Faber Magazin Ausgabe Zwei

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M A Faber G A Z I N Ausgabe Zwei



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„Hängen geblieben“ ist EDIT ein Label, das schnell mit ORI AL Kiffern und anderen Tagträumern in Verbindung gebracht wird. Manchmal auch mit der Youtube Legende Voll Assi Toni. Von Zeit zu Zeit bleibt jeder hängen. Auf einer Serie, an einem Tresen, bei den falschen Leuten, auf Geld oder in der Arbeit. Wer hängen bleibt, bewegt sich nicht mehr vorwärts. Stillstand ist das aber trotzdem nicht. Der Faber findet, es ist vor allem eines: Lebenszeit. Gute Unterhaltung bei der zweiten Ausgabe. E M

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Herbstmarkt

zum verkaufsoffenen Sonntag

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21. Oktober 2018 11 – 17 Uhr, Innenstadt

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3 EDITORIAL 10 TITELTHEMA: 1 LIKE FÜR ECHTE INDIVIDUALISTEN 14 FOTO­ STRECKE: HELP! DON’T HELP! 22 THE

TOURIST — DER VERSUCH, PASSAU NEU ZU ERLEBEN 24 ONLINE DATING? 26 #PORNO — EINE LANDKARTE OHNE ­KOMPASS 31 CARTOON VON PETER BUTSCHKOW 32 SALONKOLUMNE: ­BLASENLOGIK 34 VIVARELAX: ACHT STUNDEN PLUS 36 ME, MYSELF AND I — SELBSTBILDNIS VON STEFAN ­GUGGENBICHLER 38 PORTRÄT STEFAN GUGGENBICHLER 39 EYES WHITE SHUT — EIN BLINDER SELBST­VERSUCH 43 PERSONA FABER: ­STREETWORKER RALF GRUNOW 47 NEUE RUBRIK: PROF. DR. MARQART ­BERÄT 51 FÜNF VOR HOLZ: DER ATL-NATURZEIT LADEN 52 DIE 52 53 DIE 53 54 „AMAZING!“ — BLOSS KEIN ­MASSENTOURISMUS. 56 FRAME ­OPTIK: MAN MUSS DEN MUT HABEN, SICH ABZUHEBEN. 58 VON U7 BIS ­MILCHGASSE: SO WOHNEN DIE „COOL KIDS“ VON HEUTE. 62 VERAN­STALTUNGEN 70 FRAGEBOGEN NACH MARCEL PROUST, BEANTWORTET VON JÜRGEN DUPPER 72 IMPRESSUM

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Inhalt


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Like für echte Individualisten von Johannes Nagl

„Die Jugend hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität und hat keinen Respekt vor den älteren Leuten. Sie widerspricht ihren Eltern, legt die Beine übereinander und tyrannisiert ihre Sokrates lamentierte so bereits vor 2400 Jahren. Über die Jahrhunderte wäre die Welt schon das eine oder andere Mal an der Rohheit der Jugend zugrunde gegangen, hätte sich manche Prophezeiung älterer Generationen bewahrheitet. Auflehnung gegen den Mainstream, gegen die Alten und ihre alten Werte. Rebellion gegen Sekundärtugenden wie Gehorsam und Disziplin. Provokation in Kleidung, Musik und Lebensstil. Gerade heute, 50 Jahre nach der 68er Studentenbewegung, wird die Frage laut, was man in diesem Zusammenhang über unsere heutige Jugend einmal sagen wird. Sind sie die progressiven, aufmüpfigen Individualisten, die sie scheinbar per Naturgesetz sein sollten? Schenkt man der aktuellen Sinus-Jugendstudie Glauben, lautet die Antwort: Nein. Junge Menschen sind heute vorsichtig und angepasst und wünschen sich vom Leben im Prinzip nicht viel mehr als ein Haus mit Garten. Gleichzeitig scheinen die Entwicklungen in sozialen Netzwerken diese Aussage zu relativieren: Dort versuchen viele Jugendliche nämlich, um jeden Preis aufzufallen und über ihre Einzigartigkeit Bewunderer zu sammeln. Individuell im Netz, konform im echten Leben.

Auflehnung scheint heute nicht nur schwierig, sondern vor allem unnötig geworden zu sein. Wirklich? Was ist mit dem gefährdeten europäischen Gedanken, mit Rechtspopulismus, Homophobie, sexueller Nötigung, … Ist die Liste doch länger als gedacht? Für solche Fälle rollt dann der Shitstorm-Zug durch und mitfahren ist bequem und kostenlos. Meinung per Mausklick, reicht das heute schon? Abseits der digitalen Netzwerkbühnen sind nämlich scheinbar kaum mehr laute, trotzige Stimmen zu vernehmen. Dabei spielen doch gerade die jungen Querdenker und Freigeister eine so entscheidende Rolle für den kollektiven geistigen Fortschritt. Sie geben progressive Impulse, vertreten reflektierte Standpunkte, ganz egal ob man diese teilen möchte oder nicht. Es liegt in der Natur der Sache, dass sie dafür ihrer Zeit vorauseilen müssen und als unbequem empfunden werden. Aber von unbequem kann beim modernen Online-Individualismus nicht die Rede sein. Ist unsere gefühlte Individualität am Ende wirklich nur noch ein Scheinprodukt aus dem Silicon Valley?

Lehrer.“

The times, they are a-changin’ – are they? Wir wachsen im Wohlstand auf, in einer demokratischen Gesellschaft, mit einer Frau als Bundeskanzlerin. Der Pluralismus lebt, die Tabus sind gefallen. Sexuelle Orientierung, Herkunft und Hautfarbe spielen keine Rolle mehr und Diversität wird hochgehalten. Wir sind weltweit vernetzt, informiert und aufgeklärt. Nicht einmal die Eltern bieten noch genug Anlass für rebellisches Verhalten. Sie sind heute verständnisvoller und liberaler denn je, vorbei die Zeiten der strengen, starren Autoritäten.

Ein multifunktionales Sinnesorgan Die Generationen Y und vor allem Z sind sogenannte Digital Natives. Sie wachsen mit einer Vernetztheit auf, die enorme Dynamik und Komplexität mit sich bringt. Während die Baby-Boomer und die Generation X als sogenannte Digital Immigrants diese Vernetztheit als neues Element ihrer Wahrnehmung verstehen, ist sie für die heutige Jugend automatisch ein organischer Teil ihrer Lebenswelt. Das Smartphone ist der Knotenpunkt zwischen ihnen und ihrer Umwelt. Sind also für junge Menschen – logisch geschlussfolgert – das digitale Selbst und das

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Likes als Seelenbalsam „Persona“ ist lateinisch und bedeutet neben „Person, Persönlichkeit“ auch „Rolle, Charakter, Maske“. Ein flaues Gefühl des Ertappt-Werdens schleicht sich bei diesem Gedanken ein: Wie viel wahre Persönlichkeit steckt eigentlich hinter meiner Maske? Hinter meinem Instagram-Profil? Unglaubliche 80 Millionen Fotos werden täglich auf Instagram geteilt, darunter viele Klassiker der Power Performer: akkurater Top Shot auf Cappuccino mit Kakaopulver-Herz und angebissenem Keks. Action Pic vom jungfräulichen Laufschuh. Chia-Pudding #healthylife. Stillleben: „Bücherstapel und MacBook in Uni“. #goodmorning #nofilter #noma-

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reale Selbst ein und dasselbe? Und wenn ja, wirkt sich das auf ihr Sozialverhalten aus? Es scheint zwischenmenschliche Konflikte zu geben: Können Beziehungen auf Tinder beginnen? Klar. Aber kann man sie auf WhatsApp beenden? Warum nicht? Da haben wir doch auch Sex. Werden Beileidsbekundungen auf Facebook-Chroniken dem Anstand gerecht? Natürlich, wo ist der Unterschied zum Händeschütteln? Für den, der mit dieser Art der Kommunikation aufwächst, ist sie keine semi-menschliche Modeerscheinung, sondern ein zusätzliches, multifunktionales Sinnesorgan. Es kann Eindrücke sowohl senden als auch empfangen. Aber sind auch alle Nutzer in der Lage, die Inhalte und Gepflogenheiten zu filtern und zu verarbeiten? Sie mit einer eigenen Meinung und eigener Ehrlichkeit abzugleichen?

keup. Die University of California fand heraus, dass in sozialen Netzwerken ein Gruppendruck entsteht, welcher unser Imitationsverhalten anregt. Ich bekomme mehr Likes, wenn ich populäre Posts imitiere. Repetitiv statt innovativ. Es scheint fast, als bilde diese Flut an Bildern, die uns bei nahezu identischen Tätigkeiten zeigt, eine Art menschlichen Ameisenstaat. Wir gleichen regelmäßig unser Selbstbild ab: Jedes Mitglied markiert seine Position und tritt in den Ab- und Vergleich mit seinen Zeitgenossen. Like: „Du hast ein tolles Leben.“ Post: „Schau mal, meins ist auch toll.“ Likes sind Seelenbalsam, kleine Ego-Booster. Je mehr, desto besser, das Suchtpotenzial ist hoch. Eine Forsa-Umfrage von 2017 ergab, dass fast 3 % der 12- bis 17-Jährigen in Deutschland als abhängig von Sozialen Medien einzustufen sind. Hier lassen sie sich Versagensängste und gemindertes Selbstwertgefühl wegliken. Hier etwas vorzugeben, was man gerne wäre, ist deutlich einfacher als in der Realität. Digitale Selbstoptimierung scheint zum Volkssport geworden zu sein: schöner, fitter, gesünder, interessanter. Auf der kollektiven Suche nach Bestätigung wird Photoshop-optimiert und Filter-kaschiert, bis aus einem Foto ein perfektes Bild wird. Die digitale Gesellschaft erzeugt in uns offenbar den Druck, eben dieses perfekte Bild von uns zu formen. Der Imperativ: Überzeuge uns! Sei du, aber besser. Entfalte dich, mach was aus dir. Eigentlich paradox, dass eine Masse an Individualisten dann trotzdem scheinbar nur noch das postet, wovon sie hofft, dass es anderen gefällt. Und gefällt es anderen nur dann, wenn es allen gefällt?


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13 Wir sehen, was wir sehen swollen Gelungene Selbstinszenierung lohnt sich vor allem für die Leitbilder innerhalb der Community: Influencer – die neuen Promis zum Anfassen. Sie spülen Unmengen von getarnter Werbung in unsere Timelines und lassen alles unkompliziert, fröhlich und toll aussehen. Sie genießen das Vertrauen junger Nutzer, weil sie sich authentisch und individuell geben. Und sie sind zum Greifen nah, viel näher als zum Beispiel die Hollywood-Schauspieler, denen sie längst den Rang abgelaufen haben. Sie sind Menschen wie du und ich, die uns an ihrem Alltag teilhaben lassen wollen und persönlich mit uns interagieren. Einseitige Freundschaften, die uns täglich begleiten. Inspirierende Bildunterschriften vom „anders sein“, vom „einfach ich sein“ gehen dabei Hand in Hand mit Product Placement und Werbung. Bezahlte Kooperationen müssen auf Instagram zwar mittlerweile als solche gekennzeichnet werden, aber gerade die gefühlt persönliche Bindung zum Lieblings-Influencer macht den Kauf eines Massenprodukts sogar noch zum Individualitätserlebnis. Moment mal. Masse? Ich suche mir doch meine Influencer selbst aus. Wirklich? Oder werde ich geschickt in eine Richtung gestupst, in dem Glauben, dass ich mir meine ganz eigene, personalisierte Social Media Experience kreiert habe? Dass ich eigentlich keine Werbung sehe, sondern Inspiration? Wer als Brand oder Company seine Werbung geschickt unter dem Deckmantel der Unterhaltung streut, bekommt am Ende mehr als nur eine Zielgruppe für sein Produkt. Die Ideale sind Fake, der gefeierte Lifestyle vorgegeben von der Industrie. Wir finden hier das Grundprinzip von Werbung in seiner reinsten Form: Sie spricht jeden individuell an, aber mit demselben Inhalt. Sie verkauft uns Persönlichkeit und Einzigartigkeit, auch wenn wir am Ende alle gleich aussehen, essen und wohnen.

Von der Nische zum Mainstream Die Lüge vom Nonkonformismus ist also schwer zu enttarnen. Statt zu halten, was sie verspricht – nämlich DEINEN Style - fördert sie ein einheitliches, globales Konsumverhalten. Fjällräven Rucksäcke bei den Mädels, Calvin Klein Unterwäsche bei den Jungs. Und irgendwann kriegen uns die Reebock Classics doch, egal wie viele sie schon tragen. Mittlerweile steht schon gefühlt in jeder zweiten Wohnung ein Eames Chair, trotzdem verbinden wir ihn mit individueller Einrichtung. HelloBody revolutioniert zwar nicht die Beauty-Welt, dafür aber deren Preisstruktur im Mainstream. Mountainbikes waren vorgestern, das Vintage Rennrad mit den bunten Griffen muss es heute für die Stadt sein – egal wie gut man damit umgehen kann. Erst waren es Custom Burger, Süßkartoffeln und Craft Beer, jetzt sind es Bowls, Levante und Gin. Am

besten ist man immer einen Schritt voraus und erkennt rechtzeitig die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Früh genug für „Das hatte ich schon als es noch nicht jeder hatte“, aber auf keinen Fall zu früh. Optimaler Zeitpunkt: Kurz bevor es den Mainstream erreicht, man will ja kein kompletter Sonderling sein. Denn geglaubte Individualität macht nur dann Spaß, wenn genug andere mitmachen. Es muss schon erkennbar sein, wie viel Wissen oder Geld man in dieses Anderssein investiert hat. Das Interessante: Viele Hypes waren vor Jahren tatsächlich einmal nischige Geschichten. Es scheint, als bediene sich die Industrie mit Vorliebe in den wenigen verbliebenen Szenen und vermische ihre Inhalte zu einem leicht verdaulichen Pseudo-Individualitätsbrei. Aus Nischen werden Trends und Trends sind bares Geld. Sogar selbsterklärte Randgruppen scheinen von der Industrie gesteuert zu werden: Pseudo-Goths und Nerds, sponsored by Elbenwald.

Gefällt mir. Wirklich? Während eindeutige Genres wie Punkrock, Indie oder Reggae einst eine bunte Musikwelt bevölkerten und Aussagen vom wirklichen Anderssein und Andersdenken trafen, bewegen wir uns heute scheinbar ausschließlich in einer Mischform aus chartigem Pop, House und den Überresten des Hip-Hop. „Wir sind frei, wir sind wir, das Leben ist schön“, trällert die Playlist sinngemäß. Salonfähig und frei von jeder (post-)pubertären Wut. DEIN persönlicher Mix der Woche, berechnet von einem Algorithmus, bezahlt von den großen Fischen. Da können teilweise sogar Mama und Papa was damit anfangen. Und warum haben so viele andere Leute unsere Lieblingsserie gesehen? Das Netz kennt unsere Vorlieben. Die Cloud weiß, was wir mögen. Und übrigens auch, was wir nicht mögen. Noch nicht. Die Grenzen scheinen langsam zu verschwimmen: Oft ist es schwer zu sagen, wo der Effekt der Werbung beginnt und der eigene Wille endet. Finde ich das, was ich konsumiere wirklich aus eigenem, reflektiertem Empfinden gut? Oder bin ich einfach nur oft genug von meinen Alltagsidolen darauf hingewiesen worden, wie zwingend es zu meiner Persönlichkeit gehört? Der Verdacht liegt nah, dass der eigene Konsum immer weniger kritisch hinterfragt wird und eine uniforme Herde entsteht.

