extRankweil September 2018

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Amtliche Mitteilung An einen Haushalt

Ausgabe 129

_ 400 Jahre Markt – Seite 2 _ Sanierung Volksschule und Kindergarten Brederis – Seite 7 _ Ende der Bauarbeiten am Bahnhof – Seite 8 _ Einblick in die Gemeinwesenstelle Mitanand – Seite 12 _ Sternenwirt Helmut Wetzel erzählt – Seite 17

All no luaga, gnüssa, handla, ikofa Rankweil feiert 400 Jahre Markt

rankweil extra

Info-Postentgelt bar bezahlt

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Rankweil im Bild

natuRankweil: An der Fahrradexkursion mit Markus Grabher nahmen knapp 20

Interessierte teil. Ziel der Veranstaltung war, die Natur vor der Haustüre besser kennen zu lernen.

Neuzugezogene: Alle Personen, die im letzten Jahr nach Rankweil gezogen sind, wurden ins Rathaus zu einem Begrüßungsfest eingeladen.

Fest der Kulturen: Rankweil ist Heimat für Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Diese Vielfalt rückte beim 18. Fest der Kulturen am Marktplatz in den Mittelpunkt.

Schoolwalker: Clown Polo gestaltete die Abschlussveranstaltung für 500 Volksschulkinder, welche rund 23.000 Mal zu Fuß in die Schule gegangen sind.

Weltspieltag: Unter dem Motto „Lasst uns draußen spielen!“ wurden im Mai ver-

Aktion Demenz: Am Rankler Wochenmarkt wurde

schiedene Bahnen und Spiele mit Kugeln auf dem Rankweiler Marktplatz aufgebaut.

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über die Krankheit Demenz informiert und kostenloses Informationsmaterial angeboten.

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Lebensqualität für alle 50 Jahre im Zeichen der Musik Auf den Hund gekommen Volksschule und Kindergarten Brederis Fertigstellung Bahnhof Neues auf einen Blick Gemeinwesenstelle Mitanand

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Wirtschaft in Rankweil Neues aus der Wirtschaft

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Geschichte in Rankweil 400 Jahre Markt Zeitzeugeninterview – Helmut Wetzel Rankweil in alten Bildern – Teil 51

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Menschen in Rankweil Wir gratulieren Nachruf Dr. Herbert Keßler

Liebe Rankweilerin, lieber Rankweiler, kürzlich im Zug von Rankweil nach Bregenz: Zwei Jugendliche starrten auf ihre Smartphones, wie Schlangenbeschwörer auf eine Kobra. Einzige Regung war jene des Daumens beim Wischen über den Bildschirm. Ob den beiden wohl bewusst war, dass jemand mit ihnen gerade bares Geld verdient hat? Große Konzerne haben schon lange entdeckt, wie man Nutzerverhalten im Internet gewinnbringend zu Marketingzwecken einsetzen kann. Ein Millionengeschäft. Und eine gefährliche Entwicklung: Denn je mehr Aufmerksamkeit zum obersten Ziel wird, desto größer wird die Diskrepanz zwischen der realen Welt und ihrer Online-Darstellung. Das gilt insbesondere für den Medienkonsum. Wer nicht aufpasst, findet sich rasch in einer Informationsblase wieder, welche nur jene Inhalte wiedergibt, die dem eigenen Weltbild entsprechen.

Impressum

Herausgeber, Eigentümer und Verleger: Marktgemeinde Rankweil Gruppe Wirtschaft & Kommunikation wirtschaft.kommunikation@rankweil.at T 05522 405 1550, F 05522 405 601 Hersteller: Thurnher Druckerei GmbH, Rankweil Titelbild: Illustration des Rankweiler Obstmarktes 1887 von Hans Stemmer Fotos: Karin Böhler, Gemeindearchiv, Dietmar Mathis, Elke Moosbrugger, Nina Sturn, Sammlung Herbert Rauch, Bernd Oswald, Darko Todorovic An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet: Heinz Bechtold, Karin Böhler, Ingold Breuß, Patricia Gohm, Taliye Mandirali, Michael Müller, Norbert Schnetzer, Christoph Volaucnik, Margarete Zink Druck- und Satzfehler vorbehalten

Jemand, der seinem Weltbild stets treu geblieben ist und dennoch bis ins hohe Alter an anderen Sichtweisen interessiert war, ist der kürzlich verstorbene Rankweiler Alt-Bürgermeister und Alt-Landeshauptmann Dr. Herbert Keßler. Er wusste verschiedene Positionen zu vereinen, ohne dabei seine Prinzipien zu verraten. Welche Leistungen ihm Rankweil und das Land Vorarlberg zu verdanken haben, erfahren Sie auf Seite 16. Ein Mensch mit festen Gewohnheiten und Prinzipien ist auch Sternenbräu-Wirt Helmut Wetzel, der auf den folgenden Seiten aus seinem bewegten Leben erzählt. Weitere Themen dieser Ausgabe sind die Sanierung der Volksschule und des Kindergartens in Brederis, das Ende der baldigen Bauarbeiten am Bahnhof Rankweil sowie eine kritische Betrachtung zum Thema Hundehaltung in Rankweil. Apropos kritische Betrachtung: Ich appelliere an Sie als mündige Leserinnen und Leser ergänzend zu digitalen Medien auch weiterhin analoge Inhalte – wie beispielsweise jene im extRankweil – zu konsumieren. So entdecken Sie vielleicht die eine oder andere neue Sichtweise, garantiert ohne Datenklau.

Bürgermeister Ing. Martin Summer martin.summer@rankweil.at T 05522 405 1102

Vorwort | Inhalt 1

Inhalt


Luaga, Gnüssa, handla, ikofa 1618 erhielt Rankweil das Marktrecht

Geschichte in Rankweil

Die Rankweilerinnen und Rankweiler waren immer schon ein zielstrebiges Völkchen. Was man sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, wurde auch erreicht. So verwundert es nicht, dass Rankweil es nach mehreren Anläufen schaffte, einen Markt durchzusetzen. Noch heute – 400 Jahre später – findet wöchentlich ein Markt in Rankweil statt. Dessen Bild hat sich über die Jahrhunderte gewandelt, gleich geblieben ist jedoch die Lust am Handeln, Feilschen und Verkosten. Genauso wie die Stadtmauern gehörte das Marktrecht damals zu den typischen Merkmalen einer Stadt, auch Feldkirchs Wirtschaft lebte von und mit dem Markt. Diesen Markt versuchte man zu verteidigen, die Stadt definierte sich über den einzigen Markt in der ganzen Region als wirtschaftliches Zentrum. Feldkirch, als älteste Stadt und wichtigster Marktort der ganzen Region war natürlich nicht über die Marktgründungswünsche der Rankweiler erfreut, da sie einen Mitbewerber in damals schwierigen Zeiten fürchtete. Die überregionale Marktherrschaft Feldkirchs wurde von verschiedenen Seiten bedroht: Man gründte im Sankt Galler Rheintal einen Wochenmarkt, was das Ausbleiben von Schmalz- und später auch Käselieferungen auf den Feldkircher Markt mit sich brachte. Einige Jahrzehnte später blieben auch Waren der Vaduzer Bauern aus. Die Feldkircher spürten zudem den Zulauf zum Altstättener Wochenmarkt, wohin die Vorderländer ihre Flachsprodukte lieferten. Auch die Gründung des Viehmarktes im kleinen Städtchen Werdenberg wurde als Konkurrenz wahrgenommen. Erste Rankweiler Gründungsversuche Die Stadt Feldkirch konnte die ersten Versuche der Rankweiler zur Abhaltung eines Marktes mit rechtlichen Schritten abblocken. Unterstützt wurde Feldkirch dabei von der Stadt Bludenz, welche einen Markt in

Herbstviehschau Gastra 1957

Viehprämierung 1980


Ebenfalls zittern musste man um den Salzhandel: Den Feldkirchern war klar, dass die Jagdberger Salzhändler den kurzen Weg über die Satteinser Klause und den Schwarzen See nach Rankweil nehmen würden und Käufer aus der Schweiz ihren Salzbedarf im nahen Rankweil leichter decken könnten. Außerdem ging man davon aus, dass das auswärtige Marktvolk seinen Durst nun in Rankweils statt in Feldkirchs Gaststätten stillen würde, was Einbußen bei der Getränkesteuer zur Folge hätte. Dieses Argument war sicher berechtigt, da nach mündlicher Überlieferung die Marktfahrer und Fuhrleute sowohl in Feldkirch als auch in Rankweil in früheren Jahrhunderten die besten Besucher der lokalen Gasthäuser waren.

