Lwowski/Fischer/Gehrlein (Hrsg.), Das Recht der Kreditsicherung

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Zu beachtende Besonderheiten

Willenserklärung unterrichtet wird, wofür auch das in der Anlage 9 zum EGBGB vorgesehene Muster für die Widerrufsbelehrung verwendet werden kann. Auf die Maßgaben des § 355 Abs. 2 Satz 2 BGB kommt es insoweit nicht an (§§ 356d Satz 1, 514 Abs. 2 Satz 3 und 4, 515 BGB). Allerdings besteht ein Widerrufsrecht für unentgeltliche Darlehensverträge und unentgeltliche Finanzierungshilfen gemäß §§ 514 Abs. 2 Satz 2, 515 BGB nicht, wenn bereits ein Widerrufsrecht nach § 312g Abs. 1 BGB (Fernabsatz) besteht und ferner nicht bei Verträgen, die § 495 Abs. 2 Nr. 1 BGB (Rückzahlungsvereinbarungen) entsprechen.127 Im Rahmen des Vertragsabschlusses durch einen vollmachtlosen Vertreter beginnt die Frist erst mit Genehmigung des Verbrauchers nach § 177 BGB.128 Geht es um einen Schuldbeitritt des Verbrauchers oder eine (dreiseitige) Vertragsübernahme durch ihn, steht ihm ein Widerrufsrecht zu, so dass es auch einer entsprechenden Widerrufsinformation bedarf.129 (c) Widerrufserklärung und § 242 BGB Übt der Verbraucher sein Widerrufsrecht fristgerecht durch die Widerrufser- 26p klärung aus, ist er an seine Willenserklärung „nicht mehr“ (§ 355 Abs. 1 Satz 1 BGB) gebunden. Der Leasingvertrag kommt zwar zunächst wirksam zustande und würde das auch bleiben, wenn der Verbraucher die Widerrufsfrist verstreichen ließe. Aufgrund des fristgerechten Widerrufes schlägt die schwebende Wirksamkeit des Vertrages in eine endgültige Unwirksamkeit um. Die Erklärung des Widerrufs kann auch durch einen Vertreter erfolgen. In seiner Widerrufserklärung muss der Verbraucher zum Ausdruck bringen, dass 26q und von welchem Vertrag er sich lösen will (vgl. § 355 Abs. 1 Satz 3 BGB).130 Dabei braucht der Ausdruck „Widerruf“ nicht verwendet zu werden, ausreichend ist z. B., wenn der Verbraucher von „Rücktritt“ oder „Anfechtung“ spricht und damit sein Wille, sich von seiner Willenserklärung lösen zu wollen, hinreichend erkennbar wird (§ 133 BGB).131 Aus der Widerrufserklärung muss der Widerrufsberechtigte selbst erkennbar sein. Gemäß § 355 Abs. 1 Satz 4 BGB besteht keine Pflicht zur Begründung des Widerrufs. Der Widerruf ist als Gestaltungsrecht grundsätzlich bedingungsfeindlich und nach seinem Wirksamwerden unwiderruflich.132 127 128 129 130 131

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Dazu z.B. Schürnbrand, WM 2016, 1105 ff. BGH v. 10. 05. 1995 – VIII ZR 264/94 – BGHZ 129, 371, dazu Besprechung Emmerich, JuS 1995, 1132. Vgl. oben unter (1) (c) und (d). Fritsche, in: MünchKomm-BGB, 7. Aufl. 2016, § 355 Rn. 41; Grüneberg, in: Palandt, 76. Aufl. 2017, § 355 Rn. 5. BGH v. 12. 01. 2017 – I ZR 198/15 – WM 2017, 1120, 1123; BGH v. 02. 05. 2007 – XII ZR 109/04 – WM 2007, 1209, 1210; BGH v. 05. 02. 1997 – VIII ZR 14/96 – WM 1997, 1356; BGH v. 21. 10. 1992 – VIII ZR 143/91 – WM 1993, 416; OLG Köln v. 16. 03. 1994 – 26 U 30/93 – ZIP 1994, 776; Grüneberg, in: Palandt, 75. Aufl. 2016, § 355 Rn. 5; Kessal-Wulf, in: Staudinger-BGB, Neubearbeitung 2012, § 495 Rn. 50; Münstermann/ Hannes, Verbraucherkreditgesetz, 1991, Rn. 340; Peters, DZWir 1994, 353. Grüneberg, in: Palandt, 76. Aufl. 2017, § 355 Rn. 5; Fritsche, in: MünchKomm-BGB, 7. Aufl. 2016, § 355 Rn. 41.

Peters Aus: Lwowski/Fischer/Gehrlein (Hrsg.), Das Recht der Kreditsicherung, 10. Auflage © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2017

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