Leben.“ Im LA wurden nach der Schlacht die Portraits der „Sieger vom Waterberg“ abgebildet.

Als Erster Adjutant im Stab des Kommandeurs der Schutztruppe Lothar von Trotha und als Kompaniechef nahm der spätere General der Infanterie Paul von Lettow-Vorbeck an der Niederschlagung des Aufstands der Herero teil, dessen Ziel, die Vernichtung der Aufständischen hielt er für richtig. Bis vor wenigen Jahren war die Kaserne in Leer nach ihm benannt.

Gespenstertreiben in Leerort Am 23. November 1957 veröffentlichte die „Rheiderland Zeitung“ (RZ) die im Folgenden wiedergegebene „Gespenstergeschichte“ des aus Jheringsfehn sowie aus der Emder Bauunternehmerfamilie Wurpts stammenden Archivars (ohne Studienabschluss) Hinrich Koch, der sein Leben in Heidelberg verbrachte: Zunächst weist er auf die Bedeutung des Aberglaubens im Leben der „alten Ostfriesen“ hin und nennt beispielhaft die Mär von der auf dem First des Daches Hauses sitzende Katze, die sich um Mitternacht in eine abscheuliche Hexe verwandelte. Ob dieser Aberglaube den Erfinder der tönernen Katze inspiriert hat, die man heute da und dort auf Dachfirsten hocken sieht?

Bevor sich Koch dem Gespenst in Leerort zuwendet, das dort in den 1820er Jahren sein Unwesen getrieben haben soll, benennt er den damaligen stellvertretenden Direktor des Ulrichgymnasiums in Aurich, K. F. W. Siedhoff, als Zeitzeugen und belegt dessen Seriosität: „Manches hässliche Vorurteil, das den Ostfriesen damals noch vielfach im Inneren Deutschlands entgegengebracht wurde, half er mit seiner Feder beseitigen. Er schrieb geologische und historische, pädagogische und ornithologische Aufsätze, die alle ein warmes Interesse für das jeweils von ihm behandelte Thema bekunden. Im Jahre 1844 veröffentlichte er im vierten Oktoberheft der in Karlsruhe herauskommenden Zeitschrift ‚Europa’ eine längere Abhandlung, die sich ‚Eine Fahrt auf der Ems nach Emden’ betitelte. Die Schilderung ist auch heute noch von hohem Reiz. Sie aus dem Zusammenhang herausnehmend, lassen wir sie hier wortgetreu folgen.“

Die Geschichte:

Von einem Besuche bei einem auf dem linken Emsufer wohnenden Freunde nach Leer zurückkehrend, traf ich gerade um zwölf Uhr nachts in Leerort ein, wo schon alles schlief, mit Ausnahme des Fährmannes, der mich erwartet und übergefahren hatte. Es war im Januar: der Himmel war mit einzelnen Wolkengruppen bedeckt, welche ein sturmähnlicher Wind vor sich hertrieb: einzelne Sterne blickten wie verstohlen durch die zerrissenen Wolken, und die Sichel des bleichen Mondes zeigte sich ab und an.

Ehe ich am Emsufer von dem Schiffer schied, zündete ich meine verloschene Laterne wieder an und schritt eilig durch das kleine Dorf am Fuße des inneren Festungswalles entlang. Schon bei meinen ersten Schritten vernahm ich außer dem Heulen des Windes und dem Kettengerassel des sein Boot befestigenden Schiffers noch ein dumpfes Murmeln, wie wenn ein Mensch mit sich selbst spräche. Je weiter ich fortschritt, desto deutlicher vernahm ich dasselbe; als ich aber links um die Ecke bog, um auf den Weg nach Leer zu kommen, erschallte vor mir, woher auch das Murmeln kam, ein gellendes Lachen, jedoch so vollkommen geistlos, dass ich auf die Vermutung kam, ein Wahnsinniger stehe vor mir im Wege. Kaum war ich wieder einige Schritte gegangen, so begann das Murmeln wie früher. Jedoch in dem Augenblick, wo ich zwischen zwei ruinenartigen Mauerpfeilern, die das ehemalige Festungstor gebildet hatten, hindurchgehen wollte, ertönte das Lachen abermals, und zwar neben mir. Ich blieb

sogleich stehen und beleuchtete mit meiner Laterne meine nächste Umgebung. Da hatte ich denn ein ebenso überraschendes als wunderliches Schauspiel.

Denn oben auf dem Pfeiler rechts saß, mit dem Rücken mir zugekehrt, ein weiß gekleidetes Weib ohne Kopfbedeckung. Sie stützte ihren Oberkörper auf die rechte Hand und schaute auf mich, der ich unmittelbar vor ihr stand. Ihr Gesicht schien mir alt und von Runzeln durchfurcht. Das struppige schwarze Haar flatterte in wilder Unordnung um ihr Haupt. Nachdem sie ein paar Augenblicke mich unverwandt angesehen hatte, bewegte sie plötzlich ihr Gesicht nach mir, grinste dabei abscheulich und fletschte die Zähne, als wollte sie mich beißen.

Es tut mir, so oft ich mich des Vorfalls erinnere, außerordentlich leid, dass ich gleich beim Beginn des Murmelns darauf fiel, dieses einem Wahnsinnigen zuzuschreiben; denn ich eilte, ohne weitere Untersuchung, meinen Weg fortzusetzen, da meine anfängliche Ansicht mir zur Gewissheit geworden zu sein schien.

Ich will hier ein ganz offenes Bekenntnis von mir ablegen, ohne alle Scheu vor möglicher Missdeutung. Demgemäß muss ich nun sagen, dass ich bis dahin, als ich jenes Weib verließ, nicht die geringste Anwandlung irgendeines Grauens, dessen sich in so sonderbarer, schauerlicher Umgebung auch der Mutigste nicht Ursache gehabt haben würde zu schämen, verspürte. Ich stand ohnehin noch im Dorfe und konnte mit einem Rufe den Schiffer, der sein Geschäft noch nicht beendet hatte, herbeiholen. Da ich indes mich inzwischen 50 Schritt entfernt hatte, das Weib wieder gellend lachte, so dass es weithin über das Blachfeld tönte und darauf laut schrie: ‚Passt up!

