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Vom Lebemann zum Ironman

Vom Lebemann zum Ironman

Der Sindelfinger Roman Dürr trainiert für seinen zweiten Ironman-Triathlon, den er Ende Juli in Hamburg absolvieren will.

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text: felix rapp | fotos: privat

Von 0 auf 100 in nur wenigen Jahren. Roman Dürr war früher ein Lebemann, der sich kaum vorstellen konnte einmal als Ausdauerathlet, der mit Selbdisziplin und mit einem unbändingen Willen an die Grenzen seines Körpers geht, Wettberwerbe zu bestreiten.

Als Roman Dürr 2002 mit 22 Jahren nach Sindelfingen zog, lagen seine Interesse in der Freizeit eher auf etwas Fussball spielen, viel mehr Fussballspiele des VfB Stuttgarts in allen Herrenländer zu besuchen und auf seine Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr. Als er nach Sindelfingen zog, schloss er sich auch hier der Freiwilligen Feuerwehr an. An ausschweifenden Ausdauersport, den er Jahre später zu seinem ersten Ironman-Triathlon in Frankfurt am Main brachte, dachte Roman Dürr zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Bei der Feuerwehr in Sindelfingen lernte er Andreas Leutwein kennen, der ihn zunächst zum Laufen brachte. Nachdem Roman Dürr den Spaß am Laufen gewonnen hatte, so erinnert sich der Enddreißiger heute, absolvierte er beim erstem Glaspalastlauf seinen ersten Laufwettbewerb. Es folgten beim Stuttgart Lauf der erste Halbmarathon auf den weitere in München und Freiburg folgten. 2005 absolvierte er einen ersten Marathon in Hamburg.

Erst Marathon dann Triathlon

Nach weiteren drei Marathonläufen in München, Paris und in Athen entdeckte Roman Dürr beim Triathlon für Feuerwehren in Konstanz und bei der Triathlon-Weltmeisterschaft für Feuerwehr und Polizei in Lausanne, sein Herz für den Sport aus Schwimmen, Radfahren und Laufen. Roman Dürr erzählt uns, dass es seine Feuerwehrkameraden Rainer und Roland Just sowie Jürgen Ehmke waren, die bei den Feuerwehrwettbewerben Teilnehmer waren, und ihn zum Triathlon gebracht haben. Es folgten in Rapperswil ein Ironman 70.3 und damit sein erster halber Ironman. Nach einer Pause absolvierte er 2013 mit Steffen Guthier zusammen einen 70.3 in

Zell am See. In Frankfurt am Main war er im selben Jahr Zuschauer beim Ironman. Roman hatte endgültig Blut geleckt. „Wer einen halben Ironman geschafft hat, der will auch irgendwann einen ganzen machen.“, erzählt uns Roman über seinen Beschluss 2014 am Ironman in Frankfurt am Main teilzunehmen. Es war auch Steffen Guthier zusammen mit Mustafa Okyay, selber bereits Teilnehmer in seiner Altersklasse bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawai, die Roman Dürr in der Folge beim Erstellen der Pläne zur Vorbereitung halfen.

Was folgte war ein Meisterstück an Selbstdiziplin. Eine Vorbereitung auf einen Ironman, so erzählt uns Roman, hat viel mit Verzicht und Vernunft zu tun. 1,5 Jahre kein Alkohol, gesunde Ernährung und viel Training. Fast 30 Kilogramm Gewicht hat er für den Wettkampf seines Lebens abgespeckt. Roman Dürr hat in der Vorbereitung auf seinen ersten Ironman bis zu 10 Stunden in seiner Freizeit pro Woche für seinen ganz großen Tag trainiert.

Im Ziel: Roman bei seinem ersten Ironman 2014

Im Ziel: Roman bei seinem ersten Ironman 2014

Foto: privat

Der große Tag

Als der Tag immer näher kam, stieg auch die Nevorsität und der Respekt vor dieser großen Aufgabe. 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und zum Ende noch einen Marathon mit knapp 43 km. Ein Ironman verlangt dem menschlichen Körper alles ab. In der Nacht davor konnte Roman kaum schlafen. Als er sich um 3:30 Uhr auf den Weg zum Start macht, gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. „Einfach alles sein lassen, umkehren und aufgeben?“ Die Angst vor der großen Aufgabe lehmte ihn in diesem Moment. Es sind aber seine Freunde, die ihm letztendlich halfen, ihm Mut zusprachen. „Als ich kurz davor war zurückzuziehen, hat mich Andy Leutwein sehr unterstützt und auch einige Kameraden aus der Feuerwehr gaben mir Kraft“, beschreibt er rückblickend seine damaligeSeelenlage. Als dann die Nationalhymne vor dem Start ertönte und mit „Hells bells“ der Amateurstart eingeleutet wurde, gab es kein Zurück mehr.