Interaktion und Aktion Konsum ist gut. Er ist Motor der Wirtschaft, die uns überhaupt in unseren heutigen Verhältnissen leben lässt. Wohlstand, den vor allem Generation Z so sehr zu schätzen scheint und sich unbedingt bewahren will. Daran gibt es grundsätzlich auch nichts auszusetzen, genauso wenig wie an Trends, Kollektiven und dem Wunsch nach Akzeptanz. Trotzdem braucht die Welt heute und morgen echte Meinungen. Von echten Menschen im echten Leben. Sie darf Heranwachsende nicht gänzlich an den Konsum und die Konformität verlieren, sondern muss Verantwortung von ihnen fordern. Junge Köpfe stehen für die Zukunft, sie haben morgen das Sagen. Junge Menschen müssen eine neue Art der Reflexion lernen, um Herr ihrer Wahrnehmung zu bleiben. Die Vernetzung der Welt und die immensen technischen Möglichkeiten bieten etwas an: Nie dagewesene Quellen und Plattformen bieten Raum für echten Individualismus und wollen genutzt werden. Die Industrie und die Cloud nehmen uns heute vieles ab, aber nicht die Formung und Verteidigung unserer Ideale.


HELP! DON’T HELP!

Die Grafikerin Hannah Gorkenant entarnt zusammen mit PR-Beraterin Pauline Schöfbeck unsere Liebe zur Sucht. Auf einer eindrucksvollen Bildstrecke führen sie uns unseren täglichen Selbstbetrug mit knallharter Ästhetik vor Augen.

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Für manchen Einheimischen ist die Schönheit Passaus ein bisschen zur Gewohnheit ­geworden. In den Sommermonaten spült es mehr ­Touristen als Wasser an die Ufer der Donaulände. Mit großen, jung­f­räulichen Augen erblicken sie zum ersten Mal unsere wundervolle Stadt. Ich will dieses Gefühl auch nochmal erleben und verbringe einen Tag tada: als Tourist. mit Bauchtaschen kombinieren. Asiaten und ich will wissen, wo sie verläuft. Ich

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„Und wer sind Sie? An die Gesichter der zahlenden Kunden kann ich mich nämlich erinnern!“ Kein guter Start. Ich hatte mir etwas mehr bayerische Wärme erwartet, mit der man einen Besucher wie mich, zu einer Stadtführung begrüßt, aber zugegeben, meine Tarnung (Kapuzenpulli) war schlecht gewählt. Brav bezahle ich die Gebühr und komme im Gegenzug dafür zunächst in den Genuss einer historischen Zeitreise: Salzhandel, Dombau, Dombrand, Domwiederaufbau, Säkularisation im Jahre 1803, Barock, Gotik, Barock-Gotik – aus irgendeinem Grund darf ich das alles nicht mitschreiben. Das sei scheinbar eine Straftat, nämlich Mitschnitt. Verunsichert, ob diese Aussage der Führerin sich auf die Gegenwart bezieht, lasse ich Stift und Zettel wieder verschwinden. Weil ich mir all die historischen Fakten ohne Notizen sowieso nicht merken kann, driftet meine Aufmerksamkeit hin zu den anderen Teilnehmern in meiner Gruppe. Durch bloßes Beobachten lerne ich Erstaunliches: Klapperl werden gerne von Menschen mit eher blasser Haut getragen und lassen sich gut

scheinen ein Faible für transparente Schirmmützen zu haben und aus einer Vielzahl von Merkmalen, die isoliert betrachtet keine Aussage haben, setzt sich ein Look zusammen, der eindeutig einem Amerikaner zugeordnet werden kann. New Balance, beige Bundfalte… Ich weiß nicht genau. Ich drifte wieder ab. Eine Frage drängt sich mir auf: Passau ist nicht sonderlich groß. Trotzdem sehe ich in „meinem Passau“ nie einen Touristen. Jetzt sehe ich seit einer Stunde keinen einzigen Einheimischen mehr. Wie kann das sein? Kein Japaner, neben dem ich am Kirchenplatz Cappuccino geschlürft hätte, kein Holländer, der seine Knödel im Unteren Sand in der herrlichsten Schweinsbratensoße der Stadt, getränkt hätte, will mir gerade einfallen. Es scheint eine unsichtbare Grenze in unserer Stadt zu geben

entdecke ein älteres Ehepaar aus Asien und beginne ein Gespräch: „What an amazing city, huh?“ Der Mann antwortete mir auf Deutsch. Der erste Urlaub, vor 34 Jahren, sei ein Hochzeitsgeschenk gewesen. Seit beide in Rente sind, reisen sie jedes Jahr einmal für zehn Tage an den „Drillingsfluß“. Aus reiner Liebe zur Stadt hätten sie sogar Deutsch gelernt. Ich frage, was ihnen an so sehr gefällt an dieser Stadt: „Alles ist so klitzeklitze­ klein!“ Keine Antwort auf meine Frage, aber dafür ein überraschend erfrischendes Gespräch. Ich finde eine deutschsprechende Familie. Zwei Eltern, zwei Kinder, zwei iPads, zwei City Roller und ein Stadtplan. Und jetzt der witzige Teil: Das Vierergespann kommt aus der weltberühmten Hafenmetropole Hamburg. An Passau habe ihnen bisher am besten die Bootsfahrt auf der


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Donau gefallen! Weil Witze immer lustiger sind, wenn man sie nochmal erklärt: Auf Hamburgs ozeangroßer Elbe kreuzen die gewaltigsten Tanker – für jeden jederzeit sichtbar und erlebbar – und in Passau tuckern Bötchen, die „Sissi“ heißen. Immer noch nicht? Naja. Hungrig nach einem weiteren – wenn auch vielleicht nur für mich persönlichen – Highlight im Gespräch mit den Fisch­köppen wurde ich mit der wahrscheinlich schönsten Wegbeschreibung zum Stausee belohnt: „Der kleine See hinter dem Burgberg.“ Einer der Lütten fügte noch an: „Voll cool, genau wie am Boberger See! Nur mit mehr Fischen glaub ich …“ Ja, genau. Oder halt mit mehr E. Coli Bakterien und Enterokokken, als es Fische im Pazifik gibt. Ich unterhalte mich mit einem Paar aus Sachsen, muss das Gespräch aber an der Stelle abbrechen, als sie mir die Stadtgalerie als Sehenswürdigkeit verkaufen wollen. Eine Antwort auf meine Frage, wo die unsichtbare Grenze, wenn es sie denn überhaupt gibt, verlaufen könnte, habe ich immer noch nicht. Außerdem ist meine Theorie nach der ganzen Stauseegeschichte etwas ins Wanken geraten, da bin ich nämlich trotz Bakterien selber ziemlich gerne. Die Tour neigt sich dem Ende zu und das, was ich eigentlich wollte, nämlich Passau neu erleben, habe ich völlig versäumt. Ich habe mich ein bisschen sehr im Strudel

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„Alles ist so klitze klitzeklein!“

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der Gespräche mit meinen Gruppenfreunden verloren. Zu guter Letzt lerne ich aber doch noch zwei neue Dinge über meine Stadt: Erstens, wir haben ein Glasmuseum. Zweitens, es wurde von Neil Armstrong eröffnet!? Am nächsten Tag gebe ich mir eine zweite Führung. Dieses Mal bin ich deutlich mehr am Inhalt der eigentlichen Führung interessiert und weniger an den Menschen um mich herum. Mir begegnen die Anekdoten und Geschichten wieder, die ich zuletzt auf Wandertagen und in Heimat- und Sachkunde gehört hatte. Von der Pommerin über’s „Pest Türchen“ bis zum Fall des Tölpels, alles erläutert vom albern verkleideten fürstbischöflichen Hofrat, Freiherr Philipp Wilhelm von Hörnigk, der seine Sache aber gut macht. Ich habe einen neuen Gedanken: Passau bleibt für mich eine gespaltene Stadt. Es ist auch ganz gut, dass der Tourismus nicht in unsere geheimen Ecken herüberschwappt. Zumindest nicht so stark. Auch wenn ich offen gestanden im Urlaub nach nichts anderem suche.


Online Dating? von Anne Dreesbach

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Neulich war ich in Passau. An einem dieser ganz heißen Tage im Sommer. Alles in der Stadt war leise und langsam, aber Touristen wie Einheimische hatten gute Laune. Zwei oder drei Kreuzfahrtschiffe lagen am Dreiflüsseeck vor Anker, die Einheimischen genossen ihre Mittagspause auf den Bänken unter den hohen, alten Bäumen an Donau und Inn oder unter Sonnenschirmen in den Straßencafés. Die Touristen drängten sich im Schatten der alten Mauern des Doms zusammen, um einer Führung über St. Stephan zu lauschen. Ich war im Altstadt Beisl und brachte den sehr jungen, schüchternen Kellner zum Lachen. Ich besichtigte den Dom und kam mit zwei älteren Damen aus Passau ins Gespräch. Ich plauderte ein wenig mit einer weiteren Dame, die gemeinsam mit ihrem Dackel einen Brief zum Briefkasten brachte. Dann war ich im Café Museum. Hier flirtete ich ein wenig mit dem sehr charmanten Kellner. Und dann hielt ein extrem cooler Typ in einem extra großen Auto vor dem Café und verstaute darin jede Menge Bierkästen. Den habe ich offensichtlich so begeistert angestrahlt, dass er mich einlud, am Abend noch auf ein Konzert zu kommen, was hier gegeben würde. Leider hatte ich keine Zeit. Warum ich das erzähle? Ganz einfach: Ich befinde mich auf einer Mission. Auf einer Mission für mehr Analoges im Leben. Ich habe mir geschworen, jeden Tag, den ich im öffentlichen Raum verbringe, mit mindestens drei Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich habe nämlich online satt. Facebook. Twitter. Instagram. E-Mails. Apps für jeden Belang des menschlichen Lebens. Dating Apps. Onlinedating. Echt jetzt?!? Das muss doch auch anders gehen! Der erste Freund meiner Mutter war jemand, der jeden Abend zufällig auf dem Fahrrad neben der Trambahn herfuhr, mit der meine Mutter von ihrer Ausbildungsstelle nach Hause fuhr. Eines Tages bog er nicht an der üblichen Stelle ab, sondern folgte der Trambahn bis zur Haltestelle, an der meine Mutter ausstieg … Mein Vater hat es seinerzeit geschafft, einer jungen Frau jeden Morgen von der Bushaltestelle, an welcher er wartete, derart charmant in ihren Opel Kadett hinein zuzulächeln, dass sie eines Tages anhielt und ihn fragte, ob sie ihn mitnehmen könnte. Später haben sich meine Eltern ganz klassisch bei der Arbeit kennengelernt und in zwei Jahren feiern sie ihren 50. Hochzeitstag. Die Leute haben sich früher also einfach so kennenge-

lernt? Das kann man ja zwischen tinder, Parship, Elite Partner und wie diese Apps und Onlineplattformen alle heißen gar nicht glauben. Es gibt ja sogar eine Dating App für Hunde: Twindog. Mit deren Hilfe kann man Freunde für seinen Hund oder für sich selbst finden. Ist das wirklich nötig? Reicht nicht ein Spaziergang in einem öffentlichen Park? Haben wir wirklich verlernt, mit den Menschen zu kommunizieren, die uns im richtigen Leben begegnen? Ich finde, damit sollte Schluss sein! Leute, schaut auf von euren Handys! Versteht endlich, dass ihr in einem Italienischkurs nicht nur Italienisch lernen und beim Töpfern mit und ohne Drehscheibe nicht nur hübsche Keramikgefäße herstellen könnt: Ihr könnt auch die Leute kennenlernen, die in eben diesen Kursen sitzen. Sei es für Beziehungen, sei es für Freundschaften, sei es einfach als skurrile Erlebnisse. Wenn man bedenkt, dass bei jedem Blind Date, das nicht in eine Beziehung mündet, negative Energien freigesetzt werden – denn einer der beiden muss ja sagen, ich mag dich nicht und der andere muss es entgegennehmen oder beide mögen sich nicht und beide sagen es, aber selbst eine Zurückweisung von einem Menschen, den man überhaupt nicht mag, ist und bleibt eine böse Zurückweisung – so muss man sich ja wundern, dass wir in Singlegroßstädten wie München noch nicht weggepustet werden von all den negativen Schwingungen, die sich hier dank Onlinedating ansammeln. Im echten Leben dagegen kann man sich einfach ein wenig aus dem Weg gehen, wenn man sich doch nicht sympathisch ist. Auf Partys entschuldigt man sich und holt sich etwas zu trinken. Kaum verletzend, zumal das Treffen ohne Prämisse stattfand. Ja, Onlinedating lässt sich leicht schönreden: Da lernt man viel mehr Menschen kennen als im echten Leben! Ich finde sonst niemanden! Ich lerne niemanden kennen! Ich bin 40, ich gehe nicht mehr in Discos: Wo soll ich noch jemand kennenlernen? Aber ist online wirklich die Lösung? Wollen wir alle die Liebesabenteuer ausklammern, in welchen sich Menschen in jemanden verliebt haben, den die Dating App auf jeden Fall aussortiert hätte? Weil er weder was Bildung noch finanziellen Status, noch Vorlieben betrifft zu einem passt? Oder weil uns in einer Zehntelsekunde sein Gesicht nicht gefällt? Haben wir vergessen, dass wir uns vor allen Dingen in Menschen verlieben, die eben anders sind als wir selbst? Wollen wir unseren Kindern wirklich erzählen, dass wir Abend für Abend auf dem Sofa lagen, Fotos von Menschen nach links und rechts gewischt haben, und uns dann auf den 100. Menschen eingelassen haben, ganz einfach, weil


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Die Autorin lebt als ­Single in der Nähe von Landshut und ­weigert sich hartnäckig, diesem Status ­zumindest auf dem ­ Online-Weg ein Ende zu setzen. Nächstes Jahr ­erscheint ihr Buch „99 analoge ­Dating-Tipps“ beim Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf.

der Frust dann so groß war, dass wir irgendwann ja gesagt haben? Liebe auf den ersten Blick ist ein schönes Konstrukt, aber wenn wir ehrlich sind: Wie oft haben wir uns in Menschen ganz langsam verliebt? Nur, weil wir gesehen haben, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten. Weil sie uns Woche für Woche sympathischer wurden. Beim Onlinedating muss aber nach dem dritten Date spätestens entschieden sein, wie es weitergeht. Keine Zeit also. Thomas Mann hat seine Frau in der Straßenbahn in München kennengelernt. Beinah lustig, oder? Wer sich heute in den öffentlichen Nahverkehrsmitteln umschaut wird es schon schwer finden, mit irgendjemand allein in Augenkontakt zu treten: Auf dem Smartphone läuft schließlich

tinder.


von Johannes Nagl

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Eine Landkarte ohne Kompass

Wir reden nicht gerne ­ö ffentlich darüber, auch wenn sich rund ein Viertel der Internet­n utzung darum dreht: Pornografie. Vielfältig, verfügbar, verlockend. Sie müssen 18 sein, um fort­z ufahren. Wirklich? Laut Statistik klickt heute auch die Hälfte der ­d eutschen Kinder und Jugendlichen an dieser Stelle auf OK.