Dar kummt Lücht!’ – da wurde es mir unheimlich, zumal da ich mich erinnerte, von einem mir befreundeten Geistlichen gehört zu haben, dass er einst auf diesem, wenn auch kurzen, doch öden und einsamen Wege, räuberisch angefallen worden sei, wenn ich mir gleich sagen musste, dass ein solcher avis aux voleurs (Wink an die Diebe), wie ihn dieses Weib gab, zu den unmöglichen, wenigsten unglaublichen Dingen gehören würde. Ich löschte meine Laterne aus, ging rasch und kam wohlbehalten und unangefochten nach Leer.

Der rechte Augenblick der Erforschung dieses Vorfalles war einmal versäumt; aller Mühe; die sich außer mir noch mehrere Freunde gaben, hatte gar kein Resultat. Die Zungen aber regten sich, und es zeigte sich bald, dass vor fünf, zehn, ja vor vierzig Jahren schon diesem und jenem vorurteilsfreien und aufgeklärten Manne sich dasselbe Gesicht am gleichen Orte gezeigt hatte’.“ Was war dran an der Spukgeschichte? Hinrich Koch vermochte deren Wahrheitsgehalt nicht aufzuklären. Heute würde uns eine solche Geschichte absurd vorkommen, schrieb er, wir würden diese als „Hokuspokus“ bezeichnen. „1957 lebt ein anders denkendes Geschlecht als Anno dazumal“, schrieb er in jenem Jahr. Wirklich? Gibt es nicht noch heute Menschen, die sich die Karten legen oder in ihren Handlinien lesen lassen? Oder was ist mit den Ketten-Emails oder WhatsApp-Nachrichten, die wir aufgefordert werden weiterzuschicken, weil sonst ein Unheil drohe?

leeraner ZEITGEIST :: Gespenstertreiben in Leerort

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Sudoku

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Leere Kästchen mit Ziffern (1-9) ausfüllen.

Jede Ziffer darf nur einmal in jeder Zeile, Spalte und Block vorkommen.

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Was ist groß bei einer Mücke und klein bei einem Kamel?

Der Buchstabe M

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Mehr Geschichte lesen?

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Lösungen Ausgabe 5

Lösung in der nächsten Ausgabe und sofort in unserer App „Dotti“

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Welche Pflanze erfordern den größten Verstand, wenn man sie halten will?

Die Brennnessel. Sie sind schwierig zu ertasten und zu begreifen.

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Wann lebte Gottfried von Bouillon?

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Als er nichts anderes zu essen hatte.

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Im Frikassee

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In welchem See findet man nur tote Krebse?

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1.) Ich habe ein Loch und mach ein Loch und schlüpfe auch durch dieses noch.

Kaum bin ich durch, stopf ich's im Nu, mit meiner langen Schleppe zu. > Nadel und Faden 2.) Wer lebt von der Hand in den Mund? > Zahnarzt 3.) Was ist schwerer?

Ein Kilo Gold oder ein Kilo Federn? > Beides ist gleich schwer.

4.) Wer läuft ohne Füße? > Nase

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Fehn-Leuchten Nr. 16 Sie lesen unter anderem: Erntefeste in Klostermoor (1949-1966), Dr. Conrad: Über das Leben eines außergewöhnlichen Fehntjers, Als Ostfriesland zu Hannover gehörte, Völkerschlacht bei Leipzig: Sieg 1913 in Leer gefeiert

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DIE JAHRHUNDERTFEIER IN LEER Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 Im Oktober des Jahres 1913 wurde in Leer mit einer groß angelegten Feier an die 100. Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig erinnert, die als der Anfang vom Ende der Franzosenherrschaft über Deutschland und Europa gilt. Das „Leerer Anzeigeblatt“ nahm den Jahrestag am 17. Oktober zum Anlass für eine ausführliche historische Einordnung dieses Ereignisses, einen Tag später wurde über die in Leer stattgefundenen Feierlichkeiten berichtet. „Allüberall, wo Deutsche wohnen, in Stadt und Land, in der Großstadt und im entlegenen Dorfe, ja sogar im Auslande, wo nur die deutsche Zunge erklingt, wurde in diesen Tagen die Erinnerungsfeier an die große Völkerschlacht bei Leipzig begangen. Und unsere Stadt hat wahrlich bei diesen Feiern nicht zurückgestanden. Im Verhältnis zu ihrer Größe und Einwohnerzahl waren die hier getroffenen Veranstaltungen groß und umfassend und konnten den Vergleich mit einer großen Stadt gut und gerne aushalten.

Fast jedes Haus trug am Sonnabend, dem ersten Festtage, Fahnenschmuck, verschiedene Gebäude waren grün bekränzt, und in zahlreichen Fenstern sah man der Feier entsprechende Dekorationen. Und als das Abenddunkel hereinbrach, da flammten hinter unzähligen Scheiben Tausende von weißen Lichtern auf. Wahrlich, die Einwohnerschaft hatte ihr Möglichstes getan, um an der würdigen und erhebenden Feier mitzuwirken. Am Abend durchzog der Ausrufer mit dem Trommler noch einmal die Straßen, um die bevorstehenden Festlichkeiten bekannt zugeben.

Pünktlich um 7.30 Uhr setzte sich dann von der Garrelstraße der Fackelzug in Bewegung. Voran die Gewehrsektion des Kriegervereins, dann die 16 Mann starke Hennekesche Kapelle und darauf die verschiedenen patriotischen Vereine, deren Mitglieder in großer Zahl an dem Zuge teilnahmen: Kriegerverein, Schützenkorps, Militärverein, Feuerwehr, Militäranwärterverein, Bürgerschießverein, Turnverein. Man kann die Zahl der Fackelträger auf 600 schätzen.

Der imposante Zug wurde überall freudig begrüßt, an den Straßenkreuzungen sah eine große Volksmenge dem interessanten Schauspiel zu, und an vielen Stellen erleuchtete bengalisches Feuer das Dunkel, wurden Feuerwerkskörper in großer Zahl beim Passieren des Zuges abgebrannt. Besonders schön wirkten die erleuchteten Gärten, in denen man an verschiedenen Stellen Buntfeuer angezündet hatte. Die Illumination der Häuser war reichhaltig gar prächtig.