Fähre zwischen Meiningen und Oberriet

400 Jahre Markt 4. bis 22. Oktober 2018 Do, 4. Oktober, 19.30 Uhr Marktplatz Ausstellung und Vortrag „Rankweil als Marktgemeinde“

Nachdem die Regierung in Innsbruck mit einer Entscheidung für oder gegen die Erlaubnis eines Marktes zögerte, wagten es die Rankweiler, ohne behördliche Bewilligung zwei Märkte zu veranstalten. Diese nicht bewilligten Viehmärkte hatten einen erfreulich guten Zulauf, besonders zum zweiten Termin kamen Käufer aus dem Bregenzerwald, Dornbirn und der benachbarten Schweiz. Doch das vorschnelle Vorgehen der Rankweiler kostete ihnen die Glaubwürdigkeit bei den Behörden. Ihre Ausrede, keinen Viehmarkt, sondern nur einen Zusammentrieb von Vieh zu Tauschzwecken organisiert zu haben, nützte ihnen nichts.

Sa, 13. Oktober, ab 11.00 Uhr Von Wirtshaus zu Wirtshaus Themenschwerpunkte in folgenden Betrieben: Restaurant Marktplatz, Rankweiler Hof, Mesnerstüble, Schwarzer Adler, Gasthof Mohren, Gasthof Sonne, Hörnlingen, Gasthaus Sternbräu, Gasthaus Schäfle, Gasthaus Fröscha

Auch die weiteren Versuche Rankweils zur Viehmarktgründung scheiterten. Erst 1618 war das Gesuch des Gerichts Rankweil-Sulz für die Abhaltung von drei Viehmärkten erfolgreich. 40 bis 60 Stück Vieh sollen damals auf dem Markt verkauft worden sein, auch Tiroler Viehhändler brachten angeblich ihr Vieh nach Rankweil.

Di, 16. Oktober, 19.30 Uhr Rathaus Rankweil Vortrag zur Wirtschaftsgeschichte der Marktgemeinde Rankweil

Positive Auswirkung auf Bahnbau Direkt mit dem Aufschwung des Viehhandels in Verbindung steht der Bahnbau. Rankweil bemühte sich beim Bau der Vorarlbergbahn um eine Positionierung des Bahnhofs in der Nähe des Marktplatzes und musste dafür zwei neue Straßen anzulegen – eine direkte Zufahrtsstraße zum Marktplatz und eine Zufahrtsstraße zur Hauptstraße des Dorfes. Diese zweite Straße sollte vom Bahnmagazin kommende schwere Fuhrwerke davon abhalten, den Markt zu stören. Der Straßenbau kostete die Gemeinde beachtliche 8.000 Gulden, die sonstigen Investitionen für das Bahnprojekt beliefen sich auf 13.000 Gulden. Da der Bahnanschluss für die Bevölkerung und den Markt sehr wichtig war, brachte man die Kosten auf. Damit konnte das Vieh per Bahn schnell zu den Märkten transportiert und abgeholt werden.

Mi, 17. Oktober, 8.00 bis 14.00 Uhr Marktplatz Rankweil Marktfest am Wochenmarkt im Zeichen der Haltbarkeit Mo, 22. Oktober, 8.30 bis 14.00 Uhr Treffpunkt Rathaus Rankweil Exkursion Viehmarkt Dornbirn Mehr zur Geschichte des Rankweiler Markts gibt es im neuen Buch der Reihe Rankweil. Erhältlich ab Oktober 2018 beim Bürgerservice der Marktgemeinde Rankweil.

Geschichte in Rankweil 3

Rankweil ebenso als schädlich für die Wirtschaft und den eigenen Markt einstufte. Man fürchtete außerdem geringere Zolleinnahmen. Die Feldkircher verwiesen auf die Nähe von Rankweil zum Rhein und vermuteten, die Viehhändler, zumeist Italiener, könnten das gekaufte Vieh und andere Marktprodukte in die Schweiz schmuggeln und damit den Zoll umgehen. Im Übrigen würden diese Händler als potentielle Käufer auf dem eigenen Markt fehlen. Eine Bedrohung für die städtischen Märkte war auch der 1694 in Götzis gegründet Garnmarkt, der sich zum bedeutendsten Spezialmarkt in Vorarlberg entwickeln sollte.


50 jahre im Zeichen der Musik

Musikschuldirektor Ingold Breuss im Interview

Lebensqualität für alle 4

Wer am Vereinshaus an der Unteren Bahnhofstraße vorbei kommt, wird oft von Klaviermusik, Gesang oder Geigenklängen begleitet. Quelle dieses bunt gemischten Konzerts ist die Musikschule Rankweil-Vorderland, welche seit 1995 im ersten Stock des Gebäudes sowie an 30 weiteren Unterrichtsorten jährlich rund 1.300 Menschen die Freude an der Musik näher bringt. Musikschuldirektor Ingold Breuß erklärt, wie Musik die schulische und persönliche Entwicklung unterstützen kann. Man sagt, dass Musik die Lernfähigkeit stärkt. Wie geschieht das? Schon nach wenigen Minuten des Musizierens kommt es zu ersten Verbindungen zwischen den Hirnzentren für das Hören und das Bewegen. Nach wenigen Wochen des Musizierens vergrößern sich bestimmte Hirnareale, die am Musizieren beteiligt sind, vor allem die Hörrinde, die Bewegungszentren, aber auch Zentren, die mit dem Gedächtnis in Verbindung stehen. Das weist darauf hin, dass das Musizieren als sehr komplexe Aktivität unsere grauen Zellen stark fordert, was dann eben zu einer Vergrößerung dieser Nervenzellen führt. Heißt das, dass Musiker besser mit Sprache umgehen können? Studien haben gezeigt, dass musizierende Kinder ein besseres Wortgedächtnis haben und bessere Sprachleistungen erbringen – sogar beim Schreiben – als nicht musizierende Kinder. Und soweit man heute weiß, sind musizierende Kinder sehr viel besser in der Erkennung von Sprache bei Hintergrundrauschen. Erwachsene Musiker haben in der Tat eine größere Sprachkompetenz, sie können sich farbenreicher ausdrücken und Sprache besser erkennen. Wie löst Musik Emotionen aus? Das liegt daran, dass Musik wahrscheinlich ein uralter emotionaler Signalgeber ist. In der Musik stecken vermutlich Klänge und Laute drin, die unsere Vorfahren schon lange vor dem Spracherwerb als emotionalen Ausdruck verstanden haben: Seufzen, Lachen, Rufen

Lukas Breuss übt mit Julie Popovic (10) das Geigespielen.

Klavierunterricht: Golram Dorri mit Tobias Grabher (21)

Roland Vonbrüll zeigt Theodor Morscher (8) die ersten Schritte am Keyboard.

und so weiter. Und das wurde dann in der Musik später ausgebaut, es wurde ritualisiert und hat dann zu einer Art von emotionaler Verständigung geführt. Man geht davon aus, dass schon zu Beginn der menschlichen Entwicklungsgeschichte mithilfe von Lauten besser auf das eigene Empfinden aufmerksam gemacht, die Gruppe formiert und motiviert wurde. Das ist vermutlich lange vor dem Spracherwerb geschehen. Später haben unsere Vorfahren dann als paralleles Kommunikationsmedium die Sprache erfunden, aber dieses alte, emotionale Lautsystem beibehalten. Das wurde dann über die Jahrtausende verfeinert, es entstanden die Musikinstrumente und eine reiche Musikkultur. Auch heute noch hat unsere Spra-


Wie früh macht es Sinn, Kindern Musik beizubringen? Die meisten Kinder beginnen im Vorschulalter oder in der Volksschule. Persönlich denke ich jedoch, dass man noch früher ansetzen müsste. Eine Voraussetzung für die Entscheidung, ein Kind in die Musikschule zu schicken, liegt bereits in der musikalischen Sozialisation. Das bedeutet, dass Kinder bereits zu Hause mit Musik in Berührung kommen sollten. Insbesondere das gemeinsame Singen ist die erste Brücke zur Musik. Leider wird in immer weniger Familien gemeinsam musiziert und gesungen. Generell möchte ich an alle Eltern appellieren, zumindest bei den ersten Übungsstunden der Kinder dabei zu bleiben. Das ist wichtig, um die Motivation aufrecht zu erhalten. Was kann die Musikschule dazu beitragen? Wir bemühen uns, frei zugängliche Angebote für Menschen zu entwickeln, die noch nicht mit Musik in Berührung gekommen sind. Dazu gehören der „Tag der offenen Tür“ ebenso wie unsere Vorspielabende sowie die Präsenz bei Konzerten und Projekten, in Schulen und Gemeindemedien. Leider bemerken wir immer wieder, dass vor allem für Familien mit geringen finanziellen Mitteln der erste Schritt zur Musikschule eine große Hürde ist. Neben den von Gemeinde und Land geförderten Musikschultarifen kann bei Bedarf auch der Elternverein unterstützen. Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der eine musikalische Karriere anstrebt? Ich denke, wenn jemand schon früh weiß, dass er oder sie beruflich mit Musik zu tun haben möchte, dann sollte man die Jugendlichen darin bestärken. Allerdings müssen sich Menschen, die Musik unterrichten möchten, auf Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende einstellen. Eher skeptisch bin ich, wenn jemand bereits sehr früh den Anspruch hat, Orchestermusiker oder gar Solist werden zu wollen. Natürlich ist auch das eine Perspektive, aber eine, die viel mehr Durchsetzungsvermögen braucht. Und man sollte sich bewusst sein, dass man sich auf einen sehr umkämpften Arbeitsmarkt begibt.

