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Der Traube-Wirt Andreas Ankele zieht in die Spitalscheune

SiMa Interview mit Andreas Ankele

Leben an sich ist ja nichts Negatives

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Der ehemalige Wirt der Sindelfinger Kult-Kneipe „Traube“ Andreas Ankele hat mit der Spitalscheune in der Hinteren Gasse ein neues Domizil gefunden. Si.Ma hat sich mit ihm über seine Pläne unterhalten.

text & fotos: jörn laue

Was haben Sie denn im letzten Jahr getrieben, was ist passiert seit die Traube zu ist?

Ich hab eigentlich gar nichts gemacht, ich hab nen neuen Hund, mit dem hab ich mich beschäftigt und ansonsten hab ich einfach nichts gemacht. Außer eben zu warten, dass ich endlich die Spitalscheune aufmachen kann.

Sie haben die Spitalscheune also von Anfang an im Blick gehabt?

Ja, seit Jahren, weil es die einzige Location in Sindelfingen ist, die genauso ne Kult-Kneipe ist, wie es die Traube war. Von daher denke ich, dass das der einzige Platz in Sindelfingen ist, der es wert ist, dass ich mich hier auslebe und mir die Möglichkeiten dazu gibt.

Was gab es denn an und in der Scheune zu tun, bis Sie öffnen können?

Weil die Spitalscheune über 12 Jahre zu war mussten wir natürlich einiges reanimieren aber letztendlich bleibt sie so wie sie war. Ansonsten haben wir nur die Räumlichkeiten der Spitalscheune mit den Vorhaben der Traube verbunden, also zum Beispiel eine Bühne für die Live-Konzerte gebaut.

Die Spitalscheune soll ja auch als Vereinsheim für die ASSIS e.V. („Alternative Skate- und Soundinteressenten Sindelfingen“) fungieren, werden die Live-Konzerte dann in Kooperation organisiert?

Genau, die ASSIS wollen Musikerinnen und Musikern dabei helfen, auf der Bühne Fuß zu fassen, auch wenn sie erst ein kleines Repertoire haben. Sie können also dort auftreten, ihre ersten LiveErfahrungen machen und das Bühnen-Feeling erleben. Um Kohle für den gemeinnützigen Verein zu sammeln, sollen die Einnahmen von sechs jährlichen Livekonzerten an die ASSIS gehen.

Wann haben Sie vor die Spitalscheune zu öffnen?

So schnell wie möglich, aber ich denke so Ende Juli, Anfang August könnte realistisch sein. Ich warte noch auf die kommenden Corona-Richtlinien und für Live-Konzerte in der Kneipe mit Abstandsregeln oder Maskenpflicht oder so macht es keinen Sinn denke ich. Die ASSIS e.V. starten am 7. Juli eine Wiederholung vom „Glasi-Rock Open Air“, das lief ja die letzten beiden Jahre super und hat auch corona-konform gut geklappt. Außerhalb davon habe ich noch keine Bands angefragt, weil ich einfach noch nicht weiß, wann offiziell wieder Konzerte in der Kneipe möglich sein werden. In der Traube gab es ja auch den Hof, den nutzbaren Platz haben wir jetzt hier leider nicht. Aber die Sindelfinger freuen sich ja schon alle auf die Eröffnungsfete von der Spitalscheune, also versuchen wir natürlich sobald es möglich ist, loszulegen.

Jetzt wollen Sie auf die neue Nachbarschaft anspielen oder?

Ja, die freuen sich wirklich darauf, dass jetzt ein Böblinger kommt und sind gerade besonders aufmerksam. Spaß beiseite, ich denke das liegt daran, dass sie früher einfach schlechte Erfahrungen mit den Spitalscheune-Gängern gemacht haben, weil da Manche schlechte Eigenschaften hatten. Auf jeden Fall finde ich es gut, dass mir die Nachbarn jede Menge Aufmerksamkeit schenken und dass die Stadt mir die Möglichkeit gibt, die Spitalscheune aufzumachen. Den Sindelfingern mit ihren ganzen Bedenken können wir dann zeigen, dass wir auch ganz normale Menschen sind, zwar vielleicht ein bisschen anders leben als sie, aber durchaus fähig sind, mit ihnen zusammen zu leben.

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Die Nachbarn haben ja wohl schon geplant gegen Sie vorzugehen, rechnen Sie da mit irgendwelchen Konsequenzen?

Nö. Das ist prophylaktische Angst und die finde ich dämlich, weil man ja erst mal gucken muss was wir machen. Und wenn wir es richtig machen, können sie sich doch freuen, wenn wir was falsch machen, können sie das gerne beanstanden und wir müssen es halt verbessern. Sie brauchen dafür nicht von Vornherein gegen uns sein. Ich bin ja auch nicht gegen die Sindelfinger obwohl ich Böblinger bin, aber ich sehe eben ihre Daseins-Berechtigung, das wünsche ich mir den zukünftigen Spitalscheune-Gängern und mir gegenüber genauso.

Worin unterscheidet sich die Nachbarschaft von der Traube eigentlich von der der Spitalscheune? Eigentlich sitzen Sie immer noch in der Altstadt, nur ein paar Meter von der Traube entfernt?

Ja, das ist richtig. Aber die Anwohner der Traube waren aufgeschlossener und haben weniger Ängste aus vergangenen Zeiten in sich gehabt. Die Traube ging damals von einem auf den anderen Tag auf mich über, da hat man sich aneinander gewöhnen können, ohne diese Pause vorher. ich denke die Ängste der Anwohner der Spitalscheune sind sehr emotional und irgendwelche Horrorfilme, denen wir gar nicht gerecht werden können. Die Ängste verstehe ich grundsätzlich, aber es ist besser, wenn wir miteinander leben und mir die Nachbarn direkt sagen, was ich noch nachbessern soll. Also falls es zum Beispiel zu laut ist oder meine Gäste zu intelligente Gespräche führen oder so: Sprecht mich einfach an!

www.sunflair.de

Aber wenn wir schon bei den Nachbarn sind: Für die Kinder, die um die Spitalscheune herum wohnen und in den letzten Tagen Planiestraße 11 I 71063 Sindelfingen Telefon 07031 - 811999 I www.miedermueller.de Angst vor dem neuen vierbeinigen Spitalscheune-Chef „Buddy“ hatten, tut es mir leid. Ich wollte nicht, dass ihr euch erschreckt. Ja, er ist noch sehr jung und eben ein großer Hund, da kommt es manchmal zu Missverständnissen, aber er lernt ja auch noch viel dazu. Und natürlich werde ich dafür sorgen, dass ihr keine Angst haben müsst und solche Missverständnisse immer weniger werden. SUN_2021_Anzeige_1sp.indd 1 13.10.20 14:58 Mein Ziel ist es einfach, dass die Anwohner schon bald merken, dass ihre Ängste im Großen und Ganzen unnötig waren und man ja auch mit mir reden kann. Die Traube hat es ja auch hingekriegt 20 Jahre lang mit ihren Anwohnern mehr oder weniger in friedlicher Koexistenz zu leben. Von daher denke ich, dass wir daran hier in der Spitalscheune anknüpfen können. Und die Sindelfinger sollen froh sein, dass ihre geile Altstadt, die halt leider tot ist, durch uns wieder belebt wird. Und das Leben als solches ist ja auch nicht negativ. Von daher: Freut euch, dass es uns gibt!

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