Fast hinter jedem Fenster war ein Lichterstand aufgebaut, arm und reich, hoch und niedrig wetteiferte in dem Bestreben, der Teilnahme an der freudigen Begebenheit Ausdruck zu geben. Erwähnung verdienen an dieser Stelle die Illumination des Rathauses, der Julius Meeseschen Wohnung am Ufer und besonders die des Deldenschen Hauses, die geradezu glänzend genannt werden müssen.

Beim Rathause angekommen, machte der Zug halt. Eine unübersehbare Menschenmenge hatte sich hier zusammengefunden um dem Feuerwerk und Freudenfeuer, das auf der Nesse abgebrannt werden sollte, beizuwohnen. Es war ein unvergesslicher Anblick, der sich dem Auge des entzückten Zuschauers darbot. Im Hintergrunde

Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg meldet den verbünde­ten Monarchen den Sieg in der Völker­schlacht bei Leipzig. Gemälde von Johann Peter Krafft, 1817, Heeresgeschichtliches Museum Wien.

Quel­le: Wikipedia, selbst erstellt im Heeresge­schichtlichen Museum

das prächtig erleuchtete Rathaus, vor dem vier mächtige Gasflammen brannten, davor die Kopf an Kopf stehende, nach Tausenden zählende freudig bewegte Menschenmenge, in der Mitte der flammende Holzstoß der zusammengeworfenen Fackeln und jenseits des Hafens die bunten und sprühenden Lichtkreise des Feuerwerks und der Flammenregen der niedergehenden Raketen. Schade, dass das ungemein malerische Bild nicht auf der photografischen Platte festgehalten werden konnte. Die hellen Feuerstrahlen spiegelten sich schön im Wasser des Hafens. Eine besondere Überraschung boten den vielen am Ufer und in den Gärten längs des Hafens versammelten Zuschauern der Ruderverein Leer und der Schülerruderverein Leda, die plötzlich mit einer Bootsflotte aus dem Nebel auftauchten und im Schein des Feuerwerks und des Freudenfeuers Auffahrten veranstalteten. Die Boote waren zum größten Teil mit Lampions behängt. Dem Feuerwerk, von dem besonders ein Stück mit dem eisernen Kreuz und das mit dem Magnesiumlicht hervorragend wirkten, schloss sich das Abbrennen der Teertonnen, eines gewaltigen Holzstoßes, an. Hell lohte die große Feuersäule empor, weithin sichtbar und den Himmel rötend. Geschlossen marschierte der Zug dann nach Lösch, wo der Festkommers seinen Anfang nahm.“ In dessen Verlauf hielt der Stadtsyndikus Tschackert die Festrede, indem er den Zuhörern den Schlachtverlauf des Jahre 1813 vor Augen führte und dabei auf die spezifisch ostfriesischen Aspekte einging.

Nach dem Ende der Rede wurde auf Vorschlag des Redners ein „Huldigungstelegramm“ an Kaiser Wilhelm II. abgefasst und dem Kaiser zugeleitet.Am nächsten Tag prägte ein Festzug durch die Stadt das Geschehen, wobei sich Marschgruppen und Festwagen auch entlang geschmückter Geschäfte bewegten.

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MILCHMANN FOLKERT FISSER BELIEFERTE LOGA Folkert Fisser gehörte in Loga zu den bekannten Persönlichkeiten.

Jahrzehntelang versorgte er die Bürger mit frischer Milch, die er, der Erinnerung seiner Enkelin Erika Vogelsang zufolge, täglich von der örtlichen Molkerei holte. Viele Jahre zog er dazu mit Pferd und Wagen durch die Straßen des Ortes, machte mit seiner Glocke auf sich aufmerksam, um den Interessenten die Milch mit dem gleichen Messbecher in die mitgebrachten Gefäße zu füllen. Hinderike Potthast, in Bingum aufgewachsen, war seine Ehefrau, mit der er – wie tausende andere Eltern – schweres Leid durchleben musste.

Vier Kinder brachte die Ehefrau zur Welt, die Tochter Marieanne und die Söhne Folkert, Heinz und Gerrit. Alle drei wurden Opfer des Krieges. Folkert galt als im Krieg vermisst, sein Schicksal war also unklar. Heinz ist vor Holland ertrunken, nachdem das Rettungsboot, in das er sich vorübergehend hatte retten können, von einer Grundwelle erfasst und zerstört worden war. Gerrit fiel in Russland. Einzig die Tochter überlebte. Sie heiratete den aus dem Logaer Weg stammenden Folkert Wilken und gebar fünf Kinder. Dass Erika, (1940 geboren) und Ella (1942 geboren) Vater und Mutter eher als „Onkel und Tante“ denn als ihre Eltern empfanden, war ebenfalls dem Krieg geschuldet.

Der Schwiegersohn des Milchmanns, Jahrgang 1911, und dessen im Jahr 1918 geborene Braut Marieanne, heirateten am 7. Oktober 1939 und zogen zu den Eltern der jungen Ehefrau in das Haus Hohe Loga 8; dort stand ihnen eine Haushälfte zur Verfügung. Bald nach der Eheschließung muss Folkert Wilken wieder in den Krieg gezogen sein. Im Zuge des am 9. April 1940 begonnenen und als „Weserübung“ getarnten Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Norwegen und der Besetzung des Landes erkrankte er an Lungentuberkulose und wurde zumindest vorübergehend aus dem Krieg entlassen. Dass die zunächst drei- und ab 1942 vierköpfige Familie bald auseinander gerissen würde, ahnten die jungen Eltern nicht.

Hinderike, geborene Potthast und Folkert Fisser, aufgenommen am 1.Mai 1945 Fotos: Sammlung Erika Vogelsang

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Als die „Endsieg“-Fantastereien der braunen Herrenmenschen mit der Realität des Krieges längst nicht mehr vereinbar waren, das Kriegsgeschehen immer weiter in den Nordwesten Deutschlands vorrückte und Loga beschossen wurde, weil deutsche Einheiten rund um Loga Geschützstellungen aufgebaut hatten, schlugen auch in das Haus Hohe Loga 8 Geschosse ein. Die von Familie Wilken bewohnte Haushälfte wurde vollständig zerstört, bei der anderen das Vorderhaus. Die Eltern kamen gegenüber im Haus mit der Nummer 10 unter,

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Viele Jahre fuhr Folkert Fisser mit Pferd und Wagen durch Loga, um die Haushalte mit Milch zu versorgen.

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die beiden Mädchen blieben bei den Großeltern.

