FACES Schweiz Sommer 25

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TIDE

S.18

The Faces

Lorde, Luke Edward Hall, Mei Pang, Willy Chavarria, Julia Ducournau, Alexander Skarsgård, Patrick Wolf, Thomas J. Price, Bianca Bustamante

S.32

The Hype

Fashion, Beauty, Travel, Watches&Jewellery

S.50

The Hype Special

Salone Del Mobile

S.60

Solar Power

Photography: Robert Larsen

S.74

Second Skin

Interview: Anna Osmekhina

Streng limitierte Fashion-Schätze lassen unser Herz höher schlagen. S.32

Nichts bringt uns mehr in den Urlaubsmodus als diese Modestrecke.
S.60
Stühle, Sofas und alles dazwischen: Wir haben unsere Favoriten der Mailänder Möbelmesse gesammelt. S.50

S.82

Female Voices

Photography: Matilde Gattoni, Amanda Friedman, Djeneba Aduayom, Lois Cohen, Fion C. Y. Hung, Gabriela Alatorre, Dörte Fitschen-Rath, Julia Marie Werner, Natasha Wilson

S.104

Uomo Discoteca

Portrait: Valentino Vivace

S.108

Jesus, Maria und Nina!

Portrait: Nina Hagen

S.114

Dusk till Dawn

Photography: Alessandra Rinaudo

S.124

Welcome Home

Interview: Rossella Beaugié

Female Gaze, please. Wir richten den Scheinwerfer auf Frauen in der Fotografie. S.82
Nichts da mit Hotelkette. Wir suchen uns lieber private Villen bei The Thinking Traveller aus. S.124
Verträumt und märchenhaft: Auch so fühlt sich der Modesommer an.

Fearless by Design

Interview: Kathrin Schaden

Utopias

Photography: Tyler Mitchell S.152

Book: Valentino. A Grand Italian Epic S.162

S.12 Impressum

S.14

Contributors

Photography: Robert Larsen
Styling: Manuel Miltner
Make-up & Hair:
Jasmin Arnold
Retouch: Alina Onyshkiv
Model: Silja Dent
Look von CHANEL.
Tyler Mitchell ist gerade der Star am Fotografiehimmel und wir bewundern seine Werke im
Photo Elysée in Lausanne.
S.140
Valentino Garavani, Couturier der Extraklasse, wird in einem Buch verewigt.

IMPRESSUM

HERAUSGEBER

Stefan Berger – berger@faces.ch

Patrick Pierazzoli – pierazzoli@faces.ch

CHEFREDAKTEUR

Patrick Pierazzoli

VERLAGSLEITUNG

Stefan Berger

CREATIVE CONSULTANTS

Florian Ribisch

Alex Wiederin

REDAKTION

Michael Rechsteiner

Josefine Zürcher

Livia Schneckenburger

FASHION DIRECTOR

Nadia Hartzer

GRAFIKLEITUNG

Bianca Ugas – grafik@faces.ch

FACES, Bertastrasse 1, CH-8003 Zürich

AUTORINNEN

Lisa Hollogschwandtner, Michael Rechsteiner, Josefine Zürcher

FOTOS & ILLUSTRATIONEN

Djeneba Aduayom, Gabriela Alatorre, Daniel Joseph Chenin, Lois Cohen, Amanda Friedman, Matilde Gattoni, Fion C. Y. Hung, Robert Larsen, Tyler Mitchell, Stephen Morgan, Dörte Fitschen-Rath, Alessandra Rinaudo, Julia Marie Werner, Natasha Wilson, Stetson Ybarra, pa picture alliance (dpa), Launchmetrics SpotlightSM

TYPEFACES

Synt (Dinamo)

Salt Lake (Florian Ribisch)

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN SCHWEIZ

Monika Brändli – monika.braendli@faces.ch

Pascal Konrad – pascal.konrad@faces.ch

+41 (0) 43 322 05 37

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN DEUTSCHLAND & ÖSTERREICH

FACES Deutschland, Straßburger Straße 6D, D-10405 Berlin Julia Gelau, Managing Director Germany & Austria – julia@faces.ch; +49 (0) 30 552 02 383

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN ITALIEN

EDICONSULT INTERNAZIONALE srl, Piazza Fontane Marose 3, I-16123 Genova milano@ediconsult.com; +39 (0) 010 583 684

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN FRANKREICH & GROSSBRITANNIEN Nina Neuhaus – nina.neuhaus@condenast.de; +33 (0) 6 88 58 71 74 ABONNEMENTSPREISE

FACES erscheint 8 Mal im Jahr. Einzelverkaufspreis CHF 12.— ; Jahresabo CHF 68.—

© Copyright 2025 Fairlane Consulting GmbH

Der FACES-Schriftzug/-Stern sind eingetragene Markenzeichen der Fairlane Consulting GmbH und dürfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Robert Larsen

Vor 20 Jahren startete Robert mit seinem eigenen Tonstudio in die Selbstständigkeit. Auch wenn heute noch fünf Gitarren und ein Bass in seinem Studio stehen – sein Hauptwerkzeug ist die Kamera. Und was er mit dieser zaubert, ist regelmäßig in Harper’s Bazaar, Elle, Cosmopolitan und natürlich FACES zu sehen. Der Fleiß zeichnet sich aus: 2021 wurde Robert von Lürzer’s Archive als einer der 200 Best Ad Photographers Worldwide ausgezeichnet.

MERCI

Dance with who you meet.

Manuel Miltner

Wer eine Frage zu Chanel hat, wendet sich am besten an Manuel. Er ist nicht nur stolzer Besitzer einer wachsenden Chanel-Sammlung, sondern auch mit so viel Wissen über einzelne Kollektionen ausgestattet, dass ab und zu Auktionshäuser bei ihm anklopfen und seine Expertise bei der Echtheitsbestimmung von Chanel-Stücken brauchen. Nach seinem ModedesignStudium machte er sich als Stylist selbständig. Lange Shootings sind für den Wahlberliner kein Problem, so lange sein Coca-Cola Zero Vorrat aufgestockt ist.

Alessandra Rinaudo

Manchmal legt das Leben früh die Weichen: Alessandra Rinaudos Kindheit in der Toskana war geprägt von ihrer Mutter, die täglich Kleidungsstücke nähte und ihrem Vater, der liebend gerne Fotos von der Familie machte. Sie wurde ebenfalls vom Fotofieber angesteckt und studierte Fine Art Photography in London. Für Alessandra ist Fotografie eine Art Selbsttherapie. Neben Fashion Editorials, wie für uns in dieser Ausgabe, fotografiert sie gerne Performances und mischt Analoges mit Digitalem.

Davide Belotti

Neugierde trieb Davide Belotti aus einem kleinen Dorf in Bergamo raus in die weite Welt. Zwischenzeitlich lebte er in Sevilla und Ibiza – Orte, die seine mediterrane Ästhetik schärften. Für den Stylisten ist Mode mehr als ein Beruf. Sie ist eine Sprache, durch die er bisher Zusammenhangloses verbindet. Sein Gespür für Mode ist inspiriert von Kunst, Kino und Fotografie. Nicht selten passiert es, dass er nach dem Schauen eines Films voller neuen Modeideen ist.

LAMBORGHINI ZÜRICH

Authorised Dealer

Der Urus SE setzt die Reise von Automobili Lamborghini in Richtung Direzione Cor Tauri fort, dem ehrgeizigen Projekt der Marke zur vollständigen Hybridisierung. Der erste Luxus-Super-SUV mit Plug-in-Hybridantrieb (PHEV) ist ein revolutionäres Fahrzeug, das in puncto Leistung, Effizienz, Emissionen und Komfort neue Massstäbe in seinem Segment setzt. Der Fahrspass erreicht ein völlig neues Niveau und sorgt für unvergleichliche Emotionen.

Der Urus SE ist der Super-SUV für mutige Menschen, die einen Schritt in die Zukunft wagen wollen.

info@lamborghini-zh.ch

Jasna Lohr

Wie wir es hingekriegt haben, 22 Seiten dieser Ausgabe mit den spannendsten Fotografinnen aus aller Welt zu füllen? Vor allem dank Jasna, die als Kuratorin bei White Label Project eben diese Talente aufspürt. Das tut sie nicht nur mit ansteckender Leidenschaft, sondern auch mit einem geschärften Blick für ungesehene Narrative abseits des Mainstream. Sie hat Erfahrung als Eventplanerin, Filmproduzentin und Art Director – das Wort Langeweile scheint Jasna nicht zu kennen.

Lisa Hollogschwandtner

Als Chefredakteurin eines österreichischen B2B-Magazins lebt Lisa für Modejournalismus und Print – genau so wie wir. Sie glaubt an eine fantastische Zukunft. Mit ihrer Mode-Ausbildung in Wien sowie einem Background in der Wirtschaftspsychologie ist es ihr Anspruch, Themen aus diversen Perspektiven zu betrachten. Dass sie das auch für uns immer wieder tut, wie zum Beispiel in dieser Ausgabe mit einem Interview mit Künstlerin Kathrin Schaden aka Ursula Futura, freut uns ganz besonders.

Don’t stop it now.

Samuel Schumacher

Während sich andere in ihrer Freizeit gemütlich vor den TV legen, jagt Samuel einen Adrenalinkick nach dem anderen. Ob Fallschirmspringen, Base Jumping oder Segeln – Action und Bewegung müssen sein. Als unser neuer Sales Consultant muss er sich zwar nicht aus Flugzeugen stürzen, aber eine ordentliche Portion Power und keine Scheu vor Herausforderungen passen natürlich bestens in unser Team. Wir sind gespannt, ob er seinen leichten Putzfimmel auch im Büro ausleben und für uns einen Putzplan erstellen wird. Willkommen an Bord!

Mira Uhler

Sie ist die Definition dessen, was man Multitalent nennt: Die einen mögen Mira bereits am TVBildschirm erspäht haben. Denn dass sie seit Kindheitstagen tanzt, hat sich ausgezahlt in einer Karriere als professionelle Tänzerin. Außerdem bringt sie Menschen als Pilates-Coach in Form und studiert Social Media Marketing im Bachelor. Und doch findet die Münchnerin noch Zeit, für uns als Assistentin unseres Berliner Büros Kunden zu betreuen und den Überblick über einen vollen Terminkalender zu behalten.

The Round Crossbody Bag

Swiss Design, Italian Craftsmanship

Statement Leather Pieces and Clothing

YVY Store and Studio Dufourstrasse 31 8008 Zurich

yvy.ch  @yvyleather

THE FACES

„EVERYONE’S

A WINNER BABY.“

Die einzige Lordeschaft, vor der wir uns verbeugen.

LORDE

ROYAL WITH EASE

Das Zepter wurde offiziell übergeben. Während ihrer Audienz am Coachella verkündete Charli XCX, Regentin über den Brat Summer 2024, dass Lorde für die kommenden Monate den Pop-Thron übernimmt. Ist ja nicht das erste Mal für die Neuseeländerin, die einige der kunstvollsten Banger des Genres produziert hat. Und doch fühlt sich ihr neues Album „Virgin“ wie ein Neustart an. Auch, weil sich in den letzten Monaten viel getan hat bei Lordes Selbstfindung. Nur etwas musste sie nicht lange suchen: Das Talent für Songs, die ins Herz und Hirn gehen.

PAINT & PLEASURE

Sein Pinselstrich ist so romantisch wie zwei umschlungene Schwanenhälse. Deshalb hat MSGM für die aktuelle Frühling/Sommer-Kollektion um die Wasserfarbtupfer von Luke Edward Hall gebeten. Der Künstler lebt und arbeitet in einem abgeschiedenen Landhaus in England, destilliert mit seinen Bildern aber das Lebensgefühl eines längst vergangenen Paris oder italienischen Sommers. Unsere Reiselust weckt auch Lukes Händchen für Interiordesign, mit dem er das Restaurant Amaru vom Kulm Hotel in St. Moritz neu gestaltete und so zum Augenschmaus machte.

Ein Mann mit ausgezeichnetem Geschmack.

MEI PANG

COLOR REVELATION

Manchmal muss man sich ein Karriereziel abschminken, um das eigentliche Talent zu entdecken: Als Kunststudentin vollbrachte Mei Pang auf der Leinwand keine denkwürdigen Werke, wie sie selbst zugibt. Doch seit sie begonnen hat, ihre Kreativität auf der eigenen Haut auszuleben, begeistert die Malaysierin ein Millionenpublikum auf Instagram und TikTok. Ihre Make-up-Tutorials sind ebenso fesselnd wie die aufwendigen Bildkreationen, mit denen Mei ihre Visage zur Galerie verwandelt und unter anderem für Jean Paul Gaultier und Savage X Fenty modelt.

Dick auftragen hat Mei Pang nicht nötig.

WILLY CHAVARRIA

MEX TO THE MAX

Als der amerikanische Präsident „Build that wall!“ proklamierte, galt für Willy Chavarria: Dig that underground. Inzwischen hat sich der mexikanischstämmige Designer aus den USA bis nach Europa gegraben und feierte anlässlich des zehnjährigen Jubiläums seines Modelabels das Paris-Fashion-Week-Debüt. Damit ist Chavarria endgültig zu den angesagtesten Szenegrößen aufgestiegen. Mit klarer politischer Haltung, Chicano-inspirierten Designs und dem besten Schnurrbart im Business (sorry, Haider Ackermann) eilt Big Willy seither von Erfolg zu Erfolg.

Superb subversiv statt mucho macho.

surprise with luxury

YOU CAN’T GO WRONG WITH THE MOST EXQUISITE VOUCHER OUT THERE.

SWISSDELUXEHOTELS.COM

Established in 1934, the Swiss Deluxe Hotels group combines 43 of Switzerland’s most iconic five-star hotels: ANDERMATT : The Chedi Andermatt AROSA : Tschuggen Grand Hotel ASCONA : Castello del Sole, Hotel Eden Roc BAD RAGAZ : Grand Hotel Quellenhof & Spa Suites BASEL : Grand Hotel Les Trois Rois BERN : Bellevue Palace, Hotel Schweizerhof Bern & Spa CRANS-MONTANA : Guarda Golf Hotel & Residences, LeCrans Hotel & Spa GENÈVE : Beau-Rivage, Four Seasons Hotel des Bergues, La Réserve Genève, Mandarin Oriental, Geneva GSTAAD : Gstaad Palace, Le Grand Bellevue, Park Gstaad, The Alpina Gstaad INTERLAKEN : Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa LAUSANNE : Beau-Rivage Palace, Lausanne Palace LE MONT-PÈLERIN : Le Mirador Resort & Spa LUGANO : Hotel Splendide Royal LUZERN : Bürgenstock Resort Lake Lucerne, Mandarin Oriental Palace, Luzern MONTREUX : Fairmont Le Montreux Palace NEUCHÂTEL : Beau-Rivage Hotel PONTRESINA : Grand Hotel Kronenhof ST. MORITZ : Badrutt’s Palace Hotel, Carlton Hotel St. Moritz, Kulm Hotel St. Moritz, Suvretta House VEVEY : Grand Hôtel du Lac VILLARS-SUR-OLLON : Villars Palace VITZNAU : Park Hotel Vitznau ZERMATT : Grand Hotel Zermatterhof, Mont Cervin Palace, Riffelalp Resort 2222 m ZÜRICH : Baur au Lac, La Réserve Eden au Lac, Mandarin Oriental Savoy, Zurich, The Dolder Grand, Widder Hotel

HAUTE

HORREUR

Wenn der Kinosessel zum Nadelkissen wird, saß Julia Ducournau im Regiestuhl. Die Werke der französischen Filmemacherin sind provokant und unbequem. Zwischenmenschliche Dramen verbindet sie mit Body Horror, trifft millimetergenau die wunden Punkte. 2021 ließ „Titane“ das Publikum in Cannes erbleichen und räumte trotzdem die Goldene Palme ab. Auch auf Doucournaus neuen Film „Alpha“ reagierten die Festival-Snobs, als hätte man Blutpudding in eine Zuckerbäckerei geworfen. Doch wer sich darauf einlässt, erlebt die Geburt eines Kult-Klassikers.

Back in action: Julia Ducournau in Cannes.

ALEXANDER SKARSGÅRD

STOCKHOLM DOM

Während die Welt nach einem neuen James Bond sucht, liegen wir unserem persönlichen James Bondage zu Füßen. Diesen Namen hat sich Alexander Skarsgård mit seiner Rolle in „Pillion“ so redlich wie unartig verdient. Der BDSMFilm (das BDSM steht übrigens für „Brilliant Drama, Skarsgård’s Magnificent!“) sorgte in Cannes nicht nur für reihenweise heiße Köpfe, weil der Schwede mit seinen verruchten Gala-Looks den roten Teppich in einen Open-AirLeder-Dungeon verwandelte. Ebenso fesselnd: Seine Hauptfigur im aktuellen Streaming-Hit „Murderbot“.

Auf Tom of Finland folgt Alex aus Schweden.

Mit seiner Karriere ist noch lange nicht Sense.

LOST AND FOUND

Patrick Wolf war noch nie ein Herdentier. Als das Musikbusiness das einstige Wunderkind zum Popstar machen wollte, winkte es ab und blieb ein schillernder Geheimtipp. Aber so geheim, wie er es die vergangenen 13 Jahre war, darauf hätte der enigmatische Engländer verzichten können. Diverse Schicksalsschläge schleuderten Patrick komplett aus der Öffentlichkeit. Fans standen kurz davor, sein Foto auf Milchkartons zu drucken, um nach ihm zu suchen. Doch jetzt sind alle Wunden geleckt und das neue Album „Crying the Neck“ eine triumphale Rückkehr.

THOMAS J. PRICE

TITANS OF NOW

Neulich forderte ein französischer Politiker von den USA die Freiheitsstatue zurück. Weil diese unter der jetzigen Regierung so glaubwürdig vor New York rumlungert wie Duftbäumchen an einem Schlachthoffenster. Ersatz wäre bereits da. Am Times Square sorgt aktuell eine Skulptur von Thomas J. Price für Aufsehen. Durch seine riesigen Bronze-Darstellungen zumeist Schwarzer Menschen in Alltagskleidung verwandelt der Engländer das Gewöhnliche zum Spektakel, die Unterdrückten zu den Übermenschlichen. Stille GigantInnen für eine Welt mit zu viel Lärm.

Seine Kunst ist Kopfsache.

Ein seltener Moment, in dem es Bianca nicht eilig hat.

BIANCA BUSTAMANTE

FAST LEARNER

Fuß aus Blei, Nacken aus Stahl, Gold im Blick: Bianca Bustamante bringt mit, was es braucht, um im Motorsport die Konkurrenz nur im Rückspiegel sehen zu müssen. Mit fünf Jahren drückte sie im Go-Kart das erste Mal aufs Gas – seither nimmt das Tempo ständig zu. Im letzten Jahr nahm Rennstall McLaren die Phillippinerin als erste Frau in sein Driver Development Programme auf. Jetzt ist sie in der Talentschmiede GB3 Championship auf Pole Position zur Weltkarriere und einer der Stars in der Netflix-Doku-Serie „F1: The Academy“. Anschnallen, bitte!

THE HYPE „THAT’S THE TRUTH.“

Text: Josefine Zürcher

FASHION

When you come back, you win again.

