Faber Magazin #1 / 2018

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Nยบ1 / 2018

Magazin


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Liebe Leserinnen, liebe Leser, sind Sie ­heute schon mit einer Mikrodosis LSD im Blut durch die Theresienstraße gelaufen, haben an Bienen, den Veranstaltungs­ sommer oder den neuen Ministerpräsiden­ ten gedacht? Nein? Vielleicht kommt das noch. Wahrscheinlich müssen Sie sich erst durch diese Ausgabe blättern, sich mit den Themen der allerersten Ausgabe des Faber auseinander setzen. Faber ist keinen gesellschaftlichen oder politischen Weltanschauungen verpflichtet. Er verfolgt auch keine solipsistische Mis­ sion. Was wäre der Mensch, würde er nicht ab und zu über seinen Tellerrand hinaus­ blicken, über ungewöhnlich Anmutendes nachdenken? Aus diesem Grund greift Faber gleichermaßen Themen der Stadt sowie der modernen Öffentlichkeit auf. Aber er wird anecken, Fehler machen, (große) Erwartun­ gen vielleicht (noch nicht) ganz erfüllen. Faber verkörpert schon durch seinen Na­ men Kunst und Handwerk, Moderne und ­Tradition. Daher korreliert das Magazin not­ wendigerweise auch mit Onlineberichter­ stattung und einem starken Einbezug sozia­ ler Medien. Es wird Ihnen also leicht fallen, dem Faber treu zu bleiben. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächs­ te Ausgabe und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

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Ama et fac quod vis!


Was als Idee an einem Badesee in der Nähe von Passau begann, ist heute weit über die Grenzen von Bayern bekannt. Mittlerweile gibt es uns jetzt schon seit über 10 Jahren, aber unsere Mission ist nach wie vor die gleiche: Wir mixen Dir Dein persönliches Lieblingsmüsli aus den besten Zutaten und ganz viel Liebe! Wir möchten Danke sagen und schenken allen Lesern des Faber Magazins einen Müsli-Mix zu ihrem Einkauf ab 10€. Jetzt gratis* Müsli-Mix sichern unter:

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Ausgeknipst?

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Sebastian Fürst Akt 2009

Stadt im Wandel

Das Tal der guten Laune

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Kein Honigschlecken

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Nightlife Tagebuch

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LSD Microdosing

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Kleine Nährstoffe ganz groß

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Dinkel und Hafer, Gott erhalt’s

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Cartoon von Peter Butschkow

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Stauseeliebe

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I N H A L T Nº1

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Modestrecke

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Der immer lacht

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Dancekowskis TOP5-Hits

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Please Respect The Vibe

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Veranstaltungen

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Faber Mundi

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in/out Wen trifft man …?

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An jedem Abend gute Stimmung

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Scirocco

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Quiz—Rätsel Gewinnspiel

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Fragebogen nach Marcel Proust beantwortet Sigi Zimmerschied

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Impressum

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Einst ein prächtiges Schmuckstßck der Innenstadt: Der Ludwigsplatz mit Blick in Richtung der heutigen Neuen Mitte.

Stadt 10


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RUDI WIMMER

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STADTARCHIV

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FOTOGEINS.DE

Das alte und altehr­ würdige Passau erzählt aus jeder seiner Ecken eine Geschichte vieler Jahrhunderte. ­Manche wissen gar nicht mehr, wie es früher ­beziehungsweise noch vor wenigen Jahren in der Innenstadt einmal ausgesehen hat. Die Stadt ist in einem steten Wandel.

im Wandel


Pferdekutschen klackern über Kopfsteinpflaster den Ludwigsplatz hinab in die heutige Fußgängerzone.

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Der Exerzierplatz ist hier noch vor dem Bau der Nibelungenhalle, wenngleich ganz leer, doch schöner anzusehen als heute.

Erst seit 1976 hat Passau eine Fußgängerzone. Davor war die Ludwigstraße sogar eine Zeit lang ein Teil der B12.


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or einigen Jahren gab es noch kein Dackelmuseum, keine Stadtgalerie, keine Neue Mitte, keinen Stadtturm, keine City Center. Es gab sogar die längste Zeit der Geschichte der Stadt Passau über keine Fußgängerzone. Der folgende Text beschreibt das, was sich viele Leute schon lange denken. Seit dem Jahrhunderthochwasser 2013 hat sich Vieles getan. So schön und aufgefrischt, wie in diesen Tagen war die Innenstadt wohl noch nie. Die meisten Fassaden strahlen so frisch gestrichen, man könnte meinen, sie seien poliert. Nicht umsonst quetschen sich jedes Jahr tausende Touristen aus aller Welt durch die Gassen der Altstadt. – Passau verfügt, da wird jeder zustimmen, über eine der schönsten Altstädte der ganzen Welt. Ebenda hat sich in den letzten Jahrhunderten wenig bis nichts verändert. Der andere Teil der Innenstadt hingegen, die Ludwigstraße hindurch bis zur Neuen Mitte hinauf, wandelte sich zuletzt immer wieder. Ende des 19. Jahrhunderts fuhren durch die Ludwigstraße noch die Pferdekutschen. Bis ins Jahr 1970 war sie sogar ein Teil der B12, also eine von Fahrzeugen befahrene Straße. Die Fußgängerzone, wie wir sie heute kennen, wurde erst 1976 eröffnet, 2008 erweitert. Sie war und ist das Herz der Innenstadt, verbindet die Altstadt mit dem Zentrum. Damals, bei der Eröffnung, war sie sogar die erste Fußgängerzone Niederbayerns. Von dem, was zu jener Zeit noch gefeiert wurde, ist nicht mehr viel übrig. Fragt man ältere Mitbürger, hört man oft, dass in den Jahren vor der Neuen Mitte mehr los war in der Fußgängerzone. Sie war insgesamt belebter, es gab mehr Einzelhandel. Auch das hat sich geändert. Gedränge herrscht nur noch an verkaufsoffenen Sonntagen oder bei anderen Festen. Bis auf einige wenige erfreuliche Ausnahmen sind die meisten Ladenflächen von großen Marken besetzt. Diese finden sich in praktisch jeder Stadt wieder, sind so gut wie austauschbar. Mittlerweile befinden sich selbst in exponierter Lage Nagelstudios und Ein-Euro-Shops. Geschäfte, wie das Kreilinger Kaufhaus gibt es nicht mehr. Klamotten Läden, wie das BacktoBack oder das Trick17 in der Theresienstraße mussten schließen. Überhaupt macht vor allem die Theresienstraße einen recht traurigen Eindruck. Ständig eröffnen neue Läden, um dann schnell wieder zu schließen. Die anderen Straßen, die von

der Ludwigstraße wegführen, sind dagegen belebter. Gerne schlendert man durch Große und Kleine Klingergasse, durch Brunn- und Grabengasse. In der Ludwigstraße hält man sich im Grunde genommen nur noch auf, um hindurch zu gehen. Einen entscheidenden Anteil daran hat sicher die Neue Mitte mit ihrem großen Einkaufscenter. Schon bei der Planung dieser war den meisten Leuten sonnenklar, dass es für enorme Kaufkrafteinbußen in der Kernstadt sorgen wird. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Exerzierplatz tatsächlich noch ein Platz, auf dem exerziert wurde. 1935 dann wurde die Nibelungenhalle eingeweiht, die Veranstaltungen mit bis zu 10.000 Menschen ermöglichte. Dort hielten sich bis zu ihrem Abriss tagsüber hauptsächlich Jugendliche auf, rauchten Zigaretten oder sandelten einfach. Mittlerweile gibt es im heutigen Klostergarten wieder eine „Oide Dult“, bis ins Jahr 2004 fand dort die „richtige“ Dult statt. Nach der Auflösung der Ritter-von-Scheuring-Kaserne in Kohlbruck im Jahr 1993 wurde mit der Dreiländerhalle eine Art Ersatz für die zu alte Nibelungenhalle geschaffen. 2004 wurde jene abgerissen und kurz darauf mit dem Bauprojekt „Neue Mitte“ begonnen. Dieses Projekt krempelte das Stadtbild Passaus völlig um. Heute erinnert nichts mehr daran, wie dieser Ort einmal ausgesehen haben könnte. Einzig das „Nibelungen Center“ trägt etwas Historie im Namen und ist ähnlich leer wie die „NiHa“ kurz vor ihrem Ende. Alles muss irgendwann aufgefrischt, überholt, modernisiert werden. So auch Städte samt Stadtbild. Betrachtet man jedoch Bilder, wie die hier Abgebildeten, da wird man etwas wehmütig. Natürlich ist der Klostergarten schon alleine wegen des Grüns, das er direkt ins Zentrum gebracht hat, wertvoll. Spaziert man aber von ebenjenem Richtung Ludwigsplatz, zieht man dabei durch eine unpersönliche und austauschbare Kulisse. All diese Gebäude vom bereits erwähnten Nibelungen Center, über den Stadtturm und die Stadtgalerie sehen irgendwie gleich aus, gibt es irgendwie in jeder Stadt dieser oder ähnlicher Größe. Nicht, dass früher alles besser, alles schöner gewesen wäre – die Nibelungenhalle war auch keine Schönheit, sondern ein typischer, überheblicher Nazibau –, aber es war individueller. Gebäude entstanden und verschwanden nacheinander. Die auf dem Reißbrett entworfene Neue Mitte war auf einmal da und hat nichts Spezielles an sich. Durch diese Konformität ist viel Charme verloren gegangen. Nun thront am ehemaligen Exerzierplatz, eigentlich über der ganzen Stadt, ein Turm. Klobig steht er da. Es wirkt, als wolle er mit seiner nicht vorhandenen Proportionalität alles Umstehende und jeden Betrachter ver-

BIS AUF WENIGE ERFREULICHE AUSNAHMEN SIND DIE MEISTEN LADENFLÄCHEN VON GROSSEN MARKEN BESETZT.

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höhnen. Ursprünglich war er als ein Hotel geplant. Letztendlich ist es aber ein Koloss geworden, der Büroräume und Praxen übereinander schichtet. Denkt man da an die alte Zeit, wünscht man sich selbst als friedfertiger Mensch den Exerzierplatz und die Exerzierenden zurück. Das war sicher schöner anzusehen. Unmittelbar an der Nahtstelle zum historischen Kern der Stadt wird also schon seit zehn Jahren der Blick auf die Stadt von dieser Neuen Mitte samt Turm dominiert. Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung stand einmal, kurz nach Fertigstellung der Neuen Mitte: „Die Neue Mitte von Passau darf man sich als die einsamste Mitte der Welt vorstellen.“ Das ist so richtig wie traurig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass dieses Projekt die größte städtebauliche Investition in der Geschichte Passaus war. 250 Millionen Euro teuer war dieses Investoren-Projekt. Bei solch schwindelerregenden Summen kommt man nicht umhin, den ein oder anderen Vergleich aufzustellen: Ein

DIE NEUE MITTE VON PASSAU DARF MAN SICH ALS DIE EINSAMSTE MITTE DER WELT VORSTELLEN.

SÜDDEUTSCHE

ZEITUNG

Guggenheim Museum (Bilbao) kostet zum Beispiel etwa 100 Millionen Euro weniger. Am Ludwigsplatz herrschte vor der Neuen Mitte reger Straßenverkehr, er war eine Art Nadelöhr der Innenstadt. Das ist er auch heute noch, nur verkehrsberuhigter. Früher mutete er aber prächtiger an. Bestimmt liegt das auch daran, dass es mittlerweile mehr Autos und mehr Verkehr gibt. Anfang der 60er Jahre fand sich dort jedoch eine große grüne Verkehrsinsel mit Blumen. Die Straße war nicht betoniert, sondern aus heimischem Kopfsteinpflaster. Das Buchner Haus stand noch etwas besser da und hatte keine Front, deren Fassade wie Plastik aussieht. Auch wenn der Platz eigentlich eine große Kreuzung war, spielte sich hier ein buntes Treiben ab. Heute besteht der Ludwigsplatz vor allem aus dem großen Fußgängerüberweg und viel ungenutztem Platz. Auf beiden Seiten der Fußgängerampel herrscht so viel Leere, man könnte meinen, hier würden große Paraden abgehalten. Dabei hätte Passau aus seiner bemerkenswerten (Bau-) Geschichte lernen können. Schon immer wurden hier im Stil der jeweiligen Zeit maßstabssprengende Bauten wie der Dom, die bischöfliche Residenz, die Rathaussäle oder die Klosterbauten errichtet. Das, was nun den Kern unserer Stadt abseits der Altstadt ausmacht, ist vielleicht der Stil unserer Zeit. Er sollte es aber nicht sein. Dieser Stil ist überall wieder zu finden. Er ist vollkommen austauschbar. Darüber hinaus hat dieser Baustil durch die Bauwerke, die er mit sich nach Passau brachte, einen gewaltigen Anteil an der bedauernswerten Entwicklung der Fußgängerzone. Daher sind in diesem Artikel auch nur Fotos vergangener Zeiten abgebildet, um daran zu erinnern, wie schön und vor allem individuell Passau einmal war und auch sein könnte. Das wirklich Schlimme daran ist nämlich, dass man sich schon an all das gewöhnt hat. Es fällt einem gar nicht mehr wirklich auf.

So belebt von Menschen und Einzelhandel wie auf diesem Bild ist die Fußgängerzone schon lange nicht mehr.


DAS TRÄGERTAL IST IN DEN LETZTEN JAHREN IMMER MEHR MENSCHEN EIN BEGRIFF GEWORDEN. HIER FINDET ­JEDES JAHR AUF’S NEUE EIN BESTÄNDIG GRÖSSER WERDENDES FESTIVAL STATT, WELCHES ­EINIGE GANZ SPEZIELLE ATTRIBUTE VERINNERLICHT. DARÜBER HINAUS ERZÄHLT DER TANZ IM TRÄGERTAL SELBST EINE LANGE UND INTERESSANTE GESCHICHTE.

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DAS TAL DER GUTEN LAUNE 15


Irgendwann in einer oder mehreren Sommernächten der Jahre 2011 und 2012, bei einem Lagerfeuer oben auf der Festivalfläche im Trägertal, bewohl ersten großen Förderer des Tanz schlossen ein paar Freunde, dass es „einim Trägertals, mehrere Durchlauffach nur Sinn machen“ würde, hier ein kühler und Bier. Bar und Bühne wurFestival zu veranstalten. Die Freunde den aus Biertischen und -bänken geliebten es schon immer, sich an Musik, formt. Sie machten keine Werbung für Bier und Wein sowie bei tollen Partys ihre Veranstaltung, druckten nur ein paar zu vergnügen. wenige Flyer, die nicht wirklich verteilt Sie sammelten in den Jahren wurden. Die dazugehörige facebook Verandavor zahlreiche Eindrücke. Da staltung war sogar privat. Die zum Auflegen waren zuerst die legendären eingeladenen DJs waren allesamt Bekannte. „Outdoor Raves“ der WG „U7“ Irgendwie aber sprach sich schnell und über die aus dem Unteren Sand. Diese Grenzen des Freundeskreises hinweg herum, veranstaltete diverse, nicht dass sich im Trägertal etwas Unkonventionelgenehmigte Partys unter les, etwas Neues tun sollte. Es kamen also freiem Himmel. Auf Fläweit mehr Besucher, vordergründig Stuchen, die davor weder als denten, als ursprünglich geplant. offizielle Veranstaltungskleinere Partys veranstaltet. Entscheidend war bei Zwei Jahre später, der Tanz im flächen deklariert wurden, den meisten dieser Partys vor allem die jeweilige Trägertal war längst zu einer Art Genoch jemals eine andere Kulisse. heimtipp geworden, beschlossen die Party beheimatet hätten. Und so kam bei einem der erwähnten LagerFreunde, dieses riesige Potenzial Eine davon fand auf dem nutzen zu wollen und die anfangs feuer das Trägertal ins Spiel: Umgeben von alten, Fahrradweg nach Wernstein, hoch gewachsenen Bäumen liegt die Festival rein romantische Idee größer werden eine andere auf dem Thingplatz Wiese wie eine Waldlichtung da. Freilich gazu lassen. statt. Weitere Inspirationen ernben sich die Freunde jedes Jahr die allerSie vereinbarten Termine mit den teten die Freunde in Barcelona bei größte Mühe, das Trägertal entsprechend Fachstellen der Stadt Passau. Schloszu dekorieren. Doch die eigentliche Atden „Off-Partys“ des Sónar Festisen Versicherungen ab, stellten Persovals. Während ebenjenes Festivals mosphäre kommt immer von der Nanal ein und setzten alles daran, den wurden in verschiedensten Locations tur selbst. Es gibt im Stadtgebiet Tanz im Trägertal insgesamt zu profesder katalanischen Großstadt mehrere einfach keinen vergleichbar schösionalisieren. Mit Holz über allerlei Benen Ort, der sich als Veranstalkanntschaften oder auch geschenkt tungsfläche anbieten würde. Bevon ebay Kleinanzeigen wurden eine sucher können gleichermaßen Bar und eine Bühne gebaut. Als DJs tanzen und sich in die Wiese sitzen, die anderen Gäste beobachten oder in den von den Baumkronen umrandeten Himmel blicken. Im Sinne dieser Einzigartigkeit wurden auch jedes Jahr das Artwork und die dazu gehörigen Mottotiere gestaltet. Jedes dieser Tiere ist seiner Art nach in Wäldern heimisch. Als Fans von derlei Veranstaltungen sowie dem Zauber, der den „illegalen“ Raves der „U7“ inne wohnte, begannen die Freunde, davon zu träumen, wie sie ihr eigenes Festival – anfangs „nur“ eine unkommerzielle Party für Freunde und Bekannte – auf die Beine stellten. Also vereinbarten sie für das Jahr 2013 ein Datum. Sie besorgten über einen Freund, den

UMGEBEN VON ALTEN, HOCH ­GEWACHSENEN BÄUMEN LIEGT DIE FESTIVAL WIESE WIE EINE WALDLICHTUNG DA.