Nach dem Krieg zogen die Eltern in die Eichendorffstraße, wo die Töchter Marianne (1945 geboren), Folmar (1949 geboren) und Christa (1951 geboren) aufwuchsen. Die beiden älteren Mädchen blieben bei den Großeltern, die zumindest Erika, verheiratete Vogelsang, „gefühlt“ als ihre eigentlichen Eltern empfand.

gepumpt werden musste. Waren die Behältnisse gesäubert, stellte sie die Großmutter mit der Öffnung nach unten auf ein Gestell, damit die austropfen und trocknen konnten.

Auch die Zubereitung der täglichen Mahlzeiten war Aufgabe der der Oma, lediglich sonntags durften sich die Mädchen, von der Oma angeleitet und unter deren Aufsicht, im Zubereiten der Speisen „Von der Großmutter üben. Auf den Tisch kahabe ich viel gelernt, sie men die üblichen Speihat sich sehr um meine sen wie „updrögt BohTITELFOTO Schwester und mich nen“, Schnippelbohnen bemüht“, sagt sie im oder Grünkohl. SauerSpäter war er per „Dreirad“ Rückblick. Sie habe kraut setzten die Großmotorisiert unterwegs. dafür gesorgt, dass die eltern nicht an. Was im Mädchen im GeorgsGarten angebaut wurde, bad (wo heute das Poliunterschied sich kaum zeigebäude in Leer steht) von anderen Gärten, nur Schwimmen lernen konnvielleicht dadurch, dass im ten, sie habe die Hausaufgaben Garten Fisser auch Erdbeeren gekontrolliert, ihnen Tischmanieren beigebracht diehen. Von Sträuchern konnten Johannis- und und dafür gesorgt, dass die Mädchen später Stachelbeeren geerntet wurden, an zwei Obstbeim Schrock-Opitz das Tanzen erlernten. In die bäume reiften August- und Boskop-Äpfel. Diese Hausarbeit waren die Mädchen nur begrenzt Früchte wurden im Keller des Hauses gelagert, eingebunden, „das war Omas Reich“, erinnert der im Krieg nicht zerstört wurde. sich die Enkelin. Auch bei der Gartenarbeit habe sie nur wenig geholfen. „Opa war sehr pingelig“, Zur Ernährung des Quartetts – und vermutsagt sie, besonders mit den Kanten der Beete. lich zumindest in Teilen auch der fünfköpfigen „Die mussten exakt gerade gestochen werden, „Restfamilie“ der Tochter – trugen auch die was der Enkelin die Gelegenheit bot, sich von Hühner und die zwei Schweine pro Jahr bei, die der eher ungeliebten Arbeit zu verabschieden. von Oma und Opa gemeinsam versorgt wur„Ich habe absichtlich unsauber gearbeitet; dann den. Die Enkelin meint sich zu erinnern, dass hat Opa mich ins Haus geschickt und ich durfte ein Schwein jeweils für den eigenen Bedarf gebügeln, was ich damals gern gemacht habe.“ schlachtet wurde, während die Großeltern das Wenn der Großvater von seiner täglichen zweite verkauften. Nein, beim Schlachten habe Tour heimkam, mussten die Milchkannen sie nicht helfen müssen, sagt Erika Vogelsang gründlich gespült werden, damit sie am nächs- und ergänzt, – für ein Mädchen vom lande eher ten Tag wieder genutzt werden konnte, ohne untypisch – dass sie Tiere eher nicht gemocht dass die Qualität der Milch beeinträchtigt wur- habe, was sie auch auf das Pferd bezieht, das de. Dasselbe galt für die Flaschen, in denen er den Milchwagen des Großvaters gezogen hat. ab irgendwann nach dem Krieg die Schulmilch Das Liebste an den Schweinen war ihr der Topf, zur Schule in der Daalerstraße lieferte. Beides in dem das Futter der Fleischspender gekocht zu reinigen, war Aufgabe der Großmutter; eine wurde. Wenn es soweit war, „legten meine anstrengende Arbeit zumal, wenn man bedenkt, Schwester und ich Kartoffeln hinein und ließen dass das benötigte Wasser aus der Regenpütte sie mitkochen. Die schmeckten köstlich.“

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ZU GAST IM MUSEUMSVIERTEL VON LEER Li.: Heimatmusem in der „Neue Straße“

Leer. Museen sind Geschichte und Gegenwart zugleich und sie bieten die Möglichkeit, einiges über uns selbst zu erfahren. Die gilt auch für die vier verschieden konzeptionierten Museen in der LedaStadt, die gemeinsam als das „MuseumsViertel“ von Leer bekannt sind. Sie laden ein, auf Entdeckungsreise zu gehen, dabei vergangenes Leben kennen und schätzen zu lernen und dadurch das eigene Leben zu bereichern, zum Beispiel im …

BÜNTING TEEMUSEUM Das Bünting Teemuseum wurde im Jahr 2001 mit dem Ziel gegründet, die historische und gesellschaftliche Bedeutung der ostfriesischen Teekultur erlebbar zu machen. Für die Bünting Unternehmensgruppe ist das Teemuseum Ausdruck ihrer Verbundenheit mit den Werten und Traditionen der Region sowie der eigenen Geschichte.

Für das Museum wurde folgerichtig ein Standort mit besonderer Bedeutung gewählt: Mitten in der schönen Altstadt Leers gründete Johann Bünting 1806 in der Brunnenstraße 37 seinen kleinen Kolonialwarenladen. Das feine Angebot von Tee, Kaffee, Tabak und Gewürzen bildete den Grundstein für die spätere Entwicklung zu einem bedeutenden Handelskonzern.

In der Nähe, wo heute Exponate der Öffentlichkeit präsentiert werden, befand sich vor mehr als 200 Jahren der Verkaufsraum des Büntingschen Kolonialwarenladens. In Kisten und Säcken standen Rohzucker, Schokolade und andere beliebte Waren für die Kunden bereit. Dabei war das Geschäft mehr als ein reiner Verkaufsort: Hier traf sich die Nachbarschaft und tauschte Neuigkeiten aus. Wie damals üblich, war auch das Hinterzimmer ein wichtiger Ort. Er bot genug Platz, um Tabak zu schneiden und andere Waren vorzubereiten.

MuseumsbesucherIinnen erfahren alles Wissenswerte über Tee sowie über die jahrhundertealte Teetradition der Region Ostfriesland.

