

SASS








LENNON SORRENTI
SPRING SUMMER 25





S.20
The Faces
Omar Apollo, JADE, Paul Walter Hauser, Sarah Pidgeon, Gout Gout, Mala Emde, Slawn, Pat McGrath, Nicky Campbell, Gary Stevenson, Renell Medrano, Naomi Girma, Jamie Laing
S.36
Fashion, Beauty, Travel, Watches&Jewellery, Living&Design
S.58
Photography: Jaan-Eric Fischer
S.72
The Beauty Report SS25



Sommer und Meer sind zum Greifen nahe… Zumindest in unserem Editorial „By the Sea“ S.58
Für die Kollaboration von Magda Butrym und H&M stehen wir jetzt schon Schlange.
glitzert und funkelt



Glasperlenspiel-Sängerin
Caro Niemczyk macht sich auch als Model großartig. S.108
S.86
Portrait: Donatella Versace
S.92
Color Therapy
Photography: Damiani
S.102
Eyes Wide Chic
Interview: Zack Moscot
S.108
Glam Rock
Photography: Suzana Holtgrave
S.122
Surfaces
Photography: Frank Ockenfels 3
Glitzer, Perlen, Lippenstift: Die kreativsten Beauty-Looks der Saison gibt’s in unserem Beauty Report. S.72
Von Andy Warhol bis Uma Thurman: Den stylishsten Durchblick hat man mit einer Brille von Moscot. S.102
The Round Crossbody Bag
Swiss Design, Italian Craftsmanship

Statement Leather Pieces and Clothing
YVY Store and Studio Dufourstrasse 31 8008 Zurich
yvy.ch @yvyleather

Straßenfotografie vom Allerfeinsten. S.152
Reif für die Insel – nicht etwa in der Karibik, sondern in Kanada liegt unsere Traumdestination. S.144


COVER
Photography: Launchmetrics SpotlightSM
Model: Chaima Ameziane
S.134
Die letzte Fahrt
Text: Helge Timmerberg
S.144
Island Poem
Whistling Wind Island
S.152
Red, White and Blue
Photography: Nicolaus Armani
S.178
WTF
Happiness S.14
Impressum
S.16
Contributors


IMPRESSUM
HERAUSGEBER
Stefan Berger – berger@faces.ch
Patrick Pierazzoli – pierazzoli@faces.ch
CHEFREDAKTEUR
Patrick Pierazzoli
VERLAGSLEITUNG
Julia Gelau
CREATIVE CONSULTANTS
Florian Ribisch
Alex Wiederin
REDAKTION
Michael Rechsteiner
Josefine Zürcher
Livia Schneckenburger
FASHION DIRECTOR
Nadia Hartzer
GRAFIKLEITUNG
Bianca Ugas – grafik@faces.ch
GRAFIKASSISTENZ
Gian Ganter
FACES, Bertastrasse 1, CH-8003 Zürich
AUTORINNEN
Julia Gelau, Lisa Hollogschwandtner, Michael Rechsteiner, Helge Timmerberg, Ilija Trojanow, Josefine Zürcher
FOTOS & ILLUSTRATIONEN
Nicolaus Armani, Doublespace, Jaan-Eric Fischer, Suzana Holtgrave, Frank Ockenfels 3, pa picture alliance (dpa), Launchmetrics SpotlightSM
TYPEFACES
Synt (Dinamo)
Salt Lake (Florian Ribisch)
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN DEUTSCHLAND & ÖSTERREICH
FACES Deutschland, Straßburger Straße 6D, D-10405 Berlin
Julia Gelau, Managing Director Germany & Austria – julia@faces.ch; +49 (0) 30 552 02 383
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN SCHWEIZ
Monika Brändli – monika.braendli@faces.ch
Pascal Konrad – pascal.konrad@faces.ch +41 (0) 43 322 05 37
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN ITALIEN
EDICONSULT INTERNAZIONALE srl, Piazza Fontane Marose 3, I-16123 Genova milano@ediconsult.com; +39 (0) 010 583 684
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN FRANKREICH & GROSSBRITANNIEN
Nina Neuhaus – nina.neuhaus@condenast.de; +33 (0) 6 88 58 71 74
ABONNEMENTSPREISE
FACES erscheint 8 Mal im Jahr. Einzelverkaufspreis EUR 10.— ; Jahresabo Jahresabo EUR 68.—
© Copyright 2025 Fairlane Consulting GmbH
Der FACES-Schriftzug/-Stern sind eingetragene Markenzeichen der Fairlane Consulting GmbH und dürfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
ARIANA


Suzana Holtgrave
Was haben David Bowie und Helmut Newton gemeinsam? Nebst ihrer sprudelnden Kreativität die Tatsache, dass sie der Fotografin Suzana Holtgrave als Vorbilder dienen. Letzterem stand sie sogar einst als Model vor der Kamera. Mittlerweile hat sie ihren Platz aber hinter der Kamera gefunden und ist in der internationalen Modeszene zur gefragten Fotografin geworden. Auch uns hat sie ihr Talent bewiesen und Sängerin Caro Niemczyk abgelichtet.
MERCI

Konstantinos
Gkoumpetis
Die meisten wären ganz schön nervös, würden sie tagtäglich mit Größen wie Pamela Anderson, Beth Ditto oder Álvaro Soler zusammenarbeiten. Für Konstantinos Gkoumpetis, besser bekannt als Konstantinos TheStylist, ist das Alltag. Von Stylingprojekten will er herausgefordert werden, denn Konstantinos ist Perfektionist durch und durch – das sieht man auch an den großartigen Looks, die er in unserem Editorial für Sängerin Caro Niemczyk zusammengestellt hat.
We are all just limited by bravery and creativity.

Jaan-Eric Fischer
Der Auslöser für Jaan-Erics Leidenschaft für die Fotografie liegt in der Natur, denn er wuchs an der malerischen Küste Norddeutschlands auf. Bald zog es ihn aber nach New York, wo sein Fokus vermehrt auf der Mode lag. Nur logisch, stand als nächste Station die Modemetropole Paris auf dem Plan. Nun teilt sich der Fotograf seine Zeit zwischen London, Kapstadt und Hamburg auf, was dafür sorgt, dass sein Portfolio so abwechslungsreich und überraschend bleibt wie seine kreativen Visionen.

Ulrike Kache
Das Editorial „By the Sea“ macht Lust auf Meer. Die hat Stylistin Ulrike Kache sowieso, wohnt sie doch in Hamburg, umgeben von Wasser. Für die Strecke ging’s aber nicht an die Nordsee, sondern an die Tidal Pools an der Küste zwischen Muizenberg und Kalkbay in Kapstadt – einem Ort, den Ulrike mehrmals im Jahr besucht. Wasser fließt durch ihr Leben wie ein roter Faden: wenn sie nicht gerade an einem Stylingkonzept arbeitet, vertreibt Ulrike ihre Zeit beim Segeln.


Bianca Ugas
Niemand erspäht VintageSchnäppchen besser als unsere Grafikleiterin. Ihr gutes Auge nutzt Bianca nämlich nicht nur, um bei uns ein kreatives Layout nach dem anderen zu zaubern, sondern auch, um die besten Secondhand-Pieces on- und offline zu schnappen. Wir wissen gar nicht, worauf wir neidischer sind: Ihre Taschensammlung oder ihre extravaganten Nägel, die sie, wie es sich für eine Kreativschaffende gehört, natürlich selbst macht.

Josefine Zürcher
Sie weiß, was geht. Für The Hype stellt
Josefine Zürcher in jeder Ausgabe die hinreissendsten Trends und Teile zusammen. Zweimal im Jahr heißt es für unsere Redakteurin außerdem: Reporting for beauty! Welche Make-ups und Looks dich in den kommenden Wochen im besten Licht erscheinen lassen, erfährst du in unserem Beauty Report. Ebenfalls unverpassbar in diesem Heft: Josefines Interview mit Fotograf Frank Ockenfels 3.
No duty is more urgent than returning thanks.

Michael Rechsteiner
Vor 20 Jahren haute Michael Rechsteiner noch als freischaffender Autor für uns in die Tasten. Nun ist er seit über einem Jahr fester Bestandteil unserer Redaktion und beeindruckt uns täglich nicht nur mit seinem Schreibtalent, sondern auch mit seinen sorgfältig kuratierten Outfits. Wenn Michael nicht gerade den besten Wortspiele erfindet oder Interviews mit spannenden Persönlichkeiten führt, wie in dieser Ausgabe mit Designer Zack Moscot, eignet er sich botanisches Wissen für seinen Schrebergarten an.

Pascal Konrad
Pascal Konrad sorgt als Senior Consultant mit dem wohl ansteckendsten Lachen nicht nur bei Kunden für gute Stimmung, sondern auch in unserem Team. Eigentlich müssten wir den Ostschweizer aber überreden, für uns eine Fitnesskolumne zu schreiben, trifft man ihn doch fast jeden Tag im Gym an und seine Einkaufsliste besteht aus rohem Gemüse und Unmengen an gekochten Eiern. Von irgendwo muss die ganze Energie ja kommen, mit der Pascal in allen Lebensbereichen Vollgas gibt.


THE FACES
Text: Michael Rechsteiner
„NOTHING COMPARES TO YOU.“

OMAR APOLLO
GOD OF WOW
Ein echtes Multitalent: Im Film „Queer“ sorgt Omar Apollo nackt für Aufsehen, bevor ihn Daniel Craig vernascht. Bei den Oscars sorgte Omar Apollo angezogen im Valentino-Outfit für Aufsehen, bevor ihn die Presse zum best gestylten Mann des Abends krönte. Man kann sich von der Gabe des Mexikaners aber auch mit geschlossenen Augen überzeugen. Denn eigentlich ist der fast zwei Meter große Sänger die nächste Riesen-Nummer im R&B und Latin Pop. Oder wie wir seine Musik nennen: Kann mal bitte jemand das Fenster öffnen, es ist so heiß hier drin!
Hast du Netz? Bei Omar sind wir auf Empfang.

JADE
DAME GIRL
Pop hat vier Buchstaben: JADE. Bei den BRIT Awards gewann die Sängerin in der Kategorie „Best Pop Act“ und stach unter anderem Charli XCX und Dua Lipa aus. An diesem Abend noch mehr zu reden gab ihre Live Performance vom Song „Angel Of My Dreams“. Auf der Bühne sah es aus, als hätte Shakespeare ein Drama über Musik-Castingshows geschrieben. Das ehemalige Mitglied der Girlgroup Little Mix ist damit endgültig ein Big Deal. Und wenn JADEs Aufstieg weiter so schnell vorangeht, wird sie bis zum Herbst von King Charles in den Ritterstand geadelt.
Steckt ihre Konkurrenz in die Tasche.
Finger ins Auge! Alter Wrestling-Trick.

PAUL WALTER HAUSER
CRUSHIN’ IT
Er zählt zu Hollywoods profiliertesten Charakterdarstellern. Hat für komplexe Rollen bereits einen Golden Globe und Primetime Emmy gewonnen. Ein Oscar wartet zweifellos in der Zukunft, vielleicht ja für seinen neuen Film „The Luckiest Man in America“. Doch was Paul Walter Hauser wirklich sein will, ist Pro-Wrestler. Wenn er also nicht mit den größten Filmstars der Gegenwart vor der Kamera steht, lässt er sich in Turnhallen der amerikanischen Provinz durch den Ring werfen und die Nase blutig schlagen. Dazu fehlt selbst Tom Cruise die Chuzpe.
Verliebt, verlobt, verfilmt.

SARAH PIDGEON
NEW ROMANCE
Amerika ist bereit, sich neu zu verlieben. Doch nach ein paar der letzten Typen und Typinnen, die das Land so angeschleppt hat, schauen wir fortan etwas strenger hin. Sarah Pidgeon besteht unseren Kontrollblick jedoch mit Bravour. In der kommenden Miniserie „American Love Story“ spielt sie Carolyn Bessette-Kennedy, Stil-Ikone und an der Seite von JFK Jr. die Hälfte des ultimativen Glamour-Paares – bevor dieses ein tragisches Ende nahm. Die Karriere der Schauspielerin hat dagegen gerade erst begonnen und wir wetten auf zahlreiche Happy Ends.







Für einmal nicht im Radarfallen-Tempo.

GOUT GOUT
FEET FOR SPEED
Nein, Gout Gout ist nicht sein richtiger Name. Der lautet Guot Guot. Als seine Familie aus dem Sudan nach Australien flüchtete, kam es in den Dokumenten zu einem Tippfehler, der bis heute nicht korrigiert wurde. Es ist zum Davonlaufen. Und das macht Gout Gout so schnell wie kaum ein anderer. Der 17-jährige Sprinter bricht reihenweise Rekorde. Das vergangene Jahr beendete er mit der zweitschnellsten Zeit, die je ein U18-Athlet auf 200m rannte – noch vor Usain Bolt, an dessen Bestleistungen Gout schon bald vorbeiziehen, äh, -zischen könnte.
Unabhängiger Qualitätsjournalismus. Bürgerlich-liberal.
Nachrichten. Meinung. Magazin. Gedruckt. Digital. Audio. Video. Events.



GROSSES KINO
Sie spielte Anne Frank und eine Antifa-Aktivistin, die jüdische Ehefrau eines Nazis und – nach so viel schwerem Stoff brauchen wir jetzt etwas Aufmunterung – die Hauptrolle in „Nussknacker und Mausekönig“. Mala Emde setzt in Rollen zum Höhenflug an, die andere erdrücken würden. Das macht sie zu Deutschlands umwerfendster Schauspielerin. Nun lässt Mala auch Non-Jazz-Fans im Kino mit dem Fuß wippen: „Köln 75“ zeigt die turbulente Entstehungsgeschichte von einem der legendärsten Musikgigs überhaupt – Keith Jarretts Klavierkonzert in Köln 1975.
MALA EMDE
Emde gut, alles gut.

SLAWN
OFF THE WALL
Falsche Bescheidenheit? Läuft bei Slawn. „Ich bin kein Künstler. Ich male wie ein Sechsjähriger“, behauptet das neue Darling der englischen Kunstszene. Doch welcher Sechsjährige hat seine Kunst im Zuhause von Kim Kardashian hängen? Da klebt höchstens noch eine alte Zeichnung von North West am Kühlschrank. Slawn dagegen hat mit seinen provokanten Graffitis erst Street Style, dann Gallery Style und jetzt auch Sneaker Style erobert – dank eigener Nike Air Max Edition. Malt wie ein Sechsjähriger? Verdient wie ein Millionär. Läuft eben bei Slawn.
Kann gut malen, hat darum gut lachen.
Ihre Schminkkoffer sind Schatztruhen.

PAT MCGRATH
BEAUTY & THE BEST
Wenn du auf den Thron willst, dann bring besser eine Königin mit. Genau das hat Louis Vuitton getan für den Launch seiner Kosmetiklinie La Beauté. Niemand Geringeres als Pat McGrath wurde für die Position als Creative Director gewonnen. Oder wie wir sie betiteln: CEO – Color Excellency Officer. Die Engländerin ist eine der grossen Innovatorinnen der Make-up-Kunst. Ihre Laufsteg-Kreationen für Alexander McQueen und Valentino sind legendär, die eigene Kosmetikmarke Pat McGrath Labs setzt regelmäßig neue Standards. Unsere Puderpinsel sind ready!
Schuldig im Sinne der Garderobe!

NICKY CAMPBELL
PRÊTE-À-PATROL
Viu viu viu! Wer auf dem Roten Teppich Nicky Campbell im Rückspiegel sieht, fährt besser rechts ran und hält die Papiere bereit. TikToks Chief of Fashion Police schickt in seinen Videos die Prominenz für ihre Modeverbrechen in den Knast. (Uns wurde soeben mitgeteilt, dass man für Modeverbrechen nicht im Knast landen kann. Aber manche würden es wohl einer beißenden Kritik von Nicky vorziehen.) Damit hat sich der Social-Media-Star bislang erstaunlich wenige Feinde, dafür umso mehr Fans gemacht – unter anderem Gwyneth Paltrow und Colman Domingo.
Machte früher ganz viel Geld, jetzt will er es wieder loswerden.

GARY STEVENSON
BILLIONAIRE BLOWBACK
Vom Zeitungsjungen zum Millionär: Als Gary Stevenson 24 Jahre alt war, lag die erste siebenstellige Zahl auf seinem Konto. Der englische Ex-Trader wettete sich dank der Bankenkrise zum reichen Mann – und fühlte sich ärmer denn je. Inzwischen prangert der Ökonom auf seinem YouTube-Kanal GarysEconomics und den Memoiren „The Trading Game“ unser Finanzsystem an. Gary will Superreiche für eine globale Steuer bluten lassen wie eine Piñata die Süßigkeiten: Tax the rich – or they will get eaten. Selbst wenn wir dazu unsere Diät unterbrechen müssen.

RENELL MEDRANO
GAZE TO BE
Authentizität ist zu einem Gold geworden, das ständig schwieriger zu schürfen ist. Welche Bilder sind echt? Welche zeigen das echte Leben? Die Fotografien von Renell Medrano sind deshalb ein funkelnder Schatz im Content-Schlamm. Die Amerikanerin mit dominikanischen Wurzeln fängt ihre Motive unverfälscht ein – egal, ob NachbarInnen aus der Bronx oder Bella Hadid und Kendrick Lamar. Kürzlich lancierte Renell ihr erstes Printmagazin ICE, eine feministische Reinterpretation des Siebzigerjahre Softcore-Heftchens Players. Das Resultat? Hochkarätig.
Wir sind Feuer für ihr ICE.
Dank ihr rechnet man im Frauenfußball jetzt mit sieben Stellen.

NAOMI GIRMA
KICKS KA-CHING!
Aktueller Goldpreis: 1 Olympische Goldmedaille ist 1.1 Millionen Dollar wert. So zumindest geht die Rechnung bei Naomi Girma. Im letzten Jahr gewann die Innenverteidigerin mit der amerikanischen Fußballmannschaft bei den Olympischen Spielen. Wenige Monate später wechselte die 24-Jährige für eine Rekordsumme von San Diego zum Chelsea F.C. Women. Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte vom Frauenfußball eine Ablösesumme von über einer Million Dollar bezahlt. Dass Naomi kurz darauf mit einem eigenen Nike Fußballschuh geehrt wurde? Trinkgeld.

ROYAL RUN
So wie wir von einem Hund, der auch nach drei Jahren noch auf den Teppich macht, keine Seenotrettungen erwarten, glaubten wir bislang auch nicht, dass ein Ex-Reality-Fernsehstar die Welt rettet. Doch dann schnürte sich Jamie Laing die Laufschuhe und rannte, bis ihm fast schwarz vor Augen wurde. Der Engländer aus der Snob-Doku „Made in Chelsea“ lief für einen wohltätigen Zweck fünf Marathons an fünf aufeinanderfolgenden Tagen und sammelte dabei 2 Millionen Britische Pfund an Spenden. Auch schön, wenn wir mal über die eigenen Vorurteile stolpern.
JAMIE LAING
Gut Ding will Tempo haben.
THE HYPE „MO MONEY MO PROBLEMS.“
Text: Josefine Zürcher
FASHION
Say who you are without having to speak.