Musikschuldirektor Ingold Breuss vor einem Kasten mit Leihinstrumenten.

Musikschule auf einen Blick 1.320 Schülerinnen und Schüler 30 Instrumente, Gesang und Tanz 22 Ensembles 34 Lehrende 50 Unterrichtsräume 130 Auftritte pro Jahr 389 Leihinstrumente

Jubiläumskonzert

Samstag, 2. Februar 2019 18.45 Uhr Sektempfang 19.30 Uhr Konzertbeginn Vinomnasaal Rankweil

Kontakt

musikschule@rankweil.at www.rankweil.at/musikschule

Der Konzertsaal in der Musikschule wird für den Unterricht und für regelmäßige Klassenabende genutzt.

Lebensqualität für alle 5

che musikalische Anteile. An der Sprachmelodie kann man beispielsweise erkennen, ob jemand traurig oder fröhlich ist.


Auf den Hund gekommen Warum Vierbeiner polarisieren

Kaum ein anderes Haustier weckt so tiefe Gefühle wie der Hund. Für die einen ist er der treue Freund, ein zuverlässiger Partner. Für die anderen ist er das Ärgernis schlechthin, unappetitlich, laut und gefährlich. Kaum jemand, der in der Hundefrage unparteiisch ist. Die Wahrheit liegt – zumindest in Rankweil – irgendwo in der Mitte.

Lebensqualität für alle 6

Wer gerne am Frutzdamm oder in anderen Naherholungsgebieten Rankweils unterwegs ist, muss stets darauf gefasst sein, auf die Hinterlassenschaft eines Vierbeiners zu treten, oder auf nicht angeleinte und bellende Hunde zu treffen, die vielleicht – entgegen landläufiger Meinung – doch beißen könnten. Dem gegenüber stehen Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer, welche ihre Hunde als gutmütig einschätzen und nicht nachvollziehen können, warum sich manche Menschen fürchten. Ein Spannungsfeld, das durch das beschränkte Platzangebot im öffentlichen Raum weiter verschärft wird. Hunde waren bereits vor Jahrtausenden Begleiter des Menschen. In dieser langen Zeit der Evolution haben sich die Lebensumstände stark verändert, und mit ihnen die Beziehung zwischen Mensch und Tier: vom Nahrungskonkurrenten zum Restevertilger bis hin zum Jagdgefährten und Hofbewacher. Als die Menschen begannen, sich in Gemeinden und Städten zu organisieren, begann das Gerangel um die raren Freiflächen. Die Mehrfachnutzung von öffentlichen Freiräumen scheitert jedoch meist an den drei Faktoren: Lärm, Verschmutzung und die potenzielle Gefährdung durch Hunde. Klare Regeln Den ersten zwei Faktoren versucht Rankweil mit verschiedenen Maßnahmen zu begegnen. So wurde der öffentliche Raum in fünf Hundezonen eingeteilt. Absolute Verbotszonen sind Spielplätze, Friedhöfe, Kirchen, Schwimmbäder und Badeseen. Auf öffentlichen Verkehrswegen, in Gebäuden, Transportmitteln, Gärten, Parkanlagen, auf Veranstaltungen oder in Naturschutzgebieten und Wäldern gilt strikter Leinenzwang, teilweise auch mit Maulkorb. In Hundeführ-Zonen wie gelb-weiß markierten Wander- und Spazierwegen sind Leinen erwünscht. Darauf kann jedoch verzichtet verzichten, wenn die Hunde gut ausgebildet sind. Die Verantwortung und die Haftung liegt stets beim Hundeführer. Auf rot-weiß markierten Wanderwegen haben Hunde freien Auslauf, sofern sie auf Befehle hören. Frei bewegen dürfen Hunde sich im eingezäunten Hundespielplatz in Paspels. Lediglich beim dritten Faktor – der potenziellen Gefährdung durch Hunde – sind der Gemeinde weitgehend die Hände gebunden. Die Halter von Kampfhunden müssen diese der Gemeinde melden und sich per Unterschrift verpflichten, alle relevanten tierschutzrechtlichen Bestimmungen einzuhalten und für sichere Verwahrung des Hundes zu sorgen. Doch wie solche Tiere trainiert und untergebracht werden, liegt alleine in der Verantwortung der Hundebesitzer. Für gewöhnlich verhalten Hunde sich nur dann aggressiv, wenn sie unter schlechten Bedingungen gehalten werden. Doch das dürfte in Rankweil wohl die Ausnahme sein.

In Rankweil sind 464 Hunde gemeldet.

Keine Ausnahme ist hingegen zurückgelassener Kot auf Straßen und Wegen – trotz 16 Robidog-Stationen im Gemeindegebiet. Viele Hundebesitzerinnen und -besitzer sehen es immer noch als Kavaliersdelikt, Hunde ihr Geschäft auf der Straße verrichten zu lassen. Doch Fakt ist: Der Hund ist ein Fleischfresser. Sein Kot ist auf natürliche Art und Weise schlecht abbaubar. Somit übertragen Hunde Krankheiten und sind für Menschen und Nutztiere gefährlich, die mit Vierbeinern in Berührung kommen. Wertvolle Therapiehunde Im Gegensatz dazu sehr gerne in Berührung mit Hunden kommen ältere und kranke Menschen. Für sie sind die Vierbeiner eine Bereicherung im Alltag und verbessern die Lebensqualität. Sie fördern die Aktivität, schenken Lebensmut und unterstützen ihre Besitzer durch die enge Mensch-Tier-Beziehung. Auch der Einsatz von Hunden in der tiergestützten Pädagogik oder als Assistenzhund ist in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.


Volksschule und Kindergarten Brederis Nutzung der neuen Räume ab Schulbeginn

Volksschule Brederis In den Sommerferien wurde der Turnsaal der Volksschule Brederis mit verbesserter Akustik, besserem Prallschutz, neuer Beleuchtung sowie modernen Garderoben, Umkleide- und Nassräumen ausgestattet. Die Generalsanierung des mehrere Jahrzehnte alten Turnsaalgebäudes war notwendig, da vergangenes Jahr im Zuge eines Wasserschadens festgestellt wurde, dass

der gesamte Unterbau von Feuchtigkeit betroffen ist. Die Kosten für die Generalsanierung belaufen sich nach vorläufigen Schätzungen auf rund 700.000 Euro, einen Teil davon übernimmt das Land Vorarlberg als Investitionsförderung.

Kindergarten Brederis Ebenfalls in den Sommerferien begonnen haben die Arbeiten für die Modernisierung des Kindergartens in Rankweil Brederis. Die Verlegung des bisherigen Eingangs und den Einbau eines Lifts werden voraussichtlich ab Ende Oktober den barrierefreien Zugang zum Kindergarten sowie dem Bresner Saal und dem Bewegungsraum des Kindergartens im Untergeschoss des Gebäudes ermöglichen. Investiert wurde zudem in die Küche, in teilweise neue WC-Anlagen, in einen Essbereich sowie in die Modernisierung der Garderoben. Ausschlaggebend für die Entscheidung zu dieser Investition waren die räumlichen Anforderungen für den geplanten Ganztageskindergarten, welcher ab dem kommenden Kindergartenjahr seinen Betrieb aufnehmen wird. Die Gesamtkosten für die Modernisierung des Kindergartens liegen bei rund 600.000 Euro. Etwa 20 Prozent davon werden durch Förderungen gedeckt, für den Rest kommt die Marktgemeinde Rankweil auf.