Touristen und Einheimische erleben ostfriesische Gastfreundschaft und können die gemütliche Atmosphäre einer original ostfriesischen Teezeremonie genießen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 10 bis 18 Uhr Montag von April bis Dezember, 10 bis 18 Uhr Sonntag von April bis Oktober, 14 bis 17 Uhr Brunnenstraße 33 in 26789 Leer Telefon: 0491-992 20 44 info@buenting-teemuseum.de www.buenting-teemuseum.de

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leeraner ZEITGEIST :: Zu Gast im MuseumsViertel von Leer

HAUS SAMSON Das Haus „Samson“ reiht sich in der Rathausstraße in ein Ensemble vieler gepflegter Altstadthäuser ein. Es gehört zu den schönsten Bauwerken der Stadt. Es wurde 1570 als Renaissancebau errichtet und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Stil des niederländischen Barock vom Architekten Vingboom erweitert. Im Jahr 1643 wurde es mit seiner noch heutigen Fassade versehen. Nach einer niederländischen Tradition erhielten die Häuser Namen und somit ist anzunehmen, dass das Haus schon beim Richtfest auf den Namen „Samson“ getauft wurde. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel gründete um 1800 Friedrich Gross eine Weinhandlung und Spirituosenfabrik in dem Gebäude, welches nun schon seit mehreren Generationen im Besitz der Familie Wolff ist.

Heute befinden sich in dem Haus die Verwaltung der Firma I. W. Wolff GmbH & Co KG, ein Weinfachgeschäft sowie ein Privatmuseum, welches die ostfriesische Wohnkultur widerspiegelt. Das Haus Samson und das Museum sind seit Anfang 2007 in die „Hilke und Fritz Wolff Stiftung“ übergegangen, die dem Erhalt des Hauses, der Sammlung und dem Erhalt anderer Baudenkmäler und Anlagen im Landkreis Leer verpflichtet ist. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr Rathausstraße 16-18, 26789 Leer Telefon: 0491- 92 52 30, Fax: 0491- 6 62 32, info@wein-wolff.de · www.wein-wolff.de

HEIMATMUSEUM LEER Eingerichtet in zwei Handelshäusern aus dem späten 18. Jahrhundert, zeigt das Heimatmuseum Leer als eine der ältesten Einrichtungen Ostfrieslands die Geschichte vom Leben und Arbeiten der Menschen in der Handels- und Hafenstadt Leer. Schwerpunkte der Ausstellung und der Sammlung sind die Bereiche Frühgeschichte auf der Geest, Stadtgeschichte, Wohnkultur, Fliesen, Silber, Leeraner Schifffahrt und Heringsfischerei sowie ostfriesische Maler.

Wechselnde Sonderausstellungen, Vorträge, ein museumspädagogisches Programm und eine umfangreiche regionalgeschichtliche Fachbibliothek runden das Angebot ab. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr Montags geschlossen Neue Straße 12 – 14, 26789 Leer Telefon: 0491-2019 info@heimatmuseum-leer.de www.heimatmuseum-leer.de www.facebook.com/museumleer

Fotos: OTG

SCHLOSS CLEMENSWERTH, SÖGEL

BÖKE-MUSEUM Das nach dem Künstler Karl-Ludwig Böke benannte Museum sieht seine Hauptaufgaben, neben der Pflege des Andenkens an den Bildhauer, in der Präsentation zeitgenössischer Kunst generell, der Förderung regionaler Kunst Ostfrieslands und der Zusammenarbeit mit der FREIEN KUNSTSCHULE LEER in Teilnehmerausstellungen und museumspädagogischen Projekten.

Einmalige Meisterschaft erreichte der Künstler in der Portraitplastik, die besonders durch die Gestaltung des Auges frappierende Lebendigkeit erfährt. In seinem letzten Lebensjahrzehnt wurde Böke mit einer Reihe figürlicher Großplastiken ostfrieslandweit populär. Öffnungszeiten: Sonnabend und Sonntag: 15 bis 18 Uhr, Führungen, auch vormittags, nach Vereinbarung.

Neue Str. 33, 26789 Leer Telefon: 0491 - 99 22 555 info@boeke-museum.de www.boeke-museum.de

Mutsumi Aoki – Papierskulpuren Am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth in Sögel sind vom 2. September bis 31. Oktober Papierskulpturen – so auch der Titel der Ausstellung – der japanischen Künstlerin Mutsumi Aoki zu sehen. Seit 1990 lebt Aoki in Deutschland. Unter dem Einfluss barocker und rokokohafter Bilder begann sie Papierskulpturen zu schaffen. Diese Objekte faszinieren durch ihre ästhetische Ausstrahlung, in der sich japanische mit westlichen Elementen verbinden. Die Skulpturen scheinen vom jeweiligen Träger, einer barocken Hofdame oder einem modernen Großstadtmenschen, gerade verlassen worden zu sein. Perfekt wie die handwerkliche Ausführung ist auch die künstlerische Darbietung: Die Kleidungstücke sehen wie in Benutzung aus – nur ihr Träger, der Mensch fehlt. Die Ausstellung wird gefördert mit Mitteln der EWE Stiftung.

49751 Sögel · Tel. 05952 / 932325 www.clemenswerth.de © Emslandmuseum Schloss Clemenswerth

Re.: Bünting Teemuseum

Mutsumi Aoki Papierskulpturen

02.09. - 31.10.2017

49751 Sögel | www.clemenswerth.de

Wann waren Sie zuletzt im Museum?

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leeraner ZEITGEIST :: Zu Gast im MuseumsViertel von Leer

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1927: PAUL VON HINDENBURG ZU GAST BEI FAMILIE VON WEDEL Reichspräsident auf der Evenburg Im Frühjahr 1927 bereitete man sich in Loga sowie in Leer und im Landkreis auf hohen Besuch vor. Die Visite des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg war auch für den Kriegerverein Westrhauderfehn ein herausragendes Ereignis. In der Zeitung wurde zunächst berichtet, dass der Reichspräsident am 9. Mai gegen 16 Uhr auf dem Bahnhof Leer eintreffen und von dort mit dem Auto nach Loga fahren werde. „Die Vereine des Ostfriesischen Kriegerbundes wer­den um 3 Uhr in der Logaer Allee in der Reihenfolge der Kreisverbände Leer, Weener, Aurich, Norden, Emden antreten. Anschließend ist der Abmarsch zur Aufstellung auf dem Schlossplatz (der Evenburg, Red.). Um 9 Uhr abends versammeln sich die noch anwesenden Vereine zum Fackelzug beim ‚Upstals­boom’. Vor dem Schlosse ist großer Zapfenstreich. Es darf mit einer Teilnahme von etwa 5.000 Kriegervereins-Mitgliedern gerechnet werden. – Die Reichs­ bahn und auch die Kleinbahn Ihrhove-Westrhauderfehn lassen voraussichtlich Sonderzüge verkehren.“ Wenige Tage später erfuhren die Leser, dass der Fackelzug und die geplanten Gesangsvorträge ausfallen müssten, auch werde Hindenburg nicht die Front der angetreten Krieger abschreiten.

