36 Kultur
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espresso Magazin, August/September 2014
Prof. Dr. Marion Maria Ruisinger beim Betrachten eines Projektils, das Dr. Dieter Storz vom Bayerischen Armeemuseum mitgebracht hatte.
Momentaufnahmen eines Krieges Sonderausstellung im Medizinhistorischen Museum
Prof. Dr. Dierk Vorwerk und Prof. Klaus Riedel
Nach der Ausstellungseröffnung traf man sich im Anatomiegarten
„Wir waren fassungslos und neugierig“, so beschreibt Prof. Dr. Marion Maria Ruisinger, Direktorin des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt, eine ganz besondere Spurensuche. Angefangen hatte diese mit einem sehr schweren Album. Ganze 8,2 Kilo bringt es auf die Waage (nachgewogen in einer Ingolstädter Metzgerei). Das Album, das sich schon länger in der Sammlung des Museums befand, erwies sich als außergewöhnliches Dokument der Zeitgeschichte. Gewidmet einer „Herzogin Carl Theodor“ enthält es 81 Schicksale aus dem Ersten Weltkrieg – und zwar in Form von Röntgenbildern. Diese wurden in der Augenheilanstalt Carl Theodor in München angefertigt und waren mit den persönlichen Unterschriften der Soldaten versehen. Das Album ist in der Sonderausstellung „Spurensuche. Röntgenbilder aus dem Ersten Weltkrieg“ im Medizinhistorischen Museum zu sehen. Um bei dieser Spurensuche voran zu kommen, nahm das Team um die Museumsdirektorin die Augenklinik unter die Lupe, aus der die Aufnahmen stammen. Sie existiert immer noch in München und so machte sich deren Direktor Prof. Klaus Riedel auf den Weg nach Ingolstadt, um den Gästen der Ausstellungseröffnung die Geschichte der Klinik zu erläutern. Für die Ausstellung, deren optischer Mittelpunkt ein historischer Röntgenapparat ist, wurden auch die Lebensläufe der Soldaten - so weit es ging - ergänzt, rekonstruiert oder weiter verfolgt. „Was wir auf den Röntgenbildern nicht sehen, sind die Verstümmelungen und die seelischen Schäden,“ betonte Prof. Ruisinger. Die Bilder wurden im Übrigen von Prof. Dierk Vorwerk, Radiologe am Klinikum Ingolstadt noch einmal gesichtet. Zu jedem Patienten stellte der Röntgen-Fachmann eine Diagnose – hundert Jahre nach der Aufnahme! Mehr Informationen zur Sonderausstellung auf der Homepage des Museums unter www.dmm-ingolstadt.de