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Die Gegebenheiten legten konstruktiv eine Mischung aus Stahl- und Holzbauwei-
se nahe. Hier kam die Reutlinger Zimmerei Syndikat AG ins Spiel. Mit spezieller 3-D-Software erstellte sie nach Architektenvorgaben den Werkplan für den Holz- und Stahlbau und ließ letzteren von einer Schlosserei ausführen. Hohe Präzision war angesagt, galt es doch, auf der Baustelle später alle Komponenten millimetergenau zusammenfügen zu können, um beispielsweise den insgesamt sechs, jeweils mehrere Hundert Kilogramm schweren, talseitig verbauten Sicherheitsglasscheiben einen dauerhaft soliden
Rahmen zu bieten. Nach umfangreichem Abfangen des Geländes mit Sichtbeton und nach Montage der Stahlteile wurden die als einseitig beplankte Holzständerkonstruktionen vorgefertigten Seitenwände und Dachteile angeliefert, aufgestellt, die Wände mit Mineralfaser gedämmt und außen mit sechs Zentimeter dicken Holzweichfaserplatten – die auch als Putzträger dienen – ummantelt. Auf der nicht sichtbaren Brettschichtholzdecke und einer Gefälledämmung sorgt das extensiv begrünte Dach für einen CO2absorbierenden Abschluss nach oben. Ausgefeilte Lichttechnik setzt sowohl bei den Außenanlagen als auch im Wohnraum
Akzente, die sich farblich und von der Intensität her direkt an den Lichtschaltern, oder wahlweise per Panel oder Smartphone verändern lassen. Halogenstrahler erzeugen zusätzlich Spots oder via indirekt angestrahlter Wände optisch angenehme Lichtinseln (Lichtplanung: Jens Maier, Maierlighting, Tübingen). I
Das Ensemble ist malerisch in die Landschaft eingebettet, die Innenstadt wenige Fußminuten entfernt.
FAK TEN Wohnfläche OG:
177 m2
Bauweise: Stahlskelett, vorgefertigte Holzrahmenwände und -decke, Festverglasung, 1 Glasschiebetür Heizung: Gas-Brennwerttechnik, Solarthermie, Heizkamin 3-D-Werkplanung und Ausführung: Syndikat Zimmerei AG www.syndikat-ag.de Architekt: Michael Freitag 72770 Reutlingen Telefon 07072/923373 info@freitag-architekten.de
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4/5 2018 ALTHAUS MODERNISIEREN 81
Fotos und Texte: Bernhard Müller (www.berhardmuellerfoto.de)
as Ehepaar lebte recht beengt im Obergeschoss des älteren Hauses, genoss zwar die bevorzugte Lage, wünschte sich aber doch einen größeren Grundriss: „Wir hatten drei kleine Zimmer, verfügten nur über eine schmale Küche mit Speisekammer und ein enges Bad.“ Auf der Doppelgarage und dem Schlafzimmer der elterlichen Erdgeschosswohnung bot sich eine zusätzliche Fläche zur Überbauung an. Die Decken mussten allerdings verstärkt werden, zumal die Region in der Erdbebenzone 3 liegt, der höchsten Stufe in Deutschland. Architekt Michael Freitag und seine Auftraggeber wollten an diesem besonderen Ort etwas formal Eigenständiges kreieren. Einen transparenten, modernen Kubus, der sich formal vom Bestand absetzt, aber auch harmonisch in das vorhandene Ensemble einfügt.