Flashback ins Jahr 2002: In den Gesichtern der männlichen Siebtklässler sprießen die Pickel wie Unkraut im Frühjahr und zarte Fläume zieren die meist jungfräulichen Lippen. Der Körper mutiert zum Schlachtfeld der Hormone und das Interesse am anderen Geschlecht hat bereits begonnen, sich über die Abschrift der Mathehausaufgabe auszuweiten. Die Bravo ersetzt die Unterwäscheseiten im Quelle-Katalog und schafft den ersten unkontrollierbaren Spontanerektionen Abhilfe. Zusammen mit ein bisschen Phantasie und dem einen oder anderen Schmuddelheftchen aus Onkels Werkstatt bildet sie das sprichwörtliche Handwerkszeug der pubertären Selbstbefriedigung. Aber irgendwann hat man genug starre Bildchen gesehen, jetzt muss ein richtiger Porno her. Da das Internet 2002 sein Potenzial zwar bereits entdeckt hat, aber noch an technische Barrieren stößt, sieht die Beschaffung so aus: Der Klassenkamerad, der als einziger einen Brenner besitzt, schiebt zwinkernd eine gebrannte DVD mit der Aufschrift „General Wars“ unter der Schulbank herüber und nimmt den vereinbarten Euro entgegen. Natürlich verbirgt sich hinter diesem Alias eine Frau mit dem Künstlernamen Gina Wild: Die deutsche Porno-Ikone der Jahrtausendwende. Das neue Heiligtum in Form einer Polycarbonatscheibe beschert ab sofort – passendes technisches Equipment vorausgesetzt – viele schöne Stunden der Selbsterkundung und hält sein Titelversprechen:

„JETZT WIRD’S SCHMUTZIG.“

GESUNDER WISSENS­ DURST UND PERVERSES ÜBER­ ANGEBOT

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Genug der pornostalgischen Schwelgerei - seit 2002 hat sich viel verändert. Das Internet hat die Pornobranche und damit auch das Konsumverhalten der Jugendlichen in Deutschland grundlegend revolutioniert. Laut einer repräsentativen Studie der Universitäten Hohenheim und Münster finden heute nämlich 70% der Erstkontakte mit Pornografie im Internet statt. Zeitschriften und DVDs schaffen es nicht einmal mehr mehr auf ein Drittel und das macht durchaus Sinn: Schließlich fallen auf dem eigenen Smartphone im stillen Kämmerlein di-

verse Schwellen wie das Mitwissen der Supermarktverkäuferin oder der Klassengemeinschaft weg. Der bequeme Zugriff schlägt sich aber auch in puncto Alter nieder. Den ersten Kontakt mit Pornografie im klassischen Sinn erfahren Kinder heute - gewollt oder nicht - durchschnittlich im zarten Alter von 11 Jahren. Selbst vorsichtige Eltern können diese Tatsache noch weniger vermeiden als den ersten Suff ihrer Sprösslinge: Ein Video per WhatsApp, der Besuch beim Klassenkameraden ohne Internet-Kindersicherung oder ein besonders hartnäckiges Pop-up-Fenster. Hand aufs Herz: Sobald bei Heranwachsenden ein natürliches, inneres Interesse an derlei Dingen einsetzt, finden sie auch Möglichkeiten, ihren Wissensdrang zu stillen. Jugendliche sind schließlich auch nur Menschen. Warum sollten sie nicht auf zeitgemäße Art ihrer Neugier nachgehen und forschen? Ein großes Geschenk unserer pluralistischen und aufgeklärten Gesellschaft ist doch die freie Informationsbeschaffung. Wir können heute das leben, wofür in den Siebzigern noch hart gekämpft wurde: Sexuelle Freiheit, jeder nach seiner Fasson. Dahingestellt, ob unsere Gesellschaft nicht vielleicht doch noch verklemmter ist, als sie zugeben will, sollte der Umgang mit Sex heute also absolut normal sein. Aber: Nicht alle Inhalte auf den rund 370 Millionen Pornoseiten im Netz sind „normal“, soweit man sich hier überhaupt ein Urteil anmaßen darf. Das Angebot bedient nämlich unter anderem auch die Bedürfnisse jedes noch so fragwürdigen Erotikverständnisses: Sex mit Tieren, inszenierte Vergewaltigungsszenen, erniedrigende Praktiken. Der Softcore-Kuschelporno liegt nur wenige Mausklicks von der ultimativen Perversion entfernt.

„WARUM SCHAFFE ICH KEINE 30 MINUTEN?“

Das alles klingt drastischer, als es in Wirklichkeit ist, denn wenn man den sogenannten Insights der Pornoseite Pornhub glaubt, sind die meistgesuchten Begriffe des einschlägigen Portals etwa „Lesbian“,„Big Tits“ und interessanterweise „Hentai“, also Cartoon-Pornografie. Weit abgeschlagener Spitzenreiter in Deutschland übrigens: „German“ - Deutsche lieben Dirty Talk, wollen ihn aber bitte auch verstehen. Soweit also keine extremen Themen. Darüber hinaus siedeln sich in der Beliebtheitsskala aber auch „Anal“, „Orgy“ oder „Bondage“ ganz


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Selbstzweifel erschweren ihnen eine natürliche Herangehensweise an die ersten sexuellen Gehversuche. Doch die Befragungen ergeben auch, dass früher Pornokonsum bei ihren männlichen Altersgenossen nicht nur für ambitionierte Phantasien, sondern vor allem für Druck sorgt. „Ich kann mich gar nicht so bewegen wie der im Porno“, „Ich bin schlecht bestückt“, „Warum stöhnt sie nicht unentwegt herum, was mache ich falsch?“, „Warum schaffe ich es keine 30 Minuten?“, … Junge Menschen sind heute oft gefangen in den Bildern, die sie schon kennen. Komplett naiv sind sie dabei nicht: Sie stürzen sich nach einem Actionfilm auch nicht vom Hochhaus. Aber in der Sexualität fehlt ihnen noch die Relation. Sie sind auf diesem Gebiet hochsensibel.

EXTREME INHALTE KÖNNEN DIE SEXUELLE ENTWICKLUNG PRÄGEN

weit oben an. Hier wird es etwas spezieller, selbst wenn diese Praktiken oder zumindest deren Phantasie in mehr Schlafzimmern zu Hause sind, als man vermuten würde. Während aber Erwachsene im Laufe ihrer Sexkarriere Vorlieben und Phantasien entwickeln und in einen bestehenden Kontext aus eigenen Erfahrungen setzen, können sexuell Unerfahrene manche Szenen noch nicht einordnen oder richtig interpretieren. Sie lernen unter Umständen eine falsche Realität kennen. Interviews mit männlichen Jugendlichen zeigen, dass bei regelmäßigem Pornokonsum sowohl das Frauenbild als auch die Empathiefähigkeit der Partnerin (in spe) gegenüber beeinträchtigt werden. Frauen treten in pornografischen Darstellungen oft als permanent sexuell verfügbare, schmerzfreie und unterwürfige Wesen auf. Anal? Standard, darüber dröhnt ja sogar Katja Krasavice auf YouTube aus dem Handy der Klassenkameraden. Drei Kerle gleichzeitig? Klar. Lesbische Neigungen? Normal. Eine Erwartungshaltung an die anstehenden Erfahrungen wird aufgebaut. Und auch Mädchen schauen Pornos. Laut Befragung sind es zwar mit 17% der 11–15-Jährigen nicht einmal halb so viel wie ihre männlichen Altersgenossen, die sich mindestens einmal bewusst pornografisches Material angesehen haben. Aber die gängigen Inhalte sind ihnen bekannt. Sie sehen sich dann im Ernstfall sexueller Erfahrungen in der Zwickmühle: Eigenes Empfinden einerseits, die Angst, nicht mithalten zu können, auf der anderen Seite. Mentale und körperliche

Dass Pornos im Gehirn ähnlich wie Alkohol oder Drogen wirken, ist der Funktionsweise unseres Hormonhaushaltes geschuldet: Orgasmen schütten Dopamin aus und erzeugen so ein wohliges, belohnendes Gefühl. Memo an das Gehirn: „Das war super, gerne mehr davon.“ Die Verfügbarkeit dieser Droge im Jahr 2018: quasi endlos. Schätzungen zufolge sind heute etwa 400.000 Deutsche Internet-sexsüchtig. Wie auch bei anderen Süchten sind hier vorrangig Menschen mit notorisch gestörtem Dopaminsystem anfällig; bei den meisten Menschen setzt eine Selbstregulierung ein und verhindert, dass das Vergnügen zur Sucht und somit Herr über den Alltag wird. Aber selbst ohne erkennbares Suchtverhalten birgt das menschliche Belohnungssystem vor allem für junge Pornonutzer eine Gefahr: Durch häufige Stimulation programmiert sich das Gehirn auf eine Art sexuelles Schlaraffenland. Dabei stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein und der Klick zum nächsten Kick beginnt. Das Material muss drastischer werden. Trotz eingebauter Mechanismen wie Ekel oder Gerechtigkeit können so gerade während der sexuellen Prägungsphase Türen im Netz aufgestoßen werden, hinter denen sich schwer zu handhabende Neigungen ausprägen.

DAS INTERNET DIENT JUGENDLICHEN HEUTE ALS NATÜR­ LICHE UNIVERSAL­ QUELLE UND IST IN SEINER VIELFALT DAS SYMBOL EINER FREIEN UND AUF­ GEKLÄRTEN ZEIT. ES


IST AUFGABE DER ­GESELLSCHAFT, ­JUNGEN MENSCHEN DIE NÖTIGEN BEWERTUNGSMASSSTÄBE UND FILTERWERKZEUGE MITZUGEBEN.

Sind Pornos also wirklich eine Gefahr für Jugendliche? Oder ist es alles nur eine Frage des Inhalts? Eine Frage der Reife? Jeder nach seinem Geschmack? Oder sind Pornos grundsätzlich böse? Diese Fragen können nicht Begriff dieses Beitrags sein, denn letztendlich muss sie jeder für sich selbst beantworten dürfen. Eines muss in jedem Fall klar sein: Die wahre Problematik im Pornografiekonsum Jugendlicher liegt nur bedingt auf Seiten der Pornoindustrie und des Internets. Laut Studien der Universitäten Hohenheim und Münster sprechen nämlich nur 4 Prozent aller deutschen Kinder und Jugendlichen mit Erwachsenen über ihre ersten Pornobegegnungen. Wie sie die teilweise harten Inhalte interpretieren und wie diese ihre Entwicklung prägen, bleibt uns letztendlich verborgen. Einem offenen Angebot von Pornografie muss also zwingend eine offene Kommunikation folgen. Internetpornografie ist kein randständiges Mediennutzungsphänomen, sondern hat längst Einzug in den Reifeprozess junger Menschen gehalten. Was tun? Allgemeine Verbote? Wenig praktikabel. Schutzmechanismen? Umgehbar. Vielmehr müssen sich Familien und Bildungssystem aufgerufen fühlen, den Dialog zu suchen. Wir müssen uns glücklich schätzen, in einer so vielseitigen und vernetzten Welt zu leben. Aber wir dürfen nicht vergessen, unseren Kindern einen Wertekompass für diese Welt mitzugeben.

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31 HÄTTEST DU MAL AUF MICH GEHÖRT!


Wir sind alle Baumeister ­unserer ­eigenen Wahrnehmung. Oft ist es ein Trugschluss, dass die globa­-­ lisierte, vernetzte Welt, in der wir uns b ­ ewegen, so groß ist. Denn ­ jeder von uns muss die hochkomplexe Realität auf ­seine Weise ­ reduzieren, um handlungsfähig, um denkfähig zu ­bleiben. Es ist nicht proble­matisch, wenn die Welt des einen nicht der Welt des anderen gleicht. ­Problematisch wird es erst, wenn jemand ­davon ­ überzeugt ist, dass s ­ eine Welt die ­richtige ist.

Ich lebe in einer Blase. Der Gedanke gefällt mir nicht besonders, aber ver­ leugnen kann ich es auch nicht wirklich. Mein Interesse gilt logischerweise dem, was mir gefällt, ich sehe die Dinge so, wie ich sie eben sehe, und habe in vielen Be­ reichen eine andere Meinung als andere, was völlig okay ist, weil ich gerne diskutiere. Als Mensch bin ich ein Be­ stätigungsjunkie und, weil ich in meiner Blase die meiste Zeit recht habe, fühle ich mich dort richtig wohl. Das Prinzip der Selbstbe­stätigung ist ein ziemlich gutes Geschäftsmodel. ­Facebook, Instagram, Netflix, Amazon geben mir genau das, worauf ich Lust habe. Auf meinem Handy dreht sich

BLASEN

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alles nur um mich, um meine User Experience. Da werden Suchergebnisse für mich ausgewählt, Musik für mich zusammen­gestellt, Nachrichten vorsortiert und Kla­ motten an­geboten, die mir gefallen sollen. Ich, ich, ich. Natürlich geht es ­­ innerhalb unserer Blasen um uns. Aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass die gesunde, subjektive ­Wahrnehmung mancher ­Menschen mehr und mehr zu einer egozentrischen Ignoranz verkommt. Vielleicht bin ich durch unser Tagesgeschehen etwas hellhörig geworden. Werbekampagnen rechter Populisten leben auf gefähr­ liche Weise vor, wie weit man sich von Wahrheit, Mit­ gefühl und Selbstreflexion ent­fernen kann, ohne sichtbar Schaden zu nehmen. Die schnell­lebige Pseudo­ bildung aus unseren Smartphones und Tablets erlaubt es uns, in verführerische Meinungsgebilde zu versinken, die nicht zwingend an der Realität haften müssen. Überfordert vom Überangebot an Medien stehen Menschen zu Tausenden auf der Straße und verdammen den freien Journalismus im Land mit dem Label der Lügenpresse, weil sie den Unterschied zwischen Nachricht und Propaganda nicht mehr erkennen. Oft siegt Aktualität über Qualität und Sophie Hunger hat recht, wenn sie singt: „reich ist das neue schlau.“ Werte sind in Gefahr. Sie organisieren das Zusammen­ leben unserer Blasen. Gehen sie verloren bleibt nur der Egoismus übrig. Das digitale Zeitalter ver­ unsichert diejenigen, die nicht damit aufgewachsen sind und gefährdet die, die direkt hineingeboren wurden an Leib und Seele.


LOGIK

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Eine allgemeine Verwirrung und ein bedenklicher Mangel an Bildung werden ausgenutzt, um Ängste zu schüren, Menschlichkeit unter den Teppich zu kehren und die Selbstsucht so salonfähig zu machen wie nie zu vor. In vielen Blasen scheint ein merkwürdig be­ täubender Dunst zu schweben, der den notwendigen Blick über den eigenen Tellerrand, Wissensdurst und Ent­dec­kergeist überflüssig erscheinen lässt. Gerade in meiner Gene­ ration, einer größtenteils mit sich selbst überforderten Gene­ration, erlebe ich immer häufiger, wie Menschen aus reiner Bequem­lichkeit, dem verlockenden Ruf der Realitätsflucht erliegen. Sie igeln sich ein in ihr vermeintlich unen­ dliches Universum, bestehend aus eigener Meinung und den dazugehörigen Selbstbestä­tigungsübungen. Ein Freund ist, wer genauso denkt und nicht widerspricht. Statt die ewige Spirale zu durchbrechen und echten Erkenntnisgewinn zu erlangen, bleiben die Blasen dieser Menschen klein und eindimensional. Selbstüberschätzung wird mit Selbstbewusstsein verwechselt und egal, ob Flüchtlingskrise, Erdogan, Abgasskandal oder Quan­ tenmechanik, zu jedem noch so großen Thema ist eine „fundierte Meinung“, ein „Wissen“ vorhanden. Allzu oft besteht das jedoch nur aus aneinandergereihten ­Schnipseln flüchtig gelesener Überschriften. Der konstruktive Umgang mit Kritik findet in diesen Blasen nicht statt. Man beharrt mit der zickigen Ignoranz eines Suchtkranken bockig auf dem Algo­ rithmus gesteuerten, präferenz­basierten Facebook-Wissen. Die Vergrößerung und Erweiterung unserer Blasen ist wohl ab einem gewissen

Alter eine Charakterfrage. Will ich die Welt entdecken, ver­ stehen und bereichern oder will ich in ewiger Nabelschau vor mich hinvegetieren und im Sumpf der eigenen Komplexe verrotten? Man spürt nicht auto­ matisch, wo die eigene Blase beginnt und auch nicht, wo sie endet. Mancher Rechtsex­ tremist wäre überrascht zu hören, dass er diesen Titel trägt. Der selbstgewisse ­Moralist wäre erstaunt, wie nervig sein Zeigefinger auf andere wirkt, die die oft schmerzhafte Dialektik von richtig und falsch bereits längst aus eigener Anschauung kennen. Es kostet mich viel Konzentration und unan­­ genehme Ehrlichkeit, meine eigene Blase auszuloten, aber ich denke es lohnt sich.