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kamen zu den etablierten „Trägertal Klassikern“ noch einige andere, überregionalere Künstler zum Lineup dazu. Außerdem entstanden 2016 zum ersten Mal eigene Merchandise Produkte. T-Shirts, von werc bedruckt, zeigten das Mottotier, die Motte, zwischen den Schulterblättern. Doch in genau diesem Jahr, dem ersten einer neuen Trägertal-Zeitrechnung, stellte sich zum ersten Mal große Ernüchterung unter den Freunden ein. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung zeichnete sich mit jedem verstrichenen Tag klarer ab, dass es am Tage der Party wohl regnen würde. Aus dem angekündigten Regen wurde schließlich ein richtiges Unwetter mit Blitz und Donner. Viel früher, als gedacht, nämlich schon nach circa vier Stunden musste das Trägertal evakuiert, der Tanz im Trägertal vorzeitig beendet werden. Mut und auch Kraft zogen die Veranstalter dabei aber dennoch vor allem aus einer Tatsache: Das beschriebene Unwetter war ja schon länger zu erwarten gewesen und dennoch strömten hunderte Besucher – das Festival war restlos ausverkauft – ins Trägertal. Sie alle hofften wohl, das Wetter würde vorbei ziehen. Auf jeden Fall wollten sie so viel Trägertal-Zeit, wie nur möglich, aufsaugen. In den darauf folgenden Monaten wurde das Trägertal beziehungsweise ganz Passau erneut von einem Unwetter heim gesucht. Dieses brachte den

DIE EIGENTLICHE ATMOSPÄHRE KOMMT IMMER VON DER NATUR SELBST.

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längeren Geschichten des Trägertals. Aber sie steht im Prinzip beispielhaft für Alles, was das Trägertal so besonders macht. Die Leute streben dorthin, weil sie sich an der Musik, am musikalischen Mix aus House, Disco und Techno, dem frisch gezapften Bier örtlicher Brauereien, einfach an der ganz speziellen Atmosphäre erfreuen wollen. Die Veranstalter widmen dafür und auch, um dieser bezaubernden Natur entsprechend Rechnung zu tragen, jedem Quadratmeter größte Aufmerksamkeit. Jeder Winkel, wie die beschriebene Bach am Rande der Veranstaltungsfläche so zum Überlaufen, dass große Bühne oder auch der eigens anTeile des Trägertals auf- und weggesetzte Rasen, erzählen eine geschwemmt wurden. Die Bühne Geschichte. Viel wichtiger aber musste schnell wieder abgerissen ist die dort entstandene Stimwerden, um der anrückenden mung unter den zahlreichen Feuerwehr einen Zugang zum Mitgliedern der stetig anübergegangenen Bach zu bereiwachsenden Trägertal Famiten. lie. Diese färbt wohl auf alle Für das Jahr 2017 stand also da gewesenen und künftigen im Mittelpunkt, eine neue Bühne Besucher ab, sodass das Träan einer anderen Stelle zu errichgertal nicht nur ein Festival ist, ten. Das dafür nötige Holz entnein, es ist das Tal der guten Laune. Und davon profitieren deckten die Freunde durch einen Zufall. Ein ein paar Meter die Ilzalle. leite weiter ansässiger Halser wollte eines seiner Wohnhäuser nach oben erweitern. Dafür galt es, den alten Dachstuhl abzubauen. Diesen sollten die Veranstalter geschenkt bekommen, wenn sie beim Abbau halfen. Während dieser Arbeiten stellte sich heraus, dass nicht nur der Dachstuhl, sondern das ganze Haus mit Holz aus den Wäldern des Trägertals errichtet wurde. Dieses kehrte nun also nach langen Jahren wieder ins Trägertal zurück und wurde dort zur Bühne. Dies ist nur eine der vielen kleinen und großen, kürzeren und


In alten Zeiten wurde die ­Biene als Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Le­ bens verehrt. Ihr Honig galt als Geschenk der Götter und Quelle der Unsterb­ lichkeit. Er war Zahlungsmittel und Medizin. Vor allem aber brachte er Süße ins Leben, denn bevor man im 19. Jahrhundert ­Rübenzucker gewinnen konnte, war in Mitteleuropa neben Honig nur der beinahe unbezahlbare, meist aus Asien importierte, ­Rohrzucker be­ kannt.

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In der Honigverordnung des Deutschen Imkerbundes ist die Reinheit des Honigs festgelegt, indem dem Honig keine anderen Stoffe als Honig zugefügt werden dürfen. Unterschiede bei der Qualität machen sich rein in der Herkunft und Gewinnung bemerkbar. Hat die Biene den Honig nur von einer Blüte gesammelt ist der Honig sortenrein, ansonsten handelt es sich um Mischhonig, der nach weiteren Pflanzenarten wie Lavendel, oder Raps unterschieden wird. Wenn der Honig aus den Siebröhren der Pflanzen gewonnen wird, spricht man von Honigtauhonigen, die sich wiederum in Eichen-, Linden-, oder Tannenhonigen unterscheiden. Die Vielfalt der Pflanzenwelt entscheidet letztlich auch über den Geschmack der einzelnen Sorten. Weitere Unterschiede bestehen zwischen den konventionellen und den Biohonigen. Allerdings beziehen sich Biozertifikate lediglich auf die Bienenhaltung und die Arbeitsweise der Imker, nicht aber auf die von der Imkerei bewirtschaftete Fläche. Was zwangsläufig auch konventionell bewirtschaftete Flächen mit einschließt. Über die EU-Bioverordnung wird regelmäßig kontrolliert, ob die Bienen ausschließlich in Bienenkästen aus natürlichen Rohstoffen gehalten werden, ob die Flügel der Königin nicht gestutzt wurden, ob das Winterfutter möglichst aus eigenem Honig und Pollen besteht, die Honigverarbeitung ohne Überschreitung der Bienenstocktemperatur gewährleistet wurde u.v.m.

Woran liegt es nun, dass Bienen zu einer bedrohten Art gehören? Dass es in China nicht mehr zur Seltenheit gehört, dass Menschen auf Bäume klettern, um Blüten per Hand zu bestäuben?

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JOSEF PIWOWARSKI

Eine alte Gärtnerweisheit besagt: „Misstraue dem Ort, an dem kein Unkraut wächst.” Ein Ort an dem kein Unkraut wuchs, da summte keine Biene. Ein solcher Ort ist eine Wüste, in der die Natur verstummte. Wir haben heute das Wissen vom Sinn des Unkrautes vergessen, oder es ist uns einfach egal geworden. Anders lässt es sich nicht erklären warum wir tatenlos einer beispiellosen Aufräumung unserer Landschaften beiwohnen. Die Hochleistungslandwirtschaft hat dem Unkraut — Betonung auf der ersten Silbe — den Krieg erklärt und versengt ganze Landstriche durch Gift und Gülle in monoindustrielles Ödland.

Fakt ist: Unsere Honig- und vor allem auch Wildbienen finden auf den Äckern und Wiesen kaum noch Nahrung, sie leiden unter Pestiziden und Monokulturen, diversen Schädlingen und obendrein der Klimaveränderung. Von den 700 000 Bienenvölkern,


die zuletzt in Deutschland gezählt wurden, sind 20 Prozent im vergangenen Winter verendet. In den Hochzeiten der Imkerei lebten in Deutschland drei Millionen Völker. In Deutschland sind ca. 560 Wildbienenarten heimisch, darunter die Hummel. Anders als die domestizierte Honigbiene sind sie meist Einzelgänger. Sie produzieren keinen, oder nur sehr wenig Honig. Dabei haben viele Arten, zum Beispiel die Hummel, eine höhere Bestäubungsleistung pro Individuum. Studien zeigen zudem, dass Obst- und Gemüsesorten, die von ihr bestäubt werden, besser schmecken und größer werden. Nun gelten jedoch bereits 30 bis 35 Arten als ausgestorben. Über viele Millionen Jahre haben sich die Wildbienen mit den Wildblumen entwickelt. Manche sind auf eine einzige Art spezialisiert. Blüht diese nicht mehr, fehlt auch die Biene. Messungen der gesamten Biomasse in landwirtschaftlichen Räumen bezüglich der Insekten in Freilandfallen zeichnen ein niederschmetterndes Bild: Seit 1936 ist der Lebendfang um 98 Prozent zurückgegangen. Insekten sind auf Kulturland nahezu ausgerottet. Unkraut vergeht eben doch.

Dennoch wird die Industrialisierung der Landwirtschaft immer hemmungsloser betrieben. 71 Prozent der Flächen sind Getreide, Mais und Rapsanbau, das bietet den Bienen: fast nichts. 28 Prozent sind Dauergrünland, auf dem man kaum noch etwas Blühendes findet. Für eine ausgewogene Ernährung benötigt eine Biene sieben verschiedene Pollen. Umzingelt von Raps und anderen Monokulturen gleicht das, einen Menschen vier Wochen bei McDonald’s einzusperren. Wenn die Landschaft, Pflanzen und Tiere zu Produktionsmitteln verkommen und zum Feld für Investoren werden, sei es bei Saatgut, bei Pestiziden oder auch bei der Ackerfläche selber, dann entstehen lebensfeindliche Verhältnisse.

Albert Einstein hat einmal gesagt: “Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.”

„ WENN DIE BIENE EINMAL VON DER ERDE VERSCHWINDET, HAT DER MENSCH NUR NOCH VIER JAHRE ZU LEBEN.

ALBERT

EINSTEIN

Die Bienen haben uns dabei etwas voraus. Ein Volk ist weder hierarchisch organisiert, noch sind seine Mitglieder programmiert. Alle diesbezüglichen wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass es keine zentrale steuernde Instanz gibt. Die einzelne Biene ist gewissermaßen dumm, aber das ganze Volk verfügt über eine unglaubliche Intelligenz. Und zwar dadurch, dass es sich aufeinander bezieht und einer gemeinsamen Aufgabe widmet: Die Erhaltung und Vermehrung des Ganzen. Die Biene zeigt uns ein beeindruckendes Gleichgewicht von Geben und Nehmen. Sie zerstört nichts, wenn sie sich ernährt. Sie nimmt und sorgt zugleich dafür, dass die Pflanzen Zukunft und wir etwas zu essen haben. Bienen stiften Fruchtbarkeit.

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Das können wir Menschen auch.

Die Erhaltung der Bienen und ihrer Lebensgrundlagen sollte also jeden tangieren. Der moderne Mensch setzt sich schließlich jeden Tag auf’s Neue mit der Frage auseinander, wie man sich nachhaltiger verhalten kann. Es würde Sinn machen, dafür bei den Bienen anzufangen. Es fehlt meist nur an einer gesellschaftsübergreifenden Erkenntnis.

schlecken


NIGHT

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DER DRAMATURG ANDY GOLDBERGER BANALISIERT MIT SEINER INSZENIERUNG DAS EPOS „NIGHTLIFE TAGEBUCH“. ER VERSCHRÄNKT DIESEN KLASSIKER DES 21. JAHRHUNDERTS ZU EINER UNHEILSCHWANGEREN NACHT, DEREN AKTEURE IHRE FIGUREN AUF EINE SALOPPE WEISE ZU SANFTEN SCHEUSALEN VERKOMMEN LASSEN. NOCH VOR DER PREMIERE SEINER INTERPRETATION STELLTE GOLDBERGER DEM FABER SEIN STÜCK, IN DEM ER SELBST EINE HAUPTROLLE SPIELT, ZUM VORABDRUCK ZUR VERFÜGUNG. WIR SAGEN DANKE UND VERNEIGEN UNS.

BUCH

Herr Pöhlemann, Andy Goldberger und Consul Mayr vereinbaren eines Nachmittags, sich für den Abend beziehungsweise die Nacht zu treffen, um ein Nightlife Tagebuch für ein örtliches Magazin zu verfassen. Dafür sollen so viele Bars, Kneipen und Clubs, wie möglich, besucht werden. Angesichts der bevorstehenden langen und ereignisreichen Nacht, entsteht bei den Beteiligten eine Mischung aus Respekt, Angst und Vorfreude. Als erstes Lokal wird das Cafe Anton ausgewählt. Treffpunkt 21:00 Uhr. Consul Mayr sitzt bereits mit einer Weinschorle am Tresen, Auftritt Andy Goldberger.

G: Servus, Griasdi! M: Servus, alles klar? Habe extra noch eine Stunde geschlafen.  G: Bin zugegebenermaßen noch ziemlich bekifft und brauche vorweg erst ein­ mal eine ordentliche Grundlage. | (zu Kellnerin gewandt) Eine Lasagne, bitte und eine Weinschorle. Auftritt Herr Pöhlemann, ruft schon in der Tür der Kellnerin zu. P: Eine Weinschorle, bitte. Zu G & M gewandt, mit Augenzwinkern: P: Hab schon drei getrunken, hehe. P berichtet von seinen neuen Geschäftstätigkeiten. Er mache jetzt in Import und Export, bricht dann abrupt ab und geht zur Toilette. Die drei vereinbaren aufgrund des Zeitdrucks, weiter zu ziehen. Nächste Station soll das Journey sein. Das Cafe Anton gerade erst verlassen, wird aber ein Abstecher in die WG von G vereinbart, um einen ausgezeichneten Rum zu probieren. Die Gruppe kommt gegen 22:40 Uhr im Journey an. Das Lokal ist voll, es läuft Lounge Musik und die Gruppe ergattert mit Glück einen Platz am Ende der Bar. M trifft Passauer Stadtrat. M: Servus, alles klar? S: Servus, ja und selber? M: Wir machen gerade ein Nightlife Tagebuch durch die Kneipen der Stadt. S: (lacht) Sehr gut, dann könnt ihr ja für die Zechen jeweils Be­ wirtungsbelege verlangen und die Getränke von der Steuer ab­ setzen. Der Freude über den Tipp des Stadtrates geschuldet, beschließt die Gruppe von nun an jegliche Hemmung fallen zu lassen und bestellt mehrere Cocktails sowie diverse Schnäpse, schließlich brauche man ja „Ausgaben“. Auftritt 4. Mann. Dieser bestellt auch. Man ist ausgelassen und gesellig, es entwickeln sich Alltagsgespräche. G: Hab’ seit zwei Tagen nicht geduscht. Angesichts der bevorstehenden Stunden wäre das auch eine Verschwendung von Wasser gewesen. Gekicher unter den Gesprächspartnern M: Ich habe noch nie zwei Tage nicht geduscht. 4.: Mal was anderes: Habt ihr von diesen rechten Deppen ge­ hört, die das fantastische Wirtshaus in der Grabengasse be­ droht haben? P: Ja, unglaublich. Wer ist dieser Skorzny, von dem diese Nazis ge­ schrieben haben? M klärt die Gruppe über die Person Otto Skorzny auf. Man kommt zu der einhelligen Conclusio, dass dieser Kerl wohl ein Riesen Arschloch gewesen sein muss und Nazis ziemlich dumm seien. P macht einen abgelenkten Eindruck. G: P, was ist los mit dir? P: Ich bin erstens schon ziemlich knülle und suche zweitens nach einer Möglichkeit, hier, vom Wirt unbemerkt, Yung Hurn aufzulegen. Zustimmendes Gelächter der Gruppe. 4.: Sollten wir nicht mal aufbrechen? M: Ok, damit sich aber der Bewirtungsbeleg lohnt, sollten wir noch eine Runde Schnaps trinken.


