Si.Ma 02/2021

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SiMa Porträt: Marvin Dahler

„Gerade lebe ich meinen Traum“

Schwimmer Marvin Dahler gewinnt bei den Deutschen Meisterschaften einen kompletten Medaillensatz

text: holger schmidt I foto: privat

Auch eine gute Woche später schwebt Marvin Dahler noch auf Wolke sieben. Bei den Deutschen Schwimmmeisterschaften in Berlin gewann der 20-jährige Modellathlet vom VfL Sindelfingen Anfang Juni Medaillen in allen drei Farben. Darunter als Krönung den Titel über 50 Meter Rücken. „Gerade lebe ich meinen Traum“, ist der Polizeikommissaranwärter derzeit aber auch sonst mit sich und der Welt völlig im Reinen. „Ich hätte mit so was nie gerechnet“, fasst er die Meisterschaftstage von Berlin zusammen. Natürlich lag es auch an Corona und den abgesagten Veranstaltungen des vergangenen Jahres, dass bei ihm und allen anderen Teilnehmern nach über 15 Monaten Pause die gewohnte Wettkampfroutine einfach nicht mehr da war. Dabei hat es Marvin Dahler, 2019 im Finale der Jugend-Weltmeisterschaften, als Bundeskader und Mitglied der Nationalmannschaft noch vergleichsweise gut getroffen. Nur knapp drei Wochen durfte er im ersten Lockdown nicht ins Becken, sonst hat er jeden Tag außer sonntags trainiert. Trotzdem war es angesichts fehlender Wettkämpfe und der Unsicherheit, wann es überhaupt weiter geht, nicht immer einfach, die Motivation aufrecht zu erhalten. „Aber jetzt geht’s weiter und man ist dankbar“, ist Dahler, der in Filderstadt-Sielmingen wohnt und seit zwei Jahren für den VfL Sindelfingen startet, umso glücklicher. 2019 machte er sein Abitur, konzentrierte sich danach ein Jahr auf den Sport und war Anfang 2020 „richtig gut drauf“. Toll für ihn, dass er nun in Berlin nahtlos an die damalige Top-Form anknüpfen konnte. Bereits der Auftakt am Donnerstag brachte für den Rückenspezialisten über 200 Meter die erste Medaille und Bestzeit. 2:02,50 Minuten eine Steigerung um zweieinhalb Sekunden und Bronze. Danach wurden die Strecken jeden Tag kürzer und Marvin Dahler immer besser. Am Freitag folgte in 55,23 Sekunden Silber über 100 Meter Rücken. Eine Hunderstel vor Platz drei und nur elf hinter dem Sieger. Außerdem fast eine halbe Sekunde schneller als je zuvor – eine Welt auf dieser Strecke. Die Krönung aber gelang ihm am Samstag über 50 Meter. In 25,48 Sekunden schlug der Sindelfinger

Gold, Silber und Bronze: Stolz präsentiert Marvin Dahler seine DM-Medaillensammlung.

als Erster an und ließ die gesamte nationale Konkurrenz hinter sich. Müßig zu erwähnen, dass auch diese Zeit persönliche Bestzeit bedeutete. Großes Ziel Olympische Spiele Neben den funkelnden Medaillen gab’s als Extra-Bonbon vom Sindelfinger Cheftrainer Peter Lemesch erst mal eine Woche frei. Für Marvin Dahler, der bei der Polizei in seiner Heimatgemeinde seit April im Schichtdienst arbeitet, eine willkommene Belohnung. Obwohl er sich keineswegs über die Arbeitszeiten beklagt und von seinem Arbeitgeber beispielsweise in Form von freien Tagen für Wettkämpfe wie jetzt in Berlin optimal unterstützt wird. „Beruf und Sport gehen Hand in Hand“, unterstreicht der Spitzenschwimmer, für den wöchentlich zehn zweistündige Trainingseinheiten, davon zwei im Kraftraum, ein ganz normales Pensum sind. „Ich trainiere auf 2024“, nennt Marvin Dahler mit leuchtenden Augen sein großes Ziel, die Olympischen Spiele in Paris. Auf dem Weg dorthin warten unter anderem im kommenden Jahr die Weltmeisterschaften. Schon Ende dieses Jahres gibt es die Deutschen Meisterschaften auf der Kurzbahn. Und außerdem im November für ihn persönlich noch ein ganz besonderes Schmankerl: Die Polizei-Europameisterschaften in Russland, bei denen der angehende Polizeikommissar wieder die ganze Bandbreite an Rückenstrecken in Angriff nehmen darf.


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