höre ich es symbolisch immer weiter?

Abschied nehmen wollen, wir hätten es nicht gelernt, aber wir könnten uns dann trauern im Nachhinein und in der Gewissheit, dass es darauf nicht mehr ankommt dann wären wir bereit, unsere Begrenztheit zu bezwingen und die Beziehungen zu den Orten, an denen wir nie waren, nicht zu vergessen
Wenn Orte, die ich nie besucht habe, verschwinden, empfinde ich die Trauer dann nur abstrakt? Höre ich dann das Zerbrechen von Eisblöcken –ich stelle es mir unerhört laut vor, wenn ich die Augen schließe und fest daran denke, dass es bald soweit gewesen sein würde, wenn das Krachen käme, denn wüsste ich den genauen Zeitpunkt, wann der Ort sich beendete, genau den Moment, in dem ein Weniger als der Schwellenwert da wäre und klar sein würde, retrospektiv, dass es vorbei gewesen das es war ich würde sicherlich eine Gänsehaut bekommen, meine eigene Sterblichkeit bedenken und mich vor Abwesenheiten fürchten, so schwer an der Vergänglichkeit, in dem Unerfüllten tragen, für den Rest des Tages, vielleicht, Termine absagen, weil es wäre soweit gewesen und jetzt nicht mehr anders möglich, dann wären, ja dann vielleicht Tränen, die mir maßlos vorkommen, ich war nie da gewesen, aber würde es nun auch nicht mehr, potentiell, rein hypothetisch, in Träumen, ich könnte nie mehr und das ist schon hart, andere waren da, da, da bin ich sicher, aber nicht genug eben, bitter wäre der Nachgeschmack schon mir würde heiß und kalt werden, was ich unpassend fände, es würde meine eigene Körperlichkeit so schäbig in den Mittelpunkt rücken, wobei es gerade heute darum nicht gehen darf, sondern um das Weite, das Andere, um das Land dazwischen und dahinter und das nicht mehr Umreißbare, das welches hinaus, vielleicht in die Luft hinein, wir atmen diese Luft doch weiter, dieser Gedanke könnte tröstlich sein, das wahrzunehmen, diesen neuen Belag aus Verlust, wenn etwas Nichts wird und trotzdem nicht verschwindet, das wäre das Mindeste an diesem Tag, den wir kennen würden, den wir bedacht hätten, zunächst allein, sorgfältig und später in unseren Gesprächen, sicherlich in Gebeten, manche in ihren Gesängen, was ich übertrieben fände, aber rührend, wir verstünden dann schon, wir würden das Datum in unsere Kalender eintragen, damit wir dann, wenn wir wüssten wie wir




Schlatenkees, Matrei in Osttirol Gletscher in der Venedigergruppe
im Messjahr 2021/2022 89,5 m zurückgegangen