VON ELIAS DUPPER


Wir verbringen ein gutes Drittel unseres Lebens im Bett. Das kann himmlisch oder schauderhaft sein. Ein junges Team aus Waldkirchen will Geplagten ihre Nachtruhe zurückgeben.

U AN

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ZEI GE

m drei Uhr morgens das Universum anflehen, dass es Gnade zeigen möchte. Oder nach acht Stunden Schlaf mit dem Gefühl aufwachen, du seist auf einer Bierbank gelegen. Augenringe, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, ständige Erschöpfung. Schlechter Schlaf ist in einem Wort ätzend. Laut einem Report der DAK hat ein Drittel der Erwerbstätigen über 18 Jahren Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, ein Viertel bemängelt die Qualität ihres Schlafes. Betroffene versuchen alles, um ihren Schlaf wieder in den Griff zu bekommen: Yoga-Kurs, Therapeut, Apotheke. Smartphone aus, viel Sport, kein spätes Abendessen, dafür zwei Flaschen vom Roten. Wenig Beachtung findet dieses Ding da unten, auf dem man ein Drittel seines Lebens verbringt: die Matratze. Irgendwo gekauft, man kann drauf liegen, wird schon passen. Ein Drittel - wenn’s denn so wäre - im Bett spielen sich ja noch andere Dinge ab: Lese- und Fernsehmarathons, Telefonate, Frühstück, Homeoffice mit kleinem Aktionsradius. Sport zwischen den Laken. Das Bett ist des Liegenden Königreich, und an manchen Tagen möchte man es nicht verlassen. Das fällt auch den Waldkirchnern um vivarelax auf. vivarelax, das sind Stefan, Manuela, Eva, Philip und Markus.

TEXT CHR ISTIAN HASS MANN FOTOGRAFIE S IMONA KEHL

jona-sleep .com Die suchen eine Matratze, die ansprechende Optik und natürliche Materialien einwandfrei kombiniert – und finden keine. Also wird ein Jahr lang getüftelt, designt, probegelegen. Kalauer: Geschlafen wird dabei wenig. Unstrittig ist man sich bei der Matratzenart: Im Gegensatz zu Federkern- und Kaltschaummatratzen sind ­Matratzen aus Naturlatex hygienisch und umweltfreundlich. Und auf Latex kann man auch liegen. Sehr gut sogar. Die 15cm stützende Kernschicht hat sieben ergonomische Liegezonen, die die Wirbelsäule beim Liegen gerade ­lagert und so eine gesunde Schlafposition ermöglicht. Obendrauf findet man fest verbunden eine softe Topperschicht aus Naturlatex, die sich an den Körper anpasst und ihn soft umschmiegt. Also 2in1, oder 1für2: Die JONA SLEEP hat das exklusiv zu bieten, und das spart den Betrag, den man normalerweise für einen Topper hinlegen muss. Solch eine Matratze wiegt zwar mehr als andere Matratzentypen, dafür ist es ihr egal wie viel du wiegst. Und ob du Rücken-, Bauch- oder Seitenschläfer bist.


35 Latex, schön und gut, aber gerade um den Kern herum hat die JONA SLEEP mehr zu bieten als andere: Ihre Seitenwand besteht aus Natur-Filz. Der nimmt abgegebene Feuchtigkeit über Nacht auf und gibt diese tagsüber wieder ab. Und weil man sich damit immer noch nicht zufrieden gibt, bekommt die Matratze eine Liegefläche aus Baumwolle spendiert, die man durch eingenähten Reißverschluss einfach abnehmen und waschen kann. Alles drauf, alles drin. Die JONA SLEEP braucht also keinen Bezug extra. Damit würde man dieser Schönheit Unrecht tun. Dass die Matratze aus dem tiefsten Niederbayern kommt, merkt man ihr an, und zwar im positiven Sinne. Der graue Filz gibt ihr die Erscheinung eines mit der Steinsäge heruntergeschnittenen Granitblocks, der in jedem Schlafzimmer zum sakralen Zentrum wird. Bei der Liegefläche entzückt das 3D-gestrickte Blättermuster mit seinen Details. Ränder und Griffe aus Kork passen sich nahtlos ins Bild ein. Latex, Filz, Baumwolle und Kork harmonisch vereint: Das gibt es so bei keiner anderen Matratze. Sieht gut aus. Waldkirchen ist klein, das Internet unendlich, weswegen E-Commerce die sinnvollste Vertriebsmöglichkeit darstellt. Das übernimmt Manuela. „Es war

alles fertig“, erinnert sich Markus Ebersberger, der für Marketing und Design zuständig ist. Dann kommt ein Rückschlag: Der Bezugshersteller meldet Insolvenz an. Es ist allgemein schwierig, einen Hersteller zu finden, der die Bezüge in der gewünschten Qualität und dem aufwendigen Design problemlos liefern kann. Man setzt sich nochmal hin, telefoniert und unternimmt Dienstreisen, bis man den passenden findet. Seit dem 2. September kann man die JONA SLEEP online bestellen. Da kann der Wein noch so teuer sein, das Auto zwei Jahresgehälter kosten oder das Bett der Queen zur Verfügung stehen – wenn’s nicht passt dann passt’s nicht. Das weiß man auch bei vivarelax und deswegen darf man auf der JONA SLEEP 100 Nächte probeschlafen. In diesem Sinne: Ausprobieren! Wer überzeugt ist, hat für mindestens zehn Jahre (Garantie) ein Fundament für das eigene kleine Königreich.



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Die Malerei des Rosenheimer Künstlers Stefan Guggenbichler hält Zwischenzustände fest. Sie balanciert zwischen Figuration und Abstraktion, wobei technische und stilistische Züge in inhaltliche übergehen. So entstehen Porträts, auf denen ein Teil der Dargestellten durch Volumenfülle eine betonte physische Präsenz erlangt, während der Rest einem langsamen Prozess der Auflösung ausgesetzt wird: Ephemere Körper verschmelzen mit der Umgebung, Mimik wird verwischt, Gliedmaßen und ­Gesichtszüge verschwin­Familienalben, Flohmarktfunde oder Bilder aus dem Netz werden überarbeitet und in Collagen neu zusammengefügt, bis Vorlagen für Gemälde entstehen. Dabei kehrt der Maler zwei wichtige Prinzipien der Fotografie um. Durch Verfremdung und Auflösung der Körper macht er

s t e f a n g u g g e n b i c h l e r . d e

den. Anregungen findet der Künstler in der Fotografie.

den Zeitlauf wieder sichtbar, den die Fotografie stets durch Momentaufnahmen anzuhalten versucht. Und auch die Inszenierung der vermeintlich heilen Welt auf Fotos wird durch Doppeldeutigkeiten in Guggenbichlers nicht selten verstörend wirkenden Bildwelten hinterfragt: Die Umarmung wird zum Erdrosseln, der Kuss zum Lebenskraftentzug. Das Selbstbildnis „Me, myself and I“ stammt aus einer intensiven Phase der Selbstreflexion und ist eine gelungene Metapher für den eigenen künstlerischen Blick, der entrückt hinter einer schimmernden Membran erscheint, einer Projektionsfläche zwischen der inneren und äußeren Welt.

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TEXT OLENA BALU N FOTOGRAFIE WOLFGANG GS CHWENDTER


39 Samstag 22. September 16:30 Uhr Vor 64 Stunden habe ich meine Augen mit Pflastern zugeklebt. Vor einer halben Stunde habe ich meine Augen zum ersten Mal wieder geÜffnet – mitten auf dem Oktoberfest.


Mittwoch 19. September 23:59 Uhr Das Letzte, was ich sehe, ist mein linkes Auge im Spiegel unseres Badezimmers. Bei unserem ersten Treffen für die zweite Ausgabe des Faber Magazins kam uns die Idee, irgendeinen Selbstversuch zu machen. Drei Tage lang blind zu sein war mein Vorschlag und jetzt, wo ich das Ex-

Donnerstag 20. September 9:17 Uhr Ich wache blind in meinem Bett auf. Meine Mitbewohner sind längst in der Arbeit, ich habe mir extra freigenommen. Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel, Handtuch, Wäsche und Klamotten, Schlüssel, Handy und Ladegerät habe ich mir am Vorabend zurechtgelegt. Mein erstes blind zubereitetes Frühstück ist ein blind geschnittenes Brot mit blind bestrichenem Humus und einem Cappuccino, für den ich ehrlicherweise drei Anläufe brauche. Er schmeckte mehr nach Milch, als nach Kaffee, aber ich habe mir zumindest nicht die Pfoten verbrannt und keine Sauerei angerichtet. Ich fühle mich an Türrahmen, Stuhllehnen und den Kanten un­ serer Küchenarbeitsfläche entlang und habe ständig den Drang, ganz genau herauszufinden, was wo steht. Mit meinen Händen taste ich mich durch die Wohnung, spüre Tassen, Messer, Schneidebretter, Blumenvasen, Weingläser, Jacken. Alles noch da. Im Gegensatz zu meinen sehenden Tagen, merke ich mir ganz genau, wo ich Sachen hingelegt habe. Die ordentlichste Küche – und unsere Küche ist sehr ordentlich – fühlt sich, ohne sie sehen zu können, an wie das reinste Chaos, sobald die Dinge nicht mehr exakt an ihrem Platz liegen. Ich empfinde es, entgegen meiner Erwartung, nicht schlimm, blind zu sein. Man kennt seine Wohnung auch zu gut, als dass es eine wirkliche Herausforderung darstellen würde, sich zurecht zu finden. Trotzdem gibt es Überraschungen.

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Donnerstag 20. September 14:17 Uhr Ich stehe mit meinem Redaktionskollegen Felix auf dem Gehsteig vor unserer Wohnung und halte nur meinen Blindenstock in der Hand. Im Vorfeld habe ich von einer sehr netten blinden Dame noch einige Tipps für den Alltag bekommen. Der Stock würde mir ohne ein Mobilitätstraining zwar wenig bringen, aber zumin-

ICH EMPFINDE ES, ENTGEGEN MEINER ERWARTUNG, NICHT SCHLIMM, BLIND ZU SEIN

periment tatsächlich beginne, finde ich die Idee gar nicht mehr so gut. Ich taste nach dem Lichtschalter und ich denke, dass ich ihn wohl eine ganze Weile nicht mehr brauchen werde.

DAS LETZTE, WAS ICH SEHE IST MEIN LINKES AUGE IM SPIEGEL UNSERES BADEZIMMERS.

Ich will die Gelegenheit sofort nutzen, um über die Eindrücke zu schreiben, die ich gerade erlebe, solange sie noch frisch sind: Ich fühle mich als hätte ich eine Gehirnerschütterung. Keine Kopfschmerzen, dafür diese unnatürliche, schräge Optik. Stellen sie sich vor, sie trinken vormittags, auf nüchternen Magen, drei Gläser Sekt in einem schummrigen Lokal und treten dann auf eine lichtumflutete Terrasse. Mein Pupillenreflex funktioniert nicht – noch nicht, wie ich hoffe. Ich sehe alles überbelichtet. Blau, weis, kühle ausgebrannte Farben dominieren. Menschen, Karussells, blinkende Lichter. Ich suche nach ruhigen, unbewegten Flecken, auf die ich meinen Blick richten kann, weil mir sonst schwindlig wird. Wir dachten es wäre witzig, wenn ich nach drei Tagen Blindheit meine Augen zum allerersten Mal wieder auf der Wiesn öffne, gerade möchte ich aber einfach nur weg und nach Hause. Die Geräuschkulisse ist unerträglich, seit ich meine Pflaster abgenommen habe. In den vergangenen Tagen habe ich gelernt, mich vom plötzlichen Bimmeln vorbeifahrender Trambahnen, dem Hupen von Autos oder einem einsetzenden Martinshorn nicht mehr erschrecken zu lassen. Jetzt strömen unendlich viele visuelle Informationen auf mich ein, die mir mitteilen, dass gleich ein Ballon platzt, ein Glas zerbricht, jemand anfangen wird zu grölen und ein total betrunkenes Dirndl-Mädel gleich zum dritten Mal laut „Jessie“ schreien wird. Irgendwie heißen im Suff verloren gegangene Freundinnen ziemlich oft „Jessie“. Mir ist ein bisschen schlecht aber ich kann wieder sehen.

dest sehen alle anderen sofort, dass ich blind bin. Das sei ein großer Vorteil. Ich finde im Nachhinein, dass der Stock eine sehr große Hilfe war, weil ich sonst vermutlich auf allen Vieren über den Gehsteig hätte krabbeln müssen, um nicht dauernd über irgendetwas zu stolpern oder gegen irgendetwas zu laufen. Felix konstatiert mir nach einer Weile meine erste Verhaltensänderung: Ich hätte keine Mimik mehr. Ich denke darüber nach und komme zu dem Schluss, dass ich die auch nicht brauche. Ich kann nicht sehen, was mein Gegenüber damit anfängt. Außerdem ist mein Gesichtsausdruck wahrscheinlich deshalb so starr und abwesend, weil ich mich wahnsinnig stark auf meine Ohren konzentrieren muss. Ohne die Vorwarnung meiner Augen, treffen Stimmen und Geräusche quasi aus dem Nichts ein. Das macht eine Unterhaltung ziemlich anstrengend, weil man nie abschalten kann. Ein Kumpel holt uns ab und wir fahren im Auto durch die Stadt. Unterwegs fragen mich die beiden immer wieder, wo wir gerade wären. Ich habe keine Ahnung. Nur als wir am Türkitch (bester Döner) vorbeifahren, rieche ich sofort, dass wir in der Humboldtstraße sein müssen. Wir bestellen trotzdem beim Thailänder. Der Einfachheit halber bekomme ich ein Sandwich in einem Körbchen. Wir sitzen draußen am Gehsteig und ich kann die zischenden Kommentare vorbeigehender Passanten deutlich hören: „Schau mal, schau mal! Alter, hast du den gesehen? Fuck.“ Das ist mir ziemlich unangenehm. Zum Glück hält Felix meine Aufmerksamkeit am Tisch, indem er mir flei-


41 ICH HABE KEINE AHNUNG, WOHIN ICH GEHEN SOLL.

BLIND SEIN IST VOR ALLEM EINES: SCHRECKLICH ANSTRENGEND.