Als Begründung nannte man, dass der Präsident zuvor bereits an anderen Orten ein anstrengendes Programm werde absolvieren müssen, so dass er seine Kräfte schonen müsse. Außerdem habe er mit einem Knieleiden zu kämpfen. In derselben Meldung heißt es dann aber: „Zu dieser Notiz erfahren wir heute, dass der Fackelzug und auch der Zapfen­streich doch stattfinden werden. Wenn auch die vorangehenden Begrüßungen und Empfänge in Oldenburg und anderen Orten an die körperliche Rüstigkeit des Reichspräsidenten große Anforderungen stellen, so wird es doch nicht nö­tig sein, auf diese vom Ostfriesischen Kriegerbund beabsichtigten Ehrungen zu verzichten.“ In der nächsten Meldung wird die Vorfreude auf den Besuch des hohen Gastes spürbar. Es heißt, dass die meisten Vereine aus dem Kreis Leer nach Leer und Loga anreisen werden. In Besprechungen habe man beraten, wie die Teilneh­mer aus dem hiesigen Bereich in das Programm eingebunden werden sollen.

Zu weiteren Änderungen im Besuchspro­gramm Hindenburgs sei es nicht gekommen. Es könne höchstens sein, dass der Sonder­zug des Reichspräsidenten früher als geplant in Leer eintreffe. Dann wird die genaue Fahr­strecke des Präsidenten-Konvois beschrie­ben, um sicherzustellen, dass alles festlich gerichtet sein wird. Es ist unter anderem zu lesen: „Am Bahnhof Leer wird der Schießver­ein Leer die Ehrenkompanie stellen …Nach dem Empfang im Schlossgarten

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leeraner ZEITGEIST :: 1927: Paul von Hindenburg zu Gast bei Familie von Wedel

wird es im Hotel ‚Upstallsboom’ ein Konzert gegeben. Abends ist ein Fackelzug und anschließend Zapfen­streich.“ Am 9. Mai 1927 war zu lesen, dass sich die ganze Stadt auf den hohen Besuch vorbereitete. „Zum Empfang des Reichs­präsidenten zeigt die Stadt Leer und auch der Ort Loga reichen Schmuck. Schon am Bahnhof Leer …befinden sich grüne Gewinde. Ein langer Teppich zieht sich vom Bahnsteig an die Stelle, wo das Auto zur Aufnahme des Reichs­präsidenten halten wird. Palmen und Lorbeerbäume bilden hier ein Spalier. Gleich nach dem Postamtsgebäude erhebt sich eine sehr schöne Ehrenpforte, geschmückt mit vielen Fahnen und mit der plattdeutschen Inschrift: ‚D Stür­mann grot fan Macht, Fan Godheit un Verstand, Mehr Vader in uns Hart, As Baas fan uns Land.’

Noch viele Ehrenbogen befinden sich im Zuge der von dem Auto des Reichspräsidenten berührten Straßen. Vorne beim Eingang zur Bremerstraße beim Bahnübergang steht wohl das schönste Stück. Über dem linken Eckpfeiler flattert die schwarz-weiß-rote über dem rechten die schwarz-rot-goldene Flagge. Besondern Fleiß und Liebe haben auch die Anwohner der Daalerstraße in Loga bewiesen …

Die Vormittagszüge brachten schon viele Auswärtige nach Leer.

Heute und morgen dürfte es brechend voll werden.“ Der Besuch des Reichspräsidenten war am Folgetag. In der Zeitung heißt es weiter: „Wenn der Präsident das Auto besteigt, spielt die Kapelle vom Oldenburger Stahlhelm den Präsentiermarsch. Danach wird der Hauptmann, Kaufmann Fesenfeld, dem Reichspräsidenten die Ehrenkompanie melden…An der Landstraße nach Loga können Schulen Aufstellung nehmen …Am Dienstag macht der Präsident eine Ausfahrt nach Leer. Schulen und Vereine, die …noch einen Platz reserviert haben wollen, müssen sich sofort mit der Polizeiverwaltung Leer in Verbindung setzen.“ Über den Besuch war anschließend, am 13. Mai, zu lesen: „Zum Empfang des Reichspräsidenten, der dem Grafen von Wedel auf

Fotos von links: 1. ) Bis heute ist in Loga eine Straße nach Hindenburg benannt, jenem Mann, der zusammen mit dessen Stellvertreter und Generalquartiermeister Erich Ludendorff auch für den Einsatz von Giftgas im Ersten Weltkrieg und damit für 100.000 Tote und 1,2 Millionen Verwundete verantwortlich war.

Foto: Sammlung Freese 2.) Anlässlich seines Besuchs in Loga und Leer empfing Reichspräsident Paul von Hindenburg eine Abordnung der ostfriesischen Kriegervereine. Die Delegation aus dem Kreis Leer wurde von Theodor Graepel aus Westrhauderfehn angeführt. Quelle: „Rheiderland Zeitung“ 3.) Auf der Treppe der Evenburg wurde der Reichspräsident von der Grafenfamilie von Wedel begrüßt. Quelle: „Rheiderland Zeitung“

Schloss Evenburg am Montag und Dienstag einen Besuch abstattete, hatten die Stadt Leer und der Ort Loga, wie schon berichtet, reichen Schmuck angelegt. Aber nicht allein diese äußeren Zeichen der Liebe und Verehrung galten dem greisen Reichsoberhaupt, auch die Herzen der ganzen Bevölkerung schlugen dem Reichspräsidenten mit Begeisterung entgegen. Von nah und fern waren die Scharen zusammengeströmt, einmal den Mann zu sehen, der in schwerer Zeit die Hoffnung der Nation war, der mit gutem Recht der Schützer, Retter und Befreier weiter Gebiete unseres Vaterlandes von Feindeshand und den Schrecknissen des Krieges genannt werden kann und der auch jetzt wieder sich als der getreue Eckard unseres Volkes gezeigt hat, als er trotz hohen Alters die Leitung der Staatsgeschicke in seine Hand nahm. So wurden dann die Hindenburgtage in Ostfriesland nationale Erlebnisse für jeden, der daran teilnahm. Es kann nur jeden guten Deutschen mit aufrechter Freude erfüllen, dass sich hier wieder einmal große Volksmassen einig wurden in der Verehrung unseres großen Nationalheros: Generalfeldmarschall und Reichspräsident von Hindenburg.