Lebensqualität für alle 7

Die Bauarbeiten für die Generalsanierung des knapp 40 Jahre alten Turnsaals der Volksschule Brederis sowie für die Modernisierung des Kindergartens in Brederis werden voraussichtlich bis Ende Oktober fertiggestellt sein. Der tägliche Turnunterricht kann ab Schulbeginn wie geplant stattfinden.


Endspurt für neuen Bahnhof ÖBB beenden Bauarbeiten

Seit 2015 berichtete das extRankweil regelmäßig über die Baufortschritte beim neuen Bahnhof Rankweil. Im September werden die Österreichischen Bundesbahnen ihre Bauarbeiten abschließen. Die Eröffnung durch die Marktgemeinde wird erst erfolgen, wenn der Bahnhofsvorplatz fertig gestaltet ist. Hier ein Vorher-Nachher-Vergleich in Bildern.

Lebensqualität für alle 8 Unterführung vorher

Unterführung nachher

Bahnsteig vorher

Bahnsteig nachher

Bahnhofsgebäude vorher

Bahnhofsgebäude nachher

Trafik vorher

Trafik nachher


Neues aus der Wirtschaft

Design Award Die Rankweiler Grafikdesignerin Nina Sturn wurde beim European Design Award in Oslo ausgezeichnet. Sie überzeugte mit dem Design von Etiketten für das Weingut Nachbaur in Röthis. Der Award zählt zu den bedeutendsten Auszeichnungen für Kommunikationsdesign in Europa. Designer aus 24 Ländern haben ihre Werke eingereicht.

Restaurant Hörnlingen Der Rankweiler Jungkoch Dominic Mayer wird ab Mitte Oktober im Gasthaus Hörnlingen ein neues Gastrokonzept anbieten. Unterstützt vom erfahrenen Feldkircher Gastronomen Reinhard Rauch wird er ausschließlich regionale und biologische Gerichte anbieten. Für seine Küche kauft er stets ganze Tiere und verarbeitet vor Ort sämtliche Teile davon. Der Gast kann sich auf die Empfehlung des Hauses verlassen, auf eine Speisekarte verzichtet der GastroNewcomer.

Sisters Beauty Salon Sevcan Kilic & Nurcan Genc haben im Geschäftslokal im Hörnlingen an der Bahnhofstraße 25 einen Friseursalon eröffnet. Die beiden Schwestern bringen große Erfahrung aus der Beautybranche mit und sind Spezialistinnen für Haarschnitte, Farben, Pflege, Make-Up sowie Hochsteckfrisuren.

Weltladen und Breanderei Vor einem Jahr haben sich „Breanderei“ und „Weltladen“ zusammengetan und ein gemeinsames Geschäft eröffnet. Der „Weltladen“ steht für Kunsthandwerk, Textilien und Lebensmittel aus fairem Handel, die „Breanderei“ der Aqua Mühle bietet regionales Gemüse, Obst, eingemachte Bio-Produkte sowie frische und gesunde Jausen an. Vier Mitarbeitende finden dort außerdem Arbeitsund Trainingsmöglichkeiten in Gastronomie und Einzelhandel.

Wirtschaft in Rankweil 9

Neue Unternehmen, besondere leistungen


Rankweil in Bewegung Neues auf einen Blick

Lebensqualität für alle 10

Investition in Hochwasserschutz Der Wasserverband „Frutzkonkurrenz“ – an welchem Rankweil wesentlich beteiligt ist – wird den Ratzbach in Weiler auf einer Länge von rund 400 Metern erweitern, um den Hochwasserschutz zu verbessern. Die Baukosten für den Hochwasserschutz – inklusive dem 50-Prozent-Anteil am Neubau der Ratzbachbrücke – betragen 1,9 Millionen Euro. Rund 80 Prozent davon finanzieren Bund und Land, knapp 20 Prozent übernimmt der Wasserverband „Frutzkonkurrenz“. Im Wasserverband zusammengeschlossen sind die Gemeinden Rankweil, Meiningen, Koblach, Weiler, Klaus, Sulz, Röthis und Zwischenwasser. Die Arbeiten werden voraussichtlich zwischen Oktober 2018 und Dezember 2019 stattfinden. Zu einer Überschwemmung des Ratzbachs kam es zuletzt im August 2005. Damals wurde das angrenzende Betriebsgebiet mit rund 18.000 Kubikmeter Wasser überflutet.

Servicestation für Gehhilfen im Haus Klosterreben Im Garten des Sozialzentrums Haus Klosterreben wurde eine Wasch- und Servicestation für Rollstühle und Rollatoren installiert. Damit sollen Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der rund 60 Bewohnerinnen und Bewohner gefördert werden. Die Servicestation umfasst einen Wasseranschluss mit Waschbürste, eine Luftpumpe sowie Werkzeug für kleine Reparaturen. Das Angebot richtet sich vor allem an Bastler und Tüftler, welche dadurch sinnstiftende Unabhängigkeit sowie Alltagsnormalität erfahren. Organisiert ist das Haus Klosterreben in fünf Wohnungen mit je zehn bis dreizehn Bewohnerinnen und Bewohnern.

Elektroauto für Bauhof Rankweil

Ab sofort sind die Mitarbeiter des Bauhofs Rankweil mit einem neuen Elektroauto unterwegs. Damit leeren sie täglich die rund 250 öffentlichen Abfalleimer sowie die großen Abfalltonnen an den Paspels Seen. Aufgrund der Größe und Wendigkeit des Fahrzeugs lassen sich auch Rad- und Gehwege befahren und der Elektroantrieb ist ideal für die häufigen Stopps beim Leeren der Abfalleimer. Ergänzt wird das Auto von einem Anhänger, welcher die Abfalltrennung direkt beim Einsammeln möglich macht. Bisher mussten die Bauhofmitarbeiter den Abfall händisch im Bauhof trennen. Derzeit sind in Rankweil ein Erdgas-Auto sowie zwei elektrische Autos für die Lieferung von „Essen auf Rädern“ und mehrere E-Bikes im Einsatz.


Mammutbaum gesichert

Schwere, sichelartige Äste des über 100 Jahre alten und 38 Meter hohen Mammutbaums beim Sigmund-Nachbaur-Denkmal mussten gekürzt und gesichert werden. Bei ungünstigen Windverhältnissen könnten die Äste eine zu große Angriffsfläche bieten und herabfallen. Um dies zu verhindern, hat der Baumsachverständige Christoph Ölz zahlreiche Äste eingekürzt und an den Hauptstamm angebunden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 5.000 Euro, getragen werden sie von der Marktgemeinde Rankweil. Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Berg-Mammutbaum wurde um 1910 gepflanzt und weist einen Stammumfang in Brusthöhe von fünf Metern auf.

6.500 Quadratmeter neue Blühfläche

Drei Rankweiler Landwirte haben im Rahmen des Vernetzungsprojekts „Weitried“ auf ihren Grundstücken Blühflächen im Ausmaß von insgesamt rund 6.500 Quadratmeter Fläche angelegt. Ausgesät wurde eine spezielle Blühflächenmischung, welche unter anderem Ringelblumen, Kornblumen, Klatschmohn, Margeriten, Phazelia und viele weitere Blumen-, Klee- und Kräuterarten beinhaltet. Abgesehen vom schönen Anblick sind die Pflanzen wichtige Nahrungsquellen für Insekten, Bienen und Vögel im Weitried. Eine der schönsten Blühflächen befindet sich im südlichen Bereich des Unteren Petzlernwegs.

Lebensqualiltät für alle 11

Sanierung Kanalsystem Die Marktgemeinde investiert heuer rund 470.000 Euro in die Sanierung des Kanalsystems – für einen neuen Bauabschnitt am Oberen Paspelsweg sind zusätzlich über 500.000 Euro budgetiert. Die Arbeiten haben bereits begonnen und werden bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Das Rankweiler Kanalnetz umfasst rund 65 Kilometer – um dieses dauerhaft zu erhalten, müssen durchschnittlich rund 1,3 Kilometer jährlich saniert werden. Begonnen hat der Ausbau der Rankweiler Kanalisation in den 70er-Jahren, seit 2010 wird das Netz regelmäßig gewartet.