Trend

AQUAMARINE

Mermaid Core? Ocean Core? Aquatic Bliss? Heute gibt’s nicht mehr Trends, sondern sogenannte aesthetics mit illustren Namen. Wenn man denn TikTok und Co. glaubt. Man muss aber nicht gleich seinen ganzen Stil über den Haufen werfen und sich neu erfinden, um das Aquamarin-Blau in sein Outfit zu integrieren. Der erfrischende Farbton irgendwo zwischen Ozeanblau und Minzgrün passt so oder so zu den kommenden Monaten, die hoffentlich hauptsächlich aus einem Turnus von Sonne und Abkühlung bestehen.

It-Piece

BEDECKT

Welche Sonnenbrillenform ist gerade in? Eine triviale Frage, die hitzige Diskussion auslösen kann. Diese Saison sind uns besonders große Gläser ins Auge gestochen. Diese schützen vor Sonnenbrand, verstecken allfällige schlechte Laune oder schlechte Haut und schenken

Anonymität. Nachteile?

Sehen wir keine. Außer vielleicht, dass man einen waschbärähnlichen Abdruck im Gesicht bekommt, wenn man sich zu lange in die Sonne legt.

New Collection

VIBRANT

Blau für das glitzernde Meer, Gelb für die Sonne, Rot für die Haut, die wir nicht genügend mit Sonnenschutz versorgt haben: Der Sommer hat seine ganz eigene Farbpalette. Diese findet man auch bei MSGM. Die Sommerkollektion des Mailänder Labels macht mit Farben und

Mustern so sehr Sommerlaune, dass wir uns die Looks nirgends anders als am Strand unseres All-Inclusive-Resorts vorstellen können. Der englische Künstler Luke Edward Hall verleiht dem Ganzen mit seinen Skizzen noch eine Extraportion Kreativität. shop-msgm.com

Anniversary

I LOST MY CHOO!

Licht aus, Snacks ready, TV an: Der „Sex and the City“-Binge-Marathon kann beginnen. Okay, es ist Sommer und wir sollten eigentlich draußen die Sonne genießen. Aber was 2025 so bietet an Krisen und Tragödien ist manchmal so schwer zu ertragen, dass nur eines hilft: Zurückträumen in die süßen späten Neunziger und frühen Zweitausender. Das tut auch das ikonische Modehaus Jimmy Choo, das bald seinen dreißigsten Geburtstag feiert. Creative Director Sandra Choi schnappte sich Designer Conner Ives und Modejournalist Alexander Fury und wühlte sich mit ihnen durch das Archiv. Dabei blieben sie bei den ersten fünf Jahren hängen und entschieden sich für acht legendäre Styles, die nun zu neuem Leben erweckt werden. Darunter ist auch der „72138“, der dank Sarah Jessica Parker als Carrie Bradshaw die Marke zum globalen Popkultur-Phänomen machte. Es geht doch nichts über etwas Nostalgie. row.jimmychoo.com

Collaboration

PLISSÉE PLEASE

Müsste man sich für ein einziges Sommerstück entscheiden, sollte die Wahl auf ein langes Sommerkleid fallen. Dieses kann man von morgens bis abends, von Stadt bis Strand, von Mai bis September tragen. Unsere Wahl fällt auf ein Piece aus der Zusammenarbeit des Labels 079 mit der deutschen Designerin Julia Heuer. Ihre charakteristischen Prints und Plisséestoffe sind wie gemacht für ein luftiges Kleid, das jedes Accessoire und Paar Schuhe zur Nebensache macht. julia-heuer.com, 079.ch

Unfuck the World

OLD AND GOLD

Neue Saison, neue Kleidung? Klar ist die Versuchung groß, sich immer wieder frisch einzudecken – und der Druck bei Brands entsprechend hoch, mit immer neuen Designs aufzuwarten. Dieses Denken bringt uns aber auch tonnenweise Müll auf einem ohnehin

schon brennenden Planeten. The Slow Label nennt seine neue Kollektion darum „No New Stuff“. Denn diese besteht aus Stücken, die es ohnehin schon gibt. Ein gut ausgewähltes Piece sollte schließlich nicht nur einen Sommer lang, sondern jahrelang Freude bereiten. theslowlabel.com

PRIMA BALLERINA

Im hippen Berlin-Kreuzberg stolpert man unweigerlich von einem coolen Laden in den nächsten. Einer davon ist Voo, ein Concept Store mit auserlesenen Designstücken. Genau dort – und nirgendwo anders – findet man eine neue Edition des beliebten Puma Speedcat, einem Schuh, der die perfekte Mischung zwischen Sneaker und Ballerina ist. Puma x Voo, Speedcat Ballet Sneaker, ca. 120.—, voostore.com

BEAUTY

Hair Trend

OH SO SLEEK

Gen Z trägt wieder Mittelscheitel und Millennials sind nach wie vor beim Seitenscheitel stecken geblieben? Von solchen klischierten, totdiskutierten Einteilungen haben wir genug gesehen. Lieber schauen wir, was wir mit der Textur unsere Haare anstellen können. Ob mittig oder seitlich geteilt – seidig glattes, langes Haar steht gerade hoch im Kurs.

„Always remember the most important rule of beauty, which is: Who cares?“

Tina Fey

Liebling

OBJET D’ART

Wer als Kind regelmäßig um Überraschungseier gebettelt hat, um die Figürchensammlung zu vervollständigen, versteht, warum wir uns nicht einfach mit einem Lippenstift von Dries van Noten zufriedengeben können. Jede der nachfüllbaren Hüllen ist ein einzigartiges Kunstwerk. Dass 32 Shades zur Auswahl

stehen, rechtfertigt den Sammeldrang umso mehr. Und ein letztes Argument: Die Formeln sind vegan und tierversuchsfrei. driesvannoten.com

We Love SCHUTZSCHILD

Wir schreiben das Jahr 2025 – kaum jemand tritt im Sommer wohl noch ohne Sonnenschutz vor die Tür. Die SkincareFanatikerInnen unter uns tragen sowieso 365 Tage im Jahr SPF auf. Sonnencreme ist aber nicht gleich Sonnencreme. Im Gesicht trägt man nicht dasselbe wie am Körper und die Textur entscheidet darüber, ob man weiß und klebrig oder mit einem schönen Glow am Strand liegt. Beim italienischen SuncareLabel Darling dreht sich alles um den perfekten Sonnenschutz. Für das volle Programm schnappt man sich darum am besten eines von allem: Creme, Spray – und natürlich auch AftersunPflege, damit sich die Haut von der Hitze erholen kann. darlingsun.com

Make-up Trend

BLUSHIN’

Boyfriend Blush, Lifted Blush, Donut Blush –wer nicht weiß, wovon wir sprechen, scrollt in der Freizeit nicht auf TikTok bis ins Nirgendwo. Das ist eigentlich gut so. Aber in der Make-up-Ecke auf Social Media lernt man ab und an doch etwas Nützliches. Beispielsweise, dass Blush nicht nur jugendliche Frische verleiht, sondern je nachdem, wo man ihn aufträgt, das Gesicht ganz schön verändern kann. Ob man dank Blush unter den Augen und in der Mitte der Wangen jünger und natürlicher aussehen will, oder mit höher angesetztem Blush die Wangenknochen betonen und das Gesicht schmälern will – die Möglichkeiten sind endlos. Nur zur sogenannten Blush Blindness sollte es nicht kommen. Dieser Begriff bezeichnet das Phänomen, wenn man nicht mehr wahrnimmt, dass man viel zu viel des rosigen Puders im Gesicht trägt.

Collaboration

ZITRUS

Im Sommer brauchen nicht nur Haut und Haar zusätzliche Feuchtigkeit, sondern auch die Lippen. Duftikone Diptyque und Natural-Beauty-Pionierin Susanne Kaufmann haben

sich für eine limitierte Edition eines Lippenöls zusammengetan, das alle Sommerbedürfnisse erfüllt. Es kühlt, hydriert, riecht nach Sommer –und verleiht den Lippen

sogar ein kleines bisschen Extravolumen.

Diptyque x Susanne Kaufmann, Lippenöl, 5 ml, ca. 38.—, diptyqueparis.com, susannekaufmann.com

New Perfume

BRAZIL SUMMER

Braucht Fugazzi-Gründer

Bram Niessink eine Auszeit, die ihn nicht nur entspannt, sondern mit frischer Inspiration füllt, zieht es ihn an den Strand von Ipanema. Für alle, bei denen gerade keine Reise nach Brasilien auf dem Plan steht, hat er nun das pulsierende Gefühl seines Zufluchtsortes in den ultimativen Sommerduft verwandelt. Passionsfrucht, Mango und Ingwer erinnern an Sommercocktails. Die geheime Ingredienz? Oudh Assafi, eines der seltensten und kostbarsten Öle der Parfümerie. Ein paar Spritzer transportieren einen in eine niemals enden wollende, laue Hochsommernacht am Strand. Fugazzi, „Passionfroudh“, Parfüm, 100 ml, ca. 197.—, fugazzifragrances.com

BEACH ROSE

Man lernt nie aus. Wir wussten bis vor kurzem auch nicht, dass an unberührten schwedischen Küsten Rosen wachsen –die Blume aller Blumen haben wir eher akribisch gepflegten englischen Gärten zugeordnet. Den Duft dieser Strandrosen findet man in einer limitierten Kollektion von L:a Bruket wieder, bestehend aus Hand & Body Wash, Bodylotion und Handcreme. Salzige Meeresnoten, Eukalyptus und Zedernholz komplettieren den floralen Duft. labruket.com

Unfuck the World TAKING A WALK

Auf Social Media werden einem immer wieder sogenannte Mental Health Walks dargeboten – mal ernst gemeint, mal eher ironisch machen sich InfluencerInnen auf zum Spaziergang, um etwas für ihr seelisches Wohl zu tun. Hinter dem trivialen Akt steckt die Wissenschaft, die bestätigt, dass es Kopf und Seele sehr wohl gut tut, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Statt eine weite Reise kann man den Urlaub also auch mit Wanderungen und Spaziergängen füllen. Das Schuhwerk dazu liefert die Kollaboration vom nachhaltigen Label Nanushka und Sportbrand Asics. Ein Teil des Profits geht an die Charity Mind Over Mountains, die Unterstützung für mentale Gesundheit mit Spaziergängen in der Natur verbindet. nanushka.com, asics.com

TRAVEL

RUNDUM BESCHALLUNG

Auf dem Campingplatz, am Strand oder im Hotelzimmer fehlt es eigentlich an nichts. Außer an der eigenen Lieblingsmusik. Tragbare Lautsprecher sind die Retter in der Not. Der allseits beliebte Beosound A1 von Bang & Olufsen hat ein Makeover erhalten. Er ist in Honiggold und Eukalyptusgrün erhältlich und überzeugt mit einem zwei Dezibel

lauteren Bass als sein Vorgänger. Wer mit unnützem Wissen Prahlen will: Das perlgestrahlte Aluminium ist mit exakt 2'173 präzisionsgefrästen Löchern ausgestattet. Der Akku hält 24 Stunden – ob die Campingplatznachbarn das aushalten, ist eine andere Frage. Bang & Olufsen, „Beosound A1 3. Generation“, ca. 350.—, bang-olufsen.com

DELIZIE DELLA PUGLIA

Wie schmeckt Apulien? Das findet man am einfachsten bei einer Reise in die Region heraus. Wer anderweitig verplant ist, kann es auch in der eigenen Küche testen. Dazu braucht man nur den Rat von Giorgia Eugenia Goggi, Küchenchefin des Bed & Breakfast Masseria Moroseta. Sie bringt die Gegend kulinarisch so sehr auf den Punkt, dass sie ihr Kochtalent in einem persönlichen Kochbuch niedergeschrieben hat. Darin

treffen traditionelle Zutaten auf kontemporäre Ideen und führen zu Gerichten wie Tomaten-Risotto mit Knoblauch und Zitrone, gegrilltem Spargel mit Gremolata und TahiniSauce oder Erdbeer-RoteBete-Sorbet. Das Ganze ist in Jahreszeiten unterteilt, denn eine Reise nach Apulien lohnt sich jederzeit. Giorgia Eugenia Goggi, „Moroseta. Moderne Landhausküche aus Apulien“, Ars Vivendi, ca. 36.—, arsvivendi.com

Book

Places

PURE PRIVACY

Im Urlaub darf man auch mal egoistisch unterwegs sein. So eine eigene Villa ist ja auch besser als ein einzelnes Zimmer. Auf der

kleinen Insel Kéa, 45 Bootsminuten von Athen entfernt, kriegt man genau das. Neue Villen ergänzen das Luxusresort

und bieten mit über 400 Quadratmetern Platz für Großfamilien, Gruppen oder EinzelgängerInnen, die viel Raum brauchen.

Übrigens: 40 private Villen kann man kaufen. Wer sowieso jedes Jahr zurückkehrt, kann ja mal über ein Investment nachdenken. One & Only Kéa Island, Kéa, Griechenland, oneandonlyresorts.com

Anniversary

ORIGAMI

In der Großstadt wird’s schnell eng, da ist man am besten zu Fuß unterwegs. Muss man doch einmal weitere Strecken zurücklegen, saust es sich am elegantesten und umweltfreundlichsten auf zwei Rädern von Ort zu Ort. Mit einem Fahrrad und nicht mit dem Motorrad, versteht sich. Vor exakt fünfzig Jahren eroberten die Falträder von Brompton die Herzen aller Cosmopolitans und Fahrradfans. Einfach

zusammenfaltbar lassen die sich auch in den Urlaub mitnehmen. Pünktlich zum Geburtstag erscheint die C-Linie in neuen Farben und mit 12 Gängen. Pro Jahr fertigt Brompton im Heimatland UK knapp 100'000 Falträder von Hand. Die Produktion eines Bikes verursacht 6,2 Tonnen weniger CO2 als die eines Autos. Auf einen Parkplatz passen 42 gefaltete Bromptons. Wer braucht da noch einen Tesla? brompton.com

WATCHES & JEWELLERY

Liebling

HIPPIES FOREVER

Lust auf eine Zeitreise?

1968 war das Jahr des Aufbruchs und der Proteste. Und das Jahr, in dem Serpent Bohème geboren wurde: Ein tropfen- und schlangenförmiges Schmuckstück, das bis heute überdauert.

1974 wurde aus Serpent Bohème eine große Halskette mit Blumenmuster – passend zur Hippiezeit. Und 2025?

Das Jahr steht ganz im Zeichen der Nostalgie, denn mit Serpent Bohème Vintage kommt die riesige Blumenkette in leicht modernisierter Version zurück. Hinzu kommen Armreife, Ringe und Ohrringe – allesamt versehen mit der überdimensionalen Blume. Das Hippie-Revival kommt zur richtigen Zeit, denn wer könnte schon nicht etwas blumige Leichtigkeit gebrauchen? boucheron.com

Just goin’ through the motions.

GROUND CONTROL TO OMEGA

Vor 60 Jahren wurde die Omega Speedmaster von der NASA als „flugtauglich für alle bemannten Weltraummissionen“ erklärt. Das war nicht nur eine große Ehre, sondern erweiterte den Spielraum des Uhrenherstellers bis ins Weltall. Alle Mondlandungen der Geschichte und viele der

größten Missionen unserer Zeit durfte Omega begleiten. Um eine solche Zertifizierung zu erhalten, mussten alle Uhren, die ins All wollten, elf Tests bestehen. Die Omega Speedmaster ST 105.003 bestand alle fehlerlos – und war die erste Uhr, die es auf den Mond schaffte. Auch wenn

sie damals schon alle Kriterien erfüllte, wird die Speedmaster bis heute immer weiterentwickelt und mit den allerneuesten technischen Fortschritten ausgestattet. Denn wer weiß, vielleicht landet sie ja bald auf einem nächsten Planeten. omegawatches.com

We

Love

POWER GRAB

„Was bedeutet Stärke?“, fragt Tiffany & Co. in die illustre AmbassadorRunde. „Wenn ich meine eigene Kraft in Frage stelle, denke ich an Dinge, die zerbrechlich erscheinen, es aber nicht sind.“, antwortet Oscargewinnerin Mikey Madison im Kampagnenvideo zur HardWear Kollektion. Was metaphorisch verstanden werden kann, trifft auch auf die Schmuckstücke zu, die auf Mikeys komplett schwarzem Outfit um die Wette funkeln. Die sind genauso filigran und unzerstörbar wie die Schauspielerin selbst. tiffany.com

„Accessorizing is the most fun part of an outfit.“

New Collection

Wir dachten ja immer, dass man erst das Uhrwerk entwickelt und dieses dann in ein schönes Gehäuse schräubelt. Bei Richard Mille geht es aber etwas anders zu und her. Für die neue SaphirKollektion stand fest, dass die Gehäuse, wie der Name verrät, aus Saphir sind. Das Uhrwerk wurde eigens für diese Gehäuse entwickelt. Saphir ist fast so hart wie Diamant, was zwar heißt, dass er äußerst kratzfest ist, dafür aber auch nur Toleranzen im Mikrometerbereich hinsichtlich der perfekten Passform der einzelnen Komponenten erlaubt. Im Klartext bedeutet das, dass die Herstellung eines dreiteiligen Gehäuses aus einem Block, der mehrere Dutzend Kilo auf die Waage bringt, mehr als 1'000 Stunden Arbeit erfordert; 40 Tage davon sind dem ununterbrochenen Schleifen, ein Drittel der Zeit dem Polieren gewidmet. Jetzt verstehen wir auch, warum es von der RM 75-01 Flying Tourbillon Sapphire insgesamt nur 35 Stück gibt: 15 Stück vom Modell aus farblosem Saphir und je 10 aus transparentem und farbigem Saphir. richardmille.com

SAPHIR

Spezialanfertigung

ROSENKRANZ DELUXE

Die einen fiebern dem sogenannten Hot Girl Summer entgegen, wir feiern den Wes Anderson Summer. Denn wenn ein neuer Streifen des Meisters der Farbpaletten und Symmetrien in den

Startlöchern steht, wissen wir: Es wird ein guter Sommer. Auch Cartier hat dank dem Regisseur eine grandiose Zeit. Denn Mr. Anderson höchstpersönlich klopfte beim Haute Joaillerie Haus

an und bestellte eine Spezialanfertigung für sein neuestes Werk The Phoenician Scheme. Ein Kreuz-Anhänger aus ca. 1880 von Cartier hatte es ihm angetan. Seine Figur Liesl, gespielt von Mia

Threapleton, hält nun ein ähnliches, Rosenkranzartiges Stück in den Händen. Warum und was sie damit vorhat, erfährt nur, wer den Strand gegen den Kinosaal eintauscht. cartier.com

SALONE DEL MOBILE

Artist’s Version

FORM & FARBE

Damit Wohnobjekte mehr als nur ihren Zweck erfüllen, muss man kreative Köpfe anstellen. Zum Beispiel den österreichischen Designer Arthur Arbesser. Dieser bringt seine farbenfrohen Designs normalerweise auf Kleidung, doch für einmal tobte er sich an einem Lampenschirm aus. Eine „schlichte Lampe mit ungekünsteltem Charme“ sollte es werden, sagt Arbesser. Und genau das erhellt nun die Räume. Wir brauchen zwar keine Rechtfertigung, um schöne Objekte zu sammeln, lieben es aber, wenn wir einen richtig guten Grund finden. Die Hufförmige Lampe gibt uns einen solchen: Wenn man zwei aneinanderstellt, erhält man eine größere, neue Lampe. Wir brauchen also mindestens zwei. Oder sogar vier. Wären acht übertrieben? servomuto.it