ßig zwischen zwei Bissen immer wieder Chili Sauce auf mein Essen schüttet. Es wird Zeit für meine erste Challenge. Bisher ging ich fast nur untergehakt und wurde geführt, weil keiner auf mich warten wollte. Ich hatte eine recht romantische Vorstellung davon, wie es werden würde, wenn ich gelenkt von meinem Gehör, mit meinem tastenden Stock, München ganz neu entdecken würde. Als mich Felix an der U-Bahn Station Fraunhofer Straße mit den Worten aussetzt, er gehe jetzt in den Trachtenvogel und ich solle einfach nachkommen, bin ich recht zuversichtlich, dass ich das hinbekomme. „Ruf an, wenn du Hilfe brauchst.“ Telefonieren kann ich dank Siri und Blindenmodus (alles worauf ich tippe wird mir vorgelesen) tatsächlich. Ich kenne den Weg in das Café Trachtenvogel. Sehend würde er etwa zwei Minuten dauern, größtenteils geradeaus, mit einer, vielleicht zwei Straßenüberque­ rungen. Auf der Suche nach einer schlüssigen Bordsteinkante, einer Hausmauer oder irgendeiner anderen Orientierungshilfe, schlage ich mit meinem Stock gegen jedes Fahrzeug im Umkreis von drei Metern, und ich bin nicht sicher, wie lange mein Blinden-Freifahrtschein noch hält, bevor sich jemand beschwert. Ich habe keine Ahnung, wohin ich gehen soll. Ich spüre Schwellen, wo keine sind, und stolpere über die, die mir entgangen sind, strecke beide Arme aus, um irgendeine wirkliche Referenz zu finden. Es ist Donnerstagnachmittag und einer der letzten, richtig heißen Tage des Jahres. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich die Blicke vieler Leute auf mich ziehen muss. Ich

lasse die Arme wieder sinken und denke nach. Ich spüre eine Passantin und quatsche sie an. Ich sei selten in der Gegend und bräuchte kurz ihre Hilfe. Sie klingt richtig nett und ich denke kurz darüber nach, ob Blinde weniger Vorurteile haben. Sie soll mich an die Hausmauer auf der anderen Straßenseite führen und Ich versichere ihr, dass ich mich ab jetzt zurechtfinde. Das tue ich natürlich nicht. Keine Hausmauer in der ganzen Stadt ist gerade. Ständig kommen Stufen, Schilder, Ausfahrten, Regenrinnen oder in meinem Fall: alles zusammen plus eine Baustelle. In die bin ich wohl gerade hineingeirrt wie ich von einem unbekannten Mann erfahre, der mich fragt, ob bei mir eigentlich alles in Ordnung sei. Ich erzähle ihm dasselbe wie der Frau eben und er bringt mich wieder auf Kurs. Er klingt nach jemandem, der herkunftsbedingt ein ernsthaftes Problem mit Witzen über seine Mutter hat. Ich lerne ihn von einer sanften Seite kennen. Sehr bemüht führt er mich schließlich den ganzen Weg bis ins Café, das er extra für mich im Internet nachschlagen muss. Felix hat mich natürlich nicht wirklich alleine gelassen, behauptet er, als ich ankomme. Nach einer Weile muss ich auf die Toilette und, weil es sonst langweilig wird, hilft er mir nicht dabei, sie zu finden. Ein Kellner, den die Trachtenvogel’sche Aura des Wollens und Nicht-Könnens deutlich umweht, zeigt mir – nachdem ich mir fünfmal ohne Vorwarnung den Kopf anstoße – über eine steile Treppe den Weg in den Keller des Gebäudes hinab. Ich war vorher noch nie auf dieser Toilette und frage mich, nach wieviel Blatt Klopapier man sicher sein kann, dass man wieder unter Leute darf? Ich beantworte die Frage mit ca. einer halben Rolle und mache mich auf die Suche nach dem Waschbecken. Systematisch taste ich mich an der Wand entlang, bis ich endlich ein kaltes, glattes Keramikbecken auf Hüfthöhe spüre. Es dauert gute fünf Sekunden, bis ich merke, dass ich meine Hände im Pissoir habe und vor Schreck springe ich angeekelt zurück. Dabei löse ich den Sensor des Föns aus und finde gleich daneben das richtige Waschbecken. Ich glaube, ich habe mir noch nie so lange meine Hände gewaschen. Eine Stunde später schmeiße ich noch im selben Café das erste und einzige Glas während meines gesamten Experi-

ments auf den Boden und bin froh, als ich endlich wieder zu Hause bin. Blind sein ist vor allem eines: schrecklich anstrengend.

Freitag 21. September 23:00 Uhr Felix und ich gehen auf die wartende U-Bahn zu. Er muss mich auf dem Weg immer wieder korrigieren, weil ich es einfach nicht schaffe, geradeaus zu gehen. Ich habe ein bisschen Respekt vor dem, was gleich passieren wird, aber ich freue mich. Mittlerweile tut mir mein Rücken weh von der ständigen Schonhaltung und wenn man mit mir spricht drehe ich mein, Gesicht zur Seite, damit ich besser höre. Wir haben noch ein paar Gläser Wein getrunken und die spüre ich ganz schön. Viel intensiver, als normalerweise. Man steckt blind irgendwie mehr in seinem Kopf fest und kann nicht wirklich weg von dem, was da drin passiert. Wir steigen aus und gehen den Rest zu Fuß. Auf einer Brücke über der Isar höre ich die ersten tiefen Basstöne, nur kurz, dann ist die Türe wieder geschlossen. Wir stehen vorm BLITZ, einem Club in München. An diesem Abend spielen Mind Against, ein italienisches DJ Duo und man sagt sich, dass dieser Laden weit und breit das großartigste Soundsystem hat. Ich war davor noch nie drin und möchte eigentlich, seit ich in München lebe,


geht die Zeit hier drin ziemlich schnell. Irgendwann spricht ein Mann erst mich an und dann Felix. Es ist der Passant, der mir den Weg gezeigt hat. Er hat mich wiedererkannt, aber leider ist es zu laut und ich kann mich einfach nicht mit ihm unterhalten. Ich spüre eine leichte Panik in mir, weil ich mit niemandem kommunizieren kann. Ich weiß nicht, in welche Richtung ich sprechen soll, weiß nicht, wo Felix steht. Ich spüre wie Menschen immer näher bei mir stehen und rieche ständig irgendeine flüchtige Shampoooder Parfum Fahne an mir vorbeiwehen. Alle machen was, jeder redet mit irgendjemandem. Ich möchte mich auch frei bewegen, aber kann nichts anderes machen, außer am selben Fleck zu stehen. Die Musik beginnt bedrohlich übermächtig zu werden. Ich will raus. Man sieht es mir scheinbar an, denn Felix nimmt mich am Arm und wir gehen nach draußen. Sofort lässt die Panik nach. Samstag 22. September 12:00 Uhr Wir sitzen zu sechst in unserer Küche mit Sekt und Wein. Die Mädels haben sich offenbar recht rausgeputzt für die Wiesn. Ich bin aufgekratzt und noch ziemlich wacklig auf den Beinen. Alle reden durcheinander. Mittlerweile nervt es mich nur noch, dass ich nicht sehen kann. Ich frage mein Handy ständig wie spät es ist, weil ich immer nervöser werde. Eigentlich müsste ich froh sein, dass es gleich vorbei sein würde. Stattdessen steigt eine irrationale Angst in mir hoch, dass meine Augen kaputt sind und alles so bleibt.

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Samstag 22. September 15:57 Uhr Wiesn. Felix und Simona, unsere Fotografin, überlegen, wohin sie mich am besten stellen. Alles dauert furchtbar

IN GEWISSER HINSICHT HAT MIR DAS EXPERIMENT DIE AUGEN GEÖFFNET

schon die ganze Zeit mal rein. Felix war auch noch nie und wir waren uns von Anfang an sicher, dass unsere Premiere während meines Selbstversuchs stattfinden soll. Vor der Tür lernen wir zwei Österreicher kennen. Inzwischen bin ich es gewohnt, dass die Leute ab und zu nachfragen, wer ich bin oder woher ich komme. Eigentlich will jeder wissen, was mit meinen Augen passiert ist, aber keiner traut sich zu fragen. Das spüre ich auch bei den beiden Österreichern. Sie sind nett und ich habe keine Lust auf Mitleid, deswegen verrate ich ihnen die Wahrheit. „He Oida und dahn giebst as dir so auf die Wascheln? Sauber!“ Wir verabschieden uns und gehen endlich rein. Es ist ziemlich eng am Einlass und ich werde ständig angerempelt. Ich kann Felix Warnungen vor Stufen oder Hindernissen fast nicht mehr hören. Er nimmt mich vor sich, packt mich an beiden Schultern und schiebt mich von Raum zu Raum. In meinem Kopf entsteht ein Bild vom Innern des Clubs, das vermutlich mit der Realität wenig zu tun hat. In diesem Moment ist es meine Realität. Die Musik wird immer lauter. Wir betreten die Tanzfläche in einem für mich quadratischen Raum, Felix stellt mich direkt in die Mitte und dreht mein Gesicht in Richtung DJ-Pult. Auf eine irrsinnig angenehme Art ist der Sound viel zu laut für mich. An der Decke, die ich auf mindestens fünf Meter schätze, müssen mindestens zehn verschiedene Hoch- und Mitteltöner hängen, aus jeder Ecke des Raumes nehme ich einzelne Klangspuren wahr, die sich genau an der Stelle, an der ich stehe, vereinen. Tiefe, mächtige Bässe treffen mich, ohne zu übersteuern, von allen Seiten. Der Klang ist so perfekt austariert, so rund, dass ich anfange, zu grinsen. Mind Against macht richtig tolle Musik. Ich stelle meinen Blindenstock deutlich sichtbar für alle anderen vor mich, damit mich niemand aus Versehen über den Haufen rennt und beginne zu tanzen. Ich fühle mich richtig wohl. Kam mir die Viertelstunde, in der ich am Vortag alleine nach dem Café suchen musste, vor wie eine halbe Ewigkeit, ver-

lange. Ich will zwar endlich wieder sehen, aber nach drei Tagen Abstinenz, nicht unbedingt gleich als Erstes den Wahnsinn auf dem Oktoberfest. Stocknüchtern. Ein letztes Mal steigere ich mich in das Gefühl des Blindseins hinein, denn wenn ich meine Pflaster gleich abnehme, werde ich mir wahrscheinlich nie wieder welche aufkleben. Wir scheinen endlich einen Platz gefunden zu haben. Ich achte auf jedes Geräusch, das mir verraten könnte, was ich gleich sehen werde. Jetzt, genau in diesem Moment, habe ich das Gefühl, enorm gut hören zu können. Ich ziehe mir die Pflaster ab, blinzle kurz, und schließe meine Augen gleich wieder. In der Sekunde sind alle Vorstellungen und Phantasien, die ich über meine Umwelt in den letzten drei Tagen von meinem Gehör abgeleitet habe, erloschen. In gewisser Hinsicht hat mir mein Experiment die Augen geöffnet. Für eine kurze, abgesteckte Zeit habe ich mich zu einer sehr isolierten und langsamen Lebensweise gezwungen. Ein Leben ohne Augen kann ein sehr schönes Leben sein. Essen schmeckt genauso gut wie sehend, Freundschaften fühlen sich nicht weniger echt an und der Verstand funktioniert mitunter schärfer, weil er muss. Ich hatte große Angst, nicht wieder sehen zu können. Der Grund dafür aber war an erster Stelle nicht, dass ich so gerne sehe. Als Blinder habe ich nicht dazugehört. Als Blinder war ich ein Mensch mit einer Behinderung. Alleine um dieses Gefühl kennenzulernen, kann ich mein Experiment jedem nur empfehlen.


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Ralf Ralf Ralf

Ralf Ralf

Ralf Ralf Ralf Grunow PERSONA FABER

Grunow

Grunow

INTERVIEW ELIAS D U P P ER

FOTOGRAFIE S IMONA KEHL


Ralf Grunow ist im Berlin der 70er Jahre auf der Straße aufgewachsen. Seine Lebensgeschichte ist geprägt von Erinnerungen an eine elternlose, traumatische Kindheit, von Tod und Elend. Sich selbst bezeichnet er als Glückspilz. Mit Ralf trifft man einen irrsinnig angenehmen, in sich ruhenden Menschen, einen energiegeladenen, leidenschaftlichen Musiker, der seinen Platz in der Welt gefunden hat. Heute arbeitet er als Streetworker und hilft anderen dabei, den ihren zu finden. Wir treffen Ralf im Café Museum. Lesen Sie hier einen kleinen Ausschnitt aus einem sehr langen und aufschlussreichen Gespräch.

Elias Dupper: Ralf, eine Persona Faber ist ein Mensch, mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte, die den Faber interessiert und fasziniert. Du bist der erste dieser Reihe. Erzähl mir bitte deine Lebensgeschichte. Woher kommst du? Du bist kein Passauer, oder? Ralf Grunow: Ne, ich bin Berliner. West-Berliner. Meine Biografie ist ein bisschen zerschnitten. Ich habe eine zerrissene Biografie, durch eine sehr problematische Kindheit. Ich hatte kein funktionierendes Elternhaus, ich bin ein Streunerkind. Ich bin auf der Straße aufgewachsen. Musste schnell lernen selbstständig zu werden, weil ich das musste. Ich musste sogar klauen, Möhren klauen, um was zu essen zu bekommen. Mit acht kam ich zu einer Pflegemutter, da ging es noch weiter bergab. Ich wurde zum Glück nicht in ein Heim gesteckt, aber ich hatte Glück irgendwann hier in Bayern zu landen, bei anderen Pflegeeltern – dort konnte ich zum Beispiel Bildung nachholen. Aber noch in der Jugend habe ich mich gefühlt wie unter einer Glocke, der Glocke meiner traumatischen Kindheit. Meine Rettung war, gute Freunde zu finden, Gleichaltrige, mit denen man durch dick und dünn geht. Leider leben nicht mehr alle. Ich war total misstrauisch und konnte keine Erwachsenen mehr an mich ranlassen. Ich konnte nie feststellen, worum es in meinem Leben gehen könnte. Ich musste immer überleben. Aus Kreuzberg wegzukommen war mein Jackpot, mein Lottogewinn im Leben. Um mich rum schnüffelnde Kinder in meinem Alter. 70er Jahre, 80er Jahre. Das hat mich lang verfolgt. Die Freunde, mit denen du mittags Fußball spielst, liegen nachmittags in Pfützen und betteln nach Pattex. Achtjährige, Neunjährige,

Zwölfjährige. Ich bin ein Glückspilz irgendwo und wie jeder hatte ich die Aufgabe, was aus meinem Glück zu machen. Vorsichtig, meinem Tempo gemäß. Ich kam mit zehn in die Nähe von Passau und fand mich in dieser wunderbaren dörflichen Gemeinde wieder. Jungs und Mädchen in meinem ­Alter, die mich ohne Wenn und Aber aufgenommen und integriert haben. Es gibt diesen afrikanischen Spruch, vielleicht kennst du den: Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Das war bei mir so. Das habe ich mir nicht ausgesucht. Ich war in Berlin extrem absturzgefährdet, obwohl ich eine ganz kindlich-naive Art hatte, mich nicht für Drogen oder Pattex zu interessieren. Ich wollte spielen. Spielen konnte ich nie. Das mache ich heute umso lieber. Schlagzeug spielen. Die Natur erfahren, irgendetwas. Wie heilig ist dir Musik in deinem Leben?

