Dass man eine Kapelle auf dem eigenen Grundstück stehen hat, kommt hierzulande durchaus vor. Aber eine ganze Kirche im eigenen „Garten“? Bei Familie von Beck-Peccoz ist genau das der Fall. Schließlich war das Schloss in Kühbach, das sie bewohnen, einst ein Kloster. Die Gründungsurkunde stammt aus dem Jahr 1011, bis zur Säkularisation waren hier Benediktinerinnen zuhause (Die Klosterkirche St. Magnus ist bis heute als Pfarrkirche in Betrieb.)
Großes Bild: Gwendolyn von Beck-Peccoz im einzig erhaltenen Teil des Kreuzgangs Unten: Umberto Freiherr von Beck-Peccoz und Gwendolyn Freifrau von Beck-Peccoz
Im 19. Jahrhundert wechselte das Klostergut mehrmals die Besitzer, bis es 1862 Herzog Maximilian in Bayern (der Vater der berühmten Sisi) an Joseph Anton Freiherr von Beck-Peccoz verkaufte. Heute wohnen dort Umberto Freiherr von Beck-Peccoz und seine Frau Gewndolyn Freifrau von Beck-Peccoz mit ihren Kindern Cedric und Amédée. „Unsere Söhne sind die erste Generation, die von Geburt an hier in Kühbach wohnt“, erklärt Umberto Freiherr von Beck-Peccoz, der mit seinen Kindern übrigens ausschließlich italienisch spricht. Der Jurist und Rechtsanwalt leitet zusammen mit seiner Frau, die Betriebswirtschaft studiert hat und viele Jahre für McKinsey weltweit im Einsatz war, das Familienunternehmen. Ein Dream-Team: „Wir sind ein Gutsbetrieb im traditionellen Sinn“, betont er. Die Brauerei ist dabei sicherlich der bekannteste Betriebsteil, aber auch eine Landwirtschaft und ein Forst gehören zum Schlossgut. 2005 begann hier eine neue Zeitrechnung: „Unsere persönliche Energiewende hat zweieinhalb Jahre gedauert“, resümiert der Freiherr. Das gesamte Schlossgut wurde auf erneuerbare Energien umgestellt, außerdem wird ein Großteil des Ortes Kühbach mit der „hoheitlichen Energie“ versorgt. Einfach alles so lassen wie es ist, das kommt nicht in Frage. Und so wird auch am Schloss stetig gearbeitet.
„ES IST SEHR SPANNEND, ETWAS WIEDERZUERWECKEN“ Gerade erst ist der ehemalige Schweinestall zu einem herrlichen Jagdzimmer umgestaltet worden. Inmitten des historischen Gewölbes laden der Freiherr und seine Frau nun unter anderem zu Weinproben ein. Ein edler Tropfen kann sie absolut begeistern, ein eigener Weinhandel gehört mittlerweile auch zum Unternehmen. „Es ist sehr spannend, etwas wiederzuerwecken“, meint Gwendolyn von Beck-Peccoz im Hinblick auf die alten Gemäuer, die Gänge, Winkel und Ecken des Schlosses. Die Größe des Hauses ersetzt dabei das Sportprogramm: „Ich brauche zum Mülleimer 300 Meter!“ Bewohnt wird von ihrer Familie und den Eltern des Freiherrn der Ostflügel des Gebäudekomplexes, Räume wie der große 1888 erbaute Festsaal werden ausschließlich für festliche Anlässe oder Betriebsfeiern genutzt. Ein Schloss samt Gutsbetrieb ist eine Lebensaufgabe. 81