DIE BALLADE VON JEFF UND BLUME

Insidertipp gewünscht, wenn es darum geht, das perfekte neue Möbel zu finden? Mal auf die Namen achten. Dass sich DesignerInnen liebevoll einen Namen für ihre Kreationen ausdenken,

ist schon einmal ein gutes Zeichen. Besser noch, wenn dieser Neugierde oder Verwirrung weckt. Okay, Wissenschaft steckt da keine dahinter, aber bei Design geht es ja auch um Gefühle. Bei Jeff denken

wir ja eigentlich an einen geschniegelten Businesstypen – oder an Channing Tatum in „22 Jump Street“. Aber Jeff kann auch soft und rosa sein und unser Wohnzimmer in ein Pastellparadies verwandeln. Blume

Birthday

BAR HOPPING

wiederum klingt sanft, ist aber ein kantiges Sideboard, das perfekt mit Jeff harmoniert. Haben wir jetzt etwa noch gelernt, Objekte nicht vorschnell zu beurteilen? pedrali.com

Der legendäre Barhocker LEM von Lapalma wird 25. Er ist mittlerweile also etwa so alt wie die Menschen, die ihre Freitagund Samstagabende am liebsten auf einem solchen Hocker verbringen. Wer den Look von Barstühlen liebt, aber zur Gattung Homebody gehört, hat bestimmt schon ein, zwei LEMs bei sich zuhause stehen. Zum 25. Geburtstag gibt’s den Stuhl in drei neuen Farben: Schwarz, Blau und Grün laden ein, die heimische Bar zu vergrößern. lapalma.it

SONNENBLICK

Wenn sich der Alltag bei steigenden Temperaturen allmählich nach draußen verlagert, soll es dort ebenso gemütlich wie im Wohnzimmer sein. Dazu braucht es gar nicht zwingend eine Couch. Auch ein Liegebett eignet sich fürs Sonnenbaden, Lese-

stunden oder Powernaps. Calipso, designt von Antonio Citterio, fügt sich elegant in die Umgebung ein. Sollte die Liege doch einmal im Weg sein, lässt sie sich blitzschnell verräumen – dank Rädern, mit denen man sie über die Terrasse rollen kann. flexform.it

„Design is everything. Everything!“ Paul Rand

Komfortzone

WEICHE LANDUNG

Ein Sofa muss in erster Linie so bequem sein, dass man mit der Schwerkraft kämpfen muss, um wieder aufzustehen. Dieses Prinzip hat MDF Italia verstanden, denn in das Sofa Goom floss einiges an Materialforschung, bei der das Ziel ultimative Weichheit

die Prioritätenliste anführte. Das voluminöse Stück überzeugt aber auch mit dem Design. Und zu guter Letzt darf ein bisschen Individualismus nicht fehlen. Das Ganze ist ein modulares System, das aus einzelnen Elementen besteht:

einer Chaiselongue, der man eine Armlehne hinzufügen kann, zwei Poufs und zwei Eckelementen. Wer es schafft, aus der watteweichen Landschaft aufzustehen, kann sie sich also nach Lust und Laune immer wieder neu konfigurieren. mdfitalia.com

SCHEMA M

Mit einem simplen Zickzackmuster und kräftigen Farben definiert Missoni, was Wieder-

erkennungswert ist. Dass das Muster nicht auf Kleidung limitiert ist, beweist die Kollaboration

des Modehauses mit Roda. Am Salone del Mobile stellten sie die zwei neusten Würfe

ihrer gemeinsamen Designreise vor. Ob man sich auch auf die Stühle setzen darf, wenn man

nicht in ein passendes Missonikleid gehüllt ist? rodaonline.com, missoni.com

GENERATIONS STRONG

1925 eröffneten die Brüder Giulio und Stefano Porro eine kleine Werkstatt, um die Mailänder Bourgeoisie mit maßgefertigten Möbelstücken zu versorgen.

Ein Jahrhundert später ist Porro zu einem Unternehmen mit globalem Publikum gewachsen, das

auf ein Netzwerk von ArchitektInnen, DesignerInnen und Fachleuten aus aller Welt zurückgreifen kann. Trotzdem ist alles noch immer in der Hand der Porro-Familie. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die PorroCousins in den Betrieb

ein und lenkten den Fokus auf die Produktion von Schlafzimmermöbeln. Die dritte Generation schlug sich mit der Digitalisierung rum und revolutionierte so Produktions- und Designprozesse. Jetzt, in der vierten Generation,

steht nebst maßgefertigten Lösungen vor allem Nachhaltigkeit im Vordergrund. Was über die 100 Jahre geblieben ist? Die unverkennbare Porro-Ästhetik und die Liebe zum Holz als zeitloses und hochwertiges Material. porro.com

Vier Generationen, ein Ziel: Das Design stets auf ein nächstes Level heben.

TEEZEREMONIE

Tee kann vieles: Beruhigen, heilen, wecken – dass man die Tasse nicht einfach runterstürzt, sondern komplexe Rituale rund um die Zubereitung schafft, macht Sinn. Ceccotti Collezioni geht noch einen Schritt weiter und widmet der Teezeremonie eine ganze Möbelreihe. Die magischen Kräuter haben nichts weniger verdient. Mit der Teahouse-Kollektion von Christophe Pillet könnte man seiner Kräutersammlung gar einen ganzen Raum schenken. Star der Show ist das Teahouse Cabinet, in dem sich nicht nur Tees aller Art, sondern auch Utensilien zur Zubereitung und Tassen lagern lassen. Zur Kollektion gehören auch Tisch und Stuhl, denn irgendwo muss man das Heißgetränk ja in Ruhe trinken. ceccotticollezioni.it

Limited Edition

BUTTERFLY EFFECT

Design darf verspielt sein – muss es vielleicht sogar, in Zeiten wie diesen. Das wissen auch Poltrona Frau und Fornasetti. Ihrer Kollaboration entspringen zwei Stücke: ein Sessel und eine Schrank-Bar. Mehr braucht es nicht für einen gemütlichen Abend. Der Sessel ist eine Re-Edition eines Stücks aus 1919 –wie man bequem sitzt, weiß man schon seit Jahrhunderten. Der Isidoro-Trunk, die sogenannte Schrank-Bar, wurde 2007 entworfen.

Zwischen ihnen liegen zwar einige Jahrzehnte, doch sie könnten nicht besser zusammenpassen: Bequem im Sessel versinken, während nebenan eine auserlesene Getränkeauswahl wartet? Besser geht’s kaum. Perfekt wird das Duo dank dem „Ultime Notizie“-Print, einem ikonischen Muster aus dem Fornasetti-Archiv, das Piero Fornasetti 1950 designte. poltronafrau.com, fornasetti.com

Re-Edition

MINIMALIST

Ist es kontrovers zu sagen, dass ein Großteil des Designs daraus besteht, Altes rauszukramen und für die Gegenwart fit zu machen? Man kann das Rad oder den Stuhl eben nicht immer neu erfinden. Und funktionieren tut die Rückkehr ins Archiv alleweil. Molteni bringt dieses Jahr den ikonischen Monk zurück, der 1973 herauskam –eine Sitzgelegenheit, die sich irgendwo zwischen normalem Stuhl und gemütlichem Sessel ansiedelt und vielleicht gerade darum so gut funktioniert. „Wiederholung kann gut und richtig sein, solange sie nicht die Vielfalt an Formen, Materialien und Farben einschränkt“, sagt Designer Tobia Scarpa. Das klappt bei Molteni, schließlich kann man die Ledersitzfläche in jeder erdenklichen Farbe haben. molteni.it

Lichtquelle

ERLEUCHTUNG

Licht ins Dunkel zu bringen ist nicht die Hauptaufgabe einer Lampe. Klingt unlogisch? Eine Leuchte kann das gesamte Erscheinungsbild eines Raums verändern – im guten wie im schlechten Sinne. Wer mag zum Beispiel schon von grellem Deckenlicht bestrahlt werden? Das Schlüsselwort lautet Ambiente –das muss eine Lampe erzeugen können. Designerin Elisa Ossino kennt sich mit der Materie aus. Ihre Entwürfe sind kleine bis ziemlich große Kunstwerke, die warmes Licht und aufregende Formen bieten. Die Kreation Helium erinnert an übergroße Bienenwaben in Lampionform und ist der Hingucker eines jeden Wohnzimmers. boffi.com, depadova.com

Exhibition

VERWOBEN

Weben ist altbacken, wenn nicht gar ausgestorben? Von wegen. Stoffe entstehen nach wie vor durch das Verweben von Fäden. Und dass dieses Handwerk durchaus Kunst sein kann, bewies Anni Albers bereits im letzten Jahrhundert. Sie war eine Pionierin des gewebten Stoffes und Vertreterin der Bauhaus-Bewegung. Textilunternehmen Dedar macht darum gemeinsame Sache mit der Josef & Anni Albers Stiftung und präsentierte an der

Mailänder Möbelmesse „Weaving Anni Albers“. Diese Kollektion führt die Textilwerke der legendären Künstlerin in eine neue Ära und schafft dabei einen Ausgleich zwischen der ursprünglichen künstlerischen Vision und modernen Fertigungsinnovationen. Fünf ikonische AlbersStoffe wurden sorgfältig reproduziert und mit zeitgenössischen Techniken neu interpretiert. dedar.com

Die Meisterin höchstpersönlich verlieh dem Weben den ultimativen Coolness-Faktor.

NATURE’S CURVES

Die wenigsten von uns haben einen Garten, den man im Delirium mit einer Fata Morgana verwechseln könnte. Sand, Dünen, kristallklares Wasser – sowas findet man halt nicht gerade um die Ecke. Ein von Dünen inspiriertes Möbelset darf man sich aber auch auf die grüne

Wiese stellen. Dunne von Gandia Blasco, entworfen von der japanischen Designerin Nao Tamura, sieht vor jedem Hintergrund elegant aus. Sofa, Loungestuhl und Tisch seien inspiriert von den „sanften Kurven der Dünen, den rhythmischen Mustern der Wellen und der sich ständig verändernden

Grenze zwischen Meer und Küste“, sagt Tamura. Und weil Schönheit nicht alles ist, wurde auch bei der Materialauswahl genau überlegt: Die Serie besteht aus zu hundert Prozent rezyklierbaremAluminium, die Sitzpolster und Rückenlehnen aus wasserabweisendem Polyurethan. gandiablasco.com

Sandzeit
„If I had to choose between clothes and furniture, I’d choose furniture.“

Julianne Moore

Bei Nikari steht Holz im Mittelpunkt. Und zwar präzise verarbeitetes Holz, für das einiges an handwerklicher Expertise erforderlich ist. Schließlich hat Gründer Kari Virtanen bereits mit 19 Jahren seine erste Werkstatt gegründet. Sein schlichter, massiver Holztisch Linea KVP11 ist seit den Neunzigerjahren eines der beliebtesten Sonderanfertigungsprodukte. Mit der Zeit sind wohl zu viele Anfragen reingeprasselt, denn nun wurde das Stück in die Nikari-Kollektion aufgenommen. Eine versteckte modulare Konstruktion erlaubt eine flexible Größenanpassung, sodass der Tisch in jeder Art von Wohnung Platz findet.

ZAUBERSTÄBCHEN

Eine Grundregel des Designs – die wir soeben aus dem Boden gestampft haben – ist, dass Verspieltheit immer gewinnt. Zwei Stäbchen erfüllen ihren Zweck, egal, wie sie aussehen. Doch wenn diese Stäbchen plötzlich Gesichter und Namen haben, macht das Sushiessen doppelt Spaß. Die Chopsticks mit Persönlichkeit heißen

Anna und Alessandro. Die Idee dazu schlummerte in den Archiven, bis Designer Alessandro Mendini sie doch noch zum Leben erweckte. Die Stäbchen sind der Inbegriff dessen, was er mit Design erreichen will: Stücke erschaffen, die poetisch, raffiniert, aber auch einfach und nutzerfreundlich zugleich sind. alessi.com

Holzwerk

Retouch:

MARINE GLISTEN OASIS HORIZON

Photography: Robert Larsen
Styling: Manuel Miltner
Make-up & Hair: Jasmin Arnold
Alina Onyshkiv
Model: Silja Dent, Le Management

Bluse, Gürtel und Ohrringe von CHANEL. Hose von MARCO DE VINCENZO. Korsett von MUGLER. Hut von JACQUEMUS.

Badekleid von BOTTEGA VENETA. Ohrringe von LOEWE.
Kleid von FENDI. Stiefel von ISABEL MARANT. Ohrringe von GIVENCHY. Ring von CITRIN RING. Armreif von COS. Kette von VIKA JEWEILS.
Top von ACNE. Hose von ELLERY. Schuhe von CHANEL. Armreif und Sonnenbrille von BOTTEGA VENETA.
Badekleid und Ohrringe von CHANEL. Ring von CITRIN RING.
Jumpsuit und Gürtel von MAX MARA. Ohrringe von BOTTEGA VENETA.
Badekleid von BOTTEGA VENETA. Cape von BURBERRY, Ohrringe von LOEWE.
Bluse von FENDI. Hose, Tasche und Hut von JACQUEMUS. Schuhe und Ohrringe von CHANEL.
Look von CHANEL.

SECOND SKIN BARE

Die Ukrainierin Anna Osmekhina gründete mit TTSWTRS ein Label, das zwischen Kunst und Mode angesiedelt ist und zu einer starken Community gewachsen ist.

Wer sich nicht für ein Tattoo entscheiden will, zieht sich am besten einen Entwurf von Anna Osmekhinas Label TTSWTRS über. Ihre hauchzarten Kleidungsstücke mit aufgedruckten Tattoo-Motiven überlassen wenig der Fantasie und zelebrieren den Körper mit all seinen vermeintlichen Imperfektionen. Ebenso offen und verletzlich zeigt sich die Ukrainierin im Interview. Sie verrät uns, wie sich ihr Schaffensprozess durch den Krieg in ihrer Heimat verändert hat, wo sie ihr Label in zehn Jahren sieht und warum Kreativität in Krisenzeiten wichtiger ist als je zuvor.

Interview: Josefine Zürcher
Fotos: Ksenia Kargina, Kate Kondratieva, Meryl Valerie
„Kiew ist in unserer DNA.“

FACES: Erinnerst du dich an den Moment, in dem du beschlossen hast, Designerin zu werden?

Anna Osmekhina: Ursprünglich wollte ich gar nie Designerin werden. Ich habe lange als Kostümbildnerin und Stylistin gearbeitet. Ich war ständig unterwegs, lebte aus dem Koffer und musste dauernd unmögliche Deadlines einhalten und die hohen Anforderungen von RegisseurInnen und KundInnen erfüllen. Es war also kein einzelner Moment, sondern eine allmähliche Erkenntnis, die mich zu meinem eigenen Label führte. Mode war für mich immer eine Sprache. Ich wollte einfach etwas Eigenes haben, ohne dafür verantwortlich zu sein, es allen recht zu machen. Und so wurde TTSWTRS geboren.

F: Musst du den Namen deines Labels oft erklären?

AO: Ständig. TTSWTRS steht für Tattoosweaters, was auch der Name unserer ersten Capsule-Kollektion war. Er ist kryptisch, aber mit Intention dahinter – wie ein Code nur für diejenigen, die verstehen, worum es geht.

F: Hast du selbst Tattoos oder trägst du sie nur auf Stoff?

AO: Ich habe ein kleines rosa Herz. Es ist meiner geliebten Oma gewidmet. Ich finde Menschen mutig, die ihre Geschichte mit ihrem Körper erzählen, indem sie sich tätowieren lassen. Aber da ich an allem schnell zweifle, könnte ich mich nicht für Tattoos festlegen. Für mich war die Arbeit mit Tattoo-Illusions-Kleidung eine Möglichkeit, das Dauerhafte zu erforschen, ohne mich körperlich zu binden.

F: Wie hat deine Karriere als Designerin ihren Lauf genommen und was würdest du jetzt anders machen, müsstest du noch einmal von vorne anfangen?

AO: Ich begann ganz ohne formale Modeausbildung, nur mit Intuition, einer Vision und meiner Erfahrung als Stylistin. Wir starteten mit einer kleinen Kollektion und schafften es von Anfang an, bei Colette, einem berühmten Concept-Store in Paris, aufgenommen zu werden. Ich würde nicht viel ändern – aus jedem Schritt haben wir etwas gelernt.

F: In deinen ganz eigenen Worten: Was ist TTSWTRS –Mode, Kunst, beides oder etwas ganz anderes?

AO: TTSWTRS ist ein Gespräch zwischen Mode und dem Körper, zwischen Identität und Ausdruck. Es geht keinesfalls nur um Kleidung – was wir machen ist tragbare Kunst, die Geschichten über Präsenz, Verletzlichkeit und Wandlung erzählt.

F: Deine Designs zeichnen sich durch hautenge Silhouetten aus. Wie hat sich dadurch dein Verhältnis zum menschlichen Körper verändert?

AO: Stücke, die wie eine zweite Haut anliegen, bringen einen dazu, über jede Kurve und Linie des Körpers nachzudenken. Dadurch wurde mein Gespür dafür vertieft, wie zerbrechlich und stark der Körper ist. Besonders in der heutigen Welt, in der der Körper politisch ist, wird er zu einem mächtigen Symbol. Unser ganzes Leben lang versuchen wir zu akzeptieren, wer wir wirklich sind. Gleichzeitig versuchen wir ständig, etwas an uns selbst zu verbessern. Unser Standpunkt ist, dass der

Körper schön ist, so wie er ist und dass er unser Leben lang unser bester Freund ist. Wir wollen dem Körper Liebe und Respekt geben, die er definitiv verdient, statt ihn ständig zu kritisieren. Die Auftritte von Marina Abramović haben meine Wahrnehmung des menschlichen Körpers stark verändert.

F: Nebst dem Körper als Inspiration – woher kommt deine unverkennbare Ästhetik?

AO: Von Tattoos. Von der Kunst. Von Kunstschaffenden. Von Performances. Von Städten. Vom Leben. Aus dem Bedürfnis heraus, etwas Dauerhaftes in einer flüchtigen Welt auszudrücken. Und aus meiner Liebe und meinem Respekt für den menschlichen Körper, für das Geschichtenerzählen und aus meinem Hintergrund in visuellem Styling.

F: Wie entsteht eigentlich ein Entwurf? In deinem Kopf, auf dem Papier, in deinen Träumen?

AO: Ganz oft beginnt alles mit einer Deadline. Manchmal auch mit einem Gefühl, das ungreifbar ist – ein visuelles Fragment. Dann entfaltet es sich auf dem Papier, mit Recherchen, Skizzen und Stofftests. Manchmal beginnt es mit einem Traum. Manchmal sehe ich etwas, das nicht ganz klar ist, auf viel schönere Weise, als es in Wirklichkeit ist. Ich habe ziemlich schlechte Augen, vielleicht hilft das. Der Ruhm gebührt aber eigentlich meinem wunderbaren, geliebten Team. Ich arbeite wirklich mit den talentiertesten Menschen auf der ganzen Welt.