Trend
ALLES IN BUTTER
Weil wir nicht nur Modetrends verfolgen, sondern auch im Blick haben, wovon die Foodies gerade schwärmen, wissen wir: Simple Zutaten genießen ihren Moment im Scheinwerferlicht. Bestes Beispiel: Fluffige, ausladend dekorierte Butterberge ziehen die Runden auf Social Media und stellen jeden noch so aufwändigen Mehrgänger in den Schatten. Da zieht die Mode gleich mit. Zur Frühlingsuniform haben wir also butterweiches Buttergelb erkoren.
New Collection
EN ROSE
Femininität trifft
Romantik: Dafür ist die polnische Prêt-àporter-Designerin Magda Butrym bekannt. Nun hat sie einer limitierten H&M-Kollektion mit ihrer rosigen Handschrift ein Makeover verpasst. Accessoires, Schmuck und Kleidung blühen im unverkennbaren slawischen Stil der Designerin. Die Kollektion ist ab dem 24. April erhältlich. Schnell sein lohnt sich, denn wenn H&M mit DesignerInnen gemeinsame Sache macht, zücken ModeliebhaberInnen das Portemonnaie so flink, dass man die Stücke eigentlich gar nicht erst im Laden aufhängen muss. hm.com



We Love
RED SOLE, SPLIT TOE
Louboutin-Girls kreischen vor Freude, wenn sie rote Sohlen sehen, MargielaGirls kriegen positives Herzflattern, wenn sie die legendären Tabis an den Füßen tragen. Was passiert nun, wenn diese
beiden doch sehr unterschiedlichen SchuhfanatikerInnen, respektive ihre Designer John Galliano und Christian Louboutin, aufeinandertreffen? Ganz logisch: Es kommt zu noch mehr
Freudegekreische. Galliano und Louboutin kennen sich seit ihren Anfängen in der Modebranche. Ihre jeweilige Designsprache zu etwas Neuem verschmelzen zu lassen, war also ein

It-Piece
KNEE DEEP
„When you walked around the house wearing my sky blue Lacoste and your knee socks“, besang Arctic-Monkeys-Frontmann Alex Turner einst seine Geliebte, die seine Gefühle so gar nicht zu erwidern schien. Der Song macht nicht nur die frustrierende Kompliziertheit der Liebe irgendwie attraktiv, sondern auch ein Kleidungsstück, das zu unrecht einen schlechten Ruf hat. Kniesocken sind endlich (wieder) cool.
Leichtes. Die roten Sohlen und den kontroversen Split Toe findet man –neu interpretiert –natürlich auch in dieser Spezialkollektion. maisonmargiela.com, christianlouboutin.com
Liebling
ALLES SO SCHÖN BUNT
Was uns alle gleich macht? Paradoxerweise unser Drang nach Individualität. Wer will schon genau dasselbe tragen wie jemand anderes? Die aus re-
cycelten Materialien gefertigten Schmuckstücke von Theresa Brars
Label Studio Make Me Smile erfüllen unseren egoistischen Wunsch:
Jede Kollektion überrascht mit neuen Farben und Formen, die man garantiert nicht an einem anderen Ort findet. makemesmile.ch

„Good fashion is like rock music: all anarchy and revolt.“
Ann Demeulemeester
Collaboration
DOPPELT COOL

Schummeln gehört sich nicht. Ein bisschen Tricksen lässt sich aber unter dem Decknamen Lifehack verkaufen. Und genau einen solchen haben wir für alle entdeckt, die mit einer ungünstigen Kombination von herausragendem Stilgefühl und viel zu wenig Mut kämpfen. Ein Piercing im Gesicht? Super cool, viel zu schmerzhaft Die Genfer Designerin Sarah Bounab hat sich mit dem Brillenlabel Viu zusammengetan und das perfekte Stück für alle stylischen Angsthasen entworfen. Der Schmuck hängt an der Sonnenbrille selbst. Nicht einmal eine definitive Entscheidung braucht man zu fürchten, denn die Dekoration lässt sich beliebig auswechseln. Viu x Sarah Bounab, „The Sarah Bounab“, Sonnenbrille, ca. 185.—, shopviu.com, sarahbounab.com



Unfuck the World LIFESAVER
Während wir uns überlegen, welche Tasche zum Outfit passt, erlebt in Somalia jedes sechste Kind seinen sechsten Geburtstag nicht. Statt an der Ungerechtigkeit des Lebens zu verzweifeln, handelt Mireia Lluisa-Lindh, Gründerin des Londoner Taschenlabels DeMellier.
Für jede verkaufte Tasche finanziert DeMellier in Zusammenarbeit mit SOS Children’s Villages eine lebensrettende Impfung oder medizinische Behandlungen für bedürftige Kinder. Mittlerweile wurden bereits über eine Million Impfungen ermöglicht.
Wenn wir uns also ungehemmt der Taschensucht frönen wollen, dann wissen wir jetzt, wo wir das ohne schlechtes Gewissen tun können. Dank einer neuen FrühlingSommer-Kollektion sowie dem Repertoire an Klassikern fällt uns das leicht. demellierlondon.com
BEAUTY

Make-up Trend
WEDNESDAY
Noch bleibt etwas Zeit, um uns auf den BingeMarathon der zweiten Staffel der NetflixSerie „Wednesday“ vorzubereiten. Wie wir diese füllen? Indem wir den ultimativen Wednesday-AddamsMake-up-Look perfektionieren, bis wir auf der Straße mit Jenna Ortega verwechselt werden. Ins Repertoire gehören: dunkler Lipliner, dunkler Eyeliner, dunkler Lidschatten –bei der Farbpalette sollte nun wirklich niemand aus Versehen daneben greifen. Auch wenn uns der Neunziger-inspirierte Look glücklich macht – erst ein mürrischer Gesichtsausdruck komplettiert ihn.
Makeup is the art. Beauty is the spirit.


KOREAN BUZZ
Die Skincare-Profis unter uns haben alle dasselbe Reiseziel vor Augen: Südkorea. Das Land ist uns in Sachen Hautpflege meilenweit voraus – das beweisen auch die K-Beauty-Regale, die sich erst jetzt so langsam hierzulande einnisten. Wer keine weite Reise mit leerem Extra-
koffer nur für Seren, Cremes und Co. planen will, darf sich freuen.
Die vegane K-Beauty-Brand Hyeja beispielsweise muss man nicht extra um die halbe Welt einfliegen lassen. Bei Hyeja trifft traditionelle koreanische Philosophie auf Wissenschaft. Heraus kommen eine
Handvoll SkincareEssentials, die auch die empfindlichste Haut nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Wer weder auf weite Reisen noch auf Online-Shopping Lust hat: In Zürich gibt’s die minimalistische Pflege beim Clean-Beauty-Spa Greenlane. greenlane.ch hyejaskincare.com
P(R)OEM
Nein, das Marketingteam von U Beauty hat sich nicht vertippt und eigentlich Poem schreiben wollen. „Proem“ ist ein griechisches Wort und bedeutet so viel wie „Vorwort“. So wie der Frühling symbolisch einen Neuanfang darstellt, soll es auch der Duft tun. Poetisch ist das Ganze also trotzdem. Rosen, Magnolien, Rhabarber und Litschi sind der Grund, warum der Duft Frühling in der Flasche ist, Pfefferkörner verleihen ihm einen unerwarteten Twist. U Beauty, „Proem“, 50 ml, ca. 220.—, theubeauty.co.uk


Hair Trend
PRINCESS
Lady Gaga, Miley Cyrus und Billie Eilish starteten 2025 mit ihm, Cher trug ihn bereits in den Siebzigern und eigentlich ist er bereits ein paar hundert Jahre alt: Die Rede ist vom sogenannten Hime Cut –einem präzisen Haarschnitt, der in japanischer Tradition wurzelt und trotzdem, oder gerade deswegen, seinen Weg auf die Köpfe der Celebrities und Social-MediaTrendsetterinnen gefunden hat. „Hime“ kann ungefähr mit „Prinzessin“
übersetzt werden. Der Schnitt stammt von der Zeremonie „Binsogi“, bei der junge royale Frauen die Haare mit zwanzig auf Kinnlänge schnitten. Insgesamt hat der Cut drei Levels: Lange Haare, Strähnen auf Bob-Länge und Fransen. Wer welliges Haar hat, darf es mit der Präzision etwas lockerer nehmen. Was es für diesen Schnitt am meisten braucht, ist ein Gespür für Trends und Mut zu Unkonventionellem.


„I don’t believe any lip shade is off-limits, but texture is key.“
Bobbi Brown

Liebling FULLY NUDE
Nudetöne sind langweilig? 20 neue Shades von Make-up-Koloss Mac widersprechen. Die Nude-Range beinhaltet nämlich so ziemlich alles, was das Make-upHerz begehrt: Texturen von ultramatt bis glänzend, Lippenstifte, Lipliner und Lidschatten. Die Farbpalette lässt sich ebenfalls sehen: Nude kann sowohl Beige als auch Kastanienbraun sein – Mac hat an alle Hauttypen gedacht. maccosmetics.com
New Opening
GESTRANDET
Ein einzelnes Zimmer buchen? Oder ein ganzes Haus? Reicht uns beides nicht. Wir verfallen dem Größenwahn und wollen gleich eine ganze Insel. Die können wir nun haben: Das Lilløy Lindenberg liegt auf einem überschaubaren Inselchen in der norwegischen Wildnis, ca. 40 Minuten von der Stadt Bergen entfernt. Bis zu zehn Gäste können sich in das gemütliche Häuschen einmieten. Neun FreundInnen müssen also her. Oder man teilt sich die Insel mit Fremden –alles kann man nun doch nicht für sich alleine beanspruchen. Wer trotz niedlicher Küche nicht selbst Hand anlegen will, wird mit pflanzenbasierten, von den wilden Kräutern der Insel inspirierten Menüs kulinarisch verwöhnt. Lilløy Lindenberg, Midtøyni, 5315 Herdla, Norwegen, thelindenberg.com

TRAVEL


„When you go all over the world for work, your dream vacation is your bedroom.“
Jack Antono

MEHR ALS PASTA
Reisen finden nicht nur physisch, sondern auch im Kopf und auf dem Teller statt. Beginnt das akute Fernweh zu brodeln, ist ein Kochbuch eine günstige Alternative zum überstürzt gebuchten Flug. Um sich gedanklich nach Italien zu schlemmen, braucht es aber etwas mehr als Pasta mit Tomatensauce. Das wissen Juri
Gottschall und Mercedes Lauenstein längst, haben sie doch das Onlinemagazin Splendido ins Leben gerufen, das sich der italienischen Esskultur widmet. Ihr neuestes Buch „Splendido. Primavera/Estate“ steht im Zeichen des Frühlings und Sommers und der Tradition. Beispiele gefällig? Der Frühling wird mit

We Love
ADVENTURE TIME
Mönchsbart, Artischocke und Favabohne eingeläutet. Und in Sizilien frühstückt man an den heißesten Tagen des Jahres Mandelgranita. Dieses Buch macht nicht nur hungrig, sondern lässt uns mit nischigem Wissen prahlen.
Juri Gottschall, Mercedes Lauenstein, „Splendido. Primavera/Estate“, ca. 32.—, dumont-buchverlag.de
Zwischen eingefleischten Wanderfans und stilbewussten TrendsetterInnen gibt es meist wenig Gemeinsamkeiten. Ob das der Grund ist, warum wind- und wetterfestes Schuhwerk bei Fashionistas kaum Begeisterungsstürme auslöst? Die Kollaboration von Palladium und „Le Petit Prince“ bringt uns etwas näher zusammen. Denn was wir bestimmt alle gemeinsam haben: Wir haben „Le Petit Prince“ irgendwann gelesen und ein, zwei Lektionen fürs Leben daraus gezogen. Und jetzt zeigt uns die weise Geschichte, dass reisetaugliche Schuhe gar nicht so langweilig aussehen müssen. palladiumboots.de

Places
NATURE’S SKYLINE
Zerklüftete Gipfel und Umrisse, die spannender sind als jede Großstadt-Skyline – das sind die Dolomiten. Klar, hat die Aussicht auf das Weltkulturerbe im Alpina Dolomites Hotel Priorität. Aus jedem Zimmer erspäht man die beeindruckende Berglandschaft. Das Gebäude selbst könnte dank architek-
tonischem Kreativitätsausbruch fast mit dieser mithalten. Architekturfans würden sich darum wohl am liebsten drinnen verschanzen, aber bei dieser Kulisse heißt es: Rauszeit! Nur weil der Schnee allmählich taut, bedeutet das nicht, dass keine sportlichen Aktivitäten mehr auf dem Programm
stehen. Die Skier kann man kurzerhand gegen Wanderschuhe oder ein Mountainbike eintauschen und schon ist man bereit, die Dolomiten zu erkunden. Und am Ende des Tages ruft das Spa. Como Alpina Dolomites, Compatsch, 62 /3, 39040 Alpe di Siusi BZ, Italien, comohotels.com

WELCOME TO MIAMI
Wir dachten eigentlich, der Trend der langgezogenen Taschen sei auf kleine BaguetteBags beschränkt. Dann
kam Freitag und stellte alles auf den Kopf. Die „F260 Miami Wide“ ist so breit, dass alles für ein kleines Weekend-
Getaway drin Platz hat. Ob’s für eine Reise nach Miami reicht? Das kommt darauf an, wie minimalistisch
man unterwegs ist. Freitag, „F260 Miami Wide“, ca. 140.—, freitag.ch

WATCHES & JEWELLERY


New Collection
HELLWACH
„Awakened Hands, Awakened Minds“ nennt Louis Vuitton seine vom 19. Jahrhundert inspirierte HighJewellery-Kollektion. Beim Anblick der funkelnden Pieces erwacht nicht nur der Geist, sondern auch der Kaufdrang. Das zweite Kapitel dieser schmucken Geschichte wartet mit ganzen 50 Glanzstücken auf, die allesamt von den wissenschaftlichen Durchbrüchen der besagten Ära inspiriert sind. In einer Zeit, in der man plötzlich die großen Rätsel der Welt zu lösen begann, sprudelten nämlich auch Kreativität und Handwerkskunst. louisvuitton.com


Anniversary
ZEITREISE
Was ging auf diesem Planeten eigentlich anno 1755 so ab? In Lissabon bebte die Erde furchtbar stark. Sonst schien wenig los zu sein, schließlich gab es weder Eisenbahnen noch Elektrizität, keine Impfungen, keine Kameras und kein Radio. Den Klimawandel hatte man damals ebenfalls noch nicht ins Rollen gebracht. Klingt ganz entspannt. Aber die Zeit, die gab’s schon. In Form von mechanischen Taschenuhren. So startete Jean-Marc Vacheron 1755 in Genf die Geschichte einer Marke, die jetzt auf 270 Jahre Kreation und Tradition zurückblicken kann. Dieser Meilenstein wird mit der Neuauflage eines ikonischen Zeitmessers gefeiert. Die Historiques 222 kommt mit einem Gehäuse aus Edelstahl daher. Das Modell erinnert an eine Kreation, die 1977 anlässlich des 222jährigen Jubiläums vorgestellt wurde. Auf dem Gehäuseboden erspäht man nicht nur die Signatur zum Jubiläum, sondern dank dem transparenten Saphirglas auch das hauseigene Kaliber 2455/2. Vacheron Constantin, „Historiques 222 Edelstahl“, ca. 32'000.—, vacheron-constantin.com
„I don’t so much care about what time it is but I do love watches.“
Lenny Kravitz

We Love
ULTRA
Vielleicht liegt es daran, dass sie die Zeit festhalten – und die rasenden Stunden uns an die Vergangenheit erinnern: Die schönsten neuen Uhren entstehen mit einer großzügigen Portion
Nostalgie. So ist die Ultra-Chron von Longines von einer ihrer Vorgängerinnen aus dem Jahr 1968 inspiriert. Die 2025-Version kleidet sich im innovativen Material Carbon,
welches zum ersten Mal im Gehäuse einer Longines-Uhr verwendet wird. Longines, „UltraChron Carbon“, ca. 4'600.—, longines.com


Collaboration
„Ich trage jeden Tag eine Uhr und hasse es, zu spät zu kommen“, sagt der britische Industriedesigner Tej Chauhan. Beste Voraussetzungen, um einen Zeitmesser zu designen. Darum wurde Tej gleich zum zweiten Mal von Rado gebeten, seine Designsprache auf eine Uhr zu übersetzen. Und zwar auf keine geringere als die Rado DiaStar Original, die seit ihrer Einführung vor gut sechs Jahrzehnten bei Designfans beliebt ist. Chauhan bediente sich auch für dieses Modell seiner liebsten Inspirationsquelle: Einer Zukunft, die noch nicht da ist, aber nah genug, um sie eines Tages noch selbst zu erleben. Rado, „Rado DiaStar Original x Tej Chauhan Special Edition“, ca. 2'150.—, rado.com

New Edition
WINNER
Gold, Silber, Bronze? Wir wollen alle drei, plus Burgunderrot obendrauf. Mit diesem Mindset ging auch Omega ans Design der neuen Edition der beliebten Seamaster Diver 300M. Die einzigartige Omega-Legierung, angereichert mit 37,5 % 9K-Gold, Palladium und Silber ist verantwortlich für die Farbgebung und sorgt gleichzeitig dafür, dass es nicht zur unerwünschten GrünspanOxidation kommt. Die Edition kommt in zwei Modellen daher, die zwar mit demselben 42mm-Gehäuse aus Bronzegold und burgunderrotem Lünettenring versehen sind, jedoch verschiedene Armbänder zur Auswahl haben. Gebürstetes Bronzegold oder schwarzer Kautschuk komplettieren den Zeitmesser.
Omega, „Seamaster Diver 300M Bronzegold“, ca. 26'500.—, omegawatches.com
Collaboration
NEU GEDACHT
Alle, die bei USM Haller an Büroeinrichtung denken, müssen eine kurze Nachhilfestunde über sich ergehen lassen. Die ikonische Marke erfindet sich gerne neu und macht sich zuhause mindestens so gut wie im Office. Jüngst war es der Designer Armando Cabral, der für frischen Wind sorgte. Bevor dieser Schuhe, Kleidung und Home-Accessoires designte, war er Model. Ästhetik kennt er also aus jeder Facette. Mit seinen exklusiven USM-Designs kann man gleich mehreren Räumen ein Makeover verpassen: Es gibt ein Bücherregal, ein asymmetrisches Plattformbett, einen Lounge-Sessel, einen Beistelltisch und einen Garderobenständer. Der Name der Kollektion, NKYINKYIM, stammt aus der AdinkraSymbolik des Akan-Volkes in Ghana und der Elfenbeinküste und steht für die enge Verflechtung von Fortschritt und Herausforderungen. Eine Bedeutung, die man in der Flexibilität der USM Möbel wiedererkennt. usm.com
LIVING&DESIGN
There is always room for improvement.


We
Love
WACHMACHER
Anna, Bianca, oder doch William? Wir sind nicht etwa auf PartnerInnensuche, sondern stehen vor der Wahl der perfekten Kaffeemaschine. Wer sich selbst als Hobbybarista versucht, weiß, dass die Frage nach der korrekten Zubereitungsart des besten Kaffees in hitzigen Diskussionen enden kann. Darum bietet das italienische Familienunternehmen Lelit
unterschiedliche Espressomaschinen an – da ist für jedes Home-BaristaLevel etwas dabei. Bei jedem Exemplar lässt sich nach Herzenslust mit Mahlgrad, Druck und Extraktionszeit experimentieren. Mindestens so wichtig wie der richtige Geschmack ist aber das Design. Das stimmt bei Lelit ebenfalls. lelit.com


Collection
SOMMERZEIT
Was tun, wenn das Wohnzimmer fertig eingerichtet ist? Nochmals von vorne beginnen, aber draußen. 2017 rief Antonio Citterio „Erica“ ins Leben, eine Outdoormöbelkollektion, die mit ihren
Verwandten, die lieber drinnen bleiben, locker mithalten kann. Dieses Jahr kriegt Erica Familienzuwachs: Liegestühle, Sofas, Tische und Co. erscheinen in neuen Formen, Farben und Materialien. Billige, wild zusammengewürfelte Plastikstühle dürfen getrost in der hintersten Ecke des Kellers verstaut werden. Ob Terrasse, Pool oder Garten – auf Design muss auch unter freiem Himmel niemand verzichten. bebitalia.com

Liebling
MESSY
Wären wir perfekt, würden wir die Kleidung für den nächsten Tag sauber bereitlegen und die getragene sofort in den Wäschekorb legen. Weil Perfektion überbewertet ist, wächst stattdessen ein Textilhaufen irgendwo auf dem Bett, dem Boden oder dem nächsten Stuhl. Und darin sehen andere Kunst: Statt uns in einen Aufräumkurs zu schicken,
designte die französische Künstlerin Lola Mayeras einen Bettbezug mit dem passenden Namen „It’s a Mess“. Dank optischer Illusion sieht es aus, als lägen bereits Kleidungsstücke auf der Decke. Auf ein paar mehr kommt es dann auch nicht mehr an.
„Design is a constant challenge to balance comfort with luxe.“
Donna Karan

Lola Mayeras, „It’s a Mess“, Bettbezug, ca. 330.—, lolamayeras.com



Immer wollen wir das Beste aus beiden Welten. Und die DesignerInnen liefern ab: Im Garten soll es genauso gemütlich sein wie im Wohnzimmer. Das Sofasystem „Oasis“ von Flexform würde man
am liebsten gleich in die gute Stube stellen. Nur die Metallrahmen und die geflochtene Rückwand dienen als kleine Hinweise, dass dieses Stück etwas wetterfester sein muss als seine
Indoor-Pendants. Was gleich bleibt: Das Sofa lässt sich nach Belieben konfigurieren, sodass es sich perfekt in die Umgebung einfügt. flexform.it
Nice to Have




Exhibition
GLANZSTÜCKE
Wie und warum verändert sich Design? Seit 1875 sammelt das Museum für Gestaltung Zürich exemplarische Objekte, um diese Fragen visuell zu beantworten. Um 150 Jahre auserlesenes Sammeln zu feiern, eröffnet eine neue Dauerausstellung mit 2'500 Objekten aus Grafik, Typografie, Textil oder Produktdesign, die bei Designfans für Herzrasen sorgen. Im Untergeschoss des Museum für Gestaltung Zürich lagern außerdem rund 580'000 Objekte aus den Bereichen Design, Grafik, Kunstgewerbe und Plakatgestaltung. Einen Teil
dieser Archivschätze kann im Rahmen der Swiss Design Collection erstmals selbständig erkundet werden. Die ausladende Möbelsammlung mit Fokus auf Schweizer Design verleitet einen dazu, die eigenen Möbel direkt aus dem Fenster zu schmeissen. Als wäre das nicht schon Designtraum genug, gibt es im Archiv obendrauf noch Haute-Couture-Kleider von niemand geringerem als Cristóbal Balenciaga zu entdecken. Swiss Design Collection, Museum für Gestaltung Zürich, Toni Areal, ab 11. April 2025, museum-gestaltung.ch
Früher war alles schöner?
Wenn man sich das Archiv des Zürcher Museum für Gestaltung anschaut, muss man fast zustimmen.
BY THE SEA AQUATIC – SLEEK – GLIMMER – MIRAGE
Photography: Jaan-Eric Fischer c/o Kathrin Hohberg
Styling: Ulrike Kache
Hair & Make-up: Helen Rudolphe, Gloss Artist Management
Models: Hannah Joelle Petersen, Ice Models & Zana, Topco Models
Retouch: Shearer Viljoen

Pullover von EDITED.

Badeanzug von REINA OLGA. Ohrringe von CHAINGANG.

Kette von SASKIA DIEZ.