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(lacht) Es ist wie der Atem, es begleitet mich wie atmen. Es gehört dazu, geht gar nicht anders. Schon als Kind in der Kita, da war ich keine sieben, nicht weit weg von der Berliner Mauer, selbst da habe ich Erzieherinnen schon genervt mit meinem rhythmischen Talent. Ich habe wie ein Indianer beim Essen einen Rhythmus angestimmt mit Messer und Gabel, bis alle mitgemacht haben. Ich habe hier dann mit zehn oder zwölf mit Trompete angefangen, so wie alle meine Freunde im Dorf. Jeder hat Posaune, Trompete oder Schlagwerk gespielt. Ich habe mich davor immer gefragt: Wo sind die denn am Samstag-

nachmittag oder am Sonntag? – Ja, bei der Probe oder bei ’nem Bierzelt-Dingsbums, spielen. Also war da keiner zum Fußballspielen da. Da dachte ich, okay, fang ich vielleicht auch sowas an. Das kennt man heute vielleicht gar nicht mehr, aber in den 80er Jahren, auf solchen Dörfern, da war es ganz, ganz langweilig. Es gab nicht diese Abwechslung von heute mit Medien und digitalen Devices. Das war total auf soziale Beziehungen beschränkt, absolut auf Freunde. Also, wenn deine Kumpels damals Zeit für dich gehabt hätten, wärst du vielleicht gar nicht zur Musik gekommen? Wieder, Neukölln: Ich bin in der Kindheit in einer Kneipe aufgewachsen, mit lauter angetrunkenen Leuten. Musste dort bis nachts, halb zwei, in so einem Gang schlafen. Also ich hatte da jede Nacht Musik um mich rum. Laute Musik, Schlagermusik, Boney M. … alles was in den 70er Jahren so en vogue war. Dieter Thomas Heck, das ganze … das ganze Zeug. Also Musik hat mich schon immer umgeben und ich konnte schon immer Rhythmen übernehmen und auch sängerisch nachempfinden, imitieren. Ich war schon immer total angefixt von Sound. Ich meine mich zu erinnern, dass meine leibliche Mutter mich damals auch noch auf Partys mitgeschleppt hat. Ich habe hier im Alter von 16 Led Zeppelin, Stairway to heaven, Whole lotta love, Black Sabbath gehört. Die kannte ich alle schon! Ich dachte, die höre ich jetzt nicht das erste Mal. Wie musizierst du heute? Wo? Und mit wem? Ich habe immer Teilzeit gearbeitet, um Musik machen zu können. Im Studium der Sozialen Arbeit hatte ich die Schwerpunkte Musik und Bewegung. Hatte zusätzlich


Lebst du eigentlich ein langsames Leben? Ich brauche für mich selber sehr viel Zeit. Für all meine Hobbys, Psychohygiene, in Balance zu bleiben und ganz groß: Nichts tun zu müssen. Eine ganz eigene Art von Flow zu entwickeln. Ein sehr bewusstes, langsames Leben. Ich hab kein Auto. Ich habe mich schon viele Jahre dagegen gewehrt, gegen diesen Wahnsinn. Ich muss nicht dreißig Sachen am Tag erledigen. Ich bin im Kopf recht schnell. Für mich reichen vier am Tag. Für mich ist wichtig, was ich alles nicht brauche im Leben. Ich sehe immer nur Leute, die alles brauchen im Leben. Das erzeugt eine maschinierte und materialisierte Sichtweise im Leben bei uns, Hektik á la Modern Times. Ich habe

sehr früh angefangen das zu dekonstruieren. Die Philosophie dahinter kommt von Jacques Derrida, 2004 gestorben, super Philosoph. Sein großes Label war Dekon­ struktion, als philosophische Maßnahme, um Machtverhältnisse klar werden zu lassen. Ist dein Leben dann strukturlos? Ne. Struktur geben mir meine Bedürfnisse. Ruhe. Teetrinken. Lesen. Sportmachen. Ich habe mir ein sehr schönes, kleines, bescheidenes Leben zurecht gestrickt, das nicht auf materieller Basis bzw. Zielen beruht wie ein Haus zu haben, teures Auto, viele Kinder, das ist überhaupt nicht meine Nummer. Mir ist eher wichtig, Zeit zum Nachdenken zu haben. Unterschiede in der Welt zu entdecken, Unterschiede zwischen mir und der Welt zu erkunden.

BEI MIR KOMMT ALLES AUS EIGENER ARBEIT, AUS EIGENER MOTION. ICH WERDE AUCH NIX ERBEN – MUSS ICH AUCH NICHT. WIE GESAGT, MEINEN JACKPOT HATTE ICH SCHON. UND DEN LEBE ICH AUCH.

Du bist ein guter Beobachter im Leben und wirkst wie jemand der sehr sanftmütig, verständnisvoll ist … … ich bin ziemlich knallhart. Vor allem bei Gerechtigkeitsthemen. Privilegierte Personen wissen nicht, wer darunter leidet, dass sie so viel haben. Als Sozialarbeiter ist es meine Aufgabe, Lebenssituationen zu verbessern. Siehst du Missstände in Passau? Das ist schwer zu vergleichen mit anderen Großstädten, die über einen ganz anderen Speckgürtel an Steuereinnahmen verfügen. Passau macht seine Sache sehr gut. Hat tolle Ergebnisse, für so eine kleine Grenzstadt ist das auch nicht immer einfach.

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ein Musikerstudium gemacht, nur für mich. Percussion und Schlagzeug. Gib ihm, volle Kanne! In Passau habe ich auch Stefan Spatz kennengelernt und einige Projekte mit ihm gemeinsam gemacht. Super Typ, super Musiker und immer eine wichtige Inspiration für mich gewesen. Ich besuchte nebenbei die Afrocuban Masterclass für Drums und Congas bei Robby Armeen, Richie Flores. Natürlich spiele ich am Jazz Can Dance, da kann ich mich gut austoben, wenn es gerade passt. Mit Gerd Jakobi und Sigi Reichhardt habe ich eine Freejazz-Kombo, auch hier in Passau. Ich biete seit vergangenem Jahr Drum Circles im Zeughaus an - vielen Dank für die Werbung! - und trommle dort mit Leuten, die Spaß am improvisierten Trommeln haben. Dabei geben wir teilweise ziemlich Gas und ich versuche diese Events wie Livekonzerte zu veranstalten. Nicht wie einen typischen Trommel-Kurs. Ich ermutige die Leute Neues zu lernen. Spielerisch und auch gruppendynamisch, um gemeinsam Spaß am Musizieren zu haben und diesen wunderbaren Zauber zu erleben, den improvisiertes Trommeln ermöglichen kann. Ich bin seit ca. 30 Jahren aktiver Musiker, teils professionell in diversen Projekten, aber teilweise auch nur für mich, um mich auf diesem Wege weiter zu entwickeln. Hier in Passau nehme ich viel Potential innerhalb der Passauer Musikszene wahr. DJing, Beatz bauen, Reggae oder Hip-Hop und Rap, da sehe ich viele, die sich auch dem jazzigen Genre sehr weit geöffnet haben. Oder auch aus der Abteilung Singer-Songwriter und Alter­ nativ-Rock tauchen immer wieder neue Köpfe und Projekte auf. Wer seit Jahren etwas übersehen wird, ist Hans ‚Rabesang‘ Freundshuber und die Afrikanische Malinke-Trommelmusik aus Mali die er anbietet.

Was lässt dich nach einer Reise gerne nach Passau zurückkehren? Es sind unheimlich viele kleine Dinge. Blicke über die schönen Täler, die wir haben, über die Flüsse, die schönen Gebäude, die wir haben. Es sind Kleinigkeiten eher, die mir sehr guttun. Passt die Stadt zu deinem Tempo? Auf jeden Fall. Ich bin Fahrradfahrer und hier kann man gut Fahrradfahren (lacht). Du hast keinen Bock auf Großstadt? Doch! Mir fehlt die Großstadt. Die kleinkarierte Mentalität vieler Niederbayern geht mir ziemlich auf den Sack. Weil die wissen nicht, wie es woanders wirklich ausschaut. Was da so an Möglichkeiten besteht, ohne, dass sich die Personengruppen die ganze Zeit „bekriegen“. Sondern es ist tatsächlich ein Leben und leben lassen und nicht so ein stures, bockiges Mia san mia Getue, von dem sich auch viele Einheimische mehr und mehr abwenden. Von dem ganzen Blödsinn. Trotzdem schätze ich diese Unterschiede. Konservative, Bürgerliche, junge Leute, Studenten, die mit ihrer Start-Up Mentalität klein anfangen, sich reinwagen in die Realität. In ihre Zukunft. Machen wir einen kleinen Sprung. Du hast die Hauptschule absolviert, warst auf der Wirtschaftsschule, anschließend auf der FOS, die du wieder abgebrochen hast, hast danach Erzieher gelernt im alten Nikola Kloster und berufsbegleitend dein Fachabitur gemacht, schließlich Soziale Arbeit studiert und bist jetzt Streetworker. Benutzt du deine Liebe zur Musik in deinem Beruf? Findest du in Passau Subkulturen vor, in denen beispielsweise musiziert wird, von Leuten, die wirklich niemand auf dem Schirm hat? Also wer noch Freundeskreise hat, funktionierende und so was wie eine gewisse Party Stimmung erleben darf, immer wieder, der ist von der Klientel, die ich betreue eher ausgeschlossen. Die Leute, die ich besuche, in der Obdachlosenunterkunft, Bahnhofsmission, die spielen keine Instrumente. Die gehören nirgends dazu. Die haben aufgegeben. Oder: sind dabei sich aufzugeben – und ich hab da drauf keinen Bock!


Ich erzähle schon manchmal von Kultur, Konzerten, vom Schwimmengehen usw. allerdings muss ich aufpassen … … dass du keine Sehnsucht weckst … … Sehnsucht, Neid aber auch Aggression. Stichwort Ausbildung, ich hatte immer das Glück mich über gute Literatur bilden zu dürfen. Ich hatte ja quasi keine Schulbildung. Habe Hermann Hesse gelesen, gern Michael Ende, Astrid Lindgren, Dostojewski, Anton Tschechov, Orhan Pamuk und so weiter. Oder Fachliteratur über Geologie, Physik, Neurowissenschaften. Natürlich immer schon viele philosophische Texte. Der Drang rauszugehen, aus unserem Reichtum in arme Länder, das war das Geilste, was mir je passiert ist. Denn du … Reisen bildet, ganz einfach. Und: mehr als alles andere. Nicht Pauschalreisen oder mit dem eigenen Bus durch die Gegend fahren, sondern trau dich, flieg irgendwo hin und mach dich dann auf die Socken! Find da deinen Weg. Nix vorgefertigtes, sondern jeden Tag neu entscheiden. All diese „schlechten“ Erfahrungen bringen dich weiter. Ich bin viel mit meiner ehemaligen Lebensgefährtin gereist. Der Kinderwunsch hat uns schließlich getrennt. Ich habe keinen Bock diese Verantwortung zu übernehmen. Nicht in dieser verrückten Zeit. Jetzt Kinder in die Welt zu setzen ist eins der schlechtesten Dinge, die man machen kann – für mein Dafürhalten. Wir haben erstens eh viel zu viele Leute und jedes reiche Kind verbraucht zehnmal mehr Ressourcen wie irgendein afrikanisches oder indonesisches Kind. Haben wir fünf Kinder hier, hätten wir eigentlich fünfzig woanders. Das ist bissl Moralkacke, ich weiß schon. Aber ich zieh das halt für mich durch, weil ich das für mein Ego nicht brauch. Irgend so einen kleinen Puncher, der mit zehn, zwölf sowieso macht, was er will. Ich kümmer mich lieber um die nächsten, als um meine eigenen Gene. So einen Quatsch brauch ich nicht. Die Welt ist nicht darauf angewiesen, dass Ralf Grunow ein Kind macht. Deswegen halten wir dich zumindest auf Papier fest, damit du der Welt nicht entschwindest. Du hast viele Grenzerfahrungen gemacht in deinem Leben. Kannst du mir davon erzählen?

Was mich in meiner Kindheit schon verfolgt hat, war das Thema Tod und Sterben. Ich habe eine Leiche gefunden auf meinem Schulweg, dieser Mann lag kopfüber, treppabwärts und ich musste dort jahrelang vorbeigehen, weil dieses Haus neben meiner Schule lag. Habe auch jemanden gefunden, der gerade gestorben ist. Das war bei einem schlimmen Busunfall, überall schreiende blutüberströmte Menschen und ich sehe heute noch den Blick einer Motorradfahrerin, wie sie wahrscheinlich die letzten Atemzüge machte als ich ihr in die Augen sah - das war ein sehr seltsames Gefühl. Ich habe extrem schlechte Dinge erlebt. Ich kannte den Geruch von Blut schon, wenn gerade jemand stirbt oder verblutet. Eine riesen Blutlache um diese Person. Nach meiner Ausbildung habe ich Zivildienst gemacht. Den habe ich mir ausgesucht auf einer Krebsstation, ganz bewusst. Die ganzen Themen „unsere Gesellschaft“, „Gott in Weiß“, „was versprechen die Ärtze, die Forschung, unsere Medikamente, Chemotherapie, Bestrahlung?“, all sowas. Wollte mich dem ein bisschen kritisch nähern, ohne jetzt vom Fach zu sein, aber ich wollte es einfach sehen … Mann, du musst mit jeder Sekunde, die du hast irgendwas machen! Verschenk nicht dein Leben irgendeiner Bank, dem Kreditwesen! Das haben mir Krebspatienten gesagt. Die haben mir ihre Lebensweisheiten mitgegeben, da war ich 24. Die sagten, Ralf, die größten Fehler, die ich gemacht habe waren eben auch noch ein zweites Haus zu bauen, der ganze Stress. Arbeiten, arbeiten, arbeiten – Hamsterrad. Moch du des ned! Nach dem Zivildienst bin ich auf ’ne Alm gegangen. Wieder ’ne ganz andere Geschichte. Fünf Monate im Wallis auf einem Berg, allein mit 22 Kühen. Rundherum die größten Viertausender der Schweiz. Und ich war auf 1856 Meter. Wollte das, ganz klar. Nach dieser verrückten Zeit in der Klinik, wo alles so durch getaktet ist, durch getimed, wo jedem suggeriert wird „Du

schaffst das!“, „Das Leben ist doch schön!“ und den Leuten gehen die Haare aus, sie werden immer schwächer, die meisten sterben. Auf der Station habe ich einen meiner besten Freunde kennengelernt, der war damals 28. Sie haben ihm noch drei Monate gegeben. Sein schönster Satz war: „He I woaß ned wia des gehd! Ster’m. I kann ned ster’m! I woaß ned wia des gehd!“ Eine Zeit lang war ich im Outdoor Bereich, half bei diversen Teamtrainings für Firmen oder bei deren Höhlenbefahrungen mit, oder die Leute wurden gezielt in der Wildnis ausgesetzt und mussten lernen ihr Ziel zu Fuß mit Kompass zu erreichen usw. Aber ich machte auch Radtouren mit Jungs aus schwierigen Lebensverhältnissen. Bei denen der Jugendrichter gesagt hat, entweder gehen die in den Knast oder sie geben sich nochmal richtig Mühe und machen mit einem Sozialpädagogen so eine, ja, Radltour. Das war oft monatelang, durch die Schweiz oder Andalusien, das habe ich dann immer irgendwie organisiert. Du warst mit einem Jungen monatelang unterwegs? Ja, mit einem monatelang. 24 Stunden lang, ohne Pause … Insgesamt hatte ich 14 solcher Jungs begleitet, manche für wenige Wochen, andere monatelang intensiv sozialpädagogische Einzelbetreuung. Das ist ein eigener Passus im Kinder- und Jugendhilfegesetz, wie man Jugendliche, die schon mal kriminell geworden sind, Gewalt, Drogen, wieder zurückholt. Ohne denen jetzt eine Schuld zuzusprechen. Meistens sind diese Kinder einfach Opfer geworden von ihren Umständen. Ähnlich wie es in meiner Kindheit war. Da geht es um Teamarbeit, gemeinsam etwas machen. Nicht immer Vermeidungsstrategien und Klauen und kriminell, Birne einschalten. „Was willst denn heute Abend essen? Worauf hast du denn Bock?“ — „Ich hab keinen Bock, lass mich in Ruhe du Wichser!“ — „Ja dann können wir auch nichts kaufen. Wenn du Wichser zu mir sagst …“ Wie stehen die Chancen, dass sowas funktioniert? 60 zu 40. Das ist schon sehr optimistisch. Ralf, ich danke dir wirklich sehr für dieses Gespräch. Ich freue mich jetzt schon die Tonaufnahme anzuhören

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(lacht) Das ist ein Haufen Zeugs, was ich erzählt habe!


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IN UNSERER NEUEN RUBRIK „PROF. DR. MARQART BERÄT“ DREHT SICH ALLES UM DIE GROSSEN UND KLEINEN SCHWIERIGKEITEN

P r o f.

DES LEBENS. PROF. DR. (DR.) MARQART PROMOVIERTE IN

D r.

DEN BEREICHEN ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE UND STRUKTURPHYSIK UND DOZIERT DERZEIT AM LEHRSTUHL FÜR KRISTALLOGRAFIE AN DER UNIVERSITÄT PASSAU. DAS FABER MAGAZIN IST STOLZ, EINE DERARTIGE KORYPHÄE ALS BERATER UND VERTRAUTEN FÜR DIESE RUBRIK GEWONNEN ZU HABEN.