LIFE

Nach Erhalt des Bewirtungsbeleges bricht die Gruppe auf in Richtung Colors. Auf der Innbrücke unterhält sich die Gruppe über den Vorschlag von M, das Nightlife Tagebuch als Theaterstück darzustellen. Der 4. schaltet sich ein. 4.: Dadurch, dass wir nun darüber reden, sind wir sozusagen ein Stück im Stück. M: Wahnsinn! Wie bei Inception. Die Gruppe trifft im Colors ein. Das Lokal ist voll, es herrscht ausgelassene Stimmung unter den Anwesenden. Ein stoisch wirkender älterer Herr steht am DJ-Pult, spiel funky Musik und lädt so zum Tanz ein. Man bestellt drei halbe Liter Weinschorle sowie ein Bier, dazu vier Jägermeister. M und 4. tanzen. 4. bemerkt eine rothaarige Schönheit und klinkt sich vorerst aus der Gruppe aus. Ankunft 5. Mann. Man beschließt, schnell auszutrinken, um der Höflichkeit halber mit dem 5. noch eine „frische“ Runde zu bestellen. G: Ich glaube, wir sollten demnächst aufbrechen. Ich muss nämlich zur Toilette und gehe so ungern auswärts aufs Klo. Alle lachen. P: Kannst du dich mit derlei rüpelhaften Informationen bitte zurück halten, so lange solche hübschen Frauen neben uns sitzen. M: Ja, stimmt. Ich sehe heute schon den ganzen Tag so wahnsinnig gut aus und möchte das gerne nutzen. Alle lachen. P: Du siehst total bescheuert aus. 5.: Ihr solltet euch mal hören. Ihr seid alle schon ein biss­ chen drüber, glaube ich. G: Ein Ortswechsel inklusive Frischluftwatschn täte uns bestimmt gut. P: Du willst doch einfach nur heim, um dich zu erleichtern. Alle lachen und beschließen, tatsächlich aufzubrechen. Wenige Minuten später erreichen die fünf das Theatercafe. Dort wird eine Gesellschaft etwas älterer Herrschaften angetroffen. M berichtet diesen von der Idee des Theaterstückes und kann offenbar schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die nötige Zurückhaltung aufbringen, fremden Menschen keine Gespräche aufzudrängen. Mann mit Tuba erklärt, dass das angestrebte Theaterstück unter diesen Richtlinien nicht funktioniere. M versteht die angeführten Gründe des Manns mit Tuba nicht, nickt aber freundlich und etwas zu schnell. G (zu M): Was wollte der jetzt von dir? M: Mich fragen, ob ich aus seiner Tuba saufen will. Aber im Ernst, habe nichts verstanden. P (zu Barkeeper): Sieben Bier, bitte. Alle lachen, nachdem 5. bemerkt, dass die Gruppe im Moment nur zu fünft ist. P. bastelt eine Rose aus einer Serviette. M. bittet darum, diese einer Dame im Lokal überreichen zu dürfen. Auf dem Weg zum Tisch der Erwähnten stolpert er. Die Gruppe beschließt, in Richtung Stadtbeisl aufzubrechen. Kurz nach Verlassen des Theatercafes vernimmt die Gruppe eine Mischung aus schiefen, gelispelten Tönen und plumpen Gegröhle. Auftritt Tobias. T: …Haaaaaaaa ÄÄÄÄÄÄÄs Faaaaaauuuuuu, du bissssss meinääääää Fraaaauuuuu 5.: Geil, wer bist du denn? T: Dreimaaaaaal deupffer Meisteeeeer, viermaaaaal Pokalsiiiiiieeeeeger, immer erste Liga … P: Hey du bist echt witzig, kommst du mit uns mit? T: Ja. Hi, ich bin Tobias. … du bissssss meinääääää Fraaaauuuuu. Ob Paaaasaaaau oder Rom, nur der Haaaaaaaa ÄÄÄÄÄÄÄÄÄs Faaaaaauuuuuuuu Die Gruppe zieht von nun an zu sechst weiter. Der 4. stimmt, um T zu imponieren, zusammenhangslose Fanlieder von Manchester United auf Englisch an. Diese kenne er aus dem Film Hooligan. Überhaupt sei er ein großer Filmekenner. Passanten reagieren ob des Gegröhles geschockt und angewidert.

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TAGE


BUCH

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TAGE


Ankunft Stadtbeisl. An der Tür steht eine reizende ältere Dame, die der Gruppe mitteilt, das Lokal sei voll, niemand dürfe mehr hinein. P erklärt, er kenne den Wirt sehr gut und bittet darum, kurz mit diesem verhandeln zu dürfen. Der Wirt lenkt ein, da große Teile der Gruppe schon seit Jahren seine Stammkunden sind. Nur Tobias darf nicht hinein. G: Fo ein Flingel, der Tobi. Im Stadtbeisl ist kein Platz mehr frei. Die Stimmung ist ausgelassen, es laufen Schlager und mancher tanzt. An der Bar sitzt ein Mann, der seinen Kopf auf den Tresen gelegt hat. Der Wirt spricht diesen mit Namen an und weist ihn mit bebender, angsteinflößender Stimme an, nicht am Tresen sitzend zu erbrechen. Dieser hebt seinen Kopf in Zeitlupe, etwas benommen und stößt ein schrilles, sehr lautes „JAAAAAAAAA“ hervor. Daraufhin legt er seinen Kopf wieder auf den Tresen. Eine Runde Getränke später befindet sich die Gruppe auf dem Weg ins Cubana. Auf dem Weg dorthin kommt den Teilnehmern alles Alltägliche immer lustiger vor. Die Gespräche werden lauter und verlieren inhaltlich an Demut. 4. (zu M): Hast du meine Idee vom Stück im Stück jetzt ver­ standen, oder nicht? M: Nein, ich habe vergessen, dass wir drüber geredet hätten. Wann soll das denn gewesen sein? P: He, ihr Deppen. Nicht streiten! 4. Wir streiten nicht, du Trottel. G: Haltet alle mal die Fresse. Ich habe euch alle so gern, ich liebe euch. Man umarmt sich. Im Cubana angekommen, tönt „Some of them want to use you …“ aus den Boxen. Die Gruppe ergattert diverse Getränke. M folgt dem 4. auf eine Erhöhung innerhalb der Bar, von wo er mit den Händen einen Schmetterling formt und diesen nicht mehr rhythmisch zur Musik bewegt. P (zu G): Wir sollten lieber gleich gehen, sonst kommt der da nicht mehr runter. Das ist immer dasselbe mit dem Irren. Nachdem M vom kräftigen 4. von der Erhöhung gezogen wurde und dabei fast auf die Tanzfläche stürzt, bricht die Gruppe Richtung Camera auf. Dort angekommen vernimmt man Heavy Metal Musik. Die Tanzfläche ist extrem voll. Alle kaufen sich mit den Eintrittsgutscheinen ein Bier. M, P und 4. begeben sich auf die Tanzfläche, positionieren sich direkt in der Mitte. M (schubst 4. in die Menge): Lass’ mal pogen! Schnell schließt sich die umstehende Tanzmeute dieser Einladung an. Der 5. bekommt einen Ellenbogen ins Gesicht. P’s Brille geht kaputt. Der 4. Macht den Eindruck, er nehme den Pogo Tanzstil etwas zu ernst. Mit wahnsinnigem Blick schubst er alle Umstehenden vor sich her. Also wird beschlossen, die Camera schnell wieder zu verlassen, da einige der anderen Gäste zunehmend genervt reagieren, mancher der Gruppe gar Prügel androht. Um 3:45 erreicht die Gruppe, zum letzten Mal vollzählig für diesen Abend, das Frizz. Die dort abgespielte Musik erinnert an Schaumpartys in All-Inclusive-Resorts am Goldstrand. Angewidert verlassen G und der 5., vom Rest der Gruppe unbemerkt, das Frizz und begeben sich müde nach Hause. P und der 4. haben auch in diesem Menschenpulk noch viel Spaß, tanzen mit Mädchen, die zuvor noch auf dem Tresen tanzten. M möchte gerne tanzen, muss aber immer wieder resignierend feststellen, dass dies vom zurückliegenden Alkoholkonsum nicht mehr zugelassen wird. M begibt sich zu 4., der hinter einem Mädchen steht und tanzend so tut, als würde er ihr immer wieder auf den Po hauen. M (schreiend zu 4.):

nach Hause.

LIFE

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Ich kann nicht mehr, ich gehe jetzt


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LSD LSD steht steht für für 68er-Grooviness, 68er-Grooviness, für für den den ein ein oder oder anderen anderen schlechten schlechten Trip, Trip, aber aber auch auch für: für: Hirndoping. Hirndoping. Sogenannte Sogenannte Microdoser Microdoser nehmen nehmen es es in in kleinsten kleinsten Mengen, Mengen, um um produktiver produktiver zu zu werden. werden. T

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ICH ICH ICHNEHME NEHME NEHME DAS DAS DASSONST SONST SONSTNIE NIE NIE UND UND UNDHABE HABE HABEES ES ES VORHER VORHER VORHER AUCH AUCH AUCHNOCH NOCH NOCH NICHT NICHT NICHT AUSPROBIERT. AUSPROBIERT. AUSPROBIERT.

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Immer mehr Menschen versuchen, Körper und Geist mit Smoothies, Yoga oder Sleeptracking aufzupeppen, andere greifen –gerade, wenn die Zeit drängt– zu Medikamenten wie Adderall und Ritalin, um mehrere Stunden durcharbeiten zu können. Gaius hingegen, ein 23-jähriger Student aus Bayern, schwört seit einiger Zeit auf LSD: „Ich nehme das sonst nie und habe es vorher auch noch nicht ausprobiert.“ Gaius studiert Philosophie und Wirtschaftswissenschaften. Auf den ersten Blick macht er nicht den Eindruck, Hausbesetzer oder Esoteriker zu sein. Er hat einen festen Händedruck, ist mainstream-schick gekleidet und macht einen fokussierten Eindruck. „Ich bin nicht so der Party Typ.“, sagt er gleich zu Beginn des Gesprächs, wahrscheinlich um im Raum stehenden Vorurteilen zu begegnen. Gaius konsumiert LSD nämlich nicht mit dem Ziel, in eine andere Welt einzutauchen, einen „Trip“ Microdoser zu haben, nein, er ist ein Microdoser. Microdoser Microdoser Der Grundgedanke des Microdosings baut auf der lange gehegten Überzeugung auf, dass geringe Mengen LSD bei der Bewältigung psychischer Probleme helfen und zu einer neuen Wahrnehmung führen können: „Man steht den alltäglichen Challenges, ob groß oder klein, gelassener, ja geradezu etwas euphorisiert gegenüber.“, beschreibt Gaius diesen Effekt. Irgendwie ist so irgendwann eine Art Trend


entstanden, der, wenn man dem gängigsten Internetforum zum allgemeinen Drogenkonsum auf Reddit Glauben schenkt, im Silicon Valley seinen Anfang genommen hat. Leistung zu bringen ist nicht mehr uncool oder gar spießig. Vielleicht rückt gerade deswegen die 60er Jahre Droge LSD, die wie keine Droge sonst für Hippieness, freie Liebe und groovy Musik steht, wieder stärker in den Fokus. Schließlich hat das Microdosing-Forum auf Reddit, wo sich jeder mit jedem über jegliches Thema unterhält, momentan ca. 12 000 Abbonenten. Unter diesen gibt es neben Anfängern und Interessierten, die nach Rat fragen, auch erfahrenere Konsumenten. Von Letzteren erfährt man, wie das Microdosing den Alltag verändert, Klausuren bestehen lässt, die Kreativität steigert, Depressionen und Traumata überwinden lässt. Derlei Derlei Erfahrungen Erfahrungen Derlei kann Erfahrungen kann kann auch Gaius bestätigen. Derlei Erfahrungen kann Microdoser, wie er, folgen dabei dem Mantra: Die Dosis macht das Gift. Sein „medizinisches“ Potential könne LSD nur dann entfalten, wenn es in klitzekleinen Mengen eingenommen werde. So nehmen Microdoser etwa alle drei Tage morgens zu oder nach dem Frühstück circa 15 μg (Mikrogramm) LSD zu sich. Dies entspricht einem Zehntel der „normalen“ Dosis. Die Wirkung setzt dann ungefähr eine Stunde später ein. Mit diesem Einnahme-Rhytmus soll es problemlos möglich sein, den ganz normalen Tagesablauf in Angriff zu nehmen. Seitdem ist Gaius „in Vorlesungen insgesamt aufmerksamer“. Außerdem knüpfe er „im Kopf schnellere Verbindungen“, was dazu führe, dass er sein „Hirn besser und vor allem umfassender“ nutze. „Mit dem LSD Microdosing ist es eigentlich so, als hätte ich ständig eine Kiste Energy Drinks dabei und würde kontinuierlich eine Dose leeren.“ Und obwohl die Zahl der Microdosing Anhänger wächst und wächst, ist dieser Ansatz weit davon entfernt, wissenschaftlich anerkannt zu sein. Lysergsäurediethylamid Lysergsäurediethylamid wurde 1943 von Albert Lysergsäurediethylamid Lysergsäurediethylamid Hoffmann entdeckt. Die dafür notwendige Lysergsäure wird aus dem Mutterkorn, einem an Roggen

und Getreide wachsenden Pilz, gewonnen. Es hat eine große strukturelle Ähnlichkeit mit dem körpereigenen Neurotransmitter Serotonin und imitiert dessen Wirkung. Seinen wohl bekanntesten Effekt entfaltet das Serotonin im Gehirn. Es gehört zu den Botenstoffen, die neben Dopamin und Noradrenalin, auch häufig als „Glückshormon“ bezeichnet werden, da es stimmungsaufhellend wirkt und die Stressantwort des Körpers beziehungsweise des Gehirns abdämpft. Die Einnahme einer „üblichen“ Dosis LSD erzwingt also eine extrem hohe, teilweise zu hohe Wirkung dieser Eindrücke im Körper. im im Körper. im Körper. Körper. Klar ist: Eine „übliche“ Dosis (zwischen 50 und 100 μg) bekommt nicht Jedem gut und ließe sich auch niemals mit einem geregelten Alltag verbinden, wovon der Autor dieses Textes sich selbst überzeugt hat: Während seines bisher einzigen LSD-Selbstversuches wunderte er sich über seltsame Muster in der Oberflächenstruktur von parkenden Autos und stand eine sich ewig anfühlende Zeit vor einem in einer Bar hängenden Spiegel und fragte sich, wer ihn da so unverschämt lange anklotzte. Es folgten qualvolle Stunden, geprägt von ähnlich skurrilen Erlebnissen sowie dem Hoffen, die Wirkung möge endlich nachlassen. Zwar macht LSD den meisten modernen Studien zufolge körperlich nicht abhängig – wird es einer Ratte verabreicht, so nimmt sie es nicht noch einmal–, dennoch stuft es das Betäubungsmittelgesetz seit den 70er Jahren als „nicht verkehrsfähig“ ein, da die Droge tief in die Psyche des jeweiligen Konsumenten eingreift. Ist LSD also gefährlich? Es besteht das Risiko, verborgene psychische Probleme auftreten zu lassen. Auch die Gefahr, sich selbst zu verletzten steigt, da sich die Wahrnehmung von Geschwindigkeiten und Distanzen verzerrt. Daneben haben die meisten Menschen schon einmal vom Nachbarn einer Cousine (oder so ähnlich) gehört, der oder die auf einem dieser LSD Trips „hängen geblieben“ sein, also nicht mehr ins normale Leben zurück gefunden haben soll. Gleichwohl entstehen in den letzten Jahren imGleichwohl Gleichwohl Gleichwohl mer mehr Studien, welche die Vorzüge von LSD erforschen sollen. Viele Psychiater beschreiben LSD als potenzielles Heilmittel für Depressionen, gegen Cluster Kopfschmerzen und zudem als Hilfsmittel zur Überwindung einer Alkoholsucht.

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Nichtsdestotrotz Nichtsdestotrotz Nichtsdestotrotz Nichtsdestotrotz müssten solche Studien erst das Prädikat einer Langzeitstudie erreichen, um als einigermaßen valide zu gelten. Forscher, wie der Schweizer Arzt und Psychiater Peter Gasser konnten in ihren Untersuchungen zwar bisweilen genannte positive Effekte beobachten, warnen aber dennoch selbst vor einem Konsum à la Microdosing. Einen Großteil der Wirkung des Microdosings macht wohl der Placebo-Effekt aus. Und genau darin liegt eine nicht unerhebliche Gefahr: Entsteht bei manchen Suchtmitteln, wie etwa LSD, keine körperliche Abhängigkeit, so wird aus dem totalen Vertrauen darauf, durch permanenten Konsum Höchstleistungen bringen zu können, schnell eine psychische Sucht. Diese Informationen wären auch abseits der erwähnten hippen Internetforen leicht und für jedermann zu beschaffen. Und trotzdem ist Microdosing mittlerweile als ein sukzessiv größer werdender Trend zu verstehen. Woran liegt das? Vielleicht liegt es daran, dass der Mensch schon immer das Verbotene, das Ungewisse etwas anziehender, als das Konventionelle fand. Vielleicht aber auch an der modernen Gesellschaft, die sich von den Mythen des Silicon Valleys und dem dortigen Credo, jeden Menschen und jeden Prozess als endlos optifaszinieren lässt. mierbar zu verstehen, gerne faszinieren lässt. faszinieren faszinieren lässt. lässt. Auch Gaius passt in dieses Bild. Während unseres Gesprächs betonte er mehrfach, die bereits erwähnte Steigerung seiner Produktivität, die das Microdosing bei ihm verursache. Mindestens genauso oft unterstrich er, dass er jeglichen über das Microdosing hinausgehenden Konsum von Drogen ablehne: „Ich sehe das tatsächlich einfach nur als Doping und die anstehenden Klausuren sind mein Anstieg bei der Etappe ‚Alpe d’Huez’. Von mir aus nenn’ mich Lance, mir egal. Ich will einfach nur als einer der Ersten ins Ziel.“ Die Microdoser in den besagten Internetforen äußern –in der Anonymität des Internets freilich– nahezu identische Erfahrungen. Die Frage ist nun, ist es ratsam, gefährlich oder ungefährlich, so etwas einmal auszuprobieren? Wer weiß. Eines ist jedenfalls sicher: Im Internet gibt es auch viele, wenn nicht gar noch mehr Menschen, die behaupten, Heilsteine würden Krebs heilen oder Angela Merkel sei in Wirklichkeit ein Reptil. Reptil. Reptil. Reptil.