F: Wer oder was inspiriert dich am meisten, wenn es um Mode geht?

AO: Martin Margiela und Jean Paul Gaultier haben meinen Sinn für Form und Konzept geprägt. Aber ich lasse mich auch von KünstlerInnen, TänzerInnen und dem stillen Selbstbewusstsein von Menschen inspirieren, die sich selbst treu sind. Auch mein Team ist eine große Inspirationsquelle.

F: Und welches war die seltsamste Inspirationsquelle, die du je für eine Kollektion genutzt hast?

AO: Wahrscheinlich die Idee, dass Schweiß auf der Haut kristallisiert – wir haben das in ein Strassmuster für Bodys und Leggings verwandelt. Es geht darum, etwas Rohes in etwas Poetisches zu verwandeln.

F: Was tust du, wenn die Kreativität einmal nicht so fließt, wie du es gerne hättest?

AO: Ich lege eine Pause ein. Ich schaue mir Tanzaufführungen an, spreche mit Menschen, die nichts mit Mode zu tun haben, oder spaziere einfach durch die Stadt. Mein Körper führt mich immer an den richtigen Ort zurück.

F: Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich bei der Herstellung von Kleidungsstücken?

AO: In erster Linie Verantwortung. Wir verwenden öko-zertifizierte Stoffe aus Italien, Japan und Portugal. Wir machen auch Gebrauch von innovativen Materialien wie veganem Leder von Leathertex, das mit unserem ethischen Ansatz übereinstimmt. Dieses Material ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch unglaublich praktisch – es kann in der Maschine gewaschen und

„Resilienz muss nicht immer laut oder explosiv sein.“

chemisch gereinigt werden. Für unser neues Case Jacket haben wir uns für Leathertex entschieden, um eine Textur zu schaffen, die an den abgenutzten Instrumentenkoffer eines Musikers erinnert und einen persönlichen, fast nostalgischen Touch verleiht. Außerdem haben wir uns entschieden, in unsere eigene experimentelle Produktion in Kiew zu investieren, um Abfall zu vermeiden. Es geht um Sorgfalt, nicht nur um Trends.

F: Was ist momentan dein liebster Modetrend und welchen magst du gar nicht?

AO: Mir gefällt der Trend zur Authentizität – Kleidung, die das Innere des Menschen widerspiegelt. Am wenigsten mag ich alles, was laut ist, einfach nur, um laut zu sein.

F: Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben? Deckt er sich mit deinen Entwürfen für TTSWTRS oder kleidest du dich privat ganz anders?

AO: Es gibt Überschneidungen. Ich trage unsere Stücke täglich. Sie sind dafür gemacht, ausdrucksstark und funktional zugleich zu sein. Aber mein persönlicher Stil ist oft auch einfach praktisch, weil ich ständig unterwegs bin und in verschiedenen Städten lebe.

F: Wen würdest du gerne eines Tages in deinen Pieces sehen?

AO: Alle, die etwas fühlen, wenn sie ein Stück anziehen. Emotionen sind wichtiger als Status. Ich würde mir auch wünschen, dass Marina Abramović unsere Entwürfe trägt. Das käme für mich einem Wunder gleich. Außerdem würde ich gerne eines Tages Teil einer Kunstperformance in einer Oper oder einem Theater sein.

F: 2022, gerade als der Angriff auf die Ukraine begann, saßst du in Spanien fest. Wie geht es dir heute – und wo hältst du dich mehrheitlich auf?

AO: Ich bin zwischen den USA und der Ukraine unterwegs. Alle zwei oder drei Monate muss ich bei meinem Team, meinen Leuten in Kiew sein. Dann geht es zurück nach Florida. Jetzt geht es mir gut – ich fühle mich zerbrechlich, manchmal erschöpft, aber auch voller Entschlossenheit. Zu Hause zu sein, selbst unter solchen Umständen, gibt mir Halt.

F: Wie hat der Krieg dein Identitätsgefühl verändert – als Privatperson, aber auch als Designerin?

AO: Der Krieg hat alles vertieft. Ich trage meine ukrainische Identität jetzt nicht mehr als Hintergrunddetail, sondern als Vordergrund in meiner Arbeit. Jeder Stich fühlt sich persönlicher an. Es geht nicht mehr um Ästhetik, sondern um Erinnerung, Bedeutung und Widerstandsfähigkeit. Wir haben endlich damit begonnen, was wir jahrelang aufgeschoben hatten: die Eröffnung unserer Flagshipstores in Polen und Wien, unsere erste Couture-Kollektion auf der NYFW. Wir leben im Moment, kreieren und produzieren unsere kühnsten Ideen und streben danach, das Unmögliche zu erreichen. Und wir sind einfach dankbar – für die Gegenwart, für die Möglichkeiten und für die Menschen um uns herum.

F: Wie beeinflusst deine Verbindung zu Kiew deine Designs?

AO: Kiew ist in unserer DNA. Unsere Produktion, unsere Leute, unser Rhythmus. Ich liebe unsere Kiewer Experimentierwerkstatt. Es ist mein Zuhause. Die Texturen der Stadt, ihre Stille, ihr Lärm, ihr Überleben – all das ist in unserer Arbeit verwoben. Es gibt nichts Vergleichbares zu meinem Kiew.

F: Welche Texturen, Farben oder Materialien haben durch den Krieg eine ganz neue emotionale Bedeutung angenommen?

AO: Betongrau und Sandtöne erinnern mich an Ruinen und Bunker. Und Rot, das einst stark und kühn war, fühlt sich manchmal eher wie eine Wunde an. Diese Gefühle verändern sich ständig; und wir verarbeiten sie mit Stoffen und Prints.

F: Gibt es gewisse Farben oder Materialien, die du nicht mehr verwendest?

AO: Olivgrüne Militärtöne. Sie tragen zu viel Schwere in sich. Manchmal vermeiden wir sie ganz, oder wir verwenden sie gezielt in einem bestimmten Kontext.

F: Was bedeutet es, in einer Zeit des nationalen Traumas Kunst oder Mode zu machen?

AO: Es heißt, Verantwortung zu tragen. Schönheit zu schaffen, wenn sich alles kaputt anfühlt, ist ein Akt des Protestes. Es ist eine Art zu sagen: Wir sind immer noch hier, wir haben noch immer Fantasie, wir fühlen noch immer.

F: Hat sich dein Verhältnis zu deinem Zielpublikum – insbesondere dem ukrainischen – in den letzten Jahren verändert?

AO: Ja, zutiefst. Es gibt mehr Vertrauen, mehr Verletzlichkeit. Eine engere Verbindung.

F: Auf der Welt passieren so viele Tragödien auf einmal, dass die Unterstützung manchmal oberflächlich erscheint. Kaum passiert das nächste Schicksal, hat man das vorherige schon vergessen. Wie würdest du dir wünschen, dass die Menschen ihren Support für die Ukraine zum Ausdruck bringen?

AO: Durch Beständigkeit, Nicht-Vergessen und Geschichten erzählen. Und natürlich, indem man ukrainische Unternehmen, KünstlerInnen und Initiativen unterstützt – und zwar nicht einmal, sondern immer wieder. Aufmerksamkeit ist eine Ressource – nutzt sie mit Bedacht.

F: Welcher kreative Outlet war am schwierigsten, während der Flucht festzuhalten – und was hat seltsamerweise gediehen?

AO: Es war schwer, den Fokus beizubehalten. Aber seltsamerweise gedieh die Kreativität selbst in Momenten des Chaos – sie war ein Weg, um gesund zu bleiben. Der Körper wurde wieder zur Leinwand. Diese Idee intensivierte sich.

F: Wie kann Mode in Zeiten der Tragödie und der Trauer eine Stütze sein?

AO: Indem sie Trost, Identität, Schutz und Schönheit bietet.

„Meine Arbeit ist laut – also muss ich es nicht sein.“

Schönheit, Kunst und Mode vermitteln den Eindruck, lebendig zu sein. Kleidung kann sagen, was Worte nicht können. Sie kann eine Rüstung sein, sie kann eine Botschaft sein, sie kann Platz für Heilung bieten.

F: Du bezeichnest den Körper oft als Leinwand. Wie hat sich diese Metapher in Zeiten des Krieges, wenn der Körper politisiert, verdrängt oder sogar gefährdet wird, für dich entwickelt?

AO: Es ist jetzt nicht mehr nur eine Metapher, sondern ganz real. Der Körper hält Trauma fest, aber er birgt auch Hoffnung. Unsere Stücke, vor allem die Second-Skin-Silhouetten, haben eine neue Bedeutung erlangt – sie sind eine Form der Rückgewinnung.

F: Was hat die Welt an der ukrainischen Resilienz noch nicht verstanden?

AO: Dass sie leise ist. Resilienz muss nicht immer laut oder explosiv sein. Manchmal besteht sie einfach darin, jeden Tag präsent zu sein, weiter zu schaffen und sich zu weigern, ausradiert zu werden.

F: Hat der Krieg neu definiert, was Heimat für dich emotional und physisch bedeutet?

AO: Auf jeden Fall. Heimat ist nicht mehr nur ein Ort – es sind die Menschen, die Sprache, der vertraute Geruch von Stoff in unserem Kiewer Atelier. Sie ist nun auch etwas Inneres, etwas, das wir mit uns tragen, wo immer wir auch hingehen.

F: Viele ukrainische KünstlerInnen mussten zwischen Überlebensmodus und Kreativmodus wechseln. Wie gelingt dieser Wechsel – oder ist das manchmal ein und dasselbe?

AO: Das hat sich vermischt. Das kreative Schaffen ist zum Überleben geworden. So verarbeiten wir, so bleiben wir in Verbindung, so atmen wir. Das kann man gar nicht mehr voneinander trennen.

F: Gibt es ein Wort auf Ukrainisch oder Russisch, das deinen kreativen Geist besser beschreibt, als es eine andere Sprache könnte?

AO: Das ukrainische Wort „výtrymaty“ – es bedeutet Ausdauer, aber auch Ausgeglichenheit, Gleichgewicht. Das fasst viel von dem zusammen, wonach ich kreativ strebe.

F: Welche Frage würdest du dir wünschen, dass die Leute öfter stellen würden – und wie würdest du sie beantworten?

AO: Ich wünschte, die Leute würden mehr danach fragen, wie wir durch Mode eine Gemeinschaft aufbauen. Die Antwort: mit Sorgfalt, Authentizität und Geduld. Wir verkaufen nicht nur Kleidung – wir schaffen einen gemeinsamen emotionalen Raum. Oder sie würden fragen, was unser Traum ist: Frieden für die ganze Menschheit. In unserer perfekten Welt ist das möglich.

F: Haben neue Städte und vorübergehende Wohnorte einen Einfluss auf deine Ästhetik?

AO: Ja. Die Straßenkunst in New York, die klare Geometrie,

ANNA OSMEKHINA, TTSWTRS

Hauteng und hauchdünn: Dadurch zeichnen sich die meisten Stücke von TTSWTRS aus. Künstlerische Aufdrucke, inspiriert von Tattoos, schmücken die Kollektionen des 2013 von Anna Osmekhina gegründeten Labels. Ihren Weg in die Modebranche fand die Ukrainierin als Kostümbildnerin und Stylistin. Bis heute steht die Marke nicht nur für Kleidung, sondern für Kunst und Selbstausdruck. Trotz andauerndem Krieg liegt das Herz von TTSWTRS in Kiew, wohin Anna regelmäßig zurückkehrt und an innovativen Ideen tüftelt. ttswtrs.com

die neuen Farbpaletten. Der friedliche Rhythmus in Florida. Städte wie Paris, Wien, Zürich, Düsseldorf. Auch Flughäfen und die Energie der Bewegung dort. Aber meine Arbeit kehrt immer nach Kiew zurück. Das ist die Ausgangsbasis.

F: Wo verbringst du deine Zeit am liebsten?

AO: Im Atelier mit meinem KünstlerInnenteam. Dort beginnt und endet alles. Aber ich bin auch gerne in Bewegung – in Zügen, in Flugzeugen, auf der Durchreise. Diese Grenzräume treiben mich an.

F: Was wolltest du als Kind werden?

AO: Detektivin. Ich suchte gerne nach Hinweisen, deckte Schichten auf. Lustig, dass Design eigentlich ganz ähnlich ist.

F: Was machst du, wenn du nicht designst?

AO: Ich beobachte. Ich schreibe. Ich suche nach Verbindungen zwischen scheinbar unzusammenhängenden Dingen. Die Kreativität hält nie an – sie nimmt nur eine andere Form an.

F: Verrate uns etwas Überraschendes über dich, das man vielleicht nicht erwarten würde.

AO: Ich bin viel introvertierter, als die Leute denken. Ich bevorzuge die Stille, die Einsamkeit. Meine Arbeit ist laut – also muss ich es nicht sein.

F: Was wolltest du schon immer mit TTSWTRS machen, bist aber bisher nicht dazugekommen?

AO: Ich möchte am liebsten einen physischen Raum in Kiew schaffen: ein komplettes Ökosystem mit einem Produktionslabor, einem Café, vielleicht sogar einem Kindergarten. Eine Art Bildungszentrum und internationale Kunstresidenz. Ein Raum, in dem Kreativität und Leben verschmelzen.

F: Würdest du gerne Zusammenarbeiten außerhalb der Mode auf die Beine stellen – beispielsweise in den Bereichen Architektur, Düfte oder Musik?

AO: Ja, auf jeden Fall. Das ist der nächste Schritt. Wir denken bereits so, dass TTSWTRS sensorisch und immersiv ist. Ich würde gerne mit ArchitektInnen und ParfümeurInnen zusammenarbeiten, und wir haben bereits mit einem talentierten Komponisten zusammengearbeitet.

F: Wo siehst du TTSWTRS in der Zukunft – abgesehen von deinem vorhin erwähnten Ökosystem – und welche Meilensteine möchtest du unbedingt erreichen?

AO: In zehn Jahren sehe ich uns mit Offline-Räumen auf der ganzen Welt, aber nach wie vor mit Kiew als Kern. Ich möchte, dass wir eine nachhaltige, revolutionäre, emotional intelligente Marke aufbauen. Eine, die ständig Fragen stellt und Gefühle weckt. Und mein anderer größter Traum ist es, Zoos endlich zum Schließen zu bringen. Unsere Kinder sollten die klügsten Kreaturen nicht als Gefangene zu unserem Vergnügen sehen.

Julia Marie Werners Bild „More Than a Body“ stellt Fragen in den Raum: Wie sehen Frauen – und wie werden sie gesehen?

Ob Magazincover oder Kriegsberichterstattung: Wir werden visuell überwiegend von männlichen Perspektiven gefüttert. Dabei hantieren Frauen mindestens so geschickt mit Kameras wie Männer –schon seit es überhaupt Fotografie gibt. Journalismus, Kreativbranche und wir alle müssen uns an die Nase nehmen und gezielt weibliche Perspektiven aufsuchen. Wer nicht weiß, wo anfangen, braucht nur weiterzublättern: In Zusammenarbeit mit dem Berliner Concept Store White Label Project zeigen wir die Blickwinkel von neun Fotografinnen aus aller Welt.

Text: Josefine Zürcher Fotos: Djeneba Aduayom, Gabriela Alatorre, Lois Cohen, Amanda Friedman, Matilde Gattoni, Dörte Fitschen-Rath, Fion C.Y. Hung, Julie Marie Werner, Natasha Wilson

Matilde Gattoni

Die italienisch-französische Fotografin lebt in Barcelona und fängt mit ihrer Kamera soziale, ökologische und menschenrechtliche Themen ein.

Warum ist es wichtig, dass wir Fotos von Frauen sehen?

Matilde: Weil 85 Prozent der FotojournalistInnen weltweit Männer sind.

Amanda Friedman

Sie unternahm in Los Angeles, wo sie heute noch wohnt, ihre ersten fotografischen Gehversuche: indem sie SchauspielerInnen und MusikerInnen fotografierte.

Warum ist es wichtig, dass wir Fotos von Frauen sehen?

Amanda: Wenn Frauenperspektiven gezeigt werden, erweitert dies die Bandbreite der Geschichten und Erfahrungen, denen wir begegnen, und bietet eine größere Vielfalt an Erzählungen.

Djeneba Aduayom

Bevor sie für kunstvolle Porträts bekannt wurde, tourte Djeneba die Welt als Tänzerin. Sie wuchs in Togo und Paris auf und lebt mittlerweile in Los Angeles.

Warum ist es wichtig, dass wir Fotos von Frauen sehen?

Djeneba: Wenn mehr Frauen fotografieren, erweitern wir die visuelle Sprache, die wir alle teilen. Wir bringen Erzählungen ans Licht, die sonst vielleicht verborgen bleiben würden. Das Ergebnis sind nicht nur vielfältigere Bilder –es ist eine reichhaltigere, wahrheitsgetreuere Darstellung unserer vernetzten Realität.

Lois Cohen

Die Niederländerin inszeniert starke und surreale Frauenfiguren – mit einem Sinn für Humor und einer Liebe zum Surrealen.

Was sehen deine Augen, was die Augen eines Mannes nicht sehen?

Lois: Manchmal ärgert es mich, dass wir uns so sehr mit dem Geschlecht auseinandersetzen, doch dann sehe ich, dass der männliche Blick eben noch immer dominiert. Meine Arbeit war schon immer eher feminin, und in letzter Zeit ist sie noch vulnerabler geworden. Ich glaube, dass Frauen oft vielschichtiger sind. Unser Vorteil ist, dass wir tiefer in unseren Emotionen graben und uns mit ihnen auseinandersetzen.

Fion C. Y. Hung

In ihrer Fotografie verarbeitet Fion Familientraumata und Geschlechterfragen. Sie wuchs in Hong Kong auf und lebt noch immer dort.

Warum ist es wichtig, dass wir Fotos von Frauen sehen?

Fion: Historisch gesehen ist die Fotografie männlich dominiert und ist demzufolge ein Werkzeug, das Frauen kontrolliert, indem es ihre Identitäten und sozialen Positionen formt. Es ist wichtig, die Geschehnisse in der Gesellschaft aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Gabriela Alatorre

Die mexikanische Fotografin wohnt in Berlin und erkundet in ihrer Arbeit den Körper aus einer dekolonialen Perspektive.

Was sehen deine Augen, was die Augen eines Mannes nicht sehen?

Gabriela: Für mich geht es nicht nur darum, was wir sehen, sondern auch um die Orte, von denen aus wir sehen oder sprechen. Wenn wir zum Beispiel den weiblichen Blick als von Natur aus sensibler beschreiben, verstärkt das ein Stereotyp von Weiblichkeit, das wir hinterfragen müssen. Der weibliche Blick kann auch scharf, rational und rau sein.

Dörte Fitschen-Rath

Die Hamburgerin wohnt und arbeitet in New York. Sie hat an der School of Visual Arts und am Pratt Institute als Gastprofessorin unterrichtet.

Julia Marie Werner

Warum ist es wichtig, dass wir Fotos von Frauen sehen?