Gemeinwesenstelle Mitanand Einzigartiges Konzept in Vorarlberg

Lebensqualität für alle 12

Was hält eine Gesellschaft zusammen? Wie tragfähig ist das soziale Netz einer Gemeinde? Und wo finden Menschen Unterstützung, wenn das Leben seine Zähne zeigt? Im Rankweiler Fuchshaus gibt es ein Büro, das Fragen, Sorgen, Ängste und Bedürfnisse der Bevölkerung ernst nimmt, realistische Lösungen bespricht und als Drehscheibe zu Vorarlberger Sozialdiensten dient. So alt wie die Holzwände des Fuchshauses sind die Themen, welche in der Gemeinwesenstelle im zweiten Stock des Gebäudes täglich besprochen werden. Es geht um Armut, Wohnungsnot, Ausbildung oder zwischenmenschliche Konflikte. Und die Zahl der Anfragen steigt. Waren es 2015 noch rund 1.500 Kontakte, sind es inzwischen über 2.500 Menschen, die pro Jahr Rat suchen. „Die meisten Anfragen haben direkt oder indirekt mit Armut zu tun. Besonders gefährdet sind alleinerziehende Elternteile, aber auch Familien mit nur einem Einkommen tun sich oft schwer“, erklärt Michael Müller, Leiter der Gemeinwesenstelle. Als Gründe für die steigende Armutsgefährdung sieht er einerseits die steigenden Wohnungskosten, andererseits den Trend zur Leiharbeit mit unsicheren Zukunftsperspektiven. „Wenn die Hälfte des Einkommens für den Wohnraum aufgewendet werden muss, darf keine Krankheit, Trennung oder ein anderer Schicksalsschlag dazwischen kommen. Bricht eine Säule weg, beginnt oft ein Teufelskreis.“ Persönlicher Einsatz Viele der von der Gemeinwesenstelle betreuten Menschen werden vom Bürgerservice der Marktgemeinde Rankweil, über die Delogierungsprävention des IFS oder über Ärzte und Sozialdienste vermittelt. Laut Schätzung von Leiter Michael Müller melden sich 80 bis 90 Prozent der Menschen aus eigenem Antrieb. Erst wenn Termine mehrfach ohne Begründung abgesagt werden, gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinwesenstelle nachschauen. „Das zeichnet uns als soziale Anlaufstelle aus. Wir radeln bei Bedarf auch mal bei der Wohnung vorbei.“ Generationenkonflikte Im zwischenmenschlichen Bereich gibt es entgegen der landläufigen Meinung kaum Konflikte aufgrund kultureller Herkunft oder religiöser Einstellung, sie haben meist mit unterschiedlichen Bedürfnissen der Generationen zu tun. Besonders in großen Siedlungen ist das zu beobachten: Viele Kinder, wenig Raum, viele Schichtarbeitende und Pensionisten – hier wird

Michael Müller, Leiter der Gemeinwesenstelle Mitanand

vor allem der Lärm zum Streitpunkt. Daher ist einer der Schwerpunkte der Gemeinwesenstelle Mitanand die Siedlungsarbeit, welche mit den Bewohnern Lösungen für ein friedliches Zusammenleben erarbeitet. „Alle Menschen in Rankweil – unabhängig von ihrer Herkunft – sollten eine faire Chance auf soziale Beteiligung erhalten. Denn es wird uns künftig alle gemeinsam brauchen – schon alleine um den demografischen Entwicklungen zu begegnen“, so Müller. Siedlungsarbeit soll Menschen zusammenbringen und sie motivieren, Verantwortung für das eigene Umfeld zu übernehmen. Steigende Bürokratie Der erste Schritt, um zur Gemeinwesenstelle zu kommen, sei für viele mit Scham besetzt. Aber nach dem ersten Gespräch überwiege meist das erleichternde Gefühl, nicht alleine da zu stehen. „Oft erhalten Menschen in schwierigen Lebenssituationen von ihrem Umfeld wenig Verständnis. Von der Gesellschaft sowieso, aber auch von der Familie. Doch man darf nicht vergessen, dass dahinter menschliche Schicksale stehen, die jeden treffen können.“ Dazu komme laut Müller noch ein steigender bürokratischer Aufwand und ein starker Rückgang der finanziellen Mittel. „Musste man früher ein einziges Formular für den Mindestsicherungsauftrag ausfüllen,


Teambesprechung

hängen heute mehrere Anträge damit zusammen. Viele sind damit schlichtweg überfordert.“ Oft würden Menschen gar nicht wissen, welche Leistungen ihnen zustehen. Besonders verheerend sei es, wenn per Post zugestellte Rechnungen nicht mehr aufgemacht werden. „Ist der rechtliche Weg erst einmal beschritten, kommen rasch Anwaltskosten in vierstelliger Höhe hinzu. Für viele sind schon Schulden von 2.000 Euro ein Problem, das sie viele Jahre lang begleitet.“ Altersarmut Armut im Alter ist immer noch vorwiegend weiblich. Müller und sein Team raten daher Müttern möglichst rasch nach der Babypause wieder eine Arbeit aufzunehmen. Einfach sei diese Überzeugungsarbeit jedoch nicht: „Wenn Mütter vor dem beruflichen Wiedereinstieg stehen, rechnen sie oft kurzfristig. Wir hören dann, dass die Kinderbetreuungskosten das Einkommen übersteigen. Warum sollte man also das Kind fremdbetreuen lassen? Unsere Aufgabe ist dann aufzuzeigen, wie sich Teilzeitarbeit langfristig negativ auf das Lebenseinkommen auswirkt.“ Wertvolle Lebenserfahrung Die Gemeinwesenstelle versteht sich als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Es gibt eine genaue Aufgabenverteilung. Alle, die um Unterstützung ansuchen, müssen mitarbeiten. Aber es ist bei weitem nicht so, dass nur die Klienten dazulernen. Auch die Mitarbeitenden wachsen mit den Erfahrungen. Beispielsweise berichtet Taliye Mandirali, Mitarbeiterin in der Gemeinwesenstelle, von dem für sie wertvollen wöchentlichen Seniorenmittagstisch: „Wenn die Menschen von sich erzählen, spürt man ihre Kraft, ihre Lebenserfahrung. Eine Besucherin sei beispielsweise weit über 90 Jahre alt gewesen und habe sich immer noch die Haare gefärbt. Immer wieder habe sie gesagt, dass sie für graue Haare noch nicht bereit

Einzigartig in Vorarlberg In Vorarlberg ist die intensive Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und IFS einzigartig. Eine ähnliche Konstellation gibt es nur noch im Kleinwalsertal. In allen anderen Regionen wird die Arbeit der Gemeinwesenstelle von den Sozialsprengeln abgedeckt. Entstanden ist die Gemeinwesenstelle Mitanand aus einem Verein, welcher 1992 auf Initiative des Sozialausschusses gegündet wurde. Seit 2004 ist das IFS für die professionelle Abwicklung der Angebote zuständig. Derzeit sind in der Gemeinwesenstelle drei Personen in Teil- und Vollzeit beschäftigt, unterstützt von rund 60 ehrenamtlichen Helfern. Die Finanzierung teilen sich der Sozialfonds der Vorarlberger Landesregierung und die Marktgemeinde Rankweil auf.

Gemeinwesenstelle Mitanand Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche, Familien, Migranteninnen und Migranten, Mütter und Frauen, Männer und Väter sowie Seniorinnen und Senioren. Die Aufgaben umfassen soziale Beratung und Unterstützung, Betreuung und Hausbesuche, Informationen über Hilfsangebote, Vermittlung von Dienstleistungen, den Babysittervermittlungsdienst, den Rankler Senioren-Mittagstreff, den Alt. Jung.Sein-Kurs, Integrationsangebote und Sprachkurse, Spiel- und Nachbarschaftsfeste, das Pfefferoni – Clubbing für Menschen mit Behinderungen, Aktivitäten für pflegende Angehörige, Veranstaltungen in Wohnsiedlungen, Siedlungsarbeit, Projekte mit Kindergärten und Schulen, Bildungsangebote für Mütter und Väter, das Case Management Rankweil – Meiningen – Übersaxen sowie Flüchtlingsarbeit.