ICH ICH ICHNEHME SEHE SEHE DAS SONST DAS DAS NIE TATSÄCHLICH TATSÄCHLICH UND HABE ES EINFACH EINFACH VORHER AUCH NUR NUR ALS NOCH ALS DOPING DOPING NICHT… … AUSPROBIERT.

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Kleine Nährstoffe ganz groß Drei Freunde, die Apotheker Christian Lindinger und ­Wolfgang Storch ­sowie der Arzt ­Markus Czornik taten sich vor einiger Zeit ­zusammen, um sich als Experten mit ­ihrer langjährigen Erfahrung und ­Expertise auszutau­ schen. Dabei ­entstand A3 pur.

Christian Lindinger, Markus Czornik und Wolfgang Storch (v. l.)

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A3

pur das sind Mikronährstoffe. Davon gibt es mittlerweile natürlich schon viele, Nahrungsergänzungsmittel sind eine Art Trend geworden. Das Besondere bei A3 pur jedoch ist, dass diese Mikronährstoffe wie ein Leuchtturm aus einem schon unübersichtlich gewordenen Meer von Nahrungsergänzungsmitteln herausragen. „Der große Vorteil von A3 pur ist, dass wir diese ganz spezielle Art der Mikronährstoffe entwickelt haben, wir wissen was drin ist, wir kennen die Zusammensetzung, wir kennen die Qualität und wir kennen die Indikationen“, sagt Christian Lindinger. Einer der weiteren Vorzüge dabei ist sicherlich, dass bei der Entwicklung dieser Mikronährstoffe Diagnostik auf Pharmakologie trifft. Es entstand so ein nützliches Zusammenspiel von Medizin und Pharmazie. Arzt und Apotheker sind schließlich die wichtigsten Experten an der „Gesundheitsfront“, mehr Expertise gibt es nicht. Mikronährstoffe gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, was sich freilich auch in der jeweiligen Qualität dieser niederschlägt. A3 pur hingegen beziehungsweise die Zusammensetzung der Mikronährstoffe ist das Ergebnis langjähriger Erfahrung dreier Experten. Die Produkte werden in Österreich von einer genau darauf spezialisierten Firma hergestellt. Dafür werden ausschließlich hochwertige Inhaltsstoffe verwendet und auf un­ nötige Zusatzstoffe oder Konservierungsmittel verzichtet. Eine individuell angepasste Substitution mit Mikronährstoffe als Unterstützung einer optimalen Stoffwechselleistung besitzt deswegen so große Wichtigkeit, weil „der Trend ganz klar in Richtung Prävention geht. Es gibt nur eine Gesundheit, nämlich Ihre“, er-

klärt Christian Lindinger dazu. Daher sind Produkte, wie das Immun C oder auch das Vitamin D Präparat so nützlich für den Körper. Immun C ist nicht nur für Sportler, sondern für jedermann ein absolutes Premium Mittel. Gepaart mit dem Spurenelement Zink trägt es so entscheidend zur Stärkung des Immunsystems bei und hilft vor allem in Übergangszeiten sowie den letzten Wochen der Grippewelle. Die Vitamin D Präparate, bei A3 pur flüssig und als Kapsel erhältlich, sind gerade in den sonnenarmen Monaten von Oktober bis März unersetzlich. „Wir sind absolut überzeugt von unseren Produkten, deshalb wenden wir sie auch an“, beschreiben die drei Experten ihre Arbeit. Schon vier Apotheken haben sich von der Qualität von A3 pur überzeugen lassen und sind zu Partnern geworden. Dazu gibt es unter www.a3pur.de einen tollen Online Shop, in dem man sich auch selbst über die vielen anderen Mikronährstoffe informieren kann. Die drei Gründer Czornik, Lindinger und Storch sind sehr stolz auf ihre Mikronährstoffe und das können sie auch sein. Das Zusammenspiel ihrer Expertisen hat es sich nämlich zum Ziel gemacht, uns alle etwas gesünder, etwas stärker zu machen. Schon lange haben die drei sich gedacht, sie könnten das ein oder andere Präparat besser, auf jeden Fall besser abgestimmt produzieren. Ihrer Philosophie nach ist der interessantere Therapieansatz immer ein individueller und genau das schlägt sich auch in den Mikronährstoffen von A3 pur nieder, die zu jeder Jahreszeit eine Antwort auf die vielseitigen Risiken für unsere Gesundheit haben.

„ ES GIBT NUR EINE GESUNDHEIT, NÄMLICH IHRE.

CHRISTIAN

LINDINGER

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28 Die Brauerei Hirz in Hauzenberg in Hauzenberg überrascht seit Jahren mit Biersorten vergessener Getreidearten. Diese Geschichte erzählt, wie es dazu kam

Dinkel und Hafer, Gott erhalt’s und welch großen

Anteil der Eigen tümer und Braumeister

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Rudi Hirz daran hat.

Seit 1890 gibt es nun schon die Brauerei Hirz in Hauzenberg. Ihren zweiten, bekannteren Namen, Apostelbräu, hat sie wegen ihres Gründers, der als Wahrsager bekannt war. Ob diese Legende wahr ist oder nicht, sei dahin gestellt. Sicher ist nur, dass die Brauerei, vor allem Rudi Hirz, der heutige Eigner und Braumeister, und seine Braukunst etwas Apostolisches an sich haben. Schließlich entwickelte er zusammen mit seinem Vater schon im Jahre 1990 eines der weltweit ersten Dinkelbiere. Entgegen dem damals allgegenwärtigen BrauFachchinesisch, Dinkel würde sich zum Brauen von Bier überhaupt nicht eignen, nahm er schon damals eine Vorreiterrolle ein. „Schließlich ist Dinkel das gesündeste Korn, es ist reicher an Eiweißen und Kohlehydraten, als alle anderen Sorten.“, erklärt Rudi Hirz. Anfangs kannte den Dinkel keiner beziehungsweise keiner mehr. Niemand hatte auf dem Schirm, mit Dinkel oder auch anderen Körnern Bier zu brauen. Mittlerweile aber haben sich die verschiedenen Biere der Brauerei Hirz etabliert. Allen voran das Dinkel Bier, welches schon mit dem World Beer Silver Cup ausgezeichnet wurde. Dieses ist freilich auch so etwas wie das „Aushängeschild“ des Apostelbräu geworden.

„Die Menschheit schaut zu wenig auf Qualität und Werte“, sagt Rudi Hirz mit Blick auf seine innovativen Biersorten. Die meisten Brauereien legen nämlich mehr Wert darauf, wie effizient und damit profitabel sie ihre Biersorten herstellen. Hirz’ Liebe und Leidenschaft dagegen gilt dem ständigen Experimentieren sowie dem Verwenden oftmals vergessener Getreidesorten. – Wie etwa beim Dinkel. Aber auch bei seinem Roggen Bier, beim Schwarzen Hafer und vielen anderen. Letzteres ist das einzige Bier seiner Art, weltweit. Das Roggen Bier wurde speziell für den USMarkt entwickelt. „Dort kann man mit Pale Ales und anderen meiner neuen Sorten kulturellbedingt keinen mehr so richtig überraschen, hat mein Importeur gesagt“, erzählt Rudi Hirz. Das Roggen Bier ist zwar eine historische Bierspezialität, nur leider wurde sie von den großen Brauereien aus genannten Gründen auch etwas vergessen. Schenkt man sich eine Flasche des Apostelbräuer Roggen ein, fällt einem zu allererst seine charakteristische rötliche und kastanienbraune Farbe auf. Schon daran erkennt man auf den ersten Blick, dass hier unvergleichlich Besonderes geschaffen wird. Hirz, ein studierter Diplom Braumeister, ist stolz auf seine Produkte und auch darauf, dass er viele Kritiker seiner Experimentierfreudigkeit


„ DIE MENSCHHEIT SCHAUT ZU WENIG AUF QUALITÄT UND WERTE RUDI

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mit der Zeit überzeugen konnte. So gibt es auf dem Gelände des Apostelbräu auch das erste Original-Dinkelbier-Museum. Großzügig und mit funkelnden Augen führt Hirz dort durch alte Braukessel und Abfüllmaschinen. Jedes seiner Biere stellt er handwerklich, ohne Zusatz jeglicher Hilfsmittel her. Mit der Sudpfanne von 1972, die offen und direktbefeuert wird, erreicht er für seine Biere einen gewissen Karamelisierungseffekt bei der Kochung. „Dies ist eine althergebrachte Herstellungsweise und lässt das Bier zu etwas Besonderem heranreifen. Dementsprechend sind unsere Biere immer unfiltriert und naturtrüb.“, erklärt Hirz. Ebenfalls auf dem Gelände der Brauerei gibt es nun auch Hirz’ Birreria. Hier werden natürlich die erlesenen Biersorten ausgeschenkt. Das eigentliche Highlight ist dabei aber der Pizza Holzofen. So entsteht eine ungewöhnliche, aber genauso erfrischende Harmonie zweier kulinarischer Traditionen. Dort, bei einem Gläschen Dinkelbier und einem Stück Pizza auf die Zukunft und seine Träume angesprochen, sagt Rudi Hirz: „Mein Bier irgendwann komplett selbst, also schon die jeweiligen Getreidesorten herzustellen, wäre mein großer Traum.“ Nach einem Tag in dieser bemerkenswerten Brauerei können wir uns das, lieber Rudi, sehr gut vorstellen. – Schließlich wirst auch du dem Namen Apostelbräu mehr als gerecht.

A N Z E I G E

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P e t e r B u t s c h k o w , der junge alte, hochgewachsene Freund aus dem Norden ist einer der erfolgreichsten deutschen Cartoonisten, der erst mit dem Zeichnen aufhört, wenn er — nach eigenen Worten — zu sehr z ­ ittert. Außerdem strichelte er Bücher und K ­ alender in Millionen­auflage. Als Schlagzeuger spielte er mit seiner Band 1967 im Vor­ programm des legen­ dären Rolling Stones Konzerts in der Waldbühne Berlin. Scheinbar lebt er in Nordfriesland, irgendwie kam er aber über die Jahre nie so richtig von Passau los. Es ist uns eine außerordentliche Ehre, den Träger des Silbernen Deutschen Karikaturenpreises mit an Bord zu wissen.


ST L AU I E SE B E E

Salonkolumne von

Elias D.

über

die Liebe zum

Stausee

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Es ist ein besonderer Moment im Leben, wenn man beginnt, sich über die Welt­ anschauungen, die man als kleiner Mensch noch hatte, zu wundern. Man schält sich ­l angsam und wie von alleine aus seinem igno­ ranten Kokon heraus, reckt seinen wachsen­ den Hals in die weite Welt, blickt belustigt zurück über die Schulter und mit jedem Meter nach vorn entdeckt man eine neue Beschrän­ kung seines jüngeren Ichs. So schmunzelte ich beispielsweise mit knapp 20 Jahren vorm Getränkeregal im Supermarkt darüber, als ich feststellte, dass hinter „Fruchttiger“, also der, der den Durst löscht, höchstwahrschein­ lich „fruchtiger“ steckt und kein Tiger aus Obst. Aus irgendeinem Grund halte ich diesen Moment nach wie vor für einen Reifungs­ prozess in flagranti.  ¶  Die schönsten Sommer meines jungen Lebens habe ich am Halser Stausee verbracht. Noch in der Schule schmie­ deten wir Pläne, wie wir unser Schwingseil verbessern könnten und zerbrachen uns den Kopf darüber, welche Absprungtechnik die mutigste war. Wir hatten unseren fixen Platz hinten, gegenüber von den schlammigen Karpfenteichen. Im größten Zeckennest, mit­ ten in einem Wald aus scharfkantigen Rie­ sengrashalmen fühlten wir uns unbeobachtet und frei genug, um unsere von daheim ge­ klauten Hackelberger im seichten Uferwasser einzukühlen und verbrachten die sorglo­ sesten Tage aller Zeiten. Heimlich und ehr­ fürchtig zelebrierten wir unsere erste Zi­ garette, mit nassen Handflächen stiegen wir den Mädchen aus unserem Jahrgang hin-­ terher und spielten stundenlang Fußball, Frisbee und Karten. Manchmal verbrachten wir eine halbe Ewigkeit mit der Suche nach einem geeigneten Ast, um einen verschossenen Ball aus den ekligen Teichen zu fischen. Ge­ meinsam gingen wir vor zur Elli und kauften Eis oder Spezi. Ein Mädchen auf ein Eis einzuladen war damals keine kleine Nummer. Manchmal ist es das immer noch nicht. ¶  Ein paar Sommer später – ich rechnete damals noch nicht in ganzen Jahren – verla­ gerte ich neben meinem Freundeskreis auch meinen Platz auf der Wiese. Anfangs noch unbewusst, später selbstbewusst betrat ich die Hauptbühne des Seegeschehens und begann da, wo aus Kindheit plötzlich Jugend wird: Hinten am Baum. Das war nicht nur die formelhafte Ortsbeschreibung an


alle, die nachkamen, sondern auch ein State­ ment. Im Übrigen hatten wir nur noch Titten im Kopf.  ¶  Heute erkenne ich mich oft selbst wieder in den heißeren 16-Jährigen, die bauchanspannend, achtungheischend um sich schauend über die Wiese gehen und den aktuellsten Sommertrash aus der trag­ baren Bose ballern. Die mit ihren kräch­ zenden Stimmen über hundert Meter Frisbee spielen müssen, um ihre angeschmierten ­K icherweiber zu beeindrucken. Heute weiß ich auch, dass nach dieser Definition „16-­j ährig“ ein durchaus dehnbarer Begriff ist. ¶ Rückblickend verschwimmt diese wilde Zeit immer mehr in einem diffusen Vergangenheitsbrei und ich bin nicht ganz sicher, wann und ob ich überhaupt je aufge­ hört habe, ein Halbstarker zu sein. Ich weiß nur, dass ich irgendwann begonnen habe in ganzen Jahren zu rechnen. Die Tageszeit meiner Seebesuche hatte sich auch etwas nach hinten verschoben, genau wie meine Liegeplätze.  ¶  In den Abendstunden, wenn die Sonne schräg von hinten an den Hang scheint und durch einen sanften Filz aus Wie­ sendunst und Mücken dringt, gehörte ich oft zu den Letzten, die noch da waren. Ich lernte neue Freunde kennen und viele davon habe ich immer noch.  ¶  Einmal habe ich einem älteren Herrn mit langem weißen Haar (der Vater eines sehr guten Freun­ des, wie es sich herausstellte) minutenlang dabei zugesehen, wie er seine winzige, schwarze Badehose unschlüssig einmal hoch und im nächsten Moment wieder runter­ zog, dann wieder, als habe er vergessen, was er mit seiner Hose jetzt eigentlich ma­ chen wollte, seine Haare mit einem kleinen Handkamm bürstete und dabei gedanken­ verloren auf den See blickte. Stauseegänger sind Gleichgesinnte. Auch wenn es manchmal nur der Stausee ist, der sie verbindet.  ¶  Mei­ ne Mutter war schon am Stausee und ­vermutlich ihre eigene davor auch schon. Es ist ein Stück Heimatgeschichte für einen ­ kleinen Teil des Passauer Badevolks und mir ist es bis heute ein Rätsel, wie man im ­S ommer zum Baden woanders hinfahren kann.  ¶  Als kleines Kind hat sie oft mit mir Wimmelbücher von Ali Mitgutsch ange­ schaut. Genau wie dort entdeckt man auch am Stausee mit jedem Mal hin­ schauen ein neues Detail, eine

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neue Figur auf der ­w uselnden Wiese. Da schimpft die alte Frau mit dem Jungen mit dem Ball in der Hand, der Angeber mit der Sonnenbrille und der drallen Blondine, die alteingesessenen Herren mit den ­Weißbierstutzen, die kleine Zopfanna auf der Schwimmbanane, Geldmünzen wechseln die Besitzer an den Kartentischen, ne­ benan scherzt die Kioskdame mit ihrer ­Kundschaft (sic!), am Rand schwimmt eine Nackerte, ein kleines Baby weint, ein anderes schläft im Kinderwagen, der Parkwäch­ ter döst im Schatten der Bäume, junge Mütter plaudern neben ihren Kindern vorne beim Bieslerbecken, irgendwo flitzt ein Hund durch das Gemenge, im Gebüsch ver­ steckt sich ein Liebespaar zum Schmusen und ein anderes Paar schwimmt und lästert auf dem See, weil sie vergessen haben, dass man am Abend, wenn es ruhiger ist, jedes einzelne Wort auf der Wiese hört.  ¶  Das bunte Durcheinander kommt und geht aus allen Schichten und Ecken, ist Lang­ zeiterscheinung oder kurzes Intermezzo, fällt auf oder will in Ruhe seine Zeitung blättern – fast wie im richtigen Leben. Neulich habe ich mich mal wieder aufgerafft und bin an einem nassen Spätwinternachmittag zum Laufen gegangen. Als ich am Parkplatz ankam war die Wiese leer und nichts erinnerte an das Badejuwel, in das es sich z­ weifelsohne in ein paar Monaten wieder verwandeln würde. Das alte Schwingseil ist m ­ ittlerweile durchgemorscht und abgeris­ sen.  ¶  Vielleicht hänge ich diesen Sommer ein neues auf. Ich frage mich gerade, wer unseres damals an den hohen Baum ge­knotet hat.