Bluse von SUMMUM. Hose von MARIE-LOUISE MUELLER.


Ringe von SASKIA DIEZ.

Earcuff von SASKIA DIEZ.

Kleid von SUMMUM.

Armband von PANDORA.

Jacke von MARIE-LOUISE MUELLER. Ohrring von MUSSELS AND MUSCLES.

Ohrringe von MUSSELS AND MUSCLES.


Kleid von BAUM UND PFERDGARTEN. Ohrringe von MUSSELS AND MUSCLES.

Top von ARKET. Rock von GESTUZ. Ohrringe von MUSSELS AND MUSCLES.

Kleid von EDITED. Ohrringe von CHAINGANG.
BEAUTY REPORT Spring/Summer 2025
THAT’S HOT!
Klar steht an den Fashion Weeks die Kleidung im Mittelpunkt. Wir freuen uns aber immer ebenso sehr auf die Haare und Make-up-Looks, denn wir sind überzeugt: Um die eigene Persönlichkeit von Kopf bis Fuß auszudrücken, braucht es neben Stoff auch Farbe und Pinsel.
Redaktion: Josefine Zürcher – Fotos: Launchmetrics SpotlightSM

Wir starren, weil die Farbe so toll reinknallt – aber auch, weil wir überlegen, wie man diesen Ton irgendwo zwischen Rot und Orange nennen soll. VAQUERA




BEST NAILS

Bei Nägeln gilt der einfache Grundsatz: Je länger, desto besser.
GRACE LING
BEST BANGS

Hat man so den Durchblick? Nein. Sieht man dafür ultracool aus? Ja. Also alles richtig gemacht. MUGLER

BEST GLASSES
Gewisse Looks sind erst mit der richtigen Brille komplett. ZIMO

BEST EYES
Pinsel in Glitzer tauchen, einmal übers geschlossene Augenlid streichen und schon zieht man alle Blicke auf sich.
LUTZ HUELLE
BEST ACCESSORY

Perlen machen gerade ein Comeback. Und nehmen eine neue Identität irgendwo zwischen Ohrring und Kette an. TORISHÉJU

So kann man gar nicht beleidigt sein, wenn alle zuerst auf das Ohr schauen, statt ins Gesicht.
ROKH
BEST BROWS

Gebleached und trotzdem buschig? Das Beste aus beiden Welten eben. PRABAL GURUNG

Ist der von der Gen Z verbannte Seitenscheitel etwa zurück? Er macht es zumindest einfacher, die Mähne gekonnt auf einer Seite zu tragen. THE ATTICO

BEST BRAIDS

Präzision und Perfektion:
Die Definition der beiden Begriffe liegt in diesem Flechtwerk. VAQUERA
BEST LASHES

Schwarze Mascara geht immer, das ist klar.
Aber öfter mal zur Farbe greifen, lohnt sich.
DRIES VAN NOTEN

Der Look sitzt, das Lachen macht ihn noch tausendmal besser. HELEN ANTHONY
ESUBERANZA



Family first: Donatella Versace mit Bruder Gianni sowie Ehemann Paul Beck und Tochter Allegra.

Erst bemitleidet. Dann belächelt.
Doch schließlich: Bewundert.
Kleidung ist unsere persönliche Geschichte, die wir ohne Worte erzählen. Und keine Geschichte in der Modewelt birgt so viel Tragik und Triumph wie die von Donatella Versace.
Jetzt beginnt für den Final Boss der Extravaganz ein neues Kapitel –und für Versace die Zeit nach Versace.
Text: Michael Rechsteiner
Wir stehen alle in ihrer Schuld. Zumindest jene von uns, die in den vergangenen 25 Jahren im Internet nach Bildern wie „Ryan Gosling hot“, „beach sunset“ oder „Arschgeweih Inspiration“ gesucht haben. (Einige Suchanfragen sind besser gealtert als andere.) Denn es ist Donatella Versace zu verdanken, dass Google im Juni 2001 seine Image Search Funktion lancierte. Einige Monate zuvor besuchte Jennifer Lopez an der Seite ihres damaligen Boyfriends Sean „P. Diddy“ Combs (einige Ex-Beziehungen sind besser gealtert als andere) die Grammy Awards in einem Versace-Outfit. Ein Auftritt mit einer Wirkung, als hätte die Menschheit zum ersten Mal das Sonnenlicht erblickt. Das ozeangrüne Chiffonkleid – ausgeschnitten bis zum Bauchnabel – war eine Sensation, ein Weltwunder, ein kosmisches Ereignis. Doch wer das Modem hochfeuerte, um mit eigenen Augen La Lopez in The Dress zu sehen, bekam nur textbasierte Suchresultate präsentiert. Das Tech-Unternehmen, überwältigt von der Nachfrage, machte sich kurz darauf an die Entwicklung eines neuen Features, das gezielt nach Bildern stöberte.
VENI, VIDI, VERSACE
Wäre es auch soweit gekommen, hätte Donatella Versace nicht jenen ikonischen Dress entworfen und J.Lo auf den Leib geschneidert? Ziemlich sicher. Ist Google froh, der eigenen Firmengeschichte mit dieser Anekdote etwas Glamour zu verleihen? Definitiv. Für Donatella markierte diese Episode den künstlerischen Durchbruch seit ihrer Übernahme von Versace drei Jahre zuvor. Ein erster Versuch, aus dem Schatten ihres Bruders und dem Schmerz seines Verlustes zu treten. Doch bevor ihr dieser Schritt endgültig gelang, gerieten die obligaten High Heels der Italienerin noch öfter ins Wanken.
Ein halbes Jahrhundert waren Gianni und Donatella Versace unzertrennlich. Der ältere Bruder erbte das Talent für Schneiderei von Mutter Francesca und brannte mit der Ambition, aus dem Handwerk eine Kunst zu machen. Seine Lieblingssängerin in jungen Jahren war Patty Pravo, eine wasserstoffblonde Diva mit dem Welthit „La bambola“. Und genau wie eine bambola, eine Puppe, kleidete Gianni seine kleine Schwester an, färbte ihr im Alter von elf Jahren die Haare im selben Buttergelb von Pravo. Zeitlebens blieb Donatella eine Leinwand für die Visionen des Designers. Eine Leinwand aber, die den Künstler lautstark wissen lässt, wenn seine Pinselstriche nichts taugen und danach selbst die Richtung vorgibt. 1978 eröffnete Gianni Versace seine erste Boutique in Mailand, Donatella wurde als Vizepräsidentin seine linke und rechte Hand – solange sie weder Schere noch Nadel halten musste. In den folgenden 20 Jahren wurde Versace zum Inbegriff des modischen Maximalismus. Kleidung so dramatisch, dass man in ihr mit Tellern nach der Affäre schmeißen und sich danach für die Versöhnung vom
Körper reißen will. Die USA eroberten Versace, wie einst die Römische Armee ihr Imperium aus dem Boden stampfte. Doch statt Legionäre führten Naomi Campbell, Cindy Crawford, Linda Evangelista und Christy Turlington den Triumphzug an – The Big Four, die dank Versace von den Titelseiten der Modemagazine gepflückt wurden und 1991 zum ersten Mal über den Laufsteg schritten. So machte die Marke Models zu Supermodels. Und Popstars zu Fans: 1994 posierte Madonna für eine Fotokampagne der Frühling/Herbst-Kollektion in Mar-a-Lago. (Einige Locations sind besser gealtert als andere.)
IN DUBIO, DONATELLA
Drei Jahre später wurde Gianni Versace vor seinem Zuhause in Miami von einem Mann erschossen, der hoffte, damit berühmt zu werden. Donatella trat die schwere Nachfolge an. Die Modewelt, sonst ein Haifischbecken, wurde durch den Schicksalsschlag ein Koiteich und begegnete der neuen Chefin mit allem guten Willen der Welt. Doch die ersten Kollektionen unter der Regie von Donatella überzeugten kaum. Schon bald karikierten Medien die Modeschöpferin zu einer wandelnden Tragikomödie, die von Champagner, Zigaretten und Schönheits-OPs zusammengehalten wurde. Am 18. Geburtstag ihrer Tochter Allegra – der Gianni testamentarisch die Mehrheit des Versace-Unternehmens vermacht hatte – packte Elton John persönlich Donatella ins Flugzeug und schickte sie wegen ihrer Kokainabhängigkeit in die Entzugsklinik. In den folgenden Jahren fand Donatella nicht nur ihren Weg aus der Drogensucht, sondern auch eine erfolgreiche Richtung für die Marke Versace. Hatte Gianni für seine Designs stets den Kopf in den Wolken, brachte seine Schwester mit ihren Entwürfen die Kleidung zurück auf den Boden – ohne dabei auf die Opulenz zu verzichten. Als Frau versteht sie die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und machte Versace nicht bloß zu einem kreativen Schaulaufen, sondern zum tragbaren Chic in allen Lebenslagen. Persönliche Angriffe der Öffentlichkeit kontert Donatella inzwischen nicht mehr mit einer Nase voll weißem Selbstvertrauen, sondern unverwüstlicher Selbstironie und einer nonchalanten Lässigkeit.
Man werde sie einst nicht an den Füßen aus den Versace-Büros zerren müssen, verriet Donatella vor einigen Jahren im Interview. Ihren Abgang macht sie erhobenen Hauptes als eine Ikone der Industrie und Popkultur, vergleichbar mit Karl Lagerfeld oder Vivienne Westwood. Als neue Aufgabe repräsentiert die 69-Jährige Versace als Chief Brand Ambassador. Im Haus, das einst ihr Bruder und sie gebaut haben, bleibt Donatella somit die glamouröse Gastgeberin und auch in Zukunft eine Stimme, die Gewicht hat. Einige Erfolgsgeschichten altern besser als andere. Die von Donatella Versace ist eine für die Ewigkeit.
ADDIO, DONATELLA
Gemessen an der Länge ihrer High Heels hinterlässt niemand größere Fußstapfen: Im März gab das Modehaus Versace bekannt, dass Donatella Versace nach 28 Jahren ihre Aufgabe als Creative Director abgibt. Nachfolger ist Dario Vitale, der zuletzt die Kassen bei Miu Miu hat schnurren lassen. Donatella bleibt ihrem Unternehmen als Chief Brand Ambassador verbunden. Ist mit diesem Wechsel auch der Verkauf von Versace an Prada perfekt? Entsprechende Gerüchte kochten in den vergangenen Wochen so heiß und geduldig wie ein Topf voll Sugo. Wir sind gespannt, was uns serviert wird – sowohl vom Verhandlungstisch als auch auf dem Laufsteg. versace.com





Rocket Man & Star Siblings: Elton John mit Gianni und Donatella Versace.
Glanzzeiten der Mode: Kate Moss, Donatella Versace, Naomi Campbell.
Treffen der Titaninnen: Miuccia Prada und Donatella Versace.
Brachte 3 von 4 Telefon-Modems zum Schmelzen: Jennifer Lopez im Kleid von Donatella Versace.

KITSCH

COLOR THERAPY


War die Welt früher nicht irgendwie bunter? Vielleicht liegt es an der sogenannten aktuellen Weltlage, dass alles ein bisschen grau und schwer wirkt. Diagnose: Akuter Farbmangel. Behandlung: Farbe satt, serviert mit einer Extraportion Surrealismus.
Im Buch „Chromotherapia. Feel Good Color Photography“ leuchten einem wilde Farbkompositionen entgegen.
Mit jeder umgeblätterten Seite hebt sich die Laune, bis wir feststellen: Ist doch alles gar nicht so schlimm.
Fotos: Damiani
Vorherige Seite links: Walter Chandoha, New Jersey, 1962 © Walter Chandoha Archive
Vorherige Seite rechts: Maurizio Cattelan & Pierpaolo Ferrari, Toiletpaper, Courtesy of Toiletpaper
Links: Martin Parr, Ramsgate, England, 1996. From Common Sense © Magnum Photos

Links: Erwin Blumenfeld, Sans titre, 1945, Variante de la couverture de Vogue
U.S Juin 1951 (Mannequin: Anne Sainte-Marie), impression jet d’encre, Paris © The Estate of Erwin Blumenfeld 2025
Rechts:
Paris, May 1984

Guy Bourdin, Vogue
© The Guy Bourdin Estate 2025. Courtesy of Louise Alexander Gallery

Miles Aldridge, Five Girls in a Car #1, 2013, Courtesy of the artist

CHROMOTHERAPIA. FEEL GOOD COLOR PHOTOGRAPHY
Die Farbfotografie wurde immer etwas weniger ernst genommen als ihre seriöse große Schwester, die Schwarz-Weiß-Fotografie – zu Unrecht. Die richtige Farbkomposition zu finden und Mut zum Knalligen zu haben braucht Talent. Das wissen auch die beiden Kuratoren Maurizio Cattelan und Sam Stourdzé. Sie haben sich durch die vergangenen Dekaden gewühlt und präsentieren auf 208 Seiten eine Farbexplosion nach der anderen. Unter anderem Werke von Miles Aldridge, Martin Parr und Adrienne Raquel rütteln uns wach und machen gute Laune. Das Buch wird von einer gleichnamigen Ausstellung in der Villa Medici in Rom begleitet, die der Geschichte der Farbfotografie auf die Spur geht. Maurizio Cattelan, Sam Stourdzé, „Chromotherapia. Feel Good Color Photography“, Damiani, ca. 55.—, damianibooks.com


Ruth Ginika Ossai, Rushemy
Botter Spring Summer 18 Men’s Campaign, ‚Fish or Fight‘, July 2013
© Ruth Ginika Ossai


Hat den Durchblick für zeitloses Design: Zack Moscot (rechts) entwirft die Brillen fürs Familienunternehmen.

EYES WIDE CHIC

VISIONS
Eine Brille lässt dich die Welt sehen. Eine gut designte Brille lässt die Welt dich sehen. So wie die Modelle von Moscot. Das Familienunternehmen aus New York City blickt auf eine 110-jährige Geschichte zurück. Und Persönlichkeiten wie
Andy
Warhol,
Uma Thurman
und Robert Downey Jr. blickten durch dessen Gläser. Im Interview sprechen wir mit Chefdesigner Zack Moscot über Tradition, Innovation und worauf es bei der Brillenauswahl wirklich ankommt.
Interview: Michael Rechsteiner
Fotos: Moscot, Picture Alliance

Gott ist eine Optikerwerbung.
Zumindest für F. Scott Fitzgeralds „The Great Gatsby“. Im Roman preist ein mysteriöser Optometrist namens T. J. Eckleburg seine Dienste an mit einer riesigen Reklametafel, von der zwei gesichtslose Augen durch ein Brillengestell starren. Sie symbolisieren eine höhere Macht, die schweigend das Treiben der armen Teufel und gefallenen Engel unter sich bezeugt und einige von ihnen langsam in den Wahnsinn treibt.
Es ist wahrscheinlich, dass der Autor Fitzgerald zu diesem Bild inspiriert wurde, als er eines Tages irgendwann zwischen den Jahren 1919 und 1924 in seinem Wohnort New York an der 94 Rivington Street vorbei zog und sein Blick an der auffälligen Gebäudefassade hängen blieb. Zwei nimmerblinzelnde Augen flankierten auf einem großen Werbebanner den Namen des eingemieteten Geschäfts: Moscot. „Augen untersuchen, Gläser anpassen, zu tiefsten Preisen“ versprach der gleichnamige Besitzer, Hyman Moscot, im Schaufenster. 1899 war der Geschäftsmann aus Osteuropa in die USA ein-
gewandert und verkaufte seine Brillen zunächst aus einer Schubkarre auf der Strasse, bis er 1915 an Manhattans Lower East Side einen Laden eröffnete. Schon bald sorgte Moscot für einen klaren Durchblick in der Nachbarschaft. Dann, über die Jahre hinweg, auch in New Yorks angesagtesten Kreisen. Und heute? Auf der ganzen Welt. Die Anekdote zu „The Great Gatsby“ ist bloß ein Tropfen tief unten im Meer popkultureller Relevanz, in der Moscot heute schwimmt. Als New York City über die Jahre hinweg immer mehr kreative Köpfe mit schlechten Augen anzog, entwickelte sich das Unternehmen zur ersten Adresse für stylische Abhilfe. Damals waren es Truman Capote und Andy Warhol, die über die Ladenschwelle traten, heute sind es Demi Moore und Scarlett Johansson. Sie alle erwartet ein Interieur, das sich in den vergangenen 110 Jahren kaum verändert hat. Und Brillendesigns, die kein Auge auf schnelllebige Trends werfen, sondern klassische Eleganz im Visier haben. Diese verantwortet inzwischen Zack Moscot. Als Chefdesigner und Sohn von CEO Harvey Moscot vertritt er die Familie in fünfter Generation.