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Am Bahnhof von Leer befand sich eine unübersehbare Menschenmenge, als der Zug mit dem Salonwagen des Reichspräsidenten in die grün geschmückten Hallen des Bahnhofs pünktlich um 4.10 Uhr nachmittags einlief. Rauschende Begeisterungsstürme empfingen das Reichsoberhaupt bei seinem Erscheinen, sie begleiteten den hohen Gast auf seiner ganzen Fahrt nach Loga und verklangen erst, als das Auto mit von Hindenburg längst verschwunden war.

Auf dem Bahnsteig befanden sich zur Begrüßung des Reichspräsidenten Graf Erhard von Wedel, dessen beide Söhne, sein Schwiegersohn Rittmeister v. Lücken, Bürgermeister Dr. vom Bruch und Landrat Geheimrat Kleine, Leer. In der Begleitung des Reichspräsidenten befanden sich Major von Hindenburg und Staatssekretär Meißner. Nach der Begrüßung des Reichspräsidenten am Bahnhof erstattete der Hauptmann des Bürger-Schießvereins, Kaufmann Fesenfeld, dem Reichspräsidenten Meldung, dass die Ehrenkompanie angetreten sei. Der Reichspräsident dankt und schritt die Front der Schützenkorps ab, wobei er fast jeden einzelnen durch einige Worte herzlich begrüßte. Vor seiner Abfahrt lief ein kleines Mädchen in freudiger Erregung aus den Reihen des Spalier bildenden Publikums heraus und reichte dem Reichspräsidenten die Hand zum Gruß. Nach Hurra-Rufen und dem Absingen des Deutschlandliedes bestieg der Reichspräsident das Auto mit seinem Gastgeber Grafen von Wedel. Im langsamen Tempo wurde nunmehr die Fahrt nach dem Schloss Evenburg angetreten. Tausende hatten hierbei Gelegenheit, den hohen Gast zu sehen. Man schätzt, dass etwa 20.000

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leeraner ZEITGEIST :: 1927: Paul von Hindenburg zu Gast bei Familie von Wedel

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leeraner ZEITGEIST :: 1927: Paul von Hindenburg zu Gast bei Familie von Wedel

Im Jahr 1927 besuchte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg die Grafenfamilie von Wedel auf der Evenburg in der damals selbständigen „Herrlichkeit“ Loga. Foto: Sammlung Wurpts Personen sich zum Empfang des Reichspräsidenten eingefunden hatten.

Im Schlosspark hatten die Mitglieder des Ostfriesischen Kriegerbundes, einiger Ortsgruppen des Stahlhelm und des Jungdeutschen Ordens Aufstellung genommen. Am Eingang zum Schlosspark bei der gräflichen Rentei standen die alten Veteranen, an der Schlossbrücke einen Fahnenkompagnie. Dr. Schipper als Vorsitzender des Ostfriesischen Kriegerbundes richtete hier einige Begrüßungsworte an den hohen Gast, die dieser dankend entgegennahm Nach dem Betreten des Evenburger Schlosses zeigte sich von Hindenburg noch mehrere Male am offenen Fenster, mit brausenden Hochrufen begrüßt von den Mitgliedern der vaterländischen Verbände und einer riesigen Volksmenge, die mittlerweile auch in den Schlosspark eingedrungen war.

Zu Ehren des Reichspräsidenten veranstalteten die vaterländischen Verbände am Montagabend einen Fackelzug, der in der Ortsstraße um 9 Uhr begann und sich dann zum Schloss bewegte.

Der Schlosspark konnte die Menschenmengen kaum fassen. Nach dem Absingen des Deutschlandliedes erschien der Reichspräsident wieder am Fenster. Kaufmann Theodor Graepel, Westrhauderfehn, Vorsitzender des Kreiskrieger-Verbandes Leer, übermittelte für die vaterländischen Verbände in einer Ansprache das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue zum Reich und zum Reichspräsidenten. Sein Hoch galt dem Reichspräsidenten. Der Feldmarschall dankte vom Fenster aus mit deutlich vernehmbarer lauter Stimme: „Liebe Ostfriesen! Ich betrachte diesen Fackelzug nicht nur als eine persönliche Ehrung für mich sondern auch als Ausdruck Eurer Liebe zum großen deutschen Vaterland. Habt Dank Ihr kernigen Ostfriesen.

Ich fordere Euch auf, mit mir einzustimmen in den Ruf: unser geliebtes, deutsche Vaterland, hurra, hurra, hurra!“ Die Menge stimmte begeistert ein und sang darauf das Deutschlandlied. Kaufmann Theodor Graepel wurde darauf zum Reichspräsidenten gebeten, der ihm den Dank für die Ehrungen übermittelte und ihn bat, diesen Dank an die Mitglieder der im Schlosspark angetretenen Verbände weiterzugeben. Der Reichspräsident hat sich dann noch einige Zeit mit dem Vorsitzenden des Kreiskrieger-Verbandes Leer unterhalten. Graepel hat als Leutnant unter Hindenburg seine Reserveübung gemacht und ist im Kriege als Hauptmann der Reserve entlassen worden.

Nach der Ansprache des Reichspräsidenten vom Fenster gruppierten sich etwa 150 Sänger unter Leitung von Rektor Saul, Heisfelde, auf der Schlossterrasse und brachten dann 3 Chorstücke zum Vortrag. Der Reichspräsident zeichnete den Leiter der Gesangsveranstaltung, Schriftleiter Wolf, Leer, durch einen kurzen Empfang aus. Dann folgte der große Zapfenstreich exakt gespielt von der oldenburgschen Stahlhelmkapelle mit deren Beendigung auch die ganze Veranstaltung ihren Abschluss fand. Nur einige geladene Gäste blieben noch im Evenburger Schloss kurze Zeit mit von Hindenburg zusammen.