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T +43 5 1755 547 michael.mueller@ifs.at www.ifs.at

Lebensqualität für alle 13

sei. Diese unbeirrte Lebenseinstellung zu übernehmen ist für Taliye zum persönlichen Ziel geworden. „Ich habe mir vorgenommen, unabhängig vom Alter ebenso so mutig in die Zukunft zu schauen wie sie.“


Wir gratulieren Geburtstage im September 2018

Menschen in Rankweil 14

Tag Alter 1 Frau Hildegard Günther, Kolbengasse 1/1 90 5 Herr Werner Johann Schneidtinger, Landvogtweg 1/2 82 5 Frau Helene Luise Ammann, Dr.-Summer-Straße 8 78 6 Herr Dr. Johann Jörg Hautz, Bahnhofstraße 19/2 82 6 Frau Edith Fischer, In der Schaufel 26 79 6 Frau Gertrud Cujes, Häusleweg 6 78 6 Herr Arthur Adalbert Loretz, Montfortstraße 16/13 78 6 Herr Werner Sonderegger, Austraße 1/3 78 7 Herr Fritz Hubert Gantner, Stiegstraße 6a/1 81 7 Frau Anneliese Windisch, Kemtergasse 5 81 7 Frau Martha Dipold, Schweizer Straße 34a/4 80 8 Herr Josef Simma, Burgisweg 3 84 8 Frau Josefa Nachbaur, Übersaxner Straße 3/3 82 8 Herr Herbert Josef Helmut Pertl, In der Schaufel 82/22 78 10 Herr Lothar Fritz Rothmund, Kapellenweg 8 78 12 Frau Maria Anna Stadelmann, Karolingerstraße 6 82 13 Frau Margarete Lampert, Klosterreben 4/1 101 14 Herr Walter Hermann Knecht, Köhlerstraße 9/2 79 14 Frau Margaretha Gantner, Stiegstraße 6a/1 78 14 Herr Horst Schroller, Im Martinsfeld 1/1 78 14 Herr Albert Mathias Baumberger, In der Schaufel 82/25 77 17 Frau Hilda Maria Schennach, Holderweg 14/2 91 17 Herr Albert Jussel, Stiegstraße 40c/9 77 18 Herr Rudolf Collini, Südtirolerstraße 6/37 75 19 Frau Marlis Peham, Alemannenstraße 38 77 21 Herr Ernst Hofmann, Walgaustraße 7/2 79 21 Frau Erika Theresia Scharf, Hans-Beck-Weg 6 78 21 Herr Ernst Müller, Michael-Beer-Straße 11 75 22 Frau Anna Schlosser, Hadeldorfstraße 4b/3 91 22 Herr Bertram Gebhard Frick, Eichenweg 5 78 24 Herr Ing.Hubert Eugen Riedmann, Südtirolerstraße 16 78 27 Herr Anton Josef Marte, Negrellistraße 16 87 27 Herr Alfred Fischer, In der Schaufel 26 85 27 Frau Margarethe Stattmann, Klosterreben 4/2 76 28 Frau Irmgard Dobler, Birkiswies 5/2 94 29 Herr Edelbert Alois Matt, Burgisweg 1/5 76

Geburtstage im Oktober 2018

Tag 1 Frau Isabella Schnetzer, Schöffenstraße 2 3 Frau Gisela Irma Windisch, In der Schaufel 20 3 Herr Josef Xaver Müller, Im Gässele 1 3 Herr Kurt Struggl, Birkiswies 1/3 4 Herr Hermann Barbisch, Siedlergasse 17 5 Herr Walter Klösch, Treietstraße 13/16 6 Herr Franz Steiner, Churer Straße 42/5 10 Frau Herta Simma, Landammanngasse 9/1

Alter 76 83 76 75 75 76 77 89

Herta Muxel, Montfortstraße 72, feierte am 10.6.2018 den 90. Geburtstag.

Maria Erna und Kurt Rudolf Schmitzer, Glöckler 1, feierten am 24.05.2018 die Diamantene Hochzeit.

Gerda und Erwin Paul Walch, Merowingerstraße 14, feierten am 14.06.2018 die Goldene Hochzeit.


Herr Johann Jakob Jenny, Zehentstraße 33/1 Frau Maria Elisabeth Galetti, In der Schaufel 17 Herr Franz Schöch, Stiegstraße 14/3 Herr Ernst Josef Bischof, Schweizer Straße 91/1 Frau Maria Summer, Negrellistraße 24/1 Herr Bela Ferko, Fritz-Tölsch-Weg 4/4 Frau Lydia Seidner, Südtirolerstraße 6/36 Frau Zlata Vadlja, Bifangstraße 42/17 Frau Margaretha Maria Dobler, Baldebrechtgasse 13/2 Frau Hirlanda Hudelist, Frutzolen 18/15 Herr Josef Anton Bechtold, Müsinenstraße 9/1 Frau Maria Wiesinger, Wollgrasweg 4/1 Herr Martin Kovacic, Treietstraße 15 Herr Michael Dutczak, Langgasse 36a Herr Reinold Scheidbach, Baldebrechtgasse 14 Frau Elisabeth Absenger, Klosterreben 4/4 Herr Stefan Bratec, Bifangstraße 40/11 Frau Helga Lieselotte Helene Frenz, Stiegstraße 32/7 Herr Erich Alfred Längle, Hörnlingerstraße 13 Herr Karl Oswald, Stiegstraße 55/1 Frau Gerda Theresia Leyfert, Birkiswies 5/6

Geburtstage im November 2018

Tag 3 Frau Ida Dietrich, Holzplatz 1/1 4 Frau Franziska Fritsche, Holzplatz 1/2 4 Herr Manfred Neyer, Vorderlandstraße 9 5 Frau Sonja Widmer, Klosterreben 4/5 6 Frau Domenica Schickmayr, Frutzolen 17/4 8 Herr Alfred Barvinek, In der Schaufel 82a/16 9 Herr Johann Ferdinand Maier, Schweizer Straße 2/1 9 Frau Helga Klothilda Eß, Klosterreben 4/5 11 Frau Herta Theresia Lins, Klosterreben 4/3 11 Frau Waltraud Zäzilia Ludescher, Montfortstraße 26/1 11 Frau Marianne Möseneder, Bifangstraße 44/17 12 Frau Stefania Maria Gächter, Klosterreben 4/5 12 Frau Brunhilde Renate Macierzynski, Frutzolen 2 12 Herr August Alfred Entner, Stiegstraße 24 15 Herr Johann Böhm, Montfortstraße 44 15 Frau Elisabeth Daniel, Bifangstraße 37/25 17 Frau Eva Wucherer, Schweizer Straße 92/2 18 Frau Erika Helene Zangerl, Wüstenrotgasse 7 19 Frau Maria Blauensteiner, Klosterreben 4/3 21 Herr Mico Balac, Schweizer Straße 117/31 22 Herr Robert Grünwald, Frutzolen 17/2 23 Herr Ing. Karl Ferdinand Leithner, Gotenweg 3 24 Frau Erna Gstrein, Frutzolen 13/10 26 Herr Ferdinand Johann Längle, Seidengarten 35 26 Herr Roderich Josef Plaikner, Gerbergasse 3/3 27 Herr Erich Alois Burtscher, Merowingerstraße 23/2 27 Herr Salvatore Virgilio Saba, Merowingerstraße 2 28 Frau Christine Marte, Schleipfweg 29 30 Herr Franz Karl Rejhons, Dr.-Summer-Straße 1/2 Veröffentlichung nur mit Einverständnis der Jubilare

84 83 82 75 77 76 81 76 81 92 77 90 77 77 75 81 75 81 76 85 83

Alter 97 79 79 80 84 85 85 81 96 79 77 92 79 77 87 79 84 76 82 76 91 79 89 75 75 87 82 77 84

Die zwei Eichen Es war einmal ein junges Liebespaar, das im Garten zwei Eichen im Abstand von sieben Metern pflanzte. „Das ist doch viel zu weit weg“, hieß es und jeder im Ort lachte sie aus. Nur ein weiser alter Gärtner nickte und sagte lächelnd: „Genau diese Entfernung lässt den Bäumen Raum, um sich gut zu entwickeln. Jeder bleibt für sich eigenständig und keiner nimmt dem anderen die Sonne und die Luft zum Atmen. Auch die Wurzeln behindern einander nicht. Dennoch werden die Bäume eine Gemeinschaft bilden, denn wenn der Wind über sie hinwegweht, dann können sich ihre Äste sanft berühren.“ Heute noch – fünfzig Jahre später – greifen unter den Baumkronen jeden Abend die Hände des betagten Paares ineinander, während sich in luftiger Höhe die Äste raschelnd begegnen.