Marqart

Unsicher? Traurig? Sauer? Prof. Dr. Marqart berät auch in der nächsten Ausgabe. Schickt eure Sorgen an: marqart@faber-magazin.de Prof. Dr. Marqart im O-Ton zum Nachhören auf unserer Website: faber-magazin.de

berät


Lieber Prof. Dr. Marqart, ich studiere im zweiten Semester Jura in Passau und hätte gerne mehr Kontakt zu coolen Leuten. Aber irgendwie finde ich ­keinen Anschluss und fühle mich oft allein. Was­ ­mache ich nur falsch?

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Jenny (18) aus Bremen

Sehr geehrte Frau Jennifer, ich vermute hinter Ihrem Problem einen klassischen Fall von Schwellenangst. Aufgrund Ihres familiären und finanziellen Hintergrundes fällt es Ihnen schwer, sich auf ein Umfeld einzulassen, das nicht Ihrem gewohnten Standard entspricht. Solange Sie aber die Schwelle Ihres Luxusdenkens nicht überwinden, werden Sie weder „coole Leute“, noch den Charakter dieser wunderbaren Stadt kennenlernen. Ich empfehle Ihnen daher eine Wertesanierung: Verkaufen Sie Ihren Fiat 500 und fahren Sie stattdessen mit dem Fahrrad zur Uni. Tauschen Sie Ihre Designerkleidung gegen altersgerechte Garderobe. Da Sie – und damit meine ich natürlich Ihre Eltern – überdies zu viel für Ihr Einzelappartement bezahlen, sollten Sie lieber für ein Drittel der Kosten in eine Wohngemeinschaft ziehen. Nachdem Sie sich erfolgreich auf die neue Situation eingelassen haben, setzt auch die Veränderung ein: In Punkto Bekanntschaften werden Personen plötzlich durch Persönlichkeiten ersetzt. Statt im Separee bei Wodka und Garnelen, finden Sie sich auf unvergesslichen WG-Partys wieder, trinken billigen Wein und holen sich um 3:00 Uhr einen Döner. Es gehört viel Courage und Selbsturteil zu Ihrem neuen Ich, bleiben Sie also fokussiert. Niemand verurteilt Sie für Ihren Hintergrund – aber jetzt ist es an Ihnen. Viel Erfolg.

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Lieber Prof. Dr. ­Marqart, ich wohne in der ­Innstadt und fahre mit dem Rad zur Uni. Wenn ich spät dran bin, fahre ich ab und zu über den Fünferlsteg ohne ­abzusteigen. ­Natürlich ganz langsam und vorsichtig, damit ich niemanden be­ hindere. Trotzdem ­werde ich von Fuß­ gängern oft harsch ­angegangen. Bin ich ein schlechter Mensch?

Sehr geehrte/r Frau/Herr Kim, keine Sorge, das Problem liegt hier nicht bei

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Ihnen. Es ist vollkommen in Ordnung, in ­Ausnahmesituationen so zu handeln, soweit Sie dabei niemanden gefährden. Sicher sind Sie auch schon an der Bäckereitheke zurechtgewiesen worden, nachdem Sie an der Schlange vorbei in die Aus­ lage geschaut haben. Oder als Ihr

Hund sein Geschäft verrichtet hat und Sie den Kotbeutel dabei nicht offensichtlich genug in der Hand gehalten haben. Säumigkeit beim Heckenstutzen, ein falsch abgestelltes Fahrrad oder der Geruch von Grillgut können ebenfalls zu ernsthaften Auseinandersetzungen mit Mitmenschen führen. Dieser Tatsache liegt eine ­m edizinische Ursache zugrunde: Querulantitis. Die Krankheit hindert Be­

troffene an einem entspannten Verhältnis zu ihrer Umwelt und schürt ihre innere ­Ü berzeugung, permanent ungerecht behandelt zu werden. Querulantitis zwingt ihre Opfer, auf Paragraphen zu reiten, Situationen künstlich zu verkomplizieren und auf ihr vermeintliches Recht zu

­b estehen. Mein Rat: Sollten Sie in eine Konfrontation mit einem Querulantitis-geplagten Menschen geraten, vermeiden Sie jede

­D iskussion, lächeln Sie freundlich und freuen Sie sich über Ihr

Kim (21) aus Passau

intaktes Sexualleben.


Sehr geehrter Prof. Dr. Marqart, man hört seit der Flüchtlings­ welle verstärkt von einer ­Be­drohung für Deutschland. ­Denken Sie, dass unsere Heimat in Gefahr ist?

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Sehr geehrter Herr Torben, kurz und knapp: Ja. Unser Vaterland schwebt in großer Gefahr. Die Zahl der Menschen, die die Werte unseres Landes gefährden, steigt rasant. Diese Menschen wissen nicht, was Deutschland ausmacht. Sie haben – zum Teil aufgrund mangelnder Bildung, zum Teil aufgrund sozialer Defizite – kein Gefühl dafür, wie Torben (23) aus Hamburg eine moderne und aufgeklärte Welt funktioniert. Leider wird immer noch zu wenig unternommen, diese Menschen an ihren Platz zu verweisen. Deshalb meine große Bitte an Sie und alle Leser: Halten Sie sich von rechtspopulistischen Parteien fern. Positionieren Sie sich, setzen Sie sich kritisch und mutig mit Rechtsdenkern in Ihrer Umgebung auseinander und engagieren Sie sich gegen Rassismus. Nur indem Sie Ihre Stimme sowohl auf dem Wahlzettel als auch im Alltag gegen den Rechtsdrall richten, können Sie mithelfen, unser Land vor der drohenden Gefahr zu bewahren.


„Wir verkaufen nichts, wo wir nicht dahinterstehen!“ Angefangen haben die beiden mit einem kleinen Laden im Café Hornsteiner. Mittlerweile hat das Unternehmerpaar einen größeren Laden, nur ein paar Meter den Steinweg runter, eröffnet. Mit viel Liebe und Sorgfalt ­haben es die beiden geschafft, eine recht angenehme und gemütliche Atmosphäre zwischen all den Seifen, Schmuckaufstellern und Souvenirs zu erzeugen (wir ­haben hier Edith stark im Verdacht). Liebevoll aufgefächert liegen ausgewählter Holzschmuck, pfiffige Accessoires wie die „Holzfliege“, ein interessanter Aufsteller mit feinen Herrenrasierern und eine wirklich hübsche Kollektion an hochwertigen Holzuhren auf den Verkaufs­ flächen. „Die Naturbelassenheit der Dinge ist unsere Philosophie!“ Holzuhren sind das Herzstück des Ladens und auch ein bisschen von Edith und Rainer selbst. Ursprünglich kommen beide aus dem Gesundheitsbereich und produzierten eine Zeit lang Seifen- und Naturkosmetik. Dabei stellten sie schnell fest, dass sie Abstriche bei der Qualität hätten machen müssen, um nicht unwirtschaftlich zu werden. Weil Edith und Rainer nichts von Qualitätseinbußen halten, stöberten sie eine Weile nach neuen Produkten, hinter denen sie – und das werden sie nicht müde zu betonen – auch wirklich stehen! Sie stolperten über Armbanduhren aus Holz und versuchten ihr Glück. Heute stellen sie stolz fest: Es hat sich gelohnt. „Die Holzuhren liefen von Anfang an gut, da hatten wir Glück“ Holzuhren sind erstaunlich leicht und haben einen witzigen Einzelstückcharakter. Die Stile variieren von klassisch-elegant bis ausgefallen-flippig und um eine aus-

führliche Beratung zu Material, Hersteller und Ausführung sind die beiden Ladenbesitzer nicht verlegen. Und das ist gut so! Denn, ob man Holzuhren schätzt oder nicht: Der Eifer, mit dem man hier bedient wird und die Kompetenz, mit der die beiden ihre Produkte erklären können, erinnert an die gute alte Zeit, als es noch Geld am Schalter gab und im Lebensmittelladen noch in Kitteln gearbeitet wurde. Die Redaktion des Faber ist freilich viel zu jung, um sich daran erinnern zu können. Aber: der nostalgische Gedanke daran gefällt ihr sehr! „Anschauen, anlangen! Hier gibt’s keinen Onlineshop.“ Weil die beiden wirklich oldschool sind und nicht nur so tun, übernehmen sie auch nach dem Kauf noch Verantwortung für ihre Ware. Wer hier eine Uhr oder ein fesches Halsketterl kauft und mal eine kleine Reparatur oder einen Service braucht, der wird sich freuen, wenn er klassisch ohne Service-Hotline-Gedöns einfach vorbeischauen kann und eine solide Lösung für sein Pro­ blem bekommt. „Ohne die Touristen ginge es nicht.“ Selbstverständlich lebt der ATL-NaturZeit Laden von Laufkundschaft und Touristen. Das ist auch überhaupt nicht schlimm. Der Tourismus bringt der Stadt seit Jahrzehnten gutes Geld ein. Den Faber freut es immer besonders, wenn das Geld der staunenden Besucher aus aller Welt für mehr Vielfalt im Stadtbild sorgt und mutigen Unternehmern, wie Rainer und Edith – hoffentlich noch viele Jahre lang – den Betrieb ihres Ladens in der Passauer Altstadt ermöglicht. Ach ja: Wer es in Passau nicht schafft vorbeizuschauen, der hat in Berchtesgaden noch eine zweite Chance, denn da haben die beiden noch ein zweites Geschäft.

FOTOGRAFIE SI M O NA K E HL

Rock’n’roll ist ein Begriff, der auf den ersten Blick nicht zu Edith Lill und Rainer Schmoigl passen will. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt in dem Unternehmerpaar zwei zumindest ziemlich freie und unabhängige Menschen, denen Umsatzsteigerungen aus online Verkäufen herzlich egal sind und die sich auch in ihrem Sortiment keinen Floh ins Ohr setzen lassen wollen.

TEXT E LI AS D U PPE R

Atl-NaturZeit Laden

Passau • Kastnergasse 3 • Eingang Steinweg nähe Dom

Fünf vor

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Holz!

AN ZEI GE


Was sagt …… die Altstadt? Mehr Feste, mehr Veranstaltungen, mehr Musik, Mehr Kultur! Aber bitte woanders.

… Schalding links der Donau? Gegenfrage: Wer!?

… Kohlbruck?

Genau da, da sans g’standen und ham uns in Garten bieselt, Herr Wachtmeister!

… die Innstadt?

Sicher irgendwas mit Stau und irgendwas mit Tanktourismus.

… Neustift?

Ajde Bratan! Fotz ma sich!?

… die Ilzstadt?

Mauserl dua ned woana! Nächt’s Jahr wähl ma wieder a neue Perle.

… Auerbach? (siehe Neustift)

… Hacklberg?

Ois nächst’s schnupf ma d’Löwenbrauerei.

… Grubweg?

Vom Rasen her wadd ma in der 1. Liga.

… Patriching?

Mei, der Grund is ned so deier und der Hund hod g’nuag Bloz zum Laufa.

… Hals?

DIE 52

Keine Ahnung, aber ihre Feuerwehr ist mit Abstand die geilste!

… Rittsteig?

Des kannst mid de Portionen vom Streibewirt ned vergleicha.


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Ehemaliger Laden von Stephan Bauer (Kaffeewerk) Schlagersänger aus Passau Erlebnisbad in Passau Gymnasium in Passau Sei ein … im Wind Stadtteil von Passau Fluss in Passau Höchstes Gebäude in der Passauer Altstadtsilhouette Schatz aus der Ilz Letzter SPD Oberbürgermeister von Passau vor Jürgen Dupper Wirtshaus auf der „Ries“ Ehemaliger Passauer Club an der Donaulände

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DIE 53

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Umgangssprachlich SV Batavia Passau Dult Wirt Traditionelle Passauer Frauengruppe Ort an dem die drei Flüsse zusammen fließen Seltener Vogel, der an der Ilz lebt Schöne Stadt im Passauer Landkreis Gefahr für die Demokratie Kneipe von Richie Passauer Fernsehsender Großes Passauer Fußball Hallenturnier Fisch in hiesigen Gewässern Endlich wieder befahrbar Schönster Immobilienmakler Passaus (weltweit)

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Unter allen Einsendungen, die das richtige Lösungswort genannt haben, verlosen wir ein Faber­Shirt, gedruckt von werc. Die Lösungen bitte an verlag@faber­magazin.de senden. Einsendeschluss ist der 31.10.2018, 0 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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BLOSS KEIN MASSENTOURISMUS: ­JUNGE ­REISENDE MÖCHTEN IM ­EIL­­TEMPO DIE WELT KENNENLERNEN – UND ­ BEKOMMEN IN HOSTELS EIN BISSCHEN WAS VON ALLEM. DAS LOKALE GEHT DABEI UNTER.

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Hostel: El Dorado der Individualreisenden und Backpacker. Für Leute, die Erfahrungen und Eindrücke sammeln möchten. Die, die was von ihrer „Bucket List“ streichen. Digital Natives, Millenials, Generation Y. Zum Teufel mit dem All-Inclusive Urlaub im Betonbunker, in den einen Eltern in Kindertagen mitgeschleppt haben. Jetzt wird was erlebt.

Bei den jungen Leuten haben Hostels Hochkonjunktur: Wie einem Trendreport von Hostelworld zu entnehmen ist, machen Personen im Alter zwischen 20 und 35 knapp drei Viertel aller Buchungen aus. Was diese vom Reisen erwarten: Die lang ersehnte Auszeit vom bleischweren Alltag, Momente höchsten Glücks und nicht zuletzt ein Ausweis des eigenen Weltbürgertums. Und auch wenn man vor allem der Menschen wegen kommt, lassen moderne Hostels in Sachen Einrichtung und Service keine Wünsche offen: Großzügige Gemeinschaftsräume, Doppelbettzimmer, Bibliothek, Küche, Bar. Städtetouren, Kochabende, Pub-Crawls, wenn es sich machen lässt Bungee Jumping. Und natürlich, wonach jeder Gast bei seiner Ankunft mit aufgewühlter Stimme fragt: Kostenloses WiFi. Seit einer kurzen Anstellung in einem Hostel in Edinburgh, die mittlerweile ein paar Jahre zurückliegt, übt dieser eigene Kosmos eine Faszination auf mich aus, der ich mich nur schwer entziehen kann. Ein Eindruck von damals hat sich auch nach einer Reise nach Wien und Budapest nicht verändert: Wer die Kultur eines Landes und seine Einwohner kennenlernen möchte, ist hier falsch.