Sah die Welt etwas anders, aber meist durch Brillengläser von Moscot: Andy Warhol.
„Kinder zu haben hat mich gelehrt, dass man Zeit hat.“
FACES: Wann wurde dir in der Kindheit zum ersten Mal bewusst, dass du in ein Familienunternehmen hineingeboren wurdest, an dem du eines Tages beteiligt sein könntest?
Zack Moscot: Gute Frage. Wenn man in einem Mehrgenerationen-Familienunternehmen arbeitet, ist das alles, worüber gesprochen wird. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich ein Teil davon sein wollte, als ich aufwuchs. Als ich jung war, hatte ich nur nicht wirklich verstanden, wie ich dazugehören sollte. Ich habe keine Augäpfel geliebt (lacht). Ich wollte nicht Optiker werden wie mein Vater. Ich habe mich auch nicht besonders für die medizinische Komponente der Augenheilkunde begeistert. Aber ich habe Design geliebt. Ich liebte Objekte, liebte das Kreieren. Meine Mutter war Künstlerin und Designerin, und so hat sie mich inspiriert zu sagen: „Hey, warum steigst du nicht irgendwann in das Geschäft ein und nutzt deine kreativen Fähigkeiten, anstatt dich auf den AugenpflegeAspekt zu konzentrieren?“ Da hatte ich also meinen AhaMoment, um zu studieren, zu designen und in das Geschäft einzusteigen. Eine neue Perspektive zu bieten und die Führung im kreativen Bereich und bei allem, was produktorientiert ist, zu übernehmen. Da fällt mir eine lustige Geschichte ein: Als ich etwa vier oder fünf Jahre alt war, nahm mich meine Großmutter mit zu meinem Vater und meinem Großvater, als sie ihre Arbeit im Geschäft beendeten. Ich war noch sehr klein und schrie: „Lasst mich aus dem Auto raus! Ich bin ein Eigentümer!“ Und ich rannte in den Laden, und meine Großmutter rannte hinter mir her. Ich glaube, in diesem Moment wusste meine Familie, und ich wusste wahrscheinlich auch, dass ich irgendwann in das Geschäft einsteigen würde.
F: Macht es die Arbeit schwieriger, wenn diese so eng mit der Familie verbunden ist?
ZM: Es ist schwieriger. Schwieriger in dem Sinne, dass es alles ist, was du lebst und atmest. Wenn ich meinen Vater bei der Arbeit oder auch außerhalb der Arbeit sehe, wird alles zu einer Art Familie und Arbeit. Das hat durchaus negative Aspekte. Manche Leute trennen diese Dinge gerne voneinander. Aber ich glaube auch, für uns ist es positiv. Weil wir es so sehr lieben und mit so viel Leidenschaft dabei sind. Das hat zur Folge, dass wir jede Sekunde unseres Lebens darüber reden und uns darauf konzentrieren. Aber natürlich sind wir auch nur Menschen, nicht wahr? Ich und mein Vater haben definitiv unsere Momente. Aber weil wir uns so nahe stehen und so leidenschaftlich bei dem sind, was wir tun, meistern wir diese Herausforderungen immer.
F: Kommt es vor, dass ihr bestimmen müsst: „Okay, wir haben jetzt Familiendinner. In den nächsten zwei Stunden wird nicht über die Arbeit geredet.“?
ZM: (lacht) Wir wissen, wann es Momente gibt, in denen wir nicht darüber sprechen sollten. Aber es fällt uns schwer, das zu tun. Ich glaube, der Rest der Familie hat sich damit abgefunden.
F: Was ist der beste Ratschlag, den dir dein Vater erteilt hat?
ZM: Fokussiere dich auf die Kommunikation. Er kommt offensichtlich aus einer anderen Generation als ich. Oft sagt er mir: „Nimm das Telefon ab und hör auf, so ein Millennial zu sein.“ Er hat mir beigebracht, dass es bestimmte Dinge gibt, die nicht am Computer erledigt werden können, und dass menschliche Interaktion wichtig ist. Der Umgang mit Menschen, die Kommunikation mit den KundInnen, so vieles von dem, was wir tun, dreht sich um die Menschen. Mein Vater hat mir beigebracht, wie wichtig es ist, von Angesicht zu Angesicht und mit einer Stimme zu kommunizieren. In unserem Alltag sind wir so oft in einem Chat oder einer E-Mail gefangen, und das ist einfach nicht dasselbe.
F: Du hast inzwischen auch Kinder.
ZM: Ja, ich habe drei. Meine Mädchen sind Zwillinge und sind fünf Jahre alt. Und mein Sohn ist drei.
F: Welchen Ratschlag möchtest du ihnen eines Tages mit auf den Weg geben? Hoffst du, dass auch sie eines Tages die Arbeit bei Moscot weiterführen?
ZM: Ich würde mich freuen, wenn die nächste Generation Teil des Unternehmens wäre. Aber ich werde keinen Druck auf sie ausüben. Mein Vater hat nie Druck auf mich ausgeübt, was ein großes Glück war. Ich weiß, dass sein Vater Druck auf ihn ausgeübt hat, aber er hat keinen Druck auf mich ausgeübt. Kinder zu haben hat mich gelehrt, dass man Zeit hat. Das hilft den Dingen, sich natürlich zu entwickeln. Das trifft auch auf die Marke zu, die wir erschaffen haben. Man kann bestimmte Dinge nicht erzwingen. Manchmal entsteht organisch etwas, das so viel stärker ist als jenes, das man erzwingen will. Deshalb rate ich: Geduld ist wichtig. Das sorgt für ein nachhaltigeres Wachstum.
F: Was inspiriert deine Arbeit? Gibt es bestimmte Filme, Musik, KünstlerInnen?
ZM: Ich lese gerne über Psychologie. Wie Menschen über Produkte denken, wie Verpackung, Marketing und Markenwahrnehmung die Kaufentscheidung beeinflussen. Was die Musik angeht: Erst letzte Woche hat uns John Mayer im Laden besucht. Mein Vater hat bei ihm eine Augenuntersuchung durchgeführt. Sie sprachen über Musik, Kunst und Kultur. Und zufällig ist John jemand, den wir beide lieben. Was erstaunlich ist, weil mein Vater und ich aus verschiedenen Generationen stammen, aber wir beide haben die gleiche Leidenschaft und Wertschätzung für seine Musik. John hat ein wenig auf den Gitarren meines Vaters gespielt und es ist einfach cool, wie Musik oder Kunst oder KünstlerInnen die Generationen überbrücken können.
F: Für die neue Werbekampagne hat Moscot traditionelle Fotografie mit künstlicher Intelligenz kombiniert, um die Entwicklung der Marke im Verlauf der Jahrzehnte abzubilden. Siehst du weiteres Potential von KI in der Branche und deiner Arbeit? Gibt es Bereiche, wo sie komplett weggelassen werden sollte?
ZM: Es ist ein heikles Gleichgewicht. Als wir K.I. benutzten, wollten wir nicht futuristisch sein, sondern die Fähigkeit nutzen, in die Vergangenheit zu blicken. Denn
MOSCOT
Hyman Moscot hatte the eyes on the prize, als er in Manhattan begann, Brillen aus einer Schubkarre zu verkaufen. Heute sind Moscot-Gläser the prize on the eyes und werden weltweit in aktuell 32 Filialen gehandelt, unter anderem auch in München, Wien und Zürich. Die Kundenliste liest sich wie eine Meile vom Hollywood Walk of Fame, doch der Erfolg liegt nicht auf der Straße: Die zeitlosen Designs von Modellen wie der Lemtosh oder der Miltzen werden regelmäßig neu interpretiert. Dafür verantwortlich ist Chefdesigner Zack Moscot, die fünfte Generation im Familienunternehmen. moscot.com
„Wir sagen gerne: Die Leute tragen die Rahmen und nicht die Rahmen die Leute.“
Moscot hat diese Geschichte, und es gab Momente, die wir nicht in unserem Archivbuch hatten, die wir aber sehen wollten. Es ist wichtig zu erwähnen, dass wir einen Künstler benutzt haben, um es richtig zu machen. Wir haben nicht versucht, die Kunstfertigkeit durch ein Werkzeug zu ersetzen. Wir haben es benutzt, um die Kunstfertigkeit zu verbessern. Also wurde kein Künstler oder Fotograf in diesem Prozess entfernt. Ich denke, das ist wirklich wichtig. Denn oft denken die Leute, dass ein Unternehmen KI einsetzt, um die künstlerische Arbeit zu ersetzen. Das ist nicht unsere Absicht. Es war ein unterhaltsamer Test und ein gutes Beispiel dafür, wie wir die Technologie nutzen wollen, um zu wachsen – aber immer mit Blick auf die Vergangenheit. Jedes Mal, wenn wir einen Schritt nach vorne machen, müssen wir immer auch unsere Vergangenheit bewahren. Das Gleiche gilt für mich beim Design. Wenn ich einen neuen Rahmen entwerfe, kann es sein, dass ich etwas Bestehendes weiterentwickle. Oder ich habe die Absicht, etwas Neues zu entwerfen – immer mit dem Gedanken, wie es in der Vergangenheit war. Es ist ein heikles Gleichgewicht, vorwärts zu gehen, aber stets den Blick nach hinten nicht zu vergessen.
F: Eine Technologie, die es bislang nicht geschafft hat, bei einem breiteren Publikum Fuß zu fassen, sind Smart Glasses wie jene von Google oder Meta. Weshalb? Und zieht Moscot in Betracht, in diesen Bereich zu expandieren?
ZM: Wir sind offen dafür, Dinge auszutesten. Aber es ist nicht etwas, das wir im Moment in Betracht ziehen. Ich sehe die tragbare Technologie als Brille nicht anders als die tragbare Technologie am Handgelenk. Manche Leute wollen eine Rolex und manche Leute wollen eine Apple Watch. Es gibt unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen, die auf dem Lebensstil der jeweiligen Person beruhen und darauf, was sie aus modischer und funktionaler Sicht erreichen möchte. Manche Leute legen Wert auf tragbare Technologie, aus welchem Grund auch immer. Und das ist eine tolle Sache. Andere wiederum legen Wert auf zeitlose Mode. Brillen sind aus modischer Sicht sehr ähnlich. Manche Leute wollen unterschiedliche Dinge. Es kommt auf den Tag an, auf das Outfit, auf das, was man erreichen will. Ich denke, das ist eine gute Analogie – jedoch kommt bei der Brille noch eine medizinische Komponente hinzu. So kann es sehr komplex sein, das Sehen mit Formen der Technologie zu kombinieren. Als traditionsreiche Modemarke stehen wir aber mehr auf der Rolex-Seite als auf der Apple-Watch-Seite. Doch wird es immer Nachfrage nach beidem geben. Ich sehe es nicht so, dass entweder das eine oder das andere scheitert und das eine oder andere funktioniert. Verschiedene Leute wollen die Mode, verschiedene Leute wollen die Technologie.
F: Welchen Ratschlag gibst du Personen, die sich für ein Brillendesign entscheiden? Gibt es bei der Wahl kleine Details, die einen großen Unterschied ausmachen?
ZM: Als New Yorker sagen wir den Leuten nicht, welchen Stil sie tragen sollen. Wir überlassen es ihnen, ihren Stil auf der Grundlage ihrer Persönlichkeit zu bestimmen. Und es gibt eine Menge interessanter Persönlichkeiten in New York City (lacht). Das macht die Leute hier so großartig: dass sie das tragen, was sie tragen wollen. Wir sagen gerne: Die Leute tragen die Rahmen und nicht die Rahmen die Leute. Das spricht für die Individualität der Menschen. Als OptikerInnen beraten wir sie aber in Bezug auf die Passform. Denn auch hier geht es wieder um die Komponente des Sehens. Man muss die richtigen Gläser für den Lebensstil wählen, basierend auf der Verschreibung, und oft diktieren diese Bedürfnisse auch die Art der Fassung, die man tragen kann. Es gibt eine Menge unterschiedlicher Variablen. Aber wenn es um die Passform und das optische Fachwissen geht, konzentrieren wir uns auf die Gesichtsform, die Gesichtsgröße und einige Dinge wie Hautfarbe, Augenfarbe oder Haarfarbe, die wir als kleine Anhaltspunkte nutzen.
F: Jack Nicholson soll einmal gesagt haben: „Trage ich meine Sonnenbrille, bin ich Jack Nicholson. Trage ich sie nicht, bin ich fett und 60 Jahre alt.“ Stimmst du zu, dass die Brille einen so starken Einfluss auf die Wahrnehmung unserer Persönlichkeit durch andere haben kann?
ZM: (lacht) Ja, absolut. Es stimmt zu 100% und glücklicherweise bin ich in einem Geschäft, in dem sich das Accessoire im Gesicht befindet. Die Brille ist das erste, was jemand von uns wahrnimmt. Nicht den Gürtel oder die Uhr. Wir nehmen als Menschen zuerst Blickkontakt auf, und somit ist die Brille das wichtigste Accessoire, das man haben kann. Mein Vater sagt, dass es das Erste ist, was man morgens anzieht und das Letzte, was man abends ablegt, weil man aus medizinischen Gründen klar sehen muss. Dadurch wird die Brille zu einem wesentlichen Bestandteil der Persönlichkeit und des Stils eines Menschen. Es gibt berühmte Ikonen, auch KundInnen von uns, die wegen ihres Aussehens bekannt geworden sind, weil ihre Brille zum Synonym für ihre Person geworden ist. Ich denke, dass Jack mit dieser Aussage richtig liegt – nicht, dass er fett ist (lacht). Aber: Die Brille ist ein wichtiger Teil von dem, wie wir wahrgenommen werden.
F: Du hilfst den Menschen, besser zu sehen. Wovon würdest du in der Welt gerne mehr sehen?
ZM: Wir haben das Glück, dass unsere Brillenfassungen auf der ganzen Welt in verschiedenen Ländern von Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen getragen werden. Ich würde gerne mehr Einigkeit und weniger Spaltung sehen. Mein Vater sagt: „Wir können die Politik nicht kontrollieren, aber vielleicht können wir die Welt retten – eins ums andere.“ Uns geht es darum, Menschen zusammenzubringen. Alles, worauf ich mich konzentrieren kann, ist großartige Brillen zu machen.

PEARL – FLASHY – DOLL – MELODY GLAM ROCK
Photography: Suzana Holtgrave
Styling: Konstantinos Gkoumpetis represented by Ballsaal Artist Management
Hair & Make-up: Ivana Zoric
Talent: Carolin Niemczyk
Location: SO/ Berlin Das Stue

Bustier von MARINA HOERMANSEDER. Strümpfe von FALKE.




Sonnenbrille




COMBINING CONTRASTS

Interview: Lisa Hollogschwandtner
Fotos: Mato Johannik

Die Premiere ihres neuen Duftes „Nocturnal“ feierte Pauline Rochas mit einem Pop-up im legendären Wiener Retti Store.

Anlässlich des Launches ihres neuen Eau de Nuits „Nocturnal“ hat Pauline Rochas, Enkelin der Parfüm-Ikone Hélène Rochas, den Wiener Retti Store mit einem Pop-up bespielt. Es ist der Duft jener Nächte, „von denen wir nicht wissen, wohin sie uns führen“, beschreibt Pauline ihre neueste Kreation im Interview. Wir haben sie in ihrem wunderschönen Altbau in Wien getroffen. Ein ehrliches Gespräch über den Reiz von Gegensätzen, das Finden der eigenen Stimme und die Bedeutung des „Echten“ in einer immer digitaleren Welt.

Pauline Rochas wurde zwar in die Duftwelt hineingeboren, kreierte aber trotzdem ihre ganz eigene Parfümwelt.
FACES: Pauline, wie würdest du dich selbst beschreiben?
Pauline Rochas: Ich lebe für die Dualität. Das gilt für meine Arbeit, aber auch für mein Privatleben. Und es ist auch das zentrale Thema meines neuesten Eau de Nuit „Nocturnal“. Ich bin fasziniert vom Kontrast zwischen Licht und Schatten. Ähnlich wie in der SchwarzWeiß-Fotografie sind es auch bei Düften gerade diese Gegenpole, die Emotionen intensivieren. „Nocturnal“ ist für mich eine Ode an die duale Natur der Nacht –zwischen stiller Introspektion und pulsierender Energie. Und ich glaube, das spiegelt auch mich und meine Arbeitsweise wider: Ich fühle mich manchmal als Chamäleon, ich liebe Gegensätze, ich bin gerne für mich in der Natur und ebenso gerne in pulsierenden Städten unter FreundInnen. Ich trage die tiefe Heritage meiner Familie in mir (Anm. Pauline Rochas ist die Enkelin der einstigen französischen Parfüm-Ikone Hélène Rochas und des Couturiers Marcel Rochas) und bin doch „Rock’n’Roll“.
F: Du hast gerade deinen familiären Hintergrund angesprochen. Wann begann deine Faszination für die Welt der Düfte?
PR: Schon sehr früh. Dabei spielten beide meine Großmütter eine zentrale Rolle. Meine Großmutter väterlicherseits, Hélène, war eine Visionärin, mit ihr besuchte ich Ballett und Oper und durfte so sehr früh zentrale Personen der Kreativbranche kennenlernen. Das Haus meiner Großmutter mütterlicherseits, Denise Boyriven, lag an der französischen Riviera, wo ich viele Sommer verbracht habe. Der Mix aus Jasmin und Eukalyptusbäumen, der salzigen Meeresbrise und Mimosas wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Meine Kreation No. 6 „Genie in a Bottle“ ist ihr gewidmet. Und dann sind da natürlich noch die Einflüsse meiner Eltern: Mein Vater hatte ein Weingut in Bordeaux, wo ich ebenfalls viel Zeit verbracht habe. Ich habe es geliebt, im Wald zu spielen und Beeren zu pflücken. Später kamen dazu noch Reisen, auf denen mir wieder neue Duftnoten begegnet sind. Meine Kreationen heute sind das Ergebnis all dieser Begegnungen und Erinnerungen. Aber um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Meine Faszination begann schon sehr früh.
F: Wie ist es dir gelungen, die reiche Heritage deiner Familie weiterzutragen – und dennoch deine eigene Stimme zu finden?
PR: Mir war es schon immer wichtig, meiner Leidenschaft zu folgen. Und die führte mich zunächst auf einen anderen Weg: Auch hier war es wieder meine Großmutter Hélène, die mir meine erste Kamera schenkte. Ich habe meine Karriere zu Beginn in der Fotografie gestartet, erst in den letzten zehn Jahren bin ich als Parfümeurin gewissermaßen wieder zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Für mich war es wichtig, meinen eigenen Weg zu gehen, bewusst nicht auf meinen Namen reduziert zu werden. Ich wollte es selbst schaffen. Heute habe ich einen anderen Zugang: Ich bin sehr stolz auf die Heritage meiner Familie, auf meinen Namen – und meine Kreationen sind immer auch eine Art Hommage an die Generationen vor mir.
F: Wie beginnst du die Kreation eines neuen Parfüms?
PR: Das ist, ähnlich wie die Komposition von Musik, etwas sehr Intuitives. Oder wie Kochen. Ich habe ein Grundrezept im Kopf, ich weiß, welche Duftnoten ich verwenden möchte. Und dann geht es darum, dem Prozess Zeit zu geben, sich zur Gänze darauf einzulassen – und die perfekte Balance zu finden. Das hat bei Nocturnal ein Jahr gedauert.
„Für mich war es wichtig, meinen eigenen Weg zu gehen, bewusst nicht auf meinen Namen reduziert zu werden.“
F: Welche Essenzen sind bei „Nocturnal“ zentral?
PR: Ich habe hier unter anderem mit Leder gearbeitet, mit Vanille, Moschus, Ambermax, Georgywood, Safran, Tonkabohne und einem Frangipanier-Akkord. Dabei nehme ich mir den Luxus, ausschließlich hochwertigste Essenzen zu verwenden. Viele andere Brands definieren vorab den Preis eines Parfums und gehen danach an die Suche der einzelnen Noten. Bei mir gibt es so etwas nicht. Das ist der Unterschied zwischen „Luxury Niche“ und Massenbrands. Für mich geben die Düfte und damit auch Brands, die wir tragen, großen Aufschluss über die eigene Persönlichkeit. „Nocturnal“ ist für mich der Duft jener Nächte, bei denen wir im Vornherein nicht wissen, wohin sie uns tragen, bei denen wir nicht wissen, welche Menschen sie uns kennenlernen lassen und an welche Orte sie uns führen. Es ist der Duft von Freiheit, ein bisschen Studio 54, Leichtigkeit und der Mut, sich auf Unbekanntes einzulassen.
F: Sind das Gefühle, die für dich in unserer aktuellen Welt noch ausreichend Platz haben?
PR: Ich glaube, am Ende liegt es an uns selbst, wie viel Raum wir diesen Gefühlen einräumen. Damit meine ich nicht, dass wir ignorieren sollen, was auf der Welt passiert. Aber manchmal reicht es schon, in unserem zu Hause die Musik laut aufzudrehen, um uns ein Stück dieser Freiheit zurückzugeben – und uns wieder stärker mit uns selbst zu verbinden.
F: Apropos Verbindung: Schon vor dem offiziellen Launch von „Nocturnal“ hast du den Duft im Rahmen eines Popups im Wiener Retti Store vorgestellt. Warum war es dir wichtig, diesen physischen Begegnungsort zu schaffen?
PR: Für alle, die den Store nicht kennen: Das Geschäft wurde 1965 von Hans Hollein entworfen und ist mit seiner ikonischen Aluminiumfassade für mich ein Denkmal visionärer Gestaltungskraft. Hier trifft moderne Formensprache auf traditionsreiche Handwerkskunst. Ich liebe den Store und habe schon länger davon geträumt, mein Parfüm dort zu präsentieren. Dass es nun funktioniert hat, war vor allem das, was ich „pure divine timing“ nenne. Zudem war es mir aber auch wichtig, persönlich vor Ort zu sein und den Duft erklären zu können. Das war ehrlicherweise sehr zeitintensiv, ich war zehn Stunden täglich vor Ort. Aber ich bin überzeugt, dass es genau diese physischen Begegnungen sind, die wir heute mehr denn je brauchen.
F: Das ist ein schönes Stichwort. In einer Welt, die immer digitaler wird: Wie viel Raum bleibt da für etwas so Echtes, so Ursprüngliches wie einen Duft?
PAULINE ROCHAS
Pauline Rochas arbeitete zunächst als Fotografin, bevor sie als Parfümeurin gewissermaßen zu ihren Wurzeln zurückkehrte. Sie ist bekannt für ihren innovativen Ansatz in der Duftkreation. Zentrales Thema ihres Schaffens ist jenes der Dualität. Pauline Rochas lebt und arbeitet in Wien. paulinerochas.com
PR: In meiner Wahrnehmung sind wir als Gesellschaft, was die Digitalisierung betrifft, sogar schon etwas zu weit gegangen. Deshalb glaube ich sehr fest daran, dass es zu einer Rückbesinnung kommen wird, in der sich Menschen zunehmend nach „dem Echten“ sehnen. Danach, Dinge mit all ihren Sinnen wahrzunehmen, nicht nur über einen Bildschirm. Und wir können von der Welt der Düfte so vieles lernen: Es gibt keine festgelegten Regeln, kein Richtig und Falsch. Welcher Duft gefällt, ist ausnahmslos abhängig vom persönlichen Geschmack. Ich bin überzeugt, dass unsere Intuition, unser sechster Sinn und unsere Erinnerungen uns zu dem Duft führen, der für uns richtig ist. Das ist eine ganz besondere Form der nonverbalen Kommunikation, die alle Grenzen sprengt. In meinen Kreationen gibt es keine Gendergrenzen, ich kreiere nicht mit einer Zielkundin oder einem Zielkunden im Kopf. Ich möchte Menschen auf einer tieferen Ebene berühren. Und meine Parfüms sollen eine Form der Selbstermächtigung sein.
SURFACES
David Bowie, aber verzerrt, verkritzelt, überlagert: Der amerikanische Künstler Frank Ockenfels 3 inszeniert die A-Liga der Stars, wie es niemand sonst tut. Statt sie sauber und langweilig zu porträtieren, wirft er seine persönlichen Tagebücher, Collagen und Malereien in den Mix. Seit den Achtzigern beweist er, dass Kunst weder Regeln noch teure Ausrüstung braucht, sondern Ideen, anpackende Hände und hemmungsloser Selbstausdruck. Die Fotografiska Berlin lädt mit der Ausstellung „Frank Ockenfels 3: Introspection“ dazu ein, sich dem ungezähmten Ockenfels-Universum hinzugeben.




Die vielen Gesichter des George Clooney.
Diese halb besorgt, halb cool dreinschauenden Jungs kennt man.


Dreamteam: So wandlungsfähig wie David Bowie war, ist auch Frank Ockenfels’ Kunst.

Man hört den Schrei fast aus dem Papier schallen.
Ein weiterer legendärer
David macht es sich vor Ockenfels’ Linse bequem.