Der Besuch der neuen Viehhofanlagen in Leer durch den Reichspräsidenten, der in Begleitung des Grafen Ehrhard von Wedel,

dessen Sohn und Schwiegersohn sowie des Majors von Hindenburg im Auto die Straßen passierte, erfolgte unter ungeheuren Kundgebungen einer vieltausendköpfigen Menschenmenge am Dienstagmittag. Schulkinder sämtlicher Schulen der Stadt Leer und Umgebung hatten auf dem Wege zur Nesse Aufstellung genommen und jubelten dem Reichspräsidenten herzlich zu. Unter Glockengeläut der Kirchen der Stadt traf der Reichspräsident vor dem Verwaltungsgebäude der Viehhofanlage ein, woselbst er vom Bürgermeister Dr. vom Bruch in einigen herzlichen Worten begrüßt wurde. Der Bürgermeister dankte besonders für die hohe Ehre, die der Reichspräsident als erster Repräsentant des Reiches durch den Besuch der Anlagen der Stadt bezeuge. Mit einem dreifachen Hoch auf den hohen Gast, das von den Anwesenden brausend aufgenommen wurde, schloss der Bürgermeister seine Begrüßungsansprache. Der Reichspräsident dankte für die freundlichen Worte und wünschte der Stadt Leer mit ihrer neuen Viehhofanlage Glück. Der Reichspräsident nahm die Begrüßung entblößten Hauptes entgegen. Mit einem Gruß fuhr sodann der Reichspräsident in die Hallen der Anlagen, die er interessiert besichtigte. Hierauf erfolgte die Fahrt nach dem Plytenberg, dem Ehrenmal der Stadt Leer in der Heisfelder Straße und zurück zum Schloss Evenburg nach Loga. Auch auf der Rückfahrt wurden dem hohen Gaste wieder stürmische Ovationen dargebracht.

Die Abreise des Reichspräsidenten gestaltete sich wieder zu einer machtvollen Kundgebung herzlicher Verehrung für den hohen Gast. Eine große Menschenmenge hatte sich wieder am Bahnhof eingefunden, als das Auto mit dem Reichspräsidenten kurz vor der Abfahrt des Zuges eintraf. Die Menge sang das Deutschlandlied. Bei der Abfahrt des Schnellzuges 9.30 Uhr stand Hindenburg am Fenster des Salonwagens bis der Zug aus der Halle verschwand.

Während der Besuchstage wurden zahlreiche Personen für kurze Besuche oder als Gäste zum Reichspräsidenten geladen. Die an den Ordnungsmaßnahmen beteiligten Landjäger erhielten ein Bild vom Generalfeldmarschall mit eigenhändiger Unterschrift. Nun sind die Festtage vorbei. Die Erinnerung an diesen Hindenburg-Besuch wird allen Teilnehmern stets wertvoll sein.“

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Wenn am 11. Oktober der diesjährige Gallimarkt beginnt, werden sich wieder viele tausend Menschen über die tollen Angebote auf dem Festgelände freuen, die Fahrgeschäfte erobern, Freunde und Bekannte treffen. Wie seit mehr als 500 Jahren wird Leer mit seinen Bürgerinnen und Bürgern sowie mit seinen Gästen aus nah und fern wieder ein friedliches Fest feiern.

Traditionell wird das Fest mit dem Viehmarkt eröffnet, der seit dem Jahr 1927 in den Hallen und auf dem Freigelände des Viehhofs auf der Nesse stattfindet. In jenem Jahr hat sich auch der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg von der Qualität der Anlage überzeugt, die damals eine der modernsten ihrer Art war. Damals wird niemand geahnt haben, dass die Hallen elf Jahr zum Ort eines Verbrechens an der heimischen jüdischen Bevölkerung werden würde.

Vor 90 Jahren waren die beruflichen Möglichkeiten der jüdischen Mitbürger zwar eingeschränkt, aber in dem engen Rahmen, den man ihnen ließ, waren sie geschäftlich tätig, auch zum Nutzen der nichtjüdischen Bevölkerung. Der Viehhandel war einer der Berufszweige, die ihnen Erwerbsmöglichkeiten bot. Deshalb waren sie dabei, wenn – Jahrhunderte lang auf dem heutigen Gallimarktplatz, dem Pferdemarkt – Kauf und Verkauf per Handschlag beschlossen und rechtskräftig wurden. Sie kamen aus Leer, aus dem Moormerland oder aus dem Rheiderland, und sie waren willkommen, trugen sie doch zur Ernährung der Bevölkerung bei.

Mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 durch eben diesen Reichspräsidenten änderte sich die Situation der Juden gravierend. Ihre Lebens- und Erwerbsmöglichkeiten wurden immer weiter eingeschränkt.

Unter anderem durften sie Vieh nicht mehr außerhalb ihres Wohnortes handeln. So dass sie auf dem Galli-Viehmarkt nicht mehr zu sehen waren. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die jüdische Bevölkerung durch die Stadt zu den Viehhallen getrieben und dort eingesperrt. Viele Männer wurden am folgenden Tag von hier in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, das der aus Möhlenwarf stammende Architekt Bernhard Kuiper geplant hat.

Mehrere Hundert jüdische Mitbürger lebten damals in Leer, die sich zu ihren Gottesdiensten in der Synagoge an der Friesenstraße trafen, die in jener Nacht zerstört wurde. 13 der jüdischen Familien lebten und arbeiten und arbeiteten in der heutigen Mühlenstraße in Leer, was kaum jemandem bewusst sein dürfte, der heute durch diese Straße schlendert, um ein Eis zu schlecken oder zu shoppen. Die Abiturientin Hanna Blume hat diese Familien aus dem Vergessen in die Gegenwart geholt. Unter dem Motto „Shoppen in der Geschichte“ hat sie eine Führung durch die Straße auf den Spuren der ehemaligen Jüdischen Bewohner von 13 Häusern erarbeitet. Sie führt vor Augen: Die da lebten, waren Menschen, waren Bürger unserer Stadt!

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