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Ausge kni pst ?

Die Discothek Camera am Ludwigsplatz löst bei Menschen jedweder Generation Erinnerungen aus. Fast jeder war schon einmal dort, hat vielleicht sogar eine ganze Nacht durchgetanzt. Das Haus, in dem sich die Disco befindet, wurde kürzlich verkauft und damit könnte sich ein baldiges Ende für die Camera abzeichnen.

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Dieses Thema lässt sich nicht ordentlich beziehungsweise vollständig erörtern, ohne die gesamte Geschichte der Camera sowie des Buchner-Hauses zu erzählen. 1877 wurde das Buchner-Haus, ein gelbes Eckhaus mit einer Gesamtfläche von knapp 3.000 qm errichtet. Vor allem ältere Mitbürger erinnern wahrscheinlich noch den vorherigen Namen, Haus Stadt Wien. Es beheimatete dort, wo heute das Mc Donald’s ansässig ist, das Café Wien, welches ab den 1930er Jahren eine der beliebtesten Adressen Passaus war. Den dort ausgeschenkten Wein lieferte die Weinkellerei Brüder Buchner. 2007 verkaufte Peter Buchner, mittlerweile kein Weinhändler mehr, die Immobilie an einen dänischen Investor in Kopenhagen. Im Jahr 1989, am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit eröffnete in einem ehemaligen Luftschutzkeller des Buchner-Haus, damals noch unter dem Namen „Traffic“, die Discothek Camera. Die Camera ist so ziemlich jedem Passauer ein Begriff. Sie ist seit nunmehr fast 30 Jahren, genau wie der Wirt, Ernst Brenner, eine Institution. Clubs und Discos in Passau kommen und gehen. Das weiß jeder. Manche halten sich ein paar Jahre, manche nur einige Wochen. Das ein oder andere Lokal musste wegen Sperrzeit, Renovierungsarbeiten oder Ähnlichem schließen. Die Camera aber war und ist immer da. Sie hat ihren ganz eigenen, ganz speziellen Flair. Sie gehört zu den Orten, von denen man sich sicher sein kann, was einen erwartet. Immer voll und feste Themenabende, wie die Ü30-Partys an Donnerstagen. Die Camera ist extrem vielseitig. Es gibt Leute, die sagen: „Da gehen nur die Rocker hin.“ Andererseits liegt dieses Vorurteil wohl eher an der Musik, die an den meisten Abenden ziemlich ähnlich ist. Nur: Besucher wie Stammgäste schätzen weit mehr an der Camera. Das Interieur hat sich in all den Jahren fast nicht verändert. Zum Eintrittspreis erhält man Getränkegutscheine. Man kann Kicker spielen, sich (zugegeben eher schreiend) unterhalten, tanzen und auch pogen und Leute aller Altersstufen treffen. Hier sind schon die Eltern der meisten heutigen Gäste zum Feiern gewesen. Manche davon haben sich vielleicht sogar dort kennen gelernt. Nicht jeder ist ein Frizz Typ, geht gerne ins Soda, hat Spaß an Wallstreet oder am geselligen Wirtshauscharakter des Stadtbeisl. Die allermeisten aber können sich – und das eben seit Jahren – auf die Camera einigen, ja sogar freuen. Es ist nicht übertrieben, die Camera als die dominanteste und bedeutsamste Disco Passaus zu beschreiben. Dieses Attribut ist das wohl am meisten schmeichelnde bei der Beschreibung der Camera. Aber es ist momentan auch das Wichtigste. Zurück zum Buchner-Haus: Schließt man die Augen und stellt sich den Ludwigsplatz vor, da fallen einem sicher ganz individuell die verschiedensten Merkmale ein. Sicherlich denken dabei aber die meisten Menschen auch an das große gelbe Haus. Es beheimatet an der Front zum Fußgängerüberweg ein paar Einzelhandelsgeschäfte. Seit einiger Zeit ist eine große Ladenfläche schon leer, Beate Uhse ist ausgezogen. Insgesamt macht dieses den Ludwigsplatz wohl am stärksten prägende Haus einen teilweise traurigen Eindruck. Nichts davon erinnert daran, wie herrschaftlich es damals, als Haus Stadt Wien, den Ludwigsplatz optisch „beherrscht“ haben muss. Fast alle Klingelschilder sind leer. Die Farbe der Fassade bezeugt den ständigen Verkehr am Ludwigsplatz. Nun hat das Unternehmen ehret+klein aus Starnberg im Jahr 2016 die Immobilie vom dänischen Investor aus Kopenhagen gekauft. Was will der Käufer von solch baufälligen und trotzdem teueren, weil großen und zentral gelegenen Immobilien mit diesen erreichen? Diese Frage stellt sich in der heutigen Zeit immer öfter. Meist aber in anderen, größeren Städten, wie Berlin oder München. Dort ist Baugrund Gold wert, sprechen viele schon von der Immobilien Spekulationsblase, weil die Märkte immer „heißer“ werden. In Städten, wie Passau, gibt es nicht viele solcher Flächen oder Immobilien, die sogar derlei große Investoren, wie ehret+klein auf den Plan rufen.


Das Buchner-Haus ist eine dieser Immobilien. Es ist extrem zentral gelegen, sehr groß und hat (viel wichtiger) fast keine Mieter mehr. Mieter beziehungsweise zu viele Mieter nämlich, mit denen man streiten müsste, sind für Investoren lästig und machen große Bauvorhaben schwierig. „Unser Ziel ist es, die städtebauliche Prägung am Ludwigsplatz zu optimieren. Es soll ein attraktives Wohn- und Geschäftshaus unter Berücksichtigung der Bedürfnisse zukünftiger Mieter und Nutzer sowie der Vorstellungen der Stadt Passau errichtet werden.“, teilte ehret+klein im August 2016 mit. Genauso, darauf angesprochen, ob eine solche „Optimierung“ einen Abriss erfordert: „Irgendwann einmal ja, jetzt nicht“. Diese Motivation ist sicher sehr ehrbar und hört sich ehrlich an. Auch zwei Telefonate mit ehret+klein vermittelten den Eindruck, man wisse dort, wie sensibel mit diesem Projekt umzugehen ist. Dennoch – und mit dieser Behauptung ist ehret+klein nicht Unrecht getan – wird die ihrerseits größte Motivation sicher sein, mit allen angepeilten Bauvorhaben Geld zu verdienen. Da sich das Buchner-Haus in einem denkmalgeschützten Ensemble befindet und das Stadtbild Passaus markant prägt, muss ehret+klein seine Bauvorhaben mit der Stadt Passau absprechen beziehungsweise abstimmen. Bei den Behörden der Stadt freilich ist man auch froh darüber, dass sich jemand des baufälligen „Kerns“ des Ludwigsplatzes annimmt. Sieht dann das Ergebnis irgendwann nicht so aus, wie etwa die Stadtgalerie oder andere ähnliche „moderne“ Neubauten á la Nibelungen Center, könnte man sich auch fast nicht darüber beschweren, würde das Buchner-Haus erst einmal abgerissen. Fast. Würde das Buchner-Haus nämlich abgerissen, gäbe es wohl (vorerst?) auch keine Camera mehr. Wie bereits erwähnt hat diese Immobilie eine Gesamtfläche von circa 3.000 qm. Sie liegt an einer Art Nadelöhr des Passauer Straßenverkehrs. Ein Abriss mit anschließendem Wiederaufbau sollte also nicht allzu schnell abgewickelt werden können. Weiterhin werden bei einem Neubau natürlich auch die neuen Mieten kräftig angezogen. Schließlich ist das Mietobjekt von da an in einem besseren Zustand. Für die Camera drängt sich also ein düsteres Bild auf: Wird das Buchner-Haus abgerissen, wird sie während dieser Arbeiten schließen müssen. Wird das Buchner-Haus dann wieder neu errichtet, wird sie während dieser Arbeiten schließen müssen. Plant ehret+klein eine Neugestaltung ohne eine Fläche für eine Disco im Keller, wird die Camera für immer schließen müssen. Plant ehret+klein bei der Neugestaltung auch eine Disco im Keller ein, wird diese sicher nicht im selben Zustand, wie heute bleiben. Sie wird aufgewertet werden. Wie bereits erwähnt, würde das bestimmt die Miete für diese Fläche erhöhen. Ob der Wirt Ernst Brenner sich das dann noch leisten wollen würde, steht auf einem anderen Blatt. Viel wichtiger aus Sicht der Passauer: Die Camera, wie sie die allermeisten Menschen in fast 30 Jahren kennen, hassen und lieben gelernt haben, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr geben. Es ist in Passau schon seit einiger Zeit schwierig mit dem Feiern, den Clubs und Discos. Was aber, wenn nun die geschichtsträchtigste und wichtigste Location überhaupt wegfiele? Es ginge ein bedeutender Teil Kultur verloren. Denn auch das vielen Anwohnern lästige, Anderen unwichtige Feierngehen meist junger Leute ist Kultur. Man muss also an ehret+klein und genauso an den Gestaltungsbeirat der Stadt Passau die Bitte aussprechen, bei allen möglichen Projektrealisierungen nicht die Camera zu vergessen. Ganz klar, dem Ludwigsplatz, ja dem ganzen Stadtbild ist mit einer „Auffrischung“ geholfen. Nur drängt sich bei der Beobachtung der Entwicklung der letzten Jahre die Schlussfolgerung auf, Nachtleben wäre aus kultureller Sicht vernachlässigbar. Das ist und war ein Fehler. Hoffentlich wird dieser nicht bei der Camera gemacht.

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F Ăœ R S T

Atelier: Residenzplatz 10

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Akt 2009

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In der Sailerwöhr werden nicht nur Müslis verpackt. Hier arbeitet auch ein j u n g e s U n t e r n e h m e n m i t s e i n e m C h e f C a r l Wa n d e r d a r a n , P a s s a u u n d s e i n e Umgebung als Standort, aber auch kulturell zu bereichern.

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arl Wander, ein gebürtiger Pfarrkirchener, hat schon vieles ausprobiert. Er begann ein Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien und war als erfolgreicher Skateboarder sogar ein­ mal ein Skateboard Double im Film Rocket. Heute ist er 32 Jahre alt, Firmengründer und -inhaber von werc sowie ein wahrer Freund Passaus mit seinen kulturellen Möglichkei­ ten. Letztendlich hat ihn wohl die Passion zum Skateboar­ den nach Passau verschlagen. Damals, als der Skater Shop Trick17 umzog, beschloss er nicht nur nach Passau zu zie­ hen, sondern auch, dass er nicht mehr studieren, lieber „etwas machen“ möchte. Er absolvierte also eine Ausbil­ dung zum Einzelhandelskaufmann in diesem Geschäft. Weil er danach strebte selbstständig und unabhängig zu werden, begann er, einen Skateboardgroßhandel aus seiner Wohnung heraus zu betreiben. Irgendwann kam ihm so ein Auftrag aus Saarbrücken ins Haus, er möge doch einige T-Shirts bedrucken. Das war wohl einer der Wende­ punkte für seine unternehmerische Laufbahn. 2013 bezog er das Bürohaus am Park, kaufte eine Siebruck- und eine Stickmaschine, um weiter Textilien zu veredeln. Ein weite­ rer Wendepunkt war das Jahr 2014. Damals war der Hype um Longboards ziemlich groß. Carl Wander verkaufte eini­ ge davon. – Nur, wie das in modernen Zeiten oft der Fall ist, war dieser Trend recht schnell wieder verflogen. Die Nach­ frage nach Longboards brach völlig ein. Carl Wander reagierte und beschloss 2015 umzuden­ ken: Er „kickte“ den Verkauf von Skate- und Longboards aus seinem Portfolio und leitete mit dem ersten Tag des Jahres 2016 eine Kehrtwende seiner unternehmerischen Tätigkeit ein, um nunmehr ausschließlich mit Textilien zu arbeiten. Dieses erste Jahr stand dabei im Zeichen eines „Testjahres“. 2017 folgten dann Professionalisierungs- und

Expansionsprozesse. Carl Wander hat sich in diesen Jahren „den Arsch aufgerissen“. Mittlerweile hat er viele Aufträge, muss ständig arbeiten. Man sieht ihm dabei aber den Spaß an der Sache sehr schnell an. Sein Unter­ nehmen werc verinnerlicht mittlerweile den Vibe, den er selbst für wichtig hält, damit et­ was Großes entstehen kann. Essenziell seien dabei vor allem „die richtigen Leute zur richti­ gen Zeit“. „Ich bin wahnsinnig stolz auf mein Team.“, sagt er. Er wollte anfangs nicht nach Passau, dann konnte er sich nicht vorstellen, hier noch länger zu bleiben, da es zu nah an seiner Heimat liegt. Mittlerweile will Carl Wan­ der nicht mehr weg. Wenn er sagt, „Eine Stadt, wie Passau, braucht es, dass Leute etwas für Gleichgesinnte schaffen. werc soll so cool sein, dass die Menschen dort arbeiten wollen, dass Menschen, die in eine ähnliche Richtung stre­ ben, auch in Passau bleiben wollen.“, dann spürt man dabei diese ideologische Haltung, mit der er sein Leben angeht, etwas für die Region und nicht nur für sein Unternehmen tun will. Der Standort Passau kann sich sehr glück­ lich schätzen, dass es Menschen wie Carl Wan­ der gibt, die – natürlich auch gewissen Zufällen geschuldet – hier blieben und etwas bewirken beziehungsweise erreichen wollen. Die Philo­ sophie, mit der er und sein Team arbeiten, ent­ spricht dem Zeitgeist der heutigen Firmen­ gründer. Nur siedeln sich viele von ihnen eher in größeren Städten an. Das junge und coole Unternehmen werc ist stolz darauf, in Passau tätig sein zu können. Auch die Redaktion des Faber ist stolz und dankbar, auf den folgenden Seiten einige Fa­ shion Fotos, die in Zusammenarbeit mit werc entstanden sind und auch einige der Produkte von werc zeigen, darstellen zu können.

EINE STADT, WIE PASSAU, BRAUCHT ES, DASS LEUTE ETWAS FÜR GLEICH­GESINNTE SCHAFFEN. WERC SOLL SO COOL SEIN, DASS DIE ­MENSCHEN DORT ARBEITEN ­WOLLEN, DASS MENSCHEN, DIE IN EINE ­ÄHNLICHE RICHTUNG ­STREBEN, AUCH IN ­PASSAU BLEIBEN WOLLEN.

CARL WANDER


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SIMONA

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MÜLLER

KRONLACHER

Die People- und Fashion­f otografin

„Urbane Outfits

Simona Kehl, 24,

kombiniert mit angesagten Accessoires“

inszeniert in dieser Mode­s trecke Outfits

— so skizziert Doris Kronlachner M

der Textil­v eredelung „werc“. Mit ungewöhnlichen Per­s pektiven und Farblicht­s timmungen entsteht

YOLA

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SCHARRENBROICH JOY

AIMUFUA

das Styling-Konzept dieser Bilderstrecke von werc — dem gegenüber steht

ein Editorial

die Schlichtheit der Studiofotos

mit Streetstyle-­C harakter.

in Schwarz/Weiß.

CAP ~ WERC C R E W N EC K ~ W E R C S W E AT PA N T S ~ W E R C SCHUHE ~ REEBOK OHRRINGE ~ H&M N E T Z ST R U M P F H O S E ~ H & M

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JAC K E M I T G Ü RT E L ~ E X T R A ( U N R E L E A S E D, P R O D U C E D BY W E R C ) H O S E ~ E X T R A ( U N R E L E A S E D, P R O D U C E D BY W E R C ) SONNENBRILLE ~ H&M

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WINDBREAKER ~ WERC B A L L E Y B AG ~ W E R C B O DY ~ A M E R I C A N A P PA R E L S O N N E N B R I L L E ~ M O D E L P R I VAT S C H U H E ~ M O D E L P R I VAT HOODIE ~ WERC R EG E N M A N T E L ~ W E R C


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JAC K E ~ D I C K I E S B O M B E R JAC K E ~ AC N E ST U D I O S T-S H I RT ~ C I AO S U P P L I E S ( U N R E L E A S E D, P R O D U C E D BY W E R C ) O H R R I N G E ~ M O D E L P R I VAT H U T ~ V I N TAG E M A N T E L ~ E I N Z E L A N F E RT I G U N G T-S H I RT ~ W E R C MANTEL ~ ZARA T-S H I RT ~ B LØ N D ( P R O D U C E D BY W E R C )



Der Münchener DJ Andre Dancekowski spricht im I­ nterview mit dem Faber über seine Erfahrungen mit Passau, dubiose Trends aus Köln, verlorene Schall­p latten und zoologische fun acts.