Milla Jovovich anno 1997.
Zweieinhalb Gesichter, vier Augen, endlos viel Raum für Interpretation.
„PERFEKTION?
DIE IST ÜBERSCHÄTZT.“
Ist man nervös, wenn das Ablichten von Hollywoodstars zum Alltagsgeschäft gehört? War die Welt früher wirklich besser?
Frank Ockenfels 3 verrät es uns im Interview. Und beweist, dass er nicht nur die geballte Starpower vor der Linse gelassen nimmt, sondern auch das Leben als Ganzes, mit all seinem Chaos.
Interview: Josefine Zürcher
FACES: Es scheint, als ob alle schon vor deiner Linse gestanden haben. Gibt es jemanden, den du unbedingt fotografieren möchtest, es aber bisher noch nicht geschafft hast?
Frank Ockenfels: Ein Name fällt mir sofort ein – Daniel Day-Lewis. Sein Gesicht wird mit dem Alter immer ausdrucksstärker und ich bewundere die Tiefe in seinen Gesichtszügen. Es wäre ein Traum, das einzufangen. Auch Ralph Steadman, der Künstler, wegen der einzigartigen Erfahrung. Es gibt etwas an ihren Gesichtern, ihrer Präsenz, das ich durch meine Linse erkunden möchte.
F: Wer war der spaßigste Mensch, den du je fotografiert hast, und warum?
FO: Rami Malek, definitiv. Was für ein fantastisches Gesicht! Und er ist so offen für Zusammenarbeit. Wir hatten sofort eine Chemie, bei der er 100 Prozent von sich selbst in den Moment einbrachte. Wir haben einfach kreiert, ohne zu viel nachzudenken. Diese Spontaneität hat das Shooting unvergesslich gemacht.
F: Brauchst du eine enge persönliche Beziehung zu deinen Motiven oder ist es einfacher, jemanden zu fotografieren, den du nicht gut kennst? Oder hängt es vom Menschen ab?
FO: Es kommt tatsächlich auf den Moment an. Was ich am meisten genieße, ist die Verbindung im Hier und Jetzt. Es geht um das Porträt, das wir zusammen in diesem Moment erschaffen – mit der Umgebung, dem Licht und dem Gespräch. Wenn man mit vorgefassten Ideen oder einer Agenda an die Sache herangeht, verschiebt sich der Fokus auf einen selbst, nicht auf das Motiv. Die besten Porträts entstehen, wenn alles im Moment zusammenfließt.
F: Warst du in den Anfangsjahren deiner Karriere jemals nervös, wenn du berühmte Menschen fotografiert hast –beispielsweise, als du David Bowie vor der Linse hattest?
FO: Ich erinnere mich nur an eine Situation, in der ich nervös war – mit Richard Serra. Er ist einer meiner Helden und ich war beauftragt, ihn zu fotografieren. Als ich in seinem Studio ankam, gab er mir genaue Instruktionen, wie ich

FRANK OCKENFELS 3
Regeln sind zum Brechen da. Frank W. Ockenfels III, als Künstler bekannt als Frank Ockenfels 3, macht seit Jahrzehnten genau das, worauf er Lust hat. Auszüge aus persönlichen Tagebüchern mischt er mit Collage, Fotografie und Malerei. Sein einzigartig verspielt-spontaner Ansatz lockte bisher Größen wie David Lynch, Angelina Jolie oder Milla Jovovich vor seine Linse. Diese muss übrigens nicht von der allerbesten Marke sein: Frank Ockenfels zelebriert die Unvollkommenheit und den Ansatz, das Material zu verwenden, was man eben gerade zur Verfügung hat. In seiner Karriere sind bisher über 200 Albumcover entstanden – von Alice in Chains bis Neil Diamond ist alles dabei –, unzählige Werbekampagnen und Filmplakate für Hit-Shows wie „Breaking Bad“ und „Homeland“. fwo3.com
ihn fotografieren soll. Ich war ziemlich nervös, aber meine Frau, die mit mir war, stieß mich an und sagte mir, ich solle aus meinem Kopf rauskommen. Ich folgte also seiner Anleitung nicht und es wurde besser, als ich es mir je hätte vorstellen können.
F: Was ist deine schönste Erinnerung an einige deiner bekanntesten Porträts? Gibt es unvergessliche Momente hinter den Kulissen, an die du gerne zurückdenkst?
FO: Eine meiner Lieblingsszenen war mit David Lynch. Er empfing mich an der Tür mit einer Tasse Kaffee und führte mich in sein Büro. Er drehte sich zu mir und sagte: „Wenn ich mit meinem Kaffee fertig bin, bist du fertig.“ Es war so spielerisch und gleichzeitig intensiv. In dieser kurzen Zeit haben wir etwas Besonderes erschaffen, und ich mochte die Herausforderung, die er mit jedem Foto stellte. Es gibt immer eine kreative Zusammenarbeit mit Menschen wie ihm.
F: Welches ist die Kamera deiner Wahl?
FO: Früher war es meine Super D Graflex, aber die stellen keine Filme mehr dafür her. Jetzt finde ich alte Objektive, die ich an Digitalkameras anschließe. Für mich geht es nicht um die Kamera, sondern darum, was ich in diesem flüchtigen Moment einfangen kann.
F: Du bist bekannt dafür, mit minimaler Ausrüstung zu arbeiten. Ist die Kameraausrüstung heutzutage zu komplex? Ist alles zu perfektioniert, um überhaupt noch Spaß zu haben?
FO: Für mich ist es einfach – weniger ist mehr. Ich glaube nicht, dass man viel Ausrüstung braucht, um etwas Bedeutendes zu erschaffen. Tatsächlich suche ich oft nach dem Fehler, dem seltsamen Licht, das unerwartet auftritt. Da liegt die Magie. Perfektion? Die ist überschätzt. Die Schönheit liegt im Unvollkommenen.
F: Erinnerst du dich an das erste Mal, als du eine Kamera in der Hand hattest? Was war das erste Foto, das du gemacht hast?
FO: Ich war etwa acht Jahre alt und hielt die Instamatic-Kamera meiner Mutter in den Händen. Ich erinnere mich,
dass ich Schatten fotografierte – einfach diese simple, unschuldige Entdeckung von Licht und Form. Ich hätte nie gedacht, dass das mich irgendwann dahin führen würde, wo ich heute bin. Aber so hat alles begonnen – in den kleinen, ruhigen Momenten.
F: Du bist schon seit Jahrzehnten in diesem Geschäft – was vermisst du an der guten alten Zeit?
FO: Fotografie ist mittlerweile eine Produktion – Haare, Make-up, Styling, Genehmigungen. Früher klingelte ich einfach an der Tür und hatte eine Tasche voller Kameras dabei. Die Spontaneität war das Entscheidende. Ich vermisse diese Ursprünglichkeit. Aber ich weiß auch, dass man niemals „nie“ sagen sollte – es gibt immer noch Momente, in denen diese Einfachheit zurückkommt.
F: Welchen Rat würdest du jungen KünstlerInnen geben? Und welchen deinem jüngeren Selbst?
FO: Erschaffe immer, was du siehst. Das ist der Grund, warum sie dich engagiert haben – wegen deiner einzigartigen Perspektive. Mein jüngeres Ich? Ich würde sagen, mach dir nicht so viele Sorgen um das Ergebnis. Schaffe weiter, scheitere weiter und lerne daraus. Das ist die Reise.
F: Du bist wahrscheinlich ein Held für viele angehende KünstlerInnen. Wer sind deine HeldInnen?
FO: Nun, Francis Bacon, Anselm Kiefer, Basquiat, Ralph Steadman, Irving Penn, Erwin Blumenfeld und neuerdings William Kentridge. Diese Menschen haben meine Vision geprägt. Ihre Arbeiten fordern mich heraus, weiter zu gehen.
F: Gibt es frisches Blut in der Fotografie-Szene, das dich begeistert? Oder ist alles schon mal da gewesen?
FO: Es gibt immer frisches Blut. Es geht darum, umherzuwandern und das zu sehen, was direkt vor dir liegt – sei es ein Kunstwerk, ein Stück Papier oder einfach das Spiel von Licht. Inspiration ist überall – wenn man dafür offen ist.
F: Was macht der aktuelle Zustand der Welt mit dir – bist du optimistisch oder pessimistisch?
FO: Ich denke viel darüber nach. Es macht mich traurig, wie sehr die Angst vor Veränderungen und das mangelnde Verständnis für unsere Vergangenheit uns prägen. Aber Kunst wird uns, wie immer, nach vorne bringen. Sie hat die Kraft, herauszufordern, zu reflektieren und uns zu führen.
F: Wie genau hilft uns die Kunst durch schwierige Zeiten?
FO: Kunst war immer da, in den dunkelsten Momenten. Man braucht nur in die Geschichte zu schauen und man wird es sehen. Sie hilft uns, zu verarbeiten, zu reflektieren und uns durch das Chaos zu finden.
F: Wird es immer schwieriger, neue Ideen zu entwickeln? Ist die Welt zu schwer für Kreativität, oder ist das Gegenteil der Fall: schaffen schwierige Zeiten mehr neue Ideen?
FO: Schwierige Zeiten wecken Ideen. Wie bei der Rückkehr des Grunge in der Musik – die Menschen suchen nach den fehlerhaften Kanten, der Rohheit, mit der sie sich identifizieren können. Kunst entsteht aus dem Kampf, den Unvollkommenheiten.
F: Da KI-generierte Bilder überall zu finden sind, glaubst du, dass die Menschen auf handgemachte Bilder verzichten werden oder sie gerade wegen der „Künstlichkeit“ der KI noch mehr verlangen?
FO: KI hat keine Seele... jedenfalls noch nicht. Es ist nicht real, wie menschlich gemachte Kunst. Ich denke, die Menschen werden die Authentizität suchen, die Fehler, die Seele, die mit der menschlichen Berührung kommt.
„Die beste Kunst entsteht durch Erfahrung, durch Tun, durch Scheitern.“
In diesen Bildern steckt etwas Tieferes, das KI nicht nachahmen kann.
F: Du bist also kein großer Fan von KI?
FO: Ich denke, dass sie Potenzial hat, aber ihr fehlt noch etwas Fundamentales. Sie hat wie gesagt keine Seele, die Kunst lebendig macht – noch.
F: Was ist die größte Lüge, die die Leute über Fotografie glauben?
FO: In der Fotografie geht es nicht um die Ausrüstung. Es geht darum, Licht einzufangen. Das ist die Essenz. Die Leute übersehen oft, dass es nicht um die Technik geht, sondern darum, das Licht zu sehen und es in etwas Bedeutungsvolles zu übersetzen.
F: Wann hast du angefangen, Tagebücher zu schreiben? Und wann hast du begonnen, sie in deiner Kunst zu verwenden?
FO: Es begann als eine Möglichkeit, meinen Kopf freizubekommen, meine Gedanken nach einem Shooting zu ordnen. Ich saß in Flugzeugen, schrieb Gedanken auf, klebte Polaroids dazu. Im Laufe der Zeit wurde es zu einem Aufzeichnen, wie ich Bilder beleuchtet habe. Erst später begann ich, es als Kunstform zu verwenden, aber es ging eigentlich nie um die Kunst. Es war eine Möglichkeit, das, was ich sah, auszudrücken.
F: Was sagen deine Fotos über dich, das Worte niemals könnten?
FO: Meine Fotos zeigen, dass ich immer lerne, immer experimentiere. Sie sagen, dass ich ständig neue Dinge ausprobiere, Grenzen verschiebe und Licht auf Weisen einfange, die Worte nicht erklären können. Sie sprechen für mich, ohne ein einziges Wort zu sagen.
F: Hast du bereits ein fertiges Bild im Kopf, wenn du ein Porträt machst oder fließt alles spontan zusammen, wie bei Collagen und Journaling?
FO: Ich bin mir nie sicher, ob ein Bild ein Ende hat. Es fließt, wie es passiert, und manchmal entwickelt es sich zu etwas ganz anderem. Ich lasse den Moment die Richtung diktieren.
F: Einst sagtest du in einem Interview, dass du ein Studium der Fotografie hast, aber es eigentlich nichts bedeutet. Ist die beste Kunst autodidaktisch?
FRANK
OCKENFELS 3: INTROSPECTION
Wer jetzt durch die Fotografiska in Berlin streift, trifft auf ein bekanntes Gesicht nach dem anderen. Da sind die Boys von Nirvana, dort schaut David Bowie in alle Richtungen, drüben grinsen mehrere nebeneinander gereihte George Clooneys. Und immer wieder schleichen sich Textfetzen aus Tagebüchern, Farbe und Collagen in die Porträts. Willkommen in der Welt von Frank Ockenfels 3. In diese kann man in der Fotografiska Berlin noch bis im Mai eintauchen –am besten mit einer fetten Portion Neugier und Liebe für das Unvollkommene..
Frank Ockenfels 3: Introspection, Fotografiska Berlin, Oranienburger Straße 54, Berlin bis 4. Mai 2025 berlin.fotografiska.com
FO: Ein Studium hilft, aber es ist nur ein Werkzeug. Die beste Kunst entsteht durch Erfahrung, durch Tun, durch Scheitern. Ein Studium gibt dir die Zeit und den Raum, an deiner Vision zu arbeiten, aber es ist das ständige Lernen und Verlernen, das dich als Künstler formt.
F: Welche „Regel“ der Fotografie brichst du gerne?
FO: Ich liebe es, die „perfekte Beleuchtung“-Regel zu brechen. Ich finde Schönheit im Unvollkommenen, im Chaos. Es geht darum, etwas Unerwartetes zu finden, etwas Rohes.
F: Ein paar kurze Fragen zum Schluss: Digital oder analog?
FO: Egal – was immer ich in der Hand habe.
F: Kamera oder Handy?
FO: Auch hier: Was immer ich in der Hand habe.
F: Farbe oder Schwarz-Weiß?
FO: Schwarz-Weiß.
F: Tagebuch führen oder Fotos machen?
FO: Tagebuch führen, weil es mehr Raum für Fehler bietet.
F: Chaos oder Kontrolle?
FO: Chaos.
F: Handgemacht oder digital bearbeitet?
FO: Handgemacht.


Immer dem Mercedes-Stern nach. Hat immerhin 50 Schweizer Franken gekostet.
Reiseautor Helge Timmerberg klappert
Marokko in der Limousine ab. Doch dann klappert irgendwas im Auto. Jetzt muss eine höhere Macht zu Hilfe – egal ob Allah oder Automechaniker. Denn Timmerberg steht kurz davor, sich den großen Traum zu erfüllen: Mit dem Mercedes von Zentraleuropa nach Marrakesch.
Den Wagen hat ihm sein Vater vererbt. Und die Lust aufs Abenteuer ist für den Deutschen längst Beruf. Doch auf dieser Tour trifft
Timmerberg auf Herausforderungen, die ihm bislang auch auf den waghalsigsten Roadtrips nicht untergekommen sind. Egal.
Wo ein Weg ist, ist auch ein GPS. Und manchmal findet dieses sogar das Ziel. Wir publizieren exklusiv ein Kapitel aus Helge Timmerbergs neuem Buch „Bon Voyage – Mit Papas Benz bis nach Marokko“.
Text: Helge Timmerberg Fotos: Patrick Pierazzoli

Hat bereits manches
Reiseproblem ausgedribbelt und steht jetzt alleine vor dem Tor: Helge Timmerberg mit seinem geerbten Mercedes.

Männer auf Mission: Auf seinem Trip durch Marokko wurde Helge Timmerberg zeitweise von FACES-Chefredakteur Patrick Pierazzoli (links) begleitet.

