26 Gesellschaft
espresso Magazin, Dezember 2014
Britta Bayer und Gertrud Heggenstaller
Ministerpräsident Horst Seehofer mit Rita Schmidt (Ladies` Captain) und Frank Thonig (Geschäftsführer Wittelsbacher Golfclub)
Jutta Schleef und Ingrid Schmidbauer
Vom Ballbub zum Ministerpräsidenten Horst Seehofer beim Kamingespräch im Wittelsbacher Golfclub Das Feuer im Kamin knistert, der Ministerpräsident hat in einem bequemen Ledersessel Platz genommen und die Damen um ihn herum haben schon mal mit einem Prosecco auf den hohen Besuch angestoßen. „Wir hoffen, dass Sie sich in der extrem weiblich ausgeprägten Runde wohlfühlen“, meinte Rita Schmidt, Ladies` Captain, zu Beginn des Kamingesprächs im Wittelsbacher Golfclub. Dass sich Horst Seehofer ausgesprochen wohl fühlte, merkte man schon daran, dass er die angepeilte Gesprächszeit von 60 Minuten um einiges überzog. Aber wenn jemand wie er aus dem Nähkästchen plaudert, dann ist das ja auch ein ziemlich großes Nähkästchen. Und so erzählte er vom Papstbesuch, seiner Zeit als Ballbub im Donau Ruder Club und natürlich der Politik: Horst Seehofer beschrieb die Zusammenkünfte im Weinkeller des neuen Schlosses, erzählte von seiner plötzlichen Berufung zum CSU Ortsvorsitzenden und dem Wechsel im Rathaus: „Wir haben die Stadt politisch erobert, was vor allem auf den neuen Politikstil von Peter Schnell zurückzuführen war.“ Um die Macht der Medien wusste man dabei auch: „An dem Verleger Reissmüller vorbei konnte man eine Stadtratsliste nicht aufstellen,“ erklärte Seehofer, der 1980 erst-
mals in den Bundestag gewählt worden war. „Dann ist man Staatssekretär, Minister und dann wird man abgewählt.“ Bis heute hätten sich durchaus Freundschaften aus den Anfangstagen seiner Polit-Karriere erhalten, etwa mit Andreas Schleef, erklärte Horst Seehofer und er fügte hinzu: „In Spitzenpositionen ist es fast nicht möglich, Freundschaften zu entwickeln.“ Kohl und Strauß seien nicht einmal eine Zweckgemeinschaft gewesen, dafür habe sich sein anfänglich schwieriges Verhältnis zu Angela Merkel zu einem wirklichen Vertrauensverhältnis entwickelt („Bei der Kanzlerin am Sonntag Abend gibt’s das beste Essen!“). Mit Sigmar Gabriel funktioniere es auch ganz gut und eine Verstimmung zwischen Söder und Seehofer sei sowieso absoluter Käse. Skandale und Streitereien - für manch ein „Leitmedium“ anscheinend interessanter als eine sachliche Berichterstattung: „Wenn Sie Ministerpräsident und Parteivorsitzender sind, dann dürfen Sie auf die medialen Begleitumstände nicht emotional reagieren.“ Für ihn sei das Land und die Menschen der Maßstab seiner Politik, meinte Seehofer. Und er gab offen zu, dass er 2008 eigentlich nur Parteivorsitzender werden wollte: „Es