Wilhelmine und Josef Beiser, Gotenweg 2, feierten am 5.7.2018 die Goldene Hochzeit

Menschen in Rankweil 15

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Herbert Kessler 1925 bis 2018

Menschen in Rankweil 16

Dr. Herbert Keßler war nicht nur ein Wegbereiter der Vorarlberger Landespolitik, sondern auch eine Persönlichkeit, welche bei der Entwicklung Rankweils eine große Rolle gespielt hat. Seine Arbeit war stets geprägt von Konsens und Zusammenarbeit über die parteipolitischen Grenzen hinweg. Bürgermeister von 1957 bis 1964 Unter seiner Leitung wurde es möglich, den ersten kommunalen Flächenwidmungsplan in Vorarlberg vorzubereiten und zu beschließen. Er schuf den sinnvollen Ausgleich zwischen der Gemeinde als industrie- und gewerbeintensives Gebiet und der Landwirtschaft als notwendige Existenzgrundlage in der Zukunft. Und auch die Planung und der Bau des Vinomnasaals – einer der ersten Kultursäle nach dem Zweiten Weltkrieg in Vorarlberg – fand während seiner Amtszeit statt. Eine weitere wichtige Aufgabe Keßlers war der Bau der neuen modernen Hauptschule, welche später erweitert und in eine allgemeine Hauptschule und eine Sporthauptschule geteilt wurde. Im Ortsteil Brederis entstand eine neue Kirche und beim Gemeindefriedhof Rankweil wurde eine Friedhofskapelle gebaut. Zudem konnte das Gemeindestraßennetz ausgebaut und verbessert werden. Ebenfalls während seiner Amtszeit in Rankweil wurde eine beachtliche Zahl an Eigentums- und Mietwohnungen in Zusammenarbeit mit der Vorarlberger gemeinnützigen Wohnungsbauund Siedlungsgesellschaft errichtet. Und unterstützt durch den bäuerlichen Siedlungsfonds wurden mehrere landwirtschaftliche Höfe im Weitried errichtet. Herbert Keßler selbst empfand seine Bürgermeisterfunktion als „großartige Schule der Erfahrung“. Er bezeichnete die „Rankweiler Jahre“ als „überaus wichtig und wertvoll für die landespolitische Arbeit“. Überaus wichtig und wertvoll war im Gegenzug sein Werken und Wirken für die Entwicklung Rankweils. 1991 wurde er für sein wegweisendes Engagement und seinen Einsatz zum Ehrenbürger ernannt. Landeshauptmann von 1964 bis 1987 Meilensteine der Keßler-Ära als Landeshauptmann waren unter anderem das Festspielhaus Bregenz, das Bildungszentrum Schloss Hofen in Lochau, die Landesbibliothek in Bregenz oder das Landeskonservatorium in Feldkirch. Das Landhaus in Bregenz sowie das Landeskrankenhaus Feldkirch wurden neu gebaut, die Rheintalautobahn und der Arlbergtunnel verbesserten die Verkehrsstruktur. In der Gesundheitspolitik hatte Keßler der Vorsorgemedizin einen deutlich höheren Stellenwert eingeräumt und den Gewässerschutz sowie die Luftreinhaltung zur Chefsache erklärt. Besonders wichtig war Herbert Keßler die umfassende Stärkung der Familie als Keimzelle der Gesellschaft .

Zur Person Herbert Keßler wurde am 2. Februar 1925 in Gais/Bludesch als Sohn des späteren Rankweiler Gemeindearztes geboren. Er besuchte das legendäre Jesuitengymnasium „Stella Matutina“ in Feldkirch, wurde 1943 zu den Gebirgsjägern eingezogen, studierte nach dem Krieg in Innsbruck Jus und begann nach der Promotion 1949 seine berufliche Laufbahn in der Finanz- und Sozialabteilung der Vorarlberger Landesregierung. 1954 kam Keßler in den Landtag, 1957 wurde er Bürgermeister von Rankweil. Als Nachfolger von Ulrich Ilg wurde er im Herbst 1964 mit 39 Jahren zum Landeshauptmann gewählt. Herbert Keßler war mit Inge, geborene Beck, verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder.


Geschichten, die das Leben Schreibt Helmut Wetzel, 78 Jahre

Geschichte in Rankweil 17

Der “Sternawirt” Helmut Wetzel ist bekannt als ein Mensch mit festen Gewohnheiten und Prinzipien. Geboren wurde er am 1. August 1940 in eine ursprünglich schwäbische Wirts- und Bierbrauerfamilie. Vermutlich schon Ende 17. Jahrhundert zogen seine Vorväter als Bierbrauer auf Wanderschaft durch die Lande. Der Urgroßvater stammte aus Saulgau in Baden-Württemberg, der Großvater ist in Wien geboren, seine Geschwister in Budapest und in Senftenberg, Nordböhmen. Später zog die Familie dann wieder zurück nach Wien. Der Großvater ging weiter als Bierbrauer auf Wanderschaft und kam irgendwann über Umwege nach Dornbirn, war in der Mohrenbrauerei in Dornbirn von 1882 bis 1898 Braumeister, kurz noch in der Brauerei Forst in Meran und ließ sich dann 1899 in Rankweil nieder. Seither führen die Wetzels den Gasthof Sternbräu: Helmut in der dritten, sein Sohn in der vierten und die Enkelkinder in der fünften Generation. Helmut Wetzel ist der Jüngste von fünf Geschwistern, drei Buben und zwei Mädchen. Mit fünfzehn Jahren machte er eine Lehre als „Hotelund Gaststättengehilfe“ und ging danach einige Winter auf Saisonarbeit, um für kurze Zeit der Enge „zwischen den Büheln“ von Rankweil zu entkommen. Auch in St. Anton am Arlberg habe er gearbeitet und die „Oberen Zehntausend“ bedient. Man habe ja nicht gewusst, wen man da bedient, er habe keinen Fernseher gehabt und auch nicht Zeitung gelesen. „So wie beim Sternen habe ich nie einen Unterschied gemacht, ob das ein Doktor ist oder ein Hofrat oder ein Hilfsarbeiter. Beide zahlen

Sternenwirt Helmut Wetzel

gleich viel und wer sich nicht aufführen kann, bleibt draußen.“ Im Jahr 1960 ging er ein paar Monate nach England, 1962 nach Amerika wieder nur für ein paar Monate, denn dann wurde er als Greencard-Besitzer zur Musterung für das amerikanische Militär einberufen. Um dem zu entgehen, kehrte er fluchtartig nach Österreich zurück.

Der Gasthof Sternbräu, Sternen genannt, auf einer alten Ansicht mit der Rankweiler Basilika im Hintergrund.

Tourismus In den 1950er und 1960er Jahren kamen vor allem Holländer, Deutsche und Franzosen, aber auch relativ viele Engländer. Früher mussten alle mit dem Zug oder Bus reisen, auch von England kamen die Gäste mit dem Bus. Kleinunternehmer wie der „Barbisch Omnibus“ haben dann Tagesausflüge organisiert: Nach Zürich, Lugano, Luzern, München oder Innsbruck. „Wir hatten bis zu 40 Betten und Zimmer mit Fließwasser.


Geschichte in Rankweil 18

Das war damals schon ein Luxus.“ Doch der Tourismus spielte sich ausschließlich im Sommer ab. Dann, wenn der Gastgarten voller Menschen war und straßenseitig der Verkehr rauschte. „Der Lärm störte die Übernachtungsgäste. Da hat sich das mit der Zimmervermietung rasch von selbst erledigt.“ Zweiter Weltkrieg „Als Kind habe ich die Bombardierung von Friedrichshafen miterlebt. Wir waren im zweiten Stock unseres Hauses in Rankweil, der Himmel war brandrot – obwohl Friedrichshafen rund 90 Kilometer entfernt liegt. Man hat die Druckwellen körperlich gespürt, in den Fenstern haben die Scheiben geklimpert und man hat die Bomben gehört. Und jetzt muss man sich vorstellen, man ist mitten drinnen in diesem Bombenhagel. Das muss furchtbar sein. Mir wurde berichtet, dass Kinder, welche das miterleben mussten, noch als Erwachsene mindestens alle 14 Tage schweißgebadet aufwachen, schreiend, über 50 Jahre danach. Um diese Traumas hat sich niemand gekümmert.“ Helmut Wetzel war damals ein Kleinkind, aber an diese Nacht im April 1944 kann er sich deutlich erinnern. Während und nach dem Krieg gab es keine Zutaten mehr, um Bier zu brauen. Er habe noch Schriftstücke von der Stadlauer Malzfabrik, in welchen steht, dass man nicht mehr liefern könne, weil die russische Armee alles beschlagnahmt habe. Das erste Bier wurde erst wieder Ende 1947 gemacht. „Malz gab es immer noch zu wenig, daher wurden Runkeln und Zuckerrüben reingeschnit-

