espresso Magazin März 2017

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Fotos: Melanie Arzenheimer

Von links nach rechts: Georg Ott, Simon Paleduhn, Jürgen Zollenkop, Jürgen Beyer, Alexander Sedlmayr, John Oéhm, Hans Schaller, Christian Wölfl, Dr. Dr. Christoph Hiendl, Albrecht Heuer, Dirk Skirde, Stephan Boos

Geheim? Nein! Aber verschwiegen... 300 Jahre Freimaurerei werden auch in Ingolstadt gefeiert Auf den ersten Blick scheinen sie ein wenig aus der Zeit gefallen, die Herren mit Zylinder, Frack und Abzeichen. Sie sprechen von einem „Tempel“ als ihrem Versammlungsort und erkennen einander an bestimmten Zeichen. Auch in Ingolstadt treffen sich regelmäßig Freimaurer zur „Tempelarbeit“, sie gehören der Loge „Theodor zur Festen Burg“ an und ihr „Hauptquartier“ befindet sich im Tor Heydeck, das einst zum gleichnamigen Festungsbau in Ingolstadt gehörte. Eigentlich ist die Ingolstädter Freimaurer-Loge (die wiederum innerhalb der „Großloge der Alten Freimaurer und Angenommenen Maurer von Deutschland“ A.F.u.A.M.v.D. organisiert ist) ein Import, denn sie wurde im Jahr 1804 von Carl Theodor Graf zu Pappenheim ebendort gegründet. Nach einer zwischenzeitlichen Auflösung der Loge und der anschließenden Wiederbelebung durch einen anderen Pappenheimer (nämlich Maximilian Graf zu Pappenheim) wurde die „Bauhütte“ 1996 nach Ingolstadt verlegt. Seit dem Jahr 2000 ist das Tor Heydeck das Zuhause der Herren (Frauen sind nicht zugelassen), die aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen stammen und auch hinsichtlich ihres Alters mehrere Generationen abdecken. Was sie eint, ist das Streben nach einem besseren, einem moralisch guten 80

Ich, einem toleranten Umgang miteinander, einer vorurteilsfreien Sicht der Dinge. Die Freimaurerei – eine Religion, eine Sekte? „In keinster Weise“, erklärt Christian Wölfl, „es ist eine sittliche Lebenshaltung.“ Die Grundgedanken der Französischen Revolution, also Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, leben in der Freimaurerei weiter. Doch ist Gedankengut, das 250 Jahre und mehr auf dem Buckel hat, noch zeitgemäß im Zeitalter von Social Media und Globalisierung? Auf jeden Fall, meinen die Brüder der Ingolstädter Loge. Gerade in unserer Ellenbogengesellschaft können die Freimaurer eine Vorbildfunktion einnehmen:

„Wenn überall so viel Toleranz herrschen würde wie bei uns, könnte jeder in Frieden leben“, erklären die Ingolstädter Logenmitglieder. Und doch: Bei all den ehrenwerten Zielen umweht die Freimaurer seit ihrer Gründung der Hauch des Geheimnisvollen, ja des Aufrührerischen. Das hängt natürlich mit den für frühere Zeiten revolutionären Gedanken zusammen, etwa von der Gleichheit aller Menschen (ein freimaurerisches Ideal, das z. B. in der amerika-


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