Julia Marie: In der Fotobranche herrscht nach wie vor eine Ungleichheit, sowohl was die Sichtbarkeit als auch was die Anerkennung der Arbeit von Frauen betrifft.

Julia lebt in Hamburg, porträtiert aber Menschen, Tiere und versteckte Orte auf der ganzen Welt.

Natasha Wilson

Die Modefotografin kreiert meisterhafte Farbpaletten und Traum-ähnliche Szenarien. Sie lebt in Los Angeles.

Was sehen deine Augen, was die Augen eines Mannes nicht sehen?

Natasha: Ich schaue nicht nur auf den Körper oder die Schönheit des Motivs. Da ist immer mehr.

„The Women of Hollywood Speak Out“, titelte das New York Times Magazine vor gut zehn Jahren. Das Cover zierten Dutzende von Frauen. Später folgte die MeToo-Bewegung, die Licht in die düstersten Ecken Hollywoods brachte. Ist seitdem also alles besser geworden für Frauen in der Kreativbranche? Weit gefehlt. Ein grundlegendes Problem legte sich bereits wie ein Schatten über die New York Times Coverstory: Jedes einzelne der Porträts wurde von ein und demselben Mann geschossen. Bevor Lesende jetzt innerlich argumentieren, dass er wohl ein guter Fotograf war, vielleicht sogar besser als alle Frauen, müssen ein paar Zahlen und Fakten her. Eine Analyse von The Female Photo Club aus dem Jahr 2022 nahm 928 Covers von 72 Magazinen unter die Lupe. Erfreut wurde festgestellt, dass sich der Anteil an Frauen, die die Titelseiten schossen, verdoppelt hatte. Er lag bei läppischen 25 Prozent im Vergleich zu 13 Prozent im Jahr 2019. PhotoShelter analysierte 8 Magazine und insgesamt 96 Cover. 5,2 Prozent wurden von Frauen aufgenommen – die Hälfte davon von Annie Leibovitz. Das Problem wird deutlicher, wenn man bedenkt, dass auf den meisten Magazincovern Frauen abgebildet sind – inszeniert durch den männlichen Blick. Gerade wenn es um sensible Themen geht, die fast ausschließlich Frauen betreffen, wie die Ausbeutung und der Missbrauch in Hollywood aus der New York Times Coverstory, fragt man sich: Warum wollte man die visuelle Inszenierung nicht einer Frau überlassen?

Etwa 90 Prozent der Bilder unserer Medienlandschaft, sei es Werbung oder Magazine, seien von Männern kreiert, sagte Fotografin Jill Greenberg 2018 in ihrem TedxTalk. Wir sehen die Welt gefiltert durch die Linse eines Mannes. Jill Greenberg ist eine der wenigen Frauen, die es vermeintlich geschafft hat, Anerkennung in der Fotografiewelt zu genießen. Der „Jill Greenberg Look“ hat sich etabliert –seit ihre Bilder von weinenden Kindern um die Welt gingen. Doch auch sie bekam die berüchtigte Glasdecke zu spüren. Gewisse TV-Sender, Magazine und Filmstudios seien eben Boys’ Clubs, wurde sie vertröstet, als sie bemerkt habe, wie Männer, die ihren charakteristischen Stil kopieren, Jobs ergattern, die sie nicht bekam. Dass Narrative, bei denen es explizit um die Realität von Frauen in der Kreativbranche geht, schließlich von einem Mann visualisiert werden, ist oft nicht einmal beabsichtigte Bosheit, sondern ein Fortsetzen fixierter Machtstrukturen, ohne Hinterfragen, ohne Nachdenken. Das Patriarchat schlägt in uns allen Wurzeln, kaum sind wir geboren.

KODAK GIRLS

Hinterfragt man dann doch einmal, warum überwiegend Männer Frauen und die Welt inszenieren, wird gerne etwas von Meritokratie erzählt. So, wie manche Leute glauben, dass Frauen untervertreten in anderen Berufen sind, weil sie eben nicht gut genug sind, glauben manche, dass es eben weniger gute Fotografinnen gibt. Wäre schön, in einer so einfach erklärbaren Welt zu leben. Die unterliegenden Strukturen sind etwas verworrener. Frauen sind weder schlechter in der Fotografie noch weniger daran interessiert. Das zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Schwierig zu glauben, aber für einmal scheint früher wirklich alles besser gewesen zu sein. Zumindest, was die Geschlechtergleichheit in der Fotografie angeht. Um 1900 war es kaum üblich für Frauen, überhaupt einen Beruf auszuüben. Es dauerte noch ein paar Jahrzehnte, bis Frau eine Kreditkarte besitzen und sich scheiden lassen durfte. Doch Frauen machten damals 20 Prozent der professionellen FotografInnen aus – ein Prozentsatz, der bis heute kaum angestiegen ist. Während etwa 80 Prozent der SchülerInnen in fotografischen Studiengängen Frauen sind, schwirrt die Zahl im Berufsleben nach wie vor um die 20. Wer hätte gedacht, dass wir uns mal zurück ins Jahr 1893 wünschen würden? Damals erkannte Kodak das weibliche Interesse an Fotografie und launchte die Kampagne Kodak Girl. Das Kodak Girl war jung, modisch und stets mit einer Kamera ausgestattet – das Unternehmen wollte Kamera und Fotografie explizit an Frauen vermarkten. Dass es sich dabei meistens um besonders einfach zu bedienende Kameras handelte, lassen wir jetzt mal so stehen, ohne zu viel hineininterpretieren zu wollen.

Heute muss das Kodak Girl kämpfen, um gesehen zu werden – auch von denjenigen, die das Werkzeug liefern und vor 132 Jahren das Mädchen mit der Kamera feierten. Die Verantwortung liegt nämlich auch bei Kameraherstellern. Fuji, Nikon oder Canon ernennen regelmäßig BotschafterInnen. Wobei man sich das gendern hier sparen könnte, da die Brands immer und immer wieder zu vergessen scheinen, dass auch Frauen großartige Ambassadors ihrer Marke wären. Canon ernannte 2021 von 109 Ambassadors gerade einmal 14 Frauen. Ebenfalls 2021 nominierte Canon Philippines keine einzige Frau. Zwei Jahre zuvor veröffentlichte der Kamerahersteller einen Artikel, der fragt: Warum gibt es so wenige Frauen im Fotojournalismus? Eine wichtige Frage, zu deren Antwort Marken wie Canon selbst einiges beitragen könnten. Auch bei Fuji und Nikon sieht es ähnlich düster aus. Es mag ein Schritt sein, Programme wie „Female Facets“ von Nikon in die Welt zu rufen, doch

Natasha Wilson, „Valentine“: Eine Farbpalette wie aus einem Film.

wenn es niemand an der Spitze auf die Reihe kriegt, Frauen als Ambassadors zu küren, ihre Arbeit zu schätzen und sich dafür zu interessieren, ist es nicht viel mehr als Tokenism.

(FE)MALE

GAZE

Das eingangs erwähnte Beispiel der Coverstory ist nur eines von zahllosen, das beweist, wie tief verwurzelt das Patriarchat ist. So tief nämlich, dass kaum jemand hinterfragt, warum wir alle davon ausgehen, dass ein (weißer) Mann für jegliche Art von Job die beste Wahl ist. Dass sein Blick die Norm ist, die Grundform, in die wir uns alle biegen sollen, selbst wenn es schmerzt. Liegt es daran, dass die Welt an Männern gemessen wird, seit wir aufrecht gehen können? Unser aller Augen wurden geformt vom männlichen Blick, vom male gaze, den die britische Filmtheoretikerin Laura Mulvey in den Siebzigerjahren im Film erforscht hat. In der Fotografie funktioniert der male gaze analog zum Film. Frauen stehen als Models öfter vor der Kamera statt dahinter. Sie sind zwar sichtbar, werden aber oft vom immergleichen Blick gesehen. Schönheit steht im Mittelpunkt – müsste sie aber nicht zwingend. Während bei männlichen Fotografen sexuelle Spannung mitschwingt, bringen Frauen einen anderen Blick rein. Schauen, ohne zu glotzen, sozusagen. Einen Frauenkörper zu inszenieren, ohne diesen als in erster Linie sexuell darzustellen. Eine nächste Ebene kommt mit der Retouche hinzu. Woher kommt der Ultra-Airbrushed-Look, an den wir uns längst gewöhnt haben? Wenn vermehrt Redakteure, Fotografen und Grafikdesigner entscheiden, wie ein Bild – eine Frau –auszusehen hat, ohne dass eine andere Sichtweise miteinbezogen wird, wundert es nicht, dass wir bei einem unrealistischen, eurozentrischen Einheitsbrei gelandet sind. Und wenn Männer die Haut von Frauen digital glatt polieren, bis sie porenloser als Barbies Plastikhülle ist, Körper biegen, verschlanken und Kurven hinzufügen, die es in der Natur nicht gibt, nützt uns die ganze Body-Positivity-Bewegung nichts.

Denn Fotografie existiert nicht nur, um (vermeintliche) Schönheit abzubilden, sondern auch, um die Realität oder eigene Emotionen festzuhalten. Auch darum ist es wichtig, dass Frauen im Fotojournalismus tätig sind. Eine Frau hat möglicherweise als Kriegsfotografin eine andere Sicht auf ein Krisengebiet. Die amerikanische Fotografin und Präsidentin der Magnum Foundation Susan Meiselas sieht darin eine einzigartige Stärke: Als eine der wenigen Frauen in Konfliktzonen habe sie weniger bedrohlich gewirkt, sich der Umgebung besser anpassen oder gar in ihr verschwinden können, wird sie von der Non-Profit Kunstinstitution Aperture zitiert.

Wie wir weltverändernde Ereignisse wie Kriege visualisiert sehen, beeinflusst unser Denken. So sollte auch da nicht der einzige Blickwinkel männlich und weiß sein. Im Gespräch mit The Game Magazine findet die iranische Fotografin Mahshad Jalalian klare Worte. Sie kämpfe nicht nur mit Zensur, schlechterer Bezahlung und weniger Möglichkeiten, sondern auch mit Männern, die ihr aktiv den Weg versperren, indem sie beispielsweise Tripods in ihrer Bildfläche aufstellen oder gezielt nur Männer für Aufträge anfragen. Auch Jalalian weist darauf hin, dass man als Frau eine einzigartige Perspektive auf Konflikt- und Kriegszonen hat. Dokumentarische Fotografie zeigt die

Realität. „Wie kann man denn nicht die Wahrheit sehen wollen?“, fragt Jalalian, die schon öfter Druck bekommen habe, gewisse Fotos zu löschen. Einen Vorteil gebe es: „Als Frau wirst du nie ernst genommen. Aber: Sie töten dich nicht als Erstes“, zitiert sie Kriegsfotografin Marie Decker.

NO MORE BOYS’ CLUB

Es kann eigentlich nicht sein, dass wir vom Kodak Girl von vor gut 130 Jahren nicht viel weiter als Annie Leibovitz gekommen sind. Darum die gute Nachricht nach so viel Pessimismus: Es mangelt nicht an talentierten Frauen mit Kameras. Sonst würden wir ja diese Seiten nicht so locker füllen. Susan Meiselas sagte einst auf die Frage von Schriftsteller Giles Tremlett, ob sich die Fotografieagentur Magnum wie ein Boys’ Club anfühlt: „Die Welt fühlt sich für mich wie ein Boys’ Club an“. Zeit, diese exklusiven Cliquen aufzulösen.

Im Interview mit uns (FACES-Ausgabe Mai 2024) sagt die italienische Modefotografin Lucia Giacani „Fakt ist: Man muss härter arbeiten, um eine Fotografin zu werden. Die Leute wollen einem keine großen Budgets anvertrauen, da Männer als seriöser und sicherer angesehen werden.“ Über solchen Unsinn kann man sich aufregen. Produktiver aber ist es, die Kamera in die Hand zu nehmen und die Männermeinungen links liegen zu lassen. Das machen zahlreiche Frauen, nicht-binäre Menschen und People of Color längst. So gründete die dominikanisch-amerikanische Fotografin Renell Medrano 2024 ihr eigenes Magazin. ICE ist inspiriert von Players aus den Siebzigern, das sich zwar Schwarzen Frauen und Black Culture gewidmet hat, aber aus männlicher Sicht. Medranos Version wurde ausschließlich von Frauen auf die Beine gestellt und richtet sich an Frauen.

Wer fotografiert, nimmt Raum ein, kann sichtbar machen, was auch immer man sichtbar machen möchte. In ihrer Essaysammlung „On Photography“ spricht die amerikanische Kulturkritikerin Susan Sontag zwar kaum direkt über Frauen in der Fotografie. Sie sagt aber: „Menschen zu fotografieren bedeutet, sie zu verletzen, indem man sie so sieht, wie sie sich selbst nie sehen, indem man Wissen über sie hat, das sie nie haben können; es macht Menschen zu Objekten, die symbolisch besessen werden können.“ Wer zur Kamera greift, schnappt sich automatisch Verantwortung. Diese Verantwortung liegt schon zu lange bei Männern, die über die Jahre entschieden haben, dass ihr Blick gilt. So sehr, dass er als neutral gilt. Am Aufbrechen dieser Ideologie sind wir alle, die gerne visuell konsumieren, beteiligt. Indem wir entscheiden, welche Ausstellungen wir besuchen, wem wir auf Instagram folgen, wessen visuelle Narrative uns interessieren. Es schadet nie, sich mit einem Blickwinkel auseinanderzusetzen, in den man sich nicht hineinversetzen kann.

Das heißt übrigens nicht, dass Männer ein Fotografierverbot bekommen. Auch wenn das vielleicht manchmal das Beste wäre. Aber die Menschheit ist komplex und vielschichtig. Was Frauen und marginalisierte Gruppen abseits der heteronormativen, westlichen Norm erleben, soll genauso gesehen werden wie das tausendste Porträt eines weißen Typen. Wenn nur Männer unsere Welt abbilden, festlegen, wie Frauen auszusehen haben, übernehmen wir eine einseitige Denkweise in einer Welt, die unglaublich vielschichtig ist.

WLP ART

Die wunderbar vielseitigen Fotografien, die sich über diese Seiten erstreckt haben? Die gibt’s zu kaufen: Bei White Label Project. Der Concept Store hat WLP Art ins Leben gerufen – eine kontemporäre und sorgfältig kuratierte Online-Galerie. Es gibt nummerierte und limitierte Prints von aufstrebenden FotografInnen aus aller Welt – und ja, auch ein paar Männer haben sich ins Portfolio geschlichen. whitelabel-project.com

Valentino Vivace: Dein Mann für Dolce Vita auf dem Dancefloor.

SOMMERLIEBE

UOMO DISCOTECA

Musik wie eine Vespa-Fahrt durch Rimini: Auf seinem

zweiten Album mixt Valentino Vivace italienischen

Charme mit Achtzigerjahre-Pastiche. Doch statt

nach Fernweh und Nostalgie klingt „Discoteca Vivace“ vor allem nach Musik für Exzess im Hier und Jetzt.

Dein Sommer am Meer ist somit offiziell gestartet.

Text: Michael Rechsteiner Fotos: Young & Aspiring

Menschen, die nicht aus Zürich stammen, müssen uns jetzt einfach glauben, wenn wir behaupten: Nichts, aber auch gar nichts, ist weiter entfernt vom Charme einer dolce notte an der Amalfiküste als das Zürcher Stadtquartier Oerlikon. Alleine schon das Wort: Oerlikon. So elegant wie Pesto auf dem Schneidezahn. Doch manchmal wachsen Blumen durch Beton. Und so steht auch in Zürich-Oerlikon das Musikstudio jenes Künstlers, dessen Sound perfekt das Flair eines italienischen Sommers einfängt. Valentino Vivace zelebriert auf seinem zweiten Album „Discoteca Vivace“ den Rausch einer Partynacht irgendwo zwischen Ligurien und Apulien, vom ersten Negroni vor dem Eindunkeln bis zum Sonnenaufgang am spiaggia. Mit seinem neuen Werk verfeinert der im Kanton Tessin geborene Musiker eine Formel, die ihn 2022 mit dem Debütwerk „Meteoriti“ zu einem der interessantesten Newcomer des Landes machte. Anteil daran hat auch Valentinos Achtzigerjahre Luna Park Look: In knalligen Tracksuits, luftigen Seidenhemden und einem geradezu militanten Vokuhila sieht der Sänger aus, als würde er beruflich Autoscooter einparken und dabei trotzdem alle Herzen brechen. Ein Mann, der nach dem Lichterlöschen weiß, wo die Fete weitergeht. Dabei entsprang die künstlerische Leichtigkeit zunächst aus akademischer Motivation. Valentino schrieb die ersten Songs für das Projekt als Masterarbeit für seinen Hochschulabschluss. Spontan entschied er sich im Anschluss für eine professionelle Veröffentlichung und weckte damit nicht nur die Campari-Spritz-Sehnsüchte zwischen dem Genfer- und Bodensee, sondern sorgte auch außerhalb der Schweiz für erstes Aufhorchen.

DIE RICHTIGE DOSIS DOLCE DISCO

Schwangen auf „Meteoriti“ noch die Einflüsse von Valentinos musikalischen Ursprüngen im Indie-Pop mit, tanzt „Discoteca Vivace“ nun vollends enthemmt unter der Italodisco-Spiegelkugel und verneigt sich vor den Pionieren des Genres. So setzt der Song „Baia Degli Angeli“, benannt nach dem legendären Siebzigerjahre-Nachtclub,

DISCOTECA VIVACE

Kein Geld für Urlaub an der Adria? Soll vorkommen. Waren ja auch ein paar bekloppte Wochen an der Börse. Hoch im Kurs steht dagegen Valentino Vivace. Der Italo-Pop des Schweizers tropft so angenehm und frisch ins Ohr wie schmelzendes Wassereis auf die Zunge. „Discoteca Vivace“ ist sein zweites Album. Darauf verneigt sich Vivace vor seinen Idolen aus den Achtzigerjahren und kickt diese mit seinen Tanzstiefeln in die musikalische Gegenwart. Ein Volltreffer, wie ihn Roberto Baggio auf dem Fußballplatz nicht besser landen könnte. (Ausnahme: WM-Finale 1994. Scusi, falls das jetzt alte Wunden aufgerissen hat.)

valentinovivace.com

dem 2024 verstorbenen Pino D’Angiò ein musikalisches Denkmal. Doch Valentino Vivace hat mit seiner Discoteca kein Geisterhaus gebaut, in dem einzig die Echos einer vergangenen Ära gefangen sind. „Ich will nicht etwas machen, das genauso klingt wie vor 40 Jahren“, hält Valentino bei seinem Besuch in der FACES-Redaktion fest. „Reine 80s Italodisco kann auf Dauer ermüdend wirken. Sie hat einen Kitsch-Faktor, der irgendwann too much wird.“ Dieser Überdosis Kitsch wirkt Vivace entgegen, indem sich sein Sound auch auf Genres wie House Music, speziell dem Subgenre French Touch, bezieht. Ein internationaler Inspirationsmix, der sich jetzt auszahlt: „Für mich war von Anfang an klar: Wenn ich dieses Projekt aufziehe, dann muss ich groß denken. Mein Traum ist es, mit diesem Projekt Menschen auf der ganzen Welt zu erreichen“, erzählt Valentino. „Ich bin nicht jemand, der gerne angibt. Das ist vielleicht ein Schweizer Merkmal. Aber es ist eine falsche Bescheidenheit zu glauben, dass KünstlerInnen von hier nicht denselben Erfolg haben können wie solche beispielsweise aus England.“ Gesagt, getan: Sein Erfolg führte Valentino Vivace inzwischen unter anderem auf Konzerte in Deutschland, Mexiko und –ovviamente – nach Italien. Der Respekt vor den dortigen Gigs ist beim Sänger besonders groß. „Das Publikum versteht alle Songtexte und könnte deshalb durchaus auch etwas kritischer sein.“

Davon hat Valentino Vivace bislang noch nichts zu spüren bekommen. Ihm fliegt ganz viel amore entgegen, egal wo er landet. Denn sobald der 29-Jährige zum Mikrofon greift, werden neonbunte Erinnerungen an mediterrane Partynächte lebendig, die wir so vielleicht gar nie erlebt haben. Doch was gehört eigentlich für Valentino Vivace zu einer solchen notte speciale? Ein Meer kann nicht schaden. Drinks, unbedingt. Zum Beispiel ein Campari Spritz. Oder eine Cola, vielleicht direkt aus der kleinen Glasflasche. Gutes Styling ist Pflicht – je bunter, je besser. Aber: „Das Wichtigste sind die Leute, die bei dir sind. Dann kannst du auch in Zürich irgendwo in einem Loch sitzen.“

PROVOCATEUR JESUS, MARIA UND NINA!