Der immer lacht

Faber: Lieber Herr Dancekowski, wir waren letztens erst bei Carl Wander, mit dem du schon einmal zusammen gearbeitet hast, und sollen Dir von diesem liebe Grüße bestellen. Er hat außerdem eine Message für dich: „Wann kommt endlich der Shout out von Paul mit L?“ In dem Zusammenhang ­w ürden wir dich auch gerne gleich noch fragen, was du mit Passau verbindest?

Eigentlich wollte ich von Paul mit L schon lange ein Video haben und er hat immer gesagt, das macht er; schließlich bin ich ungefähr sein dritter Follower, der ihn gefunden hat. Ich schätze aber, dass er mittlerweile zu groß, zu bekannt geworden ist, sodass ich nicht mehr relevant für ihn bin. Der shout out wird also wahrscheinlich leider nicht mehr kommen. Bezüglich Passau: Ich war zwar als Kind oft da, weil das nicht so weit von Burghausen, meiner Heimatstadt, entfernt ist. Das erste, was ich aber damit verbinde, ist tatsächlich Carl, weil ich davor nie wirklich etwas mit Passau zu tun hatte. Seit dem letzten Jahr aber bedeutet das Trägertal eine ähnliche starke Verknüpfung mit Passau für mich. – Das war einfach ein gelungenes Wochenende.

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Du legst ja, wenn du in München auflegst, die meiste Zeit im AWI auf. Was macht denn das AWI so besonders für dich?

Auf jeden Fall, dass es so unkompliziert ist. Man kann da ruhig ehrlich sein: Es lief anfangs überhaupt nicht gut, war kurz vorm Schließen. Irgendwie haben die Leute dann aber kapiert, was für ein Potenzial in dem Laden steckt und so hat sich dann ziemlich schnell eine Dynamik entwickelt, weil es eben so unkompliziert ist und dort jeder Spaß haben kann. Im Grunde repräsentiert das AWI alles, wofür ich stehe und was ich denke. Du warst vom ersten Moment an dabei, oder?

Nicht vom allerersten Moment an. Weil ich früher aber noch um’s Eck gewohnt habe, war ich sehr schnell einer der ersten Stammgäste. Nun kurz zum DJ-Dasein. Bereitest Du eigentlich Deine Sets vor?

Ich bereite mich eher auf die jeweilige Location vor. Wenn ich beispielsweise weiß, dass die Anlage gut ist, dann kann ich auch mal basslastigere Nummern spielen. Eine Playlist oder ähnliches bereite ich jedenfalls nie vor.


gekauft, weil ich sie nicht mehr finde. Ich habe die in einem Plattenladen entdeckt und habe sie dann einfach mitgenommen, weil ich sie zuahuse seit circa einem halben Jahr suche. Die meiste Zeit aber versuche ich meine Platten nach Genres zu ordnen.

Gibt es jemanden, mit dem du am liebsten zusammen ­a uflegst bzw. gibt es jemanden, mit dem du gerne einmal auflegen würdest?

Am allerliebsten lege ich mit Sebi Kaam zusammen auf. Mit dem spiele ich seit Jahren regelmäßig im Magazin. Was aber auch richtig, richtig toll funktioniert hat, war, einmal mit Hodini zusammen aufzulegen. Ansonsten bin ich nie abgeneigt mit jemanden back to back zu spielen. Vor allem, wenn ich meinen Stick dabei habe. – Dann könnte ich Dir auch Hip-Hop spielen. Mit wem ich am liebsten irgendwann einmal auflegen würde? Schwierige Frage …

Welche musikalische Epoche magst Du am liebsten?

Das ist eine gute Frage. Es sind wohl die 70er und 80er. Ich lege mich bei sowas immer nur ungern fest. Hörst du gerne Radio?

Ja, ich höre alle kommerziellen Sender beim Autofahren rauf und runter, weil ich gerne Neues höre und mich auch über den Rotz, den es teilweise gibt, aufregen möchte. Wenn meine Mum fährt, kriegt die das dann ab. Die regt sich dann immer darüber auf, dass ich mich so reinsteigere.

Vielleicht mit Motor City Drum Ensemble?

Hmm … Ich weiß nicht so recht. Die würde ich eigentlich lieber immer wieder hören. Ich könnte es mir zum Beispiel richtig gut mit Jackmaster zusammen vorstellen, weil der auch eher ein offener Typ ist, würde ich sagen. Mit Fat Burger würde es auch gut klappen, denke ich. Und dann gibt’s da natürlich noch ein paar Legenden, mit denen es vom Sound her nie klappen würde, wie etwa Sven Väth. Der ist halt einfach ein Boss von der Aura her.

Hattest Du schon viele Interviews? Gibt es eine Frage, die Du gerne mal gestellt bekommen würdest?

Ich glaube, das ist jetzt mein viertes Interview. Und ja, ich würde tatsächlich gerne mal gefragt werden, was mein Lieblingsfakt über Tiger ist. Ok, sag’ mal!

l a c h t   Mein Lieblingsfakt über Tiger ist, dass sie gefährlich sind.

Was ist die „Abschaffung der Hosenpflicht“? Wann, mit wem und zu welchem Anlass wird die Hosenpflicht in der

F: Bist Du eigentlich tättowiert?

l a c h t   Ja, bin ich.

Regel aufgehoben?

l a c h t   Also die wird nie geplant. Wer die Abschaffung der Hosenpflicht plant, der hat schon verloren, weil er dieses Konzept nicht verstanden hat. Die Hemmschwelle bei den Leuten ist auf jeden Fall gesunken und es beteiligen sich zu später Stunde immer mehr Leute daran, die Hosenpflicht abzuschaffen. Vor kurzem habe ich erfahren, dass es in Köln wohl Gang und Gäbe ist, die Hosenpflicht abzuschaffen. Das ist doch ein Scherz?

Nein, das ist mein Ernst. Du findest in Köln scheinbar mehr Menschen, die bereit dafür sind. Wie sieht eigentlich dein Alltag aus? Macht das DJ Dasein dabei einen großen Teil aus? Bist du hauptberuflich DJ?

Nein, ich bin nicht hauptberuflich DJ. Ich sehe das auch gar nicht als Job, weil ich es so gerne mache. Das ist meine Leidenschaft, für die ich komischerweise auch noch Geld bekomme. Mein Alltagsjob ist der Club Magazin. Da mache ich von Personal über Flyer, Booking, usw. im Grunde alles. Das ist mehr oder weniger eine One-man-show, was nur wenige wissen und auch ganz gut so ist, weil mich dann keiner nervt  l a c h t . Daneben dreht sich mein Alltag hauptsächlich um Musik und auch das Suchen neuer Tracks. Wer mich kennt, weiß ja, dass ich ein gewisses Faible für trashigere Musik habe. Davon mal was Neues zu finden oder die Leute mit etwas zu überraschen ist deutlich schwieriger, als die Meisten denken. Und da ich selber nichts produziere, mache ich das eben so. Und schlechte Grafiken  l a c h t .

Was und wo?

Ich habe zwei ausgezeichnete Tattoowierungen l a c h t   . Einmal auf dem rechten Oberschenkel „die immer lacht“ mit nem traurigen Smiley dazu. Auf dem linken Oberschenkel „der Bass muss ficken“ mit einem lachenden Smiley. Was hat es denn mit diesem „die immer lacht“ auf sich?

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Als der Trend um dieses Lied entstand, wurde ich immer wieder von vielen gefragt, ob ich das mal spielen könnte. Das ging dann soweit, dass mich schon meine Freunde damit aufgezogen haben und sogar Leute, die mich irgendwohin buchen wollten, das angefragt haben. Bei meiner Radioshow auf Radio 80.000 haben die Leute im Chat dann auch schon gefragt, ob ich das endlich mal spielen könne. Irgendwann habe ich gesagt, OK, ich spiele es, wenn mir jemand die Platte kauft. Ein Kumpel hat sie dann gekauft und ich habe es dann gespielt. Das war an meinem Geburtstag, im AWI. Gibt’s ein Lied, das Du niemals spielen würdest?

l a c h t   „Die immer lacht“ … Oder auch Helene Fischer. Mit wem würdest Du gerne Leben tauschen, wenigstens für eine Woche?

Auf jeden Fall mit einem Fußballer.   überlegt lange ... Entweder mit Bellarabi, weil der ziemlich swaggy ist oder mit Mitchell Weiser. Ich denke, Mitchell Weiser wäre es. Das können wir uns irgendwie nicht so richtig vorstellen, aber ok... Du bist ja sehr stylisch, hast auch schon mal

Hast du ein Vorbild? Wenn ja, welches Vorbild hätte dein

verraten, dass du Polo Caps sammelst. Orientierst du dich

Vorbild?

an irgendwem in Puncto Style?

Oida …   überlegt lang  Ehrlich gesagt, habe ich kein Vorbild. Ich bin eher Fan von etwas oder jemanden. Du sollst ca. 3.000 Platten besitzen. Wie behält man da den Überblick? Kennst Du die alle gut bzw. gut auseinander?

Auseinanderkennen kann ich die alle ohne Probleme. Finden? – Frag nicht danach. Das ist der Horror, ich hasse es! Gestern habe ich mir eine Platte nochmal

Nee, eigentlich nicht. Ok, Abschlussfrage: München, Berlin oder Passau?

Ich mag München echt gerne, schätze daran, wie facettenreich und komisch es ist. Danach käme Passau und dann erst Berlin. Ich bin echt kein Berlin Fan. Lieber Herr Dancekowski, vielen Dank für das Gespräch!

Gerne … Mitchell Weiser ist echt übelst der Boss …


46DAN KOWCE TO P 5 S K I S - H I TS … ZUM SCHMUSEN 1

Tracy Chapman Fast Car 2

Maya

Lait de coco (dub) 3

Lenny Kravitz

I belong to you 4

Barry White

it’s ecstasy when you lay down next to me 5

Isley brothers

between the sheets

UM JUNGS IN DER FUSSBALLUMKLEIDEKABINE FÜRS TOPSPIEL ZU MOTIVIEREN 1

Sasha

This i my time 2

Sportfreunde Stiller Ich, Roque 3

Manny Marc, Reckless & Corus 86 Fick den Shiri 4

Dario G

Carnaval de Paris 5

Herbert Grönemeyer

Zeit, das sich was dreht

ALL TIME 1

Falco

Brillantin’ Brutal’

UM LEUTE IN JEDEM FALL AUF DIE TANZFLÄCHE ZU HOLEN 1

Armand van Helden

You Don’t Even know me 2

Diana Ross

Boy U Turn Me (LNTG Edit) 3

Arom Roy

Talkin Bout Life 4

Darude

Sandstorm 5

Max Graef

Life on Mars

2

Skyy

Here’s to you 3

N.E.R.D

Run to the sun 4

Outkast

SpottieOttieDopaliscous 5

Haftbefehl

Gestern Gallus – Heute Charts (Mortis One RMX)


G a s t ko l u m n e v o n J e n s M i l ko w s k i ü b e r M u s i k —

Marketing Babo bei

Please Respect The Vibe „Please Respect Our No Photo Policy“. So prangt es seit Eröffnung des mittlerweile schon legendären Clubs „Blitz“ in München auf jedem Plakat und Social Media Post und es scheint eine Art Leitspruch zu sein. Was damit gemeint ist? Vermutlich ist es ein Plädoyer an die Freizügigkeit. Ein Erinnern an eine Zeit vor dem di­ gitalen Dauerstress. Der Club soll ein Art Oase sein, in der man befreit von all den Zwängen dieser hektischen, voll digitalisierten Welt feiern kann – ohne das schier unstillbare Kommuni­ kations- und Selbstdarstellungsbe­ dürfnis einiger Clubgänger. Nach dem Berghain ist das „Blitz“ so ziemlich der einzige Club, in dem das Fotografieren wirklich verboten ist. Natürlich brodelt die Gerüchte­ küche der Nachtszene um so ein strik­ tes Verbot. Es werden anscheinend schon Leute rausgeschmissen die ihr Handy nur aus der Tasche holen, um zu schauen wie viel Uhr es ist. Aus dem Foto- wurde anscheinend ein Handyverbot. Ob das nun so ist oder nicht, im Grunde haben die Clubs da­ mit eine Regel eingeführt, die auch viele der Gäste befürworten. Es gibt wirklich nichts nervigeres, als Men­ schen, die abwesend wirken, nicht tanzen, sich nicht in dem Vibe verlie­ ren. Das sind Clubgänger, die offen­ sichtlich irgendetwas Besseres zu tun haben, als sich dem zu widmen was gerade um sie herum (IRL!) passiert. Das nervt, egal ob am Esstisch, im Club, oder beim Film schauen – dar­ auf kann sich Jeder einigen. Als ich zum ersten Mal im Berg­ hain war, wurde ich vom Türsteher freundlich darauf hingewiesen, bitte keine Fotos zu machen. Da gab es kei­ ne bunten Aufkleber auf meiner Ka­ meralinse, keine Geheimnistuerei. Einfach ein freundliches, aber be­ stimmtes: „Im Club keine Fotos, bitte“. Als ich drin war, wusste ich warum und der Grund ist so einleuchtend wie simpel: Du sollst gefälligst keine Fotos davon machen, wie der Buchhalter deiner Agentur sich gerade einen runter holt. Das ist seine Sache und dafür gibt es die Freiräume in Techno­ clubs. Die muss es geben, bedin­ gungslos. Denn darauf fußt diese Kul­ tur. Und es ist gut so, dass es nicht

Jens Milkowski,

unzählige Fotos des Clubs gibt und nicht jedes Wochenende tausende Instagram Stories von dort hochgela­ den werden. Als die Techno Touristen kamen und der Andrang immer grö­ ßer wurde, haben sich einige nicht mehr an die Spielregeln gehalten. Sie haben vermutlich den Sinn nicht verstanden oder einfach ig­ noriert und zu oft skurrile und obszöne Dinge fotografiert die in den heiligen Hallen des Berg­ hains passiert sind. Darum wich der freundliche, mündliche Hin­ weis der Türsteher irgendwann und die lustigen Aufkleber kamen. Und damit auch die Posts von Farbflächen bei Facebook und Instagram die sich als Symbol für die Aussage „Schau mal her, ich bin im Berghain“ etabliert haben. Passt eh. Es gab auch bei unseren DJ Sets immer wieder Momente, in denen ich mir die Handys weggewünscht habe. Zum Beispiel im KONG, vor ein paar Jahren wahrscheinlich der beste Techno und Houseclub in München. Da bin ich selbst auf Selfie-Idio­ ten-Jagd gegangen und habe Gäste gebeten, zumindest den Fotoblitz nicht zu benutzen. Jedoch – und jetzt kommt der springende Punkt – gibt es ab und an Momente, in denen man sich als DJ darüber freut, ja sich sogar geschmei­ chelt fühlt, wenn Menschen vor lauter Freude ihre Handys zücken, um zu filmen, zu shazamen oder einfach nur um ihren Freunden zu schreiben, wie geil es gerade ist. So passiert, als wir das letzte Mal in Prag aufgelegt ha­ ben: Es war Freitagabend, es ging langsam los. Irgendwie hat es einfach geflowt bei uns. Ein Haufen neuer, geiler Tracks, die Übergänge liefen wie geschmiert. Aus einem gemütli­ chen Bar Abend wurde eine hem­ mungslose Clubnacht und da holten einige ihre Handys raus und (ich schwöre) haben ihre Leute dorthin bestellt. Zack, der Laden war voll. Auch im awi gibt es diese Momente. Gäste, die den Track mit Shazam nicht finden können und ein Foto von der Platte machen wollen. Gäste, die ihre Kamera auf das DJ Pult richten, wenn der Bass einsetzt. Das ist okay und macht Spaß, denn diese Leute

PULS, ist ein Teil von VELI x VIWO und braucht vor dem Auf­legen meist ein Schnitzel mit Soße. Außerdem ist er ein großer Kenner der Club- und Musik Landschaft und erweist uns hier die Ehre, seine ­Beobachtungen mit der Leserschaft des Faber zu teilen.

sind sich in diesen Momenten voll­ kommen darüber bewusst, was gera­ de um sie herum passiert und genau deshalb holen sie ihre Handys heraus. Also: Filmt euch einfach nicht da­ bei wie ihr Drinks trinkt oder Grimas­ sen zieht. Das interessiert eh keinen und ist zudem sau peinlich. Wenn ihr zeigen wollt, wie gut die Stimmung ist, wie geil der DJ auflegt, wie toll der Abend ist – go for it. Es ist eben 2018 und es sollte doch auch ohne Verbote gehen. Denn wir leben in einer Zeit des ständigen Erreichbarseins. Menschen haben das Gefühl, wenn sie nichts mit ihren Fol­ lowern geteilt haben, sei der Abend nie geschehen. Jeder schaut im Schnitt fast 90 Mal pro Tag auf sein Handy. Menschen werden wegen In­ stagram depressiv. Es gibt das Be­ rufsbild Influencer. Verdammt, was los mit euch?! Gerade deshalb braucht unsere Gesellschaft die Möglichkeit, das alles auch mal sein zu lassen. Da­ mit man sich gehen lassen kann und um abzuschalten. Deshalb gibt es zum Glück Clubs und Bars und DJs und Drinks und all das. Ob mit Handy­ verbot oder ohne, wir alle tragen unsere Teil dazu bei und wenn der Vibe nicht stimmt und die Leute vor Langeweile ihre Handys rausholen, ist die Party eh kacke. Und dann sollte man so oder so woanders hingehen.