MERCEDES MARRAKESCH
Die A3 von Agadir nach Marrakesch ist fast zu artgerecht für Papas Benz. Sie verläuft in weiten Bögen durch eine Gebirgslandschaft, die vor 500 Millionen Jahren durch das Zusammenstoßen der beiden Urkontinente Laurussia und Gondwana entstanden ist, und es scheint, als hätten die Naturgewalten dabei durchaus auch an ideale Voraussetzungen für eine Autobahn gedacht. Lang gezogene Täler, eines löst das andere ab, und viel gesprengt werden musste auch nicht. Kein Tunnel verdirbt die Aussicht auf weitgehend vegetationslose, nicht zu hohe lila Berge. Da wachsen keine Veilchen, es ist der Einfallswinkel des Lichts, der hier die surrealen Farben mischt.
„Was ist eigentlich aus deinem ursprünglichen Plan geworden, den Benz in Marrakesch zu entsorgen?“, fragt mich Paddy und spricht damit mehr oder weniger aus heiterem Himmel ein sensibles Thema an. Planerfüllung.
Es gibt zwei philosophische Anmerkungen dazu. Die eine besagt, dass man Pläne unbedingt durchziehen soll, damit man nicht irgendwann wie ein Fadenmann aus losen Enden durchs Leben taumelt. Die andere ist argumentativ eher konfuzianisch unterwegs. Alles wandelt sich, warum nicht auch Pläne? Ich hatte tatsächlich mal die Idee, Papas Benz in Marrakesch oder in der Wüste entweder zu verschrotten oder einem Taxifahrer zu schenken, aber sie beruhte auf einer Fehleinschätzung von Materialmüdigkeit und Motorlebenszeiten eines Mercedes.
Ich bekam ihn vor zehn Jahren mit einem Kilometerstand von 100'000 und ein paar Zerquetschten von meinem Vater, und jetzt sind – Moment, ich schau grad nach – 265'342 daraus geworden, und nur 3'500 davon gingen auf das Konto dieser Reise, die ich ursprünglich „seine letzte Fahrt“ genannt hatte. Der Motor kann darüber nur lachen. Das Getriebe lacht mit, Achsen, Stoßdämpfer, Sitzheizung, Bremse und Auspuff kriegen sich nicht ein vor Heiterkeit. Warum sollen sie in Nordafrika schlapp machen?
Nur die elektronische Ölstandsanzeige, die Handbremse und der Airbag für den Beifahrersitz sind kaputt. Nicht nur deshalb würde ich auch mal wieder ganz gern selbst fahren. Das Testosteron hat auch damit zu tun. Ich formulierte diesen Wunsch bei der Abfahrt von Mustafas Golfclub, aber Paddy lehnte es ab, seinen Platz zu wechseln, obwohl er von dem defekten Airbag nichts weiß. Wie alle guten Fahrer vertraut er nur sich selbst. Auf dieser fabelhaften Autobahn wäre allerdings auch ich so unfallfrei geblieben wie mein ganzes bisheriges Leben. Und wie auch mein Vater lebenslang. Offensichtlich hatte er mir nicht nur sein Auto vererbt, sondern auch sein Fahrverhalten. Auch er fuhr für Unfälle zu langsam. Und nur darum geht es. Paddy fiebert Marrakesch entgegen. Er fährt so schnell, wie er darf, und legt noch 10 km/h selbst ernannte Toleranz obendrauf. Ich habe dafür jedes Verständnis, und als die Autobahn nach 175 Kilometern ziemlich abrupt in die örtlichen Straßenbeläge seiner Sehnsuchtsstadt übergeht, hat Paddy den Benz zwar bereits auf 80 km/h runtergebremst,
aber für die erste Bodenwelle von Marrakesch ist das noch immer ein gefundenes Fressen.
Es knallt fürchterlich.
Vielleicht übertreibe ich. Vielleicht bin ich mittlerweile wirklich so eins mit dem Benz geworden, dass es keinen Unterschied mehr macht, ob die Straße ihn oder mich schlägt. Und vielleicht fantasiere ich das leise Klappern auch nur in den Motorraum hinein. Es stellt sich quasi sofort nach der Bodenwelle ein. Sind das paranoide Halluzinationen, beruhend auf zu viel Empathie mit einer Maschine? Kann sein. Ich hoffe es. Aber nein, es wird Fakt.
„Da klappert was“, sage ich.
Paddy tut so, als wäre nichts, obwohl er viel besser hört als ich. Aber er tut nur so. Und er tut es nicht gut. Es ist seinem Gesicht anzusehen, dass er dasselbe hört wie ich. Und ein paar Meter später gibt er es zu. Ja, es klappert. Aber was und wo genau? Um mich tiefer in die akustische Recherche hineinzuhypnotisieren, beuge ich mich nach vorn und nach unten, so weit es geht. Ich will wissen, ob im oder am Motorraum etwas nicht stimmt. Am wäre mir lieber. Ich stelle meine Hörgeräte lauter, was nichts bringt, weil dann alles lauter wird, ohne Unterschied. Das Klappern, die Straße, der Muezzin. Die Hörgeräte sind mit einer App auf meinem Smartphone gekoppelt. Außer der Lautstärke kann ich auch vier Einstellungen wählen, die das akustische Umfeld berücksichtigen und die Hintergrundgeräusche der jeweiligen Problemzonen abmildern.„Musik“, „Restaurant“, „Komfort im Störgeräusch“ und „Verstehen im Störgeräusch“. Welche Einstellung brauche ich hier? Musik ganz sicher nicht, beim Restaurant geht es um die Stimmen am Nachbartisch, und die Einstellungen „Komfort“ und „Verstehen im Störgeräusch“ würden ein leises, aber beständiges Klappern als genau das identifizieren, das es auszublenden gilt. Ich versuche es mit einer etwas meditativeren Herangehensweise. Einfach fallen lassen in die Welt der Motorgeräusche. Nichts hoffen, nichts blocken, nichts wollen, nur hören und das Unterbewusstsein andocken lassen. Akustische Signale rufen Erinnerungen wach. Vor Papas Benz hatte ich 30 Jahre kein Auto gehabt, davor waren es gebrauchte Kleinwagen der Marken Fiat und Peugeot, und ganz am Anfang stand ein VW Käfer. Eine Reise durch Zeit und Motorräume hebt an. Woher kenne ich dieses Geräusch? In welcher tiefen Erinnerungshöhle klappert es wie in der Gegenwart? Und plötzlich komme ich drauf. Ja, das könnte es sein.
„Ich glaube, ich weiß, was da klappert“, sage ich.
„Nur fällt mir der Name des Teils grad nicht ein. Irgendwas mit Band, Gummi, Riemen oder so.“
„Keilriemen?“
„Genau. Das ist das Wort dafür. Er könnte gerissen sein, als du über die Bodenschwelle gebrettert bist.“
„Ja, kann sein.“
Paddy ist ein bisschen einsilbig. Er hat auch so genug zu tun. Der
„Ich weiß, es heißt, dass ich gern übertreibe, aber ich schwöre, es sind mittlerweile 1'000
Menschen pro
Quadratmeter
am Djeema el Fna.“
Verkehr ist nicht ganz so schlimm wie in Tanger, aber wer Tanger nicht kennt, wird sagen, schlimmer geht’s nicht als in Marrakesch. Und wir sind noch nicht in der Medina. Noch klappern wir durch einen Außenbezirk, und wie mein Internet-Blitzstudium zum Thema gerissener Keilriemen ergibt, können jetzt zwei Dinge passieren. Entweder fallen gleich mehr oder weniger auf einen Schlag Lichtmaschine, Servopumpe, Wasserpumpe und Lüfter aus, was die Stromversorgung für so ziemlich alles kappt, die Lenkung schwergängig macht und den Motor hochkochen lässt. In diesem Fall müssen wir sofort stehen bleiben, egal wo, sonst war es das mit dem Benz. Oder, was auch möglich ist, das alles passiert nicht sofort, und wir haben noch die paar Kilometer bis zu unserem Gast-Riad.
Zehn Minuten später sieht Paddy schon die Minarette der Koutoubia-Moschee, die Pferdekutschen, die Palmen vor den Stadtmauern, ein paar Kamele, die Tore zur Medina, doch all das ist grad nicht mein Thema. Ich schaue nur auf die Temperaturanzeige des Motors. Noch ist sie im grünen Bereich. Und wie ist die Servolenkung?
Der Schweizer lacht. „So beschissen wie immer.“
Der Riad unseres Freundes liegt an einer Gasse, durch die maximal Eselskarren passen, und wir suchen einen Garagenplatz so nah wie möglich dran. Wir finden ihn neben dem Hotel „Tazi“. Er ist bildschön. Nur die alten roten Mauern der Medina begrenzen ihn, zum Himmel ist er offen, und die Wächter rauchen Haschisch.
„Your garage is like a riad for cars“, sage ich, und einer der beiden bietet mir sofort einen Joint an. Für heute hat es sich ausgeklappert, was den Benz angeht, jetzt klappern unsere Rollkoffer über den Platz der Gehängten. Ich weiß, es heißt, dass ich gern übertreibe, aber ich schwöre, es sind mittlerweile 1'000 Menschen pro Quadratmeter am Djeema el Fna.
Erst die Nacht gehört mir allein. Der Herr des Riads weilt auf den Malediven, und Paddy geht früher schlafen als ich. Das tun die meisten. Ich bleibe gern länger wach auf den Dächern von Marrakesch. Ich habe neun Jahre jede Nacht auf ihnen verbracht, und nicht einmal hat mich der Himmel über Marrakesch gelangweilt. Das Zwiegespräch mit den Sternen, die immer dasselbe sagen. Sorge dich nicht. Staune. Das Universum ist zu groß für deine beschissenen kleinen Klapperängste.
Das ist wahr, trotzdem wäre es nett von Allah, wenn er morgen an meiner Klapperkiste mal kurz Hand anlegen könnte. Supernett wäre das. Für die letzte Hoffnung armer Seelen gibt es viele Namen, und obwohl ich der festen Überzeugung bin, dass sie alle denselben großen Geist benennen, gefällt mir grad Allah phonetisch besser als der Name, den die deutschen Christen ihm gegeben haben. Ein t ist hart, zwei t sind härter. Gott! Man muss schon ein„lieber“ davorsetzen, um auch seinen sympathischen Wesenszügen Rechnung zu tragen. Allah braucht das nicht. Will ich die Religion wechseln? Gott bewahre. Für mich sind das Worte. Mir geht’s um den Klang, um die Musik, um die Poesie der Sprache. Ein A klingt nach Atem. Und das zweite A in diesem Wort ist der lange Atem. Auch die beiden anderen Buchstaben kommen nicht
aus dem Club der Harten, das doppelte L wird mit der Zunge geschlagen und ist eine fröhliche Note, und das H nach dem zweiten A haucht den langen Atem aus.
Allah …
Insgesamt ein durch und durch helles, fließendes, weiches und beruhigendes Wort, das kein davorgestelltes „lieber“ braucht, weil es aus sich heraus liebt, und ich weiß nicht, warum mir erst jetzt klar wird, dass Allah ein Mantra ist. Denn so benutze ich es grad. Und das ganz unverbindlich. Ich werde sicher nicht zum Islam konvertieren, wenn morgen bei Mercedes Marrakesch jemand zu sehen ist, der seinen Job machen will. Zwei Werkstätten. Eine kleine mitten in der Stadt, eine fette etwas außerhalb. Das ist die offizielle. Wir klappern am nächsten Tag erst mal zu der kleinen. Sie existiert nicht. Die Straße, die Hausnummer, alles stimmt. Nur Mercedes stimmt nicht. Wen immer wir danach fragen, schüttelt den Kopf. Gibt’s hier nicht. Auch nicht in der Nähe. Hier gibt’s nur Reisebüros und Geschäfte für alles Mögliche. Wir stehen vor Haushaltsgeräten, und Paddy vermutet eine geniale Geschäftsidee. Ein Schlaumeier hat das Internet belogen, um potente Kunden in seinen Laden zu locken. „Nein, mit Mercedes kann ich leider nicht weiterhelfen. Aber wir hätten prima Staubsauger zum Freundschaftspreis.“
Die große offizielle Vertretung liegt weiter außerhalb als vermutet an der Straße nach Casablanca. Ein Prachtbau, Mercedes royal. In der Anmeldung treffen wir auf einen schwarzen Anzug. Das ist das Erste, was von ihm rüberkommt. Nicht das Gesicht, der Anzug ist seine Visitenkarte. Und sein blütenweißes Hemd. Mir scheint das ein bisschen overdressed für die Rezeption der Servicestation von Mercedes-Benz. Sieht er uns? Oder sieht er uns nicht? Er sitzt hinter seinem Schreibtisch. Wir stehen davor. Nicht auf Kante, wir halten einen höflichen Abstand, denn er telefoniert mit wichtigem Gesicht. Hin und wieder fällt dabei sein Blick auf uns, aber ich kann nicht die Spur von Interesse für unser Anliegen in seinen Augen entdecken. Wirklich, ich weiß nicht, ob er uns sieht oder ein Blinder ist. So geht die Zeit dahin.
Endlich. Er legt auf. Wir kommen näher. Er winkt ab. „Wait“, sagt er und wendet sich seinem Computer zu. Und greift danach wieder zu seinem Telefon. Kündigt sich hier eine Dauerschleife seines Desinteresses an uns an? Telefon – Computer – Telefon – Computer und so weiter? Es naht ein Retter. Ebenfalls im schwarzen Anzug, aber netter. Er leiht uns sein Ohr, er versteht, er sagt: „No problem“, erst als ich ihm das Baujahr von Papas Benz verrate, verliert sein Gesicht an Zuversicht, bleibt aber freundlich.
„Wait“, sagt er wie offensichtlich alle hier und geht zu dem Schreibtisch, an dem sein Chef sitzt. Die Haltung, mit der er sich ihm nähert, und wie er mit ihm spricht, verrät das.
Der Chef hört zu, der Chef antwortet was, und obwohl ich aus dieser Distanz nichts davon hören kann, verstehe ich ihn ziemlich gut,
„Vielleicht taucht ja doch noch ein mildtätiger Mechaniker auf, um mal einen kurzen Blick hineinzuwerfen, aber wir sind bei Mercedes Marrakesch, da taucht keiner auf.“
denn sein Gesicht sagt alles: „Eine alte Klapperkiste, die klappert? Was haben wir damit zu tun?“
Der Chef erhebt sich, verlässt den Schreibtisch und verschwindet durch eine Tür. Der andere verschwindet mit ihm. Und das war’s. Wir geben ihnen noch eine Zigarettenlänge, aber sie kommen nicht zurück.
Wieder beim Benz, der vor der Anmeldung parkt, machen wir endlich mal selbst die Motorhaube auf. Das dauert bekanntlich ein bisschen, aber dieses Mal dauert die Suche nach dem Zauberhäkchen noch ein bisschen länger als üblich. Wir geben sogar zwischendurch mal ernsthaft auf, fangen dann aber doch wieder damit an, die Finger in den Kühlergrill zu stecken, um sie durch die Schlitze zu ziehen. Einmal fühle ich einen Widerstand, aber nicht lang, denn das, was da grad noch meiner wütenden Fummelei widerstand, gibt nach und fliegt aus dem Grill heraus, um für immer im Dreck und Staub zu verschwinden.
„Fuck!“
„Was ist los?“
„Vielleicht habe ich gerade den Haubenöffner abgebrochen.“
Nein, habe ich nicht. Paddy hat ihn gefunden, zieht dran, und Sesam öffnet sich.
Erste Erkenntnis: Der Keilriemen ist unschuldig. Er ist weder gerissen, noch wirkt er schlaff oder verschlissen. Auch sonst sehen wir auf den ersten Blick nicht, was da im Motorraum klappern könnte, und für den zweiten Blick fehlt uns der Sachverstand.
Wir schauen uns auffällig hilfeheischend um, vielleicht taucht ja doch noch ein mildtätiger Mechaniker auf, um mal einen kurzen Blick hineinzuwerfen, aber wir sind bei Mercedes Marrakesch, da taucht keiner auf.
Paddy schließt die Motorhaube. Wir rollen vom Hof. Ich bin ganz Ohr, höre nicht, was ich nicht zu hören hoffe, aber wir sind ja auch gerade erst losgefahren, und ich gebe mir noch ein paar Kreuzungen und Kreisel, bevor ich es offiziell zur Diskussion stelle.
„Sag mal, Paddy, spinne ich, oder klappert da nichts mehr?“
Er hört auch nichts. Vorhin nichts, eben nichts, jetzt nichts und auch nicht zwischendurch. Das Klappern hat sich verpisst, und es gibt drei Erklärungen dafür. Die erste wäre o. k., die zweite peinlich und die dritte ein Wunder. Entweder habe ich vorhin beim Versuch, die Motorhaube zu öffnen, mit meinem Finger den Grund fürs Klappern aus dem Schlitz des Kühlergrills herausgerissen, vielleicht eine Schraube, die sich gelöst hatte, als wir über die erste Bodenwelle von Marrakesch gebrettert sind, oder, zweite Möglichkeit, die Bodenwelle hatte den Verschlussmechanismus der Haube ein bisschen gelockert, nicht ganz, nur so viel, dass es klappert, und in diesem Fall ständen wir jetzt als Supertrottel da, denn einmal die Haube fest runterzudrücken hätte gereicht, dafür muss niemand zur Werkstatt fahren. Und wenn weder das eine noch das andere der Grund dafür gewesen war, dass es mit dem Klappern ein Ende hatte, nachdem sich bei Mercedes niemand darum kümmern wollte, dann war es halt doch Allah.

BON VOYAGE
Es geht abwärts mit Helge Timmerberg. Und zwar von St. Gallen nach Marrakesch. Sein Vater hat ihm eine alte Mercedes-Limousine vermacht und die letzten Worte „Bon Voyage“ mit auf den Weg gegeben. Doch bon verläuft diese voyage zwischen den Kontinenten nicht immer. Zum Glück – so gehen Deutschlands fesselndsten Reiseautor die Geschichten nicht aus auf einer seiner bislang persönlichsten Expeditionen. Ein Buch über große Reisen und kleine Dinge, die wir dabei über uns selbst lernen.
Helge Timmerberg, „Bon Voyage – Mit Papas Benz bis nach Marokko“, Piper, ca. 22.–, piper.de
ADRIFT ISLAND POEM

In dieses Refugium gelangt nur, wer Boot fahren kann.

Was wir auf eine einsame Insel mitnehmen würden? Ein ganzes Haus, Sauna und Fitnessraum inklusive. Whistling Wind Island liegt an der Küste von Pointe au Baril im kanadischen Ontario. Auf einer Halbinsel aus Urgestein wurde ein modernes Retreat gebaut, in dem sich die wilden Wetterbedingungen bei bester Aussicht genießen lassen.
Text: Josefine Zürcher Fotos: Doublespace


Links: Wohnhaus, Gästehaus, Saunahier lässt es sich wochenlang aushalten, solange man genügend Vorrat mitnimmt.
Rechts: Ein Schritt aus der verglasten Tür und schon steht man fast im Wasser.


Drinnen wird man dank den bodenlangen Fenstern stets von der wilden Natur begleitet.
„DER EINZIGE LAUTE NACHBAR IST DER WIND.“
Links: Nachbarn gibt es keine –einzig die Gäste, die man im Gästehaus verweilen lässt.
Rechts: Die Gegend eignet sich zum Kite-Surfen, aber auf der Couch verweilen und lesen ist eine mindestens so gute Option.


„EIN HEKTAR
DER
TRÄUME FÜR ALLE EINSAMEN NATURLIEBENDEN.“
WHISTLING WIND ISLAND
Pointe au Baril, Georgian Bay, Ontario, Kanada
Konzept: Akb Architects
Projekt: Kelly Buffey, Robert Kastelic, Donald Peckover, Byron White, Tim Wat, Antonio Morais, Nicole Rak, Anne Hepfer Design Inc. akb.ca
Wenn schon Wochenendhaus, dann in abenteuerlicher Umgebung, wo man ins Boot steigen muss, um ans Ziel zu gelangen. Das müssen sich die ArchtiketInnen des Whistling Wind Island Projektes gedacht haben. Auf einer Halbinsel an der Küste des Georgian Bay in Ontario erhebt sich Gestein aus dem Präkambrium – dem Zeitalter, in dem die Erde entstand. Mit dem Schiff zwischen der Steinformation zu navigieren, gleicht einem Slalom. Doch genau hier stehen nun ein Haupthaus, ein sogenannter Bunkie – ein Gästehaus –, eine Sauna und ein Fitnessraum. Eben alles, was man zum Leben braucht. Die beiden Hauptwohnungen wurden auf den ursprünglichen Grundrissen bereits bestehender Strukturen errichtet. Dreifach verglaste Wände sorgen für eine natürliche Wärmeregulierung – Nachhaltigkeit und Gemütlichkeit standen zuoberst auf der Prioritätenliste. Umlaufende Terrassen bieten einen Non-Stop-Panoramablick. Nur die Zeit darf man vor lauter Entspannen nicht vergessen. Ab November friert das Wasser und die abgelegene Residenz wird bis zur nächsten Saison unbewohnbar.

ROAM




Formen und Farben verschmelzen zu zeitlosen Momentaufnahmen.


Zwischen New York und Paris eifert Nicolaus Armani den Straßenfotografie-Größen der Fünfzigerjahre nach. Dabei hat er seinen ganz eigenen Stil entwickelt. Durch seine Linse sind die Metropolen voller satter Rot-, Weiß- und Blautöne und die Menschen erscheinen wie Zeitreisende, die nichts vom Zustand der Welt im 21. Jahrhundert ahnen.
Fotos: Nicolaus Armani



Das passiert, wenn Bildkomposition bis zur Perfektion getrieben wird.


Ob Paris oder New York – Nicolaus Armani bringt seinen Stil in jede Stadt.



„Das einzige Ziel ist es, den Prozess zu lieben.“


Ein Hauch Fünfzigerjahre mitten im 21. Jahrhundert.



„Ich habe noch keine KI-generierten Bilder gesehen, die mir wirklich gefallen.“
„IN BILDENDER KUNST UND FOTOGRAFIE HAT KI NICHTS VERLOREN“
Auf
Streifzügen
durch die Stadt
sammelt Nicolaus Armani nicht nur Schritte, sondern vor allem Fotos. Im Interview verrät er, warum er ganz ohne Eifersucht Inspiration aus anderen KünstlerInnen zieht, wie sein perfekter Tag aussieht und wie er es schafft, seinen Fotos die Zeitlosigkeit einzuhauchen.
Interview: Josefine Zürcher
F: Abgesehen von deiner Kunst gibst du online wenig über dich preis. Darum unsere erste Frage: Wer bist du und wie würdest du dich jemandem beschreiben, der dich nicht kennt?
Nicolaus Armani: Ich bin ein autodidaktischer Fotograf aus New Jersey, der es liebt, die Stadt zu fotografieren und das Leben zu genießen. Ich versuche, die Dinge nicht allzu ernst zu nehmen und bin immer auf der Suche nach Möglichkeiten, Spaß zu haben. Reisen, Lesen und Spaziergänge in der Stadt und Natur helfen mir, ein Gefühl der Ruhe zu finden – auch wenn das Leben nicht immer mitmacht. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich mich sonst noch beschreiben würde – ich versuche einfach, nett zu sein zu allen Menschen, denen ich begegne und mich an den kleinen Dingen zu freuen.
F: Du findest die zeitlosesten Menschen und Orte für deine Fotos – manchmal ist es schwierig zu sagen, ob ein Bild aus dem Jahr 2025 oder 1950 stammt. Bist du ein Zeitreisender oder steckt ein anderes Geheimnis hinter deinen Bildern?
NA: Wenn es doch nur Zeitreisen gäbe… Meine Arbeit entsteht durch endloses Herumstreifen durch die Stadt. Immer mal wieder habe ich Glück und fange einen zeitlosen Moment ein, der sich in der modernen Welt versteckt. Die besten Bilder passieren einfach – ich existiere einfach und bemerke die schönen Dinge, wenn sie auftauchen.
F: Würdest du tatsächlich lieber in den Fünfzigerjahren durch die Straßen ziehen oder ist es nur die Ästhetik dieser Zeit, die dich anspricht?
NA: Es würde das Fotografieren auf jeden Fall erleichtern, das ist sicher. Ob ich wirklich in dieser Zeit leben wollen würde, weiß ich nicht. Vor allem das Design, die Ästhetik und das allgemeine Gefühl sprechen mich an.
F: Wenn wir schon von den Fünfzigerjahren sprechen und mit Blick auf deine Arbeit: Spuren von Saul Leiter, Vivian Maier und Co. sind deutlich sichtbar in deinen Bildern. Sind diese frühen Ikonen der Straßenfotografie deine größten Inspirationen? Gibt es auch weniger offensichtliche Inspirationen, die deine Arbeit beeinflussen?
NA: Saul Leiter ist meine größte Inspiration – nicht nur in der Fotografie, sondern auch im Leben. Seine Arbeit und sein Blickwinkel haben mich sehr beeinflusst. Einige andere, die mich inspirieren, sind Sergio Larrain, Ernst Haas und Boris Savelev, obwohl es wahrscheinlich zu viele gibt, um sie zu nennen. Außerdem schätze ich Maler wie Édouard Vuillard und Pierre Bonnard sehr.
F: Was war der Auslöser für dein Interesse an der Fotografie?
NA: Ich bin 2017 über Instagram zur Fotografie gekommen. Von da an hat es sich zu dem entwickelt, was es heute ist. Es ging alles ziemlich schnell – ich war sofort Feuer und Flamme, als ich die Arbeiten einiger unglaublicher FotografInnen aus New York City entdeckte. Da ich nur