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In gutgehenden Hostels wie dem „Ruthensteiner“ in Wien wimmelt es von bunten Hunden, irren Tanten und Anwälten von Lebens- und Binsenweisheiten aus aller Herren Länder. „Travelling broadens the mind“, „Tourists don’t know where they’ve been, travelers don’t know where they are going“. Ohne Englisch geht nicht viel. Wer das und ein Mindestmaß an Geselligkeit mitbringt, muss keine Minute allein sein. Die Atmosphäre ist herzlich, die Leute interessiert. Es reicht, sich zu einer Gruppe zu gesellen, der Rest kommt meist von allein. Das erste Gespräch folgt ohnehin einem bestimmten Muster: Nationalität, letzter Aufenthaltsort, nächstes Ziel. Sachen, die „amazing“ waren. Berlin zum Bei-

spiel. So beschreibt das jedenfalls eine Kalifornierin in der Runde aus gut zwölf Weltenbummlern. Was genau sie damit meint? Wird schon so gewesen sein. Im Allgemeinen sind die Dinge „amazing“ oder „boring“, detaillierter wollen oder können einige nicht werden. Natürlich will man nur Sachen erleben, die Ersterem entsprechen, und das kann zu einer Art Glückspanik führen. Sieh man sich gerade auch wirklich die schönste Kirche an? Ist man gerade in der besten Bar? Geht woanders noch mehr? Eine Art Onlinedating Problem – die Möglichkeiten sind unbegrenzt, und wer nicht das Beste daraus macht, ist selbst schuld. Heiß begehrt sind Insidertipps, man will ja nicht das gleiche wie diese verbohrten Touris machen. Schließlich gilt es zu zeigen, was man alles erlebt hat. In Cowboy-Manier wird das Handy innerhalb von Sekunden gezückt. „I have to take a picture of this.“ Fotos von Sehenswürdigkeiten, Gruppenfotos, Funfotos, Partyfotos, Strandfotos, Kurioses. Die Perlen werden auf Instagram zur Schau gestellt. Dabei orientiert man sich gerne an den erfolgreichen Travel Accounts. Für die Motive heißt das: Mit dem Rücken zum Betrachter, vor sich etwas Schönes oder Imposantes. Nachdenkliche Blicke, um zu zeigen, dass man gerade ganz bei sich ist. Der humanitäre Engel in einer Gruppe von einheimischen Kindern. Oder sich mit den crazy people vor die Kamera stellen, dabei ein verschmitztes Lächeln aufsetzen. Die Botschaft: „Ich bin dankbar dafür, dass es mir geil geht.“

Drinks

Bereits beim Check-In wird man auf die „Happy Hour“ hingewiesen, an manchen Rezeptionen ist ein Aushang mit „Vomit Fees“ zu finden, spätestens am dritten Tag trinkt man das Bier wie Wasser. Zumindest aus europäischen Hostels ist Alkohol nicht wegzudenken. Nur einmal möchte man das Pub-Crawl miterleben, bei dem es im Stundentakt in unterschiedliche Bars und abschließend in einen Club geht. Sehr hektisch. Die Millenials, vom Vortrinken schon richtig angezündet, werden jetzt noch wilder. Ohne Guide kann das nicht funktionieren, und tatsächlich werden die Pub-Crawls in manchen Fällen von immer derselben Person geleitet. So erzählt mir ein Australier, der im „Wild Elephants“ in Bratislava arbeitet, dass er das fünf Tage die Woche mache. Ein Wahnsinn. Trifft man beim Frühstück die Entourage des Vorabends wieder, hört man Leidensgeschichten über diesen furchtbaren „Hangover“. Nein, heute werde man nüchtern ins Bett gehen. Aber schon acht Stunden später versichert mir George, Neuseeländer, dass es weitergehen könne. Überhaupt wird man den Eindruck nicht los, dass sich einige Backpacker über Tage, wenn nicht Wochen, mit Bier und Schnaps hemmungslos verblenden wol-

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VON CHRISTIAN HASSMANN

len, und zwar so lange, bis die Synapsen stumpf geworden sind und man nichts mehr spürt. Alles mitnehmen, nichts verpassen, die letzten Tropfen aus dem jugendlichen Körper pressen. Jeder Abend versoffen, verraucht und verfickt. Bezeichnend: Über Städte wie Krakau oder Budapest ist man sich dahingehend einig, dass dort für beinahe umsonst ein guter Rausch drin ist.

Staff

Über die Belegschaft eines Hostels würde man sich einen guten Roman wünschen. Lebemänner, Lebefrauen, Aussteiger, Abbrecher, Davonläufer, verlorene Seelen. Wenn es in Hostels etwas reichlich gibt, dann ist das Zeit. Manche arbeiten am Empfang, putzen oder schmeißen die Bar für ein paar Monate, andere für Jahre. Im „Wild Elephants“ bekommt man für ein paar Stunden Arbeit am Tag Kost und Logis gratis. Das erzählt mir die Britin Heather, die immer nur für ein paar Monate in einem Hostel arbeitet, und anschließend ins nächste Land reist. Spanien, Italien, vielleicht nach der Slowakei nach Südostasien. Geld gibt es hier nur, wenn man für die Gäste kocht, wobei das nicht in allen Hostels der Fall ist. Aber das sei ohnehin nicht wichtig, und das meiste gehe für Alkohol drauf. Überhaupt habe sie keine Lust auf einen normalen Bürojob oder andere Sachen, die ihr die Freiheit rauben. Irgendwann zurück? Wer weiß. Für jemanden „mit Plänen“ ist das schwer nachzuvollziehen. Und doch irgendwie kühn. Denn während der Rest nach ein paar Wochen wieder in die Heimat fliegt, um einem bürgerlichen Leben nachzugehen, bleiben diese Leute einfach da.

(No) Locals

Wollte man nicht Wien und Bratislava kennenlernen? Sich mit Österreichern und Slowaken austauschen? Spanier, Franzosen, Amerikaner, Türken und Australier in der Friends List, und bei der Abreise kommt man etwas beschämt zu der Feststellung, kein anständiges Gespräch mit einem Einheimischen gehabt zu haben. Natürlich hat man sich den Stephansdom, den Naschmarkt und die Burg Bratislava angesehen. Trotzdem war man nicht wirklich da. Die internationale Blase im Hostel überlagert alles. Man könnte für drei Tage nicht rausgehen, und es würde einem nicht langweilig werden. Ist mir so auch schon mal passiert. Hier findet man eine kleine Welt, und in welchem Land oder welcher Stadt man sich gerade aufhält, kann dabei zweitrangig werden. Wohlgemerkt: Jeder Reisende und jedes Hostel sind einzigartig. Dieser Artikel will lediglich ein paar Auffälligkeiten wiedergeben, die für den Erlebnistourismus im 21. Jahrhundert typisch zu sein scheinen. Man hat viel erlebt, und doch wenig gesehen.


Eine neue Brille muss her, aber die Lust auf den Kauf lässt zu wünschen übrig? Hier kommen die Optikermeisterinnen Anja Spatar und Isabel Obermüller ins Spiel: Mit viel Kreativität, Stil und Begeisterung sorgen sie bei Frame Optik in Waldkirchen für das Optiker-Erlebnis der besonderen Art.

TEXT ANNE L A NG FOTOGRAFIE MANUEL KREUZER


Großstadtflair und bodenständiger Charme - das Konzept funktioniert. Gemeinsam haben die jungen Unternehmerinnen ein vielseitiges und stimmiges Sortiment zusammengestellt. Sie halten vom dezenten Accessoire bis zum wahren Hingucker rund 900 Brillenmodelle bereit und nehmen es bei der Auswahl genau: Bloß nichts Abgedroschenes, dafür coole Independent Labels. Oberstes Credo in jedem Fall: Qualität, Design und die Story hinter dem Produkt

„ Die meisten Leute ­tragen ihre Brille jeden Tag und das über mehrere Jahre. Da stehen wir einfach in der ­Verantwortung, dem Kunden das richtige Produkt zu empfehlen.“ frame-optik.de

müssen stimmen. Nur so schafft es eine Marke in den Laden von Anja und Isabel. Hohe Ansprüche an das Produkt rechtfertigen auch ein gewisses Preisschild, und hier vertreten die beiden eine klare Haltung: „Die meisten Leute tragen ihre Brille jeden Tag und das über mehrere Jahre. Da stehen wir als Optikerinnen einfach in der Verantwortung, dem Kunden das richtige Produkt zu empfehlen.“ Die Freude an der neuen Brille soll lange anhalten. Und um ihre Kunden damit nicht nur gut aussehen, sondern auch gut sehen zu lassen, wird bei Frame vermessen, getestet, repariert, eingeschliffen und angepasst. Die Werkstatt ist hochmodern ausgestattet und folgt einem originellen Konzept: Der Kunde darf zuschauen, was mit seiner Brille passiert. Hier gibt es nichts zu verbergen, deshalb wurde die Werkstatt bewusst offen zum Laden gestaltet. Showroom statt Hinterzimmer. Auf ihren Sofortverglasungsservice sind Isabel und Anja besonders stolz. Ein umfangreiches Glaslager und echte Handarbeit vor Ort ermöglichen, dass die neue Brille oft bereits nach einer Stunde fix und fertig mit nach Hause genommen werden kann. Nach der Philosophie von Frame ist es heute wichtiger denn je, auf der Höhe der Zeit zu sein: „Stillstand ist Rückschritt.“ Und deshalb geht es nicht nur im Laden durchdacht und progressiv zu, sondern auch drum herum: Eine außergewöhnliche Internetseite, ein Instagram-Account in Schwarz-Weiß und eine kreative Ausstattung von der stylischen Visitenkarte bis hin zum Bio-Bierchen mit Frame-Etikett. Alles hat also seinen Platz und seinen Sinn. Aber was würde man denn rückblickend anders machen? „Nichts“, zwinkert Anja selbstbewusst, „wir sind ja schon anders.“

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Schon beim Betreten des stylischen Ladens oberhalb des Marktplatzes wird klar: Hier folgt alles einem klaren Konzept. Sichtbeton, Spiegelwände, filigranes Metall, warmes Holz. Die Brillen hängen an feinen Drahtseilen, die Einrichtung ist offen und lädt zum Anprobieren ein. Schaulustige, Neugierige und Bummler sind ausdrücklich willkommen. So erfrischend anders und offen wie ihr Laden sind auch seine Besitzerinnen, denn Isabel und Anja leben bei Frame ihre ganz eigene Philosophie: „Man muss den Mut haben, sich abzuheben.“ Die Münchnerin Anja Spatar bringt modischen Input aus der Großstadt in den Bayerischen Wald. Früher Optikerin in einem der angesagtesten Läden Münchens, hat sie für Frame nun Waldkirchen zu ihrer Wahlheimat gemacht und empfindet es als spannende, neue Aufgabe, sich vor Ort zu verwirklichen. „Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Und die Leute möchten gerne etwas Neues ausprobieren“, erzählt sie. Das zweite Gesicht hinter Frame kommt aus Hauzenberg. Isabel Obermüller kennt die Menschen in der Region und deren Brillenbedürfnisse wie ihre Westentasche. Anja und Isabel lernten sich während ihrer gemeinsamen Zeit an der Meisterschule in München kennen und stellten bald fest, dass sie einen großen Traum teilten. Den Traum vom Optikerladen, der anders ist, der mehr bietet. Im Juli 2017 wurde der Traum Realität und die erste Brille ging über den Ladentisch von Frame. Seitdem haben Isabel und Anja hunderte Kunden im Alter von vier bis 94 Jahren mit neuen Brillen beglückt. „Der Kundenstamm liegt natürlich in der Region“, erklärt Anja, „aber manche Leute kommen sogar extra aus Österreich, München oder von noch weiter her“.

AN ZEI GE


von bis

Milchgasse Passau hatte in seiner Ver­gangenheit immer schon eine Vielzahl von litten WGs. Mit Starfotografin Simona Kehl im Gepäck wirft der Faber ­einen Blick in die Gegenwart.

Voilà, so wohnen die „cool Kids“ von heute.

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ANGER— 13 STRASSE

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15. 10. For ev er Hip Ho p

Cubana

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16. 10. Beats Bea tsBe ats—6 Ye ars K6 Kol lek ti v

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20. 10. Gle is 33 Op enAir & Indo or

Institut Passau

21. 10. Ve rka u fsof fe ner Son nt ag 26. 10. Fies ta Lat ina Se m est er Op en ing 27.10.— 17.2. Wi r hie r

Passau

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Museum Moderner Kunst

3. Scharfrichter 11. Blue s Brother s

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8. 11. Bum illo „Di e Ru tsche ra uf“

Kaffeewerk

Scharfrichter

28. 11. Eröf fnu ng Christ kindl mark t

Domplatz

29. Redoute 11. Sterman n und Grissem ann „Gag s, Ga gs, Gag s!“

29. Zauberberg 11. Th e Whi skey Found at ion 7. 12. Träge rtal Weihna chts Spezi al

Zauberberg

8. Scharfrichter 12. Siggi Zi mme rsch ied „Der 7. Ta g – Ein Ers chöpf ungs be richt¡ 10. 1. Fa nt a 4

Dreiländerhalle

Veranstaltungen 63

4. 11. Lo ng Ta ll Jef f ers on


Bier als beliebte Begleitung zum Essen ist kein neuer Trend, sondern hat lange Tradition. Was das Rumpelstilzchen der Gebrüder Grimm bereits früh erkannte, bekommt heute durch die Biersommelier-Bewegung eine neue Dynamik und stellt vieles auf den Kopf. Mehr denn je überzeugen ­moderne Biere mit ­außergewöhnlicher ­Geschmacksvielfalt und spielen eine immer größer werdende Rolle im Bereich der kulinarischen Genusswelten.

Stellt auf den

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alles Kopf

ie Braumeister der Brauerei Hacklberg haben zum Anlass eine besondere Spezialität aus den hauseigenen Sudkesseln gezaubert. Der kapitale Hacklberg Jakobi Weissbier Bock ergänzt seit einem Jahr das Hacklberger Weissbier-Sortiment und überzeugt mit einem erstaunlichen Genussmoment. Der erste Eindruck ist beeindruckend harmonisch, so beruhigend prickelt der Hacklberger Bock in seiner fein schimmernden Hefetrübung. Sein prächtiges Farbspiel erinnert an eine goldbraun leuchtende Herbststimmung. Bereits der erste Schluck offenbart geheimnisvolle Aromenspiele mit einem feinen Süßeeindruck, gefolgt von einer sanften, sich dezent zurückhaltenden Bittere. Ein voll­ mundiger Abgang aus schier undefinierbaren Aromen krönt das Gaumenspiel. Gleich und Gleich gesellt sich gerne! Ähnliche Aromen in Essen und Bier können einander harmonische Stützen sein. So ergänzt sich der fruchtig, vollmundige Bock optimal zu tollen Wildgerichten mit herzhafter Sauce, hausgemachten Spätzle und fruchtig-süßen Preiselbeeren. Die fruchtige Süße des Bieres wird perfekt ergänzt und in Kombination noch intensiver zum Vorschein gebracht. Zum Dessert einen Schokokuchen mit flüssigem Kern und Brombeer-Rahmeis, dazu ein fruchtiger Hacklberg Weissbier Bock! Wie bitte? Sie haben richtig gehört. Bock und Schokolade sind prädestiniert dazu, einander zu lieben und zu begleiten. Versuchen Sie es selbst und lassen Sie es sich im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zunge zergehen. Ab Oktober kehrt der Hacklberger Weissbier Bock zurück in den Handel und die Gastronomien der Region. Im Hacklberger Bräustüberl kommen die Gäste gar in den Genuss eines eigens kreierten, hochklassigen Weissbier-Bock-3-Gänge-Menüs! Ein Besuch lohnt sich!

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machte. Seit 1980 ist er Cartoonist, Comiczeichner und Textautor und zählt mit mehr als einer Million verkauften Büchern zu den

an der Akademie für Grafik am Berliner Einsteinufer war er drei Jahre angestellter Grafik-Designer, bevor er sich selbstständig

„Was geht’n im Alter so ab, Alter?“ Peter Butschkow Lappan-Verlag 144 Seiten 9,99 Euro

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Peter Butschkow wurde in Cottbus geboren und wuchs in Berlin Tempelhof auf. Nach Kunststudium, Setzerlehre und Studium

Was geht’n im Alter so ab,

Für alle Jungen, die sich alt fühlen, und für alle Alten, die sich jung fühlen: das ultimative Cartoonbuch zum Thema biologischer Abbau. Peter Butschkow, der Mann, dem die Lachmuskeln vertrauen, der Mann, der in seiner Karriere mit seinen Buchauflagen schon Millionen Menschen humorisiert hat, haut hier tabulos alles raus, was er drin hatte. Rausgekommen sind 144 farbige, prallvolle Seiten inkl. 12 Textbeiträgen. Holt euch diesen Knaller, dieses Gemütsergänzungsmittel, zum Selbstverbrauch oder als herzlich willkommenes Geschenk für humorbedürftige Menschen. Und nie vergessen: Alt ist nur eine Taste! Erhältlich in jeder humorvollen Buchhandlung, z. B. bei PUSTET in Passau, Nibelungenplatz 1.

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