Fazit 90

Page 10

THEMA WASSER

DER WASSERPREIS Preis pro Liter Leitung: 0,0014 Euro (Durchschnitt Steiermark) Preis pro Liter Supermarkt: 0,19 bis 1,30 Euro

WASSER IN GRAZ Das Leitungswasser für Graz kommt zum Großteil aus dem Grundwasser und wird von den Werken in Friesach und Andritz aufbereitet. Außerdem gibt es eine 70 Kilometer lange Leitung von den Quellen des südlichen Hochschwab. Dort werden jährlich 40 Milliarden Liter Wasser vom Schotter gefiltert und mineralisiert, 6,3 Milliarden werden davon in steirische Haushalte geleitet und über ein Leitungsnetz verteilt, das in Graz noch einmal eine Länge von 1.320 Kilometern hat. So lang ist nicht einmal der Rhein.

Preis pro Liter Premium-Wasser: 25 Euro Zum Beispiel Cloud Juice, besteht angeblich aus exakt 9.750 Tropfen tasmanischem Regenwasser.

Zuverlässigkeit gesichert; ganz im Gegensatz zu einigen Ländern, in denen die Privatisierung in den 80er Jahren zu weit getrieben wurde (siehe Seite 11). Hierzulande sind Wasser- und Abwassergebühren für viele Kommunen eine zuverlässige Einnahmequelle. »Es lässt sich gutes Geld verdienen«, gab der steirische Landesrat Johann Seitinger unlängst zu Protokoll. Es funktioniert im Großen und Ganzen alles – warum sollte also daran irgendetwas geändert werden. Es ist allerdings nicht gänzlich abwegig, wenn Kommunen in Finanznöten beim Gedanken daran, wie sie wieder etwas Geld in die Kasse bekommen könnten, an den »Verkauf des Tafelsilbers« denken, im speziellen Fall an den »Verkauf« der Konzession zur Wasserbewirtschaftung. Die Ursache ist in einem solchen Fall aber nicht die EU-Richtlinie, sondern die finanziell prekäre Situation vieler Gemeinden. Wenn man die Privatisierung der Wasserversorgung verhindern will, muss vor allem verhindert werden, dass diese notwendig wird. Das heißt auch: Die kommunale Wasserwirtschaft muss zumindest so gewinnorientiert agieren, dass sie die notwendigen Investitionen erwirtschaftet. Denn genau das passiert laut Johann Wiedner, dem zuständigen Hofrat für Wasserwirtschaft in der Steiermark, noch nicht ausreichend. Man arbeite zum Selbstkostenpreis und könne

10

FA Z I T

dadurch den günstigen Preis anbieten. Wenn eine Kommune aber verhindern will, dass sie bei der nächsten Leitungssanierung, der Erneuerung einer Wasserpumpe oder Ähnlichem neue Schulden machen muss, dann sollten die Gebühren für Wasser lieber jetzt moderat als später exorbitant erhöht werden. Denn eines gilt für den öffentlichen Sektor ebenso wie für den privaten: Es muss sich rechnen. Sonst zahlt der Steuerzahler immer drauf. Entweder weil er die höheren Preise eines Privatanbieters akzeptieren muss oder den niedrigen Wasserpreis des öffentlichen Anbieters nachträglich durch höhere Steuern querfinanziert. Menschenrecht auf Wasser? Es ist der Schlachtruf der Privatisierungsgegner, mit dem sie die Konzessionsrichtlinie der Europäischen Union stoppen wollen. Und in Anbetracht von bislang schon mehr als einer Million Stimmen, die für eine europaweite Bürgerinitiative gegen die Konzessionsrichtlinie gesammelt wurden, stehen die Chancen dafür auch gut. Ja, Wasser ist ein Menschenrecht. Das wurde am 28. Juli 2010 auf Antrag Boliviens in der UN-Vollversammlung beschlossen. Jenes Bolivien, das 2000 von der Weltbank genötigt worden war, einen Teil seiner Wasserversorgung zu privatisieren, was zu massiven Preissteigerungen führte, auf die in der Bevölkerung mit gewalttä-

MÄRZ 2013


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.