anderthalb Stunden entfernt wohne, bin ich gleich am nächsten Tag mit einer billigen DSLR in den Zug gesprungen und habe angefangen zu experimentieren und versucht, den Großen wie Leiter, Haas und Gruyaert nachzueifern.
F: Erinnerst du dich an das erste Bild, das du je gemacht hast?
NA: Das allererste Bild habe ich vermutlich mit einem Handy aufgenommen. Bei mir hat es erst richtig Klick gemacht, als ich anfing, regelmäßig nach New York zu reisen. Von da an fing ich an, es wirklich ernst zu nehmen.
F: Wie definierst du die Straßenfotografie in deinen eigenen Worten? Was ist es, das sie für dich lohnenswert macht?
NA: Ich nenne es heutzutage nicht mehr wirklich Straßenfotografie, aber wenn ich es definieren müsste, würde ich sagen, es ist das Streben nach Präsenz, der Akt, ganz im Moment zu sein, und die Suche nach der Schönheit, die in der Stadt verborgen ist. Es bringt mich aus dem Haus und in die Welt hinaus – das ist es, was es wert ist.
F: Kann man Straßenfotografie überhaupt lernen oder üben oder ist sie eher intuitiv?
NA: Es ist eine Mischung aus beidem. Man muss bereit sein, etwas Zeit und Arbeit zu investieren – da kommt auch die Praxis ins Spiel. Mit der Zeit und viel Übung verfeinert man die intuitive Seite, und es wird einfacher –zumindest sage ich mir das.
F: Gelegentlich gibt es Diskussionen über die Ethik der Straßenfotografie und das Fotografieren von Menschen ohne deren Wissen. Verfolgst du den Diskurs?
NA: Nicht wirklich, darum habe ich auch keine eindeutige Meinung. Ich finde, es ist in Ordnung, solange man die Leute nicht stört oder die Szene oder die Umgebung beeinträchtigt.
F: Hast du schon unangenehme Begegnungen gehabt, während du unterwegs warst zum Fotografieren? Bemerkt man dich überhaupt?
NICOLAUS ARMANI
Ausgerechnet in den sozialen Medien hat Nicolaus Armani seine großen FotografieVorbilder entdeckt, die allesamt in einer Zeit aufwuchsen, in der Instagram und Co. noch in ferner Zukunft lagen. Seit 2017 übt er sich an der Kunst, diejenigen Momente festzuhalten, die vor fünfzig Jahren dieselbe bittersüße Nostalgie auslösen würden, wie sie es in den nächsten fünfzig Jahren tun werden. Die Reise von New Jersey nach New York nimmt er regelmäßig auf sich, denn in kaum einer anderen Stadt verbergen sich so viele Fotomöglichkeiten wie im Big Apple. nicolausarmani.com
NA: In meiner Anfangszeit gab es einige hitzige Momente, vor allem, als ich mit breiteren Objektiven experimentierte und am herausfinden war, welche Art von Bildern ich überhaupt machen wollte. Jetzt bin ich erfahrener –ich weiß, wie ich fotografieren muss, worauf ich achten muss und wem ich aus dem Weg gehen muss. Die meiste Zeit bemerken mich die Leute nicht einmal. Diejenigen, die mich bemerken, sind normalerweise nicht diejenigen, die ich fotografiere.
F: Versuchst du dich auch in anderen Genren der Fotografie?
NA: Nicht wirklich. Ich habe zwar angefangen, mit Models zu arbeiten, aber nicht im Studio, sondern ebenfalls auf der Straße oder in einer abstrakten Umgebung. Und wenn ich in der Natur bin, dann lasse ich die Kamera zuhause – ich erlebe die Landschaft lieber, als zu versuchen, sie einzufangen.
F: Wie sieht ein perfekter Fotografietag für dich aus?
NA: Es ist ein warmer, sonniger Frühlingsnachmittag in Paris. Ich habe nur meine Kamera und ein Zoomobjektiv dabei und spaziere durch das fünfte und sechste Arrondissement. Ohne festgelegtes Programm – nur spazieren, in Cafés anhalten, Leute beobachten und Spiegelungen einfangen. Das ist alles, was ich brauche.
F: Bist du mit Instagram auch so frustriert wie die meisten KünstlerInnen momentan?
NA: Ich bin kein Fan der Richtung, in die sich Instagram entwickelt, aber da es sich meiner Kontrolle entzieht, mache ich mir keinen großen Stress.
F: Was hältst du von künstlicher Intelligenz, die rasant Einzug in die Fotografie hält?
NA: Ich finde, in bildender Kunst und Fotografie hat KI nichts verloren. Ich habe noch keine KI-generierten Bilder gesehen, die mir wirklich gefallen.
F: Gibt es eine Fotografieregel, die du gerne brichst?
NA: Ich breche wahrscheinlich alle Regeln ständig, da ich sowieso keinen folge.
F: Nennen sich die Leute heutzutage zu schnell FotografIn, nur weil sie sich eine teure Kamera geholt haben?
NA: Solange es niemandem schadet, sollten die Menschen tun, was sie glücklich macht. Wenn es ihnen Freude macht, eine teure Kamera zu kaufen und sich selbst als FotografIn zu bezeichnen, dann tun sie es doch. Das Leben ist zu kurz, um andere wegen solcher Dinge zu verurteilen.
F: Gibt es ein Foto, das du am liebsten selbst gemacht hättest?
NA: Ich bin nicht wirklich eifersüchtig auf die Arbeiten anderer – wenn ich etwas sehe, das mir gefällt, inspiriert mich das einfach. Alle Arbeiten von Leiter in Paris sind definitiv meine Favoriten.
F: Wie viel von dir selbst spiegelt sich in deinen Fotos wider, auch wenn du unsichtbar und geheimnisvoll bleibst?
NA: Ich verbringe wenig Zeit damit, mich selbst zu analysieren, um eine Verbindung zu meiner Arbeit zu finden. Genau das trägt wohl zum Geheimnis bei. Ich bin einfach hier, präsent und genieße es, das zu teilen, was ich in der Welt schön finde.
F: Haben sich deine Bilder im Laufe der Zeit weiterentwickelt, oder hast du deinen unverwechselbaren Stil schnell gefunden?
NA: Es brauchte schon seine Zeit. Die Überlagerungen und die Komplexität der Reflexionen kamen zuerst, und die Rottöne und die Farbkonsistenz entwickelten sich später. Es brauchte viele Aufnahmen, bis es wirklich zu meinem eigenen Stil wurde.
F: Wie beginnt ein Foto für dich: In deinem Kopf und dann suchst du es draußen, oder spontan?
NA: Ich suche einfach nach Dingen in der Welt. Selbst wenn ich ein Model fotografiere, habe ich die Orte oder Kompositionen meist schon gefunden – entweder warte ich darauf, dass ein Motiv auftaucht, oder ich platziere das
„Saul Leiter ist meine größte Inspiration – nicht nur in der Fotografie, sondern auch im Leben.“
Model in der Szene.
F: Hörst du während dem Fotografieren Musik? Was ist der Soundtrack zu deinen Bildern?
NA: Das ist schwierig zu beantworten. Ich höre je nach Tag und Stimmung verschiedene Genres. Ein paar Musikstile passen tatsächlich zu meiner Arbeit, aber die möchte ich lieber nicht verraten. Ich überlasse es nämlich gerne den BetrachterInnen, das Bild samt passender Musik selbst zu interpretieren.
F: New York und Paris sind wohl einige der fotogensten Orte. Wo sonst würdest du gerne mit der Kamera umherstreifen?
NA: Ich freue mich darauf, eines Tages nach Italien, in die Schweiz, nach Portugal und vielleicht nach Marokko und Kuba zu reisen. Ich bin sicher, dass meine Liste mit der Zeit immer länger wird. Ich würde auch gerne einige osteuropäische Länder erkunden.
F: New York kennst du wohl am besten. Gibt es Gebiete in der Stadt, die noch nicht richtig eingefangen wurden oder die es verdienen, mehr gezeigt zu werden?
NA: Ich bin mir sicher, dass es viele Orte gibt, je nachdem, welchen Stil man fotografieren möchte. Ich denke, dass ich mich diesen Frühling und Sommer auf die Erkundung von Upper Manhattan konzentrieren werde.
F: Wen hättest du eines Tages gerne vor der Linse?
NA: Niemand spezifisches – alle Models, die Lust drauf haben.
F: Welches Foto hast du noch nicht gemacht, möchtest du aber unbedingt einmal machen?
NA: Es geht nicht um ein bestimmtes Foto, sondern eher um neue Orte, die ich besuchen möchte.
F: Wie verbringst du deine Zeit, wenn du einmal keine Kamera in der Hand hast?
NA: Ich liebe es, in Cafés zu sitzen, Bücher zu lesen und in der Natur oder im Park spazieren zu gehen. Ein wirklich einfaches Leben zu führen.
F: Verfolgst du bestimmte Fotografieziele für die Zukunft?
NA: Das einzige Ziel ist es, den Prozess zu lieben und weiterhin Arbeiten zu schaffen, die meine Seele ansprechen.
F: Ein paar kurze Fragen zum Schluss…
… Farbe oder Schwarz-Weiß?
NA: Das kommt auf’s Bild an.
… Analog oder digital?
NA: Aufgrund der hohen Preise eher digital, aber ich liebe Film und den gesamten Prozess, der damit verbunden ist.
… Straße oder Studio?
NA: Straße, für immer.
… Instagram oder ein physisches Fotobuch?
NA: Beides ist auf seine eigene Art cool.
…Blitz oder natürliches Licht?
NA: Natürliches Licht gewinnt.
New York oder Paris?
NA: Für immer Paris.

Eine Touristengruppe übt sich im Fotografieren im Spanien der Sechzigerjahre. © picture-alliance / akg-images / Paul Almasy
DA SCHAUT HER DURCHBLICK
Text: Ilija Trojanow
Abertausende Fotos auf dem Smartphone und doch keine klaren Erinnerungen an die letzte Reise ins Unbekannte?
Wer auf Reisen alles durch den Sucher betrachtet, der sollte Kamera, Selfiestick und Co. beim nächsten Mal zuhause lassen und stattdessen auf die eigenen Sinne setzen. Statt pittoresker, aber austauschbarer Postkartenmotive gibt es Erinnerungen für die Ewigkeit.
Unsere Reisen beginnen auf Landkarten, mit Prospekten, im Internet. Da ist die Welt übersichtlich und verführerisch dargestellt, geschrumpft zu einem genehmen Maßstab. Auf jedem Quadratzentimeter Informationen, so dicht, wir können nicht durch das gespannte Netz fallen. Unsere Reise hat feste Konturen. Das hat Konsequenzen für unsere Wahrnehmung. Wir meinen zu wissen, was wir sehen werden. Also reißen wir die Augen seltener auf – und konzentrieren uns auf das Dokumentieren der eigenen Präsenz. Manch eine UrlauberIn stolpert halb blind durch Landschaften und Städte, den Fotoapparat im Anschlag. Die Kamera übernimmt die Aufgabe des Auges.
Die langen Tage in der Antarktis verbringe ich meist auf dem Außendeck, während im Dämmerlicht Eisberge vorbeiziehen, ich schaue mir die Augen wund, gefesselt von den Panoramen und Formationen, an denen unser Schiff vorbeigleitet. Neben mir andere Staunende. Wir sind in der Minderheit. Die meisten Passagiere, viele von ihnen aus China, treten hinaus und schieben sich sofort den Sucher vors Auge, so als würden sie ein Visier herunterklappen. Im Sekundentakt wird gezoomt und geknipst. Sobald die ausgiebige Fotosession beendet ist, ziehen sich die HeldInnen der Kamera ins Warme zurück und werten ihre Trophäen aus. Starren stundenlang auf Displays und Bildschirme, während hinter den Scheiben des Panoramadecks die Antarktis verschwenderisch ihre Schönheit zeigt, eine Schönheit, die die meisten Passagiere ein einziges Mal im Leben zu Gesicht bekommen werden.
Das erinnerte mich an Friedrich Wilhelm Hackländers wunderbare Beschreibung aus dem 19. Jahrhundert über „Reisende Engländer im Orient“: „Während der vier Tage, die wir zusammen reisten, kam die Lady vielleicht zweimal auf’s Verdeck, um sich die Gegend anzusehen. Während der übrigen Zeit ließ sie sich von ihrer Kammerjungfer ansagen, wo sie sich gerade befand, und sah sich dann in ihrem Guide viel lieber die Stahlstiche an, die im Grunde schöner waren als die Gegend selbst, und was die edle Dame viel bequemer hatte.“ Die Kamera erweist sich in diesem Zusammenhang als Kammerjungfer des globalen Bürgertums.
KAMERA WEG, AUGEN AUF
Als ich mit Studentinnen und Studenten der New York University einen Tag lang durch Manhattan wanderte, durch ganz Harlem und dann noch ein gutes Stück durch
die Bronx, hatte ich die Devise ausgegeben, auf Kameras und Google Maps zu verzichten, allein den eigenen Sinnen zu vertrauen. Doch eine der Studentinnen knipste immer wieder, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Nachdem wir die West 122nd Street entlang geschritten waren, gesäumt auf beiden Seiten mit schönen, gut erhaltenen brown stone houses, eine Zeitreise ins Gilded Age, bat ich die junge Frau, mir zu beschreiben, was wir gerade gesehen hatten. Während sie stotterte und stammelte, versuchte sie, einen Blick auf das Display ihrer Kamera zu erhaschen, um mir beschreiben zu können, was diese aufgenommen hatte. Sie hatte das Sehen schlichtweg ausgelagert (auf Neudeutsch geoutsourct).
Aber wie hatte sie ihre Sinne stattdessen genutzt? Auf diese Frage hatte sie keine Antwort.
Inzwischen ist das Selfie manch einem ein zentrales Bedürfnis auf Reisen. Dass die Sagrada Familia und Mary Ordinary beziehungsweise Otto Gewöhnlich sich einen Bildrahmen teilen, ist noch lange kein ausreichender Beweis dafür, dass die beiden in einer sinnvollen Beziehung zueinander stehen. Im Gegenteil, die scheinbar souveräne Selbstinszenierung ist eine Illusion, das Selfie eine mediale Währung, die auf einem Blechstandard beruht.
Eigentlich müssten die TouristInnen auf den Selfies unscharf erscheinen, denn noch haben sie kein Verhältnis zur Sehenswürdigkeit im Hintergrund entwickelt – sie haben einen Beleg ihrer Anwesenheit geschossen, noch ehe sie angekommen sind. Selfies sind Phantombilder.
Manche Reisen werden nur wegen der zu ergatternden Fotos unternommen. Auf einer Insel in den südlichen Malediven sind vor allem Frischvermählte aus China untergekommen. Sie reisen mit einem professionellen Fotografen an, die Wohlhabenderen unter ihnen sogar mit Visagistin. Sie verbringen ihre Tage damit, angetan mit Anzug und Brautkleid Hochzeitsbilder zu schießen, die sich an den üblichen westlichen Inszenierungen orientieren: Hand in Hand durch die Brandung; Braut fällt Gemahl in die Arme, im Hintergrund die Lagune; unter Palmen ein Tänzchen ohne Musik. Den restlichen Tag über laufen sie mit Schwimmweste herum, gegen sechs Uhr am Nachmittag reihen sich alle am Strand auf und passen fotografisch den Sonnenuntergang ab. Schon nach wenigen Tagen reisen sie wieder ab.
Ihr Ehrgeiz gilt allein den Fotos, sei es als Prestigekapital oder als Beleg sozialen Aufstiegs.
Ich habe nichts gegen Fotografie, im Gegenteil, ich
„Inzwischen ist das Selfie manch einem ein zentrales Bedürfnis auf Reisen.“
würde jederzeit einem Ansel Adams oder Sebastião Ribeiro Salgado auf Augenreise folgen, doch wenn wir auf Slideshows und digitale Galerien zurückgreifen müssen, um uns erinnern, statt uns verlassen zu können auf das, was wir mit eigenen Augen erfasst haben – samt dem Geruch, der Wärme oder Kälte, den Nebensächlichkeiten am Rande unseres Interesses –, dann wird die Fotografie zum Fluch. Großartige Fotografen – wie etwa Thomas Dorn, Horst Friedrichs und Christian Muhrbeck, mit denen ich Reisen durch Indien, Mali und den Balkan unternommen habe –pflücken nicht Motive am Wegrand wie frühsommerliche Blüten, sie versenken sich geduldig in die vorgefundene Realität, ähnlich wie bewusst beobachtende Reisende, die sich in den Anblick ikonografscher Denkmäler, propellernder Kolibris oder ungewöhnlicher Pfastersteinmuster versenken und ins Sinnieren geraten, dem Alltag und der Ichbezogenheit enthoben.
VERSCHMÄHTE PERLEN
„Früher zeichnete man auf Reisen, um sich erinnern zu können, wo man war“, schrieb Albert Camus vor mehr als einem halben Jahrhundert. „Heute filmt man auf Reisen, um zu erfahren, wo man gewesen ist.“
Gemeinhin nimmt man an, die „Sehens-Würdigkeit“ sei einem bestimmten Ort, einem bestimmten Gebäude eingeschrieben. Das ist ein Missverständnis. Das deftige Bibelwort von den „Perlen vor die Säue“ spitzt das Problem zu: Die BetrachterIn muss sich des Sehens erst würdig erweisen. Wären die kulturhistorischen Höhepunkte nicht mit drei Sternen oder einem Ausrufezeichen am Seitenrand des Reiseführers unübersehbar markiert, wie viele UrlauberInnen würden an ihnen vorbeigehen, vor allem wenn sie nicht durch ihre imposante Größe in den Sucher hineinragen? Das gilt für uns alle. Ein jeder von uns verschmäht gelegentlich die Perlen. Die glitzernden Ungetüme von Swarovski etwa erscheinen mir hässlich und überflüssig, und doch besuchen Millionen von Menschen die „Kristallwelten“ in Tirol. Das Sehenswerte entsteht durch ein Zwiegespräch zwischen Objekt und BetrachterIn. Wenn wir aus Unwissenheit oder Abneigung das Gespräch verweigern, lassen wir die vermeintliche Attraktion links liegen. Es sei denn, wir folgen blind dem erhobenen Zeigefnger der dringenden Empfehlung. Beim Sehen ist es wie beim Hören: Es dauert eine Weile, bis wir verstehen, was wir wirklich verstehen. Die Unmittelbarkeit des Visuellen täuscht vor, wir hätten etwas wahrgenommen.
Sehenswürdigkeiten stellen alles andere in den Schatten. Sie stehen an der Spitze einer Hierarchie des Lohnenswerten. Stellen Sie sich einen Touristen vor, der zielstrebig zur Sehenswürdigkeit strebt, der allen erklärt, er sei auf dem Weg zu der großen Sehenswürdigkeit der Stadt, er wolle nichts anderes sehen als diese Sehenswürdigkeit, also hat er nachgeschaut, wie er am schnellsten dorthin gelangt, er eilt, er hat keine Zeit, zur Seite zu blicken, denn es lockt das begehrte Ziel. Er ärgert sich, dass ihm die U-Bahn vor der Nase weggefahren ist. Er tobt, weil der Taxifahrer in einen vermeidbaren Stau hineingefahren ist. Er erreicht die weltberühmte Sehenswürdigkeit ... und dann?
Es ist, als wäre dieser Tourist mit einem Fallschirm mitten in der Stadt gelandet, mit geschlossenen Augen. Das Objekt seiner Begierde ist aus allen Zusammenhängen herausgerissen. Wie unterschiedlich wäre eine Annäherung an die Sehenswürdigkeit, begönne der Tourist irgendwo am Stadtrand seinen Spaziergang, durch Villenviertel und Neubausiedlungen, an Kasernen und Konventen vorbei, wobei er allmählich spüren würde, wie die historische Innenstadt sich ankündigt, durch ein altes Tor etwa oder den Rest einer Stadtmauer oder einer Ringstraße, die zu überqueren ihm Mühe bereiten würde. Er nähme wahr, wie die Sehenswürdigkeit eingebettet ist in die Umgebung, aber auch in die Geschichte. Gesättigt mit Eindrücken würde er die Sehenswürdigkeit erreichen und auf einmal feststellen, dass sie nur ein (besonders leuchtendes) Steinchen in einem sehenswerten Mosaik ist. Zudem verdrängt das Diktat des Sehenswürdigen das Alltägliche aus unserer Wahrnehmung. Die im indosarazenischen Stil gehaltene Kathedrale des Eisenbahnverkehrs in Bombay namens „Victoria Terminus“ ist architektonisch „der Hammer“, überwältigend, ein Glanzstück in diesem unübersichtlichen Moloch, in dieser hektischen Metropole. Die Nahverkehrszüge hingegen, die dort abfahren, sind „normal“, „nichts Besonderes“, nicht im herkömmlichen Sinn „interessant“. So lautet die übliche Priorisierung, das Alltägliche ist dem Touristen meist zu banal. Der Fokus liegt primär auf dem Alten, Pittoresken, Historischen, außerhalb der zivilisierten Zonen auf der vermeintlich unberührten Natur (ob dies tatsächlich stimmt, wird selten überprüft, siehe all jene, die in den Nutzwäldern des Schwarzwalds naturnahen Urlaub machen).
Das Gegenwärtige dagegen wird meist verschmäht. So kommt es zu dem Paradox, dass die Völklinger Hütte im Saarland oder das metallurgische Werk Dolní Vítkovice im
„Manche Reisen werden nur wegen der zu ergatternden Fotos unternommen.“
tschechischen Ostrava als spektakuläre Sehenswürdigkeit gelten (UNESCO-Weltkulturerbe), existierende Industriegebiete von Reisenden jedoch weiträumig umfahren werden (Ausnahmen wie die Zotter-Schokoladenfabrik in der Steiermark bestätigen die Abstecherregel).
Das Sehenswerte muss unbedingt ursprünglich sein, genauer gesagt, eine Authentizität behaupten. Daher werben die Fremdenverkehrsinstitutionen in Mitteleuropa auf ihren Plakaten und Inseraten gern mit fast ausgestorbenen Berufen wie Schäfer oder Spitzenklöpplerin. Deswegen ist der speertragende Massai in der Savanne ein Abziehbild für romantische Afrikaträume, derselbe Massai auf einem Motorrad, der seine Geschäfte dank der M-Pesa-App über sein Smartphone tätigt, eine Irritation.
Um klarer zu sehen, sollten wir uns von simplen Vorstellungen von Zivilisation und Wildnis verabschieden.
SELBST DENKEN, SELBST SCHAUEN
Der Nomade ist nicht weniger interessant, weil er googelt. Im Gegenteil. Wir neigen dazu, anderen Augen zu folgen als unseren eigenen. Seit es Tourismus gibt, vertrauen Reisende bestehenden Bildern und Büchern. Sie betrachteten einst die Natur durch den romantischen Filter von Caspar David Friedrich, sie ergötzten sich an Italien mit den Worten Johann Wolfgang von Goethes. Ein Reiseführer aus dem Jahre 1816 wirft einer Schweizer Gipfelaussicht gar vor, „nur eine Landkarte statt eines Poussins, eines Claude Lorrains, eines Salvator Rosas“ zu bieten. Die Natur genügte nicht den hohen kulturbeflissenen Ansprüchen. Bestimmte kanonische Texte und ikonische Bilder bestimmen, was wir von der Fremde erwarten. Viele Museumsbesucher lesen zuerst aufmerksam die Beschreibungstafeln, um zu erfahren, wie das Bild zu betrachten sei. Der Titel, die kulturhistorische Einordnung, die Urteile („ein Meisterwerk der venezianischen Schule“) prägen das Interesse vor. Der erste Schritt zur Befreiung des eigenen Sehens müsste darin bestehen, zunächst die Bilder zu betrachten, auf sich wirken zu lassen, um herauszufinden, was für ein Echo sie in einem hervorrufen. Es ist völlig irrelevant, ob KunsthistorikerInnen aufgrund der Komposition und des virtuosen Umgangs mit dem Lichteinfall festgelegt haben, dass Gemälde A bedeutender ist als Gemälde B, wenn Letzteres Sie tiefer berührt und mehr beglückt.
Gewiss, das eigene Urteil kann recht eigenwillig ausfallen. In Thomas Bernhards Theaterstück „Vor dem
Ruhestand“ sagt eine Figur: „Ich finde Paris abscheulich. Für mich war Paris immer die hässlichste Stadt, die ich kenne, eine verstaubte Wüste ... lieber sterben, als in Paris leben.“ Das werden zwar wenige nachvollziehen, geschweige denn unterschreiben können, ist aber als Quintessenz einer Reiseerfahrung durchaus legitim. In der bulgarischen Industriestadt Pernik, die vor allem aus Fabrikruinen besteht, erklärte mir die leitende Bibliothekarin, Wien sei ihr so hässlich vorgekommen, all diese übergroßen, militärisch wirkenden Bauten. Ich habe nicht verstehen können, was sie tatsächlich meinte, offensichtlich hatte sie mit Wien nichts am Hut. Anstatt sie verständnislos anzustarren, hätte ich ihr die Völklinger Hütte empfehlen sollen. Etwas misszuverstehen, einem Ort oder einem Kunstwerk nicht gerecht zu werden, ist keine Schande, sondern die natürliche Folge eines eigenen Blicks. Besser gelegentlich ein Banause sein, als nur mit fremden Augen schauen.
Am ersten Tag in Bali sprang ich in die Fluten und kam als blinder Mann heraus. Eine Welle hatte mich nach unten gedrückt und herumgeschleudert, die Kontaktlinsen waren weg. Und die Brille lag brav zu Hause im Etui. Angesichts meiner starken Kurzsichtigkeit, das wurde mir klar, kaum hatte ich wieder Strand unter den Füßen, würde ich von Bali wenig sehen. Ich ärgerte mich den ganzen Tag lang. Doch dann geschah etwas Überraschendes. Ich musste mich den anderen Sinnen anvertrauen. Ich musste, um überhaupt etwas zu sehen, ganz nahe herantreten. Das kostete Zeit und Überwindung.
Mein Reisetempo veränderte sich, ebenso meine Wahrnehmung der Umgebung. Weil auch ich mich meist auf die Augen verlasse, fühlte ich mich desorientiert, aber das intensivierte die Wahrnehmung. Die affenartigen Schreie und die Hitze beim Kecak-Tanz (ich saß natürlich in der ersten Reihe), die tranceartigen Kaskaden beim Gamelan-Spiel, die Gerüche der einheimischen Gerichte und tropischen Früchte – meine Erinnerung fällt akustischer und olfaktorischer aus als sonst. Sichtbehindert wie ich war, ist mir Bali ein Ort der Rätsel geblieben, während allsichtigere Freunde von einem durchkomponierten Tourismusprodukt von gehobener Qualität berichten.
REISEN = SAMMELN
Manchmal benötigt man eine spezifische Sehhilfe, vor allem in einer Umgebung, die einem so fremd ist, dass man in die Lage eines Analphabeten zurückgeworfen wird.
„Besser gelegentlich ein Banause sein, als nur mit fremden Augen schauen“
Die afrikanische Wildnis ist voller versteckter Zeichen, die der europäische Besucher nicht lesen kann.
Erfahrene Führer (ranchers) nehmen ihre AbcSchützen an die Hand und erklären ihnen anhand der Spuren im Sand, der gebrochenen Äste, der Blutstreifen, was nächtens wohl geschehen sei, verfolgen die Fährte zu Fuß, bis das Aas einer Antilope das Drama sichtbar macht. Wer diese Einschulung in das Alphabet des Busches nicht erfährt, der verfängt sich in seinen mitgebrachten Fantasien. Die Elefanten tragen vermeintlich Hosen in Übergröße, die über ihre X-Beine rutschen, die Zebras werfen sich scheinbar Stofftierblicke zu, die Schwänze der Warzenschweine ragen in die Höhe wie Antennen. Die Paviane warten auf das Kommando zum Affentanz.
Unzählige verniedlichende Vergleiche geistern einem durch den Kopf. In den Schriften der frühen Reisenden finden sich derartige Verharmlosungen nicht. Burton, Livingstone, Stanley hatten das Glück, vom „König der Löwen“ verschont zu bleiben. Heute müssen wir viel schwitzen und manch eine Nacht inmitten unverständlich-bedrohlicher Geräusche durchwachen, ehe wir unsere Walt-Disney-Konditionierung überwunden haben.
Solche Verklärungen werden immer wieder erneuert. Im Falle Ostafrikas lässt sich die Entstehung eines weltberühmten Klischees zeitlich genau fixieren: Mit der Verfilmung von Karen Blixens Autobiografie „Jenseits von Afrika“ hat sich das westliche Bild der Safari (ein arabischstämmiges Wort, das auf Kisuaheli einfach nur „Reise“ bedeutet) geändert. Buchungen für luxuriöse, exklusive Camps schnellten schon in der Hauptsaison 1986 in Kenia so sehr in die Höhe, dass sich die Safari-Industrie umgehend anpassen musste. Ein retro Safari-Stil wurde gepflegt, manch ein Camp besorgte sich einen Romantik garantierenden white hunter. Bei Hemingway war die Safari eine Selbstprüfung mit ungewissem Ausgang, bei Sydney Pollack ist sie eine luxusgezähmte Erregung. Die Wildnis ist medial domestiziert worden.
Vor einigen Jahren erhielt ich ein Geschenk von einem treuen Leser, ein selbst veröffentlichtes Buch mit dem Titel „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“ (so wie der Titel meines ersten Romans). Der Herr, 75 Jahre alt, hatte Eindrücke von seinen lebenslangen Reisen gesammelt, von einer frühen Reise nach Brasilien im Jahre 1958 bis zu einem Besuch kürzlich in Myanmar. Als ich durch diese wunderschön gestalteten Memoiren blätterte, war ich beeindruckt von der Ähnlichkeit mit