ten, um das Bier stärker zu machen und ein bisschen mehr Alkohol zu bekommen. Heute würde dieses Gebräu niemand mehr trinken.“ Auch in Rankweil wurde beschlagnahmt: „Aber nicht von den Franzosen sondern noch davor, vom heimischen Regime. Wir brauchen die Kohle dort und dort, oder, kriegst dann einmal was dafür, gekriegt hast du heute noch nichts. So wie uns der PKW verschwunden, halt eingezogen worden ist, das Ross, das wir gehabt haben, ist kriegsdienstverpflichtet worden, die ganzen Mitarbeiter haben einrücken müssen.“ Zwei polnische Zwangsarbeiter und Maruschka, eine Zwangsarbeiterin aus der Ukraine, übernahmen die Arbeit. Zwischen 1943 bis 1945 half Maruschka der Mutter als Hausmädchen und kümmerte sich auch den Jüngsten. Nachkriegszeit Vom 2. auf 3. Mai 1945 hat noch die deutsche Wehrmacht im Sternen geschlafen, erzählt Helmut Wetzel. Schon eine Nacht später hat dann die französische Armee hier logiert. Das Gasthaus wurde zugesperrt und wandelte sich bis 1946 zur Herberge für ausgebombte Flüchtlinge aus der heutigen Bundesrepublik Deutschland sowie für zwei französische Offiziere und sechs Marokkaner. Im Hof wurde eine „Feldküche“ eingerichtet für die Besatzungssoldaten. „Du mußt dir vorstellen, 1953 sind alleine im ehemaligen Gasthaus Ochsen 32 Menschen gemeldet gewesen. Und so ist es in vielen Häusern gewesen, zum Beispiel die drei Häuser, die abgebrannt sind. Barbischs sind drinnen gewesen, fünf Leute in einem kleinen Haus. Irgangs –

Aufnahme aus der Jahrhunderwende: Rechts unten ist das damalige Schwimmbad zu sehen.


Schwimmbad Das Schwimmbad beim Gasthaus wurde 1886 von Peter Lutz, dem Vorgänger der Familie Wetzel, erbaut und verfügte über ein 20 mal 10 Meter großes und 2,3 Meter tiefes Becken, das von der Nafla gespeist wurde. Während des Krieges wurde ein Teil zerstört, aber die „Franzosen“ holten Arbeiter aus dem früheren RAD-Lager in Brederis. „Nazi-Größen, die da eingesperrt waren. Inhaftierte Direktoren aus kriegsrelevanten Fabriken haben heraufkommen und Wände abputzen müssen, sauber machen und zementieren.“ 1946 haben die Franzosen das Schwimmbad wieder eröffnet, zuerst nur für den eigenen Bedarf, dann für die Öffentlichkeit. Bis 1953 war es in Betrieb. Bis die Bezirkshauptmannschaft Feldkirch die Nutzung des Nafla-Wassers untersagte, erzählt Helmut Wetzel. „Wir haben dann einen Sommer lang Leitungswasser verwendet. Da ist 24 Stunden der Schlauch gelaufen, um das Bassin zu füllen. Und die Temperatur war 12 Grad höchstens.“ Zwischen 1900 und 1983 hat die Familie Wetzel im Sternen selbst Bier gebraut. Helmut Wetzel macht aber noch von Zeit zu Zeit einen „Brautag“, an dem

mit der Sudpfanne Bier „gesotten“ wird. Denn er brauche einfach den „Geschmack in der Nase“ und das Gefühl, „es noch zu können“.

Oral History Das Rankweiler Gemeindearchiv führt im Rahmen eines „OralHistory“-Projekts Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen durch. Im extRankweil werden die Inhalte dieser Gespräche auszugsweise veröffentlicht. Im Text wird versucht, den besonderen Charakter einer mündlichen Erzählung zu erhalten. Denn Erinnerungen und Lebensgeschichten sind nie vollständig und entstehen während des Erzählens immer wieder von Neuem. Die Veröffentlichung erfolgt mit dem Einverständnis und teils unter Mitwirkung der Interviewten und deren Familie.

Das Wasser des bis zu 2,30 Meter tiefen Schwimmbeckens wurde direkt aus der Nafla eingeleitet. Heute befindet sich an dieser Stelle der Gastgarten.

Geschichte in Rankwel 19

Josef und der Albert – sind auch etwa zwölf oder vierzehn gewesen. Und die Kinder natürlich, die Ältesten vielleicht Jahrgang ‘30, und die anderen halt alle so Jahrgang ‘30 ‘33 ‘37 und ‘38. Und dann hat man da draußen gekocht für 150 Mann und die „Gofa“ sind alle am Kartoffeln schälen gewesen für die Franzosen.“


Rankweil in alten bildern Teil 51 – BAu der St. Josef-Kirche

Geschichte in Rankweil 20

Am Sonntag, 8. September 1968 – vor genau 50 Jahren – wurde vom damaligen Bischof Bruno Wechner die in gut dreijähriger Bauzeit errichtete St. Josef-Kirche in der Hadeldorfstraße eingeweiht und unter das Patronat des Heiligen Josef gestellt. Dem Schutzpatron der Arbeiter, der christlichen Familie und der ganzen katholischen Kirche sollte in der Nähe des „Hauptheiligtums der Muttergottes“ auf dem Liebfrauenberg „eine würdige Stätte der Verehrung errichtet werden“. Hauptgrund für den von Pfarrer Anton Andergassen (1893-1976) veranlassten Kirchenbau war das starke Anwachsen der Pfarrgemeinde. Die Suche nach einem für alle Pfarrangehörigen leicht zugänglichen Standort wurde durch eine Schenkung der Schwestern Anna, Regina und Filomena Spadin erleichtert, großzügige Spenden und finanzielle Zuwendungen der öffentlichen Hand förderten den am 19. Juni 1965 in Angriff genommenen Kirchenbau. Rund zwei Drittel der Aufträge für den Bau der Kirche und das zwischen 1969 und 1970 errichtete Pfarrhaus wurden an Rankweiler Gewerbetreibende vergeben. Der Dornbirner Architekt Sepp Blenk legte dem Kirchenbauausschuss Mitte Dezember 1963 vier Entwürfe vor. Zwei davon kamen in die engere Wahl, wobei Projekt B ein Flachdach vorgesehen hatte. Am 4. März 1964 entschied sich der Ausschuss für Projekt A.

Das Reischmann-Haus an der Hadeldorfstraße musste dem Bau der neuen Pfarrkirche weichen.

Bei der feierlichen Grundsteinlegung durch Prälat Dr. Adolf Amann setzte der Obmann des Baukomitees, Dr. Gebhard Ritter, den Grundstein mit einer Urkunde in das Fundament ein.

Bischof Bruno Wechner nahm am 8. September 1968 die Kirchweihe vor, obwohl noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen waren.

Erste große Feierlichkeit in der neu erbauten St.-Josef-Kirche war die Priesterweihe von vier Vorarlberger Diakonen am 29. Juni 1969 – unter ihnen auch der langjährige Seelsorger der St. Peter-Kirche Valentin Thöny (1926-2014).

Nicht zuletzt aufgrund der Erkrankung des Dornbirner Architekten Sepp Blenk konnte der ohne Glocke konzipierte Kirchturm erst im Sommer 1969 fertiggestellt werden.


James Blunt: Das Alte Kino brachte im Juli den britischen Weltstar James Blunt zum Open Air nach Rankweil. Rund 6.000 Musikfans genossen die Festivalstimmung auf dem Marktplatz.

Hohentwiel: Im Juli feierten 130 Gäste das 30-jährige Jubiläum des Ferienprogramms „Rankweiler Sommer“ mit einer Schifffahrt auf der Hohentwiel.

Abenteuer Sportcamp: Über 180 Kinder nutzten in den Sommerferien die Gelegenheit, unverbindlich zahlreiche Sportarten auszuprobieren.

Running Alpschwein: Ein Erlebnis-Dinner der besonderen Art genossen rund

130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Laterns. Die Veranstalter organisierten eine kulinarische Wanderung vom Gapfohl-See über das Fürkele zur Alpe Saluver. Der Abschluss fand in der Falba-Stuba statt.

Canyoning: Die Offene Jugendarbeit Rankweil fuhr

mit Jugendlichen zum Canyoning in die Rapppenlochschlucht. Dieser Ausflug war ein Dankeschön an alle, die am Erasmus-Jugendaustausch mit Finnland mitgewirkt haben.


Er rollt und rollt und rollt und rollt 25 Jahre Landbus Oberes Rheintal: Nr. 1 im Vorderland!

meinbus.at


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