Unsere Stimme des Herrn ist weiblich: Nina Hagen hat das Sagen.
70 Jahre Nina, 7'000 Looks: In Sachen Stil gab

Seit den Siebzigerjahren hatten wir sechs Päpste. Aber nur eine Nina Hagen. Ihren Segen spürt die Musik- und Modewelt bis heute. Zum 70. Geburtstag zünden wir dem Universalgenie und -wahnsinn eine Kerze an.

Text: Michael Rechsteiner

Von der DDR bis NYC: Eine Tour de Force zwischen Punk und Peace.

Manchmal klingt die Stimme der Vernunft wie eine Sirene des Chaos. Eine Stimme, die in fünf Oktaven wahlweise sozialistisch konformen Schlager trällert, deutschen Punk weltberühmt macht oder den Gospel voller Inbrunst predigt. Oder, wie an einem Sonntagabend im Jahr 1992, vor versammelter Fernsehnation zwei Frauen anbrüllt: „Ich schreie Sie so lange an, wie ich will“, krawallt Nina Hagen in der Diskussionsrunde „Talk im Turm“ und meint damit Ilse-Maria Oppermann vom Bundeselternrat sowie Angela Merkel, damals Bundesministerin für Frauen und Jugend. Es geht um die Legalisierung weicher Drogen, gefordert von Hagen in einem heiligen Furor. Als der Sängerin klar wird, dass sie gegen eine vieräugige Wand mit dem Fortschrittsdenken einer Häkeldecke debattiert, stürmt sie dem hilflosen Moderator aus der Sendung. Für diesen denkwürdigen Auftritt – oder vielmehr: Abgang – hat sich Nina Hagen später entschuldigt. Dabei sind wir es, die ihr zu danken haben. Jahrzehntelang planschte sie als knallbunter Farbkessel gegen einen deutschen Unterhaltungsmainstream, der so spannend war wie eine vergilbte Raufasertapete. Als vermeintliche Hofnärrin, der die Wahrheit auf der Zunge tänzelt, holten sich Talkshows im In- und Ausland La Hagen auf die Couch und nahmen für den temporären Kontrollverlust auch Kollateralschäden in Kauf: Nachdem Nina 1979 bei einer Live-Sendung des österreichischen Fernsehens Masturbationstechniken für Frauen demonstrierte, war Gesprächsleiter Dieter Seefranz seinen Job los.

FREIHEITSKAMPF & FRONTSCHWEINEREI

Klar, verliehen ihr für solche Auftritte die Medien den Titel „Godmother of Punk“. Fragt man Nina Hagen nach einer treffenderen Bezeichnung, sagt sie: Freiheitskämpferin. Ein Kampf, in den sie bereits hineingeboren wurde. Als Kind der DDR imitierte Nina im Alter von neun Jahren Stimmübungen für die Oper, lauschte Janis Joplin und Joe Cocker von der Platte. In ihren Teenagerjahren eiferte sie in einer geheimen Kabarettgruppe lebenslangen Vorbildern wie Bertolt Brecht und Wolfgang Neuss nach. Nach einer Ausbildung am Zentralen Studio für Unterhaltungskunst durfte Nina Hagen als staatlich geprüfte Schlagersängerin zunächst brave Liedchen für die Klatschonkel und -tanten trällern. Doch es war „Du hast den Farbfilm vergessen“, der zu ihrem ersten Hit wurde – auch dank des subversiven Textes, der die graue Tristesse der Ost-Republik ankreidet. Mit 21 Jahren gelang Nina Hagen die Flucht aus der DDR. London calling und Nina nahm den Anruf entgegen. In Englands Punk Ground Zero konnte sie endlich zu dem werden, was sie nach eigenen Worten immer sein wollte: „Frontschwein“.

Schon bald schielte die Sängerin auf einen noch größeren Saustall: die USA. Dort ließ auch Nena 99 Luftballons aufsteigen, doch Nina Hagen zündete 100 Stangen Dynamit. Mit dem Talent von Cyndi Lauper, Iggy Pop und Klaus Nomi in Personalunion wurde sie zu Deutschlands aufregendstem Export – Jahre später revanchierten sich die Vereinigten Staaten, indem sie Deutschland David Hasselhoff zum Geschenk machte. Ein Handel, etwa so, als würde man Manhattan für ein paar bunte Murmeln tauschen. Hagens „New York New York“ landete auf Platz 9 der US-Charts und ist noch immer unsere definitive Hymne der Hudson-Metropole. Sorry, Frank Sinatra und Jay-Z.

VON EINEM ANDEREN PLANETEN

PERSONAL JESUS

Mit 17 Jahren fand Nina Hagen zu Gott – auf LSD, denn die Wege zum Herrn sind unerwartet. Bevor die Sängerin aber ihr erstes GospelAlbum aufnahm, musste sie erst noch Punk-Geschichte schreiben, von UFOs predigen und einem indischen Guru folgen. Die Wege zum Herrn führen manchmal eben auch auf seltsame Pfade. Jetzt ist „Personal Jesus“ 15 Jahre nach dem Release zum ersten Mal als Vinyl-Version erhältlich, inklusive Bonustrack „I Am Born To Preach The Gospel“. Keine Bange: Im unnachahmlichen Stil der Rock-Diva klingen die Songs nicht nach Sonntagsschule und lassen auch AtheistInnen mit den Fingern schnippen. Gott, äh, Nina sei Dank. groenland.com

Auch der Rest der Welt: hin und weg. Als 1985 mit der ersten Festivalausgabe von Rock in Rio das bis dato größte Konzert der Musikgeschichte über die Bühne ging, bejubelten um die 300'000 Fans Hagens Performance. Zurück in Europa wurde sie zur Muse von Jean Paul Gaultier (und heiratete nebenbei einen seiner Stylisten). Auch Vivienne Westwood tobte sich fortan modisch an Nina Hagen aus und trug ihren Status als Stilikone in die Neunzigerjahre. Looks wie von einem anderen Stern passten zu den Themen, die Nina nun umtrieben. Ein UFO will sie gesehen haben. Und Gott sei ihr bereits als Teenagerin während eines LSD-Trips begegnet. Nach einem kurzen Ausflug in ein indisches Ashram fand sie schließlich wieder Platz auf Wolke 7 der christlichen Nächstenliebe. Wer heute ein Trinkspiel wagt und jedes Mal einen Korn kippt, wenn Nina im Interview den lieben Gott erwähnt, hat hoffentlich einen Schutzengel, der weiß, wie man einen Magen auspumpt. Auch nach über 50 Jahren ist die Predigt von Nina Hagen nicht zu Ende. Regelmäßig veröffentlicht sie neue Songs und vermählt dabei das Spirituelle mit dem Politischen, beispielsweise auf dem Album „Personal Jesus“, das jetzt neu als Vinyl-Version aufgelegt wird. Ob sie SCHREIT oder flüstert, manchmal im selben Satz, eine Stimme der Vernunft ist Nina Hagen geblieben – auch wenn sie sich dabei manchmal verplappert. Und selbst jene, denen die Worte der Sängerin einst um die Ohren geflogen sind, zollten ihr irgendwann Tribut: Als Angela Merkel 2021 als deutsche Bundeskanzlerin abtrat, ließ sie sich vom Bundeswehrorchester mit einer Marschversion von „Du hast den Farbfilm vergessen“ begleiten. Kurz darauf schossen die Streaming-Zahlen des Songs in die Höhe. Deutschland hatte nicht mehr länger eine „Mutti“. Doch seine Mother ist noch lange nicht damit fertig, uns die Leviten zu lesen.

Photography: Alessandra Rinaudo

Styling: Davide Belotti

Hair: Bruno Oliveira

Make-up: Sofia Gatto

Photography Assistance: Emy Paes

Styling Assistance: Camilla Perucchio, Valerio Rizzari, Veronica Vaghi

Model: Lera, 26Models

Location: Cascina Cuccagna

FOUNTAIN SILVER VELVET CASTLE

Kleid von JORDANLUCA. Kopfschmuck und Halskette von LA MEDITERRANEA. Ohrringe und Ohrcuff von VOODOO JEWELS. Unterwäsche von FESTA FORESTA. Schuhe von. ETRO.

Kleid von BABYLON. Krinoline von FAWZI TALIL. Hut von MONTEGALLO ALICE CATENA. Halskette von 12PM. Schuhe von GIUSEPPE ZANOTTI (VINTAGE).
Top von DAVII. Rock von ALMA SANCHEZ. Strümpfe von FESTA FORESTA. Schuhe von JORDANLUCA.
Kleid von FENDI. Kopfschmuck
Kleid von ROMEO GIGLI. Krinoline und Maske von FAWZI TALIL. Stulpen von AMF. Schuhe von OVJE.

WELCOME AWAY HOME

Tolle Randerscheinung: Das Anwesen Oikos Nostos auf Lefkada.

Wohin geht die Reise – für die Reisebranche? Niemand mag mehr im Urlaub den Wecker auf 6 Uhr stellen, damit das Badetuch rechtzeitig vor allen anderen in der ersten Liegereihe am Swimming Pool ausgerollt werden kann. Wer heute sein Zuhause für die Ferne verlässt, will sich nicht mehr mit einem Stück Schokolade auf dem Hotelbettschal abspeisen lassen. Gefragt sind mehr denn je: Privatsphäre, Individualität und luxuriöser Komfort, der sich eingelebt anfühlt und nicht wie die Interiorausstellung an einer Möbelmesse.

Diesen Wunsch erkannten Rossella Beaugié und ihr Ehemann Huw bereits, als Airbnb noch sechs aneinandergereihte Buchstaben ohne Sinn waren. Vor 23 Jahren wagte sich das Paar mit The Thinking Traveller ins Abenteuer und vermietet mit Sorgfalt kuratierte Luxusvillen in Regionen von Italien, Griechenland und Korsika. Im Interview verrät uns Rossella, was gute Gastfreundschaft ausmacht, mit welchen Massnahmen gegen Übertourismus vorgegangen werden sollte und wie man sich den italienischen Sommer nach Hause auf den Tisch und in die Musikplaylist holt.

Interview: Michael Rechsteiner Fotos: The Thinking Traveller
Ein Hauptgewinn in Apulien: Das Casino Doxi Stracca.
„REISEN BRAUCHT EINEN RESET, MIT EINEM DURCHDACHTEREN ANSATZ.“
Ab ins Grüne. Und dann ins Nass: Vila Talamo in der Toskana.

FACES: Erinnerst du dich an deinen allerersten Urlaub?

Rossella Beaugié: Der erste aufregende Urlaub, an den ich mich als Kind erinnere, war eine kleine Kreuzfahrt um die Äolischen Inseln vor der Nordküste von Sizilien. Ich war so beeindruckt von dem Anblick des Stromboli, eines aktiven Vulkans, der wie von Zauberhand aus dem kobaltblauen Meer auftauchte und regelmäßig rauchte. Ich verliebte mich in die typischen weißen Äolsgebäude, die wie Puppenhäuser aussahen und entdeckte mein neues Lieblingsfrühstück: Mandel- und WassermelonenGranita, serviert in einer warmen Brioche. Wie es das Schicksal wollte, standen mein Mann und ich Jahre später auf dem Stromboli und beschlossen dort, unser Leben zu ändern, unsere Karrieren in Paris aufzugeben und The Thinking Traveller zu gründen.

F: Was macht gute GastgeberInnen aus?

RB: Will Guidara erklärt es sehr schön in seinem Buch „Unvernünftige Gastfreundschaft“: Ein guter Gastgeber ist jemand, der seinen Gästen zuhört und ihnen das Gefühl gibt, dass sie willkommen sind, dass sie dazugehören. Es geht darum, seine Gäste an erste Stelle zu setzen.

F: Die Villen von The Thinking Traveller werden als Orte voller Seele beschrieben. Was müssen Anwesen erfüllen, um dem gerecht zu werden?

RB: Sie müssen authentisch sein, Charme und eine tiefe Verbundenheit haben mit der Region, in der sie liegen. Und sie müssen den Charakter der Region oder der Zeitepoche widerspiegeln. Sei es durch die Wahl der Materialien, den Einsatz von HandwerkerInnen vor Ort, die Beibehaltung der ursprünglichen Architektur und Artefakte, ein modernes Design, das das Land und die Natur widerspiegelt oder durch auffallend kuratierte Ausblicke. Die Anwesen müssen von ihren BesitzerInnen und MitarbeiterInnen geliebt werden, denn diese Wärme, die so schwer zu beschreiben ist, können die Gäste spüren.

F: Ihr bietet zu den Locations auch besondere Erlebnisse vor Ort an. Erzähle uns von deinen Favoriten.

RB: Ich liebe die kulinarischen Retreats in einer unserer Vorzeigevillen, Rocca delle Tre Contrade, mit der dort ansässigen Küchenchefin Dora. Eine authentischere und bereichernde sizilianische Erfahrung kann man nicht machen. Für Familien mit kleinen Kindern und TeenagerInnen sind meine Favoriten diejenigen, die wir ursprünglich und mit unseren eigenen Kindern perfektioniert haben: Eine Wanderung durch den archäologischen Park von Selinunte mit einem Bad und anschliessend Spaghetti mit Hummer zum Mittagessen oder eine

Wanderung auf den Ätna mit einem Vulkanologen, der eine unterhaltsame Lektion in Chemie, Geschichte, Physik und Mythologie erteilt.

F: Wie haben sich die Wünsche von Reisenden in den letzten 20 Jahren verändert?

RB: Als wir anfingen, war der Standard der in Europa zu vermietenden Immobilien von einigen Ausnahmen abgesehen recht einfach. Mit dem exponentiellen Wachstum des Villenvermietungsmarktes, auch im gehobenen Segment, und dem Anstieg der Preise sind die Erwartungen der Gäste entsprechend gestiegen. Villen werden nicht mehr als erschwingliche Alternative zu Hotels betrachtet, sondern sind vielmehr die erste und bevorzugte Wahl für Menschen, die Wert auf Privatsphäre legen und gleichzeitig eine Qualität erwarten, die mit der ihres eigenen Zuhauses vergleichbar ist.

F: Wie werden sich diese Bedürfnisse in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

RB: Ich hoffe, dass die Menschen ihr Bewusstsein für eine nachhaltigere Art des Reisens sensibilisieren, indem sie Mietvillen nutzen und damit die Möglichkeit, wie Einheimische zu leben. So wird die Einzigartigkeit eines jeden Reiseziels offenbar.

F: An Orten wie Venedig ist der Übertourismus zu einem großen Problem geworden. Was muss getan werden, um dem vorzubeugen?

RB: Ich denke, dass beliebte Städte wie Venedig oder Barcelona womöglich eine Obergrenze für die Zahl der täglichen BesucherInnen einführen müssen. Auf der anderen Seite werden die Reisenden hoffentlich weniger den Menschenmassen folgen und mehr Neugier auf weniger beliebte, aber ebenso schöne Orte entwickeln.

F: Welches sind die größten Aufgaben, denen sich die Tourismusbranche in den kommenden Jahren stellen muss?

RB: Eine nachhaltige Entwicklung, sowohl in ökologischer als auch in sozialer Hinsicht. Günstige Flüge, erschwingliche Unterkünfte und die durch die sozialen Medien angeheizte Reiselust haben den Tourismus auf ein kritisches Niveau gebracht, mit negativen Auswirkungen, die wir alle erleben. Reisen braucht einen Reset, mit einem durchdachteren Ansatz.

F: Bevor du und dein Ehemann The Thinking Traveller gründeten, hast du als Zellbiologin gearbeitet und er als Ingenieur. Gibt es Aspekte aus euren alten Berufen, die euch im neuen Unternehmen geholfen haben? Welche Herausforderungen ergaben sich durch diesen drastischen Jobwechsel?

RB: Unser wissenschaftlicher Hintergrund und die Strenge,

Der Gipfel der Erholung: Die Trulli Andrea in Apulien.
„KEIN GOOGLE MAPS, KEIN WIFI – DAS IST ZIEMLICH ANREGEND!“

mit der wir an unsere Arbeit herangehen, haben das Wachstum und den Erfolg von The Thinking Traveller maßgeblich beeinflusst. Die Liebe zum Detail, die Präzision und der Sinn für Verantwortlichkeit haben uns geholfen, das Vertrauen und den Respekt sowohl der VillenbesitzerInnen als auch der KundInnen zu gewinnen. Die Herausforderungen waren solche, die mit dem Unternehmertum und der Zusammenarbeit als Paar verbunden sind. Unser Arbeits- und Familienleben sind völlig miteinander verwoben, und es ist fast unmöglich, eine Grenze zu ziehen, selbst während unserer Familienurlaube. Aber wir würden es nicht anders wollen.

F: Die Vermietung von Ferienunterkünften ist in den letzten Jahren enorm populär geworden und heute so beliebt wie eine Hotelbuchung. Verspürt ihr diesen Anstieg der Konkurrenz?

RB: Ja, der Wettbewerb hat zugenommen. Das macht es für die Menschen schwierig, zu unterscheiden zwischen zuverlässigen Unternehmen, die die Regionen und die von ihnen angebotenen Objekte genau kennen und den vielen Portalen, auf denen EigentümerInnen ihre Immobilien ohne oder nur mit geringer Prüfung anbieten. Deshalb haben wir unser Portfolio relativ klein gehalten, nehmen nur die absolut besten Villen an und halten unsere Teams vor Ort, um dieses Wissen und diese Leidenschaft weiterzugeben. In gewisser Weise hat uns dieser unübersichtliche Markt dazu gebracht, uns noch deutlicher als die erste Adresse zu profilieren, wenn man als Gast keine Risiken eingehen will.

