espresso Magazin September 2016

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espresso Magazin, September 2016

Fotos: Yvonne Münzberg

Ausbildung

Franz Rottenkolber mit seiner Anlage, dem „Braumeister“, der 50 l Bier herstellen kann.

Wenn Leidenschaft zum Beruf wird Ein 19-jähriger Ingolstädter und sein Traum von der eigenen Brauerei Wer Franz Rottenkolber zuhause besucht, dem wird immer zuerst ein Bier angeboten. Doch nicht irgendeines, nein, sondern sein selbst gebrautes Bier.Seit drei Jahren ist Brauen und alles, was Bier betrifft, die große Leidenschaft des 19-Jährigen. Angefangen hat er vor drei Jahren mit Kochtöpfen, Thermometer und Holzlöffel in der Küche seiner Eltern. Mehr oder weniger professionell, wie Franz selbst sagt. Seitdem hat sich viel geändert. Nach dem Abitur am Reuchlin-Gymnasium 2014 fing er eine Ausbildung zum Brauer bei AugustinerBräu in München an. Seitdem pendelt er von seinem Heimatort Ingolstadt in die Landeshauptstadt, um unter der Woche im großen Stil zu Brauen und in der Berufsschule die theoretischen Grundlagen zu lernen und am Wochenende im Keller seiner Eltern sein eigenes Bier herzustellen.

Wie bist Du auf die ungewöhnliche Idee gekommen, selber zu brauen? 64

Im Rahmen meiner Seminararbeit mit dem Überthema „Industrialisierung in Ingolstadt“ hatte meine Mutter mir erzählt, dass es früher irre viele Brauereien in Ingolstadt gab. Das hat schon mal mein Interesse geweckt, ich habe mich ein bisschen in die Brauereigeschichte unserer Stadt eingelesen und schließlich auch meine Arbeit über dieses Thema geschrieben. So richtig ging es mit meiner Präsentation über den Beruf des Brauers im P-Seminar los. Als ich dann schon Feuer und Flamme für dieses Handwerk war, fing ich 2013 schließlich an, selbst zu brauen. Mein erstes Bier habe ich an Freunde verschenkt und das kam so gut an, dass ich sogar kleine Spenden dafür bekommen habe – und dann habe ich weitergemacht. Vor ein paar Monaten habe ich mir eine Brauanlage geholt, die alles ganz genau macht. Die integrierte Steuereinheit lässt mich

alles einstellen und wenn am Ende ein Bier gut schmeckt, kann ich es genau so nochmal herstellen, das ging davor nicht. Es ist aber trotzdem viel Handarbeit dabei.

Alleine so etwas auf die Beine zu stellen, ist bestimmt schwierig. Wirst Du von Freunden und Familie unterstützt? Natürlich werde ich unterstützt. Von meinen Freunden hauptsächlich darin, dass sie mein Bier trinken und es loben, aber vor allem auch von meiner Familie. Meine Eltern und Geschwister helfen mir, Rohstoffe zu organisieren – mein Malz beziehe ich beispielsweise von Donaumalz in Neuburg, und die haben immer nur dann offen, wenn ich in der Arbeit bin. Das holen eben meine Eltern. Außerdem haben sie mir zwei Räume im Keller bereitgestellt und helfen mir sogar beim Brauen selbst.