Die Nervosität war mit dem Startschuss wie weggeblasen und nach 1 Stunde und 23 Minuten stieg Roman aus dem Wasser. Die schwächste Disziplin war in der vorgegebenen Zeit geschafft. Erste Erleichterung machte sich breit. Nach knapp über 6 Stunden Radfahren und fast 40 Kilometern auf der Laufstrecke kam dann der große Einbruch. Roman Dürr will aufgeben, kann nur noch walken. „In diesem Moment habe ich viel an meinen 2011 verstorbenen Vater gedacht.“ Dieser Gedanke und seine Feuerwehrkameraden aus Sindelfingen halfen Roman schließlich dabei das Ziel in Frankfurt zu erreichen. Marcus Schnaufer lief sogar einige Kilometer neben Roman her. Und die Unterstützung half. Nach 13 Stunden und 45 Minuten hatte Roman Dürr seinen bislang größten Kampf in seinem Leben geschafft und darf sich seither als Ironman bezeichnen.

Ein Tief und das neue Ziel

Nach dem Ironman 2014 und einem Bruch des Kanbeins fiel Roman Dürr in den Folgejahren in ein Loch. „Ich habe

so gut , wie keinen Sport mehr gemacht, wieder knapp 30 Kilogramm zugenommen“, erzählt uns Roman. Irgendwann hat er sich in seiner Haut dann überhaupt nicht mehr wohl gefühlt, sodass er wieder das Radfahren und Schwimmen begann. Erstmal, um überhaupt wieder fit zu werden. Schnell hatte Roman wieder die Lust am Ausdauersport gefunden. Und es folgte 2016 der nächste Triathlon über die olympische Distanz. Nachdem seine Frau dann grünes Licht gab, fasste Roman Dürr noch einmal den Entschluss einen Ironman zu absolvieren. In die Strecke in Hamburg hatte er sich bereits verliebt und als klar war, dass 2018 in Hamburg ein Ironman stattfinden wird, hatte Roman wieder ein klares Ziel vor Augen. Im Jahr 2017 nahm Roman erstmals am Sindelfinger Triathlon teil. Dieses Mal ist es Nico Hoffmann aus Ehningen, der ihm beim Erstellen der Trainingspläne hilft. Seit Dezember ordnet er wieder alle seine Freizeitaktivitäten dem großen Ziel unter, dem Ziel ein weiteres Mal zum Ironman gekürt zu werden.

Der Sindelfinger Roman Dürr hat ein großes Ziel vor Augen.

Der Sindelfinger Roman Dürr hat ein großes Ziel vor Augen.

Foto: privat

Das Ziel heißt Hamburg

Am 29. Juli möchte Roman Dürr seinen zweiten Ironman in seinem Leben bewältigen. Was sich auf jeden Fall geändert hat, so ist sich Roman Dürr sicher: „Ich werde sicher keine Angst haben, auch sicher weniger nervös sein. Ich weiß ja jetzt was auf mich zukommt“. Zur Vorbereitung hat er dieses Mal auch eine Ernährungsberaterin zu Rate gezogen. Bis heute hat er bereits wieder 16 Kilogramm abgenommen. Bis zum 29. Juli werden es sicher wieder weitere knapp 10 Kilogramm sein, die runter müssen. Für ein Trainingslager ist Roman eigens nach Mallorca gereist. Unter 13 Stunden ist das Ziel, das sich Roman dieses Mal gesetzt hat. Und wenn alles klappt, will Roman Dürr im nächsten Jahr in Rot einen weiteren Ironman absolvieren und danach seine Karriere auf der Langdistanz beenden.

Zum Schluss kommt Roman Dürr nochmals ins Schwärmen, wenn er über seine Heimatstadt spricht. „Ich habe es keine Sekunde bereut, dass ich vor 16 Jahren nach Sindelfingen gezogen bin. Mit meiner Frau fühle ich mich hier sauwohl. Und die Bedingungen sind mit dem Badezentrum, den Strecken in unserem Sindelfinger Wald für einen Triathleten geradezu optimal.“