F: The Thinking Traveller begann in Sizilien. Im Laufe der Jahre folgten Immobilien in Apulien, der Toskana, Korsika und Griechenland. Gibt es weitere Expansionspläne oder Regionen, die dich reizen?

RB: Wir werden wahrscheinlich im Herzen des Mittelmeers bleiben, wo unsere Expertise und Leidenschaft liegt. Aber wir sehen uns auch andere Gebiete an. Sardinien wäre eine logische Erweiterung für uns und ein Reiseziel, das unsere KundInnen angefragt haben.

F: Welchen Ort empfiehlst du uns, wenn wir uns nach Ruhe und Abgeschiedenheit sehnen?

RB: Eine kleine Insel wie Alonissos in Griechenland. Oder etwas in der italienischen Landschaft mit hektarweise Land und herrlicher Aussicht, wo man nur die Vögel hört. Beispielsweise unsere Casa Telaio auf Sizilien, La Verbena in der Toskana oder das Trullo Pinnacolo in Apulien.

F: Wohin soll es gehen, wenn wir auf der Suche nach gutem Essen und tollen Menschen sind?

RB: Ein schönes Anwesen in Orten wie Spetses, Hydra, Taormina und einige atemberaubende Palazzi in Apulien. Die eignen sich perfekt zum Ausgehen, Beobachten oder Mitmachen bei der abendlichen „Passeggiata“ und um die vielen Restaurants und Cafés zu besuchen. Zwei meiner Favoriten: das Palazzo Bernardini de Pace und das Palazzo Napoli.

F: Und wohin schickst du uns, wenn uns nach hinreißender Natur ist?

RB: Eine Villa auf Korsika, umgeben von üppigen Bergen und mit Blick auf die unendliche Küste. Wie die Casa di Macine, Casa Fortificata und Domaine Saint Jean.

F: Was ist dein perfektes italienisches Frühstück, Mittagessen, Abendessen und Getränk am späten Abend?

RB: Das Frühstück ist ein guter Cappuccino, viel frisches Obst, frisch gebackenes Brot mit frischem Ricotta, Honig und Nüssen. Mittagessen: ein Teller mit Meeresfrüchten mit Blick aufs Meer. Abendessen: das typische Gericht der Stadt, in einer gemütlichen, authentischen Trattoria. Wir fragen immer, was frisch ist und entscheiden uns für das, was empfohlen wird. Ich liebe eine große Auswahl an Vorspeisen und danach Fisch der Saison. Nach dem Essen gibt es für mich nichts Besseres als einen Tee mit frischen Kräutern aus dem Garten – Minze, Salbei, Rosmarin – und einer Scheibe frischer Zitrone. Es sei denn, es gibt einen schönen Malvasia aus Salina.

F: Was ist dein Soundtrack für den ultimativen italienischen Sommer?

RB: Eine Mischung aus alten Klassikern aus der Generation meiner Eltern wie Mina oder Battisti, Pino Daniele, Franco Battiato und etwas Oper. „La Norma“, gesungen von Maria Callas, ist eines meiner Lieblingsstücke.

F: Welchen Luxus gönnen sich die meisten Menschen nicht, wenn sie auf Reisen sind?

FB: Sich komplett von der Technik abzukapseln. Das iPhone in einen Safe zu legen und mit einer Kamera herumzulaufen, mit etwas Bargeld und einer Stadtoder Landkarte. Kein Google Maps, kein WiFi – das ist ziemlich anregend! Wir haben es letztes Jahr in Seoul und Japan mit den Kindern ausprobiert. Für sie war es überwältigend, Leute auf der Straße anzuhalten und nach dem Weg zu fragen.

F: Worauf freust du dich am meisten, wenn du nach einer langen Reise nach Hause kommst?

RB: Mein Kopfkissen, mit einem nach Lavendel duftenden Kissenbezug.

ROSSELLA BEAUGIÉ

Villenstarke Frau: Mit ihrem Gatten Huw gründete Rossella Beaugié 2002 The Thinking Traveller. Das Unternehmen vermietet Luxusvillen, in denen sich Reisende fühlen wie auf einem Hausbesuch bei den Borgias oder im versteckten Reich eines Tech-Moguls. Doch egal ob man sich für Renaissance-Architektur oder High-End-Design entscheidet, durch lokale Guides und maßgeschneiderte Erlebnisse wird der Urlaub zum Heimspiel. The Thinking Traveller führt aktuell 324 exklusive Anwesen in seinem Portfolio mit Fokus auf Regionen in Italien, Griechenland und Korsika.

thethinkingtraveller.com

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FEARLESS BY DESIGN

Die Wet Bowl von Ursula Futura lässt sich nicht einschränken: Man kann sie füllen, womit man auch möchte.
Hinter Ursula Futura steckt Kathrin Schaden – eine kreative Visionärin durch und durch.

Wer ist Ursula Futura? Selbst zwei Stunden im Salzburger Café Bazar reichen nicht aus, um die Kunstfigur in all ihren Facetten zu begreifen. Und das ist gut so, denn Ursula lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Ebenso wenig wie die kreative Mastermind hinter dem Designstudio beziehungsweise der Marke für hochwertige Glasobjekte: Kathrin Schaden (née Zelger).

Für sie ist Ursula gleichsam Alter Ego und Vorbild

– eine „Verkörperung unseres mutigsten Selbst“. Ein Gespräch über poetische Visionen und praktische Missionen.

Interview: Lisa Hollogschwandtner – Fotos: Susanne Einzenberger, Alberto Mora, Matthias Nemmert

FACES: Kathrin, wer bist du?

Kathrin Schaden: Ich glaube, ich bin viele Dinge. Unternehmerin, Mama, Freundin, Partnerin – aber eben auch Designerin. Und genau diese Vielseitigkeit hat mich dazu gebracht, Ursula Futura zu gründen.

F: Wer ist Ursula für dich?

KS: Ursula ist ein Alter Ego einerseits, ein Vorbild andererseits. Ich wollte eine Figur erschaffen, die ganz viele Aspekte von mir widerspiegelt – mich aber auch dazu motiviert, mutiger zu sein, mich mehr zu trauen, den unkonventionellen Weg zu gehen. Und eine Figur, in der sich andere wiederfinden. Ursula traut sich, genau das zu tun, worauf sie gerade Lust hat. Sie denkt nicht lange darüber nach, was zu wenig, zu viel oder genau richtig ist – wenn es sich gut anfühlt, macht sie es einfach. Die Idee war es, eine Identität zu erschaffen, die inspirierend und gleichzeitig offen ist. Sie verkörpert Mut und Unabhängigkeit.

F: Wie viel Kathrin steckt also in Ursula?

KS: Sie ist vielleicht die mutigste Version von mir. Wenn ich zögere oder unsicher bin, frage ich mich oft: Was würde Ursula tun? Was wir teilen, ist eine sehr optimistische Grundeinstellung. Natürlich gibt es auch mal Tage, an denen vieles nicht funktioniert. Aber ich bleibe nicht lange in dieser Emotion verhaftet. Lieber frage ich mich: Wie kann ich das lösen? Und was kann ich

URSULA FUTURA

Man kann ein Glas als Funktionsgegenstand anschauen. Man kann aber auch –und das ist viel spannender – ein Designstudio samt Alter Ego rund um das Material aufbauen. Das hat Kathrin Schaden mit Ursula Futura gemacht. Experimentelle Stücke verschmelzen mit funktionalen Objekten, wobei der Übergang genauso geschmeidig ist wie das Material selbst. Emotionen, die Natur und Kollaborationen sorgen dafür, dass Ursulas Inspirationsquelle niemals versiegt.

ursulafutura.com

daraus lernen? Ich glaube fest daran, dass Dinge meistens gut werden – oder es einen guten Grund dafür gibt, warum sie nicht funktionieren. Das ist kein naiver Optimismus, sondern ein sehr aktiver. Ich bin gern im Driver’s Seat!

F: Wie bist du zur Arbeit mit Glas gekommen?

KS: Der Weg war nicht ganz linear. Ich war in einem sehr künstlerischen Gymnasium – mit viel Tanz und Zeichnen –, habe dann aber tatsächlich Jus studiert und das Studium auch abgeschlossen. Parallel dazu war Design aber schon immer ein wichtiger Aspekt in meinem Leben. Also habe ich mich für ein Designstudium in Hamburg beworben. Der Designbegriff, der dort propagiert wurde, war sehr offen. Es ging nicht um strikte Vorgaben, sondern vielmehr um die Frage: Was kann Design alles sein? Das hat mir total entsprochen. Eine meiner Professorinnen war Julia Lohmann, die zum Beispiel aus Schafsmägen Lampen gefertigt hat. Sehr konzeptionell, sehr experimentell – und mit einer klaren Message: Design ist auch Haltung. Während dem Studium bin ich für ein Auslandsjahr nach Israel gegangen, kam für den Abschluss zurück nach Hamburg – und ging dann wieder zurück nach Tel Aviv, um dort zu arbeiten. Ich bin bei einer Agentur gelandet, die sich auf Designerkollaborationen spezialisiert hatte. Wir haben große Installationen in Mailand konzipiert,

Farben und Formen, die an die Siebziger und an die Zukunft zugleich erinnern.

richtige Erlebniswelten. Ich fand es unglaublich spannend, wie es gelingen kann, ein Gefühl zu einer Marke aufzubauen, ohne direkt Produkte zu zeigen. Ich erinnere mich an eine Ausstellung von Cos – da hing kein einziges Kleidungsstück. Aber man hat sofort verstanden, wofür die Marke steht. Zurück in Österreich habe ich kurz als Head of Brand für eine Luxus-Hotelkette gearbeitet. Dann kam Corona. Und mit der Kurzarbeit die Zeit, mir eine ganz ehrliche Frage zu stellen: Was will ich eigentlich wirklich tun? Die Antwort stand schnell fest: mein eigenes Ding.

F: Dann kam also das Glas…

KS: Ich hatte schon länger das Bedürfnis, mit Wasser und Licht zu arbeiten – zwei Elemente, die mich stark faszinieren. Glas war da ein naheliegendes Material. Es hat diese flüssige Qualität, wird dann fest, es ist transparent, es bricht Licht – das hat mich total gereizt. Ich habe dann Kontakte, absolute SpezialistInnen im Bereich der Glasbläserei, aus meiner Zeit in der Hotellerie in Tschechien reaktiviert, Skizzen gemacht, gefragt, ob ich mit ihnen produzieren kann – und dann ging es los. Schritt für Schritt ist die erste Kollektion entstanden.

F: Wie viel Mut hat dieser Schritt erfordert?

KS: Sehr viel. Im Rückblick klingt das oft so leicht –man „macht sich einfach selbstständig“ –, aber es war ein großer Sprung ins Ungewisse. Und natürlich waren da auch viele Zweifel: Wird das jemand kaufen? Ist es gut genug? Gerade wenn man eigene Designs zeigt, macht man sich verletzlich. Ich habe jahrelang für andere Marken gearbeitet – plötzlich ging es um meine Ideen, meinen Ausdruck. Da war Ursula wieder wichtig. Ich habe oft darüber nachgedacht, was sie tun würde. Und die Antwort war: einfach machen!

F: Gibt es etwas, das du aus der Arbeit mit Glas gelernt hast, das sich aufs Leben ganz allgemein übertragen lässt?

KS: Ja, ganz viel. Wenn man die GlasbläserInnen beobachtet, dann ist das fast wie ein Tanz. Sie stimmen sich ohne Worte aufeinander ab, bewegen sich so präzise, dass sie sich nicht verbrennen, obwohl sie mit extrem heißem Material arbeiten. Darin steckt viel Kommunikation ganz ohne Worte, Einfühlungsvermögen und Vertrauen. Und Glas selbst – das ist so ein poetisches Material. Es ist stark und gleichzeitig zerbrechlich. Flüssig, fest. Es kann so viele Zustände annehmen. Ich finde, das hat etwas sehr Menschliches. Eine starke Person kann auch zerbrechlich sein. Glas erinnert mich daran, wie wichtig es ist, behutsam zu sein – mit Dingen, mit unseren Mitmenschen.

F: Was inspiriert dich?

KS: Das ist schwer zu beantworten, weil Inspiration nicht linear ist. Es gibt für mich nicht die eine Inspirationsquelle. Manchmal ist es ein Thema, das mich schon länger beschäftigt. Manchmal eine Technik beim Glasblasen, die mich reizt. Inspiration ist für mich allerdings nichts, das ganz von selbst kommt –vielmehr ist es bewusste Arbeit. Ein ständiges Beobachten, Nachdenken, Notizen machen. Und manch-

„Glas erinnert mich
daran, wie wichtig es ist, behutsam zu sein.“

mal geht es gar nicht um ein Konzept, sondern um ein Gefühl, das ich vermitteln möchte.

F: Wann weißt du, dass ein Produkt fertig ist?

KS: Das ist eine spannende Frage. Oft hilft der Prozess selbst dabei: Ich mache das erste Glas, merke, es ist noch zu klein oder unhandlich. Dann machen wir ein zweites, drittes, bis es passt. Dabei geht es darum zu testen: Liegt es gut in der Hand? Passt genug Wasser hinein? Irgendwann habe ich das Gefühl, dass alles stimmt. Und manchmal mache ich dann noch etwas dazu und merke: Jetzt war es zu viel. Das Entscheidende ist, dass es sich im Moment richtig anfühlt. Dass Funktion und Ästhetik stimmen.

F: Du schreibst auf deiner Website von einer Fusion aus poetischer Vision und praktischer Mission – also genau dieser Mischung aus Funktionalität und Design, die du gerade angesprochen hast. Wie sieht hier für dich das richtige Verhältnis aus?

KS: Das hängt ganz stark vom Objekt ab, über das wir sprechen. Wenn ich an ein Trinkglas denke, dann ist das ein Alltagsgegenstand, den man mehrmals täglich in der Hand hat. Da ist die Funktion sehr wichtig. Meine „Wet Bowl“ wiederum kann, muss aber nicht verwendet werden. Sie eignet sich toll, um Obst oder Pasta zu servieren, sie darf aber auch einfach als Skulptur existieren, ohne eine Funktion erfüllen zu müssen. Da verschiebt sich die Gewichtung. Ich finde den Gedanken aber sehr spannend: Oft gibt die Funktion eine Art Grundstruktur vor, über die dann eine emotionale Ebene gelegt wird. Da die richtige Balance zu finden, ist der Schlüssel.

F: Was benötigst du in deinem Studio unbedingt?

KS: Licht. Und Raum, im Sinne von Platz. Um Dinge auch einmal liegen lassen zu können und zu spüren, wie sie wirken.

F: Und in deinem Zuhause?

KS: Da fällt die Antwort ähnlich aus: Licht. Und ein Gefühl von Leichtigkeit. Unsere Wohnung ist bewusst sehr hell und farbenfroh gestaltet, aber nicht überladen. Ich mag diese Mischung zwischen Kunst mit Augenzwinkern – und klaren, ruhigen Flächen. So können einzelne Dinge leuchten. Und dann gibt es ein paar Pieces, die mir besonders viel bedeuten. Unser Esstisch in Wien zum Beispiel. Der ist aus Eiche, seine ovale Form wirkt sehr kommunikationsfördernd. Ein richtiger Ort für Gemeinschaft, wenn man so will. Da muss niemand Angst haben, etwas zu verschütten, weil das Material das aushält. Das beschreibt für mich wieder die richtige Mischung zwischen Funktion und Kreativität: Design muss offen fürs Leben bleiben.

F: Eine letzte Frage: Was ist der beste Rat, den du jemals bekommen hast?

KS: „Done is better than perfect.“ Das bedeutet nicht, dass man unüberlegt handeln oder Dinge einfach schnell erledigen soll. Aber ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, sich nicht im Perfektionismus zu verlieren. Der wichtigste Schritt ist, ins Tun zu kommen – mit anderen zu sprechen, rauszugehen, Ideen zu teilen. Sich zu fragen, was Ursula tun würde… einfach machen! (lacht)

Warum soll man sich für eine langweilige Karaffe entscheiden, wenn es auch dieses Modell gibt?

Tyler Mitchell, Albany, Georgia, 2021, Courtesy of the artist and Gagosian Gallery © Tyler Mitchell

VIRTUOSO CREATING UTOPIAS

Ihm gelang als gerade mal 23-Jähriger, wovon andere ein Leben lang träumen: Tyler Mitchell schoss 2018 das Cover der amerikanischen Vogue, mit niemand geringerem als Beyoncé vor der Linse. Das machte ihn zum ersten Schwarzen Coverfotografen in der über 130-jährigen Geschichte des Magazins. Doch er ist nicht nur bekannt für seine Modefotografie und die Stars, die er vor die Kamera kriegt, sondern auch für seine feinfühligen Aufnahmen der Schwarzen Community. Gerade reist seine Ausstellung „Wish This Was Real“ um die Welt. Nach Stationen in Berlin und Helsinki gibt es den Überblick über die letzten zehn Jahre des Fotografen zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen, im Photo Elysée in Lausanne.

Tyler Mitchell, Curtain Call, 2018, Courtesy of the artist and Gagosian Gallery © Tyler Mitchell
Fotos: Tyler Mitchell
Tyler Mitchell, The root of all that lives, 2020, Courtesy of the artist and Gagosian Gallery © Tyler Mitchell
Tyler Mitchell, Untitled (Red Steps), Courtesy of the artist and Gagosian Gallery © Tyler Mitchell
Tyler Mitchell, Motherlan Skating, 2019, Courtesy of the artist and Gagosian Gallery © Tyler Mitchell
Tyler Mitchell, Untitled (Topanga II), 2017, Courtesy of the artist and Gagosian Gallery © Tyler Mitchell
Tyler Mitchell, Untitled (Sisters on the Block), 2021, Courtesy of the artist and Gagosian Gallery © Tyler Mitchell

TYLER MITCHELL. WISH THIS WAS REAL

Er kriegt sie alle: Vor Tyler Mitchells Linse versammeln sich nicht nur Stars wie Beyoncé oder Harry Styles, sondern auch Unbekannte, die er auf der Straße trifft und Familienmitglieder, die er einfühlsam inszeniert. Wer in der Kunst- und Porträtfotografie gleich stark ist wie in der Modefotografie, legt eben eine steile Karriere hin. Mit seinem Stil trägt Tyler Mitchell dazu bei, wie Schwarze Menschen dargestellt und wahrgenommen werden. „Wish This Was Real“ ist die erste Einzelausstellung des Fotografen in der Schweiz. Wer sie verpassen sollte oder ein zweites Mal sehen will: Nächster Halt ist Paris. Tyler Mitchell. Wish This Was Real, Photo Elysée Place de la Gare 17, 1003 Lausanne, Schweiz, 28.3. – 17.8.2025, elysee.ch

Tyler Mitchell, Untitled (Blue Laundry Line), 2019, Courtesy of the artist and Gagosian Gallery © Tyler Mitchell

COUTURE

Der Meister in jungen Jahren: Valentino Garavani weiß wie kein Zweiter, wie man Frauen in eleganten Stoff hüllt.
Federn, Bling, Details ohne Ende –bei Valentino ist Mode auch Kunst.