GEBRAUCHSANWEISUNG FÜRS REISEN
Reisen hat viele Gesichter – und die bekanntesten davon dreht Ilija Trojanow in seinem Buch „Gebrauchsanweisung fürs Reisen“ zum Licht. So schreibt er über Gepäck genauso fröhlich wie über die Unnötigkeit von Souvenirs, über das Reisen als Eremit und in der Gruppe, über Proviant und Durststrecken und über Zimmer mit und ohne Aussicht. Sein Werk ist etwas für alle, deren Puls in die Höhe prescht, sobald Flug, Zug oder auch nur das Hotel um die Ecke gebucht sind und es daran geht, Rucksack oder Koffer fürs große Abenteuer bereit zu machen.
Ilija Trojanow, „Gebrauchsanweisung fürs Reisen. Auch Reisen will gelernt sein.“, Piper, ca. 15.—, piper.de
einem Kunstkatalog. Das Format, das Design, die Mischung aus Kunst und Dokumentation, aus Skizzen und Fotografien, die ästhetische Präsentation, die Zitate berühmter reisender Dichter, von Goethe bis Hajime Nakamura, die essayartigen Einschübe als Metaebene –alles erinnerte mich an den luxuriösen Katalog eines renommierten Museums, nicht an das intime Tagebuch eines Reisenden.
Aus Leidenschaft hatte dieser Mann seine Reisen in eine Ausstellung verwandelt, seine Erinnerungen als Exponate arrangiert – der moderne Reisende als sein eigener Kurator. Das Ergebnis war schön, aber es hinterließ in mir einen schalen Nachgeschmack. Alles war informativ, ausgewogen und aussagekräftig, es gab aber kein einziges Beispiel von Befremdung oder Desorientierung, von Scheitern oder Schmerz, es fehlte die noch so leiseste Ahnung von Verwandlung. Das Werk präsentierte Reisen als eine Übung des Sammelns, von Bildern wie auch von Weisheitskörnern. Dieser Mensch war offensichtlich ein typischer Individualreisender gewesen.
Dennoch unterschied sich die sichtbare Quintessenz seiner Reisen kaum von dem, was ein interessierter Mensch in einer Woche im British Museum an Eindrücken sammeln könnte.
Nichts motiviert einen so sehr, die Augen offen zu halten, wie ein Reisetagebuch, ob scrap book oder Kladde, ganz nach eigener Fasson. Ob man am Abend Stichworte notiert oder einen ganzen Aufsatz niederschreibt, ob man Eintrittskarten aufhebt und kommentiert, ob man in kleinen Skizzen den Tag Revue passieren lässt, all das verstärkt die Erlebnisse, führt zu einer geistigen Wiederholung des Erlebten und entspannt. Und es lässt einen am nächsten Tag genauer hinsehen. Denn wer etwas beschreiben muss, der merkt schnell, wie ungenau er es betrachtet hat (so wie die Aufgabe, etwas zu erklären, einem stets verdeutlicht, inwieweit man etwas wirklich verstanden hat). Es muss nicht immer ein Tagebuch sein. Ein Blog oder eine Rundmail erfüllt denselben Zweck. Wer aus Berufsgründen das Erfahrene oft beschreiben muss, der gewöhnt sich an, den Blick mal schweifen, mal ruhen zu lassen und die Einheimischen zu befragen, was sie denn so sehen. Denn zu meiner anfänglichen Verwunderung entspricht meine Sicht nicht immer jener der Menschen, die auf der Alm, im Slum oder in einem Fischerdorf auf Stelzen leben. „Was siehst du denn“, kann der Beginn eines interessanten Gesprächs sein.



SERENE LUXURY HIDEOUT
Zwischen Campos und Colònia de Sant Pere, umgeben von Palmen und Olivenhainen, liegt die Finca „Flor de Sal a Sa Canoveta“ –ein stilvoller Rückzugsort, den die fincallorca GmbH für DesignliebhaberInnen bereithält. Bodentiefe Fenster, klare Linien und ein Infinity-Pool verschmelzen mit der mediterranen Landschaft. Nur wenige Minuten vom Traumstrand Es Trenc entfernt, verbindet die Finca Ruhe, Eleganz und authentisches Mallorca-Flair.

Ein Traumhaus und weit und breit keine Menschenseele –so geht erholsamer Urlaub.
Text: Julia Gelau Fotos: Finca Flor de Sal a Sa Canoveta
Wenn sich doch einmal Langeweile breit macht, laden nahe gelegene Dörfchen zur Erkundungstour ein.

Stilvolle Architektur trifft mallorquinische Landschaft: Die spanische Insel ist bekannt für ihren Facettenreichtum – von weiten Ebenen über zerklüftete Küsten bis hin zu malerischen Dörfern bietet sie für jeden Reisetyp etwas. Wer die Insel jenseits der großen Hotelanlagen erleben möchte, liegt mit einer privaten Finca richtig. Fincallorca hat sich als führender Anbieter auf genau diese Art des Urlaubs spezialisiert. Mit mehr als 1'400 Fincas im Portfolio bietet das Unternehmen Unterkünfte, die die traditionelle Bauweise Mallorcas mit modernen Elementen verbinden.
Eine davon ist die Finca „Flor de Sal a Sa Canoveta“, die inmitten mediterraner Natur eine gelungene Mischung aus zeitgenössischem Design und regionaler Architektur präsentiert. Natursteinfassaden erinnern an mallorquinische Landhäuser. Bodentiefe Fenster lassen viel Licht in die Räume. Die reduzierte Ästhetik und die offene Bauweise machen sie zu einem idealen Rückzugsort für Reisende, die Ruhe und Stil in einer der schönsten Landschaften Mallorcas suchen. Küstenlandschaft und ländliche Atmosphäre treffen aufeinander und verschmelzen zu einem einzigartigen Mix. Der Es-Trenc-Strand ist nur neun Minuten von der Finca entfernt und zählt zu den schönsten Stränden Mallorcas. Auch ruhigere Buchten wie Can Curt und Platja des Port sind gut erreichbar. Das Städtchen Campos bewahrt seinen ursprünglichen Charme mit einem Wochenmarkt und kleinen Cafés. Und in Colònia de Sant Pere gibt es Restaurants mit Blick aufs Meer.
FINCALLORCA GMBH
Die fincallorca GmbH wurde 2006 gegründet und hat sich seitdem als Marktführer für die Vermittlung von Fincas, Villen und Ferienhäusern auf Mallorca etabliert. Mit über 1'400 handverlesenen Unterkünften bietet das Unternehmen Urlaubern eine exklusive Auswahl an Ferienhäusern mit gehobenem Standard. Die Buchung erfolgt bequem über die Website, wo detaillierte Fotos, Drohnenaufnahmen und 3D-Grundrisse einen virtuell auf die Insel transportieren. Ob für Familien, Gruppen oder Paare – fincallorca vermittelt Häuser für 2 bis 34 Personen, viele davon mit eigenem Pool und großzügigem Außenbereich. Die Preise für eine Finca starten bereits ab 35 Euro pro Person und Nacht. Zusätzliche Services wie Mietwagenbuchung und Reiseversicherung können direkt über die Plattform hinzugefügt werden. fincallorca.de
MASERATI NACH MASS



Auto von der Stange kaufen? Langweilig. Im Furioserie-Programm von Maserati entstehen maßgeschneiderte Fahrzeuge – für KundInnen und spezielle Anlässe. Und was passiert, wenn die italienische Legende auf eine weitere italienische Legende trifft? Dann entsteht der Maserati GranCabrio Folgore Tignanello, ein Einzelstück in Zusammenarbeit mit der Winzerei Marchesi Antinori, das die Herzen aller AutosammlerInnen höher schlagen lässt.
Fotos: Maserati


Das Beste an Videospielen ist doch eigentlich nicht das ungehemmte Rumdüsen auf virtuellen Straßen, sondern das anfängliche Individualisieren der eigenen Spielfigur. Von Haaren über Outfit bis Gesichtsausdruck muss alles erst einmal akribisch personalisiert werden, bevor es losgeht. Noch mehr Spaß macht es, das Fahrzeug, mit dem man um die Wette rast, nach den eigenen Wünschen zu gestalten. In der digitalen Welt kurven wohl so einige Wagen rum, von denen es schade ist, dass sie nicht auf der Straße zu finden sind. Oder gibt es etwa eine Möglichkeit, seine Eigenheiten und Vorlieben auf ein Auto zu transferieren?
Wer vor Ideen übersprudelt und keinesfalls mit dem generischen roten Auto durch die Welt rollen möchte, ist bei Maserati an der richtigen Adresse. Der italienische Autohersteller hat 2020 das Furioserie-Programm eingeführt. Das offizielle Individualisierungsprogramm ermöglicht KundInnen, maßgeschneiderte Fahrzeuge mit einzigartigen Farben, Materialien und Oberflächen zu gestalten. Choose your player in real life, sozusagen. Das Programm ist in zwei Hauptkollektionen unterteilt. „Corse“ ist von Maseratis Rennsporttradition inspiriert und „Futura“ richtet sich an die TechnologieAffinen, die auf der Suche nach den modernsten technischen Kniffen sind. Das Furioserie-Programm hat schon einige Einzelstücke in die Welt gelassen: Von düsterer Winterstimmung gepackt? Dann muss die Winterkonfiguration mit grauen Designelementen her, die für Modelle wie den Grecale, GranTurismo und GranCabrio angeboten wird. Es geht aber noch spezifischer. David Beckham designte einen maßgeschneiderten MC20 mit – eine schwarz-rosa Liebeserklärung an Miami, die Heimat seines Fußballclubs. Und mit dem japanischen Designer Hiroshi Fujiwara entstanden letzten November zwei Sondereditionen des MC20 Cielo.
ITALIENISCHE SUPERLATIVE
Was passiert nun, wenn ein vor italienischer Tradition strotzendes Unternehmen auf ein eben solches trifft? Dann kommt es nicht etwa zum Konkurrenzkampf oder Kräftemessen – im Gegenteil: Tradition über Generationen und italienische Handwerkskunst schließen sich zusammen und schaffen so ein Unikat. So geschehen, als Maserati auf Marchesi Antinori traf – ein Familienunternehmen, das auf eine gut 600-jährige

Weinbautradition zurückblicken kann. Bereits die 26. Generation tüftelt am besten Rotwein. Da sieht Maserati mit 111 Jahren Firmengeschichte jung und frisch aus daneben.
Wer jetzt denkt, Wein und Autos sei eine schlechte Kombination, liegt nur halb richtig. Klar, hinters Steuer sollte man sich nach dem dritten Glas Tignanello nicht mehr setzen. Aber wir stellen uns auch eher folgendes Szenario vor: Wir sitzen auf einer sonnigen Terrasse mit Blick auf das Weingut. Vor uns steht ein Auto, das es nur ein einziges Mal so gibt: Das GranCabrio Folgore Tignanello, das von den Sonnenstrahlen gerade so erfasst wird, dass sein Kastanienbraun fast golden leuchtet. Die Spritztour liegt bereits hinter uns, nun genießen wir den Blick auf den Wagen, in unserer Hand ein Glas Tignanello. Wer die nächste Spritztour auf dem Beifahrersitz erlebt, darf Flasche und Glas natürlich mitnehmen. Warum wurde der Wagen eigentlich nicht in ein sattes Rotwein-Rot getüncht? Maserati denkt da schon ein bisschen weiter. Die Sonderlackierung nennt sich „Terra di Tignanello“, ein Kastanienton, der vom Boden des Weinbergs inspiriert ist. Ein bisschen kupfernes Burgunderrot erkennt man aber doch. Dieses soll an die zentralen Rottöne der für Tignanello typischen Barriques erinnern. Der Weinberg spiegelt sich auch auf den Sitzen wider. Das Textilgewebe erinnert an das Muster der Weinstockreihen auf dem Hügel von Tignanello, die durch die Albarese-Felsen in ihrer Mitte gekennzeichnet sind.
Das GranCabrio kann aber nicht nur Kunst. Es ist das erste vollelektrische Cabrio im Luxussegment und das schnellste E-Cabrio auf dem Markt. Ein auf 800-VoltTechnologie basierendes Batteriesystem und Details wie ein Nackenwärmer oder ein Windstopper, der Turbulenzen im Fahrgastraum reduziert, machen dieses Gefährt bei ÄsthetInnen genauso beliebt wie bei Technologiefans.
Das Einzelstück hat schon einiges von der Welt gesehen. In den USA wurde es am Festival Napa Valley in Kalifornien zum ersten Mal enthüllt und versteigert. Dann ging die Reise weiter ans Chantilly Arts & Elegance Richard Mille, wo das jährliche Klassentreffen der speziellsten aller speziellen Autos stattfindet – ein Ort, der prädestiniert ist für das GranCabrio. Eigentlich fast traurig, gibt es diesen Wunderwagen nur ein einziges Mal.
6.3. LONGCHAMP „VIVEZ AU VERT!“DINNER, MÜNCHEN
GREEN PLEASE
Text: Michael Rechsteiner Fotos: Gisela Schober, Pat Domingo
Die Tasche ist aus dem Sack. Longchamp präsentierte am „Vivez Au Vert!“-Dinner seine gleichnamige Frühjahr/ Sommer-Kollektion. Wer die kommende Saison zur Erntezeit für Komplimente machen will, sollte beispielsweise das Modell Le Roseau an der Hand und um die Schulter sprießen lassen. Der Bucket Bag war ein Favorit der Gäste, unter denen sich Jeanne Goursaud, Lea van Acken, Andrea Guo sowie Emma und Luna Schweiger befanden. Eingeladen wurde in die Alte Gärtnerei in München, wo Sternekoch Paul Ivic ein vegetarisches 5-Gänge-Menü aufblühen ließ. Passend dazu verwandelte das Berliner Studio Lilo die Gemüseabteilung in spektakuläre Skulpturen. Denn Broccoli macht nicht nur was auf dem Teller her, sondern ist jetzt auch reif fürs Museum.
Highlight: Lilo Klinkenbergs leckere Deko – ein Augenschmaus. Unser Interview mit der Künstlerin findest du übrigens in der FACES Ausgabe Dezember 24. Fazit: Grüner wirds nicht.















28.2., COMMUNITIES AT WORK X MILANO FASHION WEEK, MAILAND
COLOR REVOLUTION
Text: Michael Rechsteiner Fotos: Afro Fashion Association
In Mailand kündigt sich das Ende des Winters jeweils damit an, dass auf den Pflastersteinstraßen besonders viele High Heels abbrechen. Dann nämlich staksen durchgestylte Gäste für die Fashion Week im Eiltempo von Modenschau zu Apéritif zu Modenschau zu Apéritif. Doch auch abseits der Laufstege spielt sich dabei Spannendes ab. Die Afro Fashion Association lud für den Anlass „Communities at Work“ ins The Wilde ein. Thema waren die Herausforderungen und Erfolge, die BIPOC Talents (Black, Indigenous, and People of Color) in der Modeindustrie begegnen. Und dafür nahm sich selbst die beschäftigste Frau der Stadt, Anna Wintour, gerne Zeit.
Highlight: Auf Drinks und Worte folgten Taten mit der Lancierung des Afro Fashion Associations Global Partner Programs. Fazit: An den Fashion Weeks macht die Industrie nicht nur Trends, sondern auch Fortschritte.














Glück gehabt! Doch auf welches Land trifft dies am meisten zu? Das misst der jährliche World Happiness Report. Seit 2012 listet dieser die zufriedensten Nationen der Welt auf, basierend auf Umfragen unter der Bevölkerung. Im neuesten Ranking verteidigt Finnland zum achten Mal in Folge seine Spitzenposition mit dem Wert 7.736 von 10 Punkten, gefolgt von Dänemark und Island.
Die Schweiz ist zum ersten Mal aus den Top Ten gestürzt und glücklicht nur noch auf Platz 13. Zeit, die Hundewelpen-Schleusen am Gotthard zu öffnen! Österreich freut sich über Platz 17


