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: KO P F I M B I L D
Wasserflöhe Für schlüssige Prognosen zum globalen Wandel und zur Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen braucht man mehr Wissen über das Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die das Ökosystem stressen. Dazu möchte Markus Möst vom Institut für Ökologie der Uni Innsbruck beitragen. Mit den Mitteln des START-Preises, mit dem ihn der Wissenschaftsfonds FWF im Juni auszeichnete, untersucht er öko-evolutionäre Dynamiken anhand von Wasserflöhen. „Diese Organismen sind ein zentrales Element des Nahrungsnetzes. Darum lassen ihre Reaktion auf Stressoren Rückschlüsse auf den Zustand aquatischer Ökosysteme zu“, sagt der Osttiroler. Entgegen ihrem Namen sind die Winzlinge Krebstiere. Wegen überdüngter Gewässer haben sich in der Vergangenheit unterschiedliche Arten gekreuzt, was zu genetischen Veränderungen führte. Nun sind sie Hitzewellen ausgesetzt. „Mich interessiert, wie diese ökologischen und evolutionären Prozesse einander im Lauf der Zeit beeinflussen.“
TEXT: USCHI SORZ FOTO: ANDREAS FRIEDLE
: J U N G FO RS C H E R* I N N E N USCHI SORZ
Jessica Schirl, 30 Wie hängen Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-/ yperaktivitätsstörung (ADHS) und familiäre Konflikte zusammen? „ADHS gehört zu den häufig ten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter“, sagt die Oberösterreicherin. „Die damit einhergehende Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität wirken sich nicht nur auf das betroffene Kind, sondern die ganze Familie aus.“ In Hinblick auf die Entstehung und den Verlauf von ADHS lege die Forschung den Fokus auf genetische und neurobiologische Faktoren, während der Einflu s der Familie weniger Beachtung finde. „Ich möchte untersuchen, inwiefern familiäre Konflikte in Interaktion mit genetischer Veranlagung eine Rolle spielen.“ Die gewonnenen Erkenntnisse könnten familiäre Präventions- und Interventionsmaßnahmen ergänzen und Betroffene unterstützen.
Achilleas TsarpalisFragkoulidis, 27 Der gebürtige Athener wusste schon mit 13, dass er Psychologie studieren wollte. „Es ist spannend, wie viele Faktoren unsere Gedanken, Gefühle und unser Verhalten beeinflu sen“, sagt er. „Die Forschung ermöglicht es, sie systematisch zu analysieren und so anderen zu helfen, ihre Probleme in den Griff zu bekommen.“ Nach dem Bachelor und Master an der Universität Wien beschäftigt er sich in der Dissertation mit sozialer Angst in der Adoleszenz. Sein Interesse an der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde bei Praktika in einer psychiatrischen Abteilung und im klinisch-psychologischen Bereich geweckt. „Ob Kritik oder Komplimente, sozial ängstliche Personen fürchten sich vor Bewertung. Ich möchte besser verstehen, wie die Ängste ent stehen und den Umgang mit Gefühlen prägen.“
Rahel Lea van Eickels, 28 „Meine Forschung dreht sich um die Entwicklung über mäßigen Schamgefühls bei Jugendlichen“, erklärt die aus Deutschland stammende Doktorandin. „Ein wenig beachtetes Thema, das aber in der klinischen Praxis wichtig ist.“ Besonders interessiert sie, welche Aspekte der Familien beziehungen zu Scham führen, wie diese soziales Denken beeinflu st und zu psychischen Problemen beiträgt. „In geringem Maß ist Scham ja nützlich, quasi als Rückmeldung über unser Verhalten in einem sozialen Gefüge aus Normen und Regeln“, unterstreicht sie. „Empfinde man sie aber übertrieben oft, leidet das Selbstbild schwer darunter.“ Für ihr Fach entschied sie sich, weil sie verstehen wollte, was Menschen bewegt. „Warum denken wir, wie wir denken? Warum handeln wir manchmal irrational? Und warum entsteht psychisches Leid?“
FOTOS: PRIVAT, ALEXANDER RAUSCHER
Am Institut für Klinische und Gesundheitspsychologie der Universität Wien erforschen diese drei Doktorand*innen psychosoziale Risikofaktoren im Kindes- und Jugendalter