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STREETFOOD FESTIVAL klo ster gar ten

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ERÖFFNUNGSKONZERT „PASSO AVANTI“ KULTURWOCHEN HAUZENBERG

Zau ber berg

DER NINO AUS WIEN EULENSPIEGEL FESTIVAL

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SCHAFKOPFTURNIER EUROPÄISCHE WOCHEN Arns torf

TANZ IM TRÄGERTAL ILZ Leite

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A F h SCH MMER c e PA R N A S I K SO l s ME — MU M SO GE NGE i s s N T au ma KLÄ ND LA NACH g pa U UFS s s A K n EIN a u t

6• 7SPIELBALL OCHEN

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Mit Lust den Kopf verlieren! Seit über 40 Jahren in Passau nicht mehr wegzudenken: Das ScharfrichterHaus! Ein Platz für Jedermann, denn wir vereinen Kunst, Kultur und Genuss: Gönnen Sie sich einen unterhaltsamen Abend in unserem Kellertheater, mit Musik, Kabarett oder Literatur . Zur Abrundung Ihres Abends, genießen Sie doch unsere bayerisch-österreichischen Schmankerl aus der ScharfrichterKüche oder testen Sie unsere große Weinvielfalt! Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

ScharfrichterHaus • Milchgasse 2 • 94032 Passau Tel.: 0851 - 35 900 • www.scharfrichterhaus.de info@scharfrichterhaus.de Tickets für die Veranstaltungen online buchbar unter www.scharfrichterhaus.de


architekturforum passau e.v.

JAHRES PROGRAMM 2018

Gedachtes und Realisiertes

25.4 MUSEUM MODERNER KUNST 19 UHR

Hausbau – immer wieder die gleichen Mängel

16.5 MUSEUM MODERNER KUNST 19 UHR

Was soll Planung? Konflikt im Städtebau um Dichte, leistbaren Wohnraum und öffentlichen Raum Gabu Heindl – Architektin und Stadtplanerin, Wien w w w. g a b u - wa n g . at

Exkursion Architektur, Design und Gutes Essen Nur für Mitglieder

Standard Werkvortrag von Prof. Markus Emde vom Berliner Architekturbüro Brandlhuber + Emde, Burlon w w w. b ra n d l h u b e r. c o m

People, Process, Projects Der Wert der Architektur bei der Entstehung von Gemeinschaft Werkvortrag von Jette Cathrin Hopp, Snøhetta, Oslo w w w. s n o h et t a . c o m

M I T T W O C H

das programm 2018 4. mai — 21. Juli

4.7 MUSEUM MODERNER KUNST 19 UHR M O N T A G

21—23.9 EX KURS ION

M A I

Vortrag von Laura Weißmüller, Süddeutsche Zeitung

13.6 ORT WIRD NOCH BEKANNT GEGEBEN 19 UHR

7.11 MUSEUM MODERNER KUNST 19 UHR

Passo Avanti

Pongauer Sonntagsmusi und ein Heurigenbuffet

M I T T W O C H

M I T T W O C H

eröffnungskonzert

musikalisch-kulinarischer frühschoppen

F R E I T A G — S O N N T A G

17.10 MUSEUM MODERNER KUNST 19 UHR

Fr. 4.5. | 19:30 Uhr | Adalbert-Stifter-Halle, Hauzenberg

Mo. 21.5. | 11 Uhr | Gidibauer-Hof, Hauzenberg

J U N I

Boden, Wohnen, Architektur

Do. 7.6. | 20 Uhr | Festzelt Raßreuth

kabarett-abend

Wolfgang Krebs & Die Bayerischen Löwen Fr. 29.6. | 19:39 Uhr | Granitzentrum Hauzenberg

barock-abend

Stefan Temmingh J U L I

Bericht des Gutachters für Schäden an Gebäuden von Michael Hinterheller, Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger w w w. sv- h i n te r h e l l e r. d e

M I T T W O C H

Kartenvorverkauf Rathaus Hauzenberg – Tourismusbüro PNP-Geschäftsstellen und online unter www.kulturwochen-hauzenberg.de

von Men Duri Arquint, Chur, Schweiz Werkvortrag w w w. m e n d u r i a rq u i nt . c h

M I T T W O C H

ku lt ur 4.5w —oc 21.7he 18n ha uz en be rg

Fr. 6.7. | 19:30 Uhr | Anetseder – Wirtshauskultur, Haag

chanson-abend

Anna Veit

Fr. 13.7. | 19:30 Uhr | Gasthaus »La Plata«, Hauzenberg

forum hauzenberg

40 Jahre Hauzenberg Sa. 21.7. | 19:30 Uhr | Pfarrkirche St. Vitus, Hauzenberg

chor-orchester-konzert

Ludwig van Beethoven

www.architekturforum-passau.de

www.kultur wochen-hauzenberg.de


Kevin Kinateder (13) aus Sonnen

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„Hallo Herr Mundi, wie wird man eigentlich ­ bayerischer Ministerpräsident?“

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Bayerischer Ministerpräsident zu werden war früher leichter als heute, dazu jedoch später mehr. Dennoch gibt es dafür eine Erfolgsformel. Am bes­ ten gehst Du so vor: Du musst auf jeden Fall so oft, wie nur möglich, in die Kirche gehen. Nicht etwa um zu beten, son­ dern damit Dich die anderen Kirchgänger sehen. Wenn Du dann schon mal dort bist, lohnt es sich freilich, auch noch dafür zu beten, dass Deine poli­ tischen Widersacher größtmögliches Unglück er­ fahren. – Aber das Gesehenwerden ist das Wich­ tigste. Daneben ist es äußerst wichtig, bierzeltfest und talkshowtauglich zu sein. Ersteres ist einfach. Gehe in ein Bierzelt, sei einigermaßen trinkfest, ver­ innerliche die Wünsche bzw. Parolen der anwesen­ den Trinkerschaft und sage dann Sachen, die Du zuhause oder in der Schule nie sagen dürftest, für die Du aber im Bierzelt lautes Johlen und breite Zustimmung erntest. Am besten übst Du das in der Kabine einer Fußballmannschaft oder beim Vertrie­ benenverein. – Dort wird viel gesoffen und über die für dein Ziel wichtigen Themen geredet. Letzteres erreichst Du, indem Du während einer Talkshow zu deinen Gesprächspartnern (vor allem zu Grünen und „Sozen“) all das sagst, was den Scheißhaus-, Laternen- oder Betonmass Säufern aus dem Bier­ zelt wichtig war. Das ist deshalb so essenziell, weil viele Deiner potenziellen Wähler im Bierzelt schon seit Jahren Hausverbot haben und somit nur im Fernsehen mitbekommen, dass Du einer von ihnen bist. Themen, die hierfür praktisch immer geeignet sind, wären beispielsweise Flüchtlinge, weil „nicht jeder, der in der Welt unterwegs ist, kann automa­ tisch zu uns kommen“ oder auch die Griechen. Schließlich „muss irgendwann jeder bei der Mama ausziehen und die Griechen sind jetzt so weit.“ Darüber hinaus hilft Dir ein ausgefallenes Hob­ by, beim Volk gut anzukommen. Flugzeuge fliegen wäre so eines, ist aber teuer und schwierig, wenn man zehn Obstler getrunken hat. Viel leichter ist es, im Fasching richtig fetzige (, fränkisch ver­ klemmte) Kostüme zu tragen. Damit bleibst Du für viele Deiner Wähler nahbar, da der typische Kirch­ gänger in puncto Spaß wenig mehr, als ein „lusti­ ges“ Faschingskostüm verträgt. Wie eingangs erwähnt, war es früher viel leich­ ter, bayerischer Ministerpräsident zu werden. Frü­ her hat es nämlich gereicht, in der CSU zu sein, in die Kirche und ins Bierzelt zu gehen. Heute musst

Du ständig schreckliche Dinge sagen, musst Dich mit vollkommen spaßbefreiten Leuten umgeben und aus Franken sein. Wenn ich dann noch nach Deggendorf oder Mauth schaue, muss ich feststel­ len, dass es künftig wohl nicht mehr reichen wird, bei der CSU zu sein. Du wirst wohl zur AfD gehen müssen.

Christi Hänsel, Frauenärztin aus Pocking

Lieber Faber Mundi, ich bin etwas verwirrt: Wie kann es sein, dass wir zwar monatelang me too ­D ebatten führen, andererseits aber der § 219a StGB vorerst doch nicht mehr reformiert oder gar ­a bgeschafft wird? Liebe Frau Hänsel, das ist ganz einfach zu er­ klären: § 219a StGB soll verhindern beziehungsweise unter Strafe stellen, dass über den Schwanger­ schaftsabbruch in der Öffentlichkeit diskutiert wird, als sei es eine normale Sache. So zumindest hat die Richterin, die eine Ihrer Kolleginnen zu einer Geld­ strafe verurteilte, ebenjenes Urteil begründet. ­Diese Frauenärztin informierte durch ihren Inter­ netauftritt 2015 darüber, dass sie auch Schwanger­ schaftsabbrüche durchführe. In einer PDF-Datei erhielten Interessierte vor allem gesetzliche und medizinische Informationen. Nach der Urteilsver­ kündung war das mediale und gesellschaftliche Echo groß. Mehrere Fraktionen, vor allem die der SPD, reichten Gesetzesinitiativen ein, um diesen Straftatbestand zu ändern, wenn nicht gar zu strei­ chen. Anschließend aber stiegen SPD und die Uni­ ons Fraktion in die Koalitionsverhandlungen für eine große Koalition ein. Die konservativen CDU und CSU konnten sich noch nie mit einer Reformation des § 219a StGB abfinden. Also war eines der Er­ gebnisse unserer neuen Regierungsbildung, dass die SPD vorerst jeglichen Vorstoß in dieser Thema­ tik unterlässt. Das war die Historie dieses Problems. Die Antwort auf Ihre Frage ist ganz einfach: Wir führen in den allermeisten Fällen Scheindebatten. Sie sind scheinheilig. Die SPD wurde lange als „Ge­ winner“ der Koalitionsverhandlungen dargestellt, weil sie viele wichtige Ministerien zugesagt bekom­ men hat. Wenn es aber darum geht, Inhalte durch­ zusetzen, die unsere Gesellschaft modernisieren, vor allem aber gerechter machen würden, lässt man sich leicht durch Ministerien und Posten kaufen.

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1€ Shops in der Fußgängerzone zu eröffnen. In Zeiten von Niedrigzinsen extrem nützlich …

Die neue Inszenierung des Stückes Nightlife Tagebuch von Andy Goldberger

(Ex-) Spione zu vergiften. Wird schön Leute, die langsam zu heiß Aufstellungen darüber machen, was (Sehr bald) in und was out sei. Bootspartys. Es gibt Furchtbar einfach zu wenige überheblich

Museen zu eröffnen. Funktioniert offensichtlich mit jedem Thema …

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Die Redaktion des Faber präsentiert Ihnen hier, – für den Fall, dass Sie hin und wieder nicht auf dem Laufenden sind — was gerade in und was gerade out ist.

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Samstag Mittag in der Cafébar? IMMER DIE SELBEN.

Bei Heimspielen des SV Schalding? UNERKLÄRLICH VIELE ORDNER.

An verkaufsoffenen Sonntagen beim Hiendl? LEUTE, DIE DEN ZUM HOBBYRAUM AUSGEBAUTEN DACHSTUHL GERNE VERSCHÖNERN WOLLEN UND ZU JEDER JAHRESZEIT GEBRANNTE MANDELN ESSEN.

An einem sonnigen Tag mit 30 Grad beim Segafredo in der Stadtgalerie? LEUTE, DIE UM ELF UHR MORGENS SCHON ZWEI WEISSBIER GETRUNKEN HABEN, UND AN DER GROSSEN FUSSGÄNGERAMPEL AM LUDWIGSPLATZ ANDERE LEUTE ERMAHNEN, WENN SIE ETWAS ZU FRÜH DIE ­STRASSE ÜBERQUEREN.

Wen trifft man …?

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Bei der Stadtmeisterschaft? HAUPTSÄCHLICH FANS DER DRITTEN HERREN­ MANNSCHAFT VON SCHALDING HEINING.

Am Samstag um 18 Uhr beim Schwaiberger? LEUTE, DENEN EINE VIERTEL STUNDE VORHER ­AUFGEFALLEN IST, DASS AM DARAUF FOLGENDEN TAG SONNTAG IST UND NOCH EIN BISSCHEN ­TAMARINDENPASTE BRAUCHEN.

Am Kühberg? GEGENFRAGE: TAGSÜBER ODER NACHTS?

Sonntags am Parkplatz vom Media Markt? VOR ALLEM AUTOTUNER, ABER AUCH LEUTE, DIE D ­ ENKEN, ES GÄBE SONNTAGS EINE CURRYWURST.

Wen trifft man in der Z-Bib? LEUTE, DIE NICHT COOL GENUG FÜR DIE WIWI-BIB SIND, JEDOCH ZU COOL FÜR’S JURIDICUM.


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MAXIMILIAN HASENÖHRL

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as Stadtbeisl ist ein besonderer Ort. Freilich weiß mittlerweile jeder, dass sich hier nicht nur jung und alt, reich und arm, Bayer und Preiß treffen. Auch haben sich die meisten schon einmal zwischen einer Leberkäs- („Nommal“) und einer Chilileberkässemmel entschieden. Liegt es daran, dass jedermann Richi, den Wirt, kennt oder ist er es, der jeden kennt? Liegt es gar an den anderen Stadtbeisl Unikaten, wie Uli, der guten Seele? Auf jeden Fall liegt es daran, dass bei der Beschreibung des Stadtbeisls einige – im Alltag eher inflationär verwendeten – Ausdrücke, wie Legende (Richi), Unikat (Richi und Stadtbeisl gleichermaßen) tatsächlich unabdingbar sind. Das Stadtbeisl befindet sich direkt im Epizentrum des Passauer Nachtlebens. Es ist umgeben von den meisten anderen einschlägigen Kneipen, Bars und Clubs. So kommt man an vielen Abenden gar nicht umhin, auf ein, zwei Bier vorbei zu schauen. Dabei wird aber oft (fahrlässig) vergessen beziehungsweise übersehen, dass das Beisl schon am späten Nachmittag öffnet und man hier auch ein paar klassische Kleinigkeiten essen kann. Neben Chili- und normalen Leberkässemmeln, gibt es Brotzeitplatten, fast täglich wechselnde, vom Wirt selbst zubereitete Tagesgerichte und ganz wichtig: Das legendäre Mittwochs-Tartar.

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An jedem Abend gute Stimmung Im Stadtbeisl treffen sich

Richi

seit mehreren Jahren an fast jedem Tag der Woche Jung und Alt. Bis in die späten Nachtstunden wird hier gefeiert, Karten gespielt, getanzt, mit dem Wirt geschäkert, gegessen und vieles mehr.

Das Stadtbeisl ist der Demeter Bauernhof der Stimmung, denn: Sie entsteht organisch und bedarf fast keiner Hilfsmittel. Ähnlich wie ein Hirte seinen Schafen, weist Richi seiner feierlaunigen, bunten Besucherschar den Weg durch die Nacht. Er zapft das Bier – penibel auf den Schaum achtend – meistens selbst und ruft seine Herde auch mal zur Ordnung. Vor allem aber regelt er die ganze Nacht hindurch die Musik, wobei er mit seinem Gespür, immer die richtige Nummer aufzulegen, dafür Sorge trägt, dass sich praktisch jedermann in das tanzende und singende Rudel eingliedert. Hat man es sich drinnen erst einmal gemütlich gemacht oder sich zwischen die Tanzenden eingereiht, schafft man es meistens nicht mehr allzu schnell hinaus. Spätestens wenn Richi „Liebe das Leben“ von Vicky Leandros auflegt, liegt sich das ganze Beisl samt Wirt in den Armen und singt mit. So ist das Beisl längst kein Geheimtipp mehr. Man trifft sich hier, startet gemeinsam in die Nacht oder verweilt bis zur Sperrstunde. Es ist eine Bereicherung für das Nachtleben Passaus und aus diesem nicht mehr wegzudenken. Schließlich ist hier die gute Stimmung an jedem Abend garantiert.