Elizabeth Taylor gehörte zu seinen ersten Kundinnen und auch sechs Jahrzehnte später sind seine Kleider auf den roten Teppichen Hollywoods zu sehen: Valentino Garavani kann auf eine stellare Karriere zurückblicken. Was immer der italienische Couturier anfasste, wurde zu Eleganz. Das Buch „Valentino. A Grand Italian Epic“ zeigt seinen Weg vom bescheidenen Anfang bis zum Aufstieg zur Mode-Legende. Seltene Porträts und Blicke hinter die Kulissen zeigen sowohl das Modehaus als auch den Menschen Valentino aus bisher ungesehener Perspektive.

Fotos: Taschen

Wer würde schon nicht gerne ein gefiedertes Kunstwerk auf dem Kopf tragen?

Die Skizzen sind ebenso traumhaft wie die fertigen Entwürfe.

VALENTINO. A GRAND ITALIAN EPIC

So stellt man sich die

Valentino – dieser Name ist Synonym für Eleganz und italienischen Luxus. Doch wer steckt hinter dem römischen Modehaus? Höchste Zeit, dem 1959 gegründeten Modelabel und seinem Couturier ein Buch zu widmen. Unter anderem Zeichnungen, Archivbilder und dokumentarische Fotografien eröffnen auf weit über 500 Seiten einen detaillierten Blick auf Valentino Garavani und das Imperium, das er über Jahrzehnte erschaffen hat.

Armando Chitolina (Hg.), Suzy Menkes, Matt Tyrnauer, Valentino. „A Grand Italian Epic“, Taschen, 576 Seiten, ca. 100.—, taschen.com

VAST

Nichts als endlose, staubtrockene Wüste, dann taucht sie plötzlich auf:
Die moderne Festung im Las Vegas Valley

oben:

Was auf durstige, herumirrende Wüstenwandernde wie eine Fata Morgana erscheinen mag, ist echt: Am Rand des Las Vegas Valley, fernab von Casinos, Hochzeitskapellen und Elvis-Imitatoren liegt Fort 137, eine luxuriöse Residenz mit Blick auf den Red Rock Canyon. Flach, weitläufig und offen fügt sich das Gebäude nahtlos in die ewige Wüste ein.

Text: Josefine Zürcher Fotos: Daniel Joseph Chenin, Stephen Morgan, Stetson Ybarra

Links unten: Wer braucht schon Steinwände, wenn es auch Glas gibt?

Rechts unten: Geschützt vor Hitze lässt sich die Wüste entspannt beobachten.

Links
Die Farbpalette ist simpel: Blau für Himmel und Pool, Braun für Wüste und Villa.

Eine Übernachtung

Links unten: Wenn man beim Bauen schon auf einen tonnenschweren Stein stößt, dann braucht man ihn auch als von der Natur geschenktes Kunstobjekt.

Je länger man in die desto

Rechts oben: Je länger man in die Weite starrt, desto klarer werden die Gedanken.

Rechts unten: Ein Fenster wie ein Gemälde.

Natur geschenktes Kunstobjekt.

„Vegas, Baby!“, muss sich die Familie gedacht haben, als sie ihre Fort 137 in Auftrag gab. Und meinte damit nicht den schillernden Las Vegas Strip, sondern die Wüste, für die der Bundesstaat Nevada ebenso bekannt ist. Als Inspiration für das Design dienten Siedlungen aus dem frühen 19. Jahrhundert, die einst die Wüstenlandschaft des Las Vegas Valley prägten und an Festungen erinnerten. Vor allem der runde Eingang dient als Hommage an eine solche Festung. Der Rest schmiegt sich in die Wüste ein: Flach und mit zahlreichen offenen Strukturen ist der Übergang von Wüste zu Wohnoase fließend. Im schattigen Innenhof thront ein 75 Tonnen schwerer Felsblock, der auf dem Grundstück ausgegraben wurde.

Fort 137 ist nicht nur eine perfekt integrierte Komfortzone und eine kontemporäre Festung im Wüstental, sondern wurde auch mit begrenzten Umweltauswirkungen gebaut. Es gibt eine Photovoltaikanlage und ein rekonstruiertes Holzfurnier, das aus den Nebenprodukten und Abfällen eines Sägewerks gewonnen wurde. Gebaut wurde mit Materialien aus der Region und Steinen und Erdmaterial, die auf der Baustelle gewonnen und clever wiederverwendet wurden.

Team: Daniel Joseph Chenin, Eric Weeks, Kevin Welch, Esther Chung, Jose Ruiz, Grace Ko, Alberto Sanchez, Debra Ackermann, Julie Nelson Bauunternehmen: Forté Specialty Contractors Bauingenieur: McCay Ingenieurwesen Landschaftsarchitektur: Vangson Consulting, LLC Tragwerksplanung: Vector Tragwerksplanung Mechanische, elektrische und sanitäre Anlagen:

Engineering Partners, Inc. Pool & Wasser: Ozzie Kraft Custom Pools Entwurf von Holzarbeiten: Daniel Joseph Chenin, Ltd. Möbeleinrichtungen und Zubehör: Daniel Joseph Chenin, Ltd. Kunstberatung: Daniel Fine Art Services djc-ltd.com

MAKING A SPLASH

Bleibt bei der Bademode am Ball: Alisha Lehmann in der neuen Bikini-Kollektion von TEZENIS

Diesen Sommer tauscht Alisha Lehmann Fußballschuhe gegen Flip-Flops und Trikots gegen Bikinis. Die Schweizer Fußballerin, die normalerweise für ihre Schnelligkeit, Dribblings und Tore bekannt ist, zeigt sich in der neuen Bademodenkampagne von TEZENIS von einer neuen Seite. Statt auf dem Rasen steht sie nun vor der Kamera – und macht dabei mindestens genauso viel Eindruck. Als neues Gesicht der Marke verkörpert sie Selbstbewusstsein und Weiblichkeit auf ihre eigene Art. Wir haben mit ihr über den Wechsel vom Spielfeld zum Mode-Shooting gesprochen, warum sie sich in ihrem roten Lieblingsbikini besonders selbstbewusst fühlt und was sie am meisten daran schätzt, auch am Strand einfach sie selbst zu sein.

FACES: Du bist das neue Gesicht von TEZENIS in der Schweiz – wie fühlt sich das an?

Alisha Lehmann: Es fühlt sich unglaublich an! Ich war schon immer ein Fan der Marke, ich habe sie schon vorher getragen – und jetzt das Gesicht der Marke zu sein, ist wirklich ein wahr gewordener Traum.

F: Was macht TEZENIS für dich als Marke aus – und warum passt ihr so gut zusammen?

AL: Für mich ist Tezenis jugendlich und unbeschwert –genau wie ich (lacht). Wir sind wie ein Perfect Match, es passt einfach. Ich liebe die Marke und ich glaube, die Marke liebt mich auch (lacht).

F: Wie war das Shooting mit TEZENIS für dich? Gab es einen besonderen Moment, der dir in Erinnerung geblieben ist?

AL: Das Shooting war einfach fantastisch – nicht nur wegen der traumhaften Location, sondern auch, weil das ganze Team vom ersten Moment an so herzlich zu mir war. Wir haben uns wie eine große, glückliche Familie gefühlt. Es hat so viel Spaß gemacht, und die Produktion hat mir geholfen, mich richtig wohlzufühlen. Ich bin ja eigentlich Fußballerin, kein Model, und das ist für mich nicht selbstverständlich. Aber der Fotograf war super cool und freundlich – das hat mir echt geholfen. Der Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war gegen Ende des Shootings, als die Sonne unterging. Ich habe mich umgeschaut und gesehen, dass alle gelächelt haben – es war einfach ein wunderschöner Moment. Ich war so dankbar, dass sie genug an mich geglaubt haben, um mich zum Gesicht von TEZENIS zu machen.

F: Was begeistert dich am meisten an der neuen Bademoden-Kollektion?

AL: Die Farben – viele meiner Lieblingsfarben sind dabei! Und sie sind super bequem und schmeicheln der Figur. Ich habe mich darin richtig selbstbewusst und irgendwie auch besonders gefühlt.

F: Was für ein Feedback hast du zur Kampagne bekommen – auch aus deinem persönlichen Umfeld?

AL: Alle freuen sich total für mich! Besonders meine Fami-

ALISHA LEHMANN X TEZENIS

Die neue Bademoden-Kollektion von TEZENIS schmeckt nach Sommer: mit fruchtigen Prints, knalligen Farben, weichen Texturen und einem Schnitt für jeden Geschmack. Ob sportlicher Bikini oder eleganter Einteiler, hier findet jede ihren Favoriten. Und weil Accessoires nie fehlen dürfen, gibt es passende Kaftane, Sarongs und Taschen dazu. Sonnencreme nicht vergessen, für alles andere ist gesorgt. tezenis.com

lie, meine Mama, enge FreundInnen und meine Managerin wissen, wie lange ich mir gewünscht habe, mit dieser Marke zu arbeiten. Ich liebe Mode und mich schön anzuziehen – selbst am Strand ist mir wichtig, was ich trage. Diejenigen, die schon einen kleinen Sneak Peek auf die Fotos werfen durften, haben gesagt, dass sie richtig toll geworden sind.

F: Hast du ein Lieblingsstück aus der Kollektion? Was macht es besonders für dich?

AL: Ich mag wirklich alle – es ist schwer, sich zu entscheiden. Aber wenn ich muss, dann das rote Bikini-Set.

F: Was ist dir bei Bademode wichtiger – Komfort oder Style?

AL: Beides ist mir wichtig. Oft ist es schwierig, beides zu finden – aber bei dieser Kollektion habe ich beides, und das macht mich sehr glücklich.

F: Redest du mit deinen Fußballkolleginnen auch über Mode?

AL: Ja, manchmal schon – zum Beispiel, wenn wir Urlaub machen oder ein Event bevorsteht, dann fragen wir uns gegenseitig: „Was ziehst du an? Meinst du, das steht mir?“ Ich glaube, alle Mädels machen das, wenn sie zusammen sind.

F: Als Sportlerin bist du ein Vorbild für viele. Welche Botschaft möchtest du jungen Frauen mit dieser Kampagne mitgeben?

AL: Wenn es um Mode geht: Sei einfach du selbst! Wenn du deinen eigenen Stil findest, fühlst du dich automatisch wohler und selbstbewusster.

F: Du hast dir eine riesige Community auf Social Media aufgebaut – hat sich dein Umgang damit über die Zeit verändert?

AL: Eigentlich nicht. Ich bin einfach jeden Tag dankbar dafür, dass mich so viele Menschen mögen – das ist ein schönes Gefühl.

F: Abgesehen von der Frauen-EM in der Schweiz – worauf freust du dich diesen Sommer am meisten?

AL: Ehrlich gesagt kann ich gerade an nichts anderes denken – das ist einfach zu wichtig, vor allem weil es in meinem eigenen Land stattfindet.

Fotos: Tezenis

FACES’ FAVOURITES

LEGENDEN UND IKONEN

Was muss man leisten, um als Ikone zu gelten?

Zweierlei Dinge, die auf den ersten Blick an entgegengesetzten Enden eines Spektrums zu stehen scheinen: zeitlos zu sein – und sich zugleich immer wieder neu zu erfinden. Diesen Sommer zielt Bvlgari das Scheinwerferlicht auf die Kollektionen, die genau diesen Spagat schaffen und so längst zu Ikonen geworden sind: Serpenti, B.zero1, Bvlgari Tubogas, Divas’ Dream und Octo. Sie alle zeichnen sich durch einen sofortigen Wiedererkennungswert aus. Doch was verleiht ihnen diese ikonische Kraft? Einerseits ist es die unverkennbare DNA von Bvlgari – tief verwurzelt in Rom. Wo sonst? In jeder Kreation finden sich römische Einflüsse wider: von den Mosaiken, die die fächerförmige Silhouette

von Divas’ Dream inspirierten, über die architektonischen Volumen der B.zero1Ringe bis hin zu den achteckigen Geometrien von Octo und nicht zuletzt die symbolische Tiefe von Serpenti, die seit jeher für Transformation und Erneuerung steht –das kulturelle Erbe Roms ist allgegenwärtig. Doch die Maison möchte sie weiterentwickeln. Darum werden diesen Sommer die Ikonen nicht nur gefeiert, sondern ganz genau unter die Lupe genommen. Ab Juli wird Bvlgari mit exklusiven „Eternally Iconic Masterclasses“ von Jewelry Creative Director Lucia Silvestri und Watch Creative Director Fabrizio Buonamassa Stigliani, einem auserlesenen globalen Publikum seltene Einblicke in die Handwerkskunst des Hauses geben. bulgari.com

ZUCKERSCHOCK

Sommer, Sonne, Eiscreme! Eine tolle Kombination für unser Gemüt, aber eine schlechte für die Haut. Denn nicht nur zu viel Sonnenschein altert unsere Haut, sondern auch zu viel Zucker. Man kann es leider nicht schönreden: Der süße Stoff ist ein Bösewicht. Dass er unseren Zähnen und unserem Gewicht bei

Roll the dice, call your number.

übermäßigem Konsum keinen Gefallen tut, wissen wir. Aber: Zucker ist tatsächlich auch an der Hautalterung beteiligt. Die sogenannte Glykation, die Verzuckerung der Haut, ist eine chemische Reaktion. Zucker dockt an die Kollagen- und Elastinfasern an und karamellisiert diese.

Das Ergebnis? Faltenbildung und Verlust der Hautelastizität. Das ist aber kein Grund zur Verzweiflung. Die WissenschaftlerInnen, die uns solche Hiobsbotschaften mitteilen, finden auch Lösungen. In den lavera Naturkosmetik Labors wird nämlich ordentlich geforscht. Heraus kommt die lavera Basis

Sensitive Anti-Falten Pflege Linie mit der Anti-Falten Feuchtigkeitscreme, der AntiFalten Augencreme, der Anti-Falten Nachtcreme und der Anti-Falten Maske – allesamt mild und gut verträglich. Darin fungiert natürliches Q10 als Geheimwaffe gegen den süßen Feind. Zusammen mit

weiteren PowerInhaltsstoffen aus der Natur wirkt die Linie mit einem natürlichen Glykationsschutz gegen Anzeichen frühzeitiger Hautalterung, mindert Falten und spendet intensive Feuchtigkeit. So steht auch der ein oder anderen Eiscreme nichts im Weg. lavera.de

8.5., SHOPPI TIVOLI FASHION NIGHT, SPREITENBACH

ROLLTREPPE GOES RUNWAY

Text: Josefine Zürcher Fotos: Sheryl Fischer

Was tun, wenn der Sommer vor der Tür steht, die Garderobe aber noch immer nach tiefem Winter aussieht? Panisch den virtuellen Warenkorb füllen und aufs Beste hoffen? Das ist eine Möglichkeit. Die entspanntere und vor allem um einiges unterhaltsamere Option ist die Fashion Night im Shoppi Tivoli. Die glücklichen Gäste, die ein Ticket gewannen – käuflich sind diese nämlich nicht – durften die neuesten Sommerkollektionen auf dem Laufsteg bewundern. Die Rolltreppen verwandelten sich einmal mehr in die Startrampe für den Catwalk. Für musikalische Unterstützung und ordentlich Stimmung sorgte die SingerSongwriterin Veronica Fusaro. Bevor die volle Ladung Sommermode den mentalen Wunschzettel füllte, wurden die Gäste am Flying Dinner mit allerlei Leckereien verwöhnt. Und nachdem die letzte Tanzeinlage die BesucherInnen vom Stuhl haute, ging es nicht etwa direkt nach Hause: Eine Dessertauswahl wartete auf die Gästeschar.

Highlight: Live-Musik, Tanz und die allerneuste Sommermode: Unmöglich, sich für ein einziges Highlight zu entscheiden. Fazit: Unser nächster Tagesausflug? Shopping Day in Spreitenbach.

1 Nur im Shoppi Tivoli dienen Rolltreppen auch als Laufsteg.

2 Stefan Berger, Herausgeber FACES

3 Veronica Fusaro, Sängerin

4 Sammy Bacca & Michelle

5 Frisch gestärkt lässt es sich besser zuschauen.

6 Der Modesommer kann kommen.

7 Dank fleißiger Vorbereitungen

hinter den Kulissen wurde es ein gelungener Abend.

8 Ein gutes Dessert darf nicht fehlen.

9 London, Enoma & Sandra

10 Tanzeinlagen sorgen für gute Stimmung.

11 Moderatorin Andrea Brotschi führte durch den Abend.

12 Vielleicht ist das dein nächstes Sommerkleid?

13 Dara Masi, Melvin Kleinert & Karin Bearpark

ART TIME LOVER

Es war ein Einweihungsgeschenk, das Modegeschichte schrieb: Als das Whitney Museum of American Art 2015 an seine neue Adresse in Lower Manhattan zog, lancierte Max Mara mit der Whitney eine gleichnamige Handtasche und ist seither eng mit der Kulturinstitution verbunden. Zum zehnjährigen Jubiläum, bei dem auch Malerin und Obama-Porträtistin Amy Sherald geehrt wurde, packten die Stars deshalb ihre Whitney und beehrten das Whitney – unter anderem Andie MacDowell, Claire Danes sowie Nicky und Kathy Hilton. So war für einmal nicht die Kunst, sondern das Publikum die Hauptattraktion.

Highlight: Von Bali an den Ball: Eine „White Lotus“Mini-Reunion gab es dank Leslie Bibb und Michelle Monaghan.

Fazit: Kunstpause? Von wegen. Auch während der Gala strahlte The Whitney.

Text: Michael Rechsteiner Fotos: Max Mara, Jason Lowrie / BFA
Pamella Roland, Jay Manuel, Jaimie Alexander
Scott Rothkopf
Kunstwerke auch
Glanzvoll zur Gala.
Rozonda Thomas, Tionne Tenese Watkins
Amy Fine Collins
Eine Whitney im Whitney!
June Ambrose, Deborah Watson
Torkwase Dyson, Rhea Combs
Gray Sorrenti, Kristina O‘Neill, Maria Giulia Maramotti, Valeria Robecco, Mario Sorrenti, Giorgio Guidotti, Donna DeSalvo

Mar-a-Lago hat zwei Ballsäle. In den Donald J. Trump Grand Ballroom passen 700 Personen. Der White & Gold Ballroom fasst maximal 100 Personen. Insgesamt lassen sich also 800 Personen dort unterbringen. Genau das ist auch die Anzahl Tapanuli-OrangUtans, die weltweit noch am Leben sind. Die Primatenart ist in einem kleinen Stück Regenwald auf Sumatra beheimatet und könnte bald ganz von dort verschwinden.

Die Aktiengesellschaft Jardine Matheson plant nämlich den Ausbau ihrer Goldmine in der Nähe der Tapanuli-Orang-Utans und könnte damit die Überlebenschancen der Menschenaffen weiter gefährden. Norwegens staatlicher Pensionsfonds, mit 1,7 Billionen Dollar der größte Staatsfonds der Welt, hat deshalb bereits sein Investment aus Jardine Matheson zurückgezogen. Denn obwohl es wahrscheinlich die angenehmere Gesellschaft wäre, lassen sich die letzten Tapanuli-Orang-Utans kaum in Mar-a-Lagos Protzhallen einquartieren.

A Racing Machine On The Wrist

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