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MANUEL KREUZER

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E I F SIMONA KEHL

A R G O T O F

Passau hat, wie freilich jeder weiß, eine be­ eindruckende und auch abwechslungsreiche ­Gastronomieszene. ­Mittlerweile eine Insti­­ tution ist dabei das Café Anton geworden. A N Z E I G E

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MAXIMILIAN HASENÖHRL

KA FF EE HA US Charme

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„ WENN ICH NICHT ZU HAUSE BIN, BIN ICH IM CAFÉ ANTON.


B esonders um die Jahrhundertwende war das Kaffeehaus sehr bedeutend für Kunst und Literatur. Zahl­ reiche Künstler trafen sich hauptsächlich im Kaffeehaus und hielten sich kaum in ihren engen, kalten Wohnungen auf. Sogar die Briefträger brachten die Post ins Café an­ stelle sich zu den Wohnungen der Literaten zu begeben. Es gibt sicherlich viele Menschen unter den Lesern dieses Artikels, die angesichts des Beschriebenen zwar nicht für sich beanspruchen werden, Künstler zu sein, jedoch wissen die meisten, dass genau dieser Aspekt des SichHeimisch-Fühlens genau auf das Café Anton zutrifft. „Man ist nicht zu Hause und trotzdem nicht an der frischen Luft.“, so beschrieb der Wiener Alfred Polgar einst das charakteristischste Kriterium eines Kaffeehauses. Wer dieses Zitat kennt, fühlt sich zwangsweise daran erinnert, sobald man das Café Anton betreten hat. Es ist das wohl vielseitigste Lokal der Stadt, in dem sich alle Altersklassen, Passauer wie Besucher und der ein oder andere bunte Hund treffen. Schließlich ist das Café Anton ein Ort, zum Wohlfühlen. Vor allem aber ist es ein Ort, an dem man unbehelligt ein Bad in der Menge nehmen kann, während man ­stundenlang auf einem Polsterstuhl an einem kleinen Marmortischchen verweilt und dabei eine Zeitung liest, neugierig die prächtigen Ge­ richte des Tischnachbarn beäugt oder gar Revolutionen plant. Das raffiniert ausgewählte In­ventar, auf Trödelmärkten erstanden, versetzt einen recht schnell in

die Atmosphäre Wiens um die Jahr­ hundertwende. Geht man abends hinein, trinkt man eine Weinschorle und isst etwas von den fein zube­ reiteten Gerichten der Tageskarte. Man lässt sich vom Einfallsreichtum des Anton einfach verzaubern und entflieht so dem Alltagsstress. Es kommt nicht allzu selten vor, dass man bereits zum Frühstücken hinein geht, über den Nachmittag hinweg ein oder zwei Stücke Kuchen isst, um dann bis zum Abend zu verweilen. Es ist dabei sehr faszinierend zu beobachten, wie sich die Metamorphose vom Kaffeehaus zur Weinbar beziehungsweise zum Restaurant vollzieht.

„ WENN ICH NICHT

IM CAFÉ ANTON BIN, DANN BIN ICH AUF DEM WEG INS CAFÉ ANTON.

Vor gar nicht so vielen Jahren noch, bestellte man einen Cappuc­cino, dann wurde man gefragt, ob man diesen mit Milchschaum oder Sahnehäubchen wünsche. Im Café Anton hingegen bekommt man nicht nur ausgezeichneten Kaffee, sondern vor allem auch höchste Barista Kunst serviert. Es empfiehlt sich übrigens, ein Säckchen der hauseigenen, von Anton Aschen­ brenner selbst abgestimmten Bohnenmischung für die heimische Kaffeemaschine mitzunehmen. Zu den Klassikern des Café Anton gehören neben der großen und abwechslungsreichen Frühstückskarte mit Klassikern aus aller Welt auch die originalen Sacher Würstel mit Senf und frischem Kren

oder hausgemachte Apfelstrudel und Kuchen. Weiter gibt es leckere Limonade nach einem Geheimrezept, herrliche Liköre und Schnäpse der Eigenmarke, aber auch Marillensaft aus der Wachau. Anton Aschenbrenner führt sein Café Anton mit viel Herz und Leidenschaft. Das merkt man nicht nur im „grünen Salon“ oder unter der ein­ladenden Pergola im Garten, nein, diese Atmosphäre drängt sich mit jedem Eck und jeder Gabel des Café Antons auf. Im gleichermaßen stilvoll und gemütlich eingerichteten Anton wechseln sich liebevolle Dekorationen ab, wird angenehme Hintergrundmusik abgespielt. Kaffee und Kuchen werden vom freundlichen Service, den „Fräulein“, auf schönstem Porzellan angerichtet. Auch die „Fräulein“ spielen bei dem als ein­zigartig zu beschreibenden Flair dieses Cafés eine bedeut­ same Rolle: Mit jungendlicher Anziehungskraft und individueller Eleganz kümmern sich diese eingehend um jeden Gast, bauen teilweise schon nach kürzester Zeit eine persönliche und liebenswerte Verbindung zu allen Besuchern auf. So ist der Titel dieses Textes auch nur halb richtig: Freilich gibt es im Anton, wie bereits festgestellt, fantastischen Kaffee. Natürlich verinnerlicht es zahlreiche Attribute eines Kaffeehauses. — Jedoch stellt das Café Anton für Besucher wie Stammgäste so viel mehr dar und strahlt überwiegend eines, nämlich Charme aus. Um es einfacher, mit einem etwas abgewandelten Zitat von Alfred Schmeller auf den Punkt zu bringen: „Wenn ich nicht zu Hause bin, bin ich im Café Anton. Wenn ich nicht im Café Anton bin, dann bin ich auf dem Weg ins Café Anton.“

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58 A N Z E I G E

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Bari, Simon und Tarek (v. l. n. r.) sind ein eingespieltes Team und haben viel Spaß daran, von einander zu lernen und miteinander zu arbeiten.

SCIROCCO

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SIMONA

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MAXIMILIAN HASENÖHRL

Stunde durch das Meer schwimmen.“, erzählt er. Anschließend legte er von dort die restliche Strecke nach Deutschland zu Fuß zurück. Insgesamt zehn Tage brauchte Tarek dafür. Vor etwa sieben Monaten kam Baryalai zum Team des Scirocco. Bari ist in Iran geboren, lebte jedoch die meiste Zeit in Afghanistan. Auch Tarek und Bari kochen gerne zusammen. Ein spezielles System der Vorbereitung macht es möglich, dass auch wenige Köche alle Bestellungen im Scirocco meistern können.

eit mittlerweile einem Jahr arbeitet Tarek im Scirocco nun schon für Simon Hannig. Tarek, 27 Jahre alt, stammt aus Aleppo und ist vor etwas mehr als zwei Jahren nach Deutschland gekommen. Er arbeitete davor schon einige Zeit als Koch in Syrien, der Türkei und Ägypten. Der Krieg und die nicht vorhandene Sicherheit brachten ihn, wie viele andere, dazu, die beschwerliche und auch gefährliche Flucht nach Deutschland anzutreten. Er hätte zur Armee, in diesem schon zu lange andauernden Krieg gegen Landsmänner und -frauen kämpfen sollen. Auf einem viel zu kleinen Boot, das dann sogar kenterte, gelangte er erst von der Türkei nach Griechenland. „Wir mussten, nachdem das Boot kaputt war, circa eine halbe


Die Karte im Scirocco ist sehr variabel und wird von Simon oft geändert. So bleibt es immer spannend, Neues auszuprobieren.

er floh aus seiner Heimat. Vor der Armut und den Gefahren einer instabilen Gesellschaft. Bari, 18 Jahre alt, macht momentan eine Ausbildung zum Koch bei Simon Hannig. Dafür muss er viel arbeiten: Nicht nur, dass er – ganz logisch – jeden Tag in der Küche steht, Essen zubereitet und vieles lernt. Nein, dazu kommen auch noch Deutschunterricht und Berufsschule. In Letzterer gilt es, vordergründig deutsche Küchenklassiker, wie Knödel und Braten, zu erlernen. „Das ist ziemlich kompliziert, weil ich diese Art der Küche von zuhause ja gar nicht kenne.“, sagt er. Bari interessierte sich schon immer für’s Kochen. In Deutschland angekommen, freilich als einer von hunderttausenden Asylsuchenden, war es anfangs sehr schwer, Anschluss oder einen Job zu finden. Durch einen Zufall – er wollte eigentlich nur ein Praktikum absolvieren – gelangte er in Simon Hannigs Küche. Dieser entdeckte sein Potenzial und wollte ihm, wie zuvor schon Tarek, eine Chance geben. „Simon hat richtig viel Erfahrung. Von ihm lerne ich jeden Tag sehr viel.“, erklärt Tarek. Simon hingegen berichtet, wie symbiotisch die Beziehung zwischen ihm und seinen Köchen sei. Durch ihre kulturelle Herkunft haben Tarek und Bari entscheidenden Anteil an der vorzüglichen, hauptsächlich arabischen Küche des Scirocco. Beide seien wahnsinnig fleißig, wollen sich jeden Tag weiter entwickeln. „Ich wollte etwas machen. Wollte mein eigens Geld verdienen und nicht, auf Hilfsgelder angewiesen sein. Integration funktioniert bei den vielen Vorurteilen gegenüber Asylsuchenden, wie uns beiden, nur, wenn die Leute sehen, dass wir nicht nur arbeiten, sondern das auch wollen.“, bemerkt Tarek. Am besten lerne er Deutsch beim Filmeschauen. Spricht Simon mal bayerisch mit Tarek und Bari, „verstehen wir fast nix“. Simon Hannig gestaltet seine Speisekarte ständig um, immer wieder gibt es neue Gerichte auf der Karte. Dabei helfen oft auch Tarek und Bari. „Das ist ziemlich gut so, in Syrien gibt es zum Beispiel viel zu oft Lamm.“, sagt Tarek. „Schwer tuen wir uns vor allem mit der veganen Küche. Ich danke oft Gott, dass es das bei uns zuhause nicht gibt, weil das ist wahnsinnig kompliziert.“, scherzt Bari.

Der Umgang dieser drei Männer untereinander ist voller Respekt. Gewiss ist Simon Hannig der Chef und gibt die Richtung vor. Das stellten auch Tarek und Bari im Gespräch mehrfach heraus. Simon Hannig wird derweilen nicht müde zu betonen, dass er sich auf seine zwei Köche nicht nur bedingungslos verlassen kann, sondern auch von ihnen und ihrem Einsatzwillen extrem profitiert. Allen dreien sieht man an, wie stolz sie aufeinander sind. Was dort, im Scirocco, passiert ist über alle Maße bereichernd. Bereichernd nicht nur, wie eingangs erwähnt, für Passau und seine Gastronomie Landschaft. Bereichernd vor allem für unsere Gesellschaft in Gänze. Simon Hannig, ein junger Mensch, ein junger Gründer, der den anfangs oft unsicheren Weg in die Selbstständigkeit gewagt hat, gibt diesen zwei jungen Männern bewusst eine Chance. Es ist für ihn eine ganz selbstverständliche Sache. So haben nun mit Tarek und Bari zwei Asylsuchende nicht nur die Möglichkeit schneller Deutsch zu lernen. Sie verdienen auch ihr eigenes Geld, arbeiten viel und partizipieren auf diese Weise total an unserer Gesellschaft. Das Scirocco ist mithin nicht nur ein tolles Lokal mit leckerem, abwechslungsreichen Essen, sondern vor allem eines: Ein Vorbild für die Bewältigung der gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit.

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1

ERSTENS

ZWEITENS

2

Etwa die Hälfte der Bevölkerung eines Passauer Stadtteiles musste Mitte der 1950er Jahre umziehen. – Weshalb und welcher Stadtteil ist gemeint?

DRITTENS

3

In welchem Jahr eröffnete die erst McDonald’s Filiale in Passau?

VIERTENS FÜNFTENS

4

Welches Ereignis brachte die italienischen Baumeister Lurago und Carlone nach Passau? a) Der vorherige große Stadtbrand b) Der Bau der Bischöflichen Residenz c) Der geplante Bau von Hochwasserschutzeinrichtungen

5

In welchem Jahr trat Jürgen Dupper der SPD bei?

Welches war das erste italienische Lokal in Passau und wann wurde es eröffnet?

6

SECHSTENS SIEBTENS

7

Woher bezieht der Stadtteil Hals seinen Namen?

ist am Coolsten? a) HC Strache b) Bernd Höcke c) Oskar Atzinger d) Leonardo DiCaprio

NEUNTENS

9

Wer

ACHTENS

8

Wen besiegte die Auswahl des DFB bei den Olympischen Spielen 1972 mit 3:0, wo fand das Spiel statt und wer schoss das Tor zum Endstand?

Wie wird der Zusammenfluss von Donau und Inn gerne genannt?

ZEHNTENS

Nenne drei ehemalige Passauer Kinos, die es heute nicht mehr gibt.

1 0

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QUIZ—RÄTSEL—GEWINNSPIEL

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↓15

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↓21

1 Oberbürgermeister von Passau 2 Wappentier Passaus 3 Tanz im …? 4 Stadtteil im Norden Passaus 5 Dombaumeister 6 Hängebrücke in Passau 7 Römermuseum in der Innstadt 8 Beliebtes Volksfest im Frühling 9 Innbrücke in Passau 10 Ältester bestehender Club in Passau 11 Regierungsbezirk Bayern 12 Neues Stadtmagazin 13 Platz mit Wittelsbacherbrunnen 14 Landzunge in Passau 15 Innsteg 16 Spanische Partnerstadt 17 Kleinkunst- und Kabarett-Theater 18 Ehemaliges Jesuitenkolleg 19 Bischof 20 Landrat des Landkreises 21 Stadtteil 22 Wochenzeitung (Abkürzung) 23 Denkmal am Domplatz 24 Größter Arbeitgeber in Passau (Abkürzung) 25 Fußball Hallenturnier 26 Ehemalige Veranstaltungshalle 27 Passauer trafen sich früher an der … 28 Katastrophe von 1662

→5

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→9 ↓20 →14

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Lösungswort →24

Unter allen Einsendungen, die sowohl alle Quiz Fragen richtig beantwortet, als auch das richtige Lösungswort genannt haben, verlosen wir ein Faber-Stausee-Set von werc. Die Lösungen bitte an verlag@faber-magazin.de senden. Einsendeschluss ist der 24. Mai 2018, 12 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Rückenschmerzen Verspannungen und Muskelschmerzen sind oft ein Problem falscher Haltung, die besonders bei sitzenden Tätigkeiten auftreten.

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Bauchschmerzen Bauchschmerzen können genauso wie Kopfschmerzen durch ein zu hohes negatives Stresslevel verursacht werden.

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Wo möchten Sie leben? Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück? Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Was ist für Sie das größte Unglück? Ihre liebsten Romanhelden? Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Ihre Lieblingsheldinnen/-helden in der Wirklichkeit?

Frage bogen nach Marcel Proust beant wortet Sigi Zimmer schied

Ihr Lieblingsmaler? Ihr Lieblingsautor? Ihr Lieblingskomponist? Welche Eigenschaften schätzen sie bei einer Frau am meisten? Welche Eigenschaften schätzen sie bei einem Mann am meisten? Ihre Lieblingstugend? Ihre Lieblingsbeschäftigung? Wer oder was hätten Sie gern sein mögen? Ihr Hauptcharakterzug? Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Ihr größter Fehler? Ihr Traum vom Glück? Was wäre für Sie das größte Unglück? Was möchten Sie sein? Ihre Lieblingsfarbe? Ihre Lieblingsblume? Ihr Lieblingsvogel? Ihr Lieblingsschriftsteller? Ihr Lieblingslyriker? Ihre Helden der Wirklichkeit? Ihre Heldinnen in der Geschichte? Ihre Lieblingsnamen? Was verabscheuen sie am meisten? Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten? Welche Reform bewundern Sie am meisten? Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Wie möchten Sie gern sterben? Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

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Ihr Motto?


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Mensch. Technik. Lösungen.


FABER-MAGAZIN.DE

Impressum Faber Magazin / 2018

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PUBLISHER Faber Verlag GbR Maximilian Hasenöhrl Felix Fuchs Manuel Kreuzer Firmianstraße 10 94032 Passau EDITOR IN CHIEF Maximilian Hasenöhrl maximilian@faber-magazin.de 0151 22305508 PROJECT MANAGER Felix Fuchs felix@faber-magazin.de 0175 3657413 ART DIRECTOR Manuel Kreuzer manuel@faber-magazin.de mkreuzer.de 0851 96699900

CONTRIBUTORS Lukas Becker Peter Butschkow Elias Dupper Sebastian Fürst Johannes Geier Peter Geins Andy Goldberger Rudi Hirz Michael Ilg Niko Jaspert Simona Kehl Doris Kronlacher Consul Mayr Jens Milkowski Lina Müller Josef Piwowarski Christopher Roos Carl Wander Rudi Wimmer PRINTER Bechtle Graphische Betriebe und Verlagsgesellschaft GmbH